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Pfarrhaus 02

Geschichte Info
Der junge Kastratensänger wird zur Pfarrhaushälterin...
8.7k Wörter
4.42
20.3k
1

Teil 2 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/08/2023
Erstellt 06/01/2016
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Gesa
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Dies ist der zweite Teil von Pfarrhaushalt, der auf Teil 1 folgt. Es ist eine ‚ruhige' Geschichte, die aber emotionalen Stress für die beiden Protagonisten beinhaltet.

*

Erik von Roden

Er klopfte an der Wohnungstür, an der stand ‚hier wohnen Robert und Thea' in dekorativ geschwungener Schrift. Der alte Freund begrüßte ihn sehr freundlich und nickte auch Georg Maria höflich zu, der sich vorsichtig im Schatten neben der Tür hielt. Er hatte Theo sofort wieder erkannt.

„Also, Erik, ich habe ja verstanden, dass Du Deinen Schützling glaubhaft als Haushälterin ausstaffieren möchtest. Das wird nicht ganz so einfach sein. Die Momente auf der Bühne sind nur kurz, während der Tag im Alltag viele Stunden umfassen kann. Für die halbe Stunde einer Show auf der Bühne kann man unbequeme Sachen tragen, die für die Dauer eines vollen Tages im wahrsten Sinne des Wortes untragbar sind. Ich werde Dir die kniffligen Punkte schnell aufzeigen können, wenn Dein Schützling die Stretchhose für Damen und den engen, modischen Pullover anzieht und mich dann höflich begrüßt."

Er nickt einfach und gab die Sachen Georg Maria ohne weitere Aufforderung, während Theo ihn in die ‚gute Stube' bat. Der junge Bursche hatte sich so unauffällig wie möglich gekleidet - in einer weiten, beigen und langen Strickjacke und einer legeren, hellbraunen Stoffhose in einem komfortablen Schnitt. Georg verschwand wortlos im Bad und würde erst nach einer guten Minute wieder zurückkehren. In der Zwischenzeit bemerkte Theo leise, dass Stimme und Gesicht wichtig für den ersten Eindruck waren, das seien schon einmal garantiert diffizile Punkte. Erik lächelte leise in sich hinein.

Georg Singer kam aus dem Badezimmer heraus und begrüßte Theo höflich mit halblauter Stimme und einem netten Lächeln, als er ihm die Hand schüttelte und damit zum ersten Mal voll im Licht stand. Dem fiel bald der Kinnladen herunter:

„Alter Schwede! Die helle, natürliche Stimme und das bartlose, runde Gesicht können doch nicht..."

„Theo, ich habe Dir doch erzählt, dass Georg Maria ein Kastratensänger ist, nicht wahr? Hast Du das nicht geglaubt?"

„Mensch, Erik -- ich habe noch nie einen Kastratensänger gesehen. Das ... ist eine echte Überraschung!"

Er sah wirklich überrumpelt aus. Erik schmunzelte in sich hinein. Er war mit dem Eindruck von Theo sehr zufrieden. Der musterte den Körper von Georg noch einmal genau.

„Auch Beine und Po sowie Augenbrauen sind schon akzeptabel. Es ist es einfacher mit der Umgestaltung, als ich gedacht habe. Haltung und Gang sind natürlich noch ein Manko, aber das ist rein eine Lernsache. Die Frisur lässt sich umstellen, oder besser noch durch längeres Haar neu stilisieren. Nach Deinen Worten nehme ich ja an, dass Georg permanent als Haushälterin agieren soll, nicht wahr? Dann lässt sich auch das einfach arrangieren. Das einzige echte Manko ist die fehlende Oberweite, die bei dem in Pullover natürlich ins Auge fällt. Kurzfristig könnte man eine halbherzige Korrektur durch Fettinjektion oder Brustprothesen erreichen, aber mittelfristig wäre es bedeutend sinnvoller, durch Hormone die Herausbildung von Brüsten zu starten, immer unter der Voraussetzung, dass Georg längerfristig als Haushälterin für Dich sorgen soll. Ich meine, sorgen kann ja viel heißen..."

