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Ritter Wigbert auf der Flucht - Teil 02

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2 Männer und 5 Haremsdamen kämpfen um ihre Freiheit.
4.2k Wörter
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©Helios53, IV/2012

Erschöpft lehnte Ritter Wigbert im Schatten einer Dattelpalme an einem rötlichen Felsen und ließ die Abenteuer der letzten Wochen aufleben. Der Kreuzzug, der Kampf, die Gefangenschaft beim Emir von Marallah, der Harem, die kühne Flucht dank des schlauen Bertram und seiner Kenntnisse -- all das zog in seiner Erinnerung an ihm vorbei.

Und natürlich die vierfache Ehe mit den bezauberndsten Haremsdamen Swanhild, Isabella, Marie-Claire und Rosanna! Vollzogen im milden Licht des frühen Morgens und dem Sand der winzigen Oase unter Palmen.

Wigbert, als er nun glücklich und erschöpft im dürftigen Schatten saß, schüttelte den Kopf. So ganz war ihm noch nicht aufgegangen, was da in der vergangenen Nacht geschehen war. Besonders war ihm unbegreiflich, wie er so tollkühn hatte sein können, alle vier Frauen hintereinander zu seinen Ehefrauen zu erklären. Natürlich waren sie samt und sonders begehrenswert, so jung, so wunderschön und voller Glut und Liebreiz. Aber konnte, ja wollte er das bis ans Ende seiner Tage haben? Würden sie ihm nicht alle Kraft, allen Saft abverlangen und dann trotzdem unzufrieden sein?

Mit solch unmännlichen Gedanken quälte sich unser armer Ritter, bis ein gellender Pfiff von einem hohen Felsen ertönte, auf dem die junge Saafira Wache gehalten hatte. Als Berberin aus den fernen Bergen des Atlas, konnte sie klettern wie ein Affe, hatte Augen, scharf wie ein Falke und ihr Pfiff schnitt durch jeden noch so blumigen Traum. Schon kam sie herabgesprungen, von Fels zu Fels, trittsicher wie eine Bergziege, da eine Staubwolke am Horizont das Nahen eines Reiters ankündigte.

„Kommt, Ritter Bihar -- sie scheiterte beim Versuch seinen Namen richtig auszusprechen, weshalb sie ihn scherzhaft ‚Bihar', das heißt ‚Kamel' nannte -- schnell Versteck!" Darauf folgte noch ein Schwall von Wörtern auf Arabisch oder ihrer berberischen Muttersprache, von denen Wigbert kaum etwas verstand. Nach ein paar Wochen im Harem sprach er ungefähr so gut Arabisch wie Saafira Deutsch.

Aber Bertram, der unangezweifelt das Kommando hatte, zumindest solange sie sich in der Wüste und im Einflussbereich des sicherlich bereits vor Rachegelüsten rotglühenden Emirs befanden, hatte sie mit genauen Instruktionen zurückgelassen. Hastig beseitigten Wigbert und die fünf Haremsdamen, die sich inzwischen zumindest andeutungsweise in Wüstenhuren verwandelt hatten, alle Anzeichen ihrer Anwesenheit und verschwanden zwischen den haushohen Felsblöcken, drängten durch einen engen Spalt und fanden sich in einer Schlucht wieder, in der einige Tamarisken, sowie etwas Gras wuchsen. Auch die neun Maultiere standen friedlich da und die Ausrüstung lagerte unter einem Felsvorsprung.

Saafira deutete, sie sollten sich still verhalten und dafür sorgen, dass auch die Mulis ruhig blieben. Sie selbst verschwand wie ein Schatten in der Sonne zwischen den Felsen. Nach geraumer Zeit erschien sie wieder, hinter ihr Bertram, der das zehnte Maultier am Zügel führte.

