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Robbenjagd

Geschichte Info
Kleine Speckrobbe trifft auf einen besonderen Jäger.
3.4k Wörter
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Gemütlich schwamm ich im Meer, für mich alleine. Meine Kolonie hatte ich verlassen, da ich langsamer schwamm als die anderen und somit ein Sicherheitsrisiko für sie war. Das war für mich zwar gefährlich, aber bislang hatte kein Robbenjäger mich wirklich in die Fänge bekommen, auch wenn es einige schon versuchten.

Ich war klüger als sie. Ihre plumpen Fallen entdeckte ich oft schon bevor sie sich zurückgezogen hatten. Bei einigen von ihnen machte ich mir einen Spaß daraus vor ihren Augen in die Falle zu gehen. Sie freuten sich jedes Mal, machten sich lustig über die dumme Robbe und spielten mit mir in meiner Lage.

Ich würde das nie einer anderen Robbe gegenüber zugeben, aber so manches Mal genoss ich ihre Spiele, ja ich liebte sie sogar. Ich genoss es, wie sie mich anstarrten und begrapschten in der Falle. Wie sie mit ihren Jagdspeeren vor mir rumspielten. Wenn sie mich dann aber als Beute in ihr Dorf bringen wollten, entwischte ich ihnen jedes Mal. Auch wenn ich Spaß an dem Spiel hatte, ich liebte meine Freiheit und wollte gar nicht genau wissen, welches Schicksal mich bei diesen simpel gestrickten Jägern ereilt hätte. Sie hätten mich nie ernsthaft in Gefangenschaft nehmen und benutzen können für ihr Vergnügen und das zeigte ich ihnen auch jedes Mal. Die wenigsten sah ich ein zweites Mal wieder.

Wahrscheinlich hatten sie danach das Jagen aufgegeben, ausgelacht von den anderen Dorfbewohnern. Sie hatten nicht einmal eine einzelne, fette Robbe jagen können. Zu meinem Glück kamen immer neue Jäger, sodass mir selten ein Spielkamerad fehlte, auch wenn mich die immer gleichen Fallen, Speerrassler und Demütigungen manchmal langweilten. So hatte ich immer wieder Phasen, in denen ich aufhörte sie zu verlocken und versteckte mich in Höhlen oder in Fischschwärmen, die sie nicht interessierten. Langfristig aufhören allerdings konnte ich ja doch nicht. Der Nervenkitzel war einfach zu groß und die Neugier darauf, ob doch ein Jäger mal etwas neues zu bieten hatte. Außerdem war es keinesfalls so, dass sie alle exakt gleich waren. Manche waren junge, wendige Burschen mit den neuesten Harpunen zum Robbenfang. Wahrscheinlich wollten sie später Haie jagen, die waren beliebtere Beute und ich schätze, sie brachten den Jägern mehr Anerkennung ein, weil sie gefährlicher waren. Die Robben jagten sie zum Üben und zum Amüsement.

Es gab aber auch die alten Seebären, manche ausgemergelt von jahrelanger, eher erfolgloser Jagd. Die, die hager waren, weil sie ihren mühsam erjagten Lohn in immer größere und längere Jagdwaffen steckten. Getrieben von der Gier nach der großen, fetten Beute. Sie hatten es besonders verzweifelt auf mich abgesehen. Ich wäre in der Tat ein fetter Fang gewesen. Sie lachten hysterisch, sobald ich mich ihnen näherte, lange bevor ich überhaupt in die Nähe der Fallen kam. Wenn ich sie dann ignorierte, hörte ich manche von ihnen jammern und aufgeben. Andere wieder schäumten vor Wut, gerieten in Raserei und verfolgten mich. Ihnen tat ich manchmal den Gefallen, mich fassen zu lassen. In der Regel hatten sie ihre Fangnetze vor Aufregung vergessen und so hatten sie Mühe meinen glitschigen, runden Körper zu greifen. Es gab Tage, da hielt ich dann ganz still und war eine brave Beute. Sie hielten mich dann besonders fest, hielten sich selbst für den Jäger des Jahrhunderts, dass sie eine Robbe mit bloßen Händen gestellt und erlegt hatten.

