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Neuorganisation Kap. 03

Geschichte Info
Susanne Berg und Johannes Burg verteidigen ihre Ziele.
15.2k Wörter
19.2k
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Teil 2 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 05/10/2021
Erstellt 04/16/2012
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4. Der zweite Sitzungstag

4.1 Vorgespräche beim Frühstück

Susanne wachte abrupt auf, als das Zimmertelefon klingelte. Sie hatte Probleme sich zu orientieren. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr einen ungewöhnlich frühen Anruf. Sie nahm den Hörer ab. Es war Oliver Stein. Er klang gehetzt.

„Susanne, entschuldige bitte, dass ich so früh anrufe. Ich habe gestern mit allen Beteiligten noch gesprochen. Wir brauchen noch mehr Informationen und wir brauchen Zeit. Ich weiß Du kannst uns beides nicht so einfach beschaffen, aber versuche bitte alles was Du kannst. Wir wollen noch einen Investitionsantrag anreichen, der gleichzeitig unseren Vorsprung in Bezug auf das englische Werk belegen kann. Du ..."

Er brach ab, weil er an den fehlenden Kommentaren merken konnte, wie die Aufmerksamkeit von ihr noch nicht da war. Er setzte noch einmal an:

„Susanne, wir haben über die Folgerungen aus den bisher von Dir gelieferten Daten diskutiert. Es erschien uns als sinnvoll die Schiene der Spezialprodukte auszubauen, damit wir gegenüber England einen Vorteil darstellen können. Zumindest wollen wir einen derartigen Antrag stellen, der diese Möglichkeit so überzeugend darstellt, dass unser Standort erhalten bleibt. Aber um so etwas gut genug zu machen, brauchen wir Zeit und noch mehr Daten, verstehst Du?"

Der Groschen war jetzt bei ihr gefallen. Ihre Kollegen wollten pro-aktiv reagieren. Natürlich war das eine Möglichkeit, auch wenn der Erfolg nicht garantiert war. Zumindest würde es aber die Argumentation seitens der Konzernführung erschweren, wenn diese eine Standortschließung beabsichtigte. Sie gab ihm zu verstehen, dass es nicht einfach wäre Daten zu beschaffen.

Er setzte seine ganze Überzeugungskraft ein: „Susanne, ich würde Dich nicht darum bitten, wenn es nicht so wichtig wäre. Ich weiß wie schwierig das ist, aber versuche bitte alles was Du kannst. Natürlich kannst Du uns keine Zeit beschaffen, aber jede zusätzliche Information über unseren internen Konkurrenten England hilft uns den Antrag schneller und maßgerechter zu erstellen. Wir werden zumindest zwei Wochen für die Antragstellung brauchen, aber wir wissen aus anderer Quelle, dass auch England einen Antrag plant."

Sie begriff die Verantwortung, die nun auf ihr lastete und fühlte sich sofort in der Klemme. Wie sollte sie zusätzliche Informationen beschaffen? Mit dem heutigen Tag würde das Treffen beendet werden und nicht bis zum nächsten Wochenende wieder starten. Es war ziemlich hoffnungslos. Trotzdem versprach sie ihrem väterlichen Freund und Chef alles zu tun was sie nur konnte.

Mutlos begann sie sich nach dem Duschen anzuziehen. Sie hatte keine präzise Idee wie sie heute noch irgendeinen Fortschritt für ihren Standort erzielen konnte, aber sie spekulierte dass bestenfalls ein Erschleichen von Informationen bei dem Teamleiter oder der Engländerin möglich war. Die bessere Chance hierfür sah sie bei dem Deutschen. Sie musste sich als Geheimagentin sehen, die Daten und Fakten auf jedwede Art und Weise beschaffte. Dazu wollte sie heute professionell aussehen, um ihre Rolle als seine vertrauenswürdige Assistentin gut zu spielen. Sie wählte also den Hosenanzug aus beige-meliertem Stoff mit einer farblich akzentuierten Bluse in pink. Normalerweise vermied sie Hosen, weil dies bei ihrer eher untersetzten Figur nicht die beste Wahl war, aber sie hatte eben nur diese beiden für eine Büroumgebung kompatiblen Alternativen eingepackt. Glücklicherweise hatte sie ihre Pumps mit den höheren Absätzen eingepackt, die ihre relativ kurzen Beine optisch verlängern würden.

