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Merlins Kinder 03: Das große Abenteuer

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Sie grinste. "Hab' ich mir auch schon gedacht." Sie hob eine Seite des Throns hoch, die offensichtlich aus einem schweren Vorhang bestand, und wir krochen hinein.

"Hast du das etwa alles mit angesehen?", fragte ich besorgt.

"Nicht alles", erklärte sie, während sie die Verschlüsse an meinen Fußfesseln öffnete. "Ich hatte Mühe, nicht zu kotzen. Papa ist ein genauso großes Arschloch wie Opa."

Ich wollte sie wegen der Ausdrücke rügen, doch mir war klar, dass sie ein Ventil für ihre Unsicherheit und ihren Zorn brauchte.

"Die können uns hier auch dann nicht finden, wenn die uns mit Magie suchen? Frank scheint ja verdammt mächtig zu sein."

"Gut, dass du das sagst."

Ich sah im Halbdunkel, wie sie die Augen schloss. Dann murmelte sie ein paar Worte vor sich hin, die sich Lateinisch anhörten. Ein Lichtblitz blendete mich. Dann wurde es dunkel. Dunkler als zuvor.

"So", sagte Patrizia. "Ich habe uns eine Blase aus erstarrter Zeit gebaut. Da kommt niemand durch."

"Woher kannst du das?"

"Michael hat sich irgendwann in Franks Bibliothek gestohlen und den Spruch auswendig gelernt." Dann grinste sie mich sehr selbstzufrieden an. "Er hat es aber nicht geschafft."

"Du bist die Beste."

Ihr Gesicht wurde ernst. "Ich hab' mal 'was über Inzucht gelesen. Ich weiß nicht, wieso diese Familie nicht kranker ist. Melanie! Das sind alles Kinder von Zwillingsgeschwistern. Über mindestens zehn Generationen."

Ich nahm sie in meine Arme. "Denk nicht drüber nach. Die Leute hier sind einfach verrückt."

Sie kuschelte sich an mich. "Ich hab' Angst", flüsterte sie. "Ich will nicht hierbleiben und genauso ein Arschloch wie Papa und Opa werden."

"Ich beschütze dich", murmelte ich. "Die werden uns nicht kriegen."

Leise, gleichmäßige Atemzüge bewiesen mir, dass sie eingeschlafen war. Gesegnet seien die Kinder, die bei jeder Gelegenheit schlafen konnten.

Ich musste auch eingenickt sein, denn das nächste, was ich sah, war, dass jemand den Vorhang aufriss.

5

Patrizia

Ich erwachte davon, dass Melanie zusammenzuckte. Helles Licht fiel in den kleinen Hohlraum. Opa stand davor und sah glücklicherweise extrem enttäuscht aus. Dann ließ er den Vorhang wieder fallen.

"Puh!", flüsterte Melanie. "Das war knapp."

Ich konnte ihr nur beipflichten.

"Sag mal, Kleines", sagte sie, nachdem es in der Kirche wieder ruhiger geworden war. "Ich habe ja inzwischen so ungefähr verstanden, was hier abgeht. Ich blicke nur nicht durch, was für eine Rolle ich — beziehungsweise mein Original — hier spiele."

"Du bist ein Mensch."

"Sind wir nicht alle Menschen?"

"Nicht nach deren Einstellung." Ich richtete mich auf. "Willst du es wirklich wissen?"

"Vielleicht hilft es mir ja, einen Ausweg zu finden."

"Sie nennen sich 'Kinder Merlins' und können im Gegensatz zu den anderen, die sie Menschen nennen, zaubern. Sie haben Jahrhunderte lang auf die Menschen herabgeschaut und dann irgendwann begonnen, sie auszurotten."

Sie zuckte zusammen. "Weiter."