Erik fiel ihm schnell ins Wort, bevor er noch seine Gedanken weiter ausführen konnte und Georg nervös machen konnte:

„Theo, das ist auch dafür gedacht, dass Georg eine Ausbildung als Chorleiterin in Richtung auf Kirchenmusik erhalten kann. Natürlich muss ich ihn dafür erziehen, aber das kennt er schon bereits von der Ausbildung im Knabenchor."

Theo zog für einen Moment kurz die Augenbrauen hoch. Er war sichtlich etwas verwirrt und begriff offensichtlich die Bemerkung von Erik nicht so richtig.

„Erik, das verstehe ich noch nicht so ganz und das wäre vielleicht wichtig im Hinblick auf die Tipps, die ich Dir und ihm geben soll, nicht wahr? Georg Maria soll nicht Dein, na sagen wir mal, nicht Dein Partner sein? Warum soll ich ihm dann überhaupt aufwendig Ratschläge geben, wie er sich möglichst als ‚femme' anziehen soll?"

„Theo, Georg Maria soll mit mir in meinem Haushalt als meine Haushälterin leben und gleichzeitig die Chorleitung erlernen. D.h., jeden Tag Kontakt mit vielen anderen Menschen, die ihn als meine Cousine erleben sollen, die als Haushälterin für mich sorgt. Das muss ganz authentisch sein. Ich kann keine Gerüchte gebrauchen, dass ein Mann mit mir lebt noch kann er es sich erlauben, als Chorleiterin nicht akzeptiert zu werden. Ist das jetzt klar, Theo?"

Theo runzelte die Stirn. Dann nickte er langsam und holte ein Paar Damenschuhe mit moderaten Absätzen heraus, die er Georg überreichte mit dem Hinweis, dass er die bitte anziehen möge. Dann ging er näher auf Erik zu und schaut ihm direkt in die Augen, während er seine Stimme etwas senkte:

„Erik, Du kannst mir doch nicht erzählen, dass Du dieses ganze Risiko und diesen Aufwand eingehst, nur um Dein Essen gekocht zu bekommen und die Wohnung sauber geputzt zu haben. Und auch Dein Schützling wird nicht einfach zustimmen, dass Du ihn als Fräulein in die Welt schickst. Also, was hast Du emotional davon?"

Erik schluckte kurz. Diese direkte Frage war ihm nicht lieb, schon gar nicht in der Hörweite von Georg Maria. Andererseits hatte Theo natürlich ein Recht darauf mehr zu erfahren, da er ihm ja schließlich absolute Vertraulichkeit zugesichert hatte. Er zögerte einen Moment und raffte sich dann auf.

„Theo, also wie soll ich das sagen? Ich kann zum ersten Mal den nackten Po von einer Person ausführlich züchtigen, ohne in große Konflikte mit meinem Gewissen zu kommen. Georg ist ja kein Mann, denn sonst hätte er Hoden, einen Bart und eine tiefere Stimme in seinem Alter. Als Maria von Roden ist meine Haushälterin aber auch keine Frau, denn sonst hätte sie Schamlippen und einen Busen. Der Georg Maria so weder Mann noch Frau ist, kann ich den Po nackt entblößen, ohne unzüchtig mit einer Frau zusammen zu sein noch einen Mann intim an Stellen zu berühren, die sich für einen Priester nicht gehören. Somit breche ich mein Keuschheitsgelübde nicht wirklich."

Theo zog die Augenbrauen noch höher als beim letzten Mal. Er nickte dann langsam und begriff wohl zumindest einen Teil von dem, was Erik gesagt hatte. Erik wollte es noch klarer machen.

„Theo, es ist so, als ob Maria und Du gleichzeitig in einer Person mich besuchen können und mich prinzipiell sogar küssen können oder mehr. Es ist aber keine Sünde, da es weder Maria ist noch Du es bist. Ich habe auf jeden Fall bei Georg Maria die Freude, einen Engel singen zu hören, der weder männlich noch weiblich ist. Du glaubst gar nicht, wie schön so eine Stimme klingen kann und wie anmutig die Bewegungen sein können. In einem Kirchenchor könnte sie als Solistin groß herauskommen -- und ich wäre ihr Entdecker!"

