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Mira schien nicht im Geringsten überrascht. "Ich dachte mir schon, daß du alles vergessen hast. Auch davon erzählen die alten Geschichten."

"Ach ja?"

"Ja. Aber das ist nicht schlimm. Ich als deine Führerin werde dir alles erzählen was du wissen mußt."

"Dann erzähle mir doch mal, warum du mich als die Erste bezeichnest. Was steckt dahinter?"

Miras Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. "Es tut mir leid, aber diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Nur die Erste weiß die Antwort darauf." Sie zuckte mit den Schultern und fuhr fort. "Unsere Aufgabe besteht nur darin, auf die Erste zu warten. Sie allein weiß, was zu tun ist."

Hannah war nun genau so schlau wie vorher. Sie gähnte.

"Bist du müde? Möchtest du dich ausruhen?"

"Ja. Nein." Hannah strich sich über ihre von der Sonne gebleichten Haare. Strohblond hat mir schon immer am Besten gestanden, dachte sie, bevor sie Mira ansprach. "Magst du mich noch ein wenig herumführen? Ich weiß. Ich bin schrecklich neugierig!" Hannah lachte.

"Natürlich führe ich dich herum", antwortete Mira und nickte heftig. "Ich bin deine Führerin. Es ist meine Pflicht dir jeden Wunsch von den Augen abzulesen, und dir bei allem zu helfen was du tust." Sie stand auf und reichte Hannah die Hand. "Ich könnte dir den Strand zeigen. Wenn du magst?"

"Hier ist ein See in der Nähe?", fragte Hannah neugierig, während sie sich erhob.

"Ich weiß nicht was ein See ist", zuckte Mira mit den Schultern. "Aber das Wasser reicht weiter als man schauen kann."

"Habt ihr nie versucht herauszufinden, wie weit das Wasser reicht?"

"Warum sollten wir das tun?", war Miras lapidare Antwort.

-

Der See, oder 'das Wasser', wie Mira es nannte, reichte bis zum Horizont. Hannah sah, daß die Siedlung in einer geschützten Bucht lag. Links und rechts, in ziemlicher Entfernung, türmten sich dicht bewachsene Berge auf, die zum Meer abrupt abbrachen. Über den steilen Klippen sah Hannah die ersten Vögel kreisen.

"Ihre Eier sind eine Delikatesse", schnalzte Mira mit der Zunge und verdrehte dabei die Augen.

Hannah lachte und sah Mira an. "Ich werde uns einmal ein leckeres Omelett machen." Als sie Miras fragenden Blick sah, fügte sie schnell hinzu: "Ich erkläre es dir später. Versprochen."

Nebeneinander gingen sie durch den puderigen schneeweißen Sand, bis sie am Wasser angekommen waren und Hannah leise aufstöhnte. "Ich das schön!" Das Meer war kristallklar und selbst in einiger Entfernung war der Grund noch genau zu erkennen. Mit der Hand schirmte Hannah ihren Augen ab und erspähte in einiger Entfernung eine kleine Insel. Der schwarze Fels ragte einige Meter über den Wasserspiegel hinaus und wie zum Trotz wuchs eine einsame Palme auf der Spitze. Das sie dort hinausschwimmen würde stand für Hannah sofort fest. Allerdings nicht sofort, denn langsam übermannte sie die Müdigkeit. Sie sah Mira von der Seite an. "Ich würde gerne ein bißchen ausruhen. Kennst du einen Platz für mich?"

Mira lächelte und beschrieb mit dem Arm einen großen Kreis. "Such dir ein Plätzchen aus. Es wird so schnell nicht wieder regnen."

Hannah fragte sich, woher Mira das wohl mit solcher Bestimmtheit sagen konnte. Sie selbst war jedenfalls noch nicht hinter irgendeine Regelmäßigkeit gekommen. Aber sie vertraute Miras Aussage und schaute hoch zum Waldrand. "Vielleicht dort?", zeigte sie mit dem Arm auf eine kleine Gruppe von Palmen, deren Stämme auf bizarre Weise miteinander verwoben waren.

