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K.E.E. Ein bisschen Apokalypse 10

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„Ich muss zu ihr. Unbedingt."

Mira horchte auf.

„Und was ist mit Manuel? Was mit unseren Verhandlungen? Das heute waren doch nur die ersten Sondierungsgespräche."

Er zögerte. Fühlte er doch deutlich, dass er von dem Jungen, aber eben auch von Wanda gebraucht wurde.

„Wie hast du von der Siedlung erfahren?"

„Über Funk. Wir haben einen größeren Apparat zu euch geschafft und einen Posten aufgebaut. Im Moment sind wir dabei ein kleines Lazarett einzurichten und die Wasserversorgung sicher zu stellen. Als kleine Vorleistung für unsere Kooperation, Max."

Er stutzte. Davon hatten ihm die drei Frauen des Rates nichts gesagt. Ganz im Gegenteil, sie hatten ihm und Wanda die Schuld gegeben, dass ihr Rechenzentrum zerstört worden ist, und wollten sich von der Tatsache nichts annehmen, dass sie es waren, die ihren Angriffstrupp zuerst zum Wissenschaftsinstitut geschickt hatten. Und jetzt dieses Entgegenkommen?

„Ich möchte mit Wanda sprechen, solange ich hier bin. Wenigstens das."

Die Menda nickte und schien darin kein Problem zu sehen.

„Na klar. Warum nicht? Dafür ist die Verbindung ja geschaffen worden. Nur bitte ich dich darum abzuwarten, bis die Funkstelle frei geworden ist. Im Moment wird noch einiges an Organisation geschaffen und zwei Hubschrauber mit Verstärkung sind auch unterwegs.

Maximilian wurde hellhörig. Dass sich die Mendas so gezielt im Komplex ausbreiteten, beunruhigte ihn.

„Noch ist unser Handel nicht abgeschlossen. Übertreibt es nicht! Das ist unsere Siedlung, nicht Eure."

„Krieg dich wieder ein! Wir geben uns Mühe deine, bzw. eure Bedenken zu zerstreuen und anstatt du ein wenig lockerer mir gegenüber wirst, scheint dein Verfolgungswahn immer stärker zu werden. Das ärgert mich, weil ich keinen Grund dafür erkennen kann."

Der Junge wachte in diesen Moment auf und blickte zu Maximilian rüber, der an der rechten Seite seines Bettes saß, während Mira an der Linken Platz genommen hatte.

„Streitet ihr?"

Die Menda suchte den Jungen zu beruhigen.

„Wir diskutieren ein wenig, Manuel. Entschuldige, wenn wir dich geweckt haben sollten. Wie geht es dir? Fühlst du dich besser?"

Der Junge nickte und griff nach Maximilians Hand.

„Ist mit Wanda und unseren Freunden alles in Ordnung?"

Maximilian blickte zu seiner Begleiterin rüber.

„Ja, ich denke schon. Ich werde später mit ihr telefonieren."

Manuel schien sich darüber zu freuen.

„Fragst du nach Maks und Soks?"

Maximilian versprach es ihm.

„Wie geht es dir hier? Wirst du gut versorgt?"

Manuel drehte sich um und blickte Mira nachdenklich an.

„Die Frau vorhin, war das eine Freundin von dir?"

Mira verneinte.

„Sie ist eine Schülerin. Ich möchte sichergehen, dass du den bestmöglichen Heilungsprozess erfährst und jemanden an deiner Seite weißt, den du nach allem fragen kannst, was du hier erlebst."

Manuel wurde rot. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wo ihn überall die junge Frau berührt hatte.

Maximilian wusste nicht, über wen die beiden sprachen und so erklärte es Mira ihm mit einigen wenigen Sätzen. Auch er schien froh zu sein, dass Manuel in dieser, ihm völlig ungewohnten Umgebung nicht ohne Betreuung blieb, wenn er selbst keine Zeit für ihn hatte.

„Kannst du den Kasten dort oben anstellen?"

