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Mit diesem Gefühl der Schuld behandelten die beiden Freundinnen sich auch am nächsten. Sie verloren kein Wort über das Ereignis am vorangegangenen Abend, sie gingen sich den Rest der Klassenfahrt aus dem Weg und sprachen nie von dem Abend. Irene hatte panische Angst, lesbisch zu sein und Sabine schien es ähnlich zu gehen.

Ihrer Freundschaft tat dies insgesamt keinen Abbruch, aber nichts dergleichen passierte jemals wieder und sie verloren beide kein Wort darüber.

Wenig später hatte Irene ihren ersten Freund und sie sah, dass ihre Angst lesbisch zu sein, unbegründet gewesen war.

Lächelnd dachte Irene an dieses Erlebnis zurück, das sie einfach als Jugendsünde abtun konnte und das in keiner Beziehung zu der Lehrerin stand. Sie hatte sich damals unschuldig und kindisch benommen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen kramte sie nach ihrem Terminkalender, in den sie die Nummer der Lehrerin geschrieben hatte und wählte kurz entschlossen ihre Nummer. Auch jetzt benahm sie sich kindisch.

Die Situation musste bereinigt werden. Sie würde Frau Wantia einfach anrufen, sie zum Kaffee einladen, sich der Etikette entsprechend für die Verspätung entschuldigen, die Informationen einholen, von der die Lehrerin gesprochen hatte und schließlich ein wenig Smalltalk halten. Damit hätte sie den Bann gebrochen und nach einer zweiten Begegnung könnte sie all die seltsamen Ereignisse des vergangenen Abends wegwischen.

Vermutlich bildete sie sich die Hälfte dessen, was sie am vorangegangenen Abend erlebt hatte, ohnehin nur ein. Sie hatte einfach zu viel gearbeitet in der letzten Zeit.

„Wantia".

„Guten Tag Frau Wantia, hier spricht Frau Sanders, ich bin die Stiefmutter von Julia. Wir haben uns gestern auf dem Elternabend kennen gelernt."

„Was kann ich für sie tun?" kam die Antwort knapp aber nicht unhöflich.

„Ich hätte noch einige Fragen zu dem kommenden Schuljahr meiner Stieftochter, sie sagten, dass Julia in diesem Jahr das Abitur ablegt, und da habe ich einige Fragen zur genauen Durchführung. Zudem gibt es eine Sache mit Julia, über die ich gerne mit ihnen sprechen möchte, aber mit wäre es lieber, wenn wir dies unter vier Augen tun könnten."

Der Kniff war ihr spontan eingefallen, die junge Lehrerin würde ein Treffen nicht ausschlagen können, wenn das Schicksal eines Schützlings auf dem Spiel stand. Irene war stolz auf sich. Sie spielte ihre ganze Professionalität aus.

„Natürlich können wir uns treffen, könnten Sie mir einen Tipp geben, worum es geht?"

Irene musste nicht lange nachdenken.

„Ich habe den Verdacht, dass Julia unter Legasthenie leiden könnten. Ihre Leistungen in Deutsch könnten besser sein. Vermutlich ist es das nicht, aber ich möchte sicher gehen."

Das war natürlich Quatsch. Julia war einfach nur etwas faul, man hatte irgendwann sogar mal einen Test gemacht, der negativ ausgefallen war, aber das wusste die neue Lehrerin ja nicht.

„Schlagen Sie einen Termin vor."

Irene blickte in ihren Kalender.

„Wie wäre es mit kommendem Mittwoch um 16 Uhr?"

„Da habe ich leider eine Konferenz. Donnerstag 16 Uhr könnte ich."

Irene blickte auf ihren Kalender.

Donnerstag 15 bis 18 Uhr Schmidt und Co. Strategiegespräch zur Hauptverhandlung.

