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Merlins Kinder 06.1 Hexenjagd

Geschichte Info
Teil 1: Blutjagd.
8k Wörter
4.65
8.9k
1
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Geschichte hat keine Tags

Teil 6 der 8 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 02/29/2020
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Dies ist die sechste, in sich abgeschlossene Episode über eine Welt, die ein wenig anders als unsere ist.

Es dürfte unmöglich sein, diese Geschichte zu verstehen, wenn man die vorherigen nicht gelesen hat.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten Personen in dieser Serie sind volljährig — inzwischen auch Patrizia.

Diese Episode ist fast 24.000 Worte lang, deswegen habe ich sie in drei Teile aufgeteilt, die in kurzen Abständen hier erscheinen werden. Wer keine Cliffhanger mag, muss also noch ein wenig warten, bis der dritte Teil veröffentlicht ist.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2020 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

06 Hexenjagd

Prolog

Patrizia

(April 2017, Ursprüngliche Zeitlinie)

Ich nahm mein Handy und tippte blind auf der Nummerntastatur herum. Es klingelte.

"Patrizia! Was ist, Kleines?", meldete sich die sympathische Stimme von Ur-Ur-Uroma Waltraud, der Frau in der Waldhütte ohne Strom.

"Hallo Oma", sagte ich. "Ich habe ein klitzekleines Problem —"

"Und das wäre?"

"Mein Papa —"

"Kind, wir sprechen nicht von unseren Vätern."

"Ich weiß, aber Papa —"

"Verstehst du nicht? Gott Herne hat uns ein großes Geschenk gemacht, das wir nur behalten können, wenn wir uns an die Regeln halten."

"Und wenn er die Regeln ändert?"

"Was???"

"Hör mir doch einfach mal zu. Ich sage dir, was los ist, und du sagst, ob du mir helfen willst. Deal?"

"Na gut."

Ich stapfte mit dem Fuß auf. "Du musst auch 'Deal' sagen."

Sie lachte. "Na gut: Deal. Was heißt das eigentlich?"

"Ist doch egal. Also mein Vater ist Patrick Wegner."

"Wissen wir. Adoptierter Sohn von Frank Wegner, Mitglied der berüchtigten Magierfamilie. Hat eine Menschin geheiratet und wird deshalb von seiner Familie geschnitten, bis sie stirbt."

"Ach? Okay, das wusste ich noch nicht."

"Das geht dich Kind eigentlich auch gar nichts an. Also, was willst du?"

"Ich habe recherchiert. Sagt dir der Name 'Lola Ramirez' etwas? Oder 'Marguerita de Vargas'?"

"Hmmm. Nein."

"Warte mal. Ich schick' dir ein Foto."

Ich transferierte das Foto, das ich im Internet gefunden hatte, auf mein Handy. Es zeigte Papa auf einer Schickeria-Party in München. Im Schlepptau einer gutaussehenden Spanierin mit schwarzen Augen und noch schwärzerem Haar.

Dann tippte ich auf "Teilen".

"Oh", sagte Waltraud mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. "Das ist Mercy Good. Lebt die immer noch?" War das Furcht, Hochachtung oder etwas Anderes?

Mit einer Hand tippte ich den Namen ein. "Wer?"

"Sie wurde 1692 in Salem geboren. Sagt dir das etwas?"

"Salem, Massachusetts. Größte Hexenverfolgung aller Zeiten."

"Sie war die Tochter einer gewissen Sarah Good, die man kurz nach Mercys Geburt wegen Hexerei gehängt hat. Jüngere Schwester von Dorcas Good, die im Alter von fünf Jahren ihre Mutter wegen Hexerei angezeigt hat."

"Hmmm. In der Wikipedia steht, Mercy wäre kurz nach der Geburt verhungert."

"Und diesem Computerdings glaubst du mehr als mir?"

"Neiiin! Oma, ich weiß doch, dass du die Beste bist."

"Ich liebe dich, meine kleine Arschkriecherin."

"Oma!"

"In Wirklichkeit gehörte Sarah zu einem spanischen Hexengeschlecht. Sie hatte sich mit einem Franzosen nach Amerika abgesetzt."