Georg Maria ist konfus

Ich hatte derweil die Schuhe angezogen, aber auch sorgfältig die Ohren gespitzt, um das leise Gespräch mitzubekommen. Der Pater hatte sich dort in Überlegungen verstrickt, die mir als extrem merkwürdig erschienen, wobei das noch zurückhaltend ausgedrückt war. Der hatte doch einen an der Klatsche, oder? Es gab doch keinen Zweifel daran, dass er sich daran aufgegeilt hatte, als er meinen nackten Po geschlagen und gestreichelt hatte. Und das wollte er damit entschuldigen, dass ich nach seiner Ansicht weder Mann noch Frau war oder eine übernatürlich schöne Stimme hatte? Der machte sich doch etwas vor. Aber machte ich mir das nicht auch? Wie lange konnte das alles gut gehen? Nein, das war eigentlich nicht die Frage. Wie lange musste es gut gehen, bevor meine Mutter ausgeschleust und ich frei von Erpressung war? Da hatte ich wohl wenig Wahl. Es hieß gute Miene zum bösen Spiel machen. Wenigstens wollte ich so wenig auffallen wie möglich und daher noch gute Tipps von seinem Freund bekommen.

„Entschuldigen Sie bitte, aber wie soll ich das machen, wenn es sportliche Veranstaltungen in der Gemeinde gibt und die Turnhalle oder das Schwimmbad angesagt ist? Sie wissen schon, unten herum sieht es vielleicht ein bisschen, na ja, merkwürdig aus und mit dem Umziehen, äh - naja."

Sein Freund lächelte etwas merkwürdig, aber seine Stimme war durchaus freundlich, als er mir dann antwortete.

„Junger Mann, das ist viel einfacher als Du denkst. Beim Umziehen benutzt Du einfach ein Handtuch, unter dem Du Dich umziehst. Beim katholischen Chor wird da keiner was sagen, wenn Du Dich schamhaft benimmst. Weiterhin ziehst Du einfach eine anatomisch geformte Einlage in den Badeanzug oder in die Sportsachen mit hinein. Hier habe ich ein Exemplar für Dich. Das wird absolut authentisch aussehen, da brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen, wenn es schon jetzt in der Stretchhose nicht wirklich auffällt, dass Du kein Mädchen bist. Brustprothesen müssen angepasst werden, aber längerfristig würde ich so und so die Hormonbehandlung empfehlen."

Das alles ließ mich eher zusammenzucken, aber was konnte ich machen? Brustprothesen und Hormonbehandlung hörten sich zudem auch nicht gerade billig an. Das musste ich vorher wissen, bevor ich überhaupt auch nur daran dachte.

„Ich fürchte das wird nicht gerade billig sein, stimmt das? Was ist denn billiger von den beiden Alternativen?"

Sein Freund kam gar nicht erst zum Antworten, denn der Pater war sofort und forsch am Reagieren, ohne auch nur eine Sekunde abzuwarten.

„Das spielt gar keine Rolle, die Kosten übernehme ich. Wir werden sobald als möglich beide Möglichkeiten ausnutzen. Etwas anderes kommt gar nicht erst infrage." Sein Freund war genauso verdutzt wie ich bei seiner entschlossenen Antwort und dem resoluten Ton, den er dabei gebrauchte. Hatte ich denn dabei gar keine Wahl? Dann überraschte der Pater uns beide.

