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Out of Neverland Teil 10

Geschichte Info
Loris Leben wird in ruhie Bahnen gelenkt.
5.3k Wörter
4.68
29.7k
13
Geschichte hat keine Tags

Teil 10 der 10 teiligen Serie

Aktualisiert 06/08/2023
Erstellt 01/29/2018
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21 -- Der Job

Als am Morgen der Wecker klingelt, bin ich trotz der kurzen Nacht ausgeschlafen und erholt. Ich wundere mich nur, dass der Wecker bereits um 7 Uhr losgeht.

„Heute ist dein erster Arbeitstag", eröffnet mir Jan mit einem verführerischen Lächeln, als ich ihn frage, warum ich schon so früh aufstehen muss.

„Heute schon!", bin ich ganz verwundert.

„Du willst doch nicht faulenzen", grinst er mich gemein an. „Hast du selbst gesagt."

Am liebsten würde ich mich umdrehen und weiterschlafen. Es ist so herrlich, sich ins Bett zu kuscheln. Aber wenn Jan nicht da ist, dann ist das auch nicht so schön. Deshalb beschließe ich, weil ich schon einmal wach bin, dass ich genauso gut auch aufstehen kann, wenn auch mit etwas Widerwillen.

Ich gehe ins Bad und ziehe mich an. Was soll ich denn anziehen? Ich war noch nie in Jans Unternehmen und habe keinen blassen Schimmer, was man dort tragen sollte. Also versuche ich ein halbwegs für das Büro geeignetes Outfit zusammenzustellen. Als ich zum Frühstück komme, sitzt Sandra bereits da.

„Guten Morgen. Schon so früh auf?", frage ich sie.

„Ich kann es kaum erwarten zu starten und außerdem kann ich die Maschine nicht zu lange blockieren. Sie muss spätestens um neun Uhr abheben, da sie anschließend mit dem Außenminister nach Dubai muss", erklärt sie mir.

„Hast du gut geschlafen?", erkundige ich mich.

„Herrlich, das Zimmer ist wunderschön. Und die Aussicht über den See ist einmalig. Das ist fast wie Urlaub!", schwärmt sie.

„Man kann sich hier wohlfühlen. Das stimmt", bestätige ich.

Als wir uns nach dem Frühstück verabschieden, bedankt sich Sandra noch einmal ganz herzlich. Sie umarmt mich wie eine alte Freundin.

„Wenn du in Frankfurt bist, dann bist du jederzeit herzlich willkommen. Du hast meine Nummer und wenn du dich nicht meldest, dann bin ich beleidigt", lächle ich.

„Du bist so gut zu mir. Du bist die Freundin, die ich eigentlich nie hatte", gesteht sie.

„Melde dich. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst", versichere ich ihr und umarme sie nun auch meinerseits.

Dani bringt sie zum Flugplatz und wird dabei von Julia begleitet. Sofie hat sich gestern zum Studium angemeldet und steckt deshalb mitten in den Vorbereitungen. Inzwischen ist sie überglücklich, dass sie diese Möglichkeit bekommt und klemmt sich mit großem Eifer dahinter.

Ich fahre zusammen mit Jan ins Büro. Ich bin gespannt, was mich dort erwartet. Jan will mir einfach nicht verraten, was er für mich geplant hat.

„Sei eine gute Sklavin und gehorche deinem Herrn", meint er schließlich, als ich ihn wohl zu viel mit Fragen löchere.

„Natürlich, Sir", antworte ich und muss lächeln.

Auch wenn unsere Beziehung so angefangen hat, verwenden wir diese Rollenaufteilung eigentlich nur mehr zum Spaß. Ich muss allerdings zugeben, dass ich immer noch ein wenig Gänsehaut bekomme, wenn ich bei solchen Gelegenheiten daran erinnert werde, dass ich eigentlich tatsächlich seine Sklavin bin. Unter bestimmten Aspekten vermisse ich es fast.