Mira blickte zu den Fernseher auf, der an der Wand hing.

„Ich weiß nicht, Süßer. Das ist Frauenfernsehen. Keine Ahnung ob dich das interessieren wird."

Sie schaltete dennoch das Gerät mit Hilfe der Fernbedienung ein und reichte sie ihm. Kurz erklärte sie dem Jungen, wie man damit umging und wie die einzelnen Tastensymbole darauf für ihn zu deuten waren. Maximilian folgte ihren Erläuterungen ebenso wie der Junge, interessiert an einem Gerät, dass er seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr verwendet hatte.

Ein buntes Bild leuchtete auf und eine hübsche rothaarige Sprecherin berichtete von der Steigerung der allgemeinen Wirtschaft und der ruhigen Frontlage. Auch der Auslandshandel wurde thematisiert, vor allem mit Republiken der französischen Zone.

Maximilian interessiert sich sofort, während Mira nach einer Weile sich gelangweilt zeigte.

„So. Gleich beginnt Manuels Physiotherapie. Wir möchten verhindern, dass sich seine Muskulatur degeneriert. Von daher lass uns aufbrechen, Max! Wir müssen noch rüber in die Kaserne, wenn du mit Wanda sprechen möchtest.

Maximilian war einverstanden. Hauptsache er konnte Wandas Stimme hören und über sie wieder einen klaren Kopf bekommen. Wenn sie nur wüsste, was dieses blonde Gift bei ihm bewirkte.

„Frag sie nach den beiden!" Erinnerte ihn Manuel noch einmal.

„Werde ich machen, hab keine Sorge. Wir sehen uns morgen, einverstanden?"

Manuel verabschiedete sich von beiden mit einer Umarmung, blickte ihnen nach und richtete seinen Blick anschließend wieder auf den Fernseher. Es gab nur drei verschiedene Sender und von denen schien nur der für Kinder für ihn genießbar zu sein. Immerhin wurden dort bunte Filme gezeigt, auffälligerweise nur von Tieren.

Wenig später klopfte es leise an der Tür und Sida trat ein. Sie kam an sein Bett und warf nur einen beiläufigen Blick zu dem Gerät hinter ihr.

„Mach ihn aus, ich möchte mit dir das Programm der nächsten Tage durchgehen."

Der Junge zögerte, griff dann aber zur Fernbedienung. Mira hatte ihm gezeigt, dass es der rote Knopf war, mit dem man es ein und wieder ausschalten konnte.

Die streng dreinblickende Uniformierte zog einen Stuhl heran, nahm neben ihm Platz und fühlte seinen Puls. Sie schien zufrieden, auch mit der Temperatur, die sie mit ihrer Hand an seiner Stirn fühlte.

„Geht es dir gut?"

Manuel lächelte gezwungen.

„Wenn man davon absieht, dass mir ein Bein fehlt, ja."

Sidas Blick wanderte seinen Körper entlang. Sie schien sich in diesen Moment vorzustellen, was dieser Verlust für sie selbst bedeuten würde.

„Du wirst damit leben lernen, Manuel und ich helfe dir dabei. Vorher möchte ich dich aber besser kennenlernen und du erzählst mir ein wenig über dich, einverstanden?"

Manuel versuchte sich aufzusetzen, musste sich aber dabei von ihr helfen lassen. Für ihn war im Moment nur wichtig, dass es etwas gab, dass ihn ablenken konnte.

Er hatte ihr schon ein wenig von sich erzählt und ging nun mehr ins Detail. Sida schien wirklich Interesse an seinem Leben in der Zone zu haben und dem, was er ihr aus seiner Vergangenheit berichtete. Dabei zeigte sich die junge Menda beeindruckt vor den vielen Jahren der Entbehrungen und all den Gefahren, denen der Junge standgehalten hatte. Er berichtete ihr von Erlebnissen aus seiner Kindheit, seinem Vater und seine Mutter, die alles getan hatten, um ihn auf dieses Leben vorzubereiten und deren Tod im Kampf mit der Horde. Er durchlebte diese Szenen noch einmal, weinte dabei und ließ die Ärztin neben sich dabei nicht unberührt. Sie griff nach seiner Hand und drückte sie, eine Geste, die ihm über den emotionalen Schmerz hinweghalf und vor allem wieder beruhigte.