Nun.. „erlegen" ließ ich mich aber nicht. So sehr ich Freude empfand an ihrem Triumph, auch ihnen entwischte ich.

Aber nicht jeder der erfahrenen Jäger war hager. Manche waren auch kräftig, mit vollem Bart oder auch ohne. Breitschultrige, teilweise fette Männer, die es sich bequem gemacht hatten mit dem, was sie von ihrer Jagdbeute kassierten und die nur noch zum Spaß jagten. Bei ihnen beschlich mich oft das Gefühl, sie glaubten, ihnen flöge die Beute einfach so zu und das, obwohl ihre Ausstattung oft sehr verbraucht aussah.

Stumpfe Speere, winzige Netze, die teilweise stanken von den Kadavern meiner Artgenossen. Nicht einmal Käfige hatten sie. In der Vergangenheit hatte ich schon beobachten können, was für Beute ihnen in die Netze gingen. Das waren größtenteils alte Tiere, die ähnlich wie ich, ihre Familie schützen wollten und einfach dem unausweichlichem zuvorkommen. Lieber bei einem erfahrenen Jäger, als bei einem Jungspund, der nicht wusste, wie man so ein Tier fachgerecht erlegt und ausweidet. Sie blieben bis zum Schluss ruhig und gönnten ihrem Peiniger den Erfolg. Etwas, das für mich unerklärlich war, mich sogar anwiderte und was die Jäger nur bestätigte in ihrem Handeln und dem Selbstbild ein großer Robbenjäger zu sein.

Die andere Sorte Beute hier waren Jungtiere, denen die Erfahrung fehlte. Die gar keine Gefahr witterten oder sie unterschätzten. Die an naive Märchen glaubten, nicht alle Jäger seien auf Beutefang oder die ihre eigenen Kräfte überschätzten.

Ein stumpfer Speer tat halt doch weh und die Löcher in den kleinen Netzen waren doch nicht groß genug, um ihnen zu entkommen. Wenn sie ihre missliche Lage erkannten, paddelten sie panisch mit ihren Flossen um den Fängen des Missetäters zu entfliehen, aber vergebens. Es war zu spät und über diese Fänge wirkte die Freude der Robbenjäger besonders widerlich auf mich.

So unterschiedlich die Jäger und so ähnlich die Taktiken und Werkzeuge vom Prinzip her waren, eines war exakt gleich bei den allermeisten von ihnen: Es gab keinen Respekt vor ihrer Beute, keinen Blick dafür, was wir für sie gaben, egal aus welchen Motiven auch immer. Hatten wir das nicht verdient? Egal, ob wir uns geopfert hatten für andere, damit sie nicht in die Fänge der Jäger gerieten oder ob wir ihnen eine Freude machen wollten, das Leben erleichtern wollten oder Spaß daran hatten -- wir haben uns ihnen hingegeben.

Als eine Delfinschule an mir vorbei zog, zogen meine Gedanken wieder weg von den Jägern. Ich dachte darüber nach, wie viel schöner es wäre eines von diesen Tieren zu sein. Sie waren viel schöner und die männlichen unter ihnen waren, so erzählte man sich hier im Meer, sehr paarungsfreudig und eigentlich immer bereit dazu ein Delfinweibchen zu beglücken. Wie gerne hätte ich das einmal erlebt, zumal auf Grund der Jagdsituationen bei ihnen oft jedes Weibchen von vielen Männchen umgeben war. Dass den Weibchen dieser Drang nach Nähe oft lästig war, wurde von den männlichen Artgenossen dabei meist ignoriert und selbst das schien mein Blut zum Brodeln zu bringen. Was dachte ich mir nur?