„Ja, natürlich ist das so. Georg Maria kann wegen des Alters natürlich nicht weiter in einem Knabenchor auftreten. Mit seiner hohen Stimmlage kann er aber weder als Tenor und Solist arbeiten noch irgendwo in einem Chor eine Männerstimme belegen -- ist das nicht klar? Jedenfalls nicht als Georg in unser heutigen Zeit, wo Kastratenstimmen im normalen Musikgeschäft verpönt sind. Die einzig umsetzbare Möglichkeit besteht doch darin, dass er als Maria eine brillante Sopranistin darstellen kann, die dann auch weiterhin Karrieremöglichkeiten erhält. Um als Maria glaubhaft zu sein, müssen beide Möglichkeiten schnellstmöglich genutzt werden. Noch Fragen?" Jetzt war ich noch mehr verdutzt als vorher. Diese Begründung hatte ich weiß Gott nicht erwartet. So ganz verkehrt war es ja nicht, was er gesagt hatte. Das hatte ich ja schon selber am eigenen Leib verspürt, dass ich weder Knabenchören noch in sonstigen Chören erwünscht war.

Aber mich als Sopranistin zu sehen, war nun auch eine abenteuerliche Vorstellung, die mir nicht ganz einleuchtete. Wie kam der Mann bloß immer auf so absonderliche Ideen? Rein vom Singen her mochte das ja noch kein Ding der Unmöglichkeit sein, aber eine brillante Sopranistin stand immer im Licht der Öffentlichkeit -- und das ging ja nun gar nicht! Also, das konnte ich nicht so stehen lassen. Ich stellte das zwar als Frage, aber meinte es eigentlich nicht so:

„Pater, eine Solistin kann doch nicht ohne Vorgeschichte so einfach aus der Versenkung auftauchen, nicht wahr?"

Das brachte ihn überhaupt nicht aus der Ruhe. Er lächelte strahlend und antwortete so klar, als ob das nie eine Frage sein würde.

„Maria, deshalb fängst Du ja auch erst einmal an im Kirchenchor zu singen, während Du gleichzeitig meine Haushälterin ist. Natürlich wird der jetzige Chorleiter in der Pfarrkirche Dein Talent entdecken -- und von da an ab wird es sich immer weiter entwickeln. Ich werde schon dafür sorgen, dass Du alle Deine Lektionen in der musikalischen Weiterbildung strikt einhalten wirst, sonst wirst Du die fälligen Konsequenzen spüren. Das wird Deine Vorgeschichte sein."

So wie er das formulierte klang es ja nicht so abwegig, wie es mir ursprünglich erschienen war. Gleichzeitig wurde mir klar, warum er so dran interessiert war. Die erforderliche Weiterbildung würde haufenweise für Anlässe sorgen, die ihn dazu „berechtigten" mich über das Knie zu legen. Ich spürte, wie ich leicht errötete. Da hatte ich Dummkopf doch im ersten Moment tatsächlich gedacht, dass er an eine Karriere für mich gedacht hätte, aber die wesentliche Motivation für ihn war die Möglichkeit mich mit entblößten Hintern zu bestrafen. Das hätte ich mir doch gleich denken können.

Das vor ihm und seinem Freund auszusprechen, war aber sicherlich keine gute Idee. Gute Gründe, die sich aussprechen ließen, waren aber noch schwerer zu finden. Ich konnte also nur schweigen, ohne ein weitere Frage zu stellen, oder ihm gar zu widersprechen. Aber es kam noch dicker...

„Maria, natürlich wirst Du als meine Haushälterin auch in der Gemeindearbeit aktiv sein müssen. Selbstverständlich gehören dazu auch sportliche Aktivitäten. Fußball ist dabei tabu -- Du wirst stattdessen Gymnastik und rhythmische Bewegung lernen. Früher oder später wirst Du den bestehenden Gymnastikkreis von der jetzigen Leiterin übernehmen. Ich werde auch hier dafür sorgen, dass Du alle Deine Lektionen in der gymnastischen Weiterbildung streng einhalten wirst, sonst wirst Du die fälligen Konsequenzen spüren. Das wird Dir noch klar werden."

Die letzten Worte waren schon in erhobenem Tonfall, weil ich entsetzt die Worte ‚kein Fußball??' ausgestoßen hatte. Das meinte er doch wohl hoffentlich im Ernst, oder?