"Und ihre Familie hat die Neugeborene zusammen mit Dorcas aus dem Gefängnis freigekauft?"

"Genau."

"Und dann?"

"Sie haben die beiden Mädchen ausgebildet. Gerüchte besagen, Mercy habe sich schon früh der Schwarzen Magie zugewandt. Sie wollte ihre Mutter von den Toten erwecken."

"Hat's geklappt?"

"Kind! Du weißt doch, dass das nicht geht."

"Also, was ist passiert?"

"Sie hat ihre ältere Schwester umgebracht, um ihre Kräfte mit ihren eigenen zu vereinigen."

"Autsch!"

"Dafür wurde sie von der Schwesternschaft verstoßen. Im Gegenzug hat sie den ganzen Zirkel ausgelöscht. Vermutlich hat sie alle Seelen aufgefressen."

Ich würgte. "Oma, kannst du einen Moment warten? Ich muss kotzen."

"Du solltest dir einen stabileren Magen zulegen. Das ist schlimm, aber nicht das Schlimmste, was schwarze Hexen schon getan haben."

"Dann hat mich mein Bauchgefühl nicht getrogen. Mercy Good — was für ein Name! — hat es auf Papa abgesehen. Aber jetzt kommt die Millionen-Euro-Frage: Warum, wenn er doch 'nur' ein Adoptivsohn ist?"

Stille.

"Bist du noch dran?"

"Ich denke nach."

Ich konnte nicht stillsitzen. Ich sprang auf und lief hin und her. Alles in mir wollte, dass ich Oma anschrie, doch endlich etwas zu sagen. Doch ich wusste, dass mein Benehmen sowieso schon an Impertinenz grenzte. Ein Wort mehr —

"Kannst du mich besuchen? So schnell wie möglich."

"Ich — Wenn Mama Zeit hat —"

"Nein. Lass die erst einmal außen vor. Ich rede mit deiner Großmutter."

*

Wir nahmen ein Taxi. Für eine Fahrt quer durch Deutschland. Ich hatte Oma angeboten, das Familienauto selbst zu fahren, doch sie hatte mich nur böse angeblickt. Oma war gerade mal Mitte Vierzig und trotzdem eine totale Technophobikerin. Wenn es nach ihr ginge, hätten wir einen Ochsenkarren genommen — oder einen Besen.

Auf jeden Fall ließ mich Waltraud in eine Phiole spucken und nahm mir auch Blut und Tränenflüssigkeit ab. Dann stellte sie sich mit Oma und ihren eigenen Mitbewohnern — noch drei Generationen — im Kreis um ein Pentagramm auf und führten eine Beschwörung durch. Die Dellen, die ich mir in der Zeit in meinen Handrücken biss — nur um den Mund zu halten — konnte ich noch eine Woche lang sehen.

Danach waren ihre Gesichtsausdrücke sehr ernst.

"Du hattest recht wegen deines Vaters", sagte Waltraud. "Er ist der leibliche Sohn von Frank Wegner."

Meine Augen wurden groß. "Wow!" Ich war nicht nur Nachkomme eines uralten Hexengeschlechts, sondern hatte auch noch Merlins Blut in mir. Kein Wunder, dass meine magischen Fähigkeiten sich schon so früh manifestiert hatten. "Frühreifes Früchtchen" hatte Oma es genannt.

"Und, was machen wir jetzt?"

"Du machst gar nichts. Du fährst nach Hause und hältst dich bedeckt. Kein Wort zu deiner Mutter." Sie legte mir den Finger auf den Mund. "Schwöre es bei Gott Herne und der Wilden Jagd."

"Scheiße", murmelte ich. Doch ich folgte ihrer Anweisung.

*

Was danach geschah, hat mir bis heute niemand erzählen wollen. Das Einzige, was mir bewies, dass sie etwas unternommen hatten, war die Tatsache, dass "Lola Martinez" vier Wochen später spurlos verschwunden war. Gerade noch rechtzeitig vor dem denkwürdigen Klassentreffen.