Seit ich die Kolonie verlassen hatte, waren die Hände, Netze und Speere der Jäger, das einzige, was mein speckiger Körper gespürt hatte und ich vermisste es mich mit einem Männchen zu verpaaren. Vielleicht ging ich auch deswegen so oft mit den Jägern auf Tuchfühlung.

Ich schwamm noch etwas weiter gen Norden, wo ich die Nächte gern in der Nähe eines Küstendorfes verbrachte, als ich dich entdeckte. „Alter Seebär. Ich verstehe." dachte ich und lächelte. Ich hatte wieder Lust zu spielen und freute mich, dass es kein Jungspund war, der das Spiel nur allzu schnell zu einem Ende zwingen würde.

Ich sah mich nach deiner Falle um, entdeckte aber keine. Gut, vielleicht war ich zu früh und du hattest deine Netze noch nicht ausgeworfen. Auch du schienst mich nicht bemerkt zu haben und so zog ich mich etwas zurück um zu beobachten, wann du deine Netze auswerfen würdest und ob du mir eventuell schon auf dein Werkzeug einen Blick gewähren würdest, aber das tatest du nicht.

Irgendwann wurde es mir zu langweilig und ich schwamm provokativ direkt vor dir auf und ab. Tauchte immer wieder an die Wasseroberfläche, was gefährlich war, nur um dann wieder zu verschwinden.

Und du? Du hast einfach dagesessen und mich zufrieden lächelnd beobachtet. Ja warst du denn am Ende gar kein Jäger?

Ich zog mich verwirrt und ein bisschen beleidigt wieder zurück in meinen Unterschlupf, den ich auch für mein Nachtlager nutzen konnte.

Dein Lächeln ging mir nicht aus dem Kopf. Es war kein schmieriges, viel zu siegessicheres. Es war auch kein hektisch aufgeregtes, kein hysterisches. Es war kein nach Erfolg lechzendes Lächeln nach langer Durststrecke.

Es wirkte lediglich etwas amüsiert. Was hatte dich so amüsiert? Hattest du mich doch etwa entdeckt und glaubtest, ich wäre leichte Beute für dich, so allein daher schwimmend? Hieltest du mich für ein naives Jungtier, dass sich nicht nach Netzen und Käfigen umsah und jeden toten Fisch fraß, völlig gleich ob ein Jäger ihn vergiftet haben könnte?

Ich fühlte mich gekränkt und nahm mir vor dem auf den Grund zu gehen.

Neugierig kam ich aus meiner Höhle geschwommen und sah dich -- im Wasser. Das war erst einmal nicht ungewöhnlich. Gerade die jüngeren Jäger platzierten gerne Käfige am Grunde des Wassers und tauchten dafür so tief sie konnten um die Position zu bestimmen und sicherzustellen, dass das daran befestigte Seil die richtige Länge hatte.

Ältere Jäger jedoch brauchten das nicht mehr. Sie hatten die Erfahrung, wie lang ein Seil sein musste, damit des Jägers Falle an ihr Ziel kam und durch die bloße Manneskraft wieder eingeholt werden konnte. Aber auch hier gab es Ausnahmen, gerade bei den hagereren Vertretern.

Was aber ungewöhnlich war: Du hattest keinen Käfig bei dir und hieltest kein Seil in der Hand.

Dein Körperbau war kräftig. Anders als ich vermutet hatte, hattest du wenig Fell am Körper. Es war warm, deswegen hattest du dich deiner Klamotten entledigt, wahrscheinlich damit sie weder nass noch schmutzig wurden. Einen gänzlich unbekleideten Jäger sah ich selten, insbesondere unbewaffnet. Das war viel zu gefährlich für euch hier im großen Meer. Ich war so fasziniert, dass ich näher schwamm.

Als ich so nah war, dass du mich fast hättest greifen können, blicktest du dich zu mir um und lachtest „Da bist du ja! Ich dachte schon, du hättest mich verlassen." Ich erschrak und schwamm hektisch hinter den nächsten Felsen.