Johannes Burg sah sie wohlwollend an, als sie in den Frühstücksraum eintrat. Er machte ihr sogar ein Kompliment, was sie zum Lächeln brachte, obwohl sie sich vorgenommen hatte strikt professionell zu agieren. Er nahm sie sofort zur Seite. Zu ihrer Überraschung offerierte er ihr zunächst Hilfe bei der Protokollierung und Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse. Es wäre doch bedeutend einfacher, wenn sie Zugriff auf Hintergrundinformationen hätte, die sich auf seinem Laptop befinden würden. Sie sah ihn fragend an, und er holte etwas weiter aus: „Susanne, Du kannst meinen Laptop das nächste Mal bei der Protokollerstellung als Informationsquelle benutzen. Die dort vorhandenen relevanten Emails und Daten für dieses Projekt werden Dir dann helfen. Ich habe die entsprechenden Ordner und Dateien blau markiert."

Sie war verblüfft über diese unerwartete Gelegenheit. In ihr blitzte eine Hoffnung auf, als sie antwortete. „Herr Burg, ich weiß das zu schätzen!" Momente später begannen sich widerstreitende Gefühle in ihr auszubreiten, als er seine Bemerkungen ergänzte: „Ich betone, dass nur die von mir markierten Objekte benutzt werden dürfen. Und ich brauche wohl auch nicht zu erwähnen, dass dieses Vertrauen nicht missbraucht werden darf. Wir beide haben vielleicht unterschiedliche Meinungen über das Projekt, aber ich habe auch Deine Integrität kennen gelernt. Du sprichst Deine Meinung immer offen aus -- Du würdest nie hinter meinem Rücken handeln."

Das war schon das zweite Kompliment innerhalb von fünf Minuten. Irgendwie hatte sie jetzt ein schlechtes Gewissen bei ihrem geplanten Vertrauensbruch. Denn genau das hatte sie vor noch nicht einmal einer Viertelstunde beschlossen und er offerierte ihr jetzt diese Möglichkeit nahezu auf dem Präsentierteller. Sie nickte brav zu seiner Aussage und fühlte sich niederträchtig.

4.2 Sitzung am Sonntag Vormittag

Johannes war sich nicht sicher gewesen, aber er hatte es auch nicht ausgeschlossen, dass einer der Partner seiner Firma hier hereinschauen würde, um den Gang des Projektes zu checken. Genau das würde nun laut der E-Mail auf seinem Smartphone eintreten. Es war Glück im Unglück, dass es Karen Rautatie war, die sich ankündigte. Sie war zwar sehr leistungsbetont und ebenso fordernd, aber sie gehörte neben Mark zu der kleinen Minderheit von Partnern, mit denen er auch private Kontakte hatte. Mark war der einzige, der jemals von sich aus einen Vorschlag angedeutet hatte, ihn eventuell zum Partner zu machen. Diesen Vorschlag hatte Karen zwar nicht aktiv unterstützt, aber sie hatte ihn auch nicht abgelehnt. Sie kannte Johannes aus dem Club und verhielt sich in einem positiven Sinne neutral, wenn sie ihn auch für beruflich nicht sehr durchsetzungsstark hielt. Die meisten anderen Partner hatten hingegen ihre eigenen Günstlinge, die sie für einen Partnerstatus vorgesehen hatten. Er war also auf Mark und Karen angewiesen, wenn er eine Partnerschaft doch noch erreichen wollte.