Schmidt und Co waren wichtige Kunden und hatten einen wichtigen Prozess vor sich. Auf der anderen Seite, dachte Irene sich, haben die auch wiederholt Termine kurzfristig abgesagt. Schmidt und Co würden bestimmt auch freitags können. Deren Wichtigtuerei ging ihr ohnehin auf die Nerven und eine Kanzlei ihrer Reputation musste sich nicht alles gefallen lassen.

„Das passt mir gut. Donnerstag 16 Uhr. Telemann Str. 13. Wissen Sie, wo das ist?"

„Ich werde es finden."

Irene fiel erneut die Präzision und Kürze auf, mit der Frau Wantia formulierte.

„Wunderbar, dann sehen wir uns am Donnerstag. Ich freue mich."

„ Bis Donnerstag. Auf Wiederhören."

„Auf Wiederhören."

Irene legte erleichtert auf. Sie verdrängte eine leichte Anspannung und kam zu dem Ergebnis, dass das Gespräch sehr viel angenehmer verlaufen war, als sie gedacht hatte, und dass keine der zuvor verspürten Animositäten spürbar gewesen waren.

Das war einfacher gewesen als gedacht.

Die Anwältin lehnte sich in ihrem Sessel zurück und war rundherum mit sich zufrieden. Dann machte sie sich wieder an die Arbeit.

3 Unvorhersehbare Konsequenzen

Sie war früher nachhause gegangen, Schmidt und Co hatte sich nach anfänglicher Verärgerung wieder beruhigt, der Kaffee war aufgesetzt, der Tisch gedeckt, Makeup war aufgelegt, irgendwas hatte sie aber noch vergessen. Irene überprüfte die goldenen Ohrclips, den Sitz der Bluse, der Haare. Der Kaffee brühte, der Tisch war gedeckt. Irgendwas hatte sie vergessen. Die Milch. Irene holte die Milch aus dem Kühlschrank, stellte ihn auf den gedeckten Tisch, schob eine Kuchengabel zurecht, die leicht schief lag und überprüfte dann noch einmal ihre Haare. Irgendwas hatte sie vergessen.

Die Tür klingelte. Irene sprang auf wie ein Teenager und eilte zur Tür. Dann bremste sie sich doch noch, atmete tief durch, um ihre Contenance wiederzugewinnen. Die letzten Tage hatte sie diesem Treffen entgegengefiebert. Die Gedanken während ihres Telefonats mit der jungen Frau hatte sie längst verworfen. Sie hatte Stimmungsschwankungen an sich entdeckt, die sie so lange schon nicht mehr gehabt hatte. Mittlerweile war ihr klar geworden, dass sie diese interessante Frau näher ergründen musste. Hintergedanken hegte sie keine, was sie wollte, war ihr nicht bewusst, hätte man sie gefragt, sie hätte darauf verwiesen, dass ihre Scheidungsangelegenheiten ihr doch mehr zu schaffen machten, als sie sich zugestehen wollte und dass sie sich ein wenig einsam vorkam, denn in der letzten Zeit hatte sie außer ihrer Arbeit wenig Freizeit gehabt und das pubertierende Mädchen war auch gerade in einem schwierigen Alter, so dass sie von dieser Seite wenig Unterstützung erwarten konnte.

Mit anderen Worten, sie wollte einfach nur eine neue Bekanntschaft machen, redete sie sich ein. Darum hatte sie sich auch besondere Mühe gegeben, alles perfekt zu arrangieren. Ein letztes Mal überprüfte sie den Sitz ihrer Ohrclips, des Haares, der Bluse, dann öffnete sie die Tür.

Das grelle Tageslicht strömte in die Wohnung und blendete Irene kurz. Als sich ihre Augen wieder beruhigt hatten, stand die junge Lehrerin im Türrahmen im wirkte im Kontrast zum Sonnenlicht wie ein Eisblock. Die Haare schienen noch straffer zusammengebunden zu sein, die Augen funkelten noch blauer. Sie trug ein sehr strenges graues Kostüm. Man hätte glauben