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K.E.E. Ein bisschen Apokalypse 09

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Auch Manuel hatte sich in die übergroße Frau verliebt und zeigte zusätzliches Interesse an ihrer Arbeit. So assistierte er ihr gerne, ließ sich von ihr die Anamnese und Diagnose erklären, Behandlungsgrundsätze und was man selbst hier in der Zone an Kräutern und Pflanzen finden konnte, die bei Krankheiten und Schmerz Heilung und Linderung versprachen. Eine erstaunliche Frau, die bei all ihren Attributen und Fähigkeiten, wenig Aufhebens um ihre Person machte. Selbst Soks und Maks mochten sie und ließen sich am Lagerfeuer gerne Lieder von ihr vorsingen.

Sie schien wirklich die Bereicherung zu sein, die Maximilian sich versprochen hatte und nur zweimal hatte es wegen ihr Spannungen gegeben. Diese hatte sie jedoch selbst gelöst, in dem sie einem der jungen Männer die Nase gebrochen und anschließend wieder gerichtet hatte und einer Frau gegenüber, die aus Eifersucht ihr beinahe ein Messer hinterrücks zwischen die Rippen gerammt hätte. Doch auch sie hatte Mira besänftigen und schließlich beruhigen können und weigerte sich standhaft Maximilian und Wanda ihren Namen zu nennen. Die Konsequenzen hätten in beiden Fällen Verbannung bedeutet, doch die Menda bat die beiden eindringlich darum, von einer Bestrafung abzusehen. Sie bemühte sich redlich um die Gesundheit der Leute, was für ein Sinn ergab es da, sie wegen ihr in den sicheren Tod zu schicken?

An einem sonnigen Abend hatte sich Wanda auf den Rand des Flachdachs gesetzt, um von hier aus den Sonnenuntergang zu beobachten. Vögel sangen, der Wind rauschte durch die Wipfel der Bäume und gleich würde Maximilian zu ihr stoßen, sich neben sie setzen und den gemeinsamen Moment mit ihr zusammen genießen.

„Darf ich mich ein wenig zu dir setzten, bis Max kommt?"

Wanda hatte Mira längst bemerkt, hatte aber angenommen, dass die Menda sie nur etwas fragen wollte.

„Von mir aus."

Die große Blondine ließ sich vorsichtig neben ihr auf die Dachkante nieder, blickte vorsichtig in den Abgrund und lehnte sich dann zurück, um sich mit den Händen hinter ihrem Rücken abzustützen.

„Schön ist es hier, das hätte ich nicht gedacht."

Wanda wirkte steif und störte sich an ihre Gegenwart, das war für Mira deutlich spürbar.

„Immer noch so schlimm? Wanda gib mir eine Chance, schließlich bin ich hier genauso Außerirdische wie du auch."

Im Gesicht der Maschinenfrau zuckten die Mundwinkel, anscheinend schien sie der Vergleich zu amüsieren.

„Ich wäre gerne an deiner Stelle, glaub mir. Wieder Mensch sein dürfen und nicht in diesem Ding hier gefangen sein."

Mira betrachtete Wandas Körper genauer. Anfangs hatte sie geglaubt, sie wäre einfach eine große Frau in einer Hightechrüstung, doch Maximilian hatte ihr angedeutet, dass diese, bis auf ihr Gehirn den gesamten Körper ausmachte. Fünfhundert Kilo schwer, knapp 2.60 m groß, kam sie sich wie eine Zwergin im Vergleich mit Wanda vor.

„Maximilian sieht dich als Mensch und die Siedler mit denen ich über dich gesprochen habe auch. Nur meine Landsleute nicht, die halten dich für den Teufel schlecht hin. Vor allem Milena hat kein gutes Haar an dir gelassen, hast du doch ihre Kameradinnen getötet."

„Sie hab uns bedroht und angegriffen. Mehr Legitimation brauchte ich nicht."

Mira legte Wanda ihre Hand auf den Unterarm, um sie zu beschwichtigen.