Noch nie hatte ein Jäger in seiner Sprache mit mir kommuniziert. Für gewöhnlich taten sie das nur unter sich. Trotzdem verstand ich ihn natürlich. Er hatte mich also doch vorher entdeckt und gehofft, dass ich zurück komme. Wollte er mich also doch fangen? Dieser Jäger... ich merkte gar nicht, wie meine Flossen mich zu ihm zurücktrugen. Er war bis zur Brust im Wasser, direkt vor einer hohen Sandbank, auf der sein Boot lag. Diese waren hier eher ungewöhnlich. Es wirkte fast wie eine sehr tiefe Stufe. Vor der Sandbank sah ich nun ein feines, großes Netz, offen gespannt. Er musste mich also doch für ein naives Jungtier halten, dass ihm ins Netz schwamm. Sollte er nur denken. Ich werde genügend Abstand halten.

„Ich hab dich gesehen mit den anderen Jägern. Du bist klug. Besonders schnell bist du nicht, aber du bist ja auch eine kleine, sehr schwere Speckrobbe." Deine Stimme klang anerkennend, zu meinem völligen Unverständnis. Zum einen klang es nicht wirklich lobend als langsam und fett hingestellt zu werden und zum anderen fragte ich mich, was du denn schon gesehen haben wolltest. Wie ich die anderen Jäger hier an der Nase rumführte? Das war nicht weiter schwer. Darauf konnte ich mir wahrlich nichts einbilden. Wirklich fordernd waren die wenigsten für mich. Einige, mit wirklich guten Harpunen oder großen Käfigen statt Netzen, die, ja, die vielleicht. Wie oft hattest du meine Spiele mit den Jägern wohl schon beobachtet?

Unruhig schwamm ich immer wieder in die Tiefe, nur um zurück zur Oberfläche zu kommen und zu sehen, ob du noch da sitzt. Ich bin wild und plätschere an der Wasseroberfläche mit meinen Flossen, meine Nase wackelt dich an, bevor ich wieder in die Tiefe gleite. Bei einem Delfin hätte das eleganter ausgesehen. So viel ist sicher.

Als mich die Kondition verließ, schwamm ich in Zeitlupe wieder in deine Richtung, gerade so weit, dass die Schnauze aus dem Wasser ragte. Bloß nicht zu nah an dich ran oder an deine Falle.

„Schau, ich bin alt und wenn ich ehrlich bin, ich brauche keine große Beute. Du wärst wahrlich eine prachtvolle, aber ich kann mein Leben bequem leben, auch ohne dich."

Du sprichst beruhigend auf mich ein. Willst du mich in Sicherheit wiegen um dich dann mit deinem Netz auf mich zu stürzen? Du mochtest alt sein, sahst dafür aber fit aus und ich war fett und unbeweglich. Ausgelaugt von meiner triebigen Aufregung und damit leider leichte Beute.

„Ich glaube ja, dass du Spaß daran hast mit den Jägern zu spielen. Seit Jahren erzählt man sich unter ihnen von dir und auch ich habe schon länger dein Treiben begutachtet. Erstaunlich, dass dich das Spiel noch nicht anödet. Oder findest du es doch manchmal langweilig?" Regungslos hörte ich dir zu. Nur selten bewegte ich langsam und vorsichtig meine Flossen, um nicht zu nah an das Netz heran zu treiben.

„Weißt du, was ich manchmal denke? Es ist erstaunlich, dass sie nicht merken, wie du sie ausstrickst. Die alten Seebären und die jungen Wilden. Du bist scheu, das merkt man dir aber nicht an, so vorwitzig wie du dich in die langen Speere und großen Käfige wirfst. Sie merken es nicht, aber du scheinst immer genau zu wissen, wie weit du mit ihnen gehen kannst und wenn du keine Lust mehr hast, flutschst du kleine, süße Speckrobbe einfach wieder hinaus in die Freiheit, zum nächsten Jäger. Du magst die Abwechslung wohl?"

