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Michael 04

Geschichte Info
Astrid kommt in Michaels Haus.
3.3k Wörter
4.64
11.1k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 4 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 11/14/2020
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4 Astrid

Michael entschloss sich nun, nicht mehr nach Unterstützung beim Saubermachen, sondern nach einer Haushaltshilfe zu suchen. Er hatte es als ganz nützlich empfunden, wenn Sabine ihm damals auch ein wenig im Haushalt geholfen hatte. Natürlich würde dafür etwas tiefer in die Tasche greifen müssen, aber das konnte er ganz gut verschmerzen. Auf seine Anzeige hin meldeten sich auch erheblich mehr Damen als früher auf eine Putzstelle.

Er hatte so eigentlich die Qual der Wahl. Unter den ersten vier Bewerberinnen war aber letztlich nur eine, die ihm zusagte. Mit ihr machte er dann auch einen Gesprächstermin aus. Zwei Tage später klingelte das Telefon, und es meldete sich tatsächlich nochmal eine Interessentin. Sie nannte ihren Namen, Astrid Sandberg.

„Entschuldigung, ich habe Ihre Anzeige erst jetzt gesehen, ist die Stelle noch zu haben?"

Michael stutzte einen Moment. Diese Stimme klang zwar jugendlich, aber sie hatte irgendeinen erwachsenen, reifen Unterton. Interessant jedenfalls.

„Jaaa", antwortete er gedehnt, wobei er überlegte, dass er ja eigentlich schon eine Bewerberin eingeladen hatte. Aber es wäre ja wohl auf jeden Fall besser, mehrere Eisen im Feuer zu haben. „Ja, die Stelle ist noch frei. Möchten Sie einmal vorbeikommen, und sich ansehen, ob das etwas für Sie wäre?"

„Gerne." Sie klang erleichtert, schien also wirklich Interesse an der Stelle zu haben. ‚Na schön' dachte Michael, ‚wir werden sehen.' Erst später sollte er erkennen, wie gut das Schicksal es mit ihm gemeint hatte, als er Frau Sandberg für einen früheren Termin als die andere Bewerberin bestellte. Wer weiß, wie alles dann ausgegangen wäre.

Anderntags klingelte es pünktlich zur vereinbarten Minute. Wieder gingen ihm die gleichen Gedanken wie vorher durch den Kopf, als er zur Haustür ging. ‚Wer mag da jetzt stehen? Wie mag sie aussehen? Ob ich Glück habe und sie den Job gut machen wird? Lass dich nur nicht vom Äußeren blenden, Michael!' Er öffnete die Tür.

Das erste, was ihm auffiel, waren ihre strahlend blauen Augen, die von kleinen Lachfältchen gesäumt waren. Das hübsche Gesicht wurde von glatten blonden Haaren umrahmt, die knapp über den Schultern endeten.

„Sandberg ist mein Name. Ich komme wegen der Stelle."

„Frau Sandberg, kommen Sie doch herein! Ich gehe mal vor." Michael führte sie ins Wohnzimmer und bot ihr einen Sessel an. „Möchten Sie etwas trinken?"

Sie zögerte einen Moment, sagte dann aber: „Ja, ein Mineralwasser, wenn Sie haben, gerne." Michael holte auch für sich ein Glas und setzte sich dann ihr gegenüber auf das Sofa. Bis jetzt hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, sie genauer zu betrachten, einzig ihr irgendwie anziehendes Gesicht zog seine Blicke immer wieder auf sich. Dennoch ließ er seinen Blick schnell über ihren Körper gleiten, während sie sich für das Getränk bedankte und einen Schluck davon nahm. Sie hatte eine attraktive Figur, die Jeans war genau so eng, dass ihre schlanken Beine gut zu bewundern waren. Sie trug einen weiten Pulli, so dass ihre Oberweite nicht beurteilen war. Sein Blick fiel auf ihre Hände, welche ja oft viel über das Alter aussagen. Er schätzte sie auf Ende vierzig, aber das würde sie ihm sicher irgendwann einmal genau sagen.

