Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Krieg und Liebe - Résistancebordell

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

So entstand an einem eher trüben und regnerischen Novembertag eine im ersten Moment überraschende und peinliche, für die weitere Zukunft Moniques, Francoises und ihres Salons aber unglaublich wichtige Begegnung. Bernhard Aldenhoff hatte mit einem deutschen und zwei französischen Bauexperten zu Abend gegessen. Er hatte mittlerweile einen ziemlich regelmäßigen Rhythmus von zwei wöchentlichen Besuchen im Salon gefunden, wobei er insbesondere den Lieferantenvertretern gern die Rechnung sowohl im Erdgeschoss als auch im 1. Stock überließ. Seine Favoritin war mittlerweile Francoise Dumas, die mit ihrem natürlichen Sex-Hunger ein weit reichendes Liebesrepertoire besaß. Monique wusste, dass ihre langjährige Freundin eine trainierte Analsexexpertin war. Dies galt unter den deutschen Besatzungs- und Marineoffizieren als besonders verrucht und fand deshalb großes Interesse. An diesem Abend befand sich der Korvettenkapitän in Begleitung des etwas älteren, französischen Architekten Frédéric Holland und seines deutlich jüngeren leitenden Bauingenieurs Jean-Jacques Carron. Beide Herren waren Teilhaber einer in Bordeaux seit vielen Jahren ansässigen Baufirma und waren auf Industriebauten spezialisiert, was ihnen unter den aktuellen Umständen nahezu zwangsweise die Dienstverpflichtung beim Bau des neuen Kriegshafens für die deutschen U-Boote eingetragen hatte.

Jean-Jacques war als letzter der vier Männer in den Salon eingetreten, hatte in einem komfortablen Sessel Platz genommen und der ersten Getränkebestellung des Korvettenkapitäns zugestimmt, als er einen Moment der Ruhe fand und sich sowohl den Raum als auch die leicht bekleideten Damen ansah. Als er zunächst Monique erkannte und dann Momente später Francoise sah, wie sie Bernhard Aldenhoff in aller Herzlichkeit begrüßte, erstarrte er nahezu schockartig, aber doch so diskret, dass niemand seiner gelockerten Begleiter etwas mitbekommen hatten. Die beiden Frauen und er kannten sich gut. Sie waren über ein Jahr gemeinsam in Spanien in einer Kampfgruppe der Internationalen Brigade auf republikanischer Seite im Bürgerkrieg gewesen. Er war nach einer sehr langsam ausheilenden Verletzung vorzeitig nach Frankreich zurückgekehrt und hatte die beiden damals noch sehr jungen Frauen über drei Jahre nicht mehr gesehen. Durch eine kurz hochgezogene Augenbraue Moniques hatte er zudem registriert, dass diese anscheinend auch ihn erkannt hatte.

Bernhard Aldenhoff hatte natürlich ‚seine' Francoise bereits für sich reserviert, was Monique die Gelegenheit gab, mit nur den Damen bekannten Finger- und Augenhinweisen kleine Regieanweisungen zu geben und eine Gästeverteilung vorzunehmen. Sie selbst setzte sich mit einem koketten Schwung auf die ausladende Armlehne von Jean-Jacques Sessel und begann, mit ihm auf professionelle Art zu flirten. Dann beugte sie sich zu ihm herab, wobei er auch einen tiefen Einblick in ihr tief ausladendes Dekolletee bekam, und flüsterte ihm kurz ins Ohr. „Schön, Dich wiederzusehen. Du kommst auf alle Fälle mit mir. Ja?!"

Jean-Jacques nickte nur ganz leicht, legte aber, als ob es das Natürlichste der Welt wäre, seinen Arm um Moniques Hüfte und spielte das Flirtspiel mit zunehmender Begeisterung mit.

Eine halbe Stunde später hatte sich die Gesellschaft in vier Paare aufgeteilt und war die Treppe zu den Zimmern im zweiten Stock hinauf gestiegen.

