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Mississippi-Girl und der Prügelklan

Geschichte Info
Eine unartige Tochter findet zurück in den Schoß der Familie
5.9k Wörter
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Mein Dank gilt madisonavajones, auf deren abgelegter, aber so schiefer wie reizvoller Vorlage die vorliegende Bearbeitung beruht.

Es war, glaube ich, an meinem achtzehnten Geburtstag, als mir bewusst wurde, dass ich mein Zuhause seit fünf Jahren nicht verlassen hatte und mein Leben überhaupt ein bisschen seltsam war. Also seltsam im Sinne von »anders«, nicht von »absonderlich« oder so. Selbst meine Familie besaß einen Internetzugang, und ich wusste durchaus, wie gewöhnliche Menschen dort draußen in der verkorksten weiten Welt tickten. Wenn ich allerdings Leuten beim Einkaufen begegnete und sie auf mich herabblickten, als sei ich irgendein Dummchen vom Lande, auf das niemand stolz sein könnte, dachte ich schon, ich wäre nicht so gut wie sie. Aber auf eine seltsame Art und Weise machte mich das noch stolzer, denn tief im Innern wusste ich, dass durch meine Adern ganz besonderes Blut floss.

So gut wie alle Mädchen des County wurden (wie auch ich) zu Hause unterrichtet und waren kaum je zwanzig Meilen aus ihrem Geburtsort rausgekommen. So war es eben in Locke County. Das war einfach, was ich kannte. Das war einfach die Art zu leben, auf die mein Stiefvater mich Jahr für Jahr eingeschworen hatte, seit ich denken kann.

»Wir sind reinen Blutes, Charlotte. Wahren Blutes. Echten amerikanischen Blutes«, erklärte er mir und jedem, der in der Nähe war, bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Das war sein Lieblingsspruch, wenn er mit einem Whiskey in der Hand dabei war, sich zu betrinken.

»Ich werde dir den Arsch versohlen, bis er so rot wie das Südstaatenbanner strahlt«, sagte er jedes Mal, wenn ich Prügel bezog. Die Väter aller meiner Freundinnen taten es ihm gleich und prahlten damit herum. Ich hörte das alles wieder und wieder, wenn meinen älteren Schwestern der Arsch versohlt wurde. Ich sah das alles mit eigenen Augen, und es wurde nicht einmal der Versuch unternommen, irgendetwas davon zu verbergen. Seit ich denken kann, war das alles einfach ein Teil des Lebens, während wir im Haushalt der Dillingers aufwuchsen.

Und es war wirklich nicht so merkwürdig, dass ich so lange nicht von zu Hause weggekommen war. Der Grund und Boden meiner Familie erstreckte sich über mehr als fünf Meilen in jede Himmelsrichtung. Meinem Stiefvater gehörte der örtliche Kaufladen am Rande unseres Landes. Wir waren weitestgehend Selbstversorger, was das Essen anging, wir schlachteten ja sogar die Tiere selbst, und bezogen ansonsten alle anderen Waren aus seinem Laden. Auf halbem Weg zwischen dem Haupthaus und der langgezogenen Schotterpiste, die zur Tomlinson Road – der Hauptverkehrsstraße durch das südliche Locke County – führte, stand unser »Schulhaus«, das aus einem einzigen Klassenzimmer bestand. Meine Mutter unterrichtete alle Klassenstufen, und meine Mitschüler waren die Mädchen aus den anderen Familien der Umgebung. Unsere engmaschige, ländliche Gemeinschaft und meine Abgeschiedenheit von der Welt »da draußen« waren also einfach das, was das Leben für mich ausmachte.

