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K.E.E. Ein bisschen Apokalypse 08

Geschichte Info
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11k Wörter
4.62
8.6k
1

Teil 8 der 12 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 04/03/2020
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29 Der Hinterhalt

Für Maximilian vergingen die Tage wie im Flug. Überall gab es für ihn etwas zu erledigen. Zusammen mit den Männern dichtete er die wichtigsten Räume des Komplexes ab, baute mit ihnen zusammen weiter an der Schmiedeesse, schaufelte eine Latrine hinter dem Haus und wollte eine Möglichkeit finden, unbelastetes Wasser zu fördern, ohne das Wanda dieses erst für sie holen musste. Sein Wasserfilter hatte sich leider als unwirksam erwiesen, verstopfte ständig und war eine Fehlkonstruktion. Also würden sie einen Brunnen graben müssen, und prüfen wie es um das Grundwasser stand.

Seine Freundin hatte ihm von der Stadt im Osten erzählt, zu der sie Justin gebracht hatte. Auch von ihrem kleinen Gefecht mit den Soldatinnen des Kontrollpunktes berichtete sie ihm. Der Ausflug kam für Wanda einer Reise in ihre Erinnerung gleich. Alles sah neu und gepflegt aus, so als ob man aus der Hölle heraus das Paradies betreten hat.

„Ihre Uniformen waren gebügelt und gestärkt. Kannst du dir das vorstellen?" Maximilian schmunzelte. Ihre Exkursion war nun schon Tage her und dennoch beschäftigte deren Eindrücke Wanda immer noch. Wieder stand sie in ihren Gedanken versunken bei ihm und schien ihm dabei völlig abwesend zu sein.

Wie schön es sich anfühlen musste, als normaler Mensch in solch einer Welt leben zu dürfen, dachte sich Wanda. Stattdessen wurde sie hier als Abriss-, Transport- und Hebewerkzeug missbraucht, durfte auf Patrouille gehen und sich die Sorgen und Ängste der Siedler anhören, die immer wieder ihre grauenvollen Erlebnisse repetierten und ihr versicherten, wie dankbar sie für diesen sicheren Hort waren. Vielleicht nett gemeint, aber sie konnte es einfach nicht mehr hören.

Wanda blickte einer der Frauen mürrisch nach, die sie im Vorbeigehen respektvoll gegrüßt hatte, erwiderte aber deren Geste nicht. Dieses Weibsbild hatte gestern mit ihrem Freund an der Feuerstelle gestanden und sich mit ihm zwei Stunden lang unterhalten. Dabei hatte sie ihm ihre Hand auf die Schulter gelegt, seinen Rücken getätschelt und wie zufällig seinen Po gestreift. Ein Versehen! Natürlich!

Am liebsten wäre sie an die beiden herangetreten, hätte die Alte an ihren Haaren gepackt und sie dreimal über ihren Kopf im Kreis geschleudert, um sie ähnlich einem Lasso in hohem Bogen Richtung Busch zu werfen. Genau in die Richtung, aus der sie gekommen war. Wären sie doch nur mit den Besuchern allein geblieben. Es hätte so friedlich sein können. Stattdessen hatte sie schon zwei Konflikte unter den Menschen schlichten müssen, davon einen unter Androhung von Gewalt.

„Was ist los, Süße? Geht es dir nicht gut?"

Wanda winkte ab. Maximilian ging in der Gruppe völlig auf, stürzte sich in seine Arbeit und mühte sich redlich. Überall packte er mit an, spendete Trost, wenn ihn jemand nötig hatte, riss Witze und machte für die Kinder Faxen, um sich an ihren Lachen zu erfreuen. Auch hielt er Rat mit den Männern und Frauen und machte sich Notizen darüber, was man in der nächsten Zeit in Angriff nehmen wollte. Wahrscheinlich würde er überhaupt nicht verstehen, wo ihr Problem lag.

„Ich gehöre einfach nicht dazu, das ärgert mich."

Maximilian blickte mit betrübter Miene zu ihr auf.

