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Unerwartetes Erbe

Geschichte Info
Zuerst etwas zu meiner Person.
8.7k Wörter
4.3
123.3k
16
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2023
Erstellt 03/16/2015
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Zuerst etwas zu meiner Person. Ich bin Mitte Zwanzig und vor einigen Jahren von zu Hause ausgezogen. Dennoch besuchte ich meine Mutter regelmäßig, weshalb ich mich wunderte, dass sie mich heute Morgen anrief und bat vorbeizukommen. Ich fragte sicherheitshalber, ob etwas passiert sei, doch sie wollte mir am Telefon nicht darauf antworten. Mit einem etwas mulmigen ‚Gefühl fuhr ich los und war etwa eine Stunde später bei ihr. Ich schloss auf und betrat das Innere. Meine Mutter hatte am Küchentisch platzgenommen, aufgrund ihrer Miene konnte ich nichts schlussfolgern. Auf dem Tisch erkannte ich ein Blatt Papier und einen Umschlag.

„Was ist denn passiert?", hakte ich zögerlich nach.

Meine Mutter wartete kurz, dann antwortete sie.

„Ich habe heute einen Brief vom Notar erhalten. Er hat mich informiert, dass dein Vater vor zwei Monaten bei einem Unfall gestorben ist.", erzählte sie.

Für die meisten wäre das sicher ein Schock, bei mir löste es nur ein Stirnrunzeln aus. Hätte ich meinen Vater gekannt, wäre ich in dem Moment sicher am Boden zerstört gewesen. Doch mein Vater hatte uns bereits verlassen, als ich ein Baby war, ich hatte nie groß über ihn nachgedacht. Anders meine Mutter. Natürlich, mein Vater hatte ihr mal sehr viel bedeutet, doch das war immerhin schon lange her. Dennoch war es ein seltsames Gefühl, davon zu erfahren.

„Das ist schlimm, aber wieso schreibt der Notar ausgerechnet uns?", hakte ich nach.

Meine Mutter reichte mir den Zettel.

„Es ist einiges zu klären, unter anderem das Erbe.", erklärte sie.

Ich war überrascht, dass er mir überhaupt etwas vermacht hatte. Klar, da war die Sache mit dem Pflichtanteil, aber laut dem Schreiben, war es wohl etwas mehr.

Ich musste mich erst einmal setzen und über die Neuigkeit nachdenken. Ich meine gut, es war ein Mensch gestorben, aber ein Geldsegen hörte sich bei genauerem Nachdenken gar nicht so schlecht an. Ich studierte noch einmal den Zettel. Für die Beerdigung war es bereits zu spät, ich hätte ohnehin nicht gewusst, ob man mich dort haben wollte. Ich wurde gebeten in einer Woche im Haus meines Vaters vorstellig zu werden, wo sich der Notar mit mir treffen wollte.

Meine Mutter wollte mich fragen, ob sie mich begleiten sollte, doch ich lehnte ab. Es wäre nur eine Formalität und ich würde es schnell hinter mich bringen. So dachte ich.

Die Woche war schnell um und auch die Anfahrt dauerte nicht so lange wie befürchtet. Mein Vater hatte nur ein paar Orte weiter gewohnt, wie ich feststellen musste. Ich fuhr in die Straße ein und erkannte, dass das Viertel eher nobel wirkte. Ich hatte keine Ahnung, was mein Vater beruflich gemacht hatte, doch wenn er Geschäftsmann war, würde sich das durchaus für mich auszahlen. Bald darauf sah ich das betreffende Haus und musste am Straßenrand parken. Zwei Autos parkten in der Einfahrt. Wenn eines dem Notar gehörte, wem gehörte das andere? Ich stieg aus und näherte mich langsam der Haustür. M den Garten wurde sich seit dem Tod meines Vaters nicht wirklich gekümmert. Ich klingelte bedächtig und wartete, was mich erwarten würde. Erst beim zweiten Klingeln wurde mir geöffnet. Ich hatte einen untersetzten Mann, mit Brille und Anzug erwartet, aber meine Erwartungen wurden über den Haufen geworfen. Vor mir stand ein Mädchen, das mich interessiert musterte. Sie besaß kurze, braune Haare, grüne Augen und trug ein weißes T-Shirt mit einem Regenbogen darauf. Sie sagte nichts, weshalb ich schließlich reagierte.

