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Merlins Kinder 05: Langeweile

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"Dein Freund war ja schnell verschwunden", sagte Rita.

"Das war er, ja." Ich hielt mir zugute, dass ich noch eine einigermaßen intelligente Unterhaltung führen konnte, während mein Gehirn mit Zahlen jonglierte.

"Willst du noch ein Bällchen Eis für unterwegs?", fuhr Rita fort. "Geht aufs Haus."

"Äh —" Eis! Kalt. Kinetische Energie reduzieren. Die Dunkle Materie abbremsen. "Sorry", sagte ich zu Rita. "Zu viel um die Ohren."

Es gab zwei "Dinge" im Universum, die Dunkle Materie beeinflussen konnten. Der Geist eines Magiers und Dunkle Energie — wobei manche Forscher vermuteten, dass das eigentlich dasselbe war.

Dunkle Energie war weniger leicht zu fassen, aber dafür gab es dreimal so viel. Ein Eindämmungsring — nein drei Eindämmungsringe, jeweils neunzig Grad versetzt und rotierend mit — hmmm, zehntausend Umdrehungen pro Sekunde, das sollte machbar sein. Dafür brauchte ich aber einen Behälter.

Klingeling.

Ich blickte auf mein Handy, aber das Klingeln kam woanders her. "Hallo?"

"Halt deine Hand auf, Kleines!" Merlins Stimme. Er wusste wohl mal wieder genau, was ich mir gerade gedacht hatte.

Ich hielt meine rechte Hand mit der Handfläche nach oben vor mich. Ein Ring aus Licht erschien darüber, ein Ring aus Metall fiel in meine Hand und der Ring aus Licht verschwand wieder.

Da bildete ich mir etwas auf meine Wurmlöcher ein und Ur*Opa erzeugte sowas viel eleganter und exakter. Mädchen, du hast noch viel zu lernen.

Ein ziemlich schwerer Siegelring. Schwarzer Onyx und die Buchstaben DM eingraviert. Er passte perfekt auf meinen Ringfinger. Was würde man von IHM auch anders erwarten?

8

Leon

Es war Viertel vor Acht, als ich am Stadion ankam.

"Wir schließen gleich", sagte der Wärter. "Es macht keinen Sinn —"

"Ich hab' einen Schlüssel", rief Patrizia von hinter mir.

"Frau Wegner!" Der Wärter deutete eine Verbeugung an. "Natürlich. Ich — äh — freue mich —"

Patrizia lief an ihm vorbei und winkte mir zu folgen. "Manchmal nervt das echt", seufzte sie.

"Berühmtheit hat ihren Preis."

Sie musterte mich von oben bis unten. "Hast du dich neu mit Sportsachen eingedeckt?"

Ich grinste verlegen. "Ich habe den Sport vernachlässigt. In Paris —" Ich zuckte die Schultern.

"Dafür sehen deine Muckis aber gut aus."

"Ich weiß. Aber ich habe seit einiger Zeit nichts dafür getan."

"Also los. Was ist deine Rundenzeit?"

Ich zuckte die Schultern. "Ich habe nie 'richtig' trainiert. Ich bin einfach so gelaufen."

"Okay. Dann läufst du erst einmal vor. Ich schaue ob ich hinterherkomme. Wenn nicht, keuche ich ganz laut."

Ich musste lachen. Patrizia war sowas von normal — Ich lief los.

Leichter Trab. Kein Signal von Patrizia, also legte ich etwas zu. Und mehr. Und noch mehr. Ein kurzer Blick auf die Stadionuhr. Die erste Runde hatten wir in knapp zwei Minuten geschafft.

"Zu schnell?", rief ich nach hinten.

"Zu lahm", kam es zurück. "Mach hinne."

Also zog ich an. Schneller, noch schneller. Diesmal erreichten wir die Ziellinie bei eins-dreißig.

Patrizia zog plötzlich an mir vorbei. Das konnte ich mir nicht bieten lassen. Dritte Runde: Eine Minute. Langsam spürte ich, wie lange ich nicht mehr gelaufen war. Aber, hey, das sollte mich nicht zurückhalten. "Moment mal", rief ich, hielt an und zog die Schuhe aus.

