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Miryar - Freiheit für Alle

Geschichte Info
Eine etwas andere Geschichte über Werwesen und Vampire.
11.2k Wörter
3.64
13k
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So, ich hoffe, jetzt sind alle Fehler ausgemerzt. Sorry dass noch immer kein neues Kapitel dabei ist. ich arbeite gerade am nächsten, habe aber einen Kreativen hänger und da mir kein Verleger im Nacken sitzt wird das wohl noch eine Weile dauern.

PROLOG:

1 Die Prüfung der Elemente

„Autsch...“, Miro konnte sich gerade noch am Ast festhalten, auf dem er gesessen hatte. Als er sich wieder hoch gezogen hatte, sah er nach dem Übeltäter und entdeckte eine kleine Gestalt, deren langgezogene Nase unermüdlich zuckte. Der dünne Mund war zu einem hämischen Grinsen verzogen. Die großen Ohren verrieten dem geschulten Auge die Wahrheit über diesen schmächtigen kleinen Halbling. Seine schwarzen Haare waren nach hinten gekämmt. Die Werratte in Halblingsgestalt trug ein schwarzes, praktisch geschnittenes Gewand, das bereits Bekanntschaft mit dem einen oder anderen Schwert gemacht hatte. „Roberc! Was fällt dir ein, mir einen Stein an die Schläfe zu schießen?!“ Miro war sich sicher, dass sein Freund genau dahin gezielt hatte, wo er ihn getroffen hatte.

Das hämische Grinsen wurde breiter: „Du hättest eben nicht während der Wache einschlafen sollen.“

„Danke. Das ist mir auch klar, du hättest mich aber auch sanfter wach bekommen. Wegen dir hätte ich mir fast das Genick gebrochen.“

Augenblicklich wechselte der Gesichtsausdruck des kleinen Mannes von Häme zu kaltem Sarkasmus und so klangen auch seine Worte: „Wenn du ein Vampir wärst, wäre das ja kein Problem mehr. Es lässt sich sicher einer auftreiben, der dich beißt. Oder du schläfst einfach weiter. Früher oder später kommt nämlich einer hier vorbei und dann muss jemand das Dorf warnen.“

Der Werpuma wusste worauf die Werratte anspielte. Miro hatte nämlich im Gegensatz zu vielen Anderen seines Stammes eine . . . weniger vernichtende Meinung über die Untoten. Das machte ihn in den Augen der Anderen zum Vampirfreund. Miro jedoch kümmerte es nicht, so lange sie es nicht wagten, Hand an ihn zu legen. Er sah wieder hoch. Das kleine Tal, in dem sie lebten, bestand, von hier oben aus gesehen, aus einem einzigen Baummeer. Nur vier Bäume ragten daraus hervor, Einer in jeder Himmelsrichtung von der Mitte des Tals. Der von Miro war der westliche und so konnte er erkennen, wie die Sonne gerade begann, hinter den Hügeln zu verschwinden. „Wie praktisch! Schichtwechsel, also schwing deinen Hintern hier rauf, sonst helfe ich nach!“

Man konnte die Beziehung zwischen den beiden Lycani zwar nicht gerade als freundschaftlich bezeichnen, doch war Roberc derjenige, der Miro noch am ehesten gut gesinnt war. Das Dorf, in dem die beiden lebten, bestand aus zehn kleineren und zwei größeren Zelten, die in der Mitte platziert worden waren. Das eine war das Hauptzelt ihres Anführers, das andere war die Schmiede. Die Gruppe verließ zwar nie das Tal, doch zogen sie immer zwischen den Baumriesen umher, um es den Vampiren noch schwieriger zu machen, sie zu finden.

Es war eine wolkenlose Nacht und als Miro im Lager angekommen war, waren bereits die ersten Sterne zu sehen. Wie nicht anders zu erwarten, hatten sich wieder einmal alle versammelt, um eine der wichtigen Prahlereien des Stammesoberhauptes, wie Miro sie nannte, an zu hören.

„Wie schön, dass du auch kommen konntest. Hast du gut geschlafen?“, fuhr ihn Geth an.