„Also... mein Name ist Christian Zeichner, ich bin hier mit einem Notar verabredet.", stellte ich mich schließlich vor.

Das Mädchen reagierte nicht drauf, sie fuhr damit fort mich zu mustern. Kurz bevor es unangenehm wurde, schob sich eine ältere Frau hinter das Mädchen und reichte mir die Hand.

„Du musst Hannes' Sohn sein, wir haben dich schon erwartet."

Ich folgte dem Gruß und gab der Frau die Hand. Diese machte eine einladende Handbewegung und lud mich ins Innere ein. Ich wollte die Tür hinter mir schließen, doch das erledigte das Mädchen, das mich dabei angrinste. Mein Vater schien wirklich Kohle gehabt zu haben, denn auch die Inneneinrichtung sah sehr nobel aus. Die Frau führte mich in einen Raum, bei dem es sich scheinbar um das Speisezimmer handelte. Hatte ich zuvor nicht noch an einen Mann mit Brille und Anzug gedacht? Kurz darauf saß mir einer gegenüber, nämlich auf der anderen Seite des Essenstiches, der sich nun vor mir erstreckte. Der Mann sprang auf und reichte mir die Hand.

„Herr Zeichner, schön, dass Sie kommen konnte. Ich war der Anwalt Ihres Vaters.", stellte er sich rasch vor.

Es entging mir nicht, dass er scheinbar unter Termindruck stand, da er immer wieder sein Handy inspizierte. ‚Aber es konnte mir nur recht sein, wenn wir die Sache schnell erledigen konnten. Mein Blick wanderte wieder zu der Frau und dem Mädchen, die sich bisher noch nicht vorgestellt hatten. Doch es war der Notar, der das erledigte.

„Da nun alle anwesend sind, können wir nun mit der Testamentsverlesung beginnen. Zuerst hat Herr Reiter seine Mutter bedacht. Was das finanzielle angeht, steht Ihnen der Pflichtteil zu, des weiteren, hat er Sie mit der Auflösung der Firma beauftragt. Jegliche Kosten, die dadurch entstehen, werden Ihnen au dem Resterbe erstattet. „, las er vor.

Ich vernahm ein hörbares Knirschen seitens der Frau, die scheinbar meine Grußmutter war.

„Typisch, ich habe nichts anderes erwartet. Er war dermaßen Geizig, dabei hat er mir alles zu verdanken.", beschwerte sie sich. Ich spürte einen erbosten Blick, dabei konnte ich für die Entscheidungen meines Vaters doch nichts dafür.

„Herr Zeichner, Ihr werter Herr Vater hat Ihnen den Hauptanteil seines Vermögens vermacht. Dazu zählen seine Konten, sein Anwesen, so wie die Besitztümer darin."

Spätestens jetzt rutschte mir die Kinnlade herunter. Ich sollte der Haupterbe sein? Außer mir gab es wohl nur noch seine Mutter und mit dieser hatte er sich wohl nicht gut verstanden. Aber Moment! Im Raum war noch eine weitere Person anwesend, was war mit ihr?

Auch der Notar schien nun meine Frage zu erahnen und fuhr fort.

„Allerdings ist das Erbe mit einer Bedingung verbunden. Wenn Sie das Geld so wie die Immobilie annehmen, müssen Sie vereinbaren, das Anwesen nicht zu verkaufen und das Wohnrecht der Tochter des verstorbenen aufrecht zu erhalten."

Das versetzt mir nun wirklich einen Schlag. Ich drehte mich zu dem Mädchen, das mich immer noch interessiert ansah. Bei diesem Mädchen handelte es sich um meine Schwester? Beziehungsweise um die Tochter meines Vaters?