Der Pater hat Bedenken

Eric war zufrieden, dass Theo so viele Möglichkeiten genannt hatte, wie sein „Engel" sich richtig als Maria darstellen konnte. Genauso befriedigt machte es ihn, dass Maria keinen weiteren Widerspruch äußerte bis auf das zu erwartende Entsetzen über den fehlenden Fußballsport. In Gedanken sah er schon Georg Maria als seine Haushälterin Maria alle Tage für ihn da sein und ihm gehorsam das Essen zu kochen und zu servieren. Ihm wurde warm ums Herz bei der Vorstellung.

Zum guten Teil hatte er die Vorstellung von Georg Maria als Sopranistin vielleicht etwas zu positiv und zu rosig dargestellt, aber er hatte keinen Zweifel daran, dass die Ausbildung zu einer Kirchenmusikerin und Chorleiterin ohne weiteres möglich sein würde. Natürlich war das nicht dasselbe wie die Karriere einer erfolgreichen Solistin, aber das war ja auch gar nicht so sehr in seinem Sinne. Öffentliche Aufmerksamkeit konnte er weiß Gott nicht gut gebrauchen, wenn nachgefragt werden würde, warum eine Sopranistin mit einem Priester zusammenlebte. Eine bescheidene Position als katholische Chorleiterin hingegen war nur ein bescheidenes Zubrot und kein Hindernis für einen regulären Job als Haushälterin bei einem Priester. Jedenfalls hatte er genau mit dieser rosigen Darstellung weitere indiskrete Fragen von Theo erfolgreich abgewehrt.

„Also Theo, wie können wir die beiden Möglichkeiten erfolgreich schnell so umsetzen, dass aus Georg Maria in nächster Zukunft Maria von Roden, meine Haushälterin wird?"

Der alte Freund holte erst einmal Luft, um eine Reihe von Vorschlägen und Möglichkeiten zu erläutern, die zum größten Teil mit seinen Verbindungen in Berlin zu tun hatten. Das war gut und schön, aber er hatte auch eine, die in Travemünde angesiedelt war. Das hörte sich noch besser an, denn Travemünde war nicht weit von Hamburg entfernt -- seinem zukünftigen Arbeitsort.

Harald Wiesler war verblüfft

Natürlich hatte er mitbekommen, wie sein IM mit der Zielperson nach Berlin gefahren war, und er hatte auch mitbekommen, wie sie beide wieder über den Grenzübergang Marienborn in den Westen gewechselt waren. Es war ein gutes Zeichen, dass Georg Singer mit dem Pater zu zweit unterwegs war. Also beunruhigte es ihn nicht zu sehr, dass er keine Möglichkeit gefunden hatte, die beiden in Westberlin observieren zu lassen. Zusätzlich beruhigte es ihn weiterhin, dass er eine kurze Nachricht von vom „Chorknaben" bekommen hatte, die darüber informierte, dass dieser sich für einige Wochen in Travemünde aufhalten würde, um eventuell Vorbereitungen zu treffen, um tatsächlich als Haushälterin für den Priester tätig zu werden. So schnell hatte er das gar nicht erwartet, aber er würde sich sicherlich nicht darüber beklagen wollen.

Allmählich wurde es Zeit, dass er seine Oberen darüber informieren sollte, dass sein Informant „Chorknabe" höher in der Wichtigkeit eingestuft werden musste. Die Aussicht mehr oder minder direkt eine Quelle an der Führungsakademie der Bundeswehr zu bekommen, war etwas, dass seine Karriere in der Stasi sicherlich befördern würde. Da hatte er gar keine Zweifel. Aus anderer Quelle wusste er, dass der Pater tatsächlich die Tätigkeit in Hamburg als Militärgeistlicher angenommen hatte. Es passte also eigentlich alles zusammen. Es passte so gut und so reibungslos zusammen, dass es ihn schon wieder verblüffte. Vielleicht hatte er ja auch das Geschick und die Entschlossenheit von seinem Informanten unterschätzt.