Vielleicht hatte der erste Überblick, den er sich jetzt verschafft hatte, einen Moment zu lange gedauert, sagte er sich, hoffentlich hatte sie das nicht bemerkt. Sie ließ sich aber jedenfalls nichts anmerken und stellte betont langsam ihr Glas wieder auf den Tisch zurück.

„Haben Sie schon einmal als Haushaltshilfe gearbeitet, Frau Sandberg?"

Sie zögerte. „Nein, für Fremde noch nicht. Aber ich habe selbst einen Haushalt und habe bis vor einem Jahr auch für meine Tochter gesorgt. Sie ist jetzt 19 Jahre alt und studiert in München. Ich habe eine Teilzeitstelle als Sekretärin an 4 Tagen in der Woche, immer vormittags bis 12, in der übrigen Zeit würde ich gerne noch etwas hinzuverdienen, um meine Tochter zu unterstützen."

„Gehe ich recht in der Annahme, dass sie alleinerziehend sind, oder besser: waren?"

„Ja, schon seit dem zweiten Lebensjahr meiner Tochter. Ich komme aus Schweden, mein Mann wurde gleich, nachdem wir uns lieben gelernt hatten, nach Deutschland versetzt, und als er mich nach 10 Jahren verließ, bin ich hiergeblieben."

„Keine einfache Zeit für Sie, nicht wahr?" Sie nickte stumm. „Na, dann hoffe ich mal, dass Sie es hier im Haus gut antreffen und ich Ihnen damit ein wenig helfen kann, Ihrer Tochter unter die Arme zu greifen. Ich zeige Ihnen mal alles, ja?"

Michael erläuterte ihr, was er von ihr erwartete, und sie schien ganz angetan vom Ambiente des Hauses und der Arbeit, die sie erwartete. Schon zu Beginn der neuen Woche trat sie ihre neue Stelle an.

***************************************

Astrid erwies sich als wahrer Schatz. Nicht nur, dass sie pünktlich und zuverlässig war, nein, sie nahm sich auch immer wieder Zeit, ein paar private Worte mit Michael zu wechseln, so dass die beiden mit und mit vieles über das bisherige Leben des anderen erfuhren. Beide verband die traurige Erfahrung, von ihren Partnern verlassen worden zu sein, beide gestanden sich gegenseitig, dass das Alleinsein nicht schön war. Dennoch blieb ihr Verhältnis letztlich distanziert, Michael rechnete sich eh keine Chance aus, noch einmal eine eine solche Frau zu erobern, genoss es aber, nicht nur endlich eine gute Unterstützung im Haushalt, sondern auch eine Gesprächspartnerin mit Niveau gefunden zu haben. Für Astrid war natürlich in erster Linie der doch große Altersunterschied zwischen ihnen beiden ein Hemmnis für jedwede nähere Beziehung, doch wäre sie auch viel zu vorsichtig gewesen, diese schöne Arbeitsstelle durch eine private Affäre eventuell aufs Spiel zu setzen.

Das hinderte die beiden nicht, im Lauf der Zeit ein wenig ungezwungener miteinander umzugehen, was gelegentlich ein wenig in einen kurzen schäkernden Flirt mündete.

An einem warmen Frühlingstag kam sie mittags ins Haus -- Michael hatte ihr schon vor Monaten einen Hausschlüssel gegeben, weil er ihr vollkommen vertraute -- und sie fiel ihm sofort durch ihre Kleidung auf. Sie trug einen knielangen weiten Rock und eine luftige Bluse, ein wenig weiter ausgeschnitten als alles, was sie bisher angehabt hatte. Es war kein Putztag heute, wahrscheinlich hatte sie deshalb einmal zu einer etwas offeneren Kleidung gegriffen.

„Oh la la, da ist aber der Frühling ausgebrochen!" meinte er lächelnd und ließ seinen Blick an ihr hinunter gleiten.

Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht, und fast wirkte sie ein bisschen verlegen, meinte dann aber ganz unbeschwert: "Naja, an so einem schönen Tag muss er sich ja irgendwie bemerkbar machen."

„Es ist irgendwie eine tolle Jahreszeit, ne? Man fühlt sich gleich um Jahre jünger. Kommen Sie, wir setzen uns erst mal auf die Terrasse und trinken was. Ich hab da einen kühlen spritzigen Rosè!"

„Nana, geht man so mit einer Haushaltshilfe um? Das hört sich aber gar nicht nach einem Arbeitgeber an! Tss, tss." Sie schaute ihn etwas schelmisch an und schüttelte den Kopf.

„Ja, so ist das, wenn Frühling ist. Da muss man mit allem rechnen, Fräulein."

Sie lachte kurz auf. „Ich hol schon mal Gläser, ja?"

Sie hatte immer noch ein Lächeln in ihrem hübschen Gesicht, als Michael mit der Flasche Rosè nach draußen an den Tisch kam. Sie fasste ihren Rock an den Seiten und hielt ihn fest, während sie sich setzte. Michael goss beiden ein.

„Ich schlage vor, wir trinken auf den Frühling und alles was er noch an schönen Dingen bringt!"

„Wird er das?" Wieder schien sie ein wenig verlegen zu wirken, denn sie schlug nach einem kurzen forschenden Blick auf Michael schnell ihre Augen nieder.

„Das will ich doch hoffen! Ich bin da ganz zuversichtlich, und so wie Sie auf mich wirken, sind Sie auch eher optimistisch, stimmt's?"

Sie stießen mit den Gläsern an.

„Gut erkannt", meinte sie. „Ich fühle mich aber auch so wohl hier, dass ich langsam glaube ein anderer Mensch zu sein. Klingt übertrieben, nicht?"

„Überhaupt nicht. Ich gestehe, dass es mir auch so geht. Sie bringen für mich jeden Tag Fröhlichkeit und positive Stimmung mit ins Haus. Eine Frau, die so auf einen wirkt - was Schöneres gibt es eigentlich gar nicht."

Hoppla! War er jetzt ein bisschen zu weit vorgeprescht? Er wollte ihr ein ganz ehrliches Kompliment machen, hoffentlich zog sie sich jetzt nicht in ein Schneckenhaus zurück.

„Danke! Das ist ja lieb! Das hat mir schon sehr lange niemand mehr gesagt!" Sie strahlte ihn mit ihren blauen Augen an wie ein Teenager. Dann glitt ihr Blick wieder auf ihre Hände, die sie auf dem Schoß liegen hatte.

„Ich meinte es auch so. Sollte keine simple Anmache sein." meinte er ein bisschen entschuldigend. „Und ich finde es genauso schön, Ihnen so etwas zu sagen, wie Sie, wenn Sie es hören."

Sie wurde wieder ein bisschen rot und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Dann blickte sie wieder zu Boden. Michael sah, dass sie ihre Lippen fest aufeinander presste. Fast sah sie so aus, als wenn sie auf einmal traurig geworden wäre. Spontan stand er auf und ging zu ihr hin. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte leise: „Ich bin froh, Sie hier zu haben. Das gibt mir so viel. Danke, Astrid."

Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sie zum ersten Mal mit ihrem Vornamen angesprochen hatte. Aber ihre Reaktion zeigte, dass sie ihm das offenbar kein bisschen übel nahm -- eher im Gegenteil, denn sie legte ihren Kopf auf seine Hand. Er wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. So blieb er einfach ruhig neben ihr stehen und genoss ihre Nähe. Am liebsten hätte er über ihr schönes blondes Haar gestreichelt. Aber stattdessen wurde nur sein Griff um ihre Schulter ein wenig fester. Ihr Kopf drückte sich noch mehr an seine Hand..

„Es geht mir genauso", sagte sie leise. „Ich bin jedes Mal so froh wenn ich hier sein kann."