Teil 1: Blutjagd

1

Leon

(August 2026, Neue Zeitlinie)

"Patrizia! Ich bin zu Hause."

Da stimmt was nicht, sagte Simba in meinem Kopf. Es fühlte sich an, als ob mein innerer Löwe schnüffelte; auch wenn ich derzeit derjenige war, der den Körper und damit auch die Nase kontrollierte.

Wieso?

Patrizia sollte eigentlich zu Hause sein, doch manchmal vergaß sie die Zeit, wenn sie zu Besuch bei ihrer Familie war. Vor allem beim weiblichen Teil.

Wenn Sabine sie mal wieder nach ihrem Liebesleben — mit mir — ausquetschte und ihr dafür im Gegenzug Tipps aus ihrer eigenen Jugend gab, konnte so ein Gespräch schon etwas länger werden. Aber ich hatte danach immer etwas davon.

Doch wenn Simba meinte, es wäre etwas nicht in Ordnung —

Da ist ein Gestank, den ich schon lange nicht mehr gerochen habe.

Spezifiziere 'lange'.

Du Wissenschaftler!

Bei dir hört sich das immer wie eine Beleidigung an.

Ich kann nicht verstehen, wie man den ganzen Tag in geschlossenen Räumen verbringen kann. Auf bunte Bilder starren, statt draußen nach Frauen Ausschau zu halten und sie flachzulegen.

Du hypersexueller Don Juan!

Danke. Das ist nun einmal meine Art.

Also. Was hast du gerochen? Und wann zum letzten Mal davor?

Höllenmagie.

Ich zuckte zusammen. Wie bitte?

Eine Variante der schwarzen Magie, die von Wesen ausgeführt wird, die in der Hölle — 'leben' kann man nicht unbedingt sagen.

Ich wage gar nicht zu fragen, woher du das kennst.

Tja, mein junger Freund. Du wolltest ja nie wissen, woher ich komme.

Du hast immer gesagt, ich wollte das nicht wissen.

Sag ich doch.

Aber jetzt sollte ich es vielleicht doch wissen.

Ich komme aus der Hölle.

Großer Gott im Himmel!

Der hat nichts damit zu tun. Es ist nicht so wie du denkst.

Was denke ich?

Dass alle Bewohner des Universums, das man umgangssprachlich "Hölle" nennt, auch zwangsläufig böse sind.

Du bist es nicht?

Ich sollte fast beleidigt sein. Ich mag ja ein wenig locker mit menschlichen Regeln umgehen, aber hast du mich jemals jemanden verletzen sehen? Bewusst verletzen. Ich meine jetzt nicht deine Schwester.

Nein, das habe ich nicht.

Gut. Versprich mir, dass du für dich behältst, was ich dir jetzt erzähle.

Versprochen.

Mein voller Name ist Arithanias Nomenis Virilis Asmodei. Ich bin ein Dämon aus den Legionen des Asmodai, des Fürsten der Lust.

Kein Wunder.

Ich habe Asmodai abgeschworen, weil ich seine Aspekte der Raserei und des Zorns beschissen fand. Als Strafe hat er mich in das Amulett gesperrt und es auf die Erde geworfen.

Und Nala?

Sie ist ein Unfall. Das, was geschehen kann, wenn eine Mutter das Amulett bei der Geburt von Zwillingen trägt.

Hmmm. Okay. Was ist mit Patrizia passiert?

Mentales Schulterzucken. Frag mich etwas Leichteres.

Okay. Wenn man nicht weiterweiß, fragt man eine Spezialistin.

Ich holte mein Handy heraus und wählte die Nummer, die Patrizia mir als Notfallkontakt gegeben hatte.

"Schnuckelchen! Hast du es dir endlich überlegt?"

Ich atmete tief durch. "Nein, meine liebe Sabine. Ich werde nicht mit dir schlafen. Ich brauche meine Geschlechtsteile noch."

Sie kicherte. "Und was willst du dann von mir? Beratung in Tantra Yoga?"

"Sabine, es ist ernst. Patrizia ist weg und Simba meint, es läge ein Geruch von Höllenmagie in der Luft."