"Du läufst lieber barfuß?", fragte sie und tat es mir gleich.

"Eigentlich —" Lieber gar nicht erwähnen. Ich lief wieder los.

Sie zog vorbei, es schien, als ob sie flöge.

"Hey", rief ich. "Keine Magie!"

"Wäre doch illegal." Und damit zog sie weiter an.

Puuh! Wir erreichten die Ziellinie nach fünfzig Sekunden. Nicht schlecht, doch ich keuchte schon reichlich laut.

"Weichei!", rief sie und legte noch einmal zu.

Ich enthielt mich eines Kommentars. Mit zusammengebissenen Zähnen gab ich mehr Gas. Und noch mehr. Immer noch war sie mir voraus, blickte sich noch nicht einmal um. Das konnte doch nicht sein! Wir liefen in Richtung Weltrekord.

Bei achtundvierzig Sekunden erreichte ich die Ziellinie, ein ganzes Stück nach ihr. Ich machte noch ein paar Schritte, dann ließ ich mich auf meine Knie sinken. Ich schnappte keuchend nach Luft, in meinem Kopf drehte es sich, vor meinen Augen sah ich Sterne.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie näher gekommen war, bis ich einen Druck auf meiner Brust spürte. Ich blickte nach unten. Patrizia hielt ihre Faust genau dahin, wo sich das Amulett in meine Brust gegraben hatte.

Sie hatte einen Ring an ihrem Finger, den ich zuvor noch nicht gesehen hatte.

"Was", keuchte ich. "Was machst du?"

"Dir helfen", sagte sie zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch. Ich spürte einen Zug an meiner Brust, als wollte das Amulett weg von mir.

Ich schrie auf, als eine Flamme aus dem Ring schoss und sich in das Amulett bohrte. "Nein!", brüllte ich. "Das darfst du nicht —"

Patrizia antwortete nicht. Sie hatte die Augen geschlossen; ihre Lippen bewegten sich lautlos. Ihre Faust hing bewegungslos vor meiner Brust.

Es war, als ob ein Haken an dem Amulett hing und es in eine Richtung zog, die weder vorne noch hinten, weder oben noch unten, weder rechts noch links war.

Doch der Haken zog; stärker, immer stärker.

Und seltsamerweise spürte ich keinen Schmerz.

"Hör auf damit!", brüllte ich. "Du weißt nicht, was —"

Es verschwand. Der Zug verschwand, und das Amulett mit ihm. Mir wurde heiß. "Renn!", brüllte ich. "Lauf weg!"

Sie wandte sich um und lief los.

Ich riss mir das T-Shirt vom Leib und rannte hinter ihr her.

"Nein!", rief ich. "Tu das nicht!"

Sie blickte sich um, sah, dass ich ihr folgte, und beschleunigte.

Das Ding in mir lief schneller, schneller und schneller. Ich holte auf. Ich hörte sie keuchen. Jetzt war ich hinter ihr.

Sie blickte sich um. Verwirrung stand in ihr Gesicht geschrieben. Furcht. Ja, dachte ich. Fürchte mich! Du weißt nicht, was du freigesetzt hast. "Malaika! Ich werde dich kriegen."

Ich rannte noch schneller, bis ich ganz dicht hinter ihr lief, unsere Schritte im Gleichklang. Unsere Körper berührten sich. Ich beugte mich vor und biss sie in die Schulter. Sie schrie auf.

Ich brüllte!

9

Patrizia

Ich schrie auf. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Auch nicht, dass Leon mich erreichen würde.

Ich hatte mich vor dem Lauf soweit gedopt, wie es möglich war, ohne illegale Mittel einzunehmen. Ich schlug mir den Bauch mit hochkonzentrierten Kohlehydraten voll, trank zwei Liter Wasser und verfünffachte die Zahl meiner roten Blutkörperchen. Zu einem Wettbewerb hätte ich so nicht gehen können, doch wir waren ja unter uns.