Monique schloss die Zimmertür hinter sich, drehte sich um und legte ihren Zeigefinger auf ihren Mund, während sie die wenigen Schritte zu Jean-Jacques ging und sich direkt vor ihn stellte. „Ganz leise und nur direkt ins Ohr flüstern. Nur die üblichen Liebessprüche können hier geräuschvoll sein. Klar?"

Jean-Jacques nickte, umarmte Monique in demselben Moment und küsste sie auf die Stirn. „Ich hätte nie erwartet, dass wir uns so wiedersehen."

„Ich auch nicht." Monique lächelte ihn breit an. „Aber ich muss gestehen, ich habe echt Lust auf Dich. Wollen wir?"

Jean-Jacques nickte wieder und die beiden begannen, sich mit zunehmender Freude gegenseitig auszuziehen. Endlich nackt voreinander stehend, strich Monique mit ihren Fingerspitzen die beiden langen Narben auf Jean-Jacques linker Körperseite nach, die aus seiner Bürgerkriegsverwundung herrührten. „Hat das lange weh getan?"

Jean-Jacques lachte einmal hörbar zynisch auf. „Körperlich ist mittlerweile alles repariert, aber meine Seele wird das nie vergessen." Er zuckte mit seinen Schultern. „Aber das war der Grund, warum ich bei Kriegsausbruch nicht an die Front geschickt wurde. Vielleicht war das dann mein Glück. Man weiß halt nie, wozu was gut ist."

Monique küsste seine beiden Narben vorsichtig, dann galt ihr Interesse der schon deutlich angewachsenen Männlichkeit ihres früheren republikanischen Kampfgenossen und Liebhabers. Sie drückte ihn mit dem Rücken auf das ungewöhnlicherweise fußteillose Bett und ließ ihn sich ausstrecken. Dann wusste Monique genau, was ihr überraschender abendlicher Liebhaber brauchte; ein lang andauerndes, variantenreiches Vorspiel mit Hand und Mund, mehrfach bis kurz vor den Explosionspunkt getrieben. Und anschließend ein zunehmend wilder werdender Doggy-Style-Encounter, bis sie beide pitschnass geschwitzt aufeinander zusammenbrechen würden. Sie beide wurden trotz ihrer dreijährigen Pause nicht voneinander enttäuscht. Jean-Jacques Stehvermögen war von seinen Kriegsverwundungen nicht im geringsten beeinträchtigt und so stieß er mit maximaler Energie immer bis zum Anschlag in Moniques Pussy, so dass es jedes Mal satt klatschte. Beide hatte längst das distanziert-berechnende und kühle Miteinander, das sonst die Bettbeziehungen zwischen Monique und ihren Gästen kennzeichnete, verlassen. Hier liebten sich zwei Menschen mit aller Hingabe und Emotion.

Erst hinterher merkte Monique, dass sie bei aller Euphorie des Wiedersehens vergessen hatte, Jean-Jacques ein Kondom überzuziehen. „C'est la vie", zuckte sie innerlich mit ihren Schultern, als sie merkte, dass sie von seiner riesigen Ladung regelrecht auslief. Dann grinste sie sich in sich hinein. „Gottseidank habe ich erst vor sieben Tagen meine Periode gehabt. Da kann noch nichts passieren."

Langsam abkühlend, aber immer noch intensiv und kräftig durchatmend, kuschelten sie eng umschlungen miteinander, sich gegen die herbstliche Kühle mit einer dünnen Decke schützend.

„Und was führt Dich heute mit diesem alle Waren und Güter beherrschenden Korvettenkapitän ausgerechnet in unseren Salon?" flüsterte Monique in Jean-Jacques Ohr.