Ich werde aus meinen Gedanken über mein Dasein gerissen, weil Jan in die Tiefgarage eines beeindruckenden Gebäudes aus Glas und Metall fährt. Er parkt den Wagen direkt neben dem Aufzug. Soweit ich das überblicke, sind hier zehn oder zwölf Plätze für sein Unternehmen reserviert.

„Wenn du selbst mit dem Auto kommst, dann kannst du hier parken", erklärt mir Jan.

„Aber der Parkplatz neben dem Aufzug ist für den Chef reserviert", grinse ich.

„Da ist der Chef echt empfindlich", grinst er zurück und ich muss lachen. „Also pass ja auf!"

Mit dem Herumalbern nimmt er mir tatsächlich die Anspannung. Was mache ich hier und als was stellt er mich vor? Ich habe immer noch keine Ahnung. Er hat immer gesagt, ich müsste mit Briefmarkenkleben in der Poststelle beginnen. Allerdings war das wohl eher ein Scherz. Ich tappe also noch immer im Dunkeln.

Wir fahren mit dem Lift bis ganz nach oben. Mir fällt auf, dass nicht jeder hier herauf fahren kann. Für dieses Stock werk braucht es eine Freigabe, die mit dem Durchziehen der Magnetkarte erteilt wird.

„Bekomme ich auch so ein schönes Teil?" frage ich scherzend. „Allerdings fürchte ich, dass nicht jede Briefmarkenleckerin in der Poststelle in die Chefetage darf."

„Nun, als Briefmarkenleckerin bekommst du so eine Karte natürlich nicht, aber als Vizepräsidentin der Jan Müller Group", eröffnet er mir.

„Als was?" bin ich völlig überrascht. Ich erstarre förmlich in meiner Bewegung, den Aufzug zu verlassen.

„Als Vizepräsidentin! Der Notar müsste bereits in meinem Büro warten. Er hat alle Papiere vorbereitet und wir brauchen sie nur noch gegenzeichnen", meint er, als würde er über die Kaffeepause plaudern.

„Jan? Das ist nicht dein Ernst?", bin ich immer noch sprachlos.

„Warum? Das ist doch meine freie Entscheidung."

„Ich betrete heute zum ersten Mal dieses Gebäude und du willst mich gleich zur Vizepräsidentin machen. Ist das nicht etwas voreilig? Du hast ja noch überhaupt keine Ahnung, ob ich dazu tauge. Ich könnte ja der Reinfall des Jahres werden", versuche ich ihm die Lage zu erklären.

„Lori, ich bin schon lange auf der Suche nach jemandem, der mich vertreten kann, sollte mir einmal etwas passieren oder sollte ich an zwei Orten gleichzeitig sein müssen. Bisher habe ich nicht die passende Person gefunden", erklärt er mir.

„Und bei mir bist du dir auf Anhieb sicher?", kontere ich.

„Ich liebe dich und ich vertraue dir, wie ich keinem anderen Menschen vertraue. Wenn du nicht die richtige Vertretung bist, dann gibt es keine. Du hast sogar internationale Erfahrung", lächelt er etwas unsicher.

„Mach keine Scherze. Das gestern war etwas ganz anderes", wehre ich ab.

„Du kannst mir getrost so viel Menschenkenntnis zutrauen. Ich habe dich schließlich auch bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung erlebt. Die hast du alleine durchgezogen und gezeigt, dass du nicht nur eine Frau mit Herz und Verstand, sondern auch mit Durchsetzungsvermögen und Einsatz bist. Genau so jemanden brauche ich", versichert mir Jan.

„Und was sind meine Aufgaben. Ich habe keine Ahnung davon, was eine Vizepräsidentin zu tun hat", bin ich noch immer unsicher.

„Ich möchte, dass du vorerst den Bereich Personal übernimmst. Ich denke, du hast dafür ein ausgesprochen gutes Händchen. Außerdem wirst du jene Aufgaben übernehmen müssen, die ich an dich übertrage. Das erfolgt natürlich nur nach vorheriger Absprache und langsam, langsam. Ich will dich nicht überfordern. Doch ich bin überzeugt davon, dass du dich in jeden Bereich einarbeiten kannst. Du bist ganz sicher die richtige Person für diesen Posten", versichert mir Jan.