Er würde zusehen, dass er spätestens zum Einzug seines IM's in das Pfarrhaus eine fallweise Beobachtung arrangieren konnte. Natürlich ohne dem Beobachter zu erklären, was er nun beobachten sollte. Es reichte, wenn er die katholische Gemeinde mit dem Pfarrhaus als solches beobachten ließ, wo der Militärgeistliche seinen Sitz hatte. Für ihn waren die Familien der an der Führungsakademie studierenden internationalen Offiziere besonders interessant. Viele von den Frauen der Offiziere stammten aus spanisch-sprachigen Ländern und waren ausgesprochen katholisch gläubig. Sie würden in einem Gespräch mit der spanisch sprechenden Haushälterin des Paters ansprechbar sein. Die Offiziere mochten Geheimnisse gut bewahren können - ob das auch für deren Frauen galt, war eine andere Frage.

Georg Maria wird zu Maria

Ich wusste eigentlich nicht, was ich erwartet hatte, als es hieß ich solle in Travemünde die Hormonbehandlung bekommen. Jedenfalls hatte ich nicht einen Klinikaufenthalt von rund zwei Wochen vorausgesehen. Ebenso wenig vorausgesehen hatte ich, dass es sehr wenig Fragen von Seiten der Ärzte gab. Offensichtlich hatte der Freund von dem Pater ganze Arbeit geleistet und ich musste eigentlich nur bestätigen, dass ich ähnlich wie Theo Interesse an der Tätigkeit als Travestiekünstler hätte. Es war unglaublich -- in der Öffentlichkeit wäre es eine Sensation ersten Ranges gewesen, wenn herausgekommen wäre, dass in Kliniken Männer behandelt wurden, die als Travestiekünstler auftreten wollten. Hier in der Klinik schien es hingegen das Normalste von der Welt zu sein, und keine der Schwestern oder Pfleger zog auch nur eine Augenbraue hoch, als es um die Hormoninjektionen ging.

Gleichzeitig begann ich mit der Einnahme von Hormonpräparaten und den Pasten, die mein Haarwachstum beschleunigen sollten. Der Geruch dieser Pasten war eklig. Aber sie sollten helfen und ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass mein Haar schneller wuchs. Die zweite Woche erwies sich als die schwierigere, da sie mit ausgesprochen unangenehmen Spannungsgefühlen in der Brust verbunden war, als sich die Vorhöfe der Brustwarzen erweiterten. Der Arzt fand das ganz normal - ich nicht. Vor dem Ende der Woche kam sein Urteil, dass ich vermutlich knapp auf der Cup-Größe B landen würde, wenn ich nach den Hormon-Injektionen weiter die verschriebene Pille wie ein braves Mädchen nahm. Zum Ende würde ich es einmal auf eine gute Größe A bringen. Damit stand der Übergang in die ‚normale' Welt bevor, auf die mich wohl auch die Briefe und Pakete des Priesters vorbereiten sollten.

Es kam nämlich sofort nach Ankunft ein längerer Brief von ihm mit Anmeldungen zu einem einwöchigen Kochkurs auf einer Haushaltsschule und auf der gleichen Schule zu einer ebenso langen Einführung in Hauswirtschaft. Anschließend sollte es einen vierwöchigen kirchlichen Kurs in zwei Teilen zur Einführung für Pfarrhaushälterinnen geben, mit einer Pause zwischen den beiden. Im berufsspezifischen Bereich standen die Einführung ins Bibellesen und ins Stundengebet, die Bedeutung des Pfarrhauses für die Gemeinde, liturgische Fragen und Fragen der persönlichen Spiritualität auf dem Programm. Die praktische Palette im zweiten Teil reichte von der Tischkultur über festliche Küche und Diätküche, umweltbewusste Haushaltsführung und Sportaktivitäten hin zu Gartentipps und Tipps zur sachgerechten Pflege von Kunstgegenständen -- jedenfalls stand das so in der Beschreibung. Meine Fresse -- ‚sachgerechte Pflege von Kunstgegenständen' -- ging's noch?

Gesa
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