"Ein sehr schöner Platz", stimmte Mira zu und griff wieder nach Hannahs Hand. "Wenn du erlaubst, werde ich dir noch etwas Gutes tun."

"Gerne." Hannah wußte zwar nicht was Mira damit meinte, aber es erschien ihr wichtig, ihre neue Freundin nicht zu verstimmen. In Gedanken korrigierte sie sich. Nicht Freundin, sondern Führerin. Wobei das eine das andere ja nicht unbedingt ausschließen mußte, lächelte Hannah still in sich hinein.

Als Hannah auf dem Boden saß, rutschte Mira hinter sie und kämmte mit den Fingerspitzen das goldene Haar. Hannah war schon aufgefallen, daß alle Frauen als erstes ihre goldene Haarpracht angestarrt hatten. War es Neid? Ehrfurcht? Oder gar schlicht und ergreifend Furcht? Wieder fragte sie sich, was der Titel 'die Erste' wohl bedeutete. Und was verlangten die Frauen von ihr? Hannah nahm sich vor, am nächsten Tag Mira noch einmal gründlich auszuhorchen. Aber zunächst genoß sie Miras Massage.

Mira beschränkte sich nicht auf Hannahs verspannte Schultern. Immer wieder schob sie ihre Hände unter Hannahs Achseln, berührte flüchtig den Ansatz der Brüste, um danach sofort die Hände wieder zurückzuziehen und bei den Schultern fortzufahren. Als sich Miras schlanke Hände ein weiteres Mal nach vorne wagten, legte Hannah die Arme dicht an ihren Körper und klemmte auf diese Art und Weise Miras Hände ein. Als ob Mira nur auf dieses Zeichen gewartet hätte, öffnete sie ihre Hände und legte sie zart über Hannas strotzende Brüste. Wie die Flügel eines Kolibris ließ sie ihre Finger über die fleischigen Nippel huschen, und als Hannah lustvoll aufstöhnte, ließ Mira eine Hand langsam über Hannahs festen Bauch abwärts gleiten. Hannah schloß die Augen und öffnete ihre Schenkel. Sie spürte Miras Brustspitzen bei jeder noch so kleinen Bewegung über ihren Rücken reiben.

Mira erwies sich als überaus geschickte Liebhaberin. Und Hannah, deren einzige lesbische Erfahrung aus Knutschen mit ihrer besten Freundin bei einer langweiligen Studentenparty bestand, überließ sich nur allzu gerne Miras Führung. Mira brachte Hannah schnell an den Rand der Verzweiflung. Aber halt nur bis an den Rand. Für Hannah schien inzwischen die Zeit stillzustehen, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich kommen zu dürfen. Aber Mira zögerte diesen Punkt immer wieder geschickt hinaus, bis Hannah laut und unmißverständlich ihr Recht einklagte. Sekunden später heulte sie auf, ihr ganzer Körper wurde von Zuckungen geschüttelt, und wie es ihr in größter Not immer passierte, schoß ein wasserklarer Strahl zwischen ihren Schenkeln hervor und versickerte sofort im Sand zwischen ihren Beinen.

"Du Teufel!", stöhnte Hannah schweißüberströmt und lehnte ihren Kopf für einen Moment an Miras Schulter. "Du kleiner süßer Teufel!"

-

Als Hannah erwachte, kniete Mira vor ihr und beäugte sie. Die schwarzhaarige Schönheit hatte ein paar Früchte gesammelt, und in einer schnell geflochtenen Schale aus Blättern Wasser vom nahe gelegten Fluß geschöpft. Gierig trank Hannah, und als sie übermütig in eine der Früchte biß, rann ihr ein Teil des Fruchtfleisches den Hals hinab und verschwand im Tal zwischen ihren Brüsten. Mira schien zu warten, bis der süße Strom den Nabel passiert hatte, dann schoß ihr Kopf nach vorne und verschwand in Hannahs Schoß.