„Alles glatt gegangen", verkündete er. „Die sechs müden Krieger sind erst erwacht, als ich ihnen einen frischen Tee kredenzt habe. Ich habe sie dann wieder zum Kräutersuchen ausgeschickt und bin selber zu meinem Grauen. Ganz leise habe ich mich aus dem Staub gemacht. Die sechs werden irgendwann einschlafen und erst abends erwachen. So haben wir einen guten Vorsprung. Der Emir allerdings hat unsere Flucht schon längst entdeckt, aber er wird zuallererst vermuten, dass wir in Richtung Küste streben. Keinesfalls wird er glauben, dass wir ausgerechnet hierher zurück sind. Alisan Bey rät uns, noch zwei Tage weiter hinein in die Wüste zu reiten, wo wir bei einem Felsen, der wie ein schlafendes Kamel geformt ist, auf ein Wadi treffen werden. Dem sollen wir nach Norden folgen. Wir haben Glück, dass es Frühling ist. Daher werden wir in diesem Trockental nach weiteren zwei Tagen auf Wasser stoßen, dem wir nur zu folgen brauchen. Dieser Fluss ist im Winter und zur Zeit der großen Schneeschmelze mächtig und reißend, trocknet im Sommer aber gänzlich aus. Wir brauchen somit Wasser für mindestens vier Tage, den Segen des Frühlings und das nötige Glück, nicht erwischt zu werden. Also sollten wir uns sogleich aufmachen und noch eine halbe Tagereise zwischen uns und die Häscher bringen, denn diese wird der betrogene Emir sicherlich auf uns hetzen."

„Das ist richtig", erwiderte Swanhild, „zumal ich mich noch schnell in sein Gemach geschlichen und einen Beutel kostbarer Perlen als Trost mitgenommen habe. Die werden uns sicher noch gute Dienste leisten!"

Isabella kicherte. „Ich mir erlaubt, Aishe um Schmuck erleichtern und Rosanna dasselbe bei Sirah getan, Mara bei Halima. Die drei waren schön schwer mit Silber und Edelsteinen!" Alle vier strahlten vor Freude über ihre gelungenen Raubzüge, aber Saafira setzte dem die Krone auf.

„Ihr wisst, ich nicht gut eure Sprache. Tafadal, Bertram!" Der kam ihrer Bitte um Übersetzung gern nach. „Wie euch bekannt ist, musste ich vorgestern Nacht die Ehre genießen, unserem Herren und Meister die Nacht zu versüßen. Diesmal habe ich mich richtig angestrengt und ihn in Hitze gebracht. Es war sicher ein unvergessliches Erlebnis für ihn. Für mich weniger, aber es war ja für einen guten Zweck und so ein kleines Mädchen bin ich auch nicht mehr, dass ich nicht wüsste, wie der einsamen Qual abzuhelfen wäre." Die anderen Frauen nickten wissend wie zustimmend, der Emir war diesbezüglich wirklich sehr, sehr anstrengend und gar nicht beglückend. „Der gute Zweck", fuhr Saafira fort, „trat ein, als der Bezwinger der Löwen und Beherrscher der Winde -- was für eine eitle Eselei! -- schnarchend zur Seite fiel. Es gelang mir, eine gewisse Menge Rubine aus seiner Schatulle an mich zu bringen!"

Ahs und Ohs ertönten, Rosanna fragte jedoch neugierig: „Santa Maria Madonna! Ist dir auch gelungen, Steine mit aus Gemach nehmen? Wenn meine Nacht, ich mich immer in Vorzimmer mit seine alte Mama o eine seine Sorelle ganz auszie-en und dünnes -- äh -- wie sagt cortine? Sleier? Ja, Sleier hüllen, ehe sein Raum betreten darf. Und danach in Früh muss nuda wieder inause. Eh!"

„Oh, das ist bei mir nicht anders! Diese widerlich befleckten Gewebe würde ich nur ungern auch nachher wieder an meinem Körper spüren, wenn ich schon seine Hände hatte erdulden müssen, wenn nicht gar noch anderes."

„Ma ...?"

„Aber ich habe die Steine dort verborgen, wo er in dieser Nacht ganz sicher nicht mehr nachfühlen konnte! Er schlief dann ja auch schnarchend und grunzend wie ein Schwein, bis der Muezzin zum Morgengebet rief. Da hat er mich schleunigst hinaus verwiesen."

„Oh! -- Ah!"

