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Bruder und Schwester begreifen sich als perfektes Liebespaar.
27.8k Wörter
196.9k
64
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Alle Personen sind über 18 Jahre alt.

*

Das erste sanfte Tageslicht schimmerte durch die Vorhänge am Fenster von Leonies Zimmer. Im Halbschlaf warf die Schülerin einen Blick auf die Uhr. Zwanzig vor sieben. Normalerweise lief jetzt ihr Radiowecker, sodass die herrschende Stille ihr bewusst machte, dass Samstag war, sie ausschlafen und noch ein wenig träumen konnte. Sie nahm das kleine Kissen, das auf ihrem großen Kopfkissen lag und schob es in die Mitte des Bettes, zwischen ihre Beine, um sich daran zu reiben. Ein wenig erregt dämmerte sie wieder weg.

Zusammen mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder Florian, genannt Flo, bewohnte Leonie das Dachgeschoss im Haus ihrer Eltern. Es hatte fast die Qualität einer eigenen Wohnung: Alles, was ihnen dazu fehlte, war eine Küche. Wenn man die Treppe heraufkam, konnte man geradeaus in ein Badezimmer durchgehen, das die Geschwister sich teilten, rechts davon war die Tür zu Leonies Zimmer, links führte der Weg zu Flo. Wer sich in einem der Räume befand, musste jedoch nicht zur Treppe zurück, um ins Bad zu gehen, denn in den hinteren Bereichen der beiden Zimmer gab es jeweils noch mal eine Tür dorthin.

Etwa eine Stunde, nachdem Leonie das erste Mal die Augen geöffnet hatte, erwachte Flo und spürte eine heftige Morgenlatte. Er bedauerte, dass dahinter keine sexuelle Erregung steckte, sondern seine Blase zu stark gefüllt war. Im Bett liegen zu bleiben und sich selbst zu befriedigen, war somit leider keine Alternative. Müde schleppte er sich auf die Toilette.

Leonie wälzte sich mit einem heißen Urlaubsflirt auf einem Strandhandtuch und tauschte leidenschaftliche Küsse mit dem attraktiven Südländer aus, als das Meeresrauschen eine bedrohliche Lautstärke annahm. Mit aller Macht versuchte sie, sich an den schönen Traum zu klammern, weil ihr eigentlich längst klar war, was gerade passierte. Im nächsten Moment hatte sie nicht mehr den idyllischen Sandstrand vor Augen, sondern ihr Zimmer zu Hause, und musste akzeptieren, dass das mediterrane Meeresrauschen nur die heimische Toilettenspülung gewesen war. Sie verfluchte ihren Bruder, umso mehr, als sie feststellte, dass sie nun auch auf Toilette musste und somit nicht in ihrem warmen Bett liegen bleiben konnte.

Flo kroch in seinem Zimmer wieder unter die Bettdecke und versuchte, weiterzuschlafen. Kaum hatte er seine Augen geschlossen, zerstörte ihm die laute Toilettenspülung direkt wieder die Entspannung. Dennoch konnte er der Situation etwas Positives abgewinnen: Wenn Leonie und er jetzt beide gepinkelt hatten, würde für die nächste Zeit Ruhe sein. Und es war ja erst Viertel vor acht.

Die Geschwister hatten ein entspanntes Verhältnis. Sie hatten Spaß zu zweit und in der ganzen Familie, sie gingen sich auf die Nerven, sie stritten und vertrugen sich, waren aber grundsätzlich immer füreinander da. So lange es nicht einer von ihnen ausdrücklich verboten hatte, störten sie sich nicht an spontanen gegenseitigen Besuchen in ihren jeweiligen Zimmern. Obwohl die Verteilung der Räume klar festgelegt war, hatte es sich so mit der Zeit ergeben, dass ihre Sachen sich über das ganze Dachgeschoss verteilten. Der Begriff "Wohngemeinschaft" war für ihr Zusammenleben deshalb fast zu schwach. Auch, weil es für beide keine Rolle spielte, wie sie voreinander aussahen, welche Kleidung sie trugen oder ob sie überhaupt welche trugen und es kein Problem für sie war, gleichzeitig das Bad zu benutzen.