„Aber wie kommst du darauf? Die Leute schätzen dich und sagen dir doch immer wieder, wie großartig sie das finden, was du für uns alle leistest. Mera hat mir erzählt, dass sie ihr nächstes Kind Wanda nennen möchte. Du bist so eine Art Schutzgöttin für sie, wie sie mir erklärt hat. Macht dich das denn nicht stolz?"

„Mich würde es stolz machen, wenn sie nicht ihre Tochter von Maks weggezogen hätte, als sie miteinander gespielt haben. Angeblich wollte sie bei ihr nach Läusen suchen, aber wir wissen es beide besser denke ich. Ich habe jedenfalls gespürt, dass sie in diesem Moment gelogen hat.

Maximilian sah sichtlich bestürzt zu ihr auf. Er vergas immer wieder, dass Wanda bis zu einem gewissen Grad in die Köpfe der Menschen hineinblicken konnte. Würde ihn solch eine Fähigkeit nicht auch wahnsinnig werden lassen? Wem sollte man noch vertrauen?

„Lügt Manuel?"

Wanda verneinte.

„Bertram und einige andere auch nicht. Aber die Mehrzahl von ihnen sind falsche Schlangen. Und die meisten ihrer Geschichten ausgedacht und erlogen. Ich würde am liebsten mit den Besuchern zu Iga in den Wald ziehen. Bei denen muss man sich über so etwas keine Sorgen machen."

„Es sind halt Menschen, Wanda. Und ihr Leben eine einzige Komödie oder Tragödie, je nachdem. Verurteile sie nicht so hart, denn Lügen kann auch der Versuch sein, sich zu schützen, verstehst du? Vielleicht wollte sie wirklich nicht, dass ihre Tochter mit Maks spielt, aber das liegt an dem Bild, welches sie in ihrem Kopf hat, verstehst du? Man hat es ihr jahrelang eingetrichtert. Es dauert halt, bis neue Eindrücke dieses alte Bild überlagern und wir helfen ihnen dabei."

„Ich habe gehört, wie einer der Männer dich gestern gefragt hat, ob wir unsere Nahrungsmittel im Winter mit den Rads teilen werden."

„Und ich habe ‚ja' gesagt."

„Und er sagte, nachdem du gegangen warst, dass er es nicht einsehen wolle, diesen Viechern Essen zu geben, wenn diese es sich nicht verdient haben. Aus seiner Sicht sind sie nutzlos, Max. Sie arbeiten nicht und Fressen und Faulenzen den ganzen Tag."

Sie zeigte ihre Wut immer deutlicher.

„Und mit diesen Leuten willst du weiter zusammenleben? Was wenn du irgendwann nicht mehr da bist? Stürzen sie sich dann auf unsere Besucher und schneiden ihnen ihre Köpfe ab? Frag dich selbst, ob du das für so abwegig hältst."

Maximilians Miene verfinsterte sich. Jedes ihrer Worte wirkte bei ihm nach.

„Trenn dich von ihnen. Sag ihnen sie sollen Abstand zu uns halten. Ich verteidige sie, kein Problem, aber sonst möchte ich nichts mit ihnen zu schaffen haben."

„Auch mit denen nicht, die bisher weder gelogen, noch den Rads gegenüber Feindschaft gezeigt haben?"

Wanda zögerte. So einfach war es also auch für sie nicht.

„Sie können meinetwegen bleiben. Die anderen sollen aber verschwinden."

Maximilian schien zumindest über ihre Worte nachzudenken.

„Ich weiß nicht, Wanda. Das kommt mir zu hart vor. Du kannst nicht von ihnen verlangen, dass sie von heute auf morgen die alten Gewohnheiten über Bord schmeißen. Geben wir ihnen noch etwas Zeit, vorher spreche ich aber mit ihnen, einverstanden?"

Wanda hob ihre Schultern.

„Tue das, wovon du glaubst, dass es das Richtige ist." Sie stapfte wütend zum Mitteltrakt des Gebäudes rüber und nahm die Treppen nach oben. Maks schien zu spüren, dass es ihr nicht gut ging, blickte traurig zu Maximilian auf und folgte ihr dann nach. Vielleicht konnte ja das kleine Mädchen ihr ein wenig Trost schenken?