"Es gab schon vor vierzig Jahren nicht mehr viele. Nur ein paar verstreute, wild lebende Familien. Die 'Kinder' jagten sie zum Zeitvertreib. Frank war im Alter von fünf Jahren mit seinem Vater zum ersten Mal auf der Jagd. Sie haben deine Familie aufgestöbert und sie alle getötet. Alle außer dir. Frank hat dich mit nach Hause genommen."

"Als Spielkameradin?"

"Als ein Spielzeug, das er herumzeigen konnte. Eine kleine, zahme Menschin, die sprechen konnte. Eine echte Rarität. Und dein Wert ist im Lauf der Zeit immer weiter gestiegen, denn inzwischen sind die Menschen scheinbar komplett ausgerottet. Man hat ihm angeblich schon eine Million Kronen für dich geboten." Ich blickte sie an. "Die Kirche hier hat zehntausend gekostet."

"Scheiße", murmelte sie. "Der wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um mich zu finden."

"Ich glaube nicht, dass wir im Umkreis von tausend Kilometer einen sicheren Platz finden. Was?" Ihre Augen hatten sich plötzlich geweitet.

"Ich weiß einen sicheren Platz. Allerdings ist der weiter als tausend Kilometer weg. In Irland."

"Bei Éabha? Kannst du die Stelle finden? Das ist nicht dein Körper."

"Aber er hat das Mal", sagte sie. "Ich hab's im Spiegel gesehen. Ich habe allerdings nicht die geringste Ahnung, wie wir dorthin kommen sollen."

Mir fiel ein Stein vom Herzen. "Ich aber."

*

Es war mitten in der Nacht, als wir es wagten, unser Versteck zu verlassen. Die Kirche war inzwischen noch dreimal durchsucht worden. Einmal hatte jemand sogar einen Stock in unser Versteck gepiekst, der auf der anderen Seite herauskam, was derjenige aber glücklicherweise nicht mitbekam.

Im Schein des wenigen Sternenlichts, das hereinfiel, kletterten wir auf Franks Thron. Melanie setzte sich darauf und legte die Hände auf die Armlehnen. Ich setzte mich auf ihren Schoß.

"Du musst dich auf das Gefühl konzentrieren", wiederholte ich zum x-ten Mal, "das —"

"— mich auch beim ersten Mal zu der Stelle zurückgebracht hat", nahm sie mir die Worte aus dem Mund. "Wenn du deinen vorlauten Mund hältst, liebe Enkelin, kann ich das auch schaffen."

"'Tschuldigung", murmelte ich und konzentrierte mich auf die Felder, die das magische Portal umgaben. Es hätte eigentlich niemand außer Frank die Kombination kennen dürfen, doch sie war so kompliziert, dass er sie sich aufgeschrieben hatte. Und das Früchtchen hatte auch diesen Zettel irgendwann gefunden und auswendig gelernt.

Ich aktivierte das erste Feld und der Thron begann zu leuchten. Das zweite und dritte und es wurde immer heller. Rufe ertönten von außerhalb. Ich aktivierte das vierte Feld.

Die Tür zum Haus wurde aufgerissen und Frank stürmte herein. Er hob die Hände im selben Moment als ich das letzte Feld aktivierte.

Ich riss die Hände in die Höhe und musste ihm einfach meinen Mittelfinger zeigen. Dann verschwand er in einem Lichtblitz.

"Autsch!", rief Melanie. Sie saß auf ihrem fast nackten Hintern auf einer kleinen Straße. Vom Himmel erhellte ein Halbmond die Umgebung nur schwach. Doch zumindest waren wir nicht mehr in der Kirche.

Ich sprang von ihrem Schoß herunter. "Sind wir richtig?", fragte ich.

Sie blickte nach rechts und links. Es ist zu dunkel.

"Moment", sagte ich, schloss die Augen und ließ die Luft um mich herum Photonen in der richtigen Wellenlänge emittieren. Es wurde hell. Nicht taghell, aber —

"Dort." Melanie zeigte mit dem Finger. "Dort ist die Brücke."