Er wollte unbedingt einen guten Eindruck auf die für ihn wichtige Führungspersönlichkeit seiner Firma machen. Dementsprechend bereitete er sich auf das Treffen mit der Finnin vor. Als erstes beschloss er sicherzustellen, dass Susanne Berg nicht in der Diskussionsgruppe war, wenn die Möglichkeit gegeben war, dass seine Kollegin ihre impertinenten Einwürfe miterleben konnte. Er hoffte zwar dass die deutsche Frau nun endlich ihre Lektion gelernt hatte, aber er wollte gewährleisten, dass dort keine Fragen auftauchten, die ihn schlecht aussehen ließen. Er traute ihr hingegen nach den bisherigen Protokollen eine einwandfreie Leistung in diesem Bereich zu. Zudem brauchte er bei ihrem konservativen Kleidungsstil keine unliebsamen Überraschungen bei einer Präsentation des Protokolls durch sie zu befürchten. Gleichzeitig war das sicherlich eine Motivation für sie, denn dies würde ihr zeigen, dass er es ernst meinte mit Präsentationen von ihr auf Vorstandsebene. Er war richtig zufrieden mit seiner Idee.

Schnell notierte er sich einige Stichwörter für das bevorstehende Meeting. Er hatte vor die Vormittagssitzung mit einer Zusammenfassung des Vortages und einer Diskussion darüber zu beginnen. Das Protokoll darüber würde ihm gleichzeitig eine schöne Vorlage liefern um seine Fortschritte zu dokumentieren.

4.3 Recherche

Susanne war überrascht wie schnell die Zeit vergangen war. Die Ankündigung für die erste Pause in dem Meeting war beinahe unerwartet, aber ein Blick auf ihre Armbanduhr zeigte ihr, dass die Diskussion bereits knapp zwei Stunden dauerte.

„Susanne, ich werde Dich jetzt von der Arbeitssitzung ab 10 Uhr beurlauben. Wir werden ab dieser Uhrzeit parallel in Kleingruppen arbeiten und Du bist als meine Sekretärin dafür entbehrlich. Ich brauche das Protokoll unserer Zusammenfassung dringend noch vor dem Mittagessen. Frau Rautatie von meiner Firma braucht einen Eindruck vom Projektstart. Sie kommt heute Vormittag. Die Präsentation für Frau Rautatie ist wichtig für das Projekt und damit für Deine Firma. Ich erwarte also von Dir ein Protokoll in präsentationsfähiger Form bis spätestens 11:30. Hiermit gebe ich Dir auch die erste Gelegenheit zu einer Präsentation in meinem Auftrag."

Susanne war wütend über die herablassende Grandezza mit der Johannes Burg vor der gesamten Runde angekündigt hatte, dass sie nicht weiter an den Gesprächen teilnehmen konnte, da sie als ‚seine Sekretärin' dringendere Aufgaben mit der ihr eigenen Perfektion zu erledigen hätte. Er würde schon noch merken, wie perfekt ‚seine Sekretärin' seine Reputation bei seiner Firmenführung beschädigen würde!

„Wir machen jetzt eine längere Pause. Diese möchte ich für informelle Gespräche in Kleingruppen nutzen. Zunächst mit Michel Bonaventure und Maria zum Themenkreis Logistik. Danach mit Helen Goodweather, Eva Hase und Jaime Mendoza zum Thema Einflüsse der Rohstoffe in der Produktion auf die Qualität der Produkte. Danach treffen wir uns wieder im Plenum."