Bertram hatte eine Harke gebastelt, und eine Schaufel, deren Holzblatt er mit Blech verkleidet hatte. Maximilian sah sich die Werkzeuge voller Bewunderung an und ärgerte sich sehr darüber, dass er Ähnliches nicht zu schaffen vermochte.

„Was hat Wanda?" Fragte ihn der Alte.

Maximilian wusste nicht, ob er mit dem Ältesten der Gruppe darüber sprechen wollte. Vielleicht war aber genau das der richtige Weg? Er entschloss sich dazu, vielleicht war es besser, wenn jemand von den Siedlern die Leute in die Pflicht nahm.

„Sie ärgert sich über einige Leute deiner Gruppe, Bert. Sie diskriminieren die Rads und lügen ihr dann auch noch frech ins Gesicht. Sie haben nicht verstanden, dass die Akzeptanz unserer Besucher die Voraussetzung ist, damit ihr unter unserer Obhut in Sicherheit leben dürft.

Bertram verstand, schien aber seine Leute bis zu einem gewissen Grad verstehen zu können. Auch er erzählte Max von den Rads, die früher in die Dörfer gekommen waren, um sich die Kinder zu holen. Auch arbeiteten sie nichts und lagen den ganzen Tag faul in der Sonne.

„Halt! Bertram so ist das auch nicht. Sie suchen sich den Tag über ihr Essen selbst und greifen somit nicht auf unsere Vorräte zu. Abgesehen von den Kindern und die stehen unter meinen und Wandas Schutz. Und zu deiner Horrorgeschichte, die du da erzählst, seid ihr denn alle wirklich so dämlich?"

Bertram blickte ihn wütend an. Er verstand nicht, warum Maximilian so aggressiv auf ihn reagierte.

„Was macht ihr mit Kindern, die behindert zu Welt kommen?"

Der Alte schwieg und sein Gesicht verdunkelte sich.

„Ihr tötet sie, richtig? Weil es aus eurer Sicht nur für die Gesunden reicht. Vielleicht ist das sogar notwendig, mag sein, aber es wird auch in euren Reihen immer wieder Väter und Mütter geben, die nicht dazu bereit sind. Und da bringt man die Kleinen halt in den Wald oder Busch, an Plätze wo man sicher sein kann, dass es in der Nähe Leben gibt, das sich dieser Kindern anzunehmen bereit ist."

Bertram sog mit einem Pfeifen die Luft in seine Lungen und hustete. Er schien sich in diesem Moment unheimlich aufzuregen.

„Du willst mir sagen, dass unter den Rads unsere Kinder sind?"

„BERTRAM! Die Rads sind eure Brüder und Schwestern, checkst du es nicht? Ihre Eltern haben nur mehr Strahlung abbekommen als deine.

Der Alte wurde bleich. Auch er hatte viele dieser Kreaturen gejagt und erlegt. Doch das was Maximilian ihm sagte, schien ihm dann doch schlüssig zu sein.

„Was heißt checken?" Fragte er schließlich Wandas Gefährten.

„Checken? So viel wie verstehen. Sorry, das sind Wörter aus der alten Zeit. Sorry kommt aus der englischen Sprache und bedeutet so viel wie Entschuldigung."

„Englisch! Ich habe es noch in der Schule geler ..."

„MAX! MAX! WANDA!"

Maximilian merkte auf. Manuels Stimme drang deutlich hörbar an sein Ohr. Auch Wanda hatte es vernommen, er sah gerade noch, wie ihre mächtige Gestalt aus dem Fenster heruntersprang und in Höhe der Einfriedung auf den Boden aufsetzte. Sie folgte dem Rufen und ging sofort in den Tarnmodus, was Maximilian das Schlimmste befürchten ließ.

„Geht rein! Bertram, schaffe die Leute in den Schacht! So wie beim letzten Mal, hört ihr!"