Der Angesprochene atmete zweimal seufzend durch, dann antwortete er genauso leise. „Unsere Firma ist als beste Baufirma im Hafen- und Industriebereich bekannt. Wir hatten eigentlich keine Wahl, als man uns ansprach, die Bauleitung für die ganze Infrastruktur des neuen Kriegshafen zu übernehmen. Ich glaube, wenn wir ‚nein' gesagt hätten, hätte man uns zwangsverpflichtet." Er atmete wieder tief und hörbar durch. „Und so bauen wir jetzt für die deutschen Faschisten und Kriegsgewinner einen massiv befestigten Kriegshafen für ihre Unterseeboote." Er drehte sein Gesicht zu Monique hin, so dass sie auf die kurze Entfernung sehr deutlich sah, dass er Tränen in den Augen hatte. „Ausgerechnet ich. Aber was bleibt mir übrig? Wenn ich täglich das Schicksal der spanisch-republikanischen Zwangsarbeiter bei uns sehe, dreht sich mir der Magen um. Ich könnte genauso gut einer von ihnen sein."

Monique strich ihm mit der freien Hand tröstend übers Gesicht und seine Haare. „Es hätte sich wohl niemand vorstellen können, dass der Sieg des Faschismus so total sein würde. Jetzt rücken die deutschen Soldaten jeden Tag viele Kilometer tief ins sowjetische Reich vor. Wenn man den Meldungen glauben kann, werden sie schon in diesem Winter weiter voran gekommen sein als Kaiser Napoleon."

„Und die Engländer verkriechen sich vor Angst auf ihrer Insel und haben den Kontinent praktisch aufgegeben. Würde mich nicht wundern, wenn sie ein großzügiges Friedensangebot des Führers annehmen und uns endgültig vergessen." Jean-Jacques klang tief verzweifelt. „Und ich muss gute Miene zum bösen Spiel machen. Und verdiene dabei sogar noch ganz gut." Er stöhnte wieder auf. „Was für eine beschissene Welt."

Monique beschloss in diesem Moment, ihre Beziehung zu ihrem ehemaligen Kampfgenossen und Liebhaber wieder aufzunehmen. „Ich glaube, es wäre gut für uns beide, wenn wir außerhalb der offiziellen Begegnungen auch privat wieder zusammenkommen. Hast Du Lust? Oder bist Du mittlerweile gebunden?"

Jean-Jacques richtete sich auf einem Ellenbogen auf und beobachtete Monique eine Weile stumm. „Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Was wäre Dein Vorschlag? Ich arbeite im Moment zwölf Stunden am Tag und komme abends meist spät von der Baustelle herunter."

„Genau das ist gut. Wir haben bis zur Sperrstunde geöffnet und dank des Korvettenkapitäns einen Sonderpassierschein, um auch danach nach Hause gehen zu können. Wenn Du kurz vor der Sperrstunde in Francoises und mein Apartment kommst, kommen wir kurz darauf auch nach Hause. Du kannst über Nacht bleiben und gehst morgens direkt wieder zur Arbeit."

„Und wo soll ich da warten?"

„Ganz einfach. Du bekommst einen Wohnungsschlüssel. Und ich informiere den Concierge."

Genau nach diesem Plan erneuerte sich die Liebesbeziehung der beiden republikanischen Bürgerkriegskämpfer, die jetzt im Dienst des deutschen Faschismus standen. Drei Abende später wartete Jean-Jacques erstmals in Moniques Apartment auf seine Geliebte. Er hatte zudem diskret einige frische Anziehsachen mitgebracht, die er direkt bei ihr deponieren wollte.

Wenige Wochen später weihten Monique und Francoise Jean-Jacques in ihre heimlichen Kontakte zu ehemaligen politischen Genossen und Weggefährten ein. „Seit dem deutschen Angriff auf Russland formen die ehemaligen kommunistischen und sozialistischen Kader Widerstandsgruppen, sofern sie noch nicht von dieser bösartigen Polizei aufgegriffen und verschleppt worden sind."

„Und dabei sind die französischen Erfüllungsgehilfen mit ihrer vorauseilenden Folgsamkeit und Unterwürfigkeit fast noch schlimmer als die Deutschen selbst." Francoise klang hörbar grimmig.