Michael hockte sich neben sie. Jetzt war sein Kopf ganz nahe an ihrem Ohr. „Wenn es dir auch so geht, macht mich das noch glücklicher." Er küsste sie ganz leicht auf ihr Ohrläppchen. Dann stand er auf, sie hob ihren Kopf und sah ihn lächelnd an.

„So weit hat uns der Frühling schon gebracht -- darf ich jetzt auch ‚du' sagen?"

„Ich glaube, das wurde allmählich Zeit, oder? Ich sag ja -- man muss in dieser Jahreszeit mit allem rechnen. Auch damit, dass man da mehr Mut für Dinge hat, die man sonst nie gewagt hätte."

„Oh je!" Sie schlug sich die Hand vor den Mund. „Und der Frühling hat doch gerade erst angefangen!" Mit blitzenden Augen stand sie auf, nahm die Gläser und ging zur Küche.

Michael spürte zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder Schmetterlinge in seinem Bauch.

**********************************

Es wurde Mai und sein Geburtstag stand vor der Tür. Er hatte vor, am Abend ein paar Nachbarn zu einem kleinen Imbiss und Umtrunk einzuladen, und Astrid hatte angeboten, dabei für seine Gäste zu sorgen. Das hatte er gerne angenommen, erstens, weil er sie wahrscheinlich sowieso eingeladen hätte, und zweitens, weil es für ihn natürlich wirklich eine Erleichterung bedeutete, wenn er nicht nach jedem leeren Glas oder Teller schauen musste.

Er hätte sich sowieso niemanden lieber als Gesellschaft gewünscht als sie. Es war in den Wochen seit jenem Mittag auf der Terrasse zu keinem weiteren körperlichen Kontakt mehr zwischen den beiden gekommen -- so merkwürdig das vielleicht klingen mag. Michael hatte festgestellt, dass er dabei war, sich regelrecht in diese Frau zu verlieben, aber er hatte Angst, sie mit einem entsprechenden Geständnis zu verjagen -- welche Frau in ihrem Alter wollte schon einen Tattergreis wie ihn als Partner? Und Astrid? Sie war sein guter Geist, sah alles, erledigte alles, und zeigte, dass sie es gerne tat. Sie machte gerne kleine neckende Bemerkungen, die sie mit einem charmanten oder spitzbübischen Lächeln garnierte -- ganz Schwedin eben. Gelegentlich glaubte er, dass sie ihn länger anschaute, als vielleicht nötig gewesen wäre, aber das bildete er sich sicher nur ein.

Besagter Abend kam, und Astrid erfüllte ihre Rolle als Quasi-Gastgeberin perfekt. Sie sorgte dafür, dass jeder mit Getränken versorgt war, und in der Küche hatte sie ein leckeres Büfett aufgebaut, das von allen gelobt wurde. Zwischendurch nahm sie an den Gesprächen teil, scherzte und lachte mit den anderen, als ob sie sie schon seit Jahren gekannt hätte. Michael war glücklich, sie bei sich zu haben, und an den Blicken seiner Gäste merkte er, dass er nicht allein Astrid für eine außerordentlich attraktive Hausdame hielt. Was keiner wusste -- wahrscheinlich auch sie selbst nicht: für ihn war sie insgeheim noch viel mehr. Er wäre ihr mit seinen Blicken am liebsten den ganzen Abend gefolgt, hatte aber Angst, dass seine Gäste es bemerken würden.

Als die Zeit des Aufbruchs gekommen war, verabschiedete sie in der Diele jeden einzeln mit Handschlag und ein paar freundlichen Worten. Michael entließ seine Gäste draußen vor dem Haus.

„Sag mal, da hast du dir ja eine wirklich aparte Frau ins Haus geholt, Michael", meinte sein direkter Nachbar.

„Da hast du Recht, Peter. Sie ist wirklich einmalig." antwortete Michael.

„Halt sie dir nur ja warm, so etwas findest du nicht noch einmal im Leben!" Peter zwinkerte ihm zu und wandte sich zum Gehen. „Und vielen Dank nochmal! War ein netter Abend!"