Nachdem sie sich gestärkt hatten -- Hannah hatte dafür gesorgt, das ein großer Teil des süßen Fruchtfleisches den Weg in ihren Schoß fand -- standen sie auf und gingen zum Wasser. Interessiert sah Hannah, wie Mira ein wenig vom puderigen Sand in die Hand nahm, und sich damit abrieb. Das ist wohl die Urform jedes Peelings, amüsierte sich Hannah und tat es Mira gleich.

"Ich würde gerne ein Stück den Strand hinauflaufen", sagte Hannah, als sie am Strand standen und sich von der Sonne trocknen ließen. "Vielleicht bis zu den Klippen?"

"Natürlich."

"Müssen wir uns nicht erst bei den Anderen abmelden?", gab Hannah zu bedenken.

"Das ist nicht nötig. Sie wissen es."

"Du konntest doch gar nicht mit ihnen darüber sprechen", wunderte sich Hannah. "Ich selbst habe es dir doch gerade eben erst gesagt."

"Ich brauche es ihnen nicht zu sagen. Sie wissen es auch so."

Hannah schüttelte den Kopf, denn sie verstand mal wieder nichts von alledem. Langsam setzte sie sich in Bewegung und versuchte zu schätzen, wie lange sie bis zu den Klippen unterwegs sein würden.

In den nächsten Stunden versuchte Hannah so viele Informationen aus Mira herauszukitzeln wie irgend möglich. Und langsam formte sich vor Hannas Augen ein Bild. Immer noch mehr als löchrig, aber eine grobe Vorstellung von dem was hier passierte ließ sich daraus ableiten.

Soviel stand schon einmal fest: Auf dem Planeten, auf dem sie sich befand, wurde es nie dunkel, weil die Sonne wie eine Deckenlampe immer an der gleichen Stelle stand. Es regnete in exakten Abständen immer gleich lange, und die Temperatur änderte sich nie, sah man von einer gelegentlichen leichten Brise ab, die vorwiegend vom Meer herüberwehte. Die Gruppe, in der Mira lebte, bestand aus annähernd hundert Frauen. Alle waren etwa in Miras Alter, wobei Mira ihr Alter aber nicht kannte. Ganz selten gebar eine der Frauen ein Kind. Ein Mädchen natürlich! Wie es dazu kam, konnte Mira ebenfalls nicht sagen. Der Begriff 'Männer' war ihr unbekannt. Die Gruppe lebte in den Tag hinein. Wer Hunger hatte, ging in den Wald und pflückte ein paar Früchte. Man vertrieb sich die Zeit mit Unterhaltungen, Spielen, gemeinsamen Ausflügen oder Flechterein. Es gab keine Hierarchie in der Gruppe, und zu Hannahs Überraschung erklärte Mira, daß es auch keine festen Partnerschaften gab. Auf Hannahs Frage, ob es denn noch andere Gruppen wie die ihre geben würde, zuckte Mira nur mit den Schultern. Mit Begriffen wie: Alter, Krankheit und Tod konnte Mira nichts anfangen.

Immer wieder schaute Hannah verstohlen zur Seite. Mira war eine ganz besonders schöne Frau. Ihr Körper war perfekt, ihre Gesichtszüge anmutig, und ihre Haare glänzten im Sonnenlicht wie gelackt. Wenn Mira lachte, und sie lachte viel, blitzten ihre perlweißen Zähne im Licht. Hannah fuhr mit der Zungenspitze über ihre eigenen Zähne. Längst hatte sie ihre Prothesen vergessen, denn sämtliche Zähne waren nachgewachsen. Hannah befand sich auf dem Zenit ihrer Leistungsfähigkeit, und über das Warum und Wieso machte sie sich immer seltener Gedanken. Da sie sich aber noch sehr gut an die Schmerzen der letzten Jahre erinnern konnte, dankte sie dem Umstand, der dafür zuständig war. Erklären konnte sie sich das alles aber nicht.

"Darf ich dich etwas fragen?"

Hannah war etwas überrascht, denn bis jetzt hatte Mira keinerlei Interesse gezeigt, was Hannahs Person betraf.