In jedem Zimmer gab es direkt neben der Tür zum Badezimmer ein Alleinstellungsmerkmal, das die Geschwister sich teilten: In Flos Zimmer stand dort ein großes Regal, in dem sie ihre Schulsachen, alle Bücher, CDs, DVDs und Spiele untergebracht hatten, in Leonies Zimmer befand sich dafür der große, gemeinsame Kleiderschrank. Daraus ergab es sich, dass Flo morgens meistens das Zimmer seiner Schwester betrat, um sich sein Tagesoutfit herauszunehmen. Leonie störte sich abgesehen von dem sowieso unkomplizierten Umgang mit ihrem Bruder auch deshalb nicht daran, weil sie es kaum mitbekam, da es sich in der hintersten Ecke des Raumes abspielte.

Es war halb neun, als Flo es aufgab, noch einmal einzuschlafen. Erneut schwang er sich aus dem Bett und ging durch das Bad Richtung Kleiderschrank. An der zweiten Tür drückte er bemüht leise die Türklinke herunter und schlich sich auf Zehenspitzen in Leonies Zimmer.

"Hey", hörte er die raue, noch etwas verschlafene Stimme seiner Schwester und erfuhr so, dass seine Bemühungen völlig umsonst gewesen waren. Er ging um die Ecke und sah Leonie mit ihren zerzausten, braunen Haaren im Bett liegen.

"Guten Morgen", begrüßte er sie.

"Schon wach?", fragte sie ihn.

"Ich kann nicht mehr schlafen, seit du auf dem Klo warst!", frotzelte er.

Leonie lachte.

"Du warst aber zuerst auf dem Klo!"

Gespielt genervt seufzte Flo und setzte sich auf die Bettkante.

"Sonst gut geschlafen?"

Sie brummte unzufrieden.

"Das war jetzt deine Antwort?"

Leonie brummte ein weiteres Mal.

"Mir ist zu warm!", stellte sie dann fest und schob ihre Decke beiseite. Unterhalb der Boxershorts, die sie trug, kamen nicht nur ihre schönen, nackten Beine zum Vorschein, sondern auch das kleine Kissen.

"Warum schläfst du mit einem Kissen unter der Decke?", wunderte Flo sich.

"Keine Ahnung", stellte sie sich dumm, "das ist mir im Schlaf da irgendwie hingerutscht."

Flo griff nach dem Kissen, um seinen Kopf darauf abzulegen, als er anschließend zu ihr ins Bett stieg und sich auf den Rücken legte. Mit einem T-Shirt und Boxershorts trug er in etwa das gleiche Outfit wie seine Schwester und stellte beim Blick in Richtung Fußende etwas fest:

"Sag mal, hast du da eine von meinen Boxershorts an?"

Leonie grinste verlegen.

"Erwischt..."

"Aber wieso? Du hast doch eigene..."

"Aber keine so schöne... und bequeme..."

"Und da hast du dir gedacht, du klaust die einfach mal, der dumme Flo merkt das schon nicht?", witzelte er.

"Nein", beschwichtigte sie ihn, "ich dachte, du wirst schon nichts dagegen haben. Wir sind doch Geschwister!"

Bei ihrem nächsten Satz brach sie in Gelächter aus:

"Du kannst dir auch gerne mal meine Unterwäsche leihen!"

"Gerne, aber nur, um dir da reinzuwichsen!", erwiderte Flo reflexartig und erschrak im nächsten Moment darüber, dass er das wirklich laut gesagt hatte.

"Iiiih, baaah, du Ferkel!", war Leonies Reaktion, mit der sie ihn sofort wieder provozierte.

"Jetzt tu doch nicht so, da stehst du doch drauf!"

"Deine Mudda steht drauf!", antwortete sie und kassierte innerhalb von einer Hundertstelsekunde seinen Konter:

"Das ist auch deine Mudda!"