Keine Antwort.

"Sabine?"

Die Luft vor mir flimmerte und unsere Studentenbude war plötzlich sehr voll.

"Äh! Hallo?" Fünf Frauen. Tamara und Sabine kannte ich. Die anderen drei —

"Hallo Schnuckelchen", sagte Sabine und drückte mir einen Kuss auf den Mund, bevor ich mich wehren konnte. "Das sind meine Mutter und ihre Mutter und deren Mutter."

Ich kramte in meiner Erinnerung. "Hallo Rosemarie, Waltraud, Susanne, Sabine, Tamara!" Immer schön die Rangfolge einhalten.

"Hallo, Kleiner."

"Ist Svenja nicht mitgekommen?"

Tamara schüttelte den Kopf. "Macht mit Patrick und den Kindern eine Herr-der-Ringe-Rundreise in Neuseeland. Die sollen mal ausspannen."

"Mit fünf Kindern?"

"Elf. Melanie und Frank wollen auch mal ausspannen."

"Irgendwelche Fußballspiele geplant?"

Sabine kicherte. "Sie haben keine Ersatzspieler dabei."

"Okay", sagte ich. "Können wir jetzt mal zur Sache kommen?"

"Wir sind doch schon die ganze Zeit dabei." Sie wies mit dem Daumen über ihre Schulter.

Ich blickte mich um. Rosemarie lief schnüffelnd durch den Raum, steckte die Nase in jeden Ritz, öffnete jede Schranktür und jede Schublade. Waltraud saß mit geschlossenen Augen auf dem Sofa und Susanne war nirgends zu sehen.

Ich ließ mich auf meinen Bürostuhl plumpsen. "Na gut, dann macht halt euer Ding.

2

Simba

Ein Dämon aus der Hölle in Gegenwart von weißen Hexen. Kein alltägliches Zusammentreffen. Aber Patrizias Familie war in der Beziehung sehr pragmatisch eingestellt. Nichts von den abstrusen Ansichten, die mir in meinem langen Dasein auf der Erde begegnet waren.

Auch wenn ich nicht mit ihnen sprechen konnte, merkte ich doch, dass sie mich fast mochten. Es war schon sehr lange her, dass ich das überhaupt von jemandem sagen konnte. Jahrtausende hatte ich Angst und Lust verbreitet. Aber niemand mochte mich.

Und jetzt hatte ich plötzlich eine schnuckelige kleine Dämonin, die in mich verschossen war, eine junge Hexe, die gerne auf meinem Bauch kuschelte und einen jungen Mann, der zwar ständig so tat, als wäre ihm mein Sexualtrieb zu viel, der sich aber niemals ausblendete, wenn ich es mit Nala trieb. Und der mich zusehen ließ, wenn er mit Patrizia zugange war.

Es war die Hölle! Nein, eigentlich noch besser als zu Hause.

Doch jetzt war Patrizia verschwunden und ich machte mir Gedanken, warum. Ich war sicher, dass ich es gespürt hätte, wenn sie gestorben wäre. Nalas Seele hätte sicher den Weg zu mir gefunden — auch ohne das verdammte Amulett.

Also beschäftigte ich mich — im übertragenen Sinne — damit, auf meinen Nägeln herumzukauen, während fünf Hexen die kleine Wohnung auf den Kopf stellten, in der wir vier wohnten.

Irgendwann drehte sich diejenige zu uns um, die Rosemarie hieß. Sie war die Älteste des Zirkels. Die anderen vier standen hinter ihr, alle fünf Gesichter besorgter als ich gehofft hätte.

"Wir haben einen begründeten Verdacht", sagte sie.

"Ihr wisst es nicht sicher", fragte Leon leicht panisch.

"Na gut. Wir sind uns ziemlich sicher, was geschehen ist. In der Zeitlinie, bevor Patrizia und Melanie ins Mittelalter gereist sind — Sie hat dir davon erzählt?"

Leon nickte. "Zumindest in Stichworten."