Aber das heißt natürlich nicht, dass ich es gerne mochte oder dort für den Rest meines Lebens bleiben wollte. Nicht im Geringsten. Ich hatte immer von dem Tag geträumt, an dem ich mich endlich in eine der großen Städte wie Biloxi oder Jackson hinauswagen könnte. Ich war eben nicht wie meine Schwestern oder meine Freundinnen, die sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als den Rest ihres Lebens an ein und demselben kleinen Ort auf dieser Welt zu verbringen. Ich war nicht so wie sie. Ich war rebellisch. Gott allein weiß, wie oft ich diese endlosen Diskussionen mit meinem Stiefvater darüber führte, eines Tages mein Zuhause zu verlassen und aufs College zu gehen. Ich sagte ihm, ich sei dafür geboren, dem County den Rücken zu kehren und niemals zurückzukehren. Ich sagte ihm, dass ich tun könne, was immer ich wolle, wenn ich erstmal achtzehn wäre und einfach so abhauen könnte. Die Antwort war immer dieselbe: »Komm auf der Stelle her, bück dich über diesen Stuhl und mach dich darauf gefasst, den Arsch versohlt zu bekommen.«

So einfach war er gestrickt. Er setzte keinen Glauben in lange Diskussionen über das, was richtig oder falsch war. Er war überzeugt davon, dass Angst die Menschen auf dieser Welt tun ließ, was sie taten, und die Angst vor seiner Bestrafung sei das, was er zu meinem eigenen Besten mir beibringen würde, sagte er. So verrückt es auch klingen mag, das antagonistische Band zwischen uns beiden brachte mich ihm näher als meiner Mutter. Ich verinnerlichte seine alteingesessenen Ansichten ganz einfach durch die Denkarbeit, die immerzu notwendig war, um seine Regeln einzuhalten und seine fordernden Erwartungen an mich zu erfüllen. Man könnte sagen, ich wollte meinen Stiefpapi um jeden Preis glücklich machen.

Aber das war einmal.

Ich machte mich aus dem Staub. Und ich konnte fliehen. Ich packte eine Tasche, schaffte es per Anhalter zur Busstation und fuhr dann davon zur »Ole Miss« (Fremden vielleicht eher bekannt als University of Mississippi). Nahezu anderthalb Jahre sind seitdem vergangen und ich könnte gefühlte zehn Jahre damit verbringen, die Geschichten von Charlotte Dillingers Collegesaufeskapaden zu erzählen. Und ich würde auch von jedem noch so kleinen Detail berichten, wenn es nicht bedeutete, auf der Stelle des Colleges verwiesen zu werden, sobald der Dekan davon Wind bekäme. Denn das ist jetzt mein einziges und größtes Problem und der Grund, warum ich hier sitze und nachdenke über die seltsame Welt von Locke County, aus der ich stamme.

Jeden Augenblick könnte der Dekan diese dunkle Massivholztür dort drüben öffnen und ich einmal mehr mit den Fakten konfrontiert werden. Was tun und wohin gehen, wenn mein Abenteuer der letzten Nacht tatsächlich in einem formalen Ausschluss von der Universität enden sollte? Ich könnte auf keinen Fall nach Hause zurückkehren, aber auf der Straße will ich auch nicht enden und dazu gezwungen sein, einen Weg zu finden, um die nächstbeste Mahlzeit aufzutreiben. Ich lebe von Ausbildungsdarlehen und habe nie versucht, irgendwo einen Job zu landen, geschweige denn mir ernsthaft darum Gedanken gemacht, wie ich ohne Darlehen das Geld für die Miete und das alltägliche Leben aufbringen sollte.

Warum nur komme ich andauernd in Schwierigkeiten, warum nur muss ich andauernd gegen jedes bisschen Autorität rebellieren? Warum kann ich nicht einfach mehr Selbstbeherrschung zeigen?

»Charlotte.«

Mein Kopf fährt hoch und ich blicke in das ernste Gesicht von Dekan Stone, dessen stechender Blick mich trifft. »Ja?«

»Komm rein«, weist er mich an mit einem kurzen Wink in Richtung der offenen Dekanatstür.