Als Michael den letzten Gast verabschiedet hatte und wieder ins Haus kam, war Astrid bereits dabei, alles Geschirr in der Spülmaschine zu verstauen. Er brachte derweil Stühle und andere Dinge in den Keller und stellte im Wohnzimmer wieder alles an seinen Platz. Schon bald sah es so ordentlich aus, als ob gar keine Feier stattgefunden hätte. Astrid zog ihre Schürze aus und kam aus der Küche.

„So, alles geschafft. Das war ein schöner Abend." Sie schaute auf ihre Uhr. „Oh, ist aber auch schon spät geworden! 23 Uhr!"

„Die Flasche Rotwein hier ist noch halb voll, die machen wir jetzt erst mal leer!"

„Hallo?! Ich muss noch fahren!"

„Das glaubst du ja selber nicht. Du willst mich doch an meinem Geburtstag nicht den Rest des Abends alleine lassen, oder?"

„Dann muss ich mir ein Taxi bestellen. Das ist doch viel zu teuer."

„Also das würde ich sowieso bezahlen. Aber ich mache mal ein ganz anderes Angebot." Er blinzelte sie mit einem Lächeln an. „Du schläfst diese Nacht hier."

Ihr Blick schien ihm etwas schockiert zu sein. „Hmmm. Also alleine lassen kann ich dich wohl wirklich nicht. Aber hier schlafen? Wie soll das gehen?"

„Man kann hier genauso gut schlafen, wie sonst wo, gnä' Frau. Aber jetzt trinken wir erst einmal was. Du hast so toll für alles gesorgt, das fand ich super schön! Danke Astrid!"

Er stieß mit ihr an. Sie plauderten über den Abend, und sie zeigte, dass sie eine ganz gute Menschenkenntnis hatte, denn die Gäste hatte sie recht schnell sehr gut eingeschätzt. Über manche Eigenart lachten beide, waren sich aber einig, dass Michael mit seiner Nachbarschaft richtig viel Glück gehabt hatte. Zwischendurch öffnete Michael noch eine weitere Weinflasche, und anders als er befürchtet hatte, nahm sie das kommentarlos hin. Schließlich gähnte sie aber verstohlen, so langsam wurde es wirklich Zeit, zu Bett zu gehen.

„Ich mach mir dann ein Bett hier auf der Couch." Sie begann, die Sofakissen beiseite zu kramen.

„Astrid. Jetzt hör mal zu - und sag nicht gleich nein! Die Couch ist total unbequem. Ich habe oben ein Riesenbett. Da können wir auch beide schlafen. "

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Eigentlich ist es ja schon ein Ding, wenn ich überhaupt hierbleibe. Aber jetzt soll ich auch noch mit ins Ehebett kommen? Wie stellst du dir das denn vor?"

„Denke nicht, ich versuche hier einen billigen Trick. Ich verspreche dir, ganz brav zu sein. Wie Mutter und Sohn." Er musste lachen. „Oder besser Vater und Tochter. Hast du noch nie mit einem anderen Mann als deinem Partner damals in einem Bett geschlafen?"

„Nie! Kann ich mit auch nicht wirklich vorstellen. Und stell dir mal vor, das würde jemand erfahren!"

„Wer soll das denn erfahren? Von mir bestimmt keiner. Im Übrigen steht keiner von den Nachbarn den ganzen Tag am Fenster und beobachtet, wer hier ein- und ausgeht. Aber nochmal: Du brauchst vor nichts Angst zu haben. Ich schnarche auch nicht ... Wir können die Betten auch auseinanderrücken. Du kannst also ganz beruhigt hier bleiben."

Sie blickte ihn skeptisch an. „Meinst du wirklich? Das find ich ja schon ein bisschen sehr ..." Sie suchte nach Worten. „Außerdem habe ich weder eine Zahnbürste noch einen Schlafanzug dabei."