„Ist bei uns in den Lagern und im Hafen nichts anders. Ohne ihre französischen Hilfspolizisten würden die Deutschen nicht mit dieser Masse an Zwangsarbeitern fertig. So überlassen sie die Drecksarbeit anderen und kontrollieren nur, ob diese wunschgemäß erledigt worden ist."

„Wie ist das eigentlich?" fragte Monique plötzlich. „Wer ist eigentlich der Mächtigere? Die Militärverwaltung mit unserem Korvettenkapitän? Oder SS und Polizei?"

Jean-Jacques kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Kann man eigentlich nicht sagen. Die gehen sich ziemlich aus dem Weg. Korvettenkapitän Aldenhoff mag die SS und die Polizei nicht. Umgekehrt wohl auch nicht. Aber Aldenhoff hat alle Materialversorgung im Griff, der könnte theoretisch der SS sogar den Wein und das Bier wegnehmen."

Die Frauen mussten lachen. „Das wäre dann die größte anzunehmende Katastrophe für die Schwarzen."

Jean-Jacques kam auf das eigentliche Thema zurück. „Kenne ich jemand von diesen Widerständlern?"

Francoise zuckte mit ihren Schultern. „Kann sein. Aber ich darf nichts sagen. Das geht, wenn überhaupt, umgekehrt. Ich kann Deinen Namen weitergeben. Und dann nimmt jemand mit Dir Kontakt auf. Soll ich das tun?"

Jean-Jacques nickte. „Vielleicht kann ich ja wirklich etwas Nützliches tun."

Zwei Wochen später hatte der Erstkontakt stattgefunden. Jean-Jacques begann nun, in abendlicher Heimlichkeit Aufzeichnungen über die laufenden Bauarbeiten und seine Beobachtungen anzufertigen, die von Francoise auf diskreten Wegen zu Georges Rouen gebracht und von diesem ausgewertet und sicher versteckt wurden. In kleinen, vorsichtigen Schritten bildete sich in Bordeaux eine erste Widerstandgruppe, die aber bis zu diesem Zeitpunkt nichts weiter machte, als Informationen zu sammeln und sich im Untergrund zu strukturieren. Zu mehr fehlte ihr sowohl die Ausrüstung als auch eine Aufgabe und Zielsetzung. Neben der Wut, die die früheren Kommunisten und Sozialisten aufgrund des neuen deutsch-sowjetischen Krieges auf die deutschen Besatzer und ihre französischen Helfer durchdrang, gab es weder ein konkretes politisches oder militärisches Ziel noch irgendwelche Hoffnung, gegen den allgegenwärtigen Besatzungsgegner irgendetwas ausrichten zu können.

„Und was ist mit diesem De Gaulle, der sich als Führer der Freien Franzosen bezeichnet und von London aus Rundfunkansprachen hält?" fragte eines Nachts Francoise ihre beiden Mitstreiter.

„Auf den gebe ich nicht viel", antwortete Monique. „Den lassen die Engländer ein bisschen Propaganda machen. Aber ausrichten kann der auch nichts mit seiner Handvoll geflüchteter Unterstützer. Da sind ja auf englischer Seite selbst die Polen stärker und einflussreicher."

In diese trübe Herbststimmung, die von dem permanent schlechten Wetter, das von der Biscaya hereinzog, und von ziemlicher Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet war, platzte plötzlich ein Ereignis, dessen Tragweite niemand in Bordeaux, aber auch an anderem Ort einschätzen konnte. Am 7. Dezember 1941 griff Japan die in Pearl Harbour liegende Pazifikflotte der USA an und versenkte beziehungsweise beschädigte den größten Teil der dort ankernden Schiffe. Die faschistischen Militärmächte in Europa hatten einen aggressiven Verbündeten in Asien dazu bekommen. Es schien so, dass sie ihr Herrschaftssystem auf die ganze Welt ausdehnen wollten.