Er griff nach seinem Sturmgewehr und eilte zur Mitteltür, um sich dahinter zu verbarrikadieren. So hatte er es mit Wanda abgesprochen.

Ein paar hundert Meter tief im Busch hielt Manuel sein Gewehr auf eine große Frau gerichtet, die mit gezückten Kampfmesser über einem der Besucher stand, der sie mit weit aufgerissen Augen anstarrte und an seinem ganzen Körper zitterte. Doch in dem Moment wo sie in den Hals des Rads stechen wollte, schoss der junge Jäger auf sie und ließ die Kugel dicht an ihren Kopf vorbeizischen.

„Bewegst du dich noch ein einziges Mal, trifft die nächste Kugel." Drohte er.

„Lass uns reden, Liebchen. Ich will nur diesen einen Kopf, dann verlasse ich dein Revier wieder. Konnte ja nicht ahnen, dass du hier jagst."

„Er ist mein Freund. Du lässt ihn in Ruhe."

Die Frau grinste und blickte dann ungläubig auf das schmächtige Wesen mit dem übergroßen Kopf herunter, das vor ihr hockte und mit Tränen gefüllten Augen voller Angst zu ihr aufsah.

„Du hast so etwas als Freund? Armes Hascherl. Komm mit mir und ich zeige dir neue Freunde und eine Welt in der es sich für dich zu leben lohnt."

„Ganz sicher nicht. Du bist eine Menda, ich weiß, wie ihr mit euren Männern umgeht."

Die Frau machte einen Schritt zur Seite und ließ ihr Messer fallen. Wahrscheinlich hatte sie die Befürchtung den Jungen mit einer ungewollten Bewegung zum Äußersten zu provozieren.

„Na schön. Dann lass mich einfach gehen, einverstanden?"

Der Junge verneinte, drehte seinen Kopf zur Seite und brüllte erneut.

„WANDA! MAX! HILFE!!!

Erst jetzt registrierte die Kämpferin, dass der Junge etwas auf seinen Rücken trug. Soks schob vorsichtig seinen Kopf unter den Deckel des Rucksacks vor und blickte neugierig zu der Frau rüber, während der angegriffene Besucher zu ihnen rübergekrochen kam und aufgeregte Kehlgeräusche ausstieß.

„Noch ein Freund? Du bist ja zuckersüß, Jungchen. Für einen Engel bist du aber gut bewaffnet, alle Achtung. Was ist das für ein Gewehr? Ein HK416? Sie trat einen Schritt auf ihn zu, was einen weiteren Schuss zur Folge hatte. Die Kugel warf eine große Dreckfontäne auf und drang vor ihren Füßen in den Boden ein.

„Ist schwer, auf einen Menschen zu schießen, was? Es sei denn man hatte schon einmal das Vergnügen. Es ist eigentlich gar nichts anderes als bei Rads oder Wild. Hat man es erst einmal getan, macht man es immer wieder. Sie hob ihr Kampfmesser vom Boden auf, während Manuels Hände zu zittern begannen.

„Gib mir die beiden und dein Gewehr, dann lasse ich dich am Leben. Mein Angebot steht, ich würde dich sogar mit zu mir nach Hause nehmen. Du schaust süß aus und würdest mir sicher eine Menge Spaß bereiten."

„Du rührst sie nicht an."

Die Soldatin lächelte, machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und schien entschlossen, das Risiko einzugehen. Vielleicht war sie sich sogar sicher, dass er nicht abdrücken würde? Manuels Gedanken rasten. Warum fühlte er sich diesem Geschöpf gegenüber so gelähmt? Vielleicht weil er solch eine Frau noch nie zuvor gesehen hatte?

Die Luft flackerte zwischen ihnen, dann wurde sie wieder klar. Das Gesicht des Jungen hellte sich auf in diesem Moment, während die Frau stutzte und mit seinen Sinneswandel nichts anfangen konnte.

„Besser du gehst jetzt! Sonst stirbst du." Manuels Stimme klang plötzlich ruhig und gefasst, Aber auch die beiden Rads schienen auf einmal vor Zuversicht zu sprühen.