Er erzählte ihr von seiner Flucht, Jupps Familie, die Jagd nach den Rads, die ständige Gefahr dabei auf Schwarzhemden oder Hordenbanden zu stoßen, aber auch Siedlern, denen man nicht trauen durfte. Schließlich berichtete er ihr auch von dem Zusammentreffen mit Wanda, den Rads und Maximilian. Nachdem er an der Stelle angelangt war, an dem Wanda seinen Freund auf solch furchtbare Weise getötet hatte, hielt sich Sida nicht mehr zurück und musste nachfragen.

„Und du hasst sie nicht dafür?" Fragte Sida erstaunt.

„Nein. Sie hat nur verteidigt, was sie liebt. Ich habe das verstanden."

„Hältst du viel von ihr?"

Er blickte nachdenklich zu ihr auf. Schließlich nickte er. Dass er Wanda mögen konnte, obwohl sie ihm Jupp genommen hatte, kam ihm oft selbst unwirklich vor.

„Ist sie wirklich so groß wie ein Haus?"

„Wie ein Kleines bestimmt. Aber sie ist lieb, solange man sie und uns in Ruhe lässt. Du wirst es sehen."

Sida kam diese Vorstellung absurd vor. Sie sollte auf die Teufelin treffen? So wurde sie zumindest von den Leitoffizieren genannt.

„Du hast vorhin von den Rads erzählt. Warum hörst du auf sie zu töten? Sie haben dich doch über die Jahre gebracht und deine Freunde auch. Und jetzt vertrauen sie euch und ihr lasst sie ungeschoren? Ihr könntet so viele Köpfe verdienen."

„Sie sind nicht das, was man sich über sie erzählt. Glaub das nicht. Sie können nicht reden und schauen schrecklich aus, aber wenn man sie näher kennenlernt, dann glaubt man auf einmal, das Leben verstanden zu haben."

Sida verstand nicht, worauf er hinaus wollte. Das konnte er deutlich in ihren so hart wirkenden Gesichtszügen lesen.

„Sie sammeln und essen was sie finden, sind sie satt, schlafen sie, legen sich in die Sonne oder spielen mit ihren Kleinen. Dabei gibt es kein mein oder dein, sie teilen alles miteinander."

„Also vegetieren sie vor sich hin, wie die Tiere? Dann haben wir also doch Recht." Lachte Sida.

Der Junge zeigte ihr deutlich seinen Unmut.

„Wenn Tier sein bedeutet, dass man sich vor der eigenen Art nicht zur fürchten braucht, von allen Seiten mit Liebe bedacht wird und man keine Angst vor dem Tod haben muss, wäre ich auch gerne eins."

Manuel erinnerte sich an Soks und Maks. Wie gerne wäre er jetzt bei ihnen und hätte mit ihnen zusammen seine Zeit verbracht, als mit dieser arroganten Ziege.

Es klopft an die Tür und der glatzköpfige Krankenpfleger kam herein und stellte mit zittrigen Händen das Tablett auf den Beistelltisch. Der Junge wunderte sich darüber, er hatte vorher keine Unsicherheit bei den Mann bemerkt. Als er den Raum verlassen hatte, wandte er sich deshalb an Sida.

„Warum hat er Angst vor dir?"

Sidas graue Augen schienen ihn in diesem Moment zu durchbohren. Ihr Gesicht wirkte böse und angespannt und sie zeigte deutlich ihren Unwillen über seine Frage.

„Ich habe ihn heute Mittag bestrafen müssen. Deshalb."

„Und wie?"

Sida drückte ihren Rücken durch, wodurch ihr Dekollettee sich umso prägnanter unter ihrer Bluse abzeichnete und wirkte auf einmal angespannt und steif auf den Jungen.

