Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Summertime - and the Living is easy

Geschichte Info
Wahrnehmungen, Beobachtungen, Atmosphäre - eine Fingerübung
2.6k Wörter
4.2
7k
0
Geschichte hat keine Tags
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

War das ein schöner Tag. Die Sonne wärmte die Stadt in erträglichem Maße. Die Straßen waren voller gutgelaunter, sonnenhungriger Menschen gewesen.

Langsam neigt sich der Tag dem Ende zu. Die Sonne verwandelt sich in einen großen, roten Feuerball und schickt sich an, hinter der Silhouette der Stadt zu versinken. Ich rücke meinen Sonnenstuhl auf dem Balkon zurecht, dieses Schauspiel zu genießen. Auf dem kleinen Tischchen steht ein Glas Gin-Tonic. Er soll mir Gesellschaft leisten, während ich den Tag Revue passieren lasse.

Ich gönnte mir den Luxus, einmal ausschlafen zu können. Kurz vor High-Noon sagte ich meinem Futon adé und trollte mich in die Küche. Ich setze die Kaffeemaschine in Betrieb, stellte Brot, Wurst und Marmelade auf den Tisch. Während die Kaffeemaschine vor sich hinblubberte, erledigte ich die Morgentoilette. Die Zahnpflege war in drei Minuten erledigt. Die Rasur ließ ich aus und die Haare leisteten dem Kamm keinen Widerstand.

Unbekleidet, wie der Herr mich einst erschuf, begab ich mich zurück in die Küche und bereitete ein kleines Frühstück. Ein größeres würde sicher im Laufe des Tages folgen.

Nach einem Becher Kaffee, einer Scheibe Marmeladenbrot und einem Schinkenbrot, ging es zurück ins Schlafgemach. Ich öffnete den Kleiderschrank, wählte eine Chino, ein hellblaues Hemd und braune Slipper. Was brauchts mehr?

So in Schale geworfen verließ ich mein bescheidenes Domizil, nicht ohne zuvor noch ein Sacko geschnappt zu haben für den nötigen Kleinkram -- Smartphone, Schlüssel, Brieftasche, Taschentuch.

Nein, kein Tempo. Ein Herr hat stets ein unbenutztes Taschentuch aus Stoff bei sich, möglichst weiß. So gewappnet für den Tag schloß ich die Wohnungstüre hinter mir, eilte das Treppenhaus hinunter und trat durch die Haustür.

Die Stadt hieß mich willkommen. Sie war nicht groß. Aber sie konnte mit einem Bahnhof aufwarten, in nächster Nähe zum alten Rathaus gelegen. Beide Gebäude begrenzten den Marktplatz, eines südlich, das andere nördlich. Aus den anderen Himmelsrichtungen führte die alte Handelsstraße auf den Platz.

Ich hatte es nicht weit und ging an den kleinen Fluß entlang, der parallel zur Hauptstraße dahinplätscherte. Ein Stück weit vor dem Marktplatz verschwand er unter der Erde, um am anderen Ende wieder aus der Unterwelt aufzutauchen.

Ich aber ergab mich ganz den sommerlichen Eindrücken. Alle Welt schien es mir gleichtun zu wollen. Familien waren unterwegs, verliebte Paare und auch Singles. Auf Braut- oder Bräutigamschau? Oder der Suche nach der Eissdiele?

Eines erkannte ich schnell. Der derzeitige Trend waren hautenge Leggins. Bei den Damen. Kam mir eine entgegen, konnte ich direkt erkennen, sie war rasiert, oder trug die Haare links gescheitelt. Nicht sexy. Nicht die Frisur, die Leggins. Ging sie vor mir her, fraß sich die Leggins tief zwischen die Backen. Auch nicht anregend. Aber dann ging eine vor mir her, da mußte ich arg an mich halten. Ein Weib mit einem Prachtarsch. Nicht in Leggins. In Jeans. Und unter diesem Prachtarsch zwei passend mächtige Schenkel.