„Aste du wieder gefunden alle, todas?", erkundigte sich die neugierige Isabella.

„Ja, ich habe alle Juwelen wieder und sie sind nun in einem ledernen Beutel, den ich um die Hüfte gebunden habe, bis auf eines, das mein neuer Herr und Gebieter suchen, finden und in Besitz nehmen soll. Jetzt! Sofort!" Bertram erschrak ein wenig und stockte, als er das zu übersetzen hatte.

Saafira blickte Bertram schmachtend an, der einige Sekunden dümmlich grinste, ehe er begriff. Dann aber fasste er seine Geliebte an der Hand und führte sie eilenden Schrittes außer Sichtweite ein Stück hinein in die Schlucht. Die Geräusche, die alsbald immer lauter zu vernehmen waren, verrieten Wigbert, dass auch dort eine große Ehezeremonie nach Wüstenart vollzogen wurde.

Er blickte sich um, Isabella, Marie-Claire und Swanhild näherten sich lüsternen Blickes. „Wir haben das Los entscheiden lassen", erklärte die blonde Brabanterin. „Rosanna musste auf den Wachposten und wir sollten erneut die Zeit nutzen!"

„Aber doch nicht alle drei zur gleichen Zeit!", suchte Wigbert einen Ausweg, doch die Frauenzimmer waren ohne Gnade.

„Pourquoi non? Wir aben geübt!", wandte Maria-Claire ein und schmiegte sich an den bangenden Ritter.

„Wie kommt es eigentlich, dass ihr alle ganz gut Deutsch sprecht?" Jede Ablenkung schien ihm zu dieser Zeit willkommen, zweifelte er doch nach dem amourösen Parforce-Ritt in den Morgenstunden an der Standhaftigkeit seines rothütigen Knappen.

Swanhild durchschaute zwar seine Absichten, ging aber leichten Mutes darauf ein, denn Marie-Claire und Isabella ließen sich nicht beirren und forschten bereits mit lockerer Hand unter Wigberts fadenscheinigen Lumpen. Selber trugen sie auch nicht viel am Leib, denn lieber liefen sie nackt herum, als sich in die Hurenlumpen zu hüllen. Das blühte ihnen noch früh genug.

„Wisset, edler Ritter aus dem fernen Abendland, wir hatten so unsere Geheimnisse, die wir nicht mit den Muslima teilen wollten. Deutsch war die eine Sprache, die keine von denen auch nur ein klein wenig verstand, hingegen Marie-Claire ganz gut, Isabella ein paar Brocken und Rosanna auch. So wurde es zu unserer Geheimsprache im Harem. Saafira hat wohl einiges vom Hakim gelernt -- und er von ihr. Das kommt ihm nun zugute, wie man erlauschen kann. Und jetzt komm, du bist erstarkt!"

Tatsächlich waren die Bemühungen der beiden Haremsdamen von hervorragendem Erfolg gekrönt und Wigbert ergab sich freudig dem unausweichlichen Schicksal. Ergeben ließ er sich auf eine Decke aus abgelegten Kleidern legen. Isabella empfing den Lohn für ihre Bemühungen und ließ sich aufseufzend von seinem rothütigen Knappen aufspießen. Die nackte Marie-Claire lagernde ihren glühenden Leib daneben und führte seine Kampfhand an ihre empfindlichste Stelle. Swanhild aber schürzte ihre Lumpen und senkte ihre köstliche Mitte über sein lustvoll erregtes Antlitz. „Zeige mir, dass deine Zunge nicht nur zu reden versteht, sprich zu mir in tausend Zungen der Wollust und halt nicht eher ein, als ich es dir befehle!", forderte sie mit Nachdruck, während sie ihr Gesicht dem erwartungsvollen der heißblütigen Andalusierin näherte.

