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Unter ihrer Uniform

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Eine neue Polizistin - und ein grausamer Fall.
27.9k Wörter
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Eine leidenschaftliche Erotikgeschichte um einen BDSM-Kriminalfall in weiblicher Dominanz.

Die Geschichte ist meinem besten Freund gewidmet, der immer Polizist werden wollte.

Ich wünsche Euch viel Unterhaltung und Erregung beim Lesen und freue mich zu hören wie es Euch gefallen hat!

[© Till Maasen, 2018 / Weiterverbreitung untersagt / The story makes use of italics]

1

Müde starrte Kommissar Wessels auf seine Armbanduhr, während die letzten Akten dieses Tages in der Schublade verschwanden. Er warf einen Blick durch die schläfrigen Büros hinter den Glasscheiben, zählte stumm die Minuten, bis er wieder auf Streife würde gehen können. Es saß ihm in den Knochen; dieser Tag war wie der letzte gewesen und wie der davor: Man hielt ihn im Büro fest. Das Problem war: Es gab zu wenig Frauen. Das neueste Statut aus der Zentrale schrieb vor, dass auf einer Streife stets Beamte beiderlei Geschlechts vertreten sein mussten. Auf seiner Wache arbeiteten drei Frauen - er dagegen war einer von Zwölf Männern. So kam es also, dass von ihm und seinen Kollegen überwiegend die Bürodienste verrichtet wurden, während die Weiberfront dort draußen das Verbrechen bekämpfte. Man konnte allerdings froh sein, dass sie überhaupt mal auf Streife durften und damit das stickige Büro hinter sich lassen -- denn einen handfesten Kriminalfall hatten sie hier seit Monaten nicht. Warum musste er sich auch in diesen Außenbezirk schicken lassen?

Seit seine Augen weiter sahen als zur nächsten Mutterbrust hatte er mit Polizeiautos Diebe und Halunken gejagt, nie hatte er seinen Berufsweg infrage gestellt, bis er nach wenigen Jahren als herausragender Anwärter auf der Polizeiakademie endlich den ersten wirklichen Polizeiwagen betrat. Er seufzte. Ein ultramoderner Mercedes, die Zierde der städtischen Zentralstelle; noch jetzt fühlte er das anschmiegsame Leder des Lenkrades in den Händen und spürte die ehrfürchtigen Blicke der Schulkinder, wenn sie im weiten Umkreis von ihren falschherum geführten Fahrrädern sprangen. Doch waren das bei weitem nicht die einzigen Freuden der Lehrzeit gewesen. Wieder schweifte sein Blick, stöbernder jetzt, zwischen den überladenen Schreibtischen umher. Wo waren all die Mitanwärterinnen nur hinverschwunden, die ihn abends mit ihren aufgeknöpften hellblauen Dienstblusen und drallen Push-Up BHs in seiner Stube besuchten? Viel zu lange schon hatte er keinen Sex mehr gehabt -- und schon gar keinen, wie sie ihn, mal in orgiastischen Feten, mal in überbordender Leidenschaft in der schummrigen Asservatenkammer der Akademie getrieben hatten. Fast spürte er noch ihre gierig tastenden Finger in seiner Hose, die lauwarme Feuchte in ihren geöffneten Mündern, die sein Glied so sorgsam umschlossen. Aufgeschreckt barg er seinen Schritt wieder hinter der Schreibtischplatte; die Erregung drohte sich zu verraten. Fast schämte er sich über diese abwegigen Träumereien. Er musste dringend wieder raus, das würde ihn auf andere Gedanken bringen. Doch zuerst galt es noch die letzten Papiere abzuzeichnen, nicht zu vergessen die Datierung der Dienstberichte von letzter Woche... Sein Telefon klingelte.

»Wessels, KriPo?« grüßte er. Es war Frau Back von der Rezeption.

»Post Für Sie, Herr Wessels.« Die rundliche Sekretärin verwaltete seit der Zusammenlegung auch die Poststelle.

»Persönlich?« Er hatte keinen Bock auf noch mehr umhergeschobene Akten aus dem Nachbarbezirk.