„War ein bisschen zu kurz, aber danke der Nachfrage“, erwiderte Miro kühl. Innerlich ärgerte er sich, dass man es ihm wieder einmal so gut ansah, und dass er vergessen konnte, dass heute Ratsversammlung war. Wozu sie diente, wusste der junge Werpuma nicht, denn das einzige, was dabei geschah, war dass Geth ihnen allen sagte, dass sie weiterziehen würden. Doch zu seiner eigenen Überraschung meinte Miro dieses Mal: „Wozu das Ganze? Die Vampire sind schon seit fünfzig Menschengenerationen nicht mehr durch die magische Barriere gekommen. Da ist es doch egal, wo wir uns innerhalb der Baumriesen befinden.“

Geth antwortete in einem Tonfall, der von un-terdrückter Raserei zeugte: „Oh natürlich, und sie werden auch nie wiederkommen, weil Eure Majestät das sagt.“ Unter einstimmigem Gelächter machte Geth einen Schritt auf Miro zu und bohrte einen Finger in dessen Brust. Die halb-orkischen Kiefer des Anführers knirschten, als er seinem Gegenüber in die Augen sah. Doch dieser blieb ganz ruhig, was Geth noch wütender machte: „Jetzt hör mal zu Bürschchen! Ich sag es nur einmal: Es gibt keine Garantie, dass die Vampire nicht mehr kommen, und unsere Wanderungen lenken sie vom wahren Standort der Gruft ab. Also sage ich --“

„Wir ziehen weiter. Ich weiß. Aber hast du dir schon einmal überlegt, dass das alles hier ein Ende haben könnte, wenn wir ihnen geben würden, was sie haben wollen?“

„Das wäre eine noch größere Katastrophe, als wenn man einem Menschen sagte, er werde unser nächster Anführer. Wenn sie Kas´ Schwert in die Finger bekämen, hätten wir einen übermächtigen Feind.“

Miro reagierte sofort auf die getarnte Beleidigung: „Ach, wie gut, dass ich kein normaler Mensch bin, sonst könnte ich das gleich persönlich nehmen. Aber, wenn das wirklich dein Standpunkt ist, dann sollte ich lieber gehen. Ich habe nämlich keinen persönlichen Streit mit ihnen, und ich möchte auch keinen haben, indem ich einen von ihnen bei ihrem nächsten Überfall töte.“ Mit diesen Worten drehte Miro dem Anführer den Rücken zu. Doch bevor er fünf Schritte tun konnte, hörte er hinter sich ein Geräusch von zerreißendem Stoff und danach ein tiefes, wutverzerrtes Knurren: „Lass es, du hast ohnehin keine Chance gegen mich.“ Die Antwort war ein weiteres Knurren. „Also gut“, und mit diesen Worten drehte Miro sich wieder um.

An der Stelle, wo zuvor Geth der Halb-Ork gestanden war, stand nun Geth der Bär. Ein verhältnismäßig großes Exemplar mit tiefschwarzem Fell.

Miro blieb gerade noch genug Zeit sich ebenfalls zu verwandeln -- nicht in einen richtigen Puma, sondern in eine Art humanoide Mischform -- und Krummsäbel und Tartsche zu ziehen, ehe Geth heran war.

Der schwarze Bär lief auf den Pumamenschen zu und verpasste ihm mit einer seiner großen Pranken einen Hieb in den Tartschenarm.

Etwa im selben Moment traf Miros Krummsäbel Geths Schulter.

Beides wurde von der natürlichen Heilung der Lycani sofort geheilt, obwohl noch immer Wunden zurückblieben. Bei Miro blieb nur ein kleiner Schnitt übrig, wohingegen bei Geth noch eine deutliche Verletzung zu sehen war.

Beide sprangen zurück, um sich für einen neuen Angriff vor zu bereiten.

Miro wollte nicht von sich aus angreifen, und so übernahm Geth diese Aufgabe. In blinder Wut stürzte er sich auf Miro.

Doch der wich mit Leichtigkeit aus und versetzte dem Angreifer einen Hieb in die Seite.