Ich bin zu gut erzogen, um auf offener Straße zu fragen, ob ich massierend Hand anlegen dürfte. Und so genoß ich stumm vor Glück den Anblick dieses -- Prachtarsches.

Schon kam mir wieder eine Leggins entgegen. Meist waren es übrigens junge Damen, hin und wieder aber auch ältere Semester. Und manchmal auch eine, die sich dem Trend besser hätte verweigern sollen.

Aber zurück zu dieser Leggins. Sie kam mir also entgegen. Und ich schaute wieder hin. Mäßig interessiert. Und drehte mich nach ihr um, als sie vorbei war. Und erblickte wieder die Backen. Wieso zog sie überhaupt etwas an und ging nicht einfach mit entblößtem Gesäß spazieren? Einiges werde ich nie begreifen.

Ich drehte mich also wieder um, den Blick auf meinen eigentlichen Weg gerichtet und erblickte -- eine Jeans-Shorts und eine rote Bluse. Nicht eng, nicht weit. Gerade richtig -- für zwei schwingende Brüste und deren Nippel, die sich durch den Stoff zu bohren versuchten. Ich schaute zwei Millimeter höher und wurde zweier blitzender Augen gewahr, sowie eines spöttisch verzogenen Mundes. Man muß bedenken, daß zwei Millimeter auf drei bis fünf Meter Abstand eine Menge sind.

Da kamen also zwei schwingende Brüste und blitzende Augen auf mich zu. Oha. Es dauerte nur zwei Sekunden, dann erreichte mich - die Frau? der Spott? Gottes Gerechtigkeit? Und es begab sich, daß sie sich bei mir unterhakte. Wir standen Arm in Arm. Ich bekam weiche Knie. Wer eigentlich nicht, wenn man unerwartet mit einer unbekannten, attraktiven Frau Mitte 40 dicht an dicht steht?

"Ich habe es gesehen, du Lüstling. Du hast ihr eindeutig auf den Arsch gekuckt."

Sie grinste.

"Äääähhm."

"Und ich habe auch bemerkt, daß du einen Blick auf meine Swinger hattest. Nachdem du den Blick von dem Arsch lösen konntest."

Noch ein blödes "Äääähhm".

Sie kam mir jetzt ganz nah, wischte mit der Zunge über meine Ohrmuschel.

"Weißt du was? Dein Blick hat mir den Tag gerettet. Ich liebe es, wenn meine Fleischkugeln unter der Bluse schwingen. Glockengleich. Und ich liebe es, wenn die Kerle es bemerken und starren. Diese Blicke senden Signale in meinen Kopf. Und mein Kopf sendet Signale in meinen Schritt. Und der wird dann klitsche-patsche-naß. Ich einer anderen Zeit, auf einem anderen Planeten, würde ich Dich jetzt vor mir knien lassen und du dürftest mich zu deinem Genuß genießen. Aber leider -- falsche Zeit, und die Shorts haben keine Knöpfe im Schritt."

Sie wischte ein zweites Mal mit der Zunge über meine Ohrmuschel.

"Ich wünsche dir trotzdem einen wunderschönen Tag."

Sprachs und verschwand.

Ich stand erstmal wie bestellt und nicht abgeholt, und schaute den Shorts hinterher. Dann schüttelte ich mich und setzte meinen Weg fort.

Kaum war ich einige Schritte gegangen, bemerkte ich eine Gruppe junger Frauen. Unzweideutig aus südlicheren Gefilden. Nicht selbst, aber in zweiter oder dritter Generation. Spanien? Griechenland? Jedenfalls mediterran. Es leben die Vorurteile.

Fröhlich schnatternd, sinnlich, aufreizend, gleichzeitig unnahbar.