"Natürlich. Was möchtest du denn wissen?"

"Du bist so ganz anders als wir. Sind dort, wo du herkommst, alle Frauen so wie du?"

"Wie bin ich denn?", tastete sich Hannah langsam vor.

"Du bist so, hm, neugierig. Und manchmal so fremd in deinen Gedanken."

"Interessiert es dich denn nicht, warum die Dinge so sind, wie sie sind?"

Mira zuckte mit den Schultern. "Nein. Wenn ich ehrlich bin: Nein. Es ist doch gut so, wie es ist. Oder?"

"Das kannst nur du selbst beantworten." Hannah wählte ihre Worte mit Bedacht. Denn auf keinen Fall wollte sie die junge Frau beleidigen. Allerdings kamen ihr immer mehr Zweifel, wenn sich Mira als ihre Führerin ausgab. Wohin soll sie mich führen, fragte sich Hannah. Und vor allem: Wie? Mira jedenfalls entwickelte ganz offensichtlich keinerlei Eigeninitiative.

"Was hast du denn gemacht, bevor wir dich gefunden haben?"

"Ich war Archäologin", sagte Hannah in Gedanken.

Mira schaute Hannah lange an. So als ob sie überlegte, ob sie noch eine Frage stellen dürfe.

Hannah sah Miras zweifelnden Gesichtsausdruck und griff versöhnlich nach ihrer Hand. "Archäologen sind Leute, die im Dreck wühlen, und versuchen aus den Hinterlassenschaften ihrer Ahnen das Puzzle der Geschichte zu vervollständigen." In Miras Augen sah Hannah sofort, daß die junge Frau an ihrer Seite kein Wort verstanden hatte. "Ich erzähle dir später mehr davon."

"Wir sollten eine Rast einlegen", wechselte Mira das Thema und deutete auf eine lauschige Stelle oberhalb des Strandes. "Ich war schon einmal hier. Unweit gibt es einen kleinen See mit vielen herrlich duftenden Rosen auf dem Wasser."

Und plötzlich spürte Hannah das Brennen in ihren Beinen. Sie versuchte den Weg die sie gegangen waren zu schätzen, aber es gelang ihr nicht. Die Klippen schienen noch keinen Deut näher gekommen zu sein, aber ein Blick zurück zeigte ihr doch, daß sie schon einiges geschafft hatten. Bereitwillig folgte sie Mira, die sich inzwischen für einen Schlafplatz entschieden hatte und Hannah aufmunternd zunickte.

Das Wasser war herrlich. Seidenweich, kristallklar und angenehm kühl. Die Seerosen verströmten einen anregenden und betörenden Duft. Ohne Vorwarnung tauchte Mira zwischen Hannahs Beinen hindurch und gab ihr einen saugenden Kuß. Hannah lachte, spielte mit Miras Haaren, die wie ein Teppich auf dem Wasser lagen, bis sie ihr Gesicht in die Hände nahm und Mira verlangend auf die Lippen küßte. Feurig blitzte es in Miras Augen, und wie sie verschämt den Blick senkte, raubte es Hannah fast den Atem. Mira entzog sich geschickt den fordernden Armen und watete dem Ufer entgegen. Hannah sah die junge Frau noch eine Weile an, bis sie ebenfalls das Wasser verließ. Auf dem Rückweg sammelten sie einige Früchte, wobei sie sich schmachtende Blicke zuwarfen.

Eine kleine Ewigkeit später lagen die Beiden nach Luft schnappend und schweißnaß auf dem Bett aus Palmwedeln. Ihre Körper waren mit Fruchtfleisch beschmiert, ein zerbrochener Flaschenkürbis lag etwas abseits, und als Mira sich zur Seite wälzte und die Beine anzog, flutschte mit einem saftigen Schmatzen eine der bananenähnlichen Früchte aus ihrem Schoß. Hannah lächelte und schloß die Augen.