Diese Wunde wurde wieder komplett geheilt, was Geth in seiner Absicht bestärkte, weiter zu kämpfen. Er griff erneut an.

Miro wich zurück, doch diesmal war er nicht schnell genug, und so verbiss sich Geth in sein Bein.

Wie beim vorangegangenen Mal wurde auch diese Wunde geheilt, und diesmal blieb nichts von ihr übrig.

Geth wurde immer wilder. Er sprang Miro an, doch verfehlte er ihn abermals. Miro führte einen mächtigen Streich gegen Geths Seite. Er hatte ihn so stark getroffen, dass eine klaffende Wunde zurückblieb.

Doch Geth ließ sich nicht davon abhalten, erneut an zu greifen.

Miro, über die Hartnäckigkeit des Anführers überrascht, konnte nicht verhindern, dass dessen Pranke seine rechte Gesichtshälfte zerkratzte und auch einen Teil seines Ohres erwischte. Das einzige, das nicht geheilt wurde, war eben dieser fehlende Teil des Ohres.

Auch dieses Mal fraß sich der Krummsäbel in Geths Fleisch. Nun schlitzte er ihm die andere Seite auf. Doch hatte Geth noch immer nicht die Absicht, auf zu geben.

Als der Bär ihn erneut ansprang, setzte Miro seine Tartsche ein, um ihn weg zu stoßen.

Aber Geth hatte noch genug Zeit, ihm einen Prankenhieb zu versetzen. Dieser Prankenhieb vergrößerte den Schnitt am Tartschenarm auf die vierfache Größe, doch war das immer noch kein Vergleich zu Geths Wunden. Der hatte sich nach dem Wurf sofort wieder gefangen und war nun wieder bereit zum Angriff.

Diesmal traf der Prankenhieb Miros Schwertarm was es ihm nicht erlaubte, sofort einen Hieb aus zu führen. Auch wenn nichts von der Wunde übrig blieb.

Die nächste runde verging, ohne dass jemand eine bleibende Verletzung davon trug.

Danach konnte Miro gerade noch ausweichen. Er schaffte es aber auch nicht einen Gegentreffer zu landen.

Dann erhielt Miro einen Schnitt am Schwertarm, der fast so groß war, wie der, den er bereits am Tartschenarm hatte.

Beim nächsten Angriff von Geth erlitten beide einen kleinen Schnitt.

Dann erwischte Geth Miro kalt und versetzte ihm einen Hieb mit beiden Pranken.

Miro hingegen hieb Geth in den Bauch.

Am Ende hatte sich Miros Schnitt am Schwertarm etwas vergrößert und Geth hatte einen Schnitt im Bauch.

Darauf hin kamen der nächste Prankenhieb und ein Biss.

Miro versuchte es Mit einem weiteren Hieb in den Bauch seines Konkurrenten. Die nächsten Schnitte für beide Kontrahenten war die Folge.

Geth schien langsam ungeduldig zu werden. Er warf sich mit seinem gesamten Gewicht auf Miro, was diesen zu Boden warf, und versetzte ihm einen solchen Prankenhieb, dass dieser glaubte, er wolle ihm den Arm abreißen. In der Tat blieb eine ziemlich unschöne Wunde zurück. Wohingegen von Miros Hieb in Geths Bauch nichts übrig blieb.

Danach verlief alles umgekehrt. Von Geths Prankenhieb und Biss blieben keine Wunden zurück. Aber Miro hatte seinen Arm nun soweit unter dessen Körper hervor geschoben, dass er ihm mit aller Kraft den Krummsäbel in die Seite stechen konnte. Außerdem konnte er sich nun selbst wieder befreien.

Der nächste Prankenhieb hinterließ einen Schnitt in Miros Bein, dessen Krummsäbel mit Knochen brechender Wucht in Geths Rücken traf und die nächste Wunde riss.

Die nächsten Angriffe waren zu schwach, um Wunden zu hinterlassen. Beim erneuten Schlagabtausch erhielt Miro einen weiteren Schnitt am Bein. Gleich darauf einen größeren am anderen Bein.