Sie erinnerte sich indessen an die Worte Miras und ermahnte sich selbst dazu, Haltung zu bewahren.

„Ich habe ihn geschlagen."

Manuel erinnerte sich wieder daran, wo er war und was man sich über diese Frauen erzählte. Es war also doch eine Illusion und Mira eine Lügnerin.

„Und wann schlägst du mich?"

Sida versuchte ihn zu beschwichtigen. Dass er sich so direkt gab, überraschte sie, imponierte ihr aber auch.

„Ich werde dich nicht schlagen, weil du anders bist als er."

„Du kennst mich nicht. Woher willst du das also wissen?"

Sida dachte an die Kontrollposten, wo sich Männer und Frauen aus der Zone sammelten, um sich an die Mendas zu verkaufen.

„Er ist vor dem Leben in der Zone hierher geflohen, wohl wissend, was ihn hier erwartet. Du aber hast dich durch dieses Leben gekämpft und warst stark genug, trotz deiner Jugend, um allen Gefahren zu trotzen. Aus meiner Sicht bist du damit wesentlich mehr wert, als dieser Mann."

„Und die Tatsache, dass Wanda über mich wacht, spielt keine Rolle?"

„Für mich nicht. Und bevor du mich verachtest, Manuel, frage dich, wie viele Männer dich oder das, was du geliebt hast, töten wollten und danach wie viele Frauen darunter waren. Das allein sollte dir schon reichen."

„Und wie viele wären es gewesen, wenn sie von euch nichts für die abgeschnittenen Köpfe bekommen hätten? Im Grunde genommen seid ihr doch Schuld an all dem Morden in der Zone und ihr seid Frauen."

Sida hatte sich den Umgang mit dem Jungen einfacher vorgestellt. Zumal sie sich vom Ziel ihrer Aufgabe eher zu entfernen schien, als sich ihm anzunähern.

„Es gibt das Recht des Starken über das Schicksal der Schwachen zu bestimmen. Und wir nutzen es, um die Welt zu etwas besseren zu machen."

Manuel lachte heiser auf.

„Besser? Ihr rottet Leben aus, quält eure Brüder und Väter und glaubt an eine bessere Welt?"

„Männer tragen die Schuld an all dem Leid, das wir auf der Welt kennen." Wurde Sida jetzt deutlich lauter.

„Und Frauen sind Schuld an dem Leid in der Zone, das ich kenne. Mein Vater wäre noch am Leben und meine Mutter wahrscheinlich auch, wenn sie eine Chance bekommen hätte, in ein Krankenhaus zu kommen, wie dieses hier." Schrie Manuel.

Schritte wurden auf dem Flur laut und zwei Frauen traten ein, mit schussbereiten Pistolen in ihren Händen.

„Was ist los? Brauchst du Hilfe?" Fragten sie Sida.

„Nein! Geht wieder. Lasst mich mit ihm allein."

Die beiden Bewaffneten warfen einen kritischen Blick auf den Jungen, sich sichtlich darüber wundernd, dass so nachsichtig mit ihm widerfahren wurde.

„Geht, habe ich befohlen!" Wurde Sida schließlich lauter.

Die Tür schloss sich wieder und sie blieben beide mit ihrer Wut aufeinander allein.

„Kann ich dich was fragen?"

Sida blickte Manuel aufmerksam an. War das ein Versuch sicht mit ihr zu versöhnen?

„Was?"

„Warum seid ihr alle so groß und so hübsch? Wie kann das sein?"

Wollte sie auf diese Frage antworten? Sie würde doch damit nur eine weitere Diskussion lostreten. Auch ärgerte es sie in diesem Moment, dass sie sich über sein indirektes Kompliment nicht freuen konnte.

„Die ungeborenen Kinder im Mutterleib werden geprüft. Erfüllen sie nicht die Normen, werden sie abgetrieben."

„Was sind Normen?"

„Richtwerte. In diesem Fall Genetische. Mira könnte dir mehr darüber erzählen, als ich, es ist ihr Fachgebiet."