»Von der Zentrale.«

Er überlegte. Post von der Zentrale erreichte sie in allen Wichtig- und Dringlichkeitsstufen. Das differenzierte sich von Papierkorb bis Disziplinarverfahren. Oder gar -- Ein neuer Fall? Hoffentlich nicht schon wieder Vergewaltigung. Wie wäre es denn mal mit Blutrache und Enthauptung, abgeschnittenen Händen, das könnte ihn -- ein Scheinwerfer schnitt durch das Dämmerlicht hinter den kalkweißen Jalousien. Er stand auf und trat ans Fenster. Auf dem rechteckigen Hof stieg gerade eine junge Frau aus dem Dienstwagen; ein halblanger Pferdeschwanz pendelte hinter ihrer Polizeimütze her; trotz ihrer beuligen Uniformjacke meinte er eine schlanke Statur auszumachen. Ein bestimmter Schritt verriet ihm, dass sie herauf ins Büro wollte. Eine junge Frau -- in sein Büro. Er war schließlich leitender Kommissar und vielleicht doch noch nicht aller Tage Abend.

»Herr Wessels?« erinnerte ihn Backes an ihr Gespräch.

»Ja... geben Sie's dem Mädel da mit.«

»Mädel... was?...Ach!« Die Besucherin schien gerade zu ihr getreten zu sein. Er hörte gedämpft einen stockenden Wortwechsel. »Ist unterwegs!« tönte es aus dem Hörer, als Wessels schon dabei war, aufzulegen.

Etwas ärgerlich versuchte er, vor dem anstehenden Besuch seine Erregung niederzuringen. Auf der Arbeit konnte sich der Kommissar keinen solchen Fauxpas erlauben - man kam leicht ins Gerede heutzutage und dann war die Suspendierung wegen (angeblicher) sexueller Belästigung nicht mehr weit. Tatsächlich hatte er schon einen guten Kollegen dadurch verloren, der in seinen Augen schuldlos gewesen war.

Schließlich zwängte er seinen halbschlaffen Penis einfach gerade herauf, dass der Bund der Unterhose dessen Wachstum eingrenzte. Hauptsache, er war erst einmal aus der kritischen Beulen-Zone heraus.

In dem Moment ging die Tür und sein Werk wurde mit einem Blick zunichte gemacht -- nur ein Zeichen, wie ihn die staubigen Akten zermürbten. Trotzdem wäre es unhöflich gewesen, nun nicht aufzustehen um der Besucherin die Hand zu geben -- und was für eine Besucherin das war! Seine Analyse aus dem zweiten Stockwerk herab hatte ihn nicht getäuscht: Nun, da sie die Dienstjacke offen trug, konnte er ihre schlanke Figur einsehen, deren geschwungene Kurven von der legeren Bluse bis zu den Brüsten hinauf wie maßgeschneidert mitverfolgt wurde, wo sich ihr Busen als Paar dezenter, aber doch prall hervorspringender Rundungen abzeichnete. Dieser Körper hatte ihr in den Sportmodulen sicherlich keine Probleme bereitet! Über ein paar für seinen Geschmack viel zu geschlossene Dekolletee-Knöpfe tastete sein Blick auf ihr schmales Gesicht, das sich, gerahmt von dunkelblonden, glatten Strähnen, eine schon sinnliche Kindlichkeit bewahrt hatte; ihre zartrot geschminkten Lippen stachen daraus hervor wie zwei Wehen aus Rosenblättern. Sie hatte sich schick gemacht. Etwa für ihn? Erst als er in ihren elegant geschwungenen und ebenfalls dezent verschönerten, grünen Augen ein etwas verschüchtertes Drängen gewahrte, wurde ihm bewusst, dass er sie viel zu lange und intensiv angestarrt hatte -- hoffentlich nicht mit offenem Mund! Allein so etwas konnte in der Hexenküche dieses Büros in den Mittagspausen zum Verhängnis werden.