Gut, dass es langsam dunkel wurde, sonst wäre Leon bestimmt mein rotes Gesicht aufgefallen. Der erste Teil lief noch wie geplant. Ich machte ihn müde, bis er zusammenklappte. Dann brachte ich den Ring mit den tausend Tonnen dunkler Materie ganz nah an die Stelle, wo ich das Amulett wusste.

Zuletzt aktivierte ich den Spruch, der die dunkle Materie im Ring mit der des Amuletts zusammenbrachte und um Tausend Jahre in die Vergangenheit schickte. Weit weg von der Stelle, wo damals die Erde war.

Doch dann schrie Leon mir zu fortzulaufen. Mein Körper reagierte, bevor ich darüber nachdenken konnte. Und er folgte mir. Schneller als zuvor. Schneller als ich.

Okay, dachte ich mir. Ich hatte etwas ausgelöst. Und — trotz seiner Warnung — nichts Gravierendes.

Doch plötzlich veränderte sich seine Stimme. Er nannte mich Malaika, bedrohte mich, lief noch schneller und — grub seine Zähne in meine Schulter.

Im nächsten Moment wurde es schwarz um mich. Ich hörte nichts, ich sah nichts, ich roch nichts, ich spürte meine Beine nicht mehr. Und doch hatte ich das Gefühl, dass ich immer noch und immer schneller lief.

Panik erfüllte mich, absolute Furcht vor dem Unbekannten. Ein Bild blitzte kurz auf — ein fürchterliches Gebiss mit nadelspitzen Zähnen. Dann wieder Dunkelheit — und Panik.

Moment mal, dachte ich. Wieso eigentlich Panik? Mir konnte doch eigentlich nichts passieren. Der Schutzzauber, den meine Familie mir wegen Euphoria verpasst hatte, trug alle Merkmale des typischen Töchter-der-Morgana-Overkills. Er schützte mich nicht nur vor der Lamia — was meiner Meinung nach sowieso schon unnötig war. Nein, die Familie hatte einen Großen Hexenrat einberufen. Zwölf meiner Vorfahrinnen hatten sich um mich herum aufgebaut und einige Teraelektronenvolt an magischer Energie auf mich einprasseln lassen.

Schutz vor allen magischen Wesen, Zeitdauer zwei Jahre. Made in Germany-Stempel inklusive.

Also: Wieso Panik? Wieso war ich blind? Doch letzteres schien sich von allein zu beheben, denn langsam entstand ein Bild in meinem Geist.

Ich rannte tatsächlich immer noch. Rasend schnell zwischen Bäumen hindurch. Ich hatte das Stadion offenbar verlassen und raste durch den Stadtwald.

Mir wurde fast schlecht, als sich mein Kopf urplötzlich nach hinten und gleich wieder nach vorne drehte.

Großer Gott! Was um alles in der Welt verfolgte mich da? Es sah aus wie ein Löwe. Ein Löwe auf Steroiden, gefühlt so groß wie ein Elefant. Mit rot brennenden Augen und blauen Blitzen, die durch seine Mähne zuckten.

Scheiße, Scheiße, Scheiße. "Du weißt nicht, was —" hatte Leon geschrien. Ich hatte tatsächlich nicht im Entferntesten geahnt, was ich da freisetzte. Einen Dämon? Eine afrikanische Steppengottheit? Kein Wunder, dass ich vor ihm davonlief.

Dennoch — Ich hätte zehn zu eins gewettet, dass selbst so ein Ding mir nichts Ernsthaftes anhaben konnte, solange der Schutzbann anhielt. Außerdem war mein Blickwinkel irgendwie seltsam. So als ob ich mit dem Kopf viel näher am Boden war.

Leon — ich nahm einfach mal an, dass er es war, der hinter mir herlief — brüllte. Es ging mir durch Mark und Bein. Kurze Analyse: Das Spektrum erstreckte sich vom Infra- bis zum Ultraschall. Nichts, was ein auf der Erde geborenes Wesen von sich geben konnte. Banshee-Schreie waren ein Klacks dagegen. Aber wenigstens zeigte mir das, dass nun auch mein Gehör wieder funktionierte — mehr oder weniger.