Wigbert tat sein Bestes -- oder, um es profan auszudrücken: er vögelte Isabella wie ein andalusischer Stier, leckte Swanhild schlabbernd mit Verve und ließ dabei seine Finger an Marie-Claire wirbeln, dass ihr Hören und Sehen verging. Dabei versanken die lusttrunkenen Damen reihum in sinnlichen Küssen. Sie vergaßen Raum und Zeit und sogar, dass ihre Leben vom rasenden Emir bedroht waren. Aus diesem Rausch riss sie erst ein schriller Pfiff. Erschrocken fuhren sie auseinander und Bertrams Stimme ertönte: „Lasset uns schnell ein Gebet sprechen, ehe wir aufbrechen, unser sündiges Dasein zu retten. Wenn es uns an den Kragen geht, wollen wir reinen Herzens unserem Schöpfer entgegentreten." Er sank auf die Knie, stand aber sofort wieder auf, als er erkannte, in welch sündigem Geschehen er Wigbert und drei seiner kürzlich Angetrauten überrascht hatte.

Mit wehendem Umhang kam auch Rosanna herbeigeeilt, warf einen sehnsüchtigen Blick auf die lusterhitzte Gruppe um ihren frisch vermählten Ehemann und sah dann fragend auf Bertram. Der flüsterte Saafira etwas zu und diese verschwand geschmeidig wie eine Schlange. „Zuallererst wollen wir uns einmal kleiden, wie man es von Leuten, wie die, welche wir ab jetzt zu sein vorgeben, erwarten kann. Ärmlich, unauffällig, praktisch. In der kleinen Karawane, die wir bilden müssen, haben alle eine Rolle zu spielen, die ihren Fähigkeiten entspricht. Ihr, edler Ritter Wigbert und liebgewordener Freund, beherrscht die Landessprache nicht und auch nicht die Sitten und Gebräuche, daher müsst Ihr die Rolle des stummen Toren übernehmen. Saafira hat euch schon den Namen ‚Bihar' gegeben, was gut zu dem tumben Diener passt, der Ihr von nun an sein werdet, bis wir sicheres Land erreicht haben. Wenn Ihr Euch dumm stellt und tollpatschig, wird Euch niemand besondere Beachtung schenken, was Euch im Fall des Falles die Überraschung als Mitstreiter zur Seite stellt. Von mir dürft Ihr nämlich nicht viel erwarten, ich bin kein Kämpfer, doch eine Keule schwingen, das könnte sogar mir gelingen."

„Coltelli!", warf Rosanna plötzlich ein, „sono lanciatore di coltelli!" Alle schauten sie verblüfft an. Was meinte sie bloß?

Isabella begriff als erste: „Lanciatore? Lanzador?" Sie ahmte eine Wurfbewegung nach und Rosanna griff das auf. Lachend standen die beiden nebeneinander und schleuderten imaginäre Gegenstände von sich. Da ging auch allen anderen ein großes Licht auf, denn die geschmeidigen Bewegungen waren unmissverständlich. Rosanna verstand sich aufs Messerwerfen! Wie sie dann erzählte, hatte sie ein Verwandter aufgezogen, der als Schausteller von Wochenmarkt zu Wochenmarkt zog und sich als Messerwerfer produzierte. Zuerst war Rosanna das Ziel, aber nachdem sein ruhiger Wurfarm ins Zittern gekommen war, hatten sie die Rollen getauscht. Stolz präsentierte sie ein verschnürtes Bündel, das fünf scharf geschliffene Messer enthielt. Zwar wäre sie ein wenig aus der Übung, aber einen Bösewicht, der ihrem Wigbert ans Leder wollte, träfe sie allemal!

„Wenn das so ist, werden wir durch die Waffen der Frauen gerettet werden!", rief Bertram frohgemut, „denn dass Saafira ein Wirbelwind mit dem Krummschwert ist, habt Ihr ja am eigenen Leib erfahren, edler Ritter!"

„Ischt rischtich, wir kämpfen", meldete sich Marie-Claire zu Wort. Alle schauten sie entgeistert an. Mit welchen Fähigkeiten wollte sie nun ihre Fluchtgefährten überraschen. Doch sie lächelte verschmitzt. „Isch bringen alle Männär um Verstaand und dann kommen Bertram mit Cheule!", verkündete sie selbstbewusst. Alle lachten und meinten, das könne tatsächlich gelingen, denn wenn Marie-Claire etwas wirklich gut konnte, dann zu wirken, wie die leibhaftige Sünde.