Als er mir andeutet, den Aufzug zu verlassen, muss ich schlucken. Ich soll nun Vizepräsidentin werden und mich um das Personal kümmern. Werde ich das schaffen? Immer noch zweifelnd gehe ich durch die Tür und komme in einen großen Vorraum. Hinter einem langen Tresen kann ich drei Damen ausmachen, die geschäftig herumschwirren. Von diesem Raum gehen mehrere Türen und ein langer Gang ab. Dahinter sind dann wohl die Büros.

Sobald sie Jan sehen halten die drei Damen inne und eine von ihnen kommt auf ihn zu. Sie hat Zeitungen und Unterlagen bei sich.

„Guten Morgen, Herr Müller. Der Herr Notar wartet bereits in ihrem Büro. Hier sind Ihre Zeitungen. Dabei dürfte die Bild am interessantesten sein", erklärt sie und lächelt mir zu, „Guten Morgen, Lori, wenn ich Sie so nennen darf."

„Guten Morgen, Raffaella.", grüßt Jan.

„Guten Morgen", grüße auch ich.

Jan steuert auf eine Tür zu und schlägt dabei die Bild-Zeitung auf. Als er die Titelseite sieht, zeigt er sie mir und grinst. Das ist schon das zweite Mal, dass die mich als Hauptschlagzeile auf die Titelseite setzen. Da steht in großen Lettern: „Betritt Lori als Geheimwaffe der Kanzlerin nun auch das internationale Parkett?". Ich bin baff. Ich habe ihm doch nichts gesagt!

Ich überfliege neugierig den Artikel: „Völlig überraschend kam gestern Lorena Schlüters in Brüssel an. Sie selbst zeigte sich wie immer bescheiden und spielte ihre Leistungen herunter. Dagegen war aus Kreisen des EU-Rates zu erfahren, dass Lori ihr Verhandlungsgeschick wieder einmal beeindruckend demonstrieren konnte. Der ungarische Ministerpräsident Orban, einer der härtesten Kritiker der EU zeigte sich von Loris Argumenten beeindruckt."

Orban wird mit den Worten zitiert, `Diese Frau hat uns ganz schön die Leviten gelesen und uns an den Geist der Gemeinschaft erinnert. Sie hat gar einiges aufgezeigt, das wir offensichtlich aus den Augen verloren haben. Sie hat uns den Spiegel vorgehalten und ich bin sicher, wir werden uns in Zukunft wieder stärker auf die Europäischen Werte besinnen.`

`Lori ist die Stimme der Menschen auf der Straße, sie hat ein unglaubliches Gespür dafür, was die Menschen brauchen und vor allem, sie kann sich mit klaren Worten dafür einsetzen. Darum habe ich sie mit nach Brüssel genommen, und sie hat mir wieder einmal gezeigt, dass sie eine ganz außergewöhnliche Frau ist", wird diesmal auch die Kanzlerin zitiert.

„Frau Schlüters, es freut mich, Sie kennenzulernen. Gestern waren Sie noch bis in die späten Abendstunden in Brüssel und heute schon bei uns. Das nenne ich Einsatz", begrüßt mich der Notar.

„Ich bin nur ein kleines Licht", wiegle ich ab.

„Ein kleines Licht kommt wohl eher nicht auf die Titelseite der Bild", kontert der Notar und schaut mich mit zweifelndem Blick an.

„Kommen wir lieber zu dem, warum wie heute hier sind", wechsle ich Thema, in der Hoffnung, damit von mir abzulenken.

Der Notar wird leicht rot. Er fühlt sich wohl etwas ertappt. Dann holt er mit übertriebenem Eifer seine Unterlagen hervor, liest diese vor und lässt dann Jan und mich unterzeichnen.

„Damit sind sie nun offiziell Vizepräsidentin der Jan Müller Group", erklärt mir der Notar, „Gratuliere!"