„Was ist los, mit dir? Habe ich mich dir gegenüber nicht klar ausgedrückt? Du gibst mir die Waffe, die beiden Rads und du darfst deine Wege gehen. Vorher sagst du mir allerdings, woher du kommst und wo deine Leute lagern."

Maximilian drang in diesem Augenblick durch den Busch, setzte der Frau den Lauf seines Sturmgewehrs auf die Brust und befahl ihr, ihm das Kampfmesser zu geben.

„Dein Vater?" Fragte die Frau erstaunt. „Hübsch seid ihr zwei. Da habe ich ja einen ganz netten Fang gemacht."

Maximilian runzelte die Stirn, hielt ihr seine geöffnete linke Hand hin, während er die Rechte am Abzug hielt.

„Gib mir die Waffe! Jetzt!"

Die Frau dachte nicht daran, drehte sich in einer unglaublich schnellen Bewegung aus seinem Schussfeld heraus und ein heftiger Schlag traf Maximilian ins Gesicht. Jetzt war er es auf einmal, der ihren Unterarm an seiner Kehle spürte, während die Klinge ihres Messers vor ihm in den Himmel zeigte.

„Waffe fallen lassen! Du auch, Kleiner."

Manuel blickte mit Sorge zu seinem Mentor rüber, unschlüssig wie er zu reagieren hatte. Maximilian aber ließ sein Gewehr fallen und schloss seine Augen, in der Hoffnung gefasst bleiben zu können. Warum schritt Wanda nicht ein? Weshalb ließ sie ihn so zappeln? Seine Nase schmerzte furchtbar, hoffentlich hatte diese Gestörte ihm nichts gebrochen.

Manuels Gesicht entspannte sich und der Schatten vor Maximilian war von jetzt auf gleich deutlich länger geworden. Das konnte also nur Wanda sein, die jetzt hinter der Angreiferin stand und ihr wohl den Garaus machen würde.

Die Menda indessen fühlte wie etwas in ihre Haare griff, suchte das Messer zum Einsatz zu bringen, doch mit einer brutalen Gewalt wurde es ihr aus der Hand herausgedreht und fiel zu Boden. Mit beiden Händen griff sie also nach der Hand, die sie gepackt hatte, um den Zug an ihren Haaren dadurch zu mindern, und schrie, nein kreischte vor Schmerzen auf.

„Warum hast du so lange gewartet? Scheiße, ich habe mir in die Hose gemacht vor Angst." Maximilian drehte sich entrüstet um und blickte zu seiner jetzt für ihn sichtbar gewordenen Gefährtin auf. Tatsächlich hatte er einen Fleck im Schritt, der Wanda im ersten Moment amüsierte.

„Es waren vier. Sie wollten abwarten und prüfen, wie gut wir uns zu wehren wissen."

Die Frau in ihrer Hand kreischte noch immer und strampelte mit ihren Beinen, sodass Wanda sich genötigt fühlte ihren Mund abzudecken.

„Was hast du mit ihnen gemacht?" Fragte Max besorgt.

Wanda grinste. „Drei Köpfe mehr?!"

Die junge Soldatin schloss die Augen, jammert und suchte sich immer wieder an dem Handgelenk von Wanda hinauf zu ziehen. Sie war kräftig und ausdauern, so dass sie diese Anstrengung immer wieder aufs Neue zu leisten vermochte.

„Setz sie ab! Bitte. Und zeig mir deine Beute."

Wanda war einverstanden und ließ die Frau einfach zu Boden fallen. Sie verschwand zwischen den Büschen und kam nach einer Minute wieder zu ihnen zurück. Sie trug tatsächlich drei Frauenköpfe bei sich und schien mit ihrer Beute ganz zufrieden.

„Sie waren ziemlich hübsch, genauso wie die hier." Die Maschinenfrau deutete auf die junge Frau, die schockiert die Köpfe ihrer Kameradinnen betrachtete, die von der Riesin an den Haaren gehalten, hin und her pendelten.

Auch Manuel zeigte sich entsetzt über diesen Anblick. Doch warum war das so? Wirklich nur deshalb, weil die getöteten Frauen sehr ansehnlich gewesen sein mussten?