Äußerlich versuchte sie aber ihren Ärger zu unterdrücken und folgte ihm lammfromm in seine Suite, um den Laptop von ihm zu erhalten. Er zeigte ihr kurz die entsprechenden Ordner auf seinem Computer. Sie erkannte sofort, dass er nicht mehr wie gestern noch die beschriftete Daten-DVD in seinem Rechner hatte. So ein Pech! Leider war diese auch nicht auf seinem Schreibtisch zu sehen, aber eine andere lag nicht ganz verdeckt in einer halb geöffneten Schublade. Kurz entschlossen lenkte sie ihn ab, indem sie seinen geschlossenen Timer scheinbar ungeschickt vom Schreibtisch fegte. Sie rechnete fest damit, dass er sie diesen nicht von ihr aufheben lassen wollte, weil die meisten Leute auch private Termine dort vermerkten. Richtig, er eilte sofort dorthin!

Dies gab ihr Zeit, geschickt den Datenträger aus der Schublade in ihre Handtasche verschwinden zu lassen und anstelle dessen eine leere Silberscheibe dort zu platzieren. Es war aber reichlich knapp und ihr Herz hämmerte mit dem Adrenalinstoß, als er sich rasch wieder erhob. Er hatte es eilig sie aus dem Zimmer zu komplimentieren, denn offensichtlich wollte er die Teilnehmer in Kleingruppen noch vor der Ankunft seiner Chefin bearbeiten.

Auf ihrem Zimmer angekommen, baute sie zunächst seinen Laptop auf dem kleinen Schreibtisch auf und schob die entwendete Silberscheibe dort hinein, um Rechner und DVD hoch zu fahren. Sie wollte so schnell wie möglich die sie interessierenden Daten finden, aber die Recherche musste erst einmal warten.

Sie wollte sicherlich nicht für seine Chefin das Bild einer dienstlich korrekt aussehenden Assistentin in einem unauffällig eleganten Hosenanzug abgeben, sondern ihn blamieren. Also zog sie sich schnell bis auf die Unterwäsche und Bluse aus. Je unkorrekter und schlampiger ihr Aufzug sein würde, desto besser für ihren Zweck ihn als inkompetent für dieses Projekt erscheinen zu lassen. Sie griff in den Koffer mit benutzter Kleidung und fischte sich die benutzte Strumpfhose heraus. Sie zog sie an und verpasste ihr zwei auffällige Laufmaschen. Gut! Jetzt der nächste Schritt. Sie zog den knielangen bequemen Jeansrock vom Freitag an. Der verbarg jetzt den überwiegenden Part der Laufmasche und sah zwar sicher nicht elegant aus, aber immer noch zu korrekt nach ihrer Meinung. Kurz entschlossen holte sie sich ihre Nagelschere und kürzte den Rock radikal damit. Allerdings ergab ihr Oberkörper immer noch ein sehr dezentes Bild, denn selbst bei leicht geöffneter Bluse harmonierte das rosa Kleidungsstück wegen der gut angepassten Farbe exzellent mit dem pinken Träger ihres BHs. Das musste sie noch ändern. Sie zögerte einen Moment, dann holte sie die weiße Chiffonbluse heraus, die sie strikt nur in der Freizeit benutzte und das aus gutem Grund, denn sie war reichlich transparent. Es war ein Geschenk von ihrem Freund, das sie mitgenommen hatte, falls sie doch noch früher am Sonntag wieder nach Hause kommen sollte.

Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie lächelte - auf eine verquere Art zufrieden mit dem ordinären und schlampigen Eindruck, der sich ihr bot. Jetzt endete der Rock mit seinem zerfransten, faserigen, unteren Rand hoch auf der Mitte ihrer Oberschenkel und die Laufmasche war nicht mehr zu übersehen -- ebenso wenig wie der sich bei näherem Hinsehen deutlich abzeichnende pinke BH mit den weißen Punkten unter der dünnen, weißen Bluse. Sie stellte praktisch ein Lehrbeispiel für Stilsünden bei der Kleidung im Büro dar. So würde sie sich nicht einmal in der Freizeit zeigen, geschweige denn im Büro!