Eine von ihnen trug eine Carmen-Bluse. Ich liebe diese Teile. Weiter Ausschnitt, kurze Ärmel und sie enden irgendwo zwischen Brust und Nabel. Bei ihr war der eine Ärmel von der Schulter gerutscht. Wir gern hätte ich sie herumgewirbelt, an mich gezogen und die Schulter geküßt.

Es sind manchmal die kleinen Dingen, die das Herz erfreuen.

Ich lasse die Gruppe hinter mir.

Auftritt Harry und Sabine. Ich kenne nicht ihre wirklichen Namen, ich nenne sie nur so.

Harry war echt unbeschreiblich. Shorts, Feinrippunterhemd, Birkenstock. Aber gesegnet mit, man kann es nicht anders beschreiben, Wahnsinnstitten. Sabine konnte da nicht mithalten. Auch nicht wegen ihrer Jogginghosen. Mir fiel Karl Lagerfeld ein, und seine Meinung zu Jogginghosen.

Ich weiß nicht, warum ich die beiden erwähne. Andererseits hat jeder sein Recht auf seine 15 Minuten Ruhm. Sagte nicht Andy Warhol ähnliches?

Endlich erreichte ich den Marktplatz. Natürlich war heute kein Markttag und so hatten die, in den Seitenstraßen ansässigen, Restaurantes und Gelaterias dort ihre, sonst spärliche, Außengastronomie erweitert und aufgebaut. Es herrschte ein buntes Treiben. Kinder tollten über den Platz, derweil die Eltern Gelati, Pasta oder alkoholisches genossen. Und auch hier die unvermeidlichen Pärchen, verliebte Blicke tauschend. Außerdem die Jäger und Jägerinnen des unbekannten Schatzes, die Singles.

Kaum saß ich an einem Tisch und hatte einen Gin-Tonic bestellt, steuerte eine dieser Jägerinnen auf mich zu. Zumindest kam es mir so vor. Andererseits hatte sie wenig Ähnlichkeit mit dieser Spezies. Zumindest nicht an diesem Tag. Sie trug, völlig untypisch fürs Wochenende, schwarze Marlenehosen und eine weiße Hemdbluse. In der einen Hand hielt sie eine Laptoptasche und in der anderen ein über die Schulter geworfenes Jacket.

"Sie gestatten?"

"Natürlich. Nehmen sie Platz. Ich nähme grad gern ein zweites Frühstück. Darf ich sie einladen?"

"Gerne, danke. Stellen sie es zusammen? Ich hätte aber statt eines Kaffees lieber ein kleines Pils. Auch wenn es nicht dem Klischee einer Dame entspricht. Abgesehen davon haben sie hier diese entzückenden kleinen Pilstulpen. Die sehen aus wie Sektflöten, und enthalten ein weitaus leckereres Getränk."

Die Unbekannte schmunzelte.

Ich winkte nach dem Kellner und gab die umfangreiche Bestellung auf.

"Sie sehen ein wenig hektisch aus. Dabei ist Wochenende."

"Jetzt ja. Bis eben war Business. Ich trüge grad gern eher alles andere als schwarz-weiß. Es ist gelegentlich zum Speien. Das war jetzt gut gesagt, näää?"

Dieses 'näää' haute mich mich um. Ich stellte sie mir vor, mit wirrem Blick im Strahl kotzend und lachte laut auf.

"Glauben sie mir, manchmal sind die Kunden dermaßen... Ich sach ma, eine Domina täte ihnen gut. So richtig mit Leder und Stahl und Haue. Mitten in die Fresse rein."

"Das kenne ich. Das ist von den 'Ärzten'."

Wir lachten schallend.

"Darf ich mich vorstellen. Ich bin Sophie. Software-Nothelfer."

"Angenehm. Stefan. Schreiner und Software-User. Bleiben wir beim 'Du'?"

"Nicht bevor ich mein Pils habe und wir förmlich Brüderschaft getrunken haben."