Ich stehe schnell auf und trete widerspruchlos in den Raum wie eine Angeklagte, die auf ein mildes Urteil hofft. Ich nehme auf dem alten, schwarzen Lederstuhl vor seinem Schreibtisch Platz, während er beiläufig die schwere Tür schließt und sich mir gegenüber in seinen Bürosessel setzt. Er hält die Augen niedergeschlagen. Ich rutsche unruhig auf dem Stuhl hin und her. Vielleicht ist es das Beste, wenn ich mit einer ernstgemeinten Entschuldigung und der vorbereiteten Erklärung der mildernden Umstände des Vorfalls anfange.

«Dekan Stone, ich möchte Ihnen sagen, dass ich natürlich bereit bin, die volle Verantwortung zu übernehmen, und ihnen auch gerne die näheren Umstände erkläre–«

Stoisch hebt er seine Hand, um mich davon abzuhalten, ein weiteres Wort zu sagen. »Charlotte, ich muss dir eine schlechte Nachricht mitteilen.«

Oh nein! Das ist es jetzt also. Ich werde vom College geschmissen. Ich werde auf der Straße schlafen müssen. Warum bloß hab ich mir das angetan?

»Charlotte, deine Mutter ist gestorben.«

»Was?«

»Sie wurde in einen Autounfall verwickelt, letzte Nacht.«

»Was?« wiederhole ich. Ich höre seine Worte, aber kann sie nicht begreifen.

»Was meinen Sie? Was sagen Sie? Warum erzählen Sie mir das?«

Die Fassungslosigkeit über das, was geschehen ist, schlägt in eine kalte Wut um, eine Wut auf ihn, der irgendeine Mitschuld an der Sache trägt, ja tragen muss, einfach weil er es ist, der mir sagt, was geschehen ist.

»Wie können Sie mir das bloß antun? Warum erzählen Sie mir das? Ich … ich dachte«, rede ich weiter, als ich von meinem Stuhl aufspringe. »Ich dachte, ich wäre hier, um bestraft zu werden. Ich dachte…« Tränen schießen mir in die Augen. Der Dekan kommt hinter seinem Schreibtisch hervor und versucht, mich in seine Arme zu schließen. Ich stoße ihn weg, aber er hält mich fest. Ich sinke in seine Arme, und mein Körper scheint wie ein Haufen Haut und Knochen zusammenzustürzen.

Hier bin ich also und male mir zigtausend Wege aus, auf die ich aus einer weiteren Nacht voll hemmungsloser Sauferei mit heiler Haut davon kommen könnte, und all das hier dreht sich gar nicht um mich. Meine Mutter ist plötzlich tot, und es gibt nichts, was ich daran ändern könnte.

»Dein Stiefvater wird dich später am Nachmittag abholen, Charlotte.«

»Mein Stiefvater? Sie haben mit ihm gesprochen?«

»Ja, er war es, der anrief.«

Seit nahezu zwei Jahren habe ich nicht mit ihm gesprochen und ich kann mir nur zu gut seine Wut auf mich vorstellen, weil ich einfach so abgehauen bin und ich nicht mal im Traum daran dachte, ihn irgendwann anzurufen. »Klang er traurig?« frage ich den Dekan.

»Traurig? Durchaus, ja. Ich denke, jeder wäre traurig angesichts einer Tragödie wie dieser. Ich bin sicher, dass er sich freuen wird, dich zu sehen.«

»Ja«, murmel ich leise zu mir selbst. »Ich bin sicher, das wird er.«

Ich stehe noch immer unter Schock, als der Dekan mich aus seinem Büro zu meinem Zimmer im Studentenwohnheim auf dem Campus begleitete. Er half mir beim Packen meines Reisekoffers, und dann ließ er mich allein. Ich muss Stunden in einer Art Trance auf der Bettkante in meinem Zimmer gesessen haben, denn was ich als nächstes höre, ist das Klopfen an der Tür. Ich stehe auf und öffne die Tür.

Es ist mein Stiefvater.

»Hallo Charlotte«, sagt er bloß.