Aber sie hatte wenig Zeit für weitere Betrachtungen. Schnell setzte sie sich an den Schreibtisch und erstellte eine Übersicht für die Präsentation. Sie umfasste drei Folien mit Inhalt, für mehr hatte sie keine Zeit. Dann wählte sie drei unterschiedliche Formate für die drei Blätter, in denen sie jeweils in drei Sätzen die in den vergangenen Sitzungen besprochenen Themenkreise abhandelte. Sie konnte nicht lange an der Formulierung feilen und wollte dies auch nicht, da die Zeit für die Fertigstellung der Präsentation drängte, aber sie fügte mit boshaftem Vergnügen offensichtliche Rechtschreibfehler ein. Zuletzt erstellte sie noch eine Übersicht für die drei Blätter.

Dann versuchte sie die zusätzlichen Unterlagen zum Thema Instandhaltung in England auf der Festplatte in seinem Laptop zu finden. Es war schwierig. Dafür fand sie schließlich auf der DVD einen Titel, der ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. „Logistics and Maintenance - Opportunities within Europe" klang erst einmal neutral, aber bereits der Untertitel „Reduction of Headcount" deutete den Hintergrund an. Die Hinweise auf firmeninterne Dokumente bei der Beratungsfirma verwirrte sie zunächst, aber aus dem Zusammenhang schälte sich langsam folgendes Bild heraus: Die Tätigkeiten in den Bereichen Instandhaltung und Logistik wurden als nicht essentiell für das Kerngeschäft eingestuft. Daher war ein sogenanntes Outsourcing in mehreren Stufen geplant, die länder- und bereichsspezifisch angepasst waren. Letzten Endes war das Ziel jedoch dasselbe -- die Anzahl der bei dem Unternehmen angestellten Leute sollte reduziert werden und ebenso sollten die Kosten heruntergebracht werden. Das würde die Eigentümer erfreuen.

Für die Instandhaltung war zunächst eine europaweite Zentralisierung des Managements und der Ingenieure geplant. Dann war eine Neuorganisation geplant, in der die Instandhaltung jeweils in zwei selbständige kleine neue Firma eingebracht wurden. Diese Firmen waren dann so klein, dass die vorher gültigen Kündigungsregelungen nicht mehr anwendbar waren.

Die eine Firma war ein Ingenieursbüro, das auch Aufträge außerhalb der eigenen Firma annehmen sollte, da Standarddienstleistungen über freie Mitarbeiter in Indien abgewickelt werden sollten. Nach sechs Monaten würden nur die Ingenieure als Partner in das Ingenieursbüro aufgenommen werden, die leistungsstark genug waren. Alle leistungsschwächeren konnten ohne Aufwand gekündigt werden, denn die selbständige Firma war unter 20 Mitarbeitern. Dies würde die Produktivität stark erhöhen.

Die andere Firma würde ein Zeitarbeitsbetrieb sein, der auf Instandhaltung spezialisiert war. Die Mitarbeiter wurden durch vorteilhafte Arbeitszeitregelungen motiviert, in diese Firmen zu wechseln und gleichzeitig signalisiert, dass in der ‚alten' Firma diese Funktionen mittelfristig nicht mehr existieren würden. Zunächst würde man neue Zeitarbeiter einstellen, um die besseren Arbeitszeitregelungen anbieten zu können. Nach einer Übergangsfrist war es vorgesehen den anzuwendenden Tarifvertrag zu ändern. Der neue Tarifvertrag sah signifikant niedrigere Gehälter und dann wieder längere Arbeitszeiten vor, wie in der Zeitarbeitsbranche üblich, so dass man auf die neu eingestellten Zeitarbeiter wieder verzichten konnte. Unter dem Strich sollte sich diese Maßnahme in zwei Jahren bezahlt machen und nach drei Jahren signifikante Einsparungen bringen.