-

Immer noch an der Gewohnheit festhaltend, die Zeitspanne zwischen den Schlafphasen als Tag zu bezeichnen, stand Hannah fünf Tage später vor der schroff aufragenden Felswand. Den Kopf weit in den Nacken gelegt, blickte sie nach oben. Mira hatte sich in den Sand gesetzt und ließ den feinen Sand zwischen den Fingern hindurchrieseln. Hannah lächelte sie nachsichtig an. Gewiß, Mira war ihr eine gute Freundin geworden, und ohne Frage war sie eine überaus talentierte Gespielin. Auch hatte Hannah noch eine Menge an Informationen von ihr erhalten, trotzdem war ihr inzwischen bewußt geworden, daß sie das Rätsel, welches sie umgab, alleine würde lösen müssen. Miras Intellekt, um es einmal vorsichtig auszudrücken, war mit dieser komplexen Materie hoffnungslos überfordert.

"Und was machen wir jetzt?", fragte Mira mit fast schon verzweifelter Stimme. "Da kommen wir doch nie hinauf."

"Am Besten ruhen wir uns erst einmal aus", meinte Hannah und ließ sich neben Mira auf den Boden sinken. "Morgen schauen wir, ob wir nicht doch einen Aufstieg finden."

"Was wollen wir denn dort oben? Wenn wir überhaupt hinaufkommen", zweifelte Mira.

Hannah zuckte mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht so genau. Reine Neugier halt." Daß sie einer inneren Stimme folgte, die mit jedem Tag, den sie sich dem Felsmassiv näherten, drängender wurde, verschwieg sie vorsichtshalber. Mira würde es nicht verstehen.

-

Hannah hatte nach langem Suchen dann doch einen Weg nach oben gefunden. Inzwischen befand sie sich in cirka zehn Metern Höhe, und wenn sie hinunterschaute, sah sie Mira mit angstvollem Blick heraufschauen. Den ersten Meter war Mira noch mitgegangen, aber spätestens beim zweiten erkannte Hannah, das Klettern nicht Miras Welt war. Schweißnaß, kalkweiß im Gesicht, am ganzen Körper zitternd, preßte sich Mira gegen den rauhen Fels. Hannah brauchte eine halbe Stunde, um die junge Frau wieder auf den Boden zu bekommen. Kleinlaut, sich ihrer eigenen Unfähigkeit durchaus bewußt, hockte sich Mira auf den Boden und Hannah sah in ihre feuchten Augen. "Ich bin bald wieder zurück. Und dann gehen wir noch einmal zum See. Sollen wir es so machen?"

Je höher Hannah stieg, um so leichter fiel es ihr. Sie bekam ein Gefühl für den Fels, und immer sicherer setzte sie Fuß um Fuß auf den schmalen Sims, der sie stetig nach oben führte. Längst war Mira nur noch ein kleiner Punkt am Strand.

An einer etwas breiteren Stelle legte Hannah eine Pause ein. Sie hatte Hunger und etwas Durst, aber noch wollte sie nicht aufgeben. Ihr Blick ging nach oben, aber außer der nackten Felswand gab es dort nichts zu sehen. Waren es alte Instinkte, die wieder aufloderten, oder einfach nur pure Neugier, die sie weiter hinauf trieb? Hannah konnte es nicht sagen, aber sie wußte, daß dort oben etwas nur auf sie wartete.

Der Sims war inzwischen deutlich breiter geworden, und Hannah konnte bequem die Füße nebeneinander setzen. Die Aussicht war grandios. Tief unter ihr lag das blaue Meer und die grünen Wiesen und Wälder. Dazwischen der schneeweiße Strand, so weit das Auge reichte. Mira war inzwischen im Schlagschatten der Felswand verschwunden. Der Sims wurde immer breiter, aber Hannah hatte das Gefühl, das sich seine Steigung nicht verändert hatte. Inzwischen schritt sie forsch aus, bis der Pfad, vielleicht zwanzig Meter voraus, hinter einem Vorsprung in der Felswand verschwand, und sich somit ihrem Blick entzog. Hannahs Mund war trocken, ihre Kehle rauh, und erste Zweifel kamen in ihr auf. 'Was, wenn ich hier nur einem Gespenst hinterher jage, dachte sie, als sie im Begriff war, die Biegung im Fels zu umgehen.