Bei den Worten rümpfte ich meine schwarze Nase und plätscherte erbost mit den Flossen an der Oberfläche, dass es dich nasspritzte. Wolltest du etwa andeuten, dass ich nur von Jäger zu Jäger flitzte, wie eine triebgesteuerte Jungrobbe, die die Lebensgefahr nicht erkannte und dem puren Nervenkitzel nachjagte? Die sich einlullen ließ von den großen Reden einiger von eurer Art, dass Robben nur dafür da seien erlegt und mit Harpunen durchlöchert zu werden, bevor man sie erst ran- an sich und dann ausnimmt, bis man an ihr kostbarstes kam und den Rest einfach an den Meeresufern liegen ließ, wo die Reste von Aasfressern einverleibt wurden?

Mein Ärger schien dir aufzufallen. Du vermochtest die Robbensprache deutlich besser zu lesen, als die Jäger, denen ich in letzter Zeit begegnet war. Allein dieser Umstand ließ mich etwas ruhiger werden und meine Neugier war ungebrochen.

„Was hältst du von einem weiteren Jagdspiel? Ich verspreche dir dich nicht zu erlegen, denn wie ich schon sagte, das habe ich gar nicht nötig. Ich möchte wie du ein wenig Abwechslung, ein bisschen Spaß haben. Nicht nur du weißt das zu schätzen. Lass uns schwimmen, gemeinsam. Lass es uns anders machen als die anderen Jäger mit ihrer Beute. Ich nehme nur meinen alten Speer aus meinem Boot und dieses Netz, das du schon gesehen haben wirst. Mein Speer ist nicht der beste, nicht der neueste und bei weitem nicht mehr groß und scharf. Ich weiß nicht, ob du das für deinen Nervenkitzel bräuchtest, dann musst du weiterschwimmen und dir andere Jäger suchen. Du wirst sicher welche finden. Wenn es dir aber ums Hetzen und Jagen geht, dann wäre ich glücklich dein Spielpartner für heute sein zu dürfen."

Bei deinen Worten merkte ich, wie der Trieb in mir wieder stärker wurde. Ich wollte dein Angebot annehmen. Es erschien mir neu und aufregend und so viel spannender als die Perspektive auf die üblichen Jäger. Auch wenn sie eventuell schneller waren, ihre Speere spitzer und ihre massiven Käfige mich durchaus reizten, heute wollte ich von dir gejagt werden.

Ich schwamm näher, bedacht darauf das Netz nicht zu berühren, berührte deinen Fuß und schwamm weg. Nicht zu schnell, denn ich wollte meine Kräfte aufteilen. Ein Nicken, ein Griff in dein Boot, das auf der Sandbank aufgelaufen war und dann ging es los. Ich wetzte durch die Fischschwärme, um Felsen herum, in dunkle Höhlen und ließ dich dort allein. Nackt schwammst du hinter mir her und folgtest mir so gut du es konntest. Ich achtete darauf immer wieder auch an die Oberfläche zu schwimmen und dass wir uns immer in der Nähe deines Bootes befanden oder an einer Sandbank. Jedes Mal, wenn ich zurück blickte, sah ich das Feuer in deinen Augen, das ich so ähnlich nur von jungen Jägern kannte und mich einige Male schon fast verbrannt hatte. So ging es eine ganze Weile. Ich hatte immer größere Mühe Abstand zu halten. Da! Dein Netz streifte meine Schwanzflosse. Ich dachte, ich würde sie noch wieder befreien können, aber sie verhedderte sich und du zogst mich zu dir an die Oberfläche, wo du nach Luft schnapptest.

„Vergiss nicht, dass ich nicht so lange unter Wasser sein kann, wie du, ja kleine Speckrobbe? Aber fürs erste habe ich dich!" Ich spürte deine kräftigen Pranken an meinem runden Bauch, spürte dass deine Hände gierig nach unten glitten und deinen keuchenden Atem in meinem Gesicht. Du befreitest mich nicht aus dem Netz, in dem meine Flosse immer noch verhakt war.