Glücklicherweise kam das Pils umgehend. Wir verschränkten die Arme, sie nahm einen Schluck Pils, ich einen Schluck Gin-Tonic, und besiegelten den Blutsgeschwisterbund -- beinahe.

"Nun fehlt noch der Kuß."

Sie hielt mir ihren -- leicht geöffneten - Mund entgegen.

Ich setzte meine Lippen sanft auf ihre und staunte nicht schlecht, als sie ihre Zunge zwischen meine Lippen schob. Es wurde ein zarter, aber intensiver Blutsgeschwisterkuß.

'Muß man auch mal erlebt haben', dachte ich mir, als unsere Lippen sich lösten. Ihre Augen blitzen mich an.

"Was machst du hier an diesem sonnigen Tag?"

"Ich gebe mich dem Müßiggang hin und beobachte das bunte Treiben. Und stelle Studien an, über das, was nur sommerliche Kleidung sein soll, oder sogar sexy."

"Und zu welchen Ergebnissen ist der Beobachter gekommen?"

"Manches erregt tatsächlich die Sinne. Manches läßt viele Fragen offen."

"Fragen?"

"Genau. Fragen. Zum Bleistift, ob nicht viele Menschen jemanden bräuchten, der sie bei der Hand nimmt, und bei der Auswahl der Garderobe hilfreich zur Seite steht."

Sophie prustete los. Sie schien den selben Humor zu besitzen wie ich. Erfrischend.

"Sieh mal grad dahin. Etwas links und dann dreißig Meter entfernt. Der Herr und die Dame. Das nenne ich sommerlich. Und elegant. Diese Grandezza. Säße ich nicht, gäben meine Knie nach."

Ich blickte in die beschriebene Richtung. Dort spazierte ein Paar über den Marktplatz, beide um die siebzig Jahre alt. Er trug einen sandfarbenen Anzug, Dreiteiler, und einen Panamahut. Dazu passend braune Schuhe. Und er ging mit einem Stock. Er ging nicht am Stock. Er war nicht gebrechlich. Der Stock war ein Accessoire, wie sein Hut. Ein Bild zum Niederknien. Seine Begleiterin, sicher seine Gattin, hatte ihre Hand leicht auf seinen Arm gelegt und schien neben ihm herzuschweben. Gewandet in einen, ebenfalls sandfarbenen, Rock -- etwa dreiviertellang. Eine passende Jacke und eine schlichte weiße Bluse rundeten die Erscheinung ab. Unnötig zu erwähnen, daß sie einen wagenradgroßen Sommerhut trug.

"Das ist Stil. Das ist Sommer. Das ist 'Jenseits von Afrika'".

"Du sabberst", neckte Sophie mich.

"Blödsinn", fuhr ich sie scherzhaft an.

"Dann wende doch deinen Blick mal wieder deiner näheren Umgebung zu und gib dein Urteil über meine Garderobe ab."

"Darf ich eben einen Happen nehmen? Du solltest auch zulangen. Das Frühstück ist keine Dekoration."

Wir schmausten uns durch die Leckereien. Frische Brötchen, Marmeladen und Honig aus der Umgebung und selbstgeschlachtete Wurstspezialitäten der örtlichen Metzgerei. Ein Fest für die Götter, an einem Tag zum Prinzen, oder Prinzessinnen, zu zeugen.

"Müpst du jescht ma dein malifischiertes Urteil reis?"

"Hat Dir nie keiner beigebracht, daß mit vollem Mund nicht gesprochen wird bei Tisch?"

"Dosch, aber isch bin...... wadde mal."

Sophie spülte die letzten Reste des opulenten Frühstücks mit einem anständigen Schluck ihres Pils hinunter.

"Sorry. Ich weiß, daß sich das nicht gehört. Ich sehe eben wieder Mamas strengen Blick auf mir ruhen. Aber ich bin doch neugierig. Du hast eben sooo geschwärmt. Und ich habe mir heute morgen echt Mühe gegeben. Jawoll. Schmoll."