Es konnte nicht ausbleiben, dass Isabella und Swanhild auffordernd gemustert wurden, ob auch diese mit geheimen Kampftaktiken aufwarten konnten. Aber die löwenmähnige Brabanterin starrte die Männer nur kampflustig an: „Was gafft Ihr uns an, werter Gatte?", wobei sie ein wenig spöttisch lächelte, „glaubt Ihr denn, Ihr hättet Prinzessinnen geehelicht? So wisset, dass dies am ehesten auf mich zutrifft. Ich war die jüngste Tochter eines Landedelmannes und über Gebühr den Männern zugetan. Als dies ruchbar wurde, war ich nicht mehr ehrbar unter die Haube zu kriegen und so blieben mir nach den Worten von Onkel Gottlieb, seines Zeichens Abt von Sankt Paul am Walde, nur entweder Kloster oder Hurenhaus. Das erschreckte meinen Herrn Vater, den der Teufel holen möge, derart, dass er mich noch am selben Tag im Kloster der Schweigenden Jungfrauen der Obhut von Mutter Ursula überstellte.

Es war deren erklärtes Ziel, meinen Willen mit allen Mittel zu brechen. Aber ich widerstand sowohl Hunger und Durst, als auch täglichen Schlägen mit der Rute. Doch eines Nachts riss sie mich aus dem Schlaf, zerrte mich in die Kapelle und ließ mich vor dem großen Kreuz niederknien. Sie forderte mich auf, endlich meine Starrköpfigkeit aufzugeben und als ich nur den Kopf schüttelte, schlug sie mich. Diesmal aber nicht mit der Rute, sondern mit einer neunschwänzigen Katze. Der erste Hieb riss meinen Rücken blutig. Der Schmerz fuhr wie heiße Lava durch meinen geschundenen Leib. Die Wut wuchs in mir zu einem Raubtier. Ich sprang auf, riss ihr die Peitsche aus der Hand und prügelte wie besessen auf sie ein. Sie floh kreischend, glitt aus und brach sich das Genick. Damit war mein Leben verwirkt.

Erstarrt wartete ich eine Weile, aber anscheinend hatte niemand etwas gehört. So bemächtigte ich mich ihres Schlüsselbundes, versah mich mit etwas Reisegeld aus der Schatulle in ihrer Zelle, schloss die kleine Pforte auf und floh bei Nacht und Nebel. Das Geld langte immerhin, bis ich aus dem Machtbereich des Klosters und meiner Familie entschwunden war, dann war ich auf das angewiesen, was mir die Straße bot. Erspart mir eine nähere Ausführung, ihr könnt es Euch wohl denken. Eines Tages bot mir ein vornehmer Herr -- so erschien er mir -- eine angenehme Stellung in seinem Haushalt als Zofe an. Doch er spielte mir übel mit, betäubte mich und als ich erwachte, befand ich mich zusammen mit Dutzenden anderer, unseliger, junger Menschen im Laderaum einer stinkenden Galeere auf dem Weg zum Sklavenmarkt von Tandscha. Da war ich grad siebzehn Jahre alt. Isabella hatte ein ähnliches Schicksal und wir wurden mit weiteren jungen Mädchen von einem Händler erworben, der den Emir und andere Haremshalter mit frischer Ware versorgte. Unser alter Emir Omar kaufte uns beide und nun waren wir mehr als fünf Jahre in seinem Gefängnis. Rosanna kam ein Jahr später, Marie-Claire erst vor zwei Jahren.

Aber jetzt sind wir frei!", brach es plötzlich lautstark aus ihr heraus. „Und nun sogar verheiratet! Doppelt verheiratet, mit Emir Omar und mit dem edlen Ritter Wigbert!"