Inmitten dieser jetzt endgültig zum zweiten Weltkrieg mutierten militärischen Auseinandersetzung zwischen den Völkern war das Weihnachtsfest 1941 und der nachfolgende Jahreswechsel im besetzten Teil Frankreichs eine sehr ruhige Angelegenheit. Die Versorgungslage für die normale Bevölkerung war dürftig und durch Lebensmittelrationierungen gekennzeichnet. Aus diesem Grund hatte Monique beschlossen, sowohl das Restaurant als auch den Salon von Heiligabend bis zum 2. Januar zu schließen. Die Stammgäste aus der deutschen Offiziers- und Verwaltungsschicht waren entweder auf Heimaturlaub oder mit Wach- und Bereitschaftsdiensten blockiert. Die französischen Stammgäste mit engen Kollaborationsverbindungen zu den Deutschen waren bei ihren Familien. Somit hatten Monique und Francoise beschlossen, alle Mitarbeiter und ihre Familien am ersten Weihnachtstag zu einem gemeinsamen Weihnachtsmenü ins Restaurant einzuladen, die engen Verbindungen zu Korvettenkapitän Aldenhoff hatten es ermöglicht, unter der Hand Zusatzrationen zugewiesen zu bekommen. Entsprechend fröhlich, ja fast ausgelassen war dieser Weihnachtstag, für wenige Stunden war der Krieg weitgehend vergessen.

Der Winter 1941/42 war selbst in Südfrankreich kalt und nass. Die Bauarbeiten am neuen U-Boot-Hafen gingen langsamer voran als von Seiten des Marinekommandos und der Militärverwaltung gewünscht. Jean-Jacques, sein Partner und seine Bauaufsicht führende Firma wurden unter heftigen Druck gesetzt, der an die spanischen, französischen und internationalen Zwangsarbeiter erbarmungslos weitergegeben wurde.

„Wenn einer schlapp macht oder sich verletzt, kommt die Polizei mit einem SS-Mann im Rücken und führt den arbeitsunfähigen Arbeiter einfach ab", berichtete Jean-Jacques mit hohlem Blick und starrer Miene, als er sich abends in Moniques Apartment vor Frust betrinken wollte. „Einige von denen habe ich bisher nicht wiedergesehen. Man munkelt, dass die armen Kerle in ein anderes Lager verlegt und dort einfach dem Tod überlassen werden."

„Und ihr könnt da nichts machen, um die Männer zu beschützen?"

Jean-Jacques lachte zynisch auf. „Dann sind wir die Nächsten. Wir sind nützlich, so lange die Baustelle vorangeht. Aber wir sind beim besten Willen nicht menschenwürdig."

„Du leistest schon genug für unsere Sache mit Deinen Aufzeichnungen. Georges Rouen sagt, die sind unheimlich wertvoll."

Jean-Jacques nickende Zustimmung sah nicht überzeugend aus. „Vielleicht irgendwann in der Zukunft. Im Moment kann ich wirklich nicht sehen, wer aus meinen heimlichen Planaufzeichnungen und Beschreibungen irgendeinen Nutzen ziehen soll. Die Engländer bombardieren ja noch nicht einmal unsere Baustelle. Wenn die Betondecken erst einmal fertig sind, sind selbst ihre stärksten Bomben wie Knallerbsen."

Diese deprimierte Grundstimmung der französischen Freunde in Bordeaux kennzeichnete den ganzen Winterverlauf und hellte sich auch nicht im Frühjahr auf. Im Gegenteil. Mit besserem Wetter verkündeten die deutsche Propaganda und auf diesem Weg die streng kontrollierte und zensierte Presse Frankreichs den weiteren Vormarsch der Wehrmacht in Russland, in Nordafrika und die Erfolge der deutschen Marine, insbesondere ihrer U-Boote im Atlantik. Letzteres konnte man ab dem Frühjahr auch live beobachten, als die ersten U-Boote von ihren Feindfahrten spontan und unorganisiert in den noch gegen Luftangriffe ungeschützten Hafen einliefen. Beide U-Boote hatten auf ihrer wochenlangen Feindfahrt deutlich sichtbare Schäden erlitten, aber dann den kürzesten Weg zum nächsten Hafen genommen, in diesem Fall Bordeaux. Kein einziges englisches oder gar amerikanisches Flugzeug ließ sich am Himmel über Bordeaux blicken.