„Könnten Sie das genauer erklären?", bat ich, doch der Notar glaubte nicht, sich unklar ausgedrückt zu haben.

„Wie ich sagte, das Erbe ist damit verbunden, dass sich für Fräulein Reiter nichts ändert und sie weiterhin hier wohnen darf. Sie müssen die Kosten für das Anwesen tragen und die Rechnungen begleichen. Natürlich steht es Ihnen frei damit auch hier zu wohnen, diese Entscheidung steht Ihnen offen.", erklärte er, dann reichte er mir das Testament. Er erwartete eine Unterschrift, doch er hatte mich kalt erwischt. Ich hätte eigentlich darüber nachdenken müssen, wollte aber niemanden verärgern, immerhin war ich hier auf unbekanntem Territorium. Auf der anderen Seite, wie viel hatte ich wirklich zu entscheiden? Das Mädchen, das scheinbar meine Schwester war, lebte hier. Ich hatte kaum das Recht sie zu verjagen. Von mir aus konnte sie gerne hier wohnen, also unterschrieb ich das Stück Papier.

Der Notar stand auf und stopfte die Unterlagen in seine Tasche.

„Sehr gut, dann werde ich Ihnen alle Daten zukommen lassen und das Anwesen auf Sie überschreiben lassen.

Zumindest hinterließ er mir seine Karte, falls ich noch weitere Fragen haben sollte. Dann verließ er das Anwesen. Ich gab zu, ohne ihn, wurde die Stimmung im Haus wesentlich mulmiger.

Dann erklang aber ein stumpfes Lachen seitens meiner Großmutter.

„Eigentlich kann mir das nur recht sein. Ich halte es hier ohnehin nicht länger aus, ich wünsche dir viel Spaß hier.", meinte sie.

Ich wollte schon fragen, ob das Haus verflucht sei, aber das hätte sicher nichts zur Situation beigetragen.

„Ich weiß, unser Kennen lernen hätte unter besseren Umständen stattfinden sollen, dennoch freue ich mich euch beide kennen zu lernen.", versuchte ich höflich zu klingen.

Die alte Frau sah ausweichend zur Seite.

„Du bist ja nicht am Verhalten meines Sohnes Schuld. Auch nicht, dass er dich mir bisher verschwiegen hat. Aber so war dein Vater eben, vielleicht besser, dass du ihn nicht kennen gelernt hast.", sagte sie teils schroff.

Ich fragte mich, ob das stimmte. Ich hatte keine Ahnung, wer mein Vater wirklich war, aber immerhin hatte er mir viel vererbt.

„Ich muss jetzt los, ich sehe morgen noch mal nach dir.", sagte meine Großmutter an meine Schwester gewandt und machte sich dann auf zu gehen. Ich wollte sie aufhalten, traute mich dann aber doch nicht. Scheinbar war sie nicht sehr erpicht darauf, mich näher kennen zulernen. So kam es, dass ich kurz darauf mit dem Mädchen alleine war. Und diese schwieg mich immer noch an.

„Also... scheinbar bin ich dein Bruder.", sagte ich unnötigerweise.

Nun lächelte sie mich an und trat auf mich zu. Sie begann mich zu umarmen, womit ich zuerst nicht gerechnet hätte.

„Serena.", flüsterte sie mir ins Ohr.

Ich nannte perplex auch meinen Namen, auch wenn ich das schon getan hatte. In der letzten Stunde hatte sich meine Familie vervielfacht. Aber durfte ich meine Schwester und meine Großmutter wirklich so bezeichnen? Immerhin hatte ich sie erst heute kennen gelernt.

„Komm, ich zeig dir dein Zimmer.", sagte Serena plötzlich und nahm meine Hand. Unentschlossen folgte ich ihr.

„Mein Zimmer?", hakte ich nach.

Serena führte mich die Treppe hinauf und schleifte mich in ein schön eingerichtetes Zimmer.

„Das ist eigentlich das Gästezimmer, aber wenn du hier wohnst, kannst du es ja so gestalten wie du willst.", sagte sie.

„Hey hey, ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich hier wohnen möchte.", stellte ich schnell klar.

Serena zögerte.

„Aber... es ist doch ein großes und geräumiges Haus. Und außerdem sehr schön!", wand sie ein.

Damit hatte sie zwar recht, aber einfach in das Haus meines verstorbenen Vaters zu ziehen, dieser Gedanke war gewöhnungsbedürftig.

„Ich suche derzeit tatsächlich nach einer neuen Wohnung, aber einfach hier einzuziehen..."

Serena schmunzelte.

„Perfekt. Dann spricht doch nichts dagegen. Immerhin ist es so einsam ohne Papa, kannst du nicht zumindest fürs Erste hier bleiben?"

Auf einmal wirkte sie sehr traurig, ich hatte wohl das Falsche gesagt. Natürlich, mein Vater war gestorben, doch ich kannte ihn nicht. Bei Serena war das etwas völlig anderes, sie hatte einen wichtigen Menschen verloren. Ich sollte ihren Wunsch nach Gesellschaft doch in Betracht ziehen.

„Sag mal... was ist eigentlich mit deiner Mutter?", kam mir erst jetzt der Gedanke.

Doch damit machte ich Serena scheinbar noch trauriger.

„Sie starb bereits bei meiner Geburt. Wie du siehst, habe ich außer dir niemanden mehr, Bruderherz.", erzählte sie.

Es war schlimm das zu hören, aber sie hatte mich doch gerade erst kennen gelernt. War es wirklich in Ordnung, dass sie mich schon so nannte?

„Gut, ich kann ja ein paar Tage bleiben und dann mal sehen.", schlug ich vor.

Sofort huschte wieder ein Lächeln über Serenas Gesicht. Wieder packte sie meine Hand und zerrte mich mit. Unser nächstes Ziel war scheinbar ihr Zimmer. Sofort als wir eintraten, stellte ich fest, dass sie eine Vorliebe für Stofftiere hatte. Auf ihrem Bett, ihrem Schrank und sogar ihrem Fenstersims prangten welche. Meiner Meinung nach waren es etwas viel, aber scheinbar konnte sie keine wegwerfen, oder zumindest in den Keller verfrachten. Ich hatte dasselbe Problem mit CDs. Auf ihrem Nachttisch sah ich ein Foto, das einen Mann zeigte. Mir war sofort klar, dass es sich dabei um ihren... nein, unseren Vater handelte. Ich sah ihn zum ersten Mal, es war ein seltsames Gefühl. Serena fragte mich, wie ich es denn fände, mir fiel nichts anderes ein als mit ‚schick' zu antworten. Danach fuhr sie damit fort, mir das ganze Haus zu zeigen. Am Ende kam ich zu dem Schluss, dass es definitiv schlimmeres gebe, als hier zu wohnen.

„Sag mal, was machst du eigentlich so? Gehst du noch zur Schule?", wollte ich wissen.

Serena verzog die Lippen.

„Bin ich, aber das ist mir mit der Weile langweilig geworden.", gestand sie.

Aber anstatt zu sagen, was sie nun machte, ließ sie das Thema ruhen. Da sie wohl auch nicht studierte, hielt ich sie erst für eine verwöhnte, reiche Tochter.

„Hey, kannst du kochen?", fragte sie nun.

Ich stutzte.

„Nunja, so einigermaßen.", stotterte ich leicht. Dennoch bestand Serena darauf, meine Fähigkeit auf die Probe zu stellen. Wir schlenderten in die Küche und ich stellte fest, dass der Kühlschrank nicht gerade voll war. Mir blieb keine Wahl, als etwas daraus zu zaubern.

Eine Stunde später aßen wir zu Abend und Serena verschlang es genüsslich.

„OK, du hast bestanden. Ab jetzt darfst du offiziell für mich kochen."

Ich rang mir ein Lächeln ab, wusste aber nicht, ob sie das ernst meinte.

Ich versuchte das Gespräch auf Vater und ihr gemeinsames Leben hier zu lenken. Serena gab mir jedoch nur halbgare Antworten. Ich nahm an, dass die Wunden noch zu frisch waren und sie nicht darüber reden wollte. Dennoch gab ich zu, gerne mehr über meine Familie zu wissen, über die ich vor einer Woche noch gar nichts wusste.

Es wurde dunkel draußen und ich wurde langsam müde. Ich wünschte Serena eine gute Nach und zog mich in das Gästezimmer zurück. Gut, technisch gesehen gehörte es nun mir, das ganze Haus sogar. Ich wusste noch gar nicht, was ich damit anstellen sollte. Hier wohnen? Einfach so? Nun gut, dadurch könnte ich meine ‚neue' Schwester besser Kennen lernen. Und was die Mutter meines Vaters anging, wusste ich nicht, ob ich sie erweichen konnte mich besser kennen zu lernen. Vermutlich sah sie ihren eigenen Sohn in mir. Gerade als ich mich ins Bett legen wollte, spürte ich einen Druck und ich fluchte. Ich hätte vorher die Toilette aufsuchen sollen, bevor ich mich hinlegte. Ich hämmerte innerlich gegen meinen Kopf und versuchte mich zu erinnern, wo sich das Bad befand. Es war im ersten Stock, doch welche Tür genau? Ich schlenderte entlang und vernahm dann ein Geräusch hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte Serena.

„Oh, du bist noch wach?", schien sie überrascht zu sein.

Ich schluckte. Scheinbar kam sie gerade selbst aus dem Badezimmer. Ihre Haare waren noch nass und sie trug nichts weiter als ihr T-Shirt und einen weißen Slip.

„Äh, ich... wollte nur ins Bad.", meinte ich peinlich berührt und drehte den Kopf weg.

„Achso? Ich bin so gut wie fertig.", meinte sie und überließ mir das Bad.

Ich brauchte etwa eine Minute darin, danach wollte ich in mein Zimmer zurück. Doch scheinbar war ich nicht der einzige, der diesen Gedanken hatte.

„Hey, kannst du nicht schlafen?", fragte mich Serena, die mir nun gegenüberstand.

Ich schluckte, als ich feststellte, dass sie immer noch so leicht bekleidet war.

„Geht schon, aber kannst du dir bitte was anziehen?", bat ich.

Serena stutzte kurz und sah an sich herunter.

„Wieso, so laufe ich immer rum.", meinte sie, doch ich wies sie darauf hin, dass sie gerade nicht allein war.

„Verstehe. Wow, dein erster Tag hier und du stellst schon klar, dass das jetzt dein Haus ist. Schon gut, ich werde mich ab jetzt wie ein ‚Gast' benehmen.", murmelte sie verärgert.

Ups. Ich hatte nicht die geringste Absicht, sie derart zu verärgern.

„Nein, so meine ich das doch nicht. Du bist hier aufgewachsen, ich nehme dir nichts weg. Ich meinte nur, dass ich noch nie mit einem Mädchen zusammengewohnt habe, nicht einmal in einer WG.", stellte ich klar.

Serena zögerte etwas, bis sie die Entschuldigung akzeptierte. Sie schritt auf mich zu und umarmte mich erneut.

„Gute Nacht.", flüsterte sie mir ins Ohr.

Dann ließ sie mich stehen und verließ mein Zimmer. Ich gab zu, dass ich Probleme hatte, dieses Mädchen zu durchschauen. Doch ich war müde und beschloss nun zu schlafen. Morgen würde ich weitersehen.

Am nächsten Morgen erwachte ich nicht aufgrund eines Weckers, oder des Sonnenlichts, sondern weil ich einen Druck an meinem Rücken spürte. Ich versuchte mich umzudrehen, doch es misslang mir.

„Hey, endlich wach, Schlafmütze?", vernahm ich eine Stimme, die ebenfalls recht verschlafen wirkte. Ich versuchte mich zu orientieren und sah Serena in die Augen.

„Was... machst du da?", fragte ich perplex.

Serena zog die Augenbrauen hoch. „Eigentlich hatte ich vor dich zu wecken, aber du hast so friedlich geschlafen. Also habe ich mich zu dir gelegt.", erklärte sie.

„Äh... meinst du nicht, dass du aus dem Alter raus sein solltest? Wenn du kuscheln willst, hast du doch deine Stofftiere.", erinnerte ich.

Serena grinste.

„Meine Stofftiere kenne ich ein und auswendig, aber du bist neu und deshalb interessant.", gab sie zu.

Ich wollte mich meiner Schwester zwar langsam annähern, aber so hatte ich das auch nicht gemeint. Scheinbar war sie eine sehr anschmiegsame Person.

„Ich finde das trotzdem nicht lustig! Ich habe mich total erschrocken.", erwiderte ich.

Serena verengte die Augen.

„Spaßbremse. Na wie du willst, ich wollte sowieso noch für das Frühstück einkaufen.", sagte sie, stieg aus dem Bett und richtete sich die Haare.

„Danke, aber vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn du dir vorher etwas anziehen könntest.", bemängelte, dass sie immer noch so herumlief wie gestern. Serena drehte sich um und streckte mir die Zunge raus.

„Die Leute auf der Straße würden mich zumindest nicht abweisen.", meinte sie und schlich nach draußen.

Ich ließ meinen Kopf wieder auf das Kissen fallen und atmete tief durch. Was sollte das? Machte Serena das alles, weil sie mich aus dem Haus vergraulen wollte? Aber dann hätte, sie das doch klar ansprechen können. Oder ärgerte sie mich nur gerne?

Ich zog mich an und telefonierte mit meiner Mutter, der ich erzählte wie alles war. Auf meine Erlebnisse mit Serena ging ich nicht weiter ein. Eine Stunde später kehrte diese zurück, scheinbar mit frischem Gebäck.

„Heute revanchiere ich mich und verköstige dich.", sprach sie und ich bedankte mich. Als ich mich jedoch kurz darauf an den Küchentisch setzte, musste ich feststellen, dass Serena doch ihre Talente besaß. Die Semmeln waren schön angerichtet und schmeckten vor allem köstlich. Auch der Kaffee ging gut runter.

„Für Papa musste ich immer das Frühstück machen, auch wenn er früh das Haus verlassen hat. Ich hoffe bei dir, kann ich ein Stündchen oder so mehr schlafen.", gestand sie.

Ich blickte sie überrascht an.

„Ist ja nicht so, als ob ich dich zwingen würde mir Frühstück zu machen.", wand ich ein.

Vermutlich dachte sie, dass so was nötig wäre, weil sie immerhin weiter hier wohnen durfte. Aber eigentlich stand es mir ja nicht zu, ich wusste immer noch nicht, was sich mein Vater dabei gedacht hatte.

„Sag mal, ist zwar dumm, dass ich erst jetzt frage, aber wieso hat Vater nicht dir alles vermacht? Ich verstehe, dass er und unsere Großmutter zerstritten waren, aber dich muss er doch geliebt haben.", wand ich ein.

Serena ließ kurz alles liegen und sah ins Leere.

„Hat er das?", frage sie, auch wenn ich nicht wusste ob mich oder sich selbst.

„Naja, er hat mir wohl nicht zugetraut damit umzugehen.", erklärte sie kurz und räumte dann das Geschirr ab.

„Was hältst du davon, wenn ich dir heute etwas die Gegend zeige?", bot sie dann an.

Ich dachte kurz darüber nach, der Vorschlag war gar nicht so schlecht.

„Klar, ich hatte noch nichts weiter geplant.", sagte ich zu.

Sofort huschte ein Grinsen über Serenas Gesicht und ich war überrascht, als es gleich nach dem Frühstück losging. Es begann mit einem Spaziergang, später bestiegen wir die Bahn und sahen uns die Stadt etwas genauer an. Alles in allem gab ich zu, dass mir der Ausflug sehr viel Spaß machte.