„Danke.", sage ich nur. Ich weiß echt nicht, ob ich darüber froh sein soll oder nicht. Verdiene ich diesen Vertrauensvorschuss überhaupt?

Jan verabschiedet den Notar, der auch mir noch die Hand schüttelt, und zaubert dann aus dem Schreibtisch eine Flasche Champagner hervor. Diese hat vermutlich Raffaella dort bereitgestellt. Sie ist nämlich herrlich kalt und schmeckt köstlich.

„Darf ich dir das Unternehmen und dein neues Büro zeigen?", will Jan dann wissen.

„Ich bekomme ein eigenes Büro?" bin ich ganz überrascht.

„Natürlich, gleich neben dem meinen", antwortet Jan und geht zur Tür.

„Und das steht jeder Briefmarkenleckerin zu?", lache ich übermütig.

„Nicht jeder", lacht nun auch Jan. „Nur ganz bestimmten."

Jan zeigt mir mein Büro. Es ist ähnlich groß, wie seines, aber ganz in Weiß gehalten. Sowohl der große Schreibtisch, als auch die Schränke und die Ledercouch im Besprechungseck, sind weiß und schlicht. Der Eindruck ist überwältigend. Mein neues Büro gefällt mir.

„Danke! Das ist genau mein Geschmack", sage ich und hauche Jan einen flüchtigen Kuss auf die rechte Wange.

Er lächelt zufrieden und führt mich anschließend durch das Haus. Er stellt mich überall als seine Stellvertreterin vor. In der Personalabteilung, die wir als letztes besuchen, wird das mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und ich werde etwas argwöhnisch von oben bis unten gemustert.

„Wir treffen uns in einer Stunde im Sitzungssaal. Dann können wir uns etwas besser kennenlernen", gebe ich sofort meine erste Anweisung.

Ich lasse mich auf dem Rückweg in mein Büro von Jan ins Bild setzen, wie die Personalabteilung aufgebaut ist, wie sie funktioniert und welche Probleme es gibt.

„Um ehrlich zu sein, musst du Feuerwehr spielen. Der bisherige Leiter war nicht besonders für diesen Posten geeignet und faul obendrein. Seine Sekretärinnen haben den Laden nach ihrem Gutdünken geleitet und dabei ihre Freunde und Freundinnen bevorzugt. Es wurden Leute nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten sondern wegen ihrer Bekanntschaften eingestellt und befördert. Damit ist natürlich alles aus dem Ruder gelaufen. Ich musste vergangene Woche den Leiter vor die Tür setzen. Damit ist das Problem allerdings noch nicht gelöst. Du kommst also genau zum richtigen Zeitpunkt und wirst dich erst einmal mit den beiden Sekretärinnen herumschlagen müssen. Du hast dabei absolut freie Hand", gesteht er ein.

„Was heißt freie Hand?", frage ich vorsichtig.

„Jede Entscheidung, die du für angemessen hältst, kannst du treffen und musst auch nicht vorher mit mir Rücksprache halten", bestätigt er.

„Gut, dann gehen wir die Hübschen zurecht stutzen", sage ich entschlossen und gebe ihm einen Abschiedskuss.

Ich lasse die Personalabteilung nicht warten. Ganz bewusst nicht. Schließlich will ich von Anfang an korrekt sein und mir nicht das Geringste vorwerfen lassen. Nach einer kurzen Begrüßung erkläre ich den Anwesenden ganz offen, dass ich alles umstrukturieren werde. Ich lasse auch keinen Zweifel daran, dass von nun an ich die Entscheidungen treffe. Ich will damit von Anfang an mein Revier markieren und den Anspruch auf die Position des Leitwolfes klarmachen.

„Ich möchte Ihnen in aller Deutlichkeit sagen, wer nicht für mich ist, der hat hier einen schweren Stand. Glauben Sie mir, als Vizepräsidentin sitze ich auf jeden Fall am längeren Hebel. Ich hoffe jedoch auf gute Zusammenarbeit und kann Ihnen versichern, durchaus ein umgänglicher Mensch zu sein. Wer die Zusammenarbeit sucht, braucht mich nicht zu fürchten. Im Gegenteil, ich erkenne fleißige Leute, die Ideen einbringen. Aber eines sollte Ihnen allen klar sein, Sie werden sich nach mir richten und mit mir zusammenarbeiten und nicht umgekehrt. Da wird es keine Ausnahmen geben", stelle ich unmissverständlich klar.