Daraufhin konnte Leonie sich vor Lachen nicht halten und steckte ihren Bruder schnell an. Die beiden konnten nicht mehr aufhören, bis sie keine Luft mehr bekamen und infolgedessen keine andere Wahl hatten, als sich wieder zu beruhigen. In dieser Erholungsphase legte Leonie ihren Kopf auf die Schulter ihres Bruders und sah ihn mit ihren treuen, dunkelblauen Augen an.

"Flo?"

"Hm?"

"Wenn du in meine Unterwäsche wichsen willst, heißt das, du stehst auf mich?"

Irritiert drehte Flo ihr seinen Kopf zu.

"Wie bitte? Du bist meine Schwester!"

"Okay - war eine blöde Frage."

Die beiden wandten ihren Blick nicht voneinander ab.

Flo grinste verschmitzt, schob seinen Arm unter Leonies Rücken und hob ihren Körper ein kleines Stück hoch.

"Nein, du hast Recht", lachte er, während sie sich zur Seite abrollte und schließlich auf dem Bauch lag. Blitzschnell legte er sich auf sie, hielt sie unter sich fest und drückte seinen Unterleib gegen ihren.

"Ich bin total scharf auf dich und will geilen Inzestsex mit meiner heißen Schwester! Ja, ja, ja!"

"Au, das tut weh", beschwerte sie sich lachend, als sie Flos Gewicht auf sich spürte. "Geh von mir runter!"

Leonie versuchte, sich zu befreien, Flo hielt dagegen, sodass die beiden sich in einem Spaßkämpfchen im Bett hin- und herwälzten, bis ihnen erneut die Luft ausging.

"Stooop!", flehte Leonie um Gnade, als Flo mal wieder die Oberhand gewonnen hatte und sie hilflos unter ihrem Bruder gefangen war. Er ließ von ihr ab, sie drehte sich auf die Seite.

So lag er hinter ihr, mit seiner Hand berührte er ihren Arm und kraulte ihn zärtlich. Ohne ein Wort zu sagen, griff sie kurz darauf hinter sich, um Flo die Hand auf den Po zu legen und ihn an sich zu drücken. Er löffelte seine kleine Schwester, legte den Arm um sie und schloss die Augen.

Die Geschwister spürten sich gegenseitig, ihren inzwischen wieder ruhigen Atem, sie fühlten ihre Nähe und zusammen gelang ihnen das, was sie beide allein nicht mehr geschafft hatten: Friedlich aneinandergekuschelt schliefen sie noch einmal ein. Im Dämmerzustand rieb Leonie langsam ihren Po an Flos Ständer, der diesmal nichts mit einer vollen Blase zu tun hatte.

Im Arm ihres großen Bruders fühlte Leonie sich geschützt und geborgen. Der Altersunterschied machte sich inzwischen zwar kaum mehr bemerkbar, doch sie hatte sich in ihrem tiefsten Inneren nie von dem Gedanken verabschiedet, dass Flo groß und stark war und auf sie aufpasste. Kam nun ein Monster ins Zimmer, würde es keine Chance haben. Natürlich glaubte sie schon lange nicht mehr an Monster, aber für alle Fälle abgesichert zu sein, war trotzdem ein gutes Gefühl.

Flo atmete ruhig und tief ein. In seinem Bauch sammelte sich die Luft an, sodass er sich sanft gegen Leonies Rücken drückte. Am Hinterkopf seiner kleinen Schwester sog seine Nase ihren Duft ein: Überreste des Shampoos, Duschgels und Deos vom Vortag, vermischt mit ihrem eigenen Körpergeruch, der sich durch den Nachtschweiß gebildet hatte. Die Kombination war jedoch keinesfalls unangenehm. Er konnte sie im wahrsten Sinne des Wortes "gut riechen".

Um zehn Uhr öffnete Leonie wieder die Augen und beschloss, aufzustehen. Ihr Bruder sah ihr nach, als sie auf ihren nackten Füßen trippelnd den Weg zum Bad einschlug. Das lange, braune Haar fiel ihr offen über die Schultern. Sie war insgesamt eher klein, ein Meter sechzig vielleicht, und mit einer tollen, schlanken Figur ausgestattet. Die zierlichen Beine wirkten lang im Verhältnis zu ihrer Körpergröße, sie war sozusagen ein Model im Miniaturformat. Flo behielt die Uhr im Blick, weil er wusste, dass eine Dusche seiner Schwester etwa eine Viertelstunde in Anspruch nahm.