„Ein blödes Thema, Wanda. Entschuldige. Ich weiß, dass du nur das verteidigt hast, was dir lieb und teuer ist. Ich würde an deiner Stelle doch genauso handeln."

Mira zögerte und blickte Wanda demonstrativ in den Schoß.

„Darf ich dich was fragen? Maximilian und du, ihr seid ein Paar, wie ich weiß ..." Sofort richtete sich Wandas Gesicht auf sie und der Ausdruck darin bekam etwas Bedrohliches. „Keine Sorge, ich will dir nichts wegnehmen und habe kein Interesse an ihm, aber wenn ich ehrlich bin an dir. Verkehrt ihr miteinander, oder bleibt es bei einer oberflächlichen Stimulation? Ich wüsste nicht, wie ich mir eine Vagina bei dir vorstellen könnte, wenn deine Panzerung diese auch zu stilisieren scheint."

„Willst du mich jetzt anfassen, oder was?" Fragte Wanda mürrisch. Sie fühlte sich von der Neugierde dieser Frau überrumpelt.

„Du würdest mich bei einer Lüge ertappen, würde ich jetzt nein sagen."

„Ich habe eine, okay? Und es fühlte sich fantastisch für mich an, wenn er mit mir schläft."

„Und du würdest es nicht zulassen, wenn ich dich frage ..."

Wanda blickte die Frau erschrocken an.

„Nein! Ganz sicher nicht. Mensch, was stimmt mit dir nicht?"

Mira versuchte sie zu beruhigen.

„Es ist doch nicht nur mein Eigeninteresse da, sondern auch ein wissenschaftliches. Ich kann mir halt nur schwer vorstellen, wie man ein menschliches Organ bei dir nachempfunden hat und vor allem zu welchem Zweck? Warum wurdest du überhaupt gebaut, Wanda?"

„Ich sollte politische Konflikte entscheiden und gegen Diktatoren und andere Verbrecher kämpfen. So ungefähr."

„Okay. Aber warum dann nicht gegen uns? Milena hat erzählt, dass Maximilian uns eigentlich ein Ultimatum stellen wollte, du aber dagegen warst."

Wanda konnte sich noch gut an diese Situation erinnern.

„Es ist halt nicht so einfach, dieses Ding hier zu sein, okay? Lass uns ein anderes Mal reden, Max ist schon auf der Treppe."

Die große Blondine lehnte sich zu Wanda rüber und umarmte sie.

„Du bist eine tolle Frau. Glaube fest daran. Ich finde es toll, wie du dein Leben meisterst, und stelle mir deine Lage mittlerweile ganz realistisch vor, wie ich glaube. Genieße deine Zeit mit ihm, ich bin dann mal wieder unten."

Wanda blickte der Menda nach und fühlte sich dazu genötigt, ihr etwas sagen zu müssen.

„Tut mir leid!"

„Keine Sorge. Ich habe genug Abwechslung. Manuel wollte von mir lernen, wie man Verbände anlegt und Brüche einrichtet. Er scheint ein wirklich guter Junge zu sein und ich glaube, er hat auch einen sehr hohen VGS. Näheres kann ich aber erst sagen, wenn ich wieder mein Labor zur Verfügung habe."

Sie winkte noch einmal Wanda zu und wollte die schwere Metalltür öffnen, doch Maximilian kam ihr von der anderen Seite zuvor und hätte sie ihr beinahe vor den Kopf geschlagen.

„Oh, entschuldige." Bat er sie um Verzeihung, sichtlich überrascht von ihrer Anwesenheit.

„Kein Problem, ist ja nichts passiert. Wir sehen uns später. Wanda wartet schon auf dich. Viel Spaß wünsche ich euch beiden."

Maximilian war ein einziges Fragezeichen. Was hatte die Menda von Wanda gewollt? Bisher hatten sie nicht viel miteinander gesprochen, weshalb auf einmal das Interesse an ihr?

„Was hatte Mira hier verloren?" Fragte er sie gedankenverloren.

„Sie wollte sich ein wenig zu mir setzen."