Geth konnte den Gesamten Schaden heilen.

Erneut gelang es keinem der beiden einen Treffer zu landen.

Dann gewann Miro wieder den Schlagabtausch. Zwar erlitt er einigen Schaden, doch nichts, was er nicht Heilen konnte.

Anders Geth, der nun doch ziemlich erschöpft aussah. Kein wunder soviel Blutverlust konnte einfach nicht gut sein. Trotzdem ließ er sich nicht unterkriegen.

Als Geth ihn ansprang, bekam Miro eine Pranke und die Zähne seines Gegners zu spüren, während er sich um die eigene Achse drehte und anschließend einen mächtigen beidhändigen Hieb mit seinem Krummsäbel ausführte.

Nach diesem Treffer stand Geth nicht mehr auf. Doch konnte man seinen Brustkorb sich heben und senken sehen. Also war er nicht tot und Miro war erleichtert, das zu sehen.

Als er sich wieder zurückverwandelt hatte, wies er die erstaunten Zuschauer an, sich um ihren Anführer zu kümmern. Danach ging er in sein Zelt. Das einzige was er noch wollte, war so weit wie möglich von hier fort zu kommen. Er trat in das kühle Innere des Zeltes ein. Miro würde nur das nötigste mitnehmen können. Also musste er sich genau überlegen, was wichtig war, und was nicht. Keine Frage, er hätte am liebsten alle seine Sachen mitgenommen.

Miro hatte gerade die Sachen zusammengestellt, die er mitnehmen wollte, als jemand ins Zelt geschlichen kam. Unauffällig zog Miro seinen Krummsäbel aus der Scheide, drehte sich blitzschnell um und richtete die Waffe auf den Eindringling: „Súra!“ -- Miro ließ den Krummsäbel sinken -- „Was machst du hier?“

Die halb-elfische Schamanin war etwa einen Kopf kleiner als Miro, schlank und doch muskulös. Sie hatte haselnussbraunes Haar und tiefblaue Augen. Súra war zwar etwa fünfundzwanzig Jahren älter als Miro, doch stammte sie zum Teil von einem sehr langlebigen Volk ab. Dadurch alterte sie langsamer und das machte gleich zwanzig Jahre wett. Sie blickte Miro mit ihren verführerischen, blauen Augen an, der versuchte, ihren Blick zu interpretieren. „Man hat mich angewiesen, mich um deine Wunden zu kümmern. Geth wird bereits versorgt.“

„Keine Sorge, ich habe mich schon darum gekümmert.“ Miro wies auf einen Stofffetzen, der um seinen Arm gebunden war.

Súra schritt auf ihn zu. Ihr Gesicht war jetzt nur etwa eine Handbreite von seinem entfernt: „Hör zu Miryar, du wirst heute Nacht noch deine ganze Kraft brauchen. Also entweder du lässt mich jetzt deine Wunden versorgen, oder ich werde dir wehtun müssen.“

Hat sie mich gerade Freiheit genannt? Nein, das kann nicht sein. Da muss ich mich verhört haben. „Warum werde ich heute noch meine ganze Kraft brauchen?“

Als sie das hörte, zog Súra geräuschvoll die Luft ein und hielt kurz den Atem an. Die Zornesröte stieg ihr ins Gesicht, färbte ihre Wangen und machte sie noch schöner. Dann beruhigte sie sich wieder. „Er weiß es nicht, hat es noch nicht erlebt“, sagte sie halblaut zu sich selbst und zu Miro gewandt meinte sie: „Es gibt eine Aufgabe, die der neue Anführer überstehen muss, bevor er geweiht wird. Der Anführer wird immer bei Vollmond geweiht und der nächste Vollmond ist nun mal heute Nacht.“

Miro schien verwirrt: „Neuer Anführer? Und was hat das mit mir zu tun?“

Miro ging einen Schritt zurück, als Súras Ärger aus ihr hervorbrach: „Sag mal, wie dumm bist du eigentlich? Du hast den alten Anführer besiegt und nach den Regeln unseres Dorfes bist du nun Anführer.“

Miro fiel es wie Schuppen von den Augen: „Ach herrje, das wollte ich doch gar nicht. Ich wollte nur nicht, dass er mich weiter angreift. Weiter habe ich nicht gedacht.“

„Sieht dir wieder mal ähnlich. Aber das wird dich auch nicht vor der Prüfung bewahren. Also lässt du mich jetzt deine Wunden heilen oder willst du verletzt antreten?“

Resignierend legte Miro sich auf sein Lager.