Es war Viertel nach zehn, als Leonie die Dusche abdrehte und einen Schritt nach vorne machte, um die Türen der Duschwand zu öffnen und sich von draußen ihr Handtuch zu holen. Doch wie von Zauberhand öffneten sich die Türen von außen und eine Hand reichte ihr das Handtuch hinein. Verdutzt steckte sie den Kopf aus der Dusche und sah in Flos dunkle, braune Augen in einem fürsorglichen Gesicht. Dass er auch nackt war, bemerkte sie gar nicht.

Sie bedankte sich bei ihm, nahm das Handtuch und begann, sich abzutrocknen.

"Bitteschööön", flötete Flo fröhlich und ging zum Waschbecken, um sich dort die Zähne zu putzen.

"Wasch machschst du heute scho?", fragte er mit der Zahnbürste im Mund.

"Ich bin nachher mit Jonas verabredet."

"Oh, ein Date?!"

"Das ist kein 'Date'!"

"Und Jonas weiß das auch?"

"Wir sind nur Freunde!", bestand sie darauf, während sie sich mit dem Handtuch die Fußsohlen trocken rubbelte und anschließend die Dusche verließ.

"Leonie und Jonas, Leonie und Jonas, Leonie und Jonas...", leierte Flo im Kindergartentonfall vor sich hin, bis seine Schwester mit dem Handtuch auf ihn eindrosch.

"Hör auf jetzt!", protestierte sie und hängte des Handtuch an einem dafür vorgesehenen Haken auf.

Er spülte seinen Mund aus und säuberte seine Zahnbürste. Die Geschwister standen nun gemeinsam vor dem Spiegel.

"Im Ernst", fuhr Flo fort und sah seine Schwester durch den Spiegel an, "ihr kennt euch lange, ihr versteht euch gut, ihr mögt euch. Ihr würdet super zueinander passen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er Nein sagen würde."

"Ich weiß", seufzte Leonie. "Aber ich mag ihn eben wirklich nur als Freund. Und genau deshalb will ich ihn nicht verletzen."

"Okay. Alles, was ich will, ist, dass es dir gut geht", erwiderte Flo und küsste sie auf die Wange, bevor er in die Dusche ging. Zufrieden lächelnd sah Leonie ihm im Spiegel nach, wo er nun von hinten zu sehen war. Ihr Bruder war bestimmt zwanzig Zentimeter größer als sie, hatte kurze, struppige, schwarze Haare, war gut gebaut und hatte einen ziemlich knackigen Hintern. Eine liebe Freundin hätte sie ihm von Herzen gegönnt.

Nachdem Leonie am Nachmittag mit Jonas im Kino gewesen war, hatten die beiden Pech mit ihrem Bus nach Hause gehabt: Einer war gerade abgefahren und der nächste kam erst eine halbe Stunde später. Zum Zeitvertreib lud Jonas seine beste Freundin auf ein Eis ein. Da die Eisdiele jedoch brechend voll gewesen war, hatten sie es auf die Hand genommen und saßen nun zu zweit an der Bushaltestelle.

Jonas' Blick wanderte angespannt durch die Gegend.

"Alles klar bei dir? Suchst du was?", hakte Leonie nach, der seine merkwürdigen Gebärden nicht entgangen waren.

Seine Augen zuckten nun noch nervöser. Dann atmete er tief durch und erklärte:

"Ich muss dir was sagen."

"Okay?!"

"Also, es ist so, ich hab..."

Bitte sag es nicht, dachte Leonie, die nach ihrer langjährigen Freundschaft mit Jonas ein Gespür dafür hatte, was ihn beschäftigte. Bitte sag einfach etwas anderes.

"Leonie, ich hab mich in dich verliebt."

Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Welchen Ausweg hatte sie, mit dem sie ihm nicht wehtun würde?

"So, jetzt ist es raus", stellte er erleichtert fest. Die Erleichterung hielt nur kurz an, weil er bald darauf merkte, dass sie immer noch nicht reagiert hatte.

