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K.E.E. Ein bisschen Apokalypse 07

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„Ich bin bereit, wenn du möchtest."

Sie blieb in ihrer Haltung und schien mit ihren Gedanken beschäftigt zu sein. Maximilian ärgerte sich sehr, dass er so egoistisch mit ihr umging und sie mittlerweile als selbstverständliches Mittel zum Zweck sah. Von daher hatte sie schon Recht, wenn ihm dieses auch zuvor nicht bewusst geworden war.

„Weißt du was mich verunsichert, Max?" Flüsterte sie schließlich.

Er blickte zu ihr auf und verneinte.

„Ich kann nicht erkennen, wann du lügst. Vielleicht ist das ein Segen, vielleicht auch ein Fluch. Ich weiß es nicht."

Maximilian dachte sofort an den Japaner bei ihren Worten. Auch dieses Detail schien ihre Ahnung immer mehr zur Gewissheit werden zu lassen.

Er ging vor ihr in die Knie, wie sie es zuvor für ihn getan hatte, berührte sanft mit seinen Lippen die Porenhaut ihres mächtigen Schenkels und strich sanft mit ihrer Zunge über sie hinweg. Ein gewaltiger Seufzer löste sich aus ihren Mund, gefolgt von Flüssigkeit, die aus ihrem Geschlecht heraus rann. Es brauchte so wenig von ihm, um sie glücklich zu machen. Langsam küsste er sich die Innenseite ihres Oberschenkels entlang, suchte in ihren Schoß nach der für ihn nicht sichtbaren Spalte, fühlte sie aber dann umso deutlicher. Ihre Feuchtigkeit quoll ihm entgegen, als er seinen Mund an ihr Geschlecht presste.

Wieder war es der dringend benötigte Reset für Wanda. Ihre Gedanken verselbstständigten sich nicht mehr, ihre Ängste und Sorgen verloren sich und eine tiefgreifende Zufriedenheit breitete sich in ihr aus. Der Moment gehörte ihr und Maximilian ganz allein und das war es letzten Endes, worauf es ihr ankam. Sie als Mensch verband sich mit einem anderen Menschen, keine Maschine, keine künstliche Intelligenz.

Behutsam löste sie seinen Kopf aus ihrem Schoß, half ihm auf und spreizte für ihn ihre Beine. Sofort war er bei ihr, sie fühlte kurz das Reiben seiner Eichel, dann nahm ihre Scheide das Ersehnte in sich auf. Maximilian mühte sich redlich und zögerte den Zeitpunkt des Kommens für sie immer weiter hinaus. Für Wanda was es ein intensives und aufladendes Gefühl, wie ein tiefsitzender Hunger oder Durst der endlich gesättigt oder gestillt wurde.

Nach einer langen Periode des Glücks sank Maximilian über ihren Bauch zusammen, vergrub seinen Kopf zwischen ihren Brüsten und sog mit tiefen Zügen die Luft in seine Lunge. Auch er konnte in diesem Moment die Welt dort draußen vergessen, eine Welt, die seine war, in der er sich aber nicht mehr zurechtfinden konnte.

27 Die Siedlung

Justin hielt sich den anderen gegenüber zurück. Vor allem den Siedler begegnete er mit viel Misstrauen. Hatte er Angst, dass ihn jemand erkennen könnte? Weder Manuel, noch Wanda oder Maximilian hatte die Menschen darüber informiert, wer da eigentlich hinter dem kleinen Mann steckte, der so unverhofft zu ihnen gestoßen war.

So wich er Fragen aus, suchte sie mit Gegenfragen zu negieren und spann seine eigene Wahrheit, aus Furcht vor Wanda, die ihm klar angedroht hatte, was passieren würde, wenn er log oder Verrat an ihnen übte.