Ich schaue bei diesen Worten direkt in die Gesichter der Anwesenden. Zwei der Damen machen lange Gesichter und schauen sich unsicher an. Eine von ihnen hat ein hinterhältiges Lächeln in den Mundwinkeln, was ich als Kampfansage deute. Die zweite dagegen scheint besorgt zu sein. An ihr ist meine Rede offenbar nicht einfach abgeprallt. Die übrigen Angestellten hingegen scheinen eher erleichtert zu sein und ich kann auf dem einen und dem anderen Gesicht sogar ein freundliches Lächeln sehen.

Den Rest des Tages führe ich Einzelgespräche mit den Mitarbeitern. Die beiden Sekretärinnen, die ich entmachten soll, versuchen sich bei mir einzuschleimen. Ich mag sie trotzdem nicht. Dagegen fällt mir eine junge Frau auf, die ich für besonders fähig und loyal halte. Sie erzählt mir bereitwillig alles, was ich wissen möchte und sie kann mir auch auf Fachfragen aus dem Stegreif fundierte Antworten geben. Sie heißt Daniela, ist etwa dreißig Jahre alt und arbeitet schon seit über fünf Jahren für Jan.

Mein Entschluss steht fest. Ohne einen radikalen Einschnitt, wird nicht so schnell Ruhe einkehren. Aber ich will das nicht alleine entscheiden, auch wenn Jan mir freie Hand zugesichert hat. Ich schlüpfe zwischen dem einen und dem anderen Einzelgespräch wieselflink in sein Büro und erkläre ihm meinen Plan. Nach der kurzen Rücksprache mit ihm greife ich durch.

Ich rufe die beiden Damen zu mir und teile ihnen mit, dass sie mit sofortiger Wirkung ins Lager versetzt sind. Ich habe vorsorglich den Leiter dort darüber in Kenntnis gesetzt und ihn angewiesen, mir sofort zu melden, sollten sie negativ auffallen. Ich habe die Befürchtung, dass sie aus Frust über diese Entscheidung ihre Arbeit dort bewusst falsch machen. In diesem Fall hätte ich dann aber einen triftigen Grund, sie zu entlassen. Das würde mir also nur in die Hände spielen.

Daniela hingegen ernenne ich zu meiner Stellvertreterin. Als ich ihr das mitteile, fällt ihr die Kinnlade herunter. Ganz offensichtlich hat sie damit nicht gerechnet.

„Würdest du bitte das Büro so organisieren, dass die normale Arbeit ohne uns abgewickelt wird. Ist das mit dem bestehenden Personal möglich? Sonst stellen wir eben neue Mitarbeiter ein. Wir beide werden uns die nächsten Tage zusammensetzen. Ich möchte mir alle Stellenpläne anschauen, ermitteln, wo Leute zu viel sind und wo Leute fehlen. Außerdem möchte ich die Gehälter teilweise auf ein Prämiensystem umstellen. Das bringt einerseits mehr Motivation und andererseits bleibt durch die dabei vorgesehenen Steuervorteile den Mitarbeitern mehr Geld in der Lohntüte, ohne, dass es das Unternehmen mehr kostet", erkläre ich ihr.

„Das finde ich super. Ich habe auch ein paar Ideen, die ich bisher leider nicht umsetzen durfte. Ich finde es cool, dass Sie jetzt diese Abteilung übernehmen, Frau Schlüters", antwortet Daniela schüchtern.

„Du kannst Lori zu mir sagen. Ich mag es nicht besonders förmlich. Gegenseitiger Respekt hängt nicht von der Anrede ab", biete ich ihr an.

„Dann darf ich du sagen?", ist sie ganz verwundert.