"Jonas, das...", stammelte sie unbeholfen kopfschüttelnd und ihre Bemühungen, kein mitleidiges Gesicht zu machen, gingen wahrscheinlich komplett nach hinten los. Denn Jonas hatte es schon begriffen und seufzte enttäuscht:

"Du nicht."

"Es tut mir so leid", versuchte sie, das Beste aus der Situation zu machen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ich habe dich wirklich sehr gern als besten Freund, aber mehr ist da nicht. Und ich will dir nichts vormachen. Mir ist klar, dass das jetzt richtig scheiße für dich ist und wenn ich jetzt nicht aufhöre, zu reden, tue ich dir wahrscheinlich nur weiter weh. Deshalb höre ich jetzt besser auf, zu quatschen. Komm her."

Sie umarmte ihn fest. Beide atmeten tief durch.

"Vielleicht ist es besser, wenn wir uns eine Weile nicht sehen", schlug Jonas von sich aus vor, als sie sich aus der Umarmung lösten.

"Ja, vielleicht", stimmte Leonie ihm traurig zu.

Der Bus kam. Leonie und Jonas sprachen auf der Fahrt kein Wort mehr, bis sie sich voneinander verabschiedeten. Nachdenklich sah sie aus dem Bus ihrem besten Freund hinterher, der zuerst aussteigen musste und mit gebrochenem Herzen die Straße entlang trottete. Mit einem lieb gemeinten Lächeln auf den Lippen winkte sie ihm noch einmal zu, wie sie es seit vielen Jahren jedes Mal tat. Doch diesmal winkte Jonas nicht zurück und würdigte sie keines Blickes.

Leonie fühlte sich elend und wollte nur noch nach Hause. Sie hoffte, dort Flo ihr Herz ausschütten zu können und ging gar nicht erst in ihr eigenes Zimmer, sondern direkt zu ihm. Allerdings war dort niemand. Also stieg sie die Treppe wieder hinunter und erkundigte sich bei ihren Eltern nach Flo.

"Er ist bei seiner Lerngruppe", berichtete ihre Mutter und hakte besorgt nach: "Ist alles in Ordnung bei dir? Du siehst so blass aus..."

"Jaja, alles klar", log Leonie, "es war nur ein aufregender Film. Ich geh wieder nach oben."

In ihrem Zimmer schmiss sie sich auf ihr Bett und drückte ihr Gesicht frontal auf ihr Kopfkissen, als würde die so vor ihren Augen entstehende Dunkelheit sie vor der Realität bewahren. Natürlich half ihr das kein bisschen dabei, ihre Gedanken abzustellen, sondern sie drückte damit nur ihre Nase platt. Für das, was sie soeben getan hatte - ihrem besten Freund Jonas eine Abfuhr zu erteilen - hätte sie jedes andere Mädchen auf Lebenszeit verflucht, ach was, in Stücke gerissen.

Warum konnte sie nicht genau so fühlen wie er? Warum musste sie so gemein zu ihm sein? Er hatte es verdient, glücklich zu sein! Warum musste ausgerechnet sie diejenige sein, die ihm das kaputt machte? Warum hatte er sich auch ausgerechnet in sie verliebt? Sie hatte jede Menge toller Freundinnen, mit denen sie ihn jederzeit verkuppelt hätte! Und was sollte es, dass ihr Bruder ausgerechnet jetzt mit seiner Lerngruppe abhängen musste, statt für sie da zu sein?! Eine Stunde lang wälzte sie sich unruhig hin und her, dachte darüber nach, ob sie tief in sich nicht doch größere Gefühle für Jonas finden konnte, ob sie es vielleicht einfach mit ihm versuchen sollte und ob die Liebe möglicherweise mit der Zeit noch kommen würde...