Die Siedler hatten sich bisher gut eingefügt. Sie halfen Maximilian beim Anbau der ersten Pflanzen und trugen weitere zusammen, die man in die Erde einbringen wollte. Drei der Männer rissen eine Zwischenwand im Heizungskeller ein, um mit den gewonnenen Ziegeln einen provisorischen Schmiedeofen zu bauen, was von Maximilian mit einiger Skepsis verfolgt wurde. Konnten diese Steine wirklich einer hohen Temperatur standhalten?

Die Frauen suchten Früchte und essbare Pflanzen zusammen, vor allem Brennnesseln, die praktischerweise überall zahlreich wuchsen. Aber auch andere Pflanzen wurden für geeignet befunden, die meisten davon kannte Maximilian nicht, erwiesen sich aber als nahrhaft, wenn sie auch alles andere als gut schmeckten. Überhaupt galt es für ihn die alten Vorstellungen, was Geschmack und Konsum betraf, über Bord zu werfen und in dieser Steinzeit wieder neu anzufangen.

Das galt leider auch für Gevatter Tod. Aus der Gruppe der Siedler war überraschend eine ältere Frau gestorben, um die dreißig Jahre alt. Sie hatte zwei Kinder hinterlassen, die beide noch unter Schock standen. Das Mädchen war gerade einmal neun, der Junge zwölf Jahre alt. Wanda hatte die Szene sehr mitgenommen. Sie verstand sich zwar gut darauf Wunden zu versorgen, aber nicht Krankheiten zu diagnostizieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Verdammt sie hatten ja nicht einmal eine Kopfschmerztablette.

Am nächsten Tag wurde die Verstorbene an einem abgelegenen Ort von Wanda und zwei Siedlern beerdigt. Die drei fertigten für sie ein einfaches Kreuz und wollte den Kindern am nächsten Tag das Grab ihrer Mutter zeigen, sofern sie es denn sehen wollten.

Die Besucher hielten zu den Siedlern Abstand, gingen ihrer Wege, in dem sie tagsüber durch den Busch streiften und erst am Abend wieder auftauchten, um bei Wanda und Maximilian Schutz zu suchen. Die Siedler beäugten sie misstrauisch, doch trauten sie sich nicht offene Feindschaft zu zeigen. Selbst dann nicht, als Maks mit zweien ihrer Kinder zu spielen begann.

Maximilian versuchte so viel wie nur möglich von den Siedlern zu lernen, packte mit an, wenn er konnte, oder sah ihnen bei ihrer Arbeit zu, um sich Skizzen und Anleitungen zu fertigen. Gerade beobachtete er, wie drei junge Frauen Hanf schnitten, dessen Stängel von den Blättern befreiten und zum Trocknen in die Sonne legten. Nach Wochen konnte man die Stiele dann entkernen und die Fasern gewinnen, die man benötigte, um daraus Fäden zu spinnen. Das geschah mit zwei einfachen Geräten, von denen er aufwendige Zeichnungen aufs Papier brachte.

„Woher könnt ihr das?" Fragte er voller Staunen.

Die noch sehr jungen Mädchen kicherten und erzählten ihm von einem größeren Ort, wo viele Menschen in der Zone gesiedelt hatten. Ein altes Stadion, wo früher Fußball gespielt wurde, wie man aus den Geschichten wusste.

„Ihr meint den Signal Iduna Park!?" Drang es freudig aus Maximilian heraus.

Die Frauen blickten erst ihn und sich dann gegenseitig verwundert an, verneinten seine Frage und meinten etwas von Schalke gehört zu haben.

Maximilian stöhnte auf. Nicht einmal ein Atomkrieg konnte ...

„Hast du was gegen Schalke?" Fragte Wanda, die sich zu ihm hocken wollte.

„Hallo? Na klar! Ich bin Dortmunder."

Wanda verdrehte ihre Augen. „Na und? Ich bin auch eine Dortmunderin und trotzdem blauweiß. Die hatten gute Leute in der Mannschaft und ich fand es viel spannender ihren Kampf in der Liga zu verfolgen, als den von Bayern oder der Borussia."

Maximilian stand auf, blickte verächtlich zu Wanda herunter und tat so, als ob er wütend davon stapfen wollte.