»Wessels.« stellte er sich vor und streckte charismatisch die Hand hin, »Til Wessels. Leitender Kommissar, solange Herr Mann nicht da ist. KriPo Drei.«

In einer fließenden Bewegung, gerade schüchtern genug um grazil zu wirken, legte sie ihre Hand in die seine -- den Gedanken an »Hautkontakt« versuchte er zu verdrängen, er durfte jetzt nicht unprofessionell wirken! Sie stellte sich ihrerseits als Johanna Siewers vor und drückte ihm stumm einen Briefumschlag in die Hand, den er in ihren immer noch etwas verschüchtert glänzenden Augen längst vergessen hatte. Sie erklärte, dass sie die neue Streifenbeamtin sei, die er aus der Zentrale angefordert hätte.

Der Antrag! Es war schon Wochen her, dass er seinem Ärger über den aus dem geschlechtlichen Ungleichgewicht resultierenden Dienstplan in einem förmlichen Schreiben Luft gemacht hatte, nun hielt er sowohl die postalische Antwort in der Hand, so wie sie in realiter vor ihm stand. Zwecks Erleichterung des Umsetzens der jüngsten Reformen ist ihnen hiermit Frau Siewers, ordentliche Beamtin nach... bla bla bla ... zur weiteren Unterstellung ins Revier Sedanstraße-Absweilerplatz zugewiesen, unter Anderem, um damit die Akzeptanz für die Geschlechtergerechtigkeit in den äußeren Präsidien zu fördern. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Zusammenarbeit und Frau Siewers das Beste für ihre weitere Laufbahn. Mit freundlichen Grüßen ... Hoffentlich hielten die ihn da drüben jetzt nicht für einen Sexisten -- ihm entging nicht die diplomatische Spitze der Notiz.

»Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Büro!« Mühsam hielt er sich gefasst -- Zeit zum Jubeln war später -- wenn er alleine zu Hause saß und endlich den Steifen fortwedeln würde, der ihn schon den ganzen Tag über plagte; und es war ihm, als wüsste er schon, auf wessen Bild er abspritzen wollte. »Und danach geht's auf Streife!« rief er.

Er sah, wie sie mit sich rang, ihm direkt zur allerersten Anweisung zu widersprechen: »Aber es ist doch fast Sechs?«

Überstunden? Sollte er etwa bis morgen früh warten müssen, endlich den ganzen Aktendreck hinter sich zu lassen? Etwas entsetzt glitten ihre Gesichtszüge in ein leises Unwohlsein, das ihm einen Stich versetzte — Nein, diesem Mädchen konnte er nicht am ersten Arbeitstag mit Überstunden anrücken. Außerdem drängte es ihn selbst immer mehr, nach Hause zu kommen - sich endlich den stillen Stunden hingeben, in denen niemand ihn für eine Erektion tadelte und er dieses pochende Aufrecken ganz bestimmt nicht wieder erschlaffen ließ.

»Gut, dann kommen Sie morgen um Neun zu mir.« Weil das etwas ruppig klang, setzte er hinzu: »Ich freue mich auf Sie.«, bevor ihm einfiel, dass das vielleicht wieder zu viel Nähe bedeutete, vielleicht geradezu zweideutig rüberkam. Na ja, er würde in den gemeinsamen Rundfahrten noch viel Zeit haben, sie davon zu überzeugen, dass sie ja eigentlich einen ganz anständigen Kerl vor sich hatte.

Als sie sein Büro verließ, blickte er noch eine Weile in die geschlossene Tür. Ihre Gesäßbacken hatten den fallenden Schnitt der Damenuniform mutig ausgefüllt -- er fragte sich, ob es irgendeinen Ort an ihrem Körper gab, der nicht in elegant geschwungener Rundung fiel und beim Gedanken daran, es in der Dusche herauszufinden, indem er gleich an einem Springbrunnen das Wasser an ihr hinabschwemmen ließ, spürte er es am Hosenbund dringlich kribbeln. Mit Erschrecken blickte er an sich hinab und warf sich zurück auf den Bürostuhl, wobei er in die Hosentasche griff und seinen Penis geschwind in die Diagonale drückte. Es schien, als sei sein bestes Stück im Gespräch mit Johanna nicht untätig geblieben: Ein münzgroßer Fleck aus Lusttropfen verdunkelte den hellgrünen Hemdstoff knapp über dem Gürtel und Wessels konnte sich nicht sicher sein, ob die Spitze seiner Erektion nicht die ganze Zeit über durch die Hemdspalte gelugt hatte. Johanna Siewers musste indes schon auf dem Heimweg sein -- Kommissar Wessels wusste nicht einmal mit Sicherheit zu entscheiden, ob er sich darüber ärgern sollte, hätte sie nun schon bei ihrem allerersten Treffen seinen Schwanz gesehen.

2

Obwohl Wessels sich am Vorabend wieder einmal darüber klar geworden war, dass er zu häufig und intensiv masturbierte, eilte er voller Vorfreude zur Arbeit. Der Orgasmus hatte ihn nicht wirklich befriedigt zurückgelassen, wenn er denn überhaupt nennenswert stattgefunden hatte. Wie zu erwarten, war über die Intranet-Server seiner Dienststelle ein Foto von Johanna leicht aufzutreiben. Er war darauf sofort geil geworden und hatte den Handybildschirm mit ihrem Konterfei mal wie zum Kuss an seinen Mund, mal wie zum Blowjob an die Spitze seiner Eichel geführt und seine Erregung war Zug um Zug gewachsen, bis sich sein Penis schließlich entladen hatte -- in frustrierender Nüchternheit. Doch jetzt verflog seine mäkelige Unbefriedigung schnell, denn schließlich würde er ihr nun wieder in Leibhaftigkeit gegenübertreten, auch wenn es sich wohl besser ausnahm, wenn sie von seinen (körperlichen) Neigungen zu ihr nichts mitbekam.

Sie erwartete ihn wie angewiesen bereits in seinem Büro, verschränkte schüchtern die Arme hinter dem Rücken und versuchte neben der schmucklosen Stehlampe möglichst unauffällig dazustehen. Gerade diese Zurückhaltung reizte ihn übermäßig auf - er hatte noch nie jemanden gesehen, der in der unförmigen alten Polizeikluft so heiß aussah; das dicke Polyester verdeckte ihre üppigen Reize gerade gut genug, um das Verlangen danach anzufachen. Ihre scharfen Lippen standen leicht vorgestreckt, rot und wartend, während sie die Augen sinnlich ziellos umherstreifen ließ, um dieses oder jenes mit einem mädchenhaften Verziehen der Mundwinkel zu belohnen.

Ein Blickkontakt reichte zur Begrüßung; »Frau Siewers.«

Ohne viele Worte zu verlieren gab er ihr mit einem Wink zu verstehen (am liebsten hätte er sie direkt bei der Hand genommen) im hinab zum Parkplatz zu folgen. Sie sollte direkt lernen, dass man es mit der Förmlichkeit hier nicht so eng nahm. Mit keiner Geste ließ sie sich anmerken, ob sie das kleine Erektions-Malheur von gestern überhaupt mitbekommen hatte. Aber wie hätte sie das übersehen können? Er verstand nicht wirklich, warum es ihn selbst so verdammt beschäftigte, ob sie seinen Penis nun tatsächlich gesehen hatte oder nicht. Jedenfalls ertappte er sich dabei, immer wieder in ihrem Blick nach diesem einen, verräterisch spöttischen Blitzen zu suchen, während sie gemeinsam im alten Passat durch die winterstarren Straßen des Bezirks kurvten und warteten, dass die Klimaanlage ihnen den Nebel vor den Mündern vertrieb.

Neugierig blickte Johanna sowohl in die Schaufenster hinter dem am Dienstagmorgen mäßig begangenen Bürgersteig wie auch im zugepackten Innenraum umher, während sie ihn oftmals wie zufällig mit ihrem Blick streifte. »Gemütlich.« kommentierte sie die Stapel von Unordnung um sie her - Verkehrskellen, abgespulte Absperrbänder, Haufen von irgendwelchen Dokumenten, Pfeifen, Eiskratzer, Brotkrümel und ein leeres Holster. Oder meinte sie doch das Beisammensein in der langsam auftauenden Kabine? Ihm fiel auf, dass sie ihre Dienstwaffe noch nicht ausgehändigt bekommen hatte. Er beteiligte sich an der Maskerade und schaute mal hierhin, mal dorthin, meist jedoch heimlich in die Jacke seiner Beifahrerin, dort, wo er Ihren Busen erahnte, ihre ranken Beine hinan, oder auf ihre Lippen -- höher traute er sich nicht, aus Angst, sie könnte ihn ertappen. Ob sie die Jacke öffnen würde, wenn er die Heizung noch ein wenig höher drehte?

In dem Moment piepte der Funk.

»Wessels?« Es war Jörg von seiner eigenen Abteilung. Er schien sich jedoch nicht im Büro zu befinden, denn er musste gegen Windgeräusche anreden. Trotzdem meinte Wessels in seiner Stimme Verunsicherung herauszuhören; Menschenkenntnis gehörte zu den Grundfertigkeiten eines guten Kommissars. Er schwieg, Jörg wusste, dass die Verbindung stand. »Wie es aussieht haben wir nen neuen Fall, Wessels, Mord, recht eindeutig.«

»Eindeutig? Sie wissen doch wohl, dass Mord niemals eindeutig ist.« Er versuchte, einen Seitenblick von Johanna zu ernten.

»In diesem Falle... na ja, sehen Sie es sich selbst an, es ist...«

Es folgte eine kurze Stille, auch die Windgeräusche waren mit der Funkverbindung verstummt. Jetzt blickte sie tatsächlich herüber, allerdings beunruhigt.

»Mendanstraße 34-36, es ist ein Hotel... äh...«, man hörte einen Zettel entfalten, »Hotel Mendan, ja.« tönte es nun klarer aus dem kleinen Plastiklautsprecher unterm Armaturenbrett. Offenbar war Jörg aus dem Wind getreten.

»Wir kommen.« beendete Wessels das Gespräch. Ein sanfter Aufruhr ging durch den Motor, als er auf der geraden Strecke beschleunigte. Johanna setzte an, etwas zu sagen, da piepte es noch einmal:

»Und, Wessels?«

»Ja?«

»Rasen Sie nicht, die SpuSi ist schon da.«

Wessels verzog die Mundwinkel zu einem abschätzigen Schmunzeln. Jörg kannte ihn zu gut. Vor der Spurensicherung am Tatort zu sein, zählte zu seinem Berufsethos. Es war eine unsägliche Entwicklung der letzten Jahre, dass die Spurensicherung noch vor dem Kommissar benachrichtigt wurde und selbst wenn nicht, schafften diese weißgewandeten Ameisen es doch immer wieder, ihm trotzdem zuvorzukommen. Er würde so oder so auf die Tube drücken - allein schon um Johanna seine Fahrkünste zu beweisen.

Der Tatort war ein schäbiges Hotel am Stadtrand, das sich im Rahmen eines überall ersichtlichen begrenzten Budgets und seiner Lage am Industrieviertel trotzdem Mühe gab, gemütlich und sauber auszuschauen. Vor dem breiten Vordach parkte bereits ein schwarzer Sprinter, an der offenen Doppeltür werkelte einer der zahlreichen Statisten von der Spurensicherung, in ihren halbtransparenten weißen Maleranzügen mit Mundschutz. Alle anderen anonymen Gestalten mussten schon drinnen irgendwo herumwuseln. Wessels stellte das Auto an der Straßenecke ab und schenkte Johanna ein ermunterndes Lächeln.

»Ihr erster Tatort?« fragte er im Plauderton, als sie sich der kalkweißen zerkratzten Aluminiumtür näherten, an den Seiten klebten verheerte Plakatreste und über ihnen funzelte irgendein rosa Neonschriftzug in den grauen Wintertag.

»Nein.« antwortete sie knapp und fügte hinzu: »Natürlich nicht.«

Hoffentlich hatte er sie mit der Frage nicht beleidigt. »Dann haben Sie sich aber gut gehalten.« stellte er grinsend fest und wusste nicht mal, ob er damit gerade einen Witz gemacht hatte. Sie jedenfalls kommentierte diesen Nachsatz nicht mehr. Er sprang zu hektisch vor, um ihr die Tür aufzuhalten, hielt sie aber zu nah an der Angel, sodass seine Kraft nicht ausreichte und sie selber nachschieben musste. Was faselte er da eigentlich für einen Schwachsinn?

An der Rezeption wartete eine abgearbeitete junge Frau mit tiefen Augenringen, die beinahe schon aufgemalt aussahen. Vielleicht wollte sie ja dem Klischee dieses Ortes genüge leisten? Als sie die neuen Besucher entdecke, hellte sich ihre Miene nur unmerklich auf von völlig abweisend zu einer zugewandt zurückgehaltenen Missachtung.

»Ich nehme nicht an, dass Sie einchecken möchten?« vermerkte sie mit einem müden Blick auf ihre Uniformen.

»Nein, danke.« Wessels bemühte sich, das Kakerlakennest eines bemühten Empfangszimmers nicht allzu geringschätzig zu mustern. Man merkte, dass hier jemand, trotz allem, tatsächlich Herzblut hineingesteckt hatte, jemand, der offensichtlich nicht die Empfangsdame war.

»Wo ist...«

»Warum folgen Sie einfach ihrem Kumpanen.« Ihr Kinn wies zur Tür.

»Meinem äh...« tatsächlich trat soeben der Typ von der Spurensicherung hinein und begab sich nach einem knappen Nicken unvermittelt eine im Schatten versteckte Treppe hinauf.

»Danke.« raunte Johanna, als Wessels schon etwas gekränkt zur Treppe trat. Warum achtete ihn denn hier keiner? Im Fernsehen kam dem Kommissar immer schon von weitem ein devoter Spürhund entgegen, der ihn mit knapper Professionalität ins Geschehen einwies, sodass der Neuankömmling mit traumwandlerischer Sicherheit die Coolness seines Auftritts zu inszenieren vermochte.

Er dagegen trat nun zögerlich in ein gestandenes Gewusel aus weißen Gestalten mit Kameras und Notizblöcken, herrenlosen Scheinwerfern und heruntergerissenem Absperrband, das wohl irgendein Azubi in einer übermütigen Minute durch den einzigen Zugang gespannt hatte. Das Abschreckendste war jedoch -- wie eigentlich zu erwarten -- die Leiche. Wessels hätte nicht gedacht, dass ihn der Anblick eines toten Körpers nach zehn Jahren Berufserfahrung noch einmal so erschrecken sollte, und es lag nicht allein an den jüngsten Monaten, die sehr ruhig gewesen waren. Das Geschehen, welches sich dort als Resultat in seinen aufgerissenen Augen spiegelte war im besten Falle abartig bestialisch. Der Tote war ein Mann (gewesen). Der Mörder (oder in diesem Falle nicht doch eher Mörderin?) hatte ihn nackt auf eine Art hölzernes, aufrechtes Gestell geschnallt, welches hinter ihm grob die Form eines schwarz lackierten »X« bildete. Er trug einen schwarzen Ball im Mund, der als Knebel um seinen Kopf fixiert war, und ein ledernes Halsband. Zusammen mit einigen sadistischen Utensilien auf dem Boden ließ sich die Szenerie einem sado-masochistischen Sexspiel zuordnen. Allerdings hatte dieser Mann ganz offensichtlich mehr gelitten als in seiner Auffassung des Spiels, in der er sich hatte fesseln lassen: in seinem Schritt, wo eigentlich sein Glied und seine Hoden herabhängen sollten, klaffte stattdessen eine weite, blutige Wunde. Auch seine Beine waren überströmt damit -- abgesehen davon war jedoch ein metallener Bottich grausam genau so unter ihm platziert, die Ströme von Blut aufzufangen, die dieser Mann vergossen hatte -- der Bottich stand randvoll, er war zu klein. Das Opfer war ganz offensichtlich in Agonie verblutet, sein Gesicht stand totenbleich und schien eine ganz eigene Art von Zwielicht zu verströmen. Es zeigte unsagbare Qual, erstarrt in einer letzten gnädigen Erlösung des Todes.

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