Und über allem diese grauenvolle Furcht, die ich mir nicht erklären konnte. Vor mir tauchten Lichter auf. Autoscheinwerfer von links und rechts. Ein Maschendrahtzaun. Die gab es, um Tiere von Autobahnen wegzuhalten. Kaum gedacht, spannte sich mein Körper an und ich flog in weitem Bogen über den Zaun.

Autos hupten, Reifen quietschten, noch zwei, drei Sprünge, dann über einen weiteren Zaun und ich war auf der anderen Seite im Wald.

Wieder ein Übelkeit erregender Blick nach hinten. Das Monster verfolgte mich immer noch. Moment. Mein Blick war wieder nach vorne gerichtet, doch das Bild eines Schwanzes hatte sich in mir eingebrannt. Kein Euphemismus. Nein. Ein echter Schwanz mit einer buschigen Quaste am Ende, der senkrecht nach oben ragte.

Okay, ich steckte in einem Löwenkörper. War das die Ursache für meine Panik? Vielleicht ja, doch ich hatte es bisher überhaupt nicht gewusst. Die Panik, die mich ununterbrochen durchflutete, konnte nicht von mir stammen. Der Löwe, der ich war, musste sie ausstrahlen.

Der Löwe, der, wie mir langsam klar wurde, eine Löwin war. Bestandsaufnahme: Ich steckte im Körper einer Löwin, die fürchterliche Furcht vor dem Löwendämon hatte, der mich/uns verfolgte.

Okay. Was tun?

Vor mir tauchte ein weiterer Zaun auf. Keine Autoscheinwerfer diesmal, und wir waren noch mitten im Wald. Ich/wir sprangen; die Oberkante des Zauns streifte schmerzhaft über meinen Bauch. Ich wurde langsam müde.

Blick nach hinten; der Löwe setzte elegant über den Zaun, den ich fast nicht geschafft hätte.

Blick nach vorn: Müllcontainer, Bänke, Tische und Feuerstellen flogen an mir vorbei. Wir waren offensichtlich auf einem Grillplatz mitten im Stadtwald. Vor mir der nächste Zaun. Ich spannte den Körper an, doch einen Wimpernschlag vor dem Absprung kam wieder dieses ohrenzerfetzende Brüllen. Ich erschrak, stolperte über meine Füße und krachte in den Zaun.

Die Panik vermischte sich mit Todesangst. Jetzt würde er sich auf mich stürzen, mich töten. Doch auf einmal war alles still. War er weg?

Ich rappelte mich auf, spürte einen stechenden Schmerz an meiner linken Vorderpfote. Verdammt. Langsam wandte ich mich um.

Der Dämon stand nur ein paar Meter entfernt und starrte mich mit seinen roten Augen an. Ich holte tief Luft. Ruhig, Mädchen. Gaanz ruhig.

Wer redet da?

Wer bist du?

Ich bin — Ich bin ich. Wer bist du?

Ich bin Patrizia. Ich bin ein Mensch. Was bist du?

Ich — Ich weiß nicht. Ich habe Angst.

Wovor hast du Angst?

Wieder das Bild von dem aufgerissenen Rachen mit nadelspitzen Zähnen.

Wo hast du das gesehen?

Ich weiß nicht. Er wird mich zerreißen.

Ich starrte das Monster an. Er stand hoch aufgerichtet immer noch ein paar Meter entfernt. Unbeweglich. Drohend.

Jetzt brüllte er wieder. Sie wollte fliehen, doch da war ein Zaun hinter ihr. Sie zog ihre Hinterbeine an, spannte die Muskeln.

Tu das nicht!

Sie sprang! Aus dem Stand ein Sprung, den ich nicht ohne magische Unterstützung geschafft hätte. Ich dachte schon, wir wären an ihm vorbei —

BUMM!

Er hatte ganz nebenbei die Tatze gehoben und uns einen Schlag in die Seite verpasst, der uns meterweit durch die Luft wirbelte. Dann krachten wir auf den Boden, überschlugen uns noch ein paarmal und kamen zur Ruhe.

Panik. Todesfurcht. Verlorenheit. Hilflosigkeit.