"Komm", sagte ich und zog an ihrem Arm. "Ich weiß nicht, wie lange Frank braucht, um hinter uns herzukommen."

Sie sprang auf, griff nach meinem Arm und zog mich hinter ihr her.

Wir rannten von der Straße auf einen Feldweg, über eine hölzerne Brücke und zwischen zwei Bäumen hindurch.

Plötzlich veränderte sich die Luft. Sie roch geradezu nach Magie.

Melanie blickte nach oben. Ein riesiger Baum streckte seine Äste über uns aus. "Daraich", murmelte sie. "Wir sind richtig. Dann legte sie die Hände an den Mund. "Éabha!", rief sie. "Éabha Ní Ceridwen. Bist du hier?"

"Wer will das wissen?" Blätter wirbelten um uns herum und verdichteten sich zu einer nackten Frau.

"Ich bin Melanie. Melanie Wegner. Erinnerst du dich nicht an mich?"

Sie trat näher und legte Melanie eine Hand auf die Brust. "Ich weiß nicht", sagte sie. "Ich erinnere mich nicht an dein Gesicht, aber du trägst mein Zeichen. Wie kann das sein?"

Melanie atmete erleichtert auf. "Paralleluniversum", sagte sie. "Wir kommen aus einer anderen Welt."

*

Wir saßen im Gras um eine kleine Lichtkugel herum, und ich stopfte mir gerade den fünften Apfel in den Mund. Die Dinger schmeckten himmlisch und ich hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.

"Das ist eine sehr interessante Geschichte", sagte Éabha gerade. "Auch wenn ich nur die Hälfte davon verstehe, ist sie es wert, dass ich euch Asyl gewähre."

"Ich will aber nach Hause", entfuhr es mir. "Sorry, Éabha. Manchmal kommt das Kind bei mir durch."

Sie lachte hell auf. "Du darfst ruhig Kind sein. Du hast schon viel zu viel erlebt. Ihr könnt nicht nach Hause."

Melanie runzelte die Stirn. "Wir nicht? Warum?"

"Weil ihr die falschen Körper tragt. Die gehören in diese Welt, nicht in Eure. Nein. Ich denke, irgendjemand hat euch beide auf eine Mission geschickt. Nach allem, was ihr erzählt habt, sind die Bewohner dieser Welt krank. Ihr müsst sie heilen."

"Und wie können wir das?", fragte Melanie.

"Wir müssen die Zeitlinie verändern", entfuhr es mir. "Wir müssen in der Zeit zurückreisen an den Punkt, an dem sich die beiden Universen auseinander entwickelt haben. Wir müssen irgendetwas ungeschehen machen, damit sie sich wieder vereinigen."

Melanie starrte mich zuerst verwirrt an, dann brach sie in Lachen aus. "Hältst du dich etwa für Marty McFly?", fragte sie grinsend.

"Mein größter Filmheld."

"Ganz gleich, wer dieser Marty auch sein mag, Patrizia hat recht. Das könnte eine Lösung sein."

"Aber dafür müssen wir wissen", sagte Melanie, "an welchem Punkt die Universen auseinandergedriftet sind."

Wir starrten uns an.

"Diese Magier nennen sich 'Merlins Kinder'", sagte Éabha nachdenklich. "Vielleicht müsst ihr in die Zeit von Merlin zurück."

"Die 'Zeit von Merlin' ist aber ziemlich unbestimmt", gab Melanie zu bedenken. "Frühes Mittelalter. Irgendwo in England."

"Ich bin auch ein Nachfahre von ihm", sagte ich. "Kann das irgendetwas bringen?"

Éabha blickte mich mit ihren leuchtend grünen Augen an. "Du bist ein Nachfahre von Merlin?", fragte sie. "Dann solltest du dich daran erinnern können, was geschehen ist."

"Häh?", rutschte aus mir heraus.

"Und du hast sogar zwei Sätze von Erinnerungen. Aus beiden Welten."