„Hat sie dich ausgefragt?"

Wanda wartete darauf, dass er sich zu ihr setze und umarmte ihn vorsichtig.

„Ein wenig, ja. Sie ist lesbisch, wusstest du das?"

Für Maximilian kam diese Nachricht überraschend und dennoch war es eine Erklärung. Fast alle Männer ihrer Siedlung hatten der Menda nach anfänglicher Furcht und Zurückhaltung Avancen gemacht, doch keiner hatte bei ihr landen können. Einzig Manuel durfte mit ihr viel Zeit verbringen, wobei Mira ihm vor allem etwas von ihrem Wissen zu vermitteln suchte.

„Glaubst du, man kann ihr trauen?"

Wanda schien unentschlossen.

„Sagen wir es mal so. Breitbeinig vor ihr stehen und meine Augen schließen, würde ich nicht wollen, aber so als Mensch? Sie hat den Leuten hier viel geholfen, sowohl den Siedlern als auch unseren Besuchern. Vielleicht sieht sie es ja wirklich ein, dass die Mendas in ihren Ansichten falsch liegen? Jedes Leben hat seine Berechtigung, wenn es in der Natur bestehen kann, das hast du ihr oft genug zu verstehen gegeben."

„Aber ob sie es deshalb auch verinnerlicht hat? Diese Frauen sind intelligent, kämpferisch und entschlossen. Genau die Attribute, die sie bei den Männern so kritisch sehen. Ich weiß nicht. Ich mag sie nur mit Vorsicht genießen."

„Hast du denn schon mal mit ihr richtig gesprochen?"

Maximilian blickte in den Sonnenuntergang hinein und legte seiner übergroßen Freundin den Arm um deren schlanke Hüfte.

„Nur wenn es um die Mendas oder Justin ging. Ich weiß nicht, ob er noch mal klaren Verstandes wird, Wanda."

Wanda senkte ihren Kopf und begann mit den Krallen an ihren Fingerspitzen zu spielen. Auch sie machte sich Vorwürfe wegen dem ehemaligen Hordenmitglied, auch wenn sie ihm nicht direkt etwas versprochen hatte.

„Das ist zum Beispiel so etwas. Wenn ich mit Mira über ihn rede, antwortet sie sachlich und völlig unbeteiligt. So als ob sein Schicksal das normalste der Welt wäre. Das stört mich."

„Hast du ihr das gesagt? Immerhin ist sie in einem Matriarchat aufgewachsen und dieses Bild gewissermaßen Normalität für sie."

„Du bist ja ein richtiger Fan von ihr geworden. Liegt das daran, dass sie dich hübsch findet?"

Er spielte den Wütenden.

„Und du hast geglaubt, sie wäre eine Konkurrenz für dich, dabei ist sie eine für mich. Dieses Frauenzimmer soll dir gefälligst fernbleiben, sonst hat das Konsequenzen." Gab er zornig von sich.

Wanda lachte schallend.

„Ja? Was denn für welche?"

Maximilian stemmte seine Hände gegen seine Hüfte.

„SEXVERBOT! Für zwei Wochen."

„WAS? Nein dann bleibe ich lieber bei dir. Ich würde deinen kleinen Freund viel zu sehr vermissen."

Sie fühlte an seiner Hose, öffnete deren Hosenstall und zog ihm das Beinkleid aus. Maximilian ließ sie gewähren, spürte ihre Finger an seinem Glied und schloss seine Augen, als sie darüber hinwegstrichen.

Er revanchierte sich, wandte sich ihr zu und schob seine Hand zwischen ihre Beine hinein, formte drei Finger zu einem Keil und drückte sie vorsichtig in ihre Scham hinein. Wanda keuchte, korrigierte sein Handeln mit der linken Hand, während ihre Rechte sich weiter um die Stimulation seines Penis kümmerte.

Minuten später waren sie im Akt miteinander vereint und selbst unten vor dem Haus konnte man sie hören. Während Manuel es mit einem breiten Grinsen zur Kenntnis nahm, lauschte Mira aufmerksam dem Liebesspiel der Beiden. Das Maximilian seiner Riesin so viel Lust bereiten konnte, überraschte sie sehr.