„Und was ist dein Gebiet?"

„Ich werde Ärztin für Allgemeinmedizin."

„Was machst du da?"

Sida fühlt das erste Mal so etwas wie Lockerheit zwischen sich und den Jungen. Würde das Gespräch zwischen ihnen beiden endlich die ersehnte Wendung nehmen?

„Sie erzählte ihm von ihrer Ausbildung, ihren Erfahrungen im Krankenhaus und den Menschen, denen sie bereits hatte helfen können."

„Männer auch?" Fragte er sie schließlich in einem aggressiven Ton.

Ihr platze jetzt der Kragen.

„Manuel! Ich bin hier, um dir zu helfen, richtig? Und wenn ich das heute Mittag richtig beobachtet habe, dann bist du kein Mädchen."

Er schwieg und blickte sie erschrocken an. Sie hatte Recht.

„Es tut mir leid." Entschuldigte er sich schließlich bei ihr.

Sida antwortete ihm nicht. Stattdessen wollte sie aufstehen und gehen.

„Warte!" Bat sie der Junge.

Die junge Frau drehte sich noch einmal widerwillig zu ihm um. Den ersten Tag mit ihm hatte sie als sehr anstrengend empfunden.

„Was willst du noch? Wir sehen uns morgen, für heute langt es mir."

Manuel hob seinen Arm und hielt ihr seine Hand hin.

„Wir geben uns die Hände und verabschieden uns mit einer Umarmung."

Ihre Augen weiteten sich. Sollte sie sich wirklich so weit zu ihm herablassen? Sie überlegte und zögerte, während Manuel geduldig auf die Erwiderung seiner Geste wartete. Schließlich dachte sie an die Wohnung, die ihr Mira versprochen hatte und trat an das Bett heran.

Sie nahm seine Hand und fühlte ihren festen Druck. Der Junge ließ sie aber nicht wieder los, sondern zog sich mit ihrer Hilfe zu ihr rauf und umarmte sie. Er fühlte dabei den Druck ihres Busen und roch ihr Parfüm.

„Vielleicht lassen wir diese Themen lieber. Tut mir leid, ich werde mich morgen zusammenreißen."

Die Frau blickte ihn seltsam an.

„Gut. Ich hoffe es. Letzten Endes geht es um dich, nicht um mich."

Diese Lüge reute sie nicht. Sie verstand sie als Notwehr gegenüber der Aggressivität dieses Jungen. Unter anderen Umständen hätte sie ihn wohl bewusstlos geprügelt, für all seine Frechheiten.

40 Ein weiterer Abend mit Mira

In der Kaserne war das Funkgespräch mit Wanda nur sehr kurz ausgefallen. Mira hatte ihn zwar dabei alleingelassen, ihn aber nur fünf Minuten Zeit gegeben. So tauschte er mit Wanda sein Wissen über Manuel aus, dem es nun sichtlich besser ging, erzählte ihr von seinen Verhandlungen mit den Mendas und den Möglichkeiten, die sich dadurch für die Siedler, ihm selbst, aber eben auch Wanda ergaben. Auf ihre Frage hin wann er wiederkommen würde, wusste er noch keine Antwort. Er wollte solange abwarten, bis er wirklich das Gefühl gewann, Manuel könnte auch ohne ihn auskommen.

„Wie läuft es bei euch?" Fragte er Wanda schließlich.

Sie erzählte ihm von dem heftigen Angriff. Es mussten Hunderte gewesen sein. Sie hätten das Institut wohl überrannt, wäre es von den Soldatinnen nicht so aufopfernd verteidigt worden. Ein paar Hordenkrieger hatte sie noch auf ihren Rückzug erwischt und töten können, die Masse aber war in alle Richtung auseinandergestoben.

„Die Mendas meinen das sie wiederkommen werden und das wir wahrscheinlich einen Spion in unseren Reihen haben. Ich habe mit allen gesprochen, aber keinen unter ihnen entdeckt, der mir besonders verdächtig vorgekommen wäre. Aber die Mendas selbst bleiben gelb, Max, das wundert mich."