Für die Logistik war eine Neuorganisation geplant, in der es einen kleinen Kern von Füh-rungskräften und Experten geben sollte, die die Gesamtsteuerung übernehmen sollten. Alle anderen Funktionen würden jeweils in selbständige kleine Logistikcenter eingebracht werden. Diese Firmen waren so klein, dass die vorher gültigen Kündigungsregelungen nicht mehr galten. Die Mitarbeiter wurden durch vorteilhafte Arbeitszeitregelungen motiviert, in diese Firmen zu wechseln und gleichzeitig signalisiert, dass in der ‚alten' Firma diese Funktionen mittelfristig nicht mehr existieren würden. Nach einer Übergangsfrist wurde der anzuwendende Tarifvertrag geändert. Der neue Tarifvertrag sah signifikant niedrigere Gehälter vor.

Das laute Klopfen an der Tür schreckte sie auf. Sie hatte keine Zeit die Dokumente zu kopieren, denn Eva Hase kam schon aufgeregt mit der Nachricht herein, dass Johannes Burg sie unverzüglich in seiner Suite erwartete. Sie verfluchte ihre Unvorsichtigkeit mit der nicht abgesperrten Tür, aber sie wagte es jetzt nicht die Datenscheibe aus dem DVD-Laufwerk noch schnell zu kopieren. Die junge Frau könnte dies sonst unabsichtlich verraten.

Susanne hörte vor dem Anklopfen, wie sich der Teamleiter noch mit den schnellen Fortschritten seines Projektes brüstete. Dann sah sie, wie er sie verblüfft anstarrte, als sie so unvorteilhaft verändert in ihrer Kleidung eintrat. Er vergaß sogar sie vorzustellen. Sie übernahm das sofort, während sie gleichzeitig ihre ohnehin vorhandene Nervosität massiv übertrieb. „Frau -- Frau Rautatie, bin `ne Assistentin von Johannes. Heiße Susanne, Susanne Berg - hier die Blätter, die ich gleich zeigen soll."

Susanne nahm wahr wie die sportlich elegant aussehende Finnin sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Sie gab der Dame die Folien. Diese überflog die schlampig erstellten Dokumente mit einem kurzen Blick verächtlich. „Frau Berg, eine Präsentation ist nicht nötig. Sie können gleich wieder gehen."

Das ließ sie sich von der befehlsgewohnten Frau nicht zweimal sagen und drehte auf dem Absatz um. Auf dem Weg zur Tür hörte sie, wie Karen Rautatie den verdutzten Johannes Burg regelrecht auslachte. „Das ist also die ganze Ausbeute von bald zwei Arbeitstagen? Du hast mir vorher angekündigt, dass Dein Projekt schnelle Fortschritte macht und Du eine gute Präsentation auf Vorstandsniveau durch Deine erstklassige Assistentin hast vorbereiten lassen. Weder das eine noch das andere ist vorhanden. Gute Fortschritte sehen im Vergleich zu Deinen bisherigen Projekten anders aus. Was ist bloß mit Dir los? Eine Vorbereitung für eine Präsentation auf Vorstandsniveau sieht auch nicht so aus..."

Susanne drehte sich an der Tür noch einmal um und beobachtete mit einem kurzen Seitenblick, wie Johannes Burg mit rotem Kopf zu antworten versuchte. Sie sah auch wie der Blick der überheblichen Dame die von ihr überreichten vier Seiten Papier umfasste, die kein einheitliches Erscheinungsbild aufwiesen und ebenso kunterbunt strukturiert waren. Sie empfand eine Art von grimmiger innerer Befriedigung, als sie seine Schwierigkeiten wahrnahm, eine annehmbare Erklärung zu formulieren. Jetzt würde er viel zu erklären haben und damit weniger Zeit das Projekt voranzutreiben, vielleicht sogar gar nicht mehr für das Projekt verantwortlich sein. In aufgeheiterter Stimmung machte sie sich auf den Weg zu ihrem Hotelzimmer zurück. Es hatte sie eine Menge Überwindung gekostet, sich so inkompetent und liederlich zu geben, aber sie hatte damit wohl ihren Zweck erreicht.

Gesa
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