„Tu kan me helfen, sak de Jung?" Wurde sie von einem älteren Mädchen gefragt. Mira löste sich aus ihren Gedanken und blickte verwundert auf die junge Siedlerin herunter, die mit einer gründlich rasierten Glatze und einer breiten Narbe über der rechten Gesichtshälfte ziemlich abenteuerlich aussah. Doch ansonsten hinterließ sie einen annehmbaren Eindruck, hatte dunkelbraune Brauen, lange Wimpern und grün schimmernde Augen.

„Ich habe dich noch nie hier gesehen. Wie heißt du und woher kommst du auf einmal?" Sie blickte an dem Mädchen vorbei, doch hatte es niemanden bei sich. Auch Wanda schien bisher nicht auf sie reagiert zu haben, was Mira beruhigte.

„Iken hilf bring to mej Muder an Sweter han, kons se a net finten. Mijn Nam is Mey."

Mira deutete auf die breite Treppe zum Eingang des Nebentrakts. Seltsamerweise hatte bisher niemand von der Kleinen irgend eine Notiz genommen.

„Komm, setzen wir uns. Und dann erzählst du mir, wo du deine Familie das letzte Mal gesehen und warum du ausgerechnet mich angesprochen hast."

Das Mädchen folgte der hochgewachsenen Ärztin, ließ sich neben ihr im Schatten der Überdachung nieder und erzählte von ihrer Mutter und Schwester, die sie in der Ruine eines großen Verwaltungsgebäudes zurückgelassen hatte, um nach etwas Nahrung und Wasser zu suchen.

Ihre Schwester war noch kein Jahr alt und durch die Strapazen und mangelhaften Ernährung dem Tode nahe. Auf die Frage Miras wie lange sie schon unterwegs sei, meinte das Mädchen, dass sie bei Morgenaufgang aufgebrochen war und seit dem umherirrte. Es war Zufall gewesen, dass sie auf diese Ansiedlung gestoßen war und von einem kleinen Buben auf Mira aufmerksam gemacht wurde. Er roch ziemlich streng, erzählte sie und rümpfte die Nase, als sie Mira von ihm erzählte. "

„Das war Rolli, der Süße ist mein Sorgenkind. Er hat die schlimmsten Blähungen, die ich jemals behandelt habe." Mira lachte bei diesem Gedanken, sah aber ein, dass dem Mädchen wenig nach Scherzen zumute war.

„Weiß du was? Ich hole meine Waffe, packe ein paar Sachen ein und dann gehen wir mal gucken wo deine Leute sind und wie ich helfen kann."

„MANUEL?!"

Sie rief den Jungen zu sich, der gerade Soks zum Brunnen tragen wollte, als dieser auch schon das Mädchen neben der Ärztin bemerkte und neugierig zu ihnen rübergelaufen kam.

„He at a Rads af Rüken?" Fragte das Mädchen erstaunt und ließ ein Messer in ihrer Rechten aufblitzen.

„Das packst du schön wieder weg. Hier passiert niemanden etwas, auch den Rads nicht."

Mira wandte sich an Manuel, der misstrauisch das Mädchen beäugte.

„Wer ist das?"

Mira stand auf, hob Soks von den Schultern des Jungen herunter und setzt den Radsjungen neben sich auf die Treppe. Der schmiegte sich ängstlich an sie, den Blick auf das Mädchen gerichtet. Sein Instinkt schien ihn vor ihr zu warnen.

„Manuel! Hilf mir dabei Mutter und Schwester der Kleinen hierher zu bringen. Es wird gleich dunkel und vielleicht schaffen wir es noch in der Dämmerung dorthin zu gelangen."

Das Mädchen blickte Mira erstaunt an.

„Ehr woit naks dahin?"

Mira zwinkerte ihr zu.

„Was spricht dagegen? Mir haben schon als Kind Nachwanderungen Spaß gemacht und ich sehe keinen Grund Wanda mit solch einer Bagatelle zu behelligen. Zumindest dann nicht, wenn ich einen starken Mann an meiner Seite weiß."

Sie stieß mit ihren Ellenbogen Manuel leicht in die Seite, der ihre Geste mit einem breiten Grinsen erwiderte.

„Also wollen wir? Auf Soks können die Mädels aufpassen, sie lieben unseren kleinen Sonnenschein."

35 Rettungsmission

So brachen die drei im Anbruch der Dunkelheit Richtung Nordosten auf und suchten ihren Weg aus dem Busch heraus, um zu einer Autobahn im Norden zu gelangen, an die sich das Mädchen erinnern konnte. Würden sie diese finden, sah man von ihr aus auch das Gebäude, wie die Kleine berichtete. Hunde würden sie zwar auf ihren Weg belauern, aber solange sie ihren Weg fortsetzten und nicht anhielten, befanden sie sich in keiner direkten Gefahr. Erst wenn die Tiere eine Möglichkeit fanden, ihre Beute einzukreisen und von allen Seiten anzufallen, wagten sie sich an Menschen heran.

Manuel konnte nur staunen. Für eine Ärztin stellte sich die Menda routiniert und umsichtig an. So schlich sie ähnlich leise wie er durch den Busch, blieb an unübersichtlichen Stellen stehen und suchte am Boden nach auffälligen Spuren, wenn sie diese auch nicht so sicher interpretieren konnte wie er selbst. Ihre Maschinenpistole hing durchgeladen über ihrer Brust, dazu ein Jagdmesser an ihrer Seite. In ihrer schwarzen Uniform war sie kaum auszumachen, nur ihr Blondschopf schimmerte ab und an im Licht des Mondes.

Das Mädchen ging ihnen voraus, hatte aber in der Dunkelheit Mühe sich zurechtzufinden. So waren sie fast fünf Stunden unterwegs, bis endlich die Autobahn vor ihnen auftauchte. Es war schwierig für die drei über den mit Stacheldraht bewehrten Drahtzaun zu steigen, doch Mira, die am wenigsten Probleme mit diesem Hindernis hatte, half den jungen Leuten und fing sie auf der anderen Seite auf, als diese die Abgrenzung zwar überstiegen, wegen dem Stacheldraht aber auf der anderen Zaunseite keinen Halt finden konnten.

Im Osten wurde es bereits wieder hell, als sie endlich das große, zur Hälfte zerstörte Gebäude fanden, dass die Kleine prompt wiedererkannt hatte.

Sie brauchten noch eine ganze Stunde, bis sie endlich das Ruinenviertel erreicht hatten, in dessen Mitte sich das Hochhaus auftürmte.

Davor allerdings waren laute Männerstimmen zu hören, die herum grölten und mit kehligen, rauen Stimmen Lieder sangen. In ihrer Mitte aber befand sich eine weinende, verängstigte Frau, die ein kleines Baby in ihren Händen hielt, und sich über ihr Schicksal keine großen Hoffnungen mehr zu machen schien. Der erste der Plünderer war gerade dabei seine alten, verschlissenen Bluejeans herunter zu ziehen, was mit einem heiteren Lachen seiner Kammeraden quittiert wurde.

„Scho äslich se Ned is, des tu must nakhelpen." Der Mann grinste die Frau an und forderte sie dazu auf, ihm das Kleine zu geben.

Mira schien sich keine großen Sorgen zu machen, beobachtete die Szene einen Moment lang, dann wandte sie sich an ihre beiden kleinen Begleiter.

„Du brauchst nichts zu sagen, Schatz. Ich weiß selbst, wer das ist."

Mira nahm die Maschinenpistole zur Hand, entsicherte sie und hielt, ohne dabei Deckung zu suchen auf die Gruppe zu.