Dann hielt sie es nicht mehr aus und gab eine Nachricht auf ihrem Smartphone ein, die sie an Flo schicken wollte: "Kannst du nach Hause kommen? Ich brauche dich!" Doch sie zögerte, die Nachricht abzuschicken. War sie denn wirklich eine solche Dramaqueen? Hatte sie die Zeit als hilfloses, kleines Mädchen, das ohne großen Bruder nicht klar kam, nicht hinter sich? Gerade wollte sie die eingetippte Nachricht wieder löschen, als sie Schritte auf der Treppe hörte. Sofort stolperte sie aus dem Bett und stürzte aus ihrer Zimmertür. Auf der Treppe stand eine große, junge, blonde Schönheit mit Modelmaßen.

"Oh, hi", begrüßte die Blonde sie und streckte ihr die Hand aus, "du musst Leonie sein. Dein Bruder schwärmt ja in den höchsten Tönen von dir. Wir sind uns bestimmt schon mal auf dem Schulhof über den Weg gelaufen. Ich bin Kati."

Bevor Leonie etwas erwidern konnte, kam Flo die Treppe herauf.

"Oh, schon zurück?", sprach er Leonie an, "wie war's mit Jonas?"

"Gut", presste Leonie zwischen ihren Zähnen hindurch. Die Wahrheit ging diese Kati einen Scheiß an.

"Ist das dein Freund?", wollte das blonde Model neugierig wissen. Leonies Augen funkelten böse.

"Ihr bester Freund", antwortete Flo für seine Schwester.

"Verstehe", grinste Kati.

Gar nichts verstehst du, dachte Leonie, und das ist auch gut so.

"Mein Zimmer ist da", erklärte Flo und ließ Kati hineingehen. Sie drehte sich noch einmal zu Leonie um und säuselte: "Okay, bis später, Süße!"

In Gedanken schüttelte Leonie sich angeekelt, während Flo Kati folgte, seiner Schwester ganz leise zuraunte: "Jetzt bitte nicht stören!", und die Tür hinter sich schloss.

Leonie ging zurück in ihr Zimmer und knallte die Tür von innen zu.

"Echt nett, deine Schwester", sprach Kati kurz vor dem lauten Knall aus, um danach irritiert zu fragen: "Was war das?"

Flo nahm ihre Hände und sah ihr in die Augen.

"Egal", antwortete er. "Endlich allein..."

Sie legte ihre Hände an die Seiten seines Bauchs und zog ihn an sich. Ihre Lippen trafen sich zu einem zarten Kuss, bei dem ihre Zungen zaghaft miteinander spielten.

Flo schloss die Augen und sah - Leonie.

Auf einmal war ihm, als hätte er etwas übersehen. An seiner Schwester war eben etwas anders gewesen als sonst. Nicht so, dass es jeder gemerkt hätte. Kati zum Beispiel hatte sie nett gefunden, obwohl sie kaum ein Wort mit ihr gewechselt hatte. Aber er war ihr Bruder und er merkte, wenn etwas nicht stimmte.

Kati küsste ihn leidenschaftlich fordernd und zog ihn zum Bett. Er versuchte, den Gedanken an Leonie zu verdrängen. Es war unglaublich, dass die rattenscharfe Kati mit zu ihm gekommen war, willig, mit ihm rumzumachen. Die Chance konnte er sich nicht entgehen lassen, nur weil Leonie irgendeine Laus über die Leber gelaufen war. Was auch immer ihr Problem war, es musste bis morgen warten. Er stieg mit Kati ins Bett und schob seine Hand unter ihr Top.

Trotz aller innerer Gegenwehr konnte Leonie nicht anders, als sich vorzustellen, was gerade im Zimmer ihres Bruders passierte. Am Morgen hatte sie zwar noch darüber nachgedacht, dass sie Flo von Herzen eine Freundin gönnte, aber damit hatte sie bestimmt nicht gemeint, dass er jetzt mit diesem nuttigen Flittchen rummachte. So wie die aussah, ging sie wahrscheinlich alle drei Tage mit einem anderen Jungen nach Hause. Sie meinte nun, sich daran zu erinnern, dass sie Leonie tatsächlich schon mal auf dem Schulhof gesehen hatte und zwar immer mit verschiedenen Jungs. Bestimmt hatte Kati schon ihre halbe Stufe gevögelt. Wie war das möglich, dass Flo ausgerechnet auf diese billige Schlampe reinfiel?

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