Und dann auf einmal war sie da. Die Öffnung zu einer Höhle, versteckt hinter einer Mauer aus natürlichem Fels. Von vorne nicht zu sehen, sah der Eingang mit seinem Rundbogen aus wie eine irdische Tunneleinfahrt. Hannahs Herz rastete. Grenzenloses Staunen über diese Entdeckung ließ sie einen Moment verharren. Noch einmal schaute sie hinunter. Und sie wußte, daß dies der Abschied von der Welt der jungen Frauen war. Wehmütig dachte sie an Mira, ihre Begleiterin, die sie in ihr Herz geschlossen hatte. 'Sie wird mich verstehen', tröstete sich Hannah. 'Irgendwann wird sie mich verstehen.'

-

Nach wenigen Metern wußte Hannah, daß dieser Stollen nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Der Boden, wie auch die Wände und die kuppelförmige Decke, waren dafür einfach zu glatt. Als sie die Hand auf den nackten Fels legte, meinte sie ein leichtes Vibrieren zu fühlen. Der Stein war angenehm warm, und Hannah war sich sicher, das diffuse Licht würde vom Kuppeldach kommen. Lampen, oder etwas ähnliches, sah sie allerdings nicht. Da es keine Abzweigungen gab, war Hannahs Weg vorgezeichnet. Immer tiefer drang sie in das Felsmassiv ein, bis weit vor ihr ein helles Licht auftauchte und schnell größer wurde.

Der Raum war auf den ersten Blick quadratisch und gut und gerne zehn Meter hoch. Das Plätschern eines in Stein gehauenen Springbrunnens zog Hannahs Blick magisch an. Ohne einen Gedanken an die Genießbarkeit zu verschwenden, schöpfte sie mit der hohlen Hand etwas von dem Wasser. Die angenehm schmeckende Flüssigkeit weckte augenblicklich Hannahs Lebensgeister und stillte zudem ihren Durst. Wieder schöpfte sie, diesmal mit beiden Händen, und warf sich das Wasser gegen das Gesicht und über ihre Brust. So erfrischt trat sie etwas zurück und ließ den Blick durch den Raum gleiten.

Im Zentrum des Raumes erregte ein irisierendes Licht Hannahs Aufmerksamkeit. Zögerlich schritt sie darauf zu. Und je mehr sich Hannah den in der Luft tanzenden Lichtpunkten näherte, um so heller wurden sie. Außerdem schienen sie einem unsichtbaren Dirigenten zu gehorchen. Langsam bildeten sich Strukturen aus dem Chaos. Es erschienen klar abgegrenzte Kanten und Flächen. Fasziniert betrachte Hannah die Entstehung der Projektion aus Licht. 'Wie ein Hologramm', dachte sie und ließ sich ehrfurchtsvoll auf einem der Steinquader nieder, die im Kreis um das immer noch wachsende Gebilde standen.

Der Vorgang schien abgeschlossen zu sein, obwohl der obere Teil der Projektion immer noch aus wild herumsausenden Lichtpünktchen bestand. Hannah betrachtete die beiden Scheiben, die in geringem Abstand voneinander im Raum schwebten. Durch das Zentrum der Scheiben ging eine Art Rohr, welches aber oberhalb der zweiten Scheibe diffuser wurde und sich schließlich auflöste. Mit viel Phantasie meinte Hannah die Kanten einer dritten Scheibe zu erkennen. 'Aber das kann alles Mögliche sein', insistierte ihr akademischer Verstand. Auf der unteren Ebene konnte Hannah klar definierte Strukturen erkennen, und als sie die Welt der jungen Frauen zu erkennen glaubte, raubte ihr das für einen Moment den Atem. Auf der darüber liegenden Ebene gab es diese Detailtreue allerdings nicht. Hier wirkte alles wie durch einen dichten Nebel betrachtet. Die beiden Platten rotierten gegenläufig und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit.