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Träume

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Träume, die die Realität nicht überleben ... (Softerotik)
5.8k Wörter
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Ich habe aufgehört, die Tage zu zählen. Noch immer kann ich nicht glauben, dass wir uns damals zu, ersten Mal geküsst haben. Wenn es nur ein Kuss gewesen wäre. Doch es ist viel mehr passiert. Mehr, als wir wahrhaben wollten. Man kann Liebe einfach nicht geheim halten, so sehr man es auch versucht. Nur waren wir die Letzten, die es verstanden haben. Warum glaubst du, wurden wir gewarnt? Weil sie unser Glück verhindern wollten? Oder weil sie uns schützen wollten?

Die ersten Wochen sind vergangen, als wären es nur Stunden. Zwei Erwachsene haben Kinderspiele im Wald gespielt. Es würde mich nicht wundern, wenn man die Stelle, an der wir den halben Tag über gelegen haben noch immer am plattgedrückten Gras erkennen könnte. Ich kann und will es nicht leugnen: Es waren die schönsten Wochen meines Lebens. Es ist eines dieser Dinge, die immer erst zu spät klar werden.

Die Routine, als wir wieder daheim waren, tat weh. Nichts durfte sich verändern und doch war alles anders. Es war seltsam, aufgefangen zu werden, wenn man fällt. Wenn man jahrelang alleine war, ist es nicht einfach, dort wieder jemandem zu begegnen. Obwohl du es warst. Gerade, weil du es warst, die jede Nacht wach geblieben ist, wenn ich fort war.

Kann man einen Menschen so sehr lieben, dass man ihm nichts mehr erzählen will, weil man Angst hat, ihn zu verletzen? Je mehr du dich mir anvertraut hast, desto schwieriger war es für mich. Ich wollte dir auch oft etwas erzählen, doch mehr als ein gut gemeinter Kuss ist selten daraus geworden. Ich weiß, dass du es gesehen hast. Deine Augen hatten an diesen Tagen immer diesen matten Glanz. Du hast nie etwas gesagt, weil ich nie geantwortet hätte. Und das hat noch mehr wehgetan.

Ist es nicht seltsam? Ein gefühltes Leben lang haben wir darauf gewartet. Und mit einem Mal ist diese Gelegenheit da, ein Meer voller Möglichkeiten und den schönsten Stunden unseres noch kurzen Lebens breitet sich vor uns aus. Doch wir nutzen es nicht. Leben in ständiger Angst, es könnte etwas passieren.

Ich will nicht wissen, wie viele schlaflose Nächte ich an dich gedacht habe, mir gewünscht habe, du wärst jetzt neben mir. Als der Traum dann plötzlich Wirklichkeit war, konnte ich noch seltener einschlafen. Aus Angst, ich könnte dir weh tun. Kaum warst du da, wollte ein Teil von mir wieder weg.

Wenn du diesen Brief hier liest, bin ich nicht mehr da. Wohin meine Reise geht weiß ich selbst noch nicht -- an einen anderen Ort, nur so viel ist sicher. Ich habe nur einen Wunsch: bitte mach dir keine Sorgen um mich. Ich kann auf mich aufpassen.

Die Nacht ist der Ort, an dem wir aufgewachsen sind. Die Dunkelheit ist es, die uns umschlingt und behütet. Über all die Jahre waren unsere Träume der Weg in Paradies. Vergib mir, wenn ich nun dorthin zurückkehre.

In unendlicher Liebe

C

*****

Wo auch immer du jetzt bist, ich hoffe, dir geht es gut. Wirklich. Ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe. Es tut mir leid, dass ich dir selbst in diesem Brief nicht alles erklären kann.

Es sind Dinge geschehen, die ich nicht wieder rückgängig machen kann. Über die ich nicht reden kann, solange ich mich nicht um deren Konsequenzen gekümmert habe. Konsequenzen, um die ich mich eventuell niemals kümmern werde. Es tut mir leid, dass ich dir nicht mehr erzählen kann. Es ist besser so, vertrau mir. Auch wenn eben das wohl nicht mehr funktioniert.

Ich habe dir das genommen, was dir am wichtigsten war. Ich habe das einzige Versprechen gebrochen, das ich dir jemals gegeben habe: dich niemals im Stich zu lassen. Vielleicht steht es mir nicht zu, mir jetzt Dinge von dir zu wünschen. Vielleicht gibt es kaum etwas Schlimmeres, als dich jetzt darum zu bitten, zu vergessen. Nicht mehr an mich zu denken. Einfach einen Anderen zu nehmen.

Ersetz mich. Am besten mit jemandem, der nicht deine Träume zerstört. Denn ist es nicht genau das, was wir getan haben? Indem wir unsere Träume verwirklicht haben, sind sie verschwunden. Ein Traum, der Wirklichkeit wird, verliert die Magie. Dieses seltsame Gefühl, dass die Welt zu unseren Füßen liegt, als gäbe es niemand anderen.

Als gäbe es nur die Sternenstunden, an denen wir uns in den Armen liegen, in denen du mich daran erinnerst, wie wunderschön dein Lächeln ist. Der Traum, der immer darin endet, wie wir zusammen sind. Egal wie, sei es bei deinen Eltern zum Abendessen oder morgens neben dir, wenn der Wecker mal wieder viel zu früh klingelt. Wir sind zusammen, du warst immer bei mir.

Leider vergisst der Traum den Alltag. Die Wochen, in denen wir uns nur für ein paar Minuten sehen, weil die Arbeit zu viel Zeit verschlingt, wir abends todmüde Heimkommen, niemanden zum Festhalten haben, weil keiner da ist, der das Gewicht tragen kann. Im Traum hatte ich immer eine magische Kraft, um dich aufzufangen. In der Wirklichkeit klappt das leider nicht.

Natürlich, solange du da warst, hat der Traum nicht mit dem Aufwachen aufgehört. Verdammt, ich müsste lügen, um zu behaupten, ich könnte mir etwas Besseres vorstellen als die Augen aufzuschlagen und direkt in deine zu sehen. Ich schwöre dir, wenn ich irgendwann sterbe, ist es das letzte Bild, was ich vor Augen habe. Dich irgendwann loslassen zu müssen, davon habe ich nie geträumt.

Wann immer du da warst, es war wie im Traum. Ein Traum, den ich so lange und so intensiv erleben durfte, dass er zu kostbar, zu wertvoll geworden ist. Und doch mit genug Tiefs zwischen den Hochs, um genug Zeit zum Nachdenken darüber zu haben. Nachdenken, wie ich ihn schützen kann.

Es ist etwas, das ich noch immer nicht ganz verstehe:

Sie dir einen in vielen Farben glitzernden Stein an. Einen, wie er an deinen Armbändern oder Ketten befestigt ist. Auch Kieselsteine funkeln im Licht, doch du würdest wohl kaum auf die Idee kommen, dir eine Kette mit simplen Kieselsteinen umzuhängen. Eine Solche würde wohl ganz hinten im Schrank verschwinden, an einem Ort, den nicht einmal du selbst wiederfinden würdest. So kannst du sie nicht sehen, sie würde aber wohl kaum wirklich verschwinden.

Ein einfacher Edelstein, ein kleiner Smaragd zum Beispiel, ist da schon anders. Zugegeben, nichts wirklich Besonderes, aber außergewöhnlich genug, dass es ein wenig aus der Menge heraussticht, schön ist, ohne über einen besonderen Anlass dafür nachdenken zu müssen. Sie landet ganz vorne im Schmuckkästchen, wird regelmäßig getragen. Ist gut genug, um nicht zu gewöhnlich zu sein, aber gewöhnlich genug, für den Alltag.

Was ist aber mit der Diamantkette? Das Besondere? Die wertvollste Kette von allen? Natürlich, am Anfang würdest du sie stolz zeigen, dich an ihrer Pracht erfreuen. Was aber kommt dann? Würdest du dich nach Möglichkeiten umsehen, sie so lange wie möglich, so oft wie möglich tragen zu können? Jemand könnte sie stehlen wollen, sie könnte kaputt gehen, ...

Natürlich verweilt das wertvollste Stück von allen auch nicht zwischen allem anderen Schmuck, sondern bekommt einen besonderen Platz, in einem verschließbaren, gegen alles gesicherten, schwarzen Kasten. Sie wird nur zu den seltensten Anlässen herausgeholt und so schnell wie möglich wieder zurückgelegt und verschlossen. Damit sie nicht gestohlen wird, oder ihren Glanz verliert. Sie soll schließlich für immer so magisch bleiben wie am ersten Tag, als ich sie dir geschenkt habe.

Wir träumen immer vom Besten, von den schönsten Momenten, wünschen uns die wertvollsten Schmuckstücke und erfreuen uns allein an der Vorstellung wie es wäre, sie zu besitzen. Erreichen wir aber unseren Traum, ist alles anders. Allein für das Strahlen in deinen Augen würde ich alles tun, um dir diese Kette zehnmal zu schenken. Und vielleicht hätte ich genau das tun sollen. Damit sie eben nicht das eine, besondere Stück von allen ist, weggeschlossen bleibt. Vergessen wird. Vielleicht wäre das Strahlen in deinen Augen nicht ganz so intensiv, nicht ganz so magisch gewesen. Aber es wäre nicht weggeschlossen worden, wie diese eine Kette.

Die wunderbar glitzernden Ketten hast du getragen. Aber die eine, die dir besonders wichtig war, weggeschlossen. Bis du sie seltener betrachtet hast als eine Kieselsteinkette.

Die Diamantkette warst du für mich. So wertvoll, so kostbar, dass ich deine Magie mit allen Mitteln verteidigen wollte. Obwohl ich wusste, dass es nicht funktionieren wird. Statt deine glitzernden Augen zu betrachten, deine weichen Lippen zu genießen, konnte ich nicht aufhören an einen Tresor für dich zu denken. Damit du nicht verloren gehst.

Nur, dass du keine Kette bist, die in ihrem Tresor bleibt. Du hast etwas Besseres verdient. Keinen dunklen Tresor, der dich einengt. Du bist das Beste, was mir jemals passiert ist. Denk nicht an mich, damit du es bleibst.

Vielleicht kehrst du wieder in meine Träume zurück. Versprich mir nur, dass ich nicht in deinen auftauche.

Dein, dich niemals vergessender

C

*****

Ich weiß auch selbst, dass dich diese Briefe niemals erreichen werden. Dafür dürfte ich sie als Allererstes nicht sofort in das unterste Abteil meiner Schublade verbannen. Mittlerweile wüsste ich noch nicht einmal sicher, ob sie ihr Ziel erreichen würden. Selbst wenn ich sie abschicken würde. Zu viel Zeit ist vergangen, vielleicht wohnt mittlerweile jemand Fremdes in deiner alten Wohnung.

Letztendlich ist dies wohl der Sinn überhaupt. Vor einigen Monaten hatte ich etwas über Träume geschrieben. Dass es nicht gut ist, wenn wir sie wirklich erreichen. Das hier sind meine Träume. Zugegeben, meistens die eher schlechten, die eben nicht einfach verschwinden wollten, als ich die Augen aufgemacht habe. Die, die auch am Tag noch weitergeträumt werden, bis sie endlich von irgendetwas banalem ersetzt werden.

Der Letzte dieser Träume war anders. Es ist seit langer Zeit wieder einer, bei dem ich mir sicher bin, dass ich ihn nicht weiterverfolgen sollte, gegen eine banale Melodie ersetzten, er mich aber gleichzeitig so glücklich macht wie lange nicht mehr. Ich kann mich daran erinnern, wie ich mit einem ehrlichen Lächeln heute Morgen losgefahren bin.

Auf der anderen Seite habe ich mir nicht ohne Grund vorgenommen, nicht mehr von dir träumen zu wollen. Vielleicht hilft es ja, wenn ich es aufschreibe:

Wie immer gibt es keinen wirklichen Anfang, nur den Umstand, dass du mir die Tür öffnest, als ich von der Arbeit heimkomme. Seltsamerweise fällt meinem Traum-Ich nicht auf, dass dies schon seit längerer Zeit nicht mehr der Fall ist -- überhaupt kann ich eine Gelegenheiten wie diese an einer Hand abzählen. Geistesabwesend trete ich ein und schließe die Tür hinter mir.

Im selben Moment, in dem die Tür ins Schloss fällt, hältst du mir das zerknitterte Blatt meiner Abschiedsnotiz unter die Nase. Abgesehen von einer Handvoll kleiner Änderungen habe ich eine zweite Version davon bei mir seit Jahren in der Schublade -- ganz unten, unter allem versteckt. Die Zeilen kann ich auswendig.

Ich versuche, dir in die Augen zu sehen, doch du weichst mir aus. Es dauert jedoch nur einige wenige Sekunden, bis ich dein ganz leises, beinahe perfekt unterdrücktes Schluchzen höre. Das ist neu für mich. In all meinen Träumen warst du stets fröhlich. Manchmal erschöpft, aber immer froh mich zu sehen. Diesmal scheint genau das das Problem zu sein. Stumm stehe ich da und sehe hilflos zu, wie es dir immer schwerer fällt, das Schluchzen zu unterdrücken.

Ich weiß, dass es meine Aufgabe wäre, genau das zu verhindern. Verdammt, ich habe einen Fehler gemacht. Ich kann ihn nicht rückgängig machen. Stattdessen habe ich alles in meiner Macht stehende getan, um dich zu schützen. Nicht mal in dem Brief in deiner Hand habe ich dir die ganze Wahrheit erzählt. Du hast dich mir über Jahre hinweg anvertraut. Ich wollte die Illusion nicht zerstören.

In all den Jahren, immer, wenn du Hilfe brauchtest, hat es irgendwie gereicht, wenn du dich einfach in meinen Armen ausgeruht hast. Ich habe stets alles dafür getan, dass es dir besser geht, weil es weh tut, dich so zu sehen. Als mein Traum von dir schließlich zerbrochen ist, hätte ich dir nicht mehr in die Augen sehen können. Ich hätte dich nicht anlügen können, wenn du gefragt hättest. Also bin ich geflohen. Um dich nicht sehen zu müssen, wenn du weinst.

Nun stehst du hier, ich sehe, wie du vor meinen Augen zerbrichst. Höre, wie deine Stimme bricht, als du mich fragst warum. Mir versprichst, dass du immer bei mir bleiben willst, egal was passiert ist. Statt jedoch dich jedoch wie immer in meine Arme zu schließen, spüre ich mich selbst einen Schritt zurücktreten. Noch einen. Und noch einen.

Ich kann dir nicht sagen, was passiert ist. Ich kann dir die Wahrheit nicht sagen. Denn das ist wohl der schlimmste Teil von allen: Das Einzige, was noch schwerer ist, als dich einfach sehen zu lassen, die Person, die so lange Zeit nur mein Traum war nun zerbrechen zu sehen, ist meine eigene Schwäche eingestehen zu müssen. Ich weiß, wie sehr ich dich gerade enttäusche. Egal was du auch tust, ich kann mich nicht dazu bringen, dir zu zeigen, warum du mir nicht ein mal mehr in die Augen sehen würdest.

Wir beide wissen, dass es auf die Frage nach dem Warum keine echte Antwort gibt. Was auch immer es war, ist es all das hier wert? - Nein. Das Schlimmste von allen ist jedoch die Antwort auf die nächste Frage: Würde ich es wieder tun? -- Ja.

Du warst der schönste Traum, den ich jemals hatte. Als du dann Wirklichkeit warst, als mein Alltag plötzlich das war, wovon ich vorher geträumt habe -- du warst dann nicht mehr da. Natürlich, ich hätte nur die Augen aufmachen müssen, um dich zu sehen. In meinen Träumen bist du dann aber nicht mehr aufgetaucht.

Schließlich ist das passiert, was ich schon einmal nicht wahrhaben wollte: Mein Traum ist plötzlich Wirklichkeit geworden. Ein Teil von mir hat die Kontrolle übernommen, den ich über die Zeit mit dir beinahe vergessen hatte. Eine Sekunde in meinem neunen Traum hat gereicht, um zu verstehen: Ich liebe dich, daran hat sich selbst bis heute nichts geändert. Allerdings habe ich einen weiteren Teil von dir geliebt, den du irgendwann nicht mehr bieten konntest -- das Unerreichbare.

Nun muss ich mir schon zum zweiten Mal eingestehen, dass das Unerreichbare gar nicht so unerreichbar ist, wenn man nur genug daran glaubt. Mit einem einzigen Unterschied: Eine Nacht Wirklichkeit im ersten Traum hat mir mehr gegeben, als ich mir in ebenjemen Traum jemals vorgestellt habe. Die zweite Nacht im zweiten Traum hat all das wieder genommen. Und noch so viel mehr.

Fast alles ist so wie zuvor. Immer wenn ich die Augen zu mache, bist du da. Nur ist der Grund, warum ich kaum schlafen kann nicht mehr der, dass ich dich dann für ein paar Stunden vergessen muss. Sondern der, dass ich dich dann für ein paar Stunden nicht vergessen kann.

Dennoch, es ist besser so. Das Einzige, was mich dann doch einschlafen lässt, ist die Hoffnung, dass du mich vergisst. Du triffst bestimmt jemanden, der dir besser gefällt. Such dir jemanden, der dich nicht enttäuscht. Du bist so viel mehr wert, als mein gescheitertes Ich. Bitte.

Ich wünsche dir viel Glück bei der Suche

C

*****

Ich weiß nicht, ob ich das Folgende aufschreiben sollte. Ich weiß nicht, warum ich auch nur einen Gedanken daran verschwenden sollte, ob es für die Zukunft erhalten bleiben sollte. Sollte es jemals jemand lesen: Es ist bestimmt gut für irgendeine Studie. Mich selbst treibt nur die Vorstellung, diese Gedanken endlich aus meinem Kopf zu bekommen. Papier ist ein geduldiger Zuhörer.

Das Unerreichbare. Das ist es, wovon diese Zeilen handeln. Nur, dass ich mir diesmal sicher bin, dass sie wirklich unerreichbar sind. Den Weg dorthin habe ich eigenhändig versperrt und mit Minen versehen. Mein ganzes Leben habe ich vom scheinbar Unmöglichen geträumt, doch es war immer meine Aufgabe, es doch zu versuchen. Jetzt will genau dieser Teil es wieder versuchen -- obwohl es diesmal eine verdammt schlechte Idee ist. Doch ich muss nur die Augen schließen und die Reise beginnt ...

Zum zehntausendsten Mal sehe ich dasselbe Bild, dieselbe Szene vor mir. Sie ist entstanden, als du mir vor so langer Zeit das erste Mal ein Bild von dir gezeigt hast. Einfach nur ein 'hey -- damit du immer weißt, mit wem du es zu tun hast'. Du stehst da, lächelst leicht. Nicht mehr. Und dennoch ist es genau dieses Bild, das am Anfang so vieler Träume stand.

Eine Weile war es nur ein Bild, ein hübsches Lächeln, dass ich in meinen Nachrichten immer vor Augen hatte. Mit der Zeit hat meine Fantasie daraus jedoch mehr gemacht. Von da an ist mit jedem Mal, mit dem das Bild vor meinem innereren Auge aufgetaucht ein wenig mehr dazu gekommen. Statt einem Bild ist daraus immer mehr eine Erinnerung geworden, ein Ereignis, das immer mehr Details bekommen hat, immer weiter fortgeführt wurde.

Ein wenig später konnte ich dich darin sogar leise Lachen hören, war ausgehend von diesem einen Bild ein Teil Erinnerung. Je mehr näher wir uns gekommen sind, desto näher standen wir uns auch in dem Bild. Ich glaube, bis hierhin habe ich dir das auch mal an einem Abend mit viel Alkohol erzählt. Du hast nur gelacht, gemeint, es wäre eine süße Erinnerung, aber ich hätte ja nun mehr von dir.

Ich habe es dabei belassen. Den eigentlichen Teil habe ich jedoch nie vergessen: Wie bereits erwähnt war es ein Traum, mein Traum vom scheinbar unmöglichen. Vielleicht einfach nur, um ein Ziel zu haben. Das immer ein Stück weiter war, immer genau so weit weg, dass ich mir nicht vorstellen konnte, es würde Wirklichkeit werden.

Als wir uns das Erste mal gesehen haben, habe ich einfach nur geträumt, ich könnte dich umarmen, deine weiche Brust spüren, deinen warmen Atem genießen. Ein Wunsch, der noch am selben Tag in Erfüllung gegangen ist. Du warst damals noch in scheinbar festen Händen, doch kaum konnte ich meine Arme um dich schließen, haben wir uns im Traum daraufhin geküsst.

Diesmal ist deutlich mehr Zeit vergangen, viele Dinge geschehen. An einem verregneten Winterabend ist es dann passiert. Du bist zu mir gefahren, meintest nur, du würdest es daheim gerade nicht mehr aushalten. Wir haben zusammen auf dem Sofa gesessen, ein Glas Wein in der Hand. Wie immer, du warst einfach meine beste Freundin. Du warst für eine Weile still, hast dich an mich gelehnt.

„Ich liebe dich."

Erst als du mich eine Sekunde später angestarrt hast, als wäre ich von einem anderen Stern, ist mir aufgefallen, dass ich die Worte diesmal nicht nur in meinen Gedanken formuliert habe. Bevor ich jedoch reagieren konnte, hast du mir wortlos einen kurzen Kuss auf die Lippen gedrückt. Kaum eine Sekunde lang, doch lang genug, um mehr als tausend Worte zu sagen.

Automatisch schließe ich für diesen Bruchteil einer Sekunde die Augen -- in dem einst gewöhnlichem Foto stehst du nun nackt in eindeutiger Pose vor mir. Es fühlt sich irgendwie falsch an -- doch andererseits ist es auch sofort wieder verschwunden. Ich will mich nicht genauer erinnern -- doch ich weiß, dass du mich am nächsten Morgen mit einem sehr ähnlichen Bild geweckt hast.

Über die nächsten Wochen habe ich nicht wirklich darüber nachgedacht -- meine Gedanken schwebten irgendwo zwischen dir und der Frage, warum ich nicht schon früher einfach etwas gesagt habe. Wir haben gelebt wie in einem billigen Film, zwei Wochen Urlaub haben sich angefühlt wie ein Jahr in einer anderen Welt. Du warst perfekt -- so perfekt, dass Wirklichkeit und Traum miteinander verflossen sind. Da die Wirklichkeit mir alles gegeben hat, gab es über lange Zeit keinen Grund mehr, meinen unerreichbaren Traum weiter zu träumen. Beinahe hätte ich ihn vergessen.

Bis Gestern. Wie aus dem nichts war alles wieder da. Das Bild, wie du mich freundlich anlächelst. Die nie so geschehene Erinnerung, wie du mich in diene Arme ziehst, sich unsere Lippen zu einem langen Kuss treffen, der Kuss intensiver wird, verlangend und wir uns die Klamotten vom Körper reißen.

Erst in diesem Moment fällt mir auf, dass wie sich das Bild langsam verändert hat. Alles ist viel detailreicher als noch in meinen ersten Träumen. Jedoch nicht wahllos, es sind keine Momentaufnahmen, wie sie meine Fantasie damals erfunden hat. Inzwischen hatte ich die Möglichkeit, die seltsam puppenhaft wirkenden Details aus den Träumen mit der realistischen Version zu ersetzen.

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