Die U-Boot-Mannschaften konnten ihr Boot verlassen und wurden durch Werftmannschaften ersetzt, die die Boote nach einer ersten Notreparatur zur bereits voll befestigten U-Boot-Werft nach Lorient überführten.

Zur Begrüßung und Feier ihrer Erfolge hatten der deutsche Hafenkommandant sowie Korvettenkapitän Aldenhoff die Offiziere beider Boote in Le Mirage eingeladen. Der Kontrast hätte für den ausstehenden Beobachter kaum größer sein können: zum einen die wohlgenährten und voller Heldenstimmung aufgeputschten ortansässigen Offiziere, zum anderen die bärtigen U-Bootfahrer, gekennzeichnet von sehr blasser Haut und tief liegenden, teilweise sehr geröteten Augen. Was noch mehr auffiel, war durchweg ihre Schweigsamkeit. Lediglich zwei junge Wachoffiziere, die sich anscheinend noch aus ihrer Schulzeit kannten, ließen sich von der euphorischen Stimmung der in Bordeaux ansässigen Offiziere anstecken. Es waren dann auch die beiden Leutnante, die Aldenhoff und andere mit in den Salon begleiteten. Die beiden U-Boot-Kommandanten hatten freundlich abgelehnt und es ihrer jeweiligen Offiziersmannschaft freigestellt, was sie machen wollten.

Aldenhoff hatte sich schnell ‚seine' Francoise gesichert und versuchte nun, Monique und Marie für die beiden mittlerweile stark angetrunkenen Leutnante zu reservieren. Monique entzog sich dieser Zuordnung, indem sie dem Korvettenkapitän ins Ohr flüsterte, dass sie am Nachmittag gerade ihre Periode bekommen hatte. Sie empfahl eine neue Salonmitarbeiterin, Chantal, die genauso wie Marie fließend Deutsch sprach. Aldenhoff zuckte nur mit den Schultern und nahm dann eine andere Zuordnung vor.

Nach monatelangem Kriegszölibat und im betrunkenen Zustand waren die beiden Leutnante sexuell relativ wenig einsatzfähig, ihr erster spritziger Orgasmus bedurfte keiner sonderlichen Anstrengungen. Zudem waren neunzehn-/zwanzigjährige Jungoffiziere sexuell noch ausgesprochen unerfahren, also für die erheblich erfahreneren Salondamen relativ leicht zu dirigieren. Die Frauen des Salons Le Mirage Rouge hatten im Laufe des letzten Jahres gelernt, dass besonders junge Offiziere in der Erholungsphase bis zu einer zweiten Nummer für vorgespielte Zuneigung besonders empfänglich waren und erst recht bei einem untrainiert hohen Alkoholspiegel gern ins unzensierte Reden kamen. Und so bekamen Chantal und Marie zum ersten Mal einen trotz aller heldenhaften Selbstbeweihräucherung ungeschminkten Bericht über die nasse und gefährliche Fronterfahrung, die die Männer gerade hinter sich gebracht hatten. Mit Schichtende forderte Monique die beiden Frauen auf, einen auf die Fakten reduzierten Kurzbericht zu schreiben, den sie in ihrem sicheren Versteck daheim deponierte, bevor Francoise ihn weiterleiten konnte. Es waren die ersten von vielen Protokollen, die alle Salondamen im Laufe der nächsten Monate und Jahre anfertigen sollten. Ohne es zu wissen, hatten diese beiden ersten Protokolle eine Art Testamentscharakter. Die beiden Leutnante waren nur an diesem einzigen Abend zu Gast im Salon. Nach der Reparatur ihrer Boote liefen sie zur einer erneuten Feindfahrt aus Lorient aus und kamen nicht mehr zurück.