»Hallo Daddy«, entgegne ich kleinlaut. Es ist komisch, ihn nach all der Zeit wieder Daddy zu nennen, aber zugleich ist da ein familiäres Gefühl, altvertraut und leise, das in der ganzen Zeit am College mir immer gefehlt hat.

»Ist das alles?« fragt er mit einem Blick auf den einsamen Reisekoffer.

»Ja«, antworte ich.

»Ich kann jemanden vorbeischicken, um deine restlichen Sachen zu holen. Du wirst hierher nicht mehr zurückkehren«, lässt er mich wissen. Wenn ich bei seinen Worten früher aus der Haut gefahren wäre, so gibt seine bestimmte Entscheidung in diesem Augenblick mir ein Gefühl von Erleichterung und Einverständnis.

»Ja, Daddy.«

Er nimmt den Koffer und wir verlassen den Raum. Minuten später in seinem Pick-up-Truck nehmen auf dem Highway Fahrt auf. Auf dem Weg zurück nach Locke County.

Wir zwei sitzen nebeneinander, der Blick starr geradeaus, stundenlang, ohne ein Wort zu wechseln. Ich weiß, dass er tieftraurig über den Tod meiner Mutter ist, aber er hat ihn bereits akzeptiert – auf seine reservierte und altbewährte Art und Weise. Meine Mutter war die Einzige, die seiner Raserei Einhalt gebieten konnte, die ihn davon abhalten konnte, seine Disziplinierungsmaßnahmen an uns Schwestern voll und ganz auszuleben. Jetzt ist niemand mehr da, der zwischen ihm und mir vermitteln könnte, und wahrscheinlich weiß keiner von uns beiden so recht, wie wir uns verhalten sollen.

»Daddy«, sage ich, um mir seine Aufmerksamkeit zu sichern. »Ich möchte dir sagen, dass es mir leidtut, dass ich weggelaufen bin und ungehorsam war. Ich weiß, ich hätte anrufen sollen.« Er sagt nichts. Er schaut bloß in eine andere Richtung auf dem dunklen Highway, und die Fahrt geht weiter.

Erinnerungen an jeden einzelnen Augenblick aus der Vergangenheit gehen mir durch den Kopf während der langen Fahrt zurück nach Hause. Plötzlich verlassen wir den Highway und biegen in die Tomlinson Road ab. Kurz darauf passieren wir unseren familiären Kaufladen. In der Tür hängt das »Geschlossen«-Schild. Und ehe ich mich versehe, hält der Truck vor unserem Zuhause.

»Geh jetzt auf dein Zimmer. Ich komme später, und dann regeln wir die Dinge«, sagt mein Stiefvater, als er die Fahrertür öffnet. Er steht schon mit einem Fuß im Haus, während ich noch an der ungewohnten Verriegelung herumspiele, um die Tür des Trucks zu öffnen. Ich trotte ins Haus und finde meine Schwestern und meine gesamte restliche Familie um den Tisch im Esszimmer versammelt. Es ist nicht zu übersehen, dass alle geweint haben.

»Charlotte!« sagt meine älteste Schwester. Alle stehen auf, um mich zu umarmen, und zum ersten Mal seit Ewigkeiten ist dieses Gefühl der Nähe wieder da, das sich einstellt, wenn du von Menschen, die dich lieben und sich um dich sorgen, umgeben bist. Obwohl ich immer das schwarze Schaf der Familie gewesen bin und wir alle unsere kleinen oder größeren Differenzen miteinander auszutragen haben, sind alle froh einander wiederzusehen. Ich setze mich, und sogleich folge ich dem allgemeinen Rhythmus der Gespräche über all die Geschichten und Geschehnisse, die sich in der Zwischenzeit ereignet haben. Und ich will ihm weiter folgen, doch plötzlich kehrt mein Stiefvater in den Raum zurück. Er wirft mir einen einzigen scharfen Blick zu, und ich weiß, was das heißt. Ich stehe auf, um auf mein Zimmer zu gehen. Die Blicke senken sich – stiller Respekt gegenüber meinem anwesenden Stiefvater, stille Übereinkunft darüber, dass mein Ungehorsam zu weit gegangen ist und jetzt in seine Schranken verwiesen werden muss. Ich werde in ihren Augen zwar immer zur Familie zählen, aber sie so zu verlassen, wie ich sie verlassen habe, bedeutet zugleich auch den Ausschluss aus einer »Welt«, von der sie ohne jeden Zweifel überzeugt sind. Wie mein Stiefvater sind sie überzeugt, dass ich jetzt eine harte Bestrafung verdiene.