„Mit einer Schalkerin teile ich meinen Sitzboden nicht."

Wanda lachte, hielt ihn an seiner Jacke fest und zog ihn wieder zu sich heran. Die jungen Frauen lächelten, verstanden aber nicht, was das Ganze sollte.

„Wie groß war denn der Ort Schalke." Wollte Wanda wissen.

„Mehrere tausend Menschen groß. Nach dem Krieg wurden dort Katastrophenunterkünfte eingerichtet und es gab auch Soldaten, die das Stadion bewacht haben. Über Notschulen wurde Unterricht angeboten und es gab sogar ein kleines Krankenhaus sowie einen Markt und Kino. Wir haben noch alle die alte Sprache gesprochen, neben Lesen und Schreiben auch das Überleben in der Ödnis gelernt und welche Pflanzen und Früchte an welchen Plätzen man essen konnte und welche giftig waren oder an Orten wuchsen, die man unbedingt meiden sollte."

„Die älteste der jungen Frauen konnte sich noch gut an die Hochzeit ihrer Schwester erinnern. Viele aus der Gegend waren gekommen, auch von den Höfen und Weilern der Umgebung. Es war nicht die einzige Heirat gewesen, auch fünf andere Paare wollten den Bund fürs Leben schließen. Der Bund hatte gehalten, zwei Monate ungefähr."

Maximilian atmete tief durch. Er traute sich gar nicht fragen.

„Die Horde hat viermal versucht anzugreifen und viermal haben wir sie zurückgeschlagen. Sogar wir Kinder haben Steine auf sie geworfen, oder mit Lanzen nach ihnen gestochen. Soldaten gab es nur noch zwei und beide waren alt und träge geworden. Doch Krieger waren wir mittlerweile alle und so haben wir es den Arschlöchern richtig gegeben."

„Warum habt ihr dann das Stadion verlassen?" Fragte Wanda das Mädchen.

„Sie kamen in der darauffolgenden Nacht ein letztes Mal und wurden dabei von einem seltsamen Ungeheuer begleitet. Es stieß blauen Rauch aus, hatte vier strahlendweiße Augen und eine Nase die Feuer und Tod spucken konnte. Bernard hatte schon einmal eines davon in der Alten Welt gesehen, ich habe vergessen, wie er es genannt hatte."

„Panzer?"

„Die Augen des Mädchens weiteten sich und es nickte voller Verwunderung. „Ja! Du hast Recht."

Maximilian schien beunruhigt. Dass die Horde noch solche funktionierenden Kampfmaschinen besaß, verhieß nichts Gutes für sie.

„Das Stadion wurde zerstört?"

Die Mädchen schüttelten den Kopf.

„Nein. Das Monster ist nur durch das Tor gebrochen, wir haben uns auf die oberen Tribünen zurückgezogen und von dort aus weitergekämpft. Die Hordenmänner hatten große Verluste und zogen sich dann endgültig zurück, nachdem sie alle Hütten, Lager und Läden niedergebrannt und verwüstet hatten. Schalke war nach den Kämpfen kein sicherer Ort mehr für uns und jeder der den Kampf überlebt hatte, suchte nach eigenen Möglichkeiten um irgendwie über die Runden zu kommen. Die meisten von uns sind noch in der Nacht aufgebrochen und haben versucht so viel Weg wie möglich zwischen sich und der Stadt zu bringen."

„Wo habt ihr euch angesiedelt?"

Die Mädchen erzählten ihm von einem Versteck in einem großen Wald. Es gab einen Bachlauf dort, Tiere und Pflanzen, sowie einige Ansiedlungen weiter entfernt, mit denen man Handel treiben konnte.

„Radsköpfe?" Fragte Wanda zornig.

Die Mädchen blickten einander an und schwiegen. Nur eine traute sich schließlich, der Maschinenfrau Recht zu geben.

„Auch, ja."

Wanda konnte nur mit Mühe ihren Zorn bändigen.

„Hat man euch wieder überfallen?" Fragte Max, um die Stimmung wieder zu heben.

Die Älteste schüttelte ihren breiten Schädel, der nur spärlichen Haarwuchs aufwies und zu einem strengen Zopf geflochten worden war. „Man hat unsere Siedlung an die Horde verraten, danach aber den Anstand besessen uns zu warnen. Das passiert leider öfters und im Angesicht von Tod und Schlimmeren, löst sich jede Zunge. Zwei Jahre Arbeit und wir standen wieder vor dem Nichts."

Maximilian blickte den schlanken Mädchen in ihre Gesichter. Wenn er an früher dachte, erinnerte sich an junge Frauen, die in ihrem Alter durch die Modegeschäfte flanierten, im Internet nach Stylingtipps suchten und Bilder von sich machten, um sie im Netz oder Communitys zu veröffentlichen. Auch damals hatte man schon früh an Sex gedacht und ihn auch praktiziert, wie er wusste, aber zumindest in seinem Bekanntenkreis hatte es keine frühen Schwangerschaften gegeben. Ganz im Gegenteil, man hatte sich akribisch davor zu schützen gesucht.

Ungeschminkt, verfilzte Haare und schon etliche Zahnlücken, boten diese Mädchen ihm alles andere als einen attraktiven Anblick. Zwei von ihnen hatten schon geboren und das, obwohl sie selbst noch halbe Kinder waren. Man kämpfte gegen den Tod, da hatten moralische Bedenken und Altersbeschränkungen aus der Vorkriegszeit keinen Wert mehr. Mit dem ersten Blut wurden die Mädchen genommen und die Kinder in der Gruppe aufgezogen, wenn sie denn lebend zur Welt kamen. Bertram hatte ihm erzählt, dass viele von ihnen bei der Geburt starben und es aus seiner Sicht wenig brachte, die noch so jungen Körper mit solch einer Aufgabe zu belasten. Doch auf der anderen Seite waren ihre Körper durch die Umwelt noch nicht so geschädigt und die Chancen auf ein gesundes Kind erfahrungsgemäß höher.

Wanda konnte nur mit den Kopf schütteln. Je mehr sie über diese Welt lernte, desto mehr verabscheute sie diese.

„Wenn ich höre, dass einer der Männer eines der Mädchen berührt um sie ..."

Maximilian fand das zu einfach gedacht, aber Wanda war Willens, diese Regel durchzusetzen.

„Wer meinen Schutz genießen möchte, wird mir diesen Gefallen erweisen. Wer denkt, er kann sich über meinen Wunsch hinwegsetzen ..." Sie fuhr demonstrativ ihre Klingen aus, woraufhin die Mädchen vor ihr zurück schraken."

Maximilian versuchte sie zu beruhigen.

„Sie meint es ernst, also erzählt euren Männern davon. Mädchen werden nicht gegen ihren Willen genommen und auch nicht in dieser Richtung genötigt. Sollten sie selbst den Wunsch verspüren, sollten sie vorher mit Wanda darüber sprechen."

Wanda blickte Maximilian erstaunt an.

„Mit mir?"

„Deine Regel, dein Vollzug. Schließlich bist du hier Legislative, Judikative und Exekutive in einem."

Wanda stand auf. Sie hatte eigentlich einen ruhigen Abend bei einem netten Gespräch verbringen wollen, doch hatte dieses wieder einen Verlauf genommen, der ihr alles andere als Recht war. Egal wie sie es drehte und wendete, sie schien immer diejenige zu sein, die letzten Endes verlor.

„Ich habe Angst vor ihr." Stellte die Jüngste der Frauen fest. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen hatte sie noch fast vollständige Zähne und ein Gesicht, in dem man noch etwas von ihrer Jugend erahnen konnte.

„Wanda ist ein lieber Mensch. Das, was uns verteidigt, ist etwas anderes, dass nur sie in der Lage ist zu kontrollieren."

„Ist sie von einem bösen Geist besessen?" Fragte die Älteste.