"Liebste Sophie. Darf ich das so sagen, um dich zu beruhigen und deine Gunst wiederzuerlangen? Deine Garderobe ist nahezu ebenbürtig. Stilvoll, elegant, gleiches Jahrhundert. Aber eine andere Gegend. Nicht 'Jenseits von Afrika', sondern Berlin. Dir fehlt nur noch der typische Charlestonschnitt. Keine trug damals Löwenmähne. Das kam erst Jahrzehnte später mit Farrah Fawcett."

"Du bist so süß."

Wenn ich eines nicht bin, dann süß. Süß sind Kinder unter 12 Monaten. Aber das verriet ich Sophie dann doch nicht. Aber immerhin, eines erstaunte mich. Sophie erschien so tough. Und dann schmolz sie dahin wegen weniger Worte über ihre Erscheinung.

"Ich bin aber nicht nur stilvoll und elegant", riß sie mich aus meinen Gedanken. "Ich bin gleichzeitig sexy. Nicht so deutlich, wie die eine oder andere."

"What??"

Durfte ich meinen Ohren trauen?

"Jahaaa", trumpfte sie auf. "Ich trage nichts drunter, unter dem Businessdress. Außerdem ist mir warm und ich schwitze."

"Aha. Und nun?"

"Wart's ab."

Ich überlegte, ob es eine gute Idee gewesen war mit dem Bier für sie. Sophie erschien mir etwaws enthemmt.

"Ich weiß, was du jetzt denkst. Ich hätte kein Bier bestellen sollen.. Aber dem ist nicht so. Laß mich deine Gedanken und Blicke grad auf etwas anderes lenken. Siehst du den jungen Kerl dort, der von rechts kommt? Seine Hose?"

Ich sah mich unauffällig um. Da kam ein junger Mann in Jeans, Sneaker und Polo-Hemd in unsere Richtung.

"Siehst du die Jeans? Wie sie sein Gemächt betont? Finde ich nicht sexy. Aber interessant. Ob sich wohl hinter dem Reißverschluß das finden läßt, was die Beule verspricht?"

Da war er wieder. Der schlimme Humor und ihr Auge für Mode und Stil.

"Der Junge hat keinen, oder nur wenig Stil. Aber auch keine Ahnung. Und wie du sagtest, keinen, der mit ihm einkaufen geht. Und sicherlich wird er schnell und weit laufen, wenn ihm eine zu Testzwecken in den Schritt greift."

"Das würde dir gefallen? Der Griff und sein Hasenpanier."

"Ein Griff ins Volle in jedem Falle. So wie es dir gefiele, deine Hand auf nasse Lippen zu legen."

"Was soll ich sagen?"

"Einfach mal nichts. Kommen wir darauf zurück, daß ich unter dem Businessdress sexy bin. Ich schwitze auch immer noch. Ich trage übrigens keinen Büstenhalter. Ich verabscheue sie. Alleine das Wort 'Büstenhalter' verursacht mir Schmerzen. Ich trage meine Brüste offen, wie meine Haare. Aber wegen manch komischer Gestalt klebe ich meine Nippel mit Leukoplast ab. Das unterbindet Pokies. Es gefällt dir?"

Sophie begann die Knöpfe der Bluse zu öffnen. Hatte ich erwähnt, daß sie recht große Brüste hat? Sie griff in die Laptoptasche und zog ein Tuch daraus hervor. Gebannt folgte ich ihren Händen. Sie streiften die Bluse links und rechts von den Brüsten. Dann hob die eine die erste Brust, es war die linke, ein wenig in die Höhe und die zweite Hand wischte mit dem Tuch den Schweiß von der Haut unter der Brust. Ebenso verfuhr Sophie mit der anderen, der rechten, Brust.

Dieses in wenigen Zeilen geschilderte, zog sich tatsächlich einige Zeit hin. Sophie wußte um die Sinnlicheit ihrer Handlung, um die Faszination ihrer Brüste.