„Hätte es denn keinen anderen Weg gegeben?"

Wanda überhörte seinen Kommentar und musterte ihre Gefangene von allen Seiten. Eine sehr muskulöse Frau mit hübschem Gesicht und gut proportionierten Figur. Keine der Siedlerfrauen sah auch nur im Ansatz aus wie sie.

Maximilian indessen ärgerte sich über sein Unvermögen mit solchen Bedrohungen umzugehen. Immer wieder aufs Neue wurde er von den brutalen Reaktionen seiner Widersacher überwältigt. Wäre Wanda nicht gewesen, hätte er jetzt wahrscheinlich genauso wenig seinen Kopf auf den Schultern, wie Manuel und die Besucher. Zumal es drei weitere dieser Kriegerinnen gegeben hatte, die in den Büschen gelegen und in aller Ruhe ihre Reaktion abgewartet hatten.

Er blickte auf die drei Köpfe der Soldatinnen herunter. Auch sie waren mit Tarnfarben geschminkt worden und hatten sehr gleichmäßig geformte und attraktiv wirkende Gesichtszüge.

„Was soll ich jetzt mit ihr machen?" Fragte Wanda.

Ihr Freund und Partner wusste es selbst nicht genau. Er empfand die Menda als Bedrohung, kein Wunder nach ihrem Konterangriff, den sie so spielerisch an ihnen vollzogen hatte.

„Bringen wir sie nach Hause und hören mal, was sie uns alles zu sagen hat. Es ist sicher kein Zufall, dass sie hier ist, nachdem wir Justin zu ihren Leuten geschickt haben."

Die Kämpferin merkte auf.

„Ihr wart das? Ich habe mir euch ganz anders vorgestellt."

Maximilian durchsuchte die Ausrüstung der Frau. Neben einem modernen Automatikgewehr hatte sie einen Rucksack voll mit Vorräten bei sich getragen, die in etwa seinen Bundeswehrrationen entsprachen. Außerdem hatte sie eine Zeltplane, zwei Feldflaschen, Filter für Wasser, Feuerzeug, Verbandspäckchen und weitere Teile dabei, deren Sinn er nicht sofort ergründen konnte. Wie viel mochte das alles wiegen? Zwanzig Kilo? Die Dame musste wirklich fit sein, wenn sie das über solch eine weite Distanz getragen hatte.

„Eine Brieftasche!" Stellte er erstaunt fest, öffnete sie und zog eine moderne Ausweiskarte aus einem der Fächer heraus. Sie war gültig und mit einem Foto nebst Wasserzeichen versehen worden. Daneben gab es eine weitere, die sie als Feldwebel der 3. Infanteriedivision Sauerlandkreis-West auswies. Exercitus mulieribus stand darüber.

„Hallo Milena!"

Die Soldatin schien nicht weiter beeindruckt von ihm oder der Situation zu sein, selbst Wanda schien sie mit ihren gewaltigen Abmessungen nicht großartig ins Staunen zu versetzen. Stattdessen wartete sie einfach ab, was mit ihr passieren würde.

„Das mit deinen Kameradinnen tut mir leid. Aber wir haben uns nur verteidigt."

„Sie kannten das Risiko im Kampf zu fallen. Mich hätte es genauso treffen können."

„Ist das nicht ein wenig einfach gedacht? Sie müssen dir doch etwas bedeutet haben." Fragte Maximilian erstaunt.

„Haben sie. Ich werde sie in meinen Erinnerungen lebendig halten, mehr kann ich nicht für sie tun."

„Willst du sie nicht rächen?"

Milena zeigte ihm zwei blenden weiße Zahnreihen, als sie seine Frage mit einem Lächeln begegnete.

„Ganz sicher sogar, sobald sich mir eine Möglichkeit dazu bietet. Sie sah demonstrativ zu Wanda rüber, die ihren Blick zwar zur Kenntnis nahm, dabei aber beiläufig die Kralle ihres ausgestreckten linken Mittelfingers in Augenschein nahm."