Mein Zimmer sieht aus, als ob niemand gewagt hätte, irgendetwas darin anzutasten in der ganzen Zeit, die ich fort war. Ich öffne meinen Koffer und verstaue nach und nach meine Sachen in dem alten Kleiderschrank aus Holz, den ich benutze, seit ich denken kann. Dass meine Mutter gestorben ist – nicht zu glauben, nicht zu auszuhalten, ganz zu schweigen von dem Gedanken daran, was ich jetzt tun soll. Ich würde nicht aufs College zurückgehen, meinte er. Meine Zukunft! Wer bin ich eigentlich, wo komme ich her und wo will ich hin? Ich sollte auf der Stelle abhauen. Ich sollte ohne Zögern das Mädchen umarmen, das zu sein, ich mein ganzes Leben lang großgezogen worden bin. Meine Familie ist beim Abendessen, aber ich traue mich nicht, mein Zimmer zu verlassen, um nachzuschauen, ob ich mich ihnen anschließen kann. Ich sitze still auf der Bettkante und warte, warte und warte auf den Augenblick der Abrechnung. Anfang Zwanzig, und ich fühle mich noch immer wie ein kleines Mädchen.

Keine Ahnung, wie spät es ist, da öffnet sich endlich meine Tür und mein Stiefvater erscheint im Durchgang. In der Hand hält er einen Streichriemen aus Leder. »Charlotte, komm ins Wohnzimmer«, weist er mich an.

Ich stehe auf und eile den Korridor entlang. Schon früher bezog ich meine Prügel im Wohnzimmer, aber immer sofort nachdem ich widersprochen oder eine Regel gebrochen hatte. Niemals zuvor habe ich so lange warten müssen, niemals zuvor habe ich mir ein so schweres Vergehen geleistet. Am Ende des Korridors biege ich um die Ecke und sehe, was mich erwartet. Ich bleibe stehen. Ich kann einen Augenblick lang nicht weitergehen.

Meine Schwestern sowie meine gesamte restliche Familie erwarten mich auf dem Sofa und den diversen Stühlen an der Stirnseite des abgedunkelten Raums sitzend. In der Mitte steht ein komisches Ding aus Holz, in das Licht einer Stehlampe getaucht. Es sieht einer Kirchenbank nicht unähnlich mit der Holzlatte auf der Rückseite, die sich zum Beten und Niederknien anbietet. Ich blicke zu meiner Familie. Die warme Wiedersehensstimmung ist einem kalten Starren voll Missbilligung gewichen. Wahrscheinlich hat mein Stiefvater sie bereits an die Schwere meines Vergehens erinnert und sie darüber in Kenntnis gesetzt, was jetzt mit mir geschehen wird. Auf dem Tisch vor ihnen liegt die aufgeschlagene Bibel unserer Familie. Mein Stiefvater schreitet zu der komischen Holzbank und starrt mich an.