Maximilian lachte über diese abergläubische Vorstellung.

„Na ja, vielleicht kann man es so nennen. Aber ob der Geist böse ist? Bisher habe ich es nicht erlebt, dass sein Zorn die Falschen getroffen hätte."

„Bist du wirklich älter als Bertram?" Wollte die Mittlere von ihm wissen.

„Ja. Mehr als zehn Jahre. Ich bin schon bei Kriegsausbruch über zwanzig Jahre alt gewesen."

Die Mädchen staunten. Selbst in den Oststädten, die in den Bergen lagen, wurden die wenigsten Menschen über sechzig Jahre alt.

„Sind deine Zähne echt?" Fragte die Jüngste leise.

Maximilian lachte, biss seine Zähne aufeinander und zeigte seine weißen Zahnreihen.

„Alle noch da. Ich putze sie aber auch wie bescheuert."

Die Älteste fragte nach seiner Haut und wollte ihn unbedingt dort berühren. Auch das ließ Maximilian zu, wenn auch mit einiger Verwunderung.

„Hast du eine Frau?" Fragte die Siedlerin ihn schließlich.

Maximilian blickte zu Wanda rüber, die nicht von ungefähr in diesem Moment ihren Blick auf ihn richtete. Sie hörte alles, da machte er sich keine Illusionen.

„Ja. Sie steht dort drüben und ist kaum zu übersehen."

Die drei Frauen starrten die Riesin an und wollten es nicht glauben.

„Du hast sie nackt gesehen?"

Maximilian lachte schallend.

„Ja, so wie ihr auch. Das, was ihr seht, gehört doch zu ihr. Das ist ihre Haut."

Die Mädchen schienen ihm nicht zu glauben, doch ihr Respekt ihm gegenüber verbot ihnen die Widerworte. So war es schließlich die Älteste, die sich zu einer letzten Frage anschickte.

„Habt ihr Kinder?"

Wanda hatte das Gespräch weiter verfolgt, wendete sich jetzt aber ab und ging zurück zum Gebäude. Maximilian konnte sich vorstellen, wie ihr zumute war, dieses dumme Ding hatte genau ihren wunden Punkt getroffen.

„So! Ich gehe jetzt mal nach unseren Besuchern schauen. Hoffentlich sind alle zurück."

Die Mädchen nickten, gingen aber auf die Rads nicht weiter ein, es sei denn, man fragte direkt nach ihnen. Maximilian machte sich keine Illusionen. Die alten Meinungen und Vorstellung hatten sich keineswegs geändert und jeder dieser verkrüppelten Menschen war in ihren Augen nichts anderes als ein wandelnder Sack voller Getreide, Früchte oder eine Waffe nebst Munition.

Grund zur Hoffnung bot in dieser Hinsicht nur Manuel. Er hatte Nies das Leben genommen, also trug er den Kleinen Soks auf seinen Rücken durch die Gegend. Maks hatte noch immer Angst vor ihm, aber der Radsjunge mit den fehlenden Beinen, schien mittlerweile mit ihm Freundschaft geschlossen zu haben. So gingen sie gemeinsam auf die Jagd, pflückten Beeren und Früchte, sammelten zusammen Holz für die Feuerstelle oder suchten die Umgebung nach Schrott ab. Dabei konnte Manuel durchaus auf die zwei zusätzlichen Hände zählen, wenn auch das Gewicht des kleinen Rads dessen Hilfe wieder zum großen Teil zunichtemachte.

Jetzt stellte er sein Gewehr sorgsam in die Ecke, schnallte die Koppel mit den Munitionstaschen, seinem Messer und Beutel ab und hob dann vorsichtig seinen neuen Freund vom Rücken herunter. Der Kleine robbte sofort zu Wanda und Maximilian hinüber, zupfte an dem Hemd des Letzteren und streckte seine Arme aus, um von ihm auf dessen Schoß gezogen zu werden.