Dann löste Súra vorsichtig den provisorischen Verband. Sie hielt beide Hände über die Wunde und begann eine Zauberformel in elfischer Sprache auf zu sagen. Ein helles Licht leuchtete zwischen ihren Händen auf und die Verletzung fing an zu heilen. Súra führte ihre Hände zu jedem einzelnen Kratzer und wiederholte dabei die Zauberformel. Am Ende hatte sie sie dreimal aufgesagt und alle von Miros Verletzungen geheilt. Als sie wieder ging, meinte sie noch: „Um Mitternacht musst du bereit sein.“ Dann schritt sie aus dem Zelt hinaus.

Wie von ihm erwartet, war Miro kurz vor Tageswechsel auf dem Zeremonienplatz. Dieser war nichts weiter als eine große Lichtung vor einem Höhleneingang. Mitten auf dieser Lichtung diente ein großer, grob behauener Felsquader als eine Art Altar.

Nur etwa ein viertel der Dorfbevölkerung waren anwesend, da wie so oft nur ausgewählte Vertreter aus allen Bereichen des Dorflebens an der Zeremonie teilnehmen durften.

Laucian, der Hohepriester und Zeremonienmeister des Dorfes, erwartete Miro bereits am Altar.

Ohne zu wissen woher, wusste der was er zu tun hatte. Er schritt auf den betagten Elfen zu, der bereits einige Generationen von Anführern geweiht hatte.

Dieser begrüßte ihn mit einem kurzen Kopfnicken. Dann wandte der Priester sich feierlich an die Versammelten: „Heute ist ein großer Tag.“ („Schon wieder?“, kam es von einer alten Elfin.) „Dieser junge Spund hier“, fuhr Laucian unbeirrbar fort und wies dabei auf Miro: „hat Geth heute kurz nach Sonnenuntergang herausgefordert und ihn im Zweikampf besiegt. Durch diese Tat, und nur durch sie, wurde es ihm bestimmt unser neuer Anführer zu werden. Doch bevor ich ihn weihe, müssen wir noch sehen, ob er würdig genug ist.“ Der alte Schamane verharrte einen Augenblick in einer feierlichen Geste. „Ich darf dich also bitten“, und damit wandte er sich wieder an Miro: „In die Gruft zu gehen, und uns das Schwert zu holen.“

Nun, das war nicht ganz, dass was sich Miro vorgestellt hatte. Als Kind hatte er viele Geschichten über die Gruft und das Schwert gehört. Meist waren es die älteren Kinder gewesen, die ihm Schauermärchen erzählten, um ihm Angst zu machen. Eines jedoch wusste Miro: es gab vier Hindernisse zu überwinden, bevor man Kas' Schwert in Händen hielt. In Erwartung auf was immer in dieser Höhle war schritt er durch den Eingang.

Dahinter lag ein, von Fackeln schwach beleuchteter, natürlicher Hohlraum, etwa vier oder fünf Meter im Durchmesser. Genau auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein weiterer Durchgang und von einer Herausforderung war weit und breit nichts zu sehen.

Miro hatte den Raum bereits etwa zur Hälfte durchquert, als vor ihm plötzlich eine Gestallt aus dem Boden auftauchte.

Die Kreatur, wahrscheinlich ein Erdgeist, war an die zweieinhalb Meter groß und fast genauso breit. Ihr Körper bestand aus Erde, Metall und Mineralien. Die Augen waren zwei Bernsteine auf einem unförmigen Kopf. Ohne Vorwarnung schlug der Erdgeist mit einem seiner keulenartigen Arme nach Miro.