"Aber die reichen doch nicht bis in das Mittelalter zurück."

Éabha lächelte. So wie es Erwachsene tun, wenn sie einem kleinen Kind erklären, wie die Welt wirklich funktioniert. "Lass mich nur machen", sagte sie.

Ihre Augen wurden größer und größer, bis sie mein Gesichtsfeld ausfüllten. Dann wurde es dunkel.

Als ich wieder wach wurde, war es Tag. Melanie blickte mich besorgt an. "Alles klar, Kleines?"

Ich tastete meinen Körper ab. "Abgesehen davon, dass ich ganz dringend pinkeln muss — Wisst ihr denn inzwischen, was wir verändern müssen?"

Die Besorgnis in ihrer Miene wurde größer.

Ich keuchte auf. "Müssen wir etwa jemanden umbringen?"

"Nein", sagte Éabha. "Ihr müsst ein Leben retten."

Teil 2: Rettung

1

Garwen

(irgendwann im 5. Jahrhundert AD, "Erde-2", Michaels Erinnerungen)

"Ich finde die Idee immer noch schlecht."

Mein Bruder Myrddin blickte abwesend von seinen Schriftrollen auf. "Welche Idee denn, Schwesterherz?"

"Morgana, die schwarze Hexe, als Lehrling aufzunehmen. Sie will sicher nur hinter deine Geheimnisse kommen."

Er lächelte mild. "Wieso meinst du, dass ich mehr Geheimnisse habe als sie? Ich hoffe auf einen Austausch. Außerdem hat ihr Bruder mich dringend gebeten, dass sie für einige Zeit aus Camelot verschwindet."

Und es gab natürlich noch einen anderen Grund. Myrddin hatte die Hexe vor nicht langer Zeit kennengelernt und sie hatte ein Feuer in ihm entfacht. Zwischen seinen Lenden, um genau zu sein.

Mein Bruder, der seit Jahren meine Annäherungsversuche ignorierte, hatte sich verliebt. Und damit gefährdete er alles, worauf Mutter seit vierzig Jahren hingearbeitete hatte.

Und dann auch noch mit dieser dreimal vermaledeiten Hexe, die ihre Kräfte aus einem Pakt mit dem "Satan" bezog. Das glaubten zumindest die Christen. Ich vermutete eher, dass sie sich ganz wie ich der Morrígan verschrieben hatte. Schon ihre hässliche Fratze sah einer Krähe sehr ähnlich.

Auf jeden Fall durfte sie nicht hierherkommen.

"Sie wird dich von deinen Studien abhalten", versuchte ich es noch einmal.

Er lehnte sich zurück und rollte die Schultern. "Mir wird es guttun, ab und zu herauszukommen."

In so einem Moment hätte ich ihn am liebsten angesprungen, seine Robe heruntergerissen und seine Männlichkeit tief in mich aufgenommen.

Doch seine Gedanken waren bei ihr. So kam ich nicht weiter.

*

An diesem Abend warf ich die Runen und fasste einen Plan. Schon vor Sonnenaufgang am nächsten Morgen schwang ich mich in den Sattel und ritt Richtung Camelot.

Am Nachmittag erreichte ich nach kurzem Zwischenstopp mein Ziel; eine Stelle auf dem Weg, wo — wenn das Orakel nicht log —Morgana in Kürze vorbeikommen musste.

Ich hieb meinem Pferd die Peitsche über den Hintern, worauf es aufwiehernd von dannen galoppierte.

Dann legte ich mich ein kleines Stück vom Weg entfernt auf das Gras und harrte der Dinge, die da kommen würden.

"Seht nur, die Krähen!", hörte ich irgendwann eine Männerstimme. "Dort muss eine Leiche liegen."

"Dummkopf", antwortete ein anderer. "Die Krähen kreisen. Bei einer Leiche würden sie darauf herumhüpfen und fressen."

Ein kluger Mann.

"Seht nach", befahl eine herrische Frauenstimme. "Aber fasst nichts an."