»Charlotte!« donnert er. »Beweg gefälligst deinen kleinen, ungehorsamen Arsch hierher!« Er zeigt mit dem Finger auf mich und sein Zittern zeigt mir, dass er getrunken hat. Angst steigt in mir auf. Ich tapse zur Strafbank. Und neben die Panik über das, was mir bevorsteht, tritt plötzlich eine Art Erleichterung darüber, endlich so etwas wie meine gerechte Strafe zu erhalten. Mit jedem Schritt wird mir klarer: Ganz gleich, was ich alles während der Zeit am College über die Möglichkeiten eines Lebens in der Welt dort draußen gelernt habe, so werde ich mich doch niemals von den Gefühlen befreien können, die tief in mein Inneres eingegraben sind. Instinktiv verstehe ich, dass ich dafür bestraft gehöre, gegen das rebelliert zu haben, was mir aufgetragen worden war. Jetzt, da meine Mutter fort ist – für immer und ewig fort ist! –, ist auch jeder Rückhalt verloren, um dieses instinktive Gefühl in mir zu überstimmen. Ich schaue meinen Stiefvater an und fühle, wie schwer er gelitten hat. Und ich verstehe: Ich muss nicht nur für meine Rebellion büßen, nein, sondern auch für seinen eigenen Verlust.

Ich steige auf die Holzlatte und beuge mich über die Strafbank. Meine Rückseite weist direkt in Richtung meiner Familie. Ich lege meine Handflächen auf den Boden und drücke meine Beine durch. Mein Stiefvater geht langsam um die Bank herum, den Streichriemen in der geballten Faust. Er verschwindet für ein paar Herzschläge aus meinem Blickfeld, dann spüre ich seine Hand an meinem Rock. Er hebt meinen Rock hoch! Er hebt ihn hoch und drapiert ihn auf meinem Rücken. Und dann spüre ich seine Finger unter dem Bund meines Höschens. Er zieht es mir bis zu den Knöcheln runter. Lange ist es her, dass ich gezüchtigt worden bin, aber so entblößt und gedemütigt wurde ich noch nie.

»Charlotte Dillinger. Es ist an der Zeit, zu bekennen«, weist er mich an. Diesen Spruch kenne ich nur zu gut und ich weiß genau, was mein Stiefvater von mir erwartet. Ich will ihn nicht enttäuschen.

»Daddy, ich bin ein unartiges Mädchen gewesen. Ich verdiene, meinen kleinen Arsch versohlt zu bekommen, bis ich meine Lektion gelernt habe.«

Und damit trifft mich der erste Schlag des streichharten Lederriemens auf meine bloßen Hinterbacken. Der Schmerz durchzieht mein nacktes Fleisch.

»Danke Daddy. Nochmal, bitte!«

Der Riemen schlägt wieder auf meinem Hintern ein.

»Danke Daddy. Nochmal, bitte!«

Diese Wendung ist mir längst in Fleisch und Blut übergegangen, aber jetzt bekommt sie eine völlig neue Bedeutung. Ich werde nicht länger als Kind wegen eines einfachen, kleinen Vergehens bestraft, sondern über eine Schwelle in das neue, rohe Universum der Frau meines Papis geprügelt. Irgendwie total schrecklich, aber zugleich so unglaublich geil. Und meine Familie als Zuschauer und Zeuge gibt mir das Gefühl, dass es nicht nur in Ordnung ist, sondern sogar die einzige überhaupt jemals richtige Art und Weise, mich wohl in meiner Haut zu fühlen. Die Schläge mit dem Riemen werden härter.

»Danke Daddy. Nochmal, bitte!«

Und jetzt peitscht er meinen nackten Hintern so schnell, dass mir nicht mal die Zeit bleibt, das Mantra zu wiederholen. Schlag auf Schlag auf Schlag. Der Schmerz strahlt in tiefere Körperregionen aus. Ich gebe mein Bestes, will nicht einknicken, will nicht auf die Knie gehen. Ab und an trifft der Lederriemen meine Oberschenkel, und ich glaube zu spüren, wie die glatte Haut in unförmigen Quaddeln aufschwillt. Ich kann nicht anders, ich ringe nach Luft bei diesen Prügelschmerzen, was ihn aber nur noch härter zuschlagen lässt.

Plötzlich hält er inne, und ich bemerke, dass er zu mir herum kommt. Mit Mühe hebe ich meinen Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen.

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