„Du bist ihnen gegenüber vorsichtig, Wanda. Halt deine Augen offen, ich tue das hier auch. Diese Frauen sind nicht dumm, ganz im Gegenteil."

„Was ist mit Mira? Versteht ihr euch?"

Maximilians Herz zog sich bei dieser Frage zusammen.

„Sie ist nett, aber lässt mich dabei deutlich spüren, dass ich Mittel zum Zweck für sie bin. Ich bin heilfroh, wenn ich wieder bei euch bin. Ich soll von Manuel fragen, wie es unseren Zwergen geht."

Wanda lachte.

„Maks und Soks geht es gut. Soks ist jetzt mein Anhängsel, das kannst du ihm sagen. Er kriegt ihn aber wieder, wenn er zurück ist." Ihre Stimme überschlug sich auf einmal.

„Du das war jetzt ..."

Maximilian beruhigte sie.

„Er bekommt eine gute Prothese, hat mir Mira versprochen. Er wird wieder laufen können und selbstständig sein. Wenn auch nicht in dem Maße wie früher.

„Das ist schön. Drück ihn für mich."

Mira öffnete von außen die Tür und gab ihm ein Zeichen, dass er zum Ende kommen sollte.

„Ich muss jetzt auflegen, Wanda. Wir telefonieren morgen, ja?"

Wanda war einverstanden.

„Ich vermisse dich so. Es tut schon weh."

Maximilian erinnerte sich daran, wie sehr sie unter dem Entzug litt, wenn er ihr nicht nahe kam.

„Es dauert nicht mehr lange. Halte durch!"

Wanda versprach es ihm, dann verabschiedeten sie sich voneinander. Nachdenklich blickte Maximilian auf den schwarzen Hörer in seiner Hand herunter. Wie seltsam und so rasend schnell sich alles entwickelt hatte. Und wie unvorhersehbar.

41 Überraschende Veränderungen

„Alles in Ordnung?"

Maximilian zuckte zusammen, als er Miras Hand auf seiner Schulter spürte.

„Ja, ich denke schon." Er blickte auf ihre vom feinen schwarzen Leder verhüllte Hand herunter, beinahe hätte er sie geküsst. Es war eine Geste, die er Wanda so oft in ähnlichen Situationen geschenkt hatte.

„Lass uns nach Hause fahren. Ich freue mich auf einen schönen Abend mit dir."

Mit Sorge erinnerte er sich daran zurück, wie sehr er sich an ihr berauscht hatte. Was, wenn sei Verlangen Mira gegenüber wieder auftauchte? Er musste sich in Griff bekommen, sonst war er es, der die Kontrolle über sich verlor und nicht Wanda.

„Ich weiß schon, was es heute gibt, es wird dir schmecken." Versprach sie ihm. Sie führte ihn zurück in den Innenhof, wo der fensterlose Kleinbus bereits auf sie wartete.

„Warum darf ich nichts sehen, ich verstehe das nicht."

„Es gibt den einen oder anderen Anblick, den du nicht akzeptieren könntest. Der Wandel in den Köpfen findet nur langsam statt. Und er wird behutsam durchgeführt werden müssen."

„Du meinst euren Umgang mit den Männern?"

Mira nickte.

„Du hast mir gezeigt, was ein Mann im Leben einer Frau ausmachen kann und dafür bin ich dir dankbar. Ich werde mich dafür einsetzen, dass sich die Lage unserer Dienstmänner schnell bessert, das verspreche ich dir."

Maximilian suchte die Lüge in ihren Worten, konnte sie aber nicht finden. Er wollte ihr glauben, diese Erkenntnis überwältigte ihn.

„Heute gibt es die zweite Auflage unseres Abends und wenn du magst, gehen wir ein wenig in der Siedlung spazieren. Ich wüsste nicht, dass es dort etwas gäbe, das dich negativ beeinflussen könnte."