„Na, das ist das geringste Problem. Neue Zahnbürsten habe ich immer einige auf Vorrat. Und es gibt da einen Schrank mit Sachen, die meine Frau damals nicht mitgenommen hat. Da findet sich bestimmt etwas."

„Das auch noch! Sachen deiner Ex-Frau!"

„Du musst es nicht. Wär aber sicher komfortabler für dich. Wie du möchtest!"

Sie zögerte. Offenbar traf sie diese Situation doch sehr unvorbereitet. Lange blickte sie unschlüssig auf den Boden. Aber schließlich hatten die Müdigkeit und die paar Gläser Rotwein offenbar doch gesiegt. „OK. Dann zeig mir mal wo alles ist."

Michael führte sie nach oben, gab ihr alles, was sie im Bad brauchte und zeigte ihr den Schrank seiner Ex. Dann ging er wieder nach unten. „Sag mir, wenn du fertig bist, ja?" rief er ihr vom Treppenabsatz aus zu. Er griff zu seinem Handy und las noch ein paar Glückwünsche, die ihm Freunde zum Geburtstag geschickt hatten. Schließlich kam von oben der Ruf: „Bin fertig!"

Michael holte seinen Schlafanzug aus dem Bett. Sie hatte seine Nachttischlampe angelassen und blickte ihn tief unter der Bettdecke vergraben mit schon halb geschlossenen Augen an. „Ich bin todmüde. Entschuldige."

„Da brauchst du dich doch nicht für entschuldigen! Hast doch den ganzen Tag gearbeitet. Schlaf gut!"

Er ging ins Bad und machte sich bettfertig. Als er zurückkam, war sie schon eingeschlafen. Michael kroch unter die Bettdecke und machte das Licht aus.

Einschlafen konnte er nicht. Stattdessen kamen die trüben Gedanken wieder hoch. Warum war das mit den Geschlechtern nicht einfacher? Wie schön wäre es jetzt, wenn sie einfach als Mann und Frau zusammenleben könnten, ohne dass so Problemchen wie Alter, Nachbarn, Konventionen und vieles andere eine Rolle spielten. Ein wenig komisch war es schon, dass diese hübsche und nette Frau jetzt so dicht neben ihm lag, er aber nicht einmal daran denken durfte, ihr zu nahe zu kommen. Er musste innerlich zugeben, dass es schon ganz schön mutig von ihr war, auf seinen Vorschlag mit dem Ehebett einzugehen. Wahrscheinlich würde es ihr morgen früh sehr peinlich sein, und er würde seine liebe Mühe haben, ihre schlechten Gefühle zu vertreiben.

Langsam aber sicher wurde Michael nun auch müde, und ihm fielen die Augen zu. Sein Schlaf war jedoch unruhig, er träumte. Seine Ex-Frau erschien ihm im Schlaf, sie lag neben ihm und blickte ihn an. Impulsiv streckte er seinen Arm nach ihr aus und legte seine Hand auf ihren Oberschenkel. Sie drehte sich zu ihm um, wobei das Bett vernehmlich knarzte.

Michael schlug die Augen auf. Ein wenig Licht drang von der Straßenlaterne durch die Vorhänge ins Schlafzimmer. Er blickte neben sich und erschrak. Seine Hand lag neben Astrids Bein, welches von dem etwas hochgerutschten Nachthemd nur noch am oberen Ende bedeckt wurde. Ob er sie vorhin im Traum berührt hatte? War es am Ende ihr Bein gewesen, auf dem seine Hand gelegen hatte? Es war so ein realistisches Gefühl gewesen, den festen Oberschenkel und die zarte weiche Haut zu spüren. Um Himmels Willen! Sie würde nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, wenn er wortbrüchig geworden war. Auf jeden Fall musste sie etwas gespürt haben.

Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er erschrak erneut. Jetzt sah er, dass sie ihn die ganze Zeit angeblickt hatte. Sie war wach. Oh nein! Was jetzt? Vorsichtig wollte er seinen Arm zurückziehen. Doch in diesem Moment wurde er festgehalten. Astrid umfasste seine Hand.

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