Moment mal. Hat der Schlag dich verwundet? Irgendwo Kratzer? Blut?

Nein?

Keine Krallen! Er hat seine Krallen eingezogen.

Er kann mich auch ohne Krallen töten.

Verstehst du nicht? Er will dich gar nicht töten.

Was?

Senk den Kopf. Hör auf, ihn anzustarren.

Nein, dann kann ich ihn nicht mehr sehen.

Er will dich nicht töten. Gib ihm keinen Grund dafür.

Was dann?

Oh, ich hatte da so meinen Verdacht. Der letzte Blick auf das Monster hatte mir nicht nur seine rot leuchtenden Augen gezeigt, sondern auch ein Körperteil, das steif zwischen seinen Hinterbeinen herausragte.

Was soll das sein?

Hatte ich es hier etwa mit einem Kind zu tun, in dessen Körper ich steckte? Doch da war keine Unbeholfenheit gewesen; der Körper war erwachsen. Nur die Seele, die es steuerte, nicht.

Ich verstehe nicht.

Auch ohne aufzublicken, nahm ich wahr, dass er sich näherte. Seine Augen und die Blitze in seiner Mähne warfen Licht auf den Boden.

Er brüllte noch einmal. Aber nicht mit den schmerzhaften Tönen wie zuvor. Ich konnte pure männliche Dominanz hören und war sicher, dass die Kleine nicht in Gefahr war.

Woher willst du das wissen?

Junge trifft Mädchen, Junge fickt Mädchen? Hast du keine Ahnung davon?

Völlige Verwirrung strömte auf mich ein, aber wenigstens war die Furcht ein wenig zurückgegangen.

Vertrau mir, Kleines. Pass auf. Roll dich auf den Rücken.

Panik. A-a-aber dann bin ich hilflos. Ungeschützt. Er wird mich zerfleischen.

Wird er nicht. Zeig ihm, dass du ihn nicht mehr angreifen will. Zeig ihm, dass du dich unterwirfst.

Jetzt! fügte ich hinzu, als ein Grollen aus seiner Kehle drang. Es hörte sich an, als verlöre er langsam die Geduld mit dem Weibchen, das ihm eine lange Verfolgungsjagd beschert hatte. Er hatte das Rennen gewonnen und jetzt wollte er seinen Preis.

Sie rollte sich auf den Rücken.

Gut, Kleines. Streck den Kopf nach hinten, zeig ihm deine Kehle.

Was?

Glaub mir. Das ist es, was er jetzt sehen will.

Sie tat wie geheißen. Nur blickte sie ihn schon wieder an.

Augen zu. Kein Blickkontakt. Blickkontakt heißt Herausforderung. Willst du ihn herausfordern?

N-n-nein.

Sie schloss die Augen.

Atemzüge kamen näher. Ich hatte genügend einschlägige Bücher gelesen um auf den "bestialischen Atem" zu warten, den Fleischfresser angeblich ausströmten. Glücklicherweise schienen sich Löwendämonen nicht von Fleisch zu ernähren. Alles, was mir entgegenwehte, war Ozon von den Blitzen in seinem Fell und ein verdammt männlicher Moschusgeruch.

Riechst du das?

Ja, das ist seltsam. Irgendwie.

Er kam noch näher. Sie riskierte einen Blick — hätte ich wohl auch getan.

RUHIG! KEINE BEWEGUNG!

Es war genau der Blick in seinen Rachen, der schon zweimal durch ihren Kopf geschossen war. Weit aufgerissen. Ganz nah. Die Zähne gruben sich schmerzhaft in ihre Kehle — und zogen sich wieder zurück.

Unterwerfung angeboten. Unterwerfung akzeptiert.

So einfach?

So einfach.

Er trottete lautlos im Kreis um uns herum. Dann hielt er hinter uns an, und seine Zunge glitt über unseren Unterleib.

Rau, schmerzhaft, aber irgendwie —

Was macht er da, warum leckt er mich.

Vorspiel. Du weißt wirklich nicht, was als nächstes kommt?