Schwere Schritte; Schwerthiebe, die Äste abschlugen.

"Hier", brüllte Nummer eins. "Eine Frau."

"Finger weg", brüllte Nummer zwei.

"Aber die ist doch schon fast tot."

Andere Schritte kamen näher. "Lasst mich vorbei", sagte die Frau.

Dann fühlte ich, wie sie sich neben mich kniete und ihre Hand nach meinem Puls ausstreckte.

Meine Hände fuhren hoch und legten sich um ihren Hals. Meine angespitzten Fingernägel gruben sich in ihre Adern. Mein Blut vermischte sich mit ihrem Blut.

Im nächsten Moment war ich es, die neben dem Körper einer alten Frau kniete, deren Hände mich würgten. Ich schrie auf, griff nach meinem Messer uns stieß es ihr ins Herz.

"Herrin", brüllte Nummer eins. "Seid Ihr wohlauf?"

"Kein Problem, Lucius", sagte ich und ließ die Wunden von ihren Fingernägeln verschwinden. Dann stand ich auf.

"Lucius", befahl ich. "Nimm dir einen Mann und bringt diese Leiche ins nächste Dorf."

"Ja, Herrin."

Ich wandte mich um. "Patroclus!"

"Ja, Herrin?"

"Wir machen einen kleinen Umweg. Ich muss noch etwas erledigen."

"Ja, Herrin."

Ein paar hundert Schritte weiter bogen wir in einen Feldweg ein. Nach fünfzig Schritten ließ ich die Truppe anhalten, stieg von meinem Ross und winkte nur Patroclus, mich zu begleiten.

Kurz darauf erreichten wir eine Scheune. "Halte hier Wache", sagte ich. "Es dauert nicht lang."

Er blickte mich seltsam an, sagte aber kein Wort.

Ich betrat die Scheune, wandte mich nach rechts und schob etwas Heu zur Seite. Mein bisheriger Körper lag dort, beseelt von der alten Frau. Ich hatte den Körper gelähmt, sah aber doch die Wut in den Augen blitzen.

"Es tut mir leid", sagte ich. "Aber niemand darf diesen Körper finden. Lebewohl."

Dann schob ich das Heu wieder über den Körper, wandte mich um und schritt hinaus. Ich schnipste über meine Schulter und ein einzelner Funke flog durch die Luft und landete im Heu.

In einiger Entfernung wandte ich mich noch einmal um. Eine schwarze Rauchsäule stieg in den nachmittäglichen Himmel.

*

Wir erreichten Caerfyrddin und unser Haus am nächsten Tag. Mein Bruder stand schon vor dem Eingang und erwartete uns. Ich blickte mich neugierig um, als ob ich zum ersten Mal hier sei.

"Meine Herrin Morgana", sagte er und verbeugte sich tief. "Es ist mir eine Ehre, Euch wiederzusehen."

"Ihr tut mir zu viel Ehre an, werter Herr Myrddin. Ihr wohnt in einer wundervollen Stadt." Ich stieg ab und hielt ihm meine Hand zu Gruß.

Er umgriff meinen Unterarm wie es nur Waffenbrüder und Geliebte machen. "Ich kann es kaum erwarten", flüsterte er mir ins Ohr, "Euch zu dienen."

Ich lächelte ihn an und blinzelte ihm verstohlen zu. Oha! Mein Brüderchen und seine Geliebte waren wohl schon weiter als ich gedacht hatte.

"Wo ist Eure Schwester?", fragte ich. "Ihr wolltet sie mir doch vorstellen?"

Sein Gesicht verfinsterte sich. "Sie ist unterwegs in unaufschiebbaren Geschäften."

"Das tut mir wirklich leid." Ich legte meine Hand auf seinen Arm und ließ mich von ihm ins Haus führen.