Dieser war noch immer vom plötzlichen Auftauchen des Wesens überrascht, sodass sich dessen Faust tief in Miros Magengegend grub. Zum wiederholten Male an diesem Tag spürte er das vertraute kribbeln, das die natürliche Heilung anzeigte. Bevor ihn der nächste Schlag treffen konnte hatte Miro wieder seine Mischgestalt angenommen und Krummsäbel und Tartsche gezogen. In dieser Gestalt war er um einiges geschickter und so duckte er sich mit Leichtigkeit unter der Keulenfaust des Erdgeistes hindurch. Gleichzeitig führte er einen Streich gegen dessen Körper.

Der Krummsäbel fand eine weiche Stelle und fraß sich in die Taille der Kreatur. Diese ließ ein Geräusch hören, das an eine Steinlawine erinnerte.

Der nächste Fausthieb war weniger mit Präzision, als mit purer Kraft geführt und so konnte Miro erneut ausweichen und einen Streich gegen den Erdgeist führen.

Wieder stieß der dieses Geräusch aus, diesmal noch lauter.

Ein drittes Mal tauchte Miro unter der Steinfaust der Kreatur hinweg, aber diesmal traf auch er nicht.

Doch der nächste Hieb saß wieder. Erneut bröckelten kleine Stücke von der Kreatur ab.

Gleich darauf musste Miro einen Satz zur Seite machen und hatte nicht die Gelegenheit selbst einen Treffer zu landen. Nun kam er in Bedrängnis.

Der Erdgeist war zwar zu schwerfällig um ihn zu erwischen, doch konnte Miro keine wirkliche Gegenwehr leisten. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und führte einen gut gezielten Hieb gegen die Kreatur, der sie niederstreckte. Der Erdgeist versank wieder im Boden.

Miro kniete kurz nieder und bat die Elemente im Stillen um Verzeihung, dass er gegen diese Kreatur hatte kämpfen müssen. Dann stand er wieder auf und ging auf den Durchgang zu, dem nächsten Hindernis entgegen.

Hinter dem Durchgang lag ein Tunnel, der schon nach ein, zwei Metern einen Knick schräg nach rechts machte. Nach weiteren drei Metern kam der nächste Knick und nach erneut drei Metern verbreiterte sich der Gang zu einer großen, scheinbar bodenlosen Höhle. Auch diese war mit Fackeln ausgeleuchtet und so konnte Miro auf der anderen Seite, etwas versetzt, den Durchgang zur nächsten Prüfung sehen. Links ging die Höhle nur etwa eineinhalb Meter weiter. Rechts jedoch waren es über vier oder fünf Meter.

Mehr konnte Miro nicht sehen, da ihm eine Schräge und eine weiße Rauchwolke die Sicht versperrten. Vor sich erkannte er ein Seil, das von Durchgang zu Durchgang gespannt war. Miro steckte Tartsche und Krummsäbel weg und setzte vorsichtig die Füße auf das Seil, zuerst den rechten dann den linken. Genau so vorsichtig tastete er sich weiter.

Nach ein paar Schritten merkte er, dass sich die Wolke näherte. Jetzt konnte er auch schon Mund und Augen in der Wolke erkennen. Oder bildete sich Miro das alles nur ein? Nein, das war tatsächlich ein Luftgeist.

Miro tastete sich weiter auf den Ausgang zu, auf alles gefasst, was kommen möge. Doch es kam nichts. Als Miro am anderen Ende vom Seil stieg, drehte er sich noch mal kurz um und glaubte zu erkennen, dass ihm der Luftgeist zunickte.

Nach zwei, drei Schritten stand er vor der nächsten Herausforderung: Vor ihm befand sich ein etwa Sechsmalacht Meter großes Wasserbecken. Die Tiefe war schwer zu erkennen, doch Miro schätzte, dass es wohl zu tief war um hindurch zu gehen. Er wusste, je kürzer er im Wasser bleiben musste, umso eher würde er dem entwischen, was auch immer da drinnen lauerte.