"Damals war ihr Vater, ohne es zu wissen, eine Zeitlang mit einer schwarzen Hexe liiert. Ihr eigentlicher Name war 'Mercy Good', aber sie trug eine Menge anderer Namen."

"Und?"

"Unsere Gegenstücke aus jener Zeitlinie haben sie verschwinden lassen."

"Dann müsste sie hier aber noch leben."

"Nicht zwangsweise. Wenn man jemand in die Hölle schickt, dann passiert das außerhalb der normalen Zeit."

Das stimmt.

Hast du den Namen schon mal gehört?

Junge, ich war seit fast fünftausend Jahren nicht mehr zu Hause.

Ach ja. "Ihr meint, sie hat etwas mit Patrizias Verschwinden zu tun?"

"Alles passt zusammen. Uns ist niemand anderes bekannt, der in der Hölle wohnt, Grund für Hass gegen unsere Familie hat und auch noch in der Lage ist, so eine Aktion durchzuziehen."

"Was können wir tun? Was könnt ihr tun?"

"Wir leider überhaupt nichts. Wir können die Hölle nicht besuchen."

Aber ich kann das.

Wurdest du nicht verbannt?

Nein. Asmodai hat mich in das Amulett gesteckt und das Amulett zur Erde geschickt. Das ist alles.

"Simba meint, er könnte in die Hölle gehen."

Moment. Ich werde nicht rausgeschmissen. Aber ich habe keine Möglichkeit hinzukommen.

"Dafür können wir sorgen", sagte Rosemarie.

Du kannst mich hören?

Sie grinste. Ein seltsamer Gesichtsausdruck für eine Hexe. "Du denkst so laut, dass ich mir fast die Ohren zuhalten muss."

Sorry.

"Also: Wir können euch in die Hölle schicken und euch auch die Möglichkeit geben, mit Patrizia zurückzukommen."

Und Nala.

"Und Nala. Natürlich."

Leon runzelte die Stirn. "Ich glaube, ich höre ein 'aber'."

Sie nickte. "Zum einen brauchen wir einen Zauber, den man nur mit Blutmagie weben kann. Nicht unser Gebiet."

"Ich kenne jemanden", sagte Leon.

"Euphoria, die Lamia", antwortete Rosemarie. "Sie ist nicht so gut auf uns zu sprechen, weil wir bei Patrizia etwas überreagiert haben. Ein großer Bannzauber ist nicht so angenehm."

"Ich rede mit ihr. Was noch?"

"Ihr beide." Sie wies mit dem Finger auf mich/uns.

Oh! Ich glaube ich weiß, was das Problem ist.

"Was denn?"

Wenn wir die Pforte zur Hölle durchschreiten, werden wir getrennt. Dort herrscht Recht und Ordnung. Dämonen links, Menschen rechts.

"Was kann man dagegen tun?"

"Simba — oder wie du auch heißen magst — kann in seinem eigenen Körper herumlaufen."

Nicht wirklich unauffällig. Es gibt bestimmt einige Leute —

"— denen du Mann oder Frau ausgespannt hast?"

Ist halt nun mal meine Art. Sie waren alle zufrieden mit mir.

"Aber ihre jeweiligen Partner nicht?"

"Zweite Möglichkeit", mischte sich Rosemarie ein. "Wir suchen eine Leiche."

IGITT!!! Einmal und nie wieder.

"Über die dritte Möglichkeit wollen wir gar nicht sprechen."

Ich finde bestimmt eine willige Person, die sich die Seele aus dem Leib fick—

"Maul halten", fauchte Leon. "Keine Option. Ihr braucht einen Körper ohne Seele, den er übernehmen kann?"

Rosemarie nickte.

"Patrizia hat mir von einem Zauber erzählt, den sie mit mir ausprobieren wollte. Mal mit Zwillingen schlafen —"

Rosemarie runzelte die Stirn. "Es ist nicht ganz ungefährlich."

"Ist mir scheißegal. Wenn das die einzige Möglichkeit ist, meine Frau zurückzubekommen, machen wir's."

"Sobald ihr den Zauber habt."