Vielleicht war es ihm geschuldet, dass Wanda sich wieder beruhigt, mit ihren Unterarm über die Augen wischte und sich schließlich weit genug fing, um dem Jungen ein Lächeln zu schenken. Der hatte mittlerweile keine Angst mehr vor der Kriegerin und traute sich sogar, das eine oder andere Wort mit ihr zu wechseln.

Justin indessen saß in einer dunklen Ecke, sprach kein Wort und kaute an einem Stück Fleisch, dass man gebraten hatte. Kurz beantwortete er Maximilians Fragen, wenn dieser ihm welche stellte, blickte danach demonstrativ Wanda ins Gesicht und ging ansonsten seiner Arbeit nach, die man ihm aufgetragen hatte. Und davon gab es reichlich. So rieb er sich jetzt vorsichtig mit den Fingerspitzen über die Blasen an Fingern und Handflächen und tat sich schwer seinen Hass auf diese Opfer hier zu verstecken. Sie alle wären längst tot, wenn dieses komische Gebilde dort drüben nicht hier hausen würde.

„Geht es dir gut, Justin?"

Der Zwerg merkte auf und blickte verstohlen zu Wanda hinüber. Auch die Besucher richteten ihre Blicke auf ihn, zogen Maks in ihre Mitte und schienen zu spüren, dass sich die Stimmung im Raum grundlegend verändert hatte.

Maximilian wandte sich zu dem Zwerg um und blickte misstrauisch zu ihm rüber. Wenn Wanda diesen Mann angesprochen hatte, musste es auch einen Grund dafür geben.

„Mir geht es gut. Danke der Nachfrage." Der letzte Satz hat schnippisch geklungen und einzig seine Erinnerung an vergangene Plagen, half ihm dabei die Lüge vor Wanda zu verstecken.

„Da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher, Justin." Antwortete Wanda mit deutlich dunkler gewordener Stimme.

„Wenn ich dem Kee auftrage, dich zu prüfen, wirst du mir rot dargestellt."

Der kleine Mann erhob sich, zeigte Courage und kam geradewegs auf Wanda zugelaufen.

„Weißt du eigentlich, wie scheißegal mir das ist? Fahre ruhig deine Klingen aus, schneide mir damit durch den Hals und ich habe es endlich hinter mir. Alles was ich hatte, ist dahin, mein Leben vorbei. Hier bei euch zu hocken und dabei zuzusehen wie ihr um euer erbärmliches Leben kämpft, langweilt mich zu Tode. Machs schnell und ich habe meinen Frieden."

Wanda schien für einen Moment unsicher zu sein, wie sie auf diese gänzlich unerwartete Reaktion antworten sollte und sah zu Maximilian rüber, der den Ausbruch des kleinen Mannes nachdenklich verfolgt hatte.

„Ich habe vielleicht eine Aufgabe für dich. Solltest du alles richtig machen, bekommst du einen Anteil. Hintergehst du uns, hilft Wanda dir gerne dabei, deinen Wunsch wahrwerden zu lassen."

Die Augen des Kleinwüchsigen funkelten zu ihm herüber. Er schien keine großen Erwartungen mit Maximilians Vorschlag zu verknüpfen.

„Und was für eine Aufgabe wäre das?"

Maximilian hatte lange darüber nachgedacht, wie er mit den Mendas in Kontakt treten könnte und hier schien sich ihm eine Möglichkeit aufzuzeigen.

„Geh zu den Mendas und frage sie, was sie uns für die Köpfe bieten wollen. Sag ihnen, dass, wenn der Preis stimmt, wir ihnen auch gerne die restlichen Häupter der Horde bringen werden."

Justin offenbarte ihm sein Staunen.

„Du willst auf die Horde Jagd machen?"

Maximilian nickte.

„Warum nicht? Sie mögen gute Jäger sein, aber sind sie auch gutes Wild? Ich würde das gerne ausprobieren und Wanda hat sicher nichts dagegen, die Welt von diesem Übel zu befreien. Schließlich wurde sie ja dafür gemacht, nicht wahr?"