Kaum waren wir allein, ließ er die Maske des ergebenen Gastgebers fallen, wandte sich zu mir um und —

§§§ KINDERSCHUTZ §§§

"Echt jetzt?", nörgelte Patrizia. "Nach den letzten paar Tagen ist ein bisschen einvernehmlicher Sex doch nichts Schlimmes."

"Du vergisst", sagte Melanie, "dass dies auch schon wieder Geschwister sind."

"Lame!", sagte Patrizia. "Damals war das doch überhaupt kein Thema."

"Spricht da jetzt Michael oder Patrizia?"

Sie streckte mir die Zunge heraus.

Éabha hatte den Austausch lächelnd verfolgt. "Habt ihr euch jetzt beruhigt?", sagte sie.

"Klar doch, Oma", sagte Patrizia. "Mach weiter."

*

Ich erwachte und blickte in die funkelnden Augen meines Bruders/Liebhabers. Nur funkelten die nicht mehr vor Begierde, sondern vor Zorn.

"Was hast du gemacht, Garwen?", fauchte er.

Ich räkelte mich lasziv auf dem Bett. "Mir mein Recht eingefordert, Bruder. Die schwarze Hexe ist Geschichte, und wir beide sind die Zukunft."

Eine Feuerkugel erschien über seiner rechten Hand.

"Huch", sagte ich. "Willst du dein Schlafzimmer neu dekorieren oder mir Angst machen?"

"Gib mir nur einen Grund —"

"Du kannst mich nicht töten. Ich trage deine Kinder in mir."

Seine Augen wurden groß. Der Feuerball erlosch.

"Was sagst du da?"

"Warum wohl sollte ich das hier durchziehen, wenn es nicht um die Zukunft unseres Geschlechts ginge? Die Kinder Myrddins und Garwens werden die Welt beherrschen."

Sein Gesicht wurde nachdenklich. "Nun", sagte er. "Irgendwie hast du recht."

"Also?"

"Ich werde dich nicht töten. Garwen aus Caerfyrddin, ich verfluche dich." Seine Hände bewegten sich über meinen nackten Körper.

Ich wollte einen Abwehrzauber sprechen, doch meine Stimme war verschwunden.

"Du wirst in deinem Leben kein Wort mehr sprechen und keinen Zauber mehr vollführen." Seine Stimme dröhnte immer lauter. "Du wirst deinem Ehemann und Bruder vollständig gehorsam sein. Du wirst ihm Kinder gebären und du wirst ihm jederzeit dienen." Ein Eisenring erschien in der Luft und schloss sich um meinen Hals. "Dieser Fluch gilt für dich, deine Tochter und alle weiblichen Nachfahren in den nächsten hundert Generationen. Jede wird ihrem Bruder dienen, kein Wort sprechen und ihm vollständig gehorsam sein."

Zwischenspiel

"Kein Wunder", sagte Patrizia, "was aus der Welt geworden ist."

"Grauenhaft", stimmte ihr Melanie zu. "Einfach grauenhaft. Ich verstehe, wie solch ein Fluch dazu führen kann, dass Männer sich für den Gipfel der Schöpfung halten. Mich wundert eher, dass der 'Frank' in dieser Welt nicht noch schlimmer geworden ist."

"Was sagst du da?" Éabha schüttelte den Kopf. "Nach allem, was du erzählt hast —"

"Ich mag ja voreingenommen sein, aber Frank hat sich tatsächlich um Tamara und mich gesorgt. Sie stand natürlich voll unter seiner Kontrolle, aber dafür hatte — nachdem, was Patrizia erlebt hat — wohl schon sein Vater in seiner Jugend gesorgt. Innerhalb dessen konnte Tamara die Rolle, die der Fluch für sie vorgesehen hat, mit einem gewissen Stolz ausfüllen. Sie machte auf mich einen zufriedenen Eindruck."

"Die Zufriedenheit einer Sklavin", zischte Patrizia.

Ich zuckte die Schultern.

"Kommen wir nun zu der Welt", sagte Éabha, "die eure Heimat ist ..."