Nein. Sobald wie möglich. Ich muss mich an einen neuen Körper gewöhnen.

"Ist doch derselbe wie jetzt."

Metaphysisch nicht, sonst wäre deine Seele drin. Außerdem ist es etwas Anderes, ob ich hier huckepack fahre oder das Ding selbst steuere.

"Na gut."

Was folgte war ein für mich extrem langweiliger Tag. Wir lagen in einem Beschwörungsraum an der Universität in der Mitte eines Pentagramms, das von fünf Hexen umgeben war, die sich immer mal wieder abwechselten. Wir durften uns nicht bewegen, nicht die Augen öffnen, nicht im Internet surfen und auch keine einzige von den Hexen vernaschen.

Nicht, dass ich auf ältere Damen stehe, aber rein optisch gaben die schon einiges her. So eine Beschwörung muss ja schließlich ohne einengende Kleidung durchgeführt werden. Bei ihnen und bei uns.

Ich bin geil.

Halt's Maul.

Du musst nicht gleich vulgär werden.

Halt's Maul, bitte!

3

Euphoria

Es klopfte an meiner Tür. Ein sehr seltsamer Duft wehte herein, schon bevor ich sie öffnete.

"Leon." Ich kann den Kerl nicht wirklich ausstehen. Eigentlich hat er mir ja nichts getan, Patrizia und ich waren zu dem Zeitpunkt, als er auftauchte, schon nicht mehr zusammen, also kann ich nicht behaupten, dass er sie mir weggenommen hat. Aber ich hatte echt damit gerechnet, dass sie ihn mit mir teilte, nachdem sie seinen Fluch gebrochen hatte.

"Noch nicht, Kleines." Sie küsste mich auf die Stirn. "Gib uns etwas Zeit, zueinander zu finden. Er hatte ein paar schlimme Jahre."

"Und du lebst jetzt auch monogam?"

"Vorerst. Versteh mich, bitte."

Rein intellektuell konnte ich sie verstehen, aber emotional — Außerdem war ich schon ein bisschen süchtig nach ihrem Blut.

"Hallo, Euphoria. Dürfen wir reinkommen?"

"Wir? — O Scheiße! Seit wann gibt's dich zweimal."

"Hallo, Euphoria."

Dieselbe Stimme, aber ein völlig anderer Duft. Einer der sich sofort in meine Muschi grub und meine Fangzähne geradezu herausschießen ließ.

"Duuu —" Ich sprang ihn an und grub meine Zähne in seinen Hals. "Nimm mich!", rief ich. "Mach mit mir, was du willst."

"Äh, Simba?", sagte Leon.

"Ja, Bro?"

"Kannst du das zurückdrehen, was auch immer du an Pheromonen ausstößt?"

Ich nuckelte an ihm wie an einer Babyflasche.

"Warum denn?", fragte der Leon, an dem ich hing.

"Weil ich den Körper irgendwann einmal zurückhaben will. Ohne die tiefen Narben, die solche Reißzähne normalerweise hinterlassen."

Mein Blick klärte sich leicht. "Ich hab' keine Reißzähne", nuschelte ich.

"Ich aber", sagte der neue Leon. "Willst du mal sehen?"

"Können wir bitte, bitte erst einmal hineingehen und die Tür hinter uns zu machen?"

Sein Blut floss nicht mehr, also leckte ich alles von seiner Haut, was sich verteilt hatte.

"Ihr Götter des Olymps", keuchte ich. "Was bist du?"

"Nicht Olymp, drei Stockwerke tiefer. Bei euch heißt das 'Hades'?"

"Ein Höllendämon? Und die lassen dich frei herumlaufen? Soll ich dich binden? Würde ich mit Begeisterung tun."

Er hob abwehrend die Hände. "Da hätten Leon und Patrizia sicher etwas dagegen. Ich hab' das offizielle Plazet von Patrizias Familie, frei herumzulaufen."

Ich schmollte. "Oder soll ich die Polizei rufen?" Ich griff nach meinem Handy.

Leon griff nach meiner Hand. "Euphoria, bitte. Patrizia ist verschwunden."