Manuel zog das Mädchen in eine alte ausgebrannte Garage hinein und mahnte sie ruhig zu bleiben. In der Zwischenzeit hatten die Kerle jetzt die große Frau bemerkt und zeigten sich entsprechend überrascht. Diese ging jetzt in einen Laufschritt über, riss ihre Waffe hoch und streckte mit der ersten Garbe drei der Feinde nieder. Sie schoss weiter, ließ einen Feuerstoß den Mann zwischen die Beine fahren, der gerade noch über seinen Kameraden gespottet hatte und in diesem Augenblick getroffen zusammenbrach, während die Menda das Jagdmesser dem letzten Bewaffneten ins Gesicht schleuderte. Sie hatte ihn zwar nicht mit der Klinge getroffen, doch der Griff war in seiner linken Augenhöhle eingeschlagen und hatte das Sehorgan stark verletzt. Er ging vor Schmerz in seine Knie, bedeckte sich mit seinen Händen das Gesicht und sah aus diesem Grunde auch nicht, das die Angreiferin sich nach ihrem Messer beugte, es in aller Ruhe zurück in die Scheide steckte, um dann ein neues Magazin in ihre Waffe zu schieben und diese durchzuladen. Zwei einzelne Schüsse brachen sich an den Wänden der Ruinen, dann legte sich eine belastende Stille über das Szenario.

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben." Wandte sich Mira an die Frau, trat an sie heran und warf einen ersten prüfenden Blick auf den Säugling.

„Gehen wir rein! Ich will mir dein Kleines ansehen."

Sie deutete auf den Eingang des großen Plattenbaus, die Frau verstand und folgte ihr nach. Mira nahm ihren Rucksack ab, richtete einen umgestürzten Tisch auf und bat die Mutter ihr Kind auf dessen Platte abzulegen. Das zeigte kaum noch ein Lebenszeichen, atmete aber noch.

„Ich lege deinem Kleinen einen venösen Zugang und versuche ihm Flüssigkeit zuzuführen." Erklärte sie sich der Frau, die sie ansah, als ob es sich bei ihr um ein Gespenst handeln würde, das aus dem Nichts aufgetaucht war und die Plünderer vernichtet hatte.

„Haben die Männer sie gefangen?"

Die Frau verneinte.

„Ik hat Angscht um de Kleyn. Sche is fast kaputt. Da hak ik de Menne gefragt, ob sa Wassr habn."

„Wie die reagiert haben, durfte ich mit ansehen. Ich glaube nicht, dass sie euch am Leben gelassen hätten, wenn sie mit dir fertig gewesen wären."

Die Frau stimmte ihr mit einem Nicken zu.

„Sche habn scho gsagt, dass sie usra Schädln wolln."

Mira seufzte. Dabei durfte sie sich ja nicht einmal wundern, woher dieses barbarische Verlangen der Männer kam.

„Oh je. Die kleine Zaubermaus hat kaum noch Blut im Körper. Das wird spannend."

Der Frau kamen die Tränen, doch die Ärztin ging retourniert zu Werke und solange diese beschäftigt blieb, gab es für ihr Kleines auch noch Hoffnung, mutmaßte sie.

Draußen vor dem Gebäude lagen die beiden Jugendlichen. Mey wollte aufspringen und zu ihrer Mutter und Schwester laufen, nachdem Mira so eindrucksvoll die Männer niedergestreckt hatte, wurde aber von dem Jungen dabei aufgehalten. Manuel packte sie am Arm, zog sie in ihr Versteck zurück und legte ihr seine rechte Hand über den Mund, um ihr zu zeigen, dass sie schweigen sollte.

„Sei leise. Da kommen noch welche!"

Er deutete auf drei Männer, die sich an den Eingang des Hauses heranschlichen. Nur einer von ihnen hatte eine Schusswaffe, weshalb sich die beiden anderen bei den Leichnamen ihrer Kameraden bedienten.

„Es müssten vier sein, verdammt."

„Woer weischt det?" Fragte das Mädchen erstaunt.

„Ich habe ihre Spuren schon auf der Straße gelesen, genauso wie Mira auch. Auch sie wird ahnen, dass diejenigen, die sie getötet hat, nicht die Einzigen gewesen waren."