„Hast du damit ein Problem?", necke ich sie.

„Nein, ich hätte mir das nur nicht erhofft. Wo du ja so berühmt bist."

„Du hast die Bild gelesen? Glaub nicht immer alles, was in der Zeitung steht. Ich bin doch nur ein ganz unbedeutendes Mädchen", wiegle ich schon wieder ab.

Damit verabschieden wir uns voneinander und ich bin guter Dinge, dass ich meiner Aufgabe gewachsen bin. Ich bin auch überzeugt, dass meine Pläne Vorteile für alle bringen. Als ich Jan auf der Heimfahrt erkläre, was ich vorhabe, ist auch er ganz begeistert.

22 - Der Tod der mich nicht wirklich berührt

Als wir beim Abendessen sitzen, läutet das Telefon. Dani geht um abzuheben, kommt dann aber wieder zurück und teilt mir mit, dass der Anruf für mich sei. Sie sagt aber nicht, wer mich sucht. Ich finde es komisch, dass mich jemand über das Haustelefon sucht. Das war bisher nie der Fall. Ich habe mein Leben lang nur ein Handy gehabt, sodass eigentlich alle Leute, die mit mir zu tun haben, auf dem Handy anrufen.

„Hallo, Schlüters", melde ich mich deshalb sehr förmlich.

„Frau Lorena Schlüters?", erkundigt sich eine Stimme am anderen Ende des Telefons.

„Ja, Lorena Schlüters", bestätige ich. „Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf."

„Oh Verzeihung, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Ich bin Hauptkommissar Michael Werner. Ich müsste Sie bitten ins Leichenschauhaus zu kommen", erklärt er mir.

„Jetzt, um diese Zeit? Was soll ich da?", bin ich ganz verwundert.

„Wir haben einen Mann tot aufgefunden und gehen davon aus, dass es sich dabei um ihren Vater handelt. Sie müssten ihn identifizieren", erklärt er mir.

„Mein Vater ist tot?", frage ich überrascht.

„Ja, tut mir echt leid", meint er mit geheuchelter Anteilnahme in der Stimme.

„Dann sind Sie wohl der einzige", rutscht mir so heraus.

„Sie hatten kein gutes Verhältnis zu ihrem Vater?", erkundigt er sich. Ich spüre sofort, seine Stimme bekommt einen lauernden Unterton.

„Ich habe ihn erst vor wenigen Tagen kennen gelernt und auch das unter wenig glücklichen Umständen. Man kann unser Verhältnis also wohl nicht als sehr innig bezeichnen", erkläre ich aufrichtig.

„Wo waren Sie gestern gegen zwanzig Uhr?", will er daraufhin wissen.

„In Brüssel", antworte ich wahrheitsgemäß.

„Haben Sie dafür Zeugen?", bohrt er nach.

„Reicht die Bundeskanzlerin als glaubwürdige Zeugin?", erkundige ich mich und muss innerlich grinsen.

„Das ist nicht der Moment, um dumme Witze zu machen", wird er energisch und sogar etwas laut.

„Ich mache keine Witze und dumme Witze schon gar nicht. Ich habe gestern den ganzen Tag bis zweiundzwanzig Uhr am Europäischen Rat teilgenommen. Und wenn sie heute die Bild gelesen haben, dann steht mein Alibi sogar dort drinnen", antworte ich gelassen.

„Echt?", höre ich ihn ungläubig sagen. „Entschuldigen Sie, aber das ist das ungewöhnlichste Alibi, das ich je hatte."

„Es gibt immer ein erstes Mal", bin ich schon gelassener. „Wo soll ich hinkommen?"

Er nennt mir noch die Adresse und wir beenden das Telefonat. Ich gehe nachdenklich zurück ins Esszimmer. Wie werden die anderen wohl reagieren? Alle schauen mich erwartungsvoll an als ich ins Esszimmer zurückkomme. Ich brauche aber noch etwas Zeit zum Überlegen. Wie werden es vor allem meine Schwestern aufnehmen? Nachdenklich stehe ich kurze Zeit still da.

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