Nein, aber langsam vertraue ich dir. Das Gefühl ist seltsam aber irgendwie gut.

Roll dich wieder auf den Bauch. Katzen machen es doggy-style.

Was?

Tu's einfach. Herumrollen, Hinterbeine anziehen, Arsch in die Luft.

Sie tat, was ich ihr befahl, ohne zu fragen. Vielleicht übernahm ja doch langsam ihr Instinkt. Oder auch nicht. Sie schrie auf, als sein Gewicht unseren Körper zu Boden drückte.

Das ist ganz normal, Mädchen. Ganz normal.

Hatten Löwinnen Jungfernhäutchen? Das kann jetzt schmer—

Gott! Ein Monsterschwanz stieß in unseren Körper. Verdammt. Das fühlte sich sooo gut an. Nein, kein Hymen.

Oh! Oh! Ohhh!

Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.

Der Kerl fickte uns mit schnellen, wilden Stößen. Drei- oder viermal und dann spritzte er ab. Ich hätte es mir denken können.

Das war — Ist es schon vorbei?

Plötzlich verschwand das Gewicht — Er musste sich zur Seite gerollt haben. Typisch Mann, der sofort nach dem Orgasmus einschlief. Doch die Geräusche, dir er machte, hörten sich nicht nach Schnarchen an. Eher nach Schluchzen.

Sie drehte den Kopf.

Wer ist das?

Leon. Mein — äh — Freund.

Leon lag zusammengekrümmt auf der Seite und schluchzte zu Steinerweichen.

Meinst du, dass du dich eventuell zurückziehen könntest? Schlafengehen oder so etwas, damit ich wieder meinen Körper kriege?

Sie antwortete nicht, aber plötzlich fühlte es sich komplett anders an. Okay. Patrizia is back.

10

Leon

Ich war am Boden zerstört. Was hatte ich nur getan? Die ganze Zeit hatte ich mit ansehen müssen, wie das Monster in meinem Körper Patrizia verfolgte und dann grausam vergewaltigte. Wie ich sie vergewaltigte. Keine Toten diesmal. Noch. Ich wusste nicht, wann es zurückkam, wann es mich wieder übernehmen würde, und wen es dann angreifen würde.

"Leon", hörte ich Patrizias Stimme. "Geht es dir gut?"

"Neiiin", jammerte ich. "Geh. Bring dich in Sicherheit. Ich weiß nicht."

Sie kuschelte sich an mich, strich mir über den Kopf, küsste mich auf die Stirn. "Alles ist gut. Es ist nichts passiert."

"Es hat dich vergewaltigt. Es kann jeden Moment zurückkommen. Es wird dich töten. Es hat schon getötet und wird es wieder tun. Ich habe keine Kontrolle."

"Gaaanz ruhig. Langsam atmen. Du hyperventilierst. Wo ist meine Papiertüte, wenn ich sie mal brauche? Es ist nichts passiert, was ich nicht wollte. Dein Löwe hat meine Löwin gefickt. Und es hat ihr Spaß gemacht. Naja, er hätte sich etwas mehr Zeit nehmen können."

Ich rollte mich herum und blickte ihr in die Augen. "Wie kannst du das witzig finden. Das Monster—"

"Schon sehr beeindruckend. Wo hast du den denn aufgegabelt?"

"Ich — Er steckte schon immer in mir. Aber wenn er rauskommt, fließt Blut."

"Das ist nun mal so bei einer Entjungferung."

"Neiiin. Es bringt Menschen um. Meine Schwester, meine Verlobte —"

Sie legte ihre Arme um mich und drückte mich fest an sich. "Ich helfe dir. Ich bin dein Freund. Neuerdings auch mit Anfassen."

Ich lachte auf. So schlimm die Situation auch war, ich konnte nicht ernst bleiben.

Sie nahm mein Kinn in ihre Hand, drehte meinen Kopf zu sich und drückte ihre Lippen auf meine. Ich dachte, ich würde verbrennen. Ich hatte die Küsse fast vergessen, die ich mit Imani, meiner Verlobten, ausgetauscht hatte. Doch was Patrizia mit mir tat, war tausendmal intensiver.