"Es gefällt mir. Sogar sehr. Nur nicht das Leukoplast. Aber das denke ich mir mal weg"

Ich schaute einfach zu. Nach einer scheinbar unendlichen Zeit ordenete sie ihre Garderobe.

"Ich muß jetzt gehen. Die Zeit mit dir war angenehm. Es gibt wenige Menschen, die deine Sinnlichkeit, deinen Sinn für das Schöne haben. Und einfach genießen, was sie sehen."

Sie stand auf, dankte für Speis und Trank und verließ mich mit einem Lächeln.

Ich winkte dem Kellner, hieß ihn die Reste des späten Frühstücks abzuräumen. Und bestellte einen weiteren Gin-Tonic.

Später am Tag.

Die Sonne ist mittlerweile verschwunden und es wird Zeit sich dem TV-Programm zuzuwenden. Ob es etwas spannendes gibt? Tatsächlich, es ist Zeit für das Sportstudio. Na, mal schauen. Ich schalte den Fernseher ein und bin gespannt.

Die Titelmelodie erklingt, die Kamera blendet auf und - Auftritt Dunja Hayali. Sie moderiert die Sendung an, Gäste, Themen und so weiter. Die Kamera fährt auf sie zu. Heute trägt sie eine dunkle Hose. Schwarz? Dazu eine schwarze Bluse. Satin? Und die für eine Sportsendung unvermeidlichen Sportschuhe. Wer hat sich diesen Blödsinn einfallen lassen, daß Moderatoren und Moderatorinnen einer Sportsendung stets Sportschuhe tragen müssen? Ich stelle mir Wim Thoelke, Dieter Kürten oder Harry Valerien in Sportschuhen vor. Zu ihrem Anzug, der seinerzeit Pflicht war.

Derweil zieht die Kamera weiter auf. Frau Hayali kommt größer ins Bild. Und man erkennt, unter der Bluse trägt sie -- nichts. Ihre Nippel sind deutlich zu erkennen. Wie kann das angehen? So kalt kann es im Studio nicht sein. Macht TV-Präsenz geil? Kann/darf/muß/soll man es als Provokation deuten? Oder unter Gleichberechtigung abheften? Immerhin tragen die Herren Moderatoren auch keine BH's.

Ich warte auf die Zusammenfassung des Spieltages.

Bitte bewerte dies Geschichte
Der Autor würde sich über dein Feedback freuen.
  • KOMMENTARE
Anonymous
Our Comments Policy is available in the Lit FAQ
Posten als:
Anonym
4 Kommentare
AnonymousAnonymvor mehr als 1 Jahr

Wunderschön und sehr treffend geschrieben.

Bei solchen Texten merkt Mann, wie alt er wirklich ist, weil Jünglinge solche Geschichten nicht wirklich verstehen können.

Bobby

NorthernManHHNorthernManHHvor mehr als 1 Jahr

Flanieren in seiner eigentlichen Form, das Auge schweift umher, die Gedanken fliegen leicht dahin, eine sich entwickelnde Situation löst sich wieder auf, der Zweck des Tages ist, den Tag zu erleben, mit seinen vielfältigen Anregungen, zu spielen, zu genießen, zu verharren in der Idee des Moments. Den Beobachtungen der verschiedenen Modeunglücken stimmt der lesende Flaneur gern zu, es scheint, als sei den Menschen entgangen, dass sie einander Freude bereiten können, denn wie schon in der Schullektüre vermittelt: Kleider machen Beute!

Danke!

AnonymousAnonymvor mehr als 1 Jahr

fantastisch. Toll geschrieben. Danke

Marty_RTMarty_RTvor mehr als 1 Jahr

Ausgesprochen kurzweilig, stilvoll und leichtfüßig geschrieben. Sehr schön!

Teile diese Geschichte