„Damit werdet ihr noch grobe Schwierigkeiten bekommen", bemerkte Bertram trocken, „vorausgesetzt natürlich, wir überleben die Schwierigkeiten, in denen wir jetzt schon stecken. Also hört auf, Schauergeschichten auszutauschen und zieht euch endlich die Sachen an. Noch einmal: Wir müssen andere werden, mit anderen Namen und anderem Aussehen. Der edle Ritter Wigbert heißt ab jetzt ‚Bihar' und ist unser idiotischer Handlanger -- aber unter seiner schmutzigen Djellaba trägt er ein Schwert. Es ist leider nicht so gut wie sein eigenes war, aber besser als nichts. Ich bin euer aller Besitzer und nenne mich Selim, Swanhild, Isabella, Rosanna und Marie-Claire sind Freudenmädchen und wir nennen sie Wahida, Sabah, Amira und Mahana. Saafira ist die jüngste und ich werde sie als meine Tochter Fatma ausgeben. Kleidet euch unscheinbar und verhüllt euer Gesicht. Niemand soll eure wahre Schönheit erspähen. Wir werden zwar versuchen, jede Begegnung mit anderen Menschen zu vermeiden, doch ist es nicht sicher, dass es gelingt. Sollten wir doch mit anderen Menschen zusammentreffen, werde ich erklären, dass wir unterwegs sind zu einem persischen Wunderarzt in Isfahan, der den Aussatz heilen kann. Da wird niemand mehr etwas mit uns zu tun haben wollen, schon gar nicht mit den Mädchen."

Das sahen alle ein und hielten es für einen guten Plan. Zwar naserümpfend, dennoch schnell schlüpften die Flüchtlinge in die muffigen Kleider und waren bereit zum Aufbruch, als sich Saafira, die nun Fatma heißen sollte, bemerkbar machte. Ihren Handzeichen nach näherten sich Kamelreiter der Oase.

Bertram befahl, die Maultiere tiefer in die Schlucht zu treiben und alle Spuren zu verwischen. Er selbst lief mit Wigbert hinaus zum schütteren Palmenhain, um Nachschau zu halten, ob etwas ihre Anwesenheit verriete. Tatsächlich fanden sie zwei Spangen und einen reich geschmückten Gürtel, die wohl Wigberts Damen bei den stürmischen ‚Hochzeitszeremonien' abhanden gekommen waren. Ein letzter Blick und rasche Säuberungen mit einem trockenen Palmwedel, dann tauchten sie wieder in die Enge der Schlucht, wo sie von Saafira in Empfang genommen wurden. In ihren schäbigen, staubbedeckten Kleidern verschmolz sie fast mit den Felsen. Sie sollte die Reiter weiter beobachten und Bericht erstatten.

Ganz hinten in der Schlucht schimpfte Bertram halblaut. „Wenn ihr euch gleich bereit gemacht hättet, anstatt große Reden zu führen, wären wir ..."

„... den Reitern vermutlich in die Arme gelaufen", unterbrach ihn Wigbert respektlos. „Da draußen in der flachen Wüste hätten sie uns mit dem Tieren und dem Gepäck meilenweit gesehen und schnell eingeholt. Sei dankbar, dass wir so geschwätzig waren! Und bedenke überdies, dass du selbst es warst, der die Abreise zu verzögern begann, weil du deiner Lust zu frönen beliebtest."

Bertram murrte zwar ein wenig, musst aber doch zugeben, dass Wigbert da nicht falsch lag. „Da Ihr erwähnt", merkte Rosanna erregt an, „ich muss jetzt sagen, ich nix bekommen Liebe! Ich auch Recht! Ja! Jetzt! ‚Nützet Zeit!', du gesagt, werter Hakim oder Selim, und nun ich wollen auch!" Dabei blickte sie Wigbert unverwandt und glutvoll an.

Der seufzte nur, denn offenbar wurde ihm nun bewusst, dass vier Frauen nicht nur Lust im Übermaß, sondern auch manche Sorge mit sich brachten. „Rosanna, Teuerste, nichts, was ich lieber täte, doch unser aller Leben hängt davon ab, unbemerkt zu bleiben. Täte ich aber, wonach unser Sinnen und Trachten steht, bestünde allerhöchste Gefahr, dass der Ausbruch größter Wonnen nicht ungehört in diesen schroffen Felsen verhallte. Darum üben wir uns ein wenig in Enthaltsamkeit." Und zur Besiegelung gab er Rosanna einen langen, tiefen Kuss.

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