Deine Hände ließen das Blut in mir Toben und ich spürte auch den Speer an mir reiben, während du mit mir rangeltest.

„Du bist wirklich ein Prachtfang. Ein absoluter Gewinn. Dich hätte ich gerne gefangen, bevor ich mich zur Ruhe gesetzt habe, aber da warst du sicher noch ein Robbenbaby und die sind für uns Jäger mit Ehre absolut tabu."

„Jäger mit Ehre?" Du wurdest mir immer sonderbarer. Gab es etwa Jäger, die in Robben nicht nur billiges Frischfleisch sahen?

Immerhin hieltest du dich von zu jungen Tieren fern, das machte dich noch sympathischer.

Ich konzentrierte mich auf deine Hände, die sich fordernd um meinen Körper drängten und strampelte. Du wolltest eine Robbenjagd und ich wollte mich nicht so leicht geschlagen geben. Ich zappelte wild in deinen Armen, sodass mein ganzer Speck nass an deinem Oberkörper bis zu den Oberschenkeln rieb. Es spritzte immer wieder und ich merkte, wie mein Besamungsloch sein Sekret absonderte, dass artgenössischen Männchen meine Paarungswilligkeit signalisieren sollte. Das war mir schon öfter auf der Jagd passiert, aber nie war ich dem Jäger dabei so nah gewesen.

Der Speer drückte sich immer heftiger an mich. Ich spürte, dass er wirklich nicht mehr der schärfste war, aber ich hatte schon bemitleidenswertere erlebt. Provokativ rieb ich mich daran. Als du das bemerktest, hieltest du ihn mir mit einem dreckigen Grinsen hin. „Na, den willst du spüren? Den alten Speer? Jetzt schon? Na komm schon, da hab ich aber wirklich mehr von dir erwartet."

Das schien für dich der richtige Zeitpunkt zu sein, meine Flosse wieder zu befreien, mir auf den Hinterspeck zu hauen, dass es klatschte und mich damit aufzumuntern fort zu schwimmen.

Ich schwamm dem Klatschen folgend weg, schaute mich aber nach dir um. Du warst in Richtung der Sandbank geschwommen, auf der dein Boot wartete. Müde klettertest du hinein und ließt den Speer und das Netz zwischen deinen Beinen etwas ins Wasser hängen, während du dich auf der Bootkante sitzend ausruhtest.

Ich schwamm zu dir, umkreiste die Sandbank, schwamm vor dir auf und ab. Immer wieder paddelte ich mit den Flossen gegen das Netz oder stupste auffordernd mit der Nase gegen den Speer zwischen deinen Beinen.

Da war wieder dieses Grinsen in deinem Gesicht, als du anfingst mich mit deinem Speer zu pieksen. Stück für Stück stießt du das harte Ding in meinen weichen, wabbeligen Körper. Sogar meine Löcher hast du damit mehrmals gestoßen ohne mich großartig zu verletzen.

„Ach kleine Speckrobbe, du bekommst wohl nicht genug, mh? Aber ich bin ein alter Mann und das Ufer ist noch fern. Ich muss das Boot ins Wasser schieben, damit ich nach Hause fahren kann zu meiner Frau. Aber sei dir gewiss, hier findest du noch andere Kameraden zum Spielen. Du wirst noch vielen Jägern Freude und Frust bereiten und wer weiß? Vielleicht treibt uns das Meer bald wieder zusammen? Fändest du das schön?"

Da! Das war es. Das war der Respekt, den eine Speckrobbe wie ich nur selten erlebte, teilweise sogar nur als Hohn. So selten, dass ich mir selbst schon oft die Frage gestellt hatte, ob es nicht überheblich war ihn zu verlangen. Ob es nicht doch eher so sein sollte, dass ich dankbar sein musste, dass ein Jäger, ein höheres, gefährlicheres Wesen mich als Beute erwählte.

Respekt war es, den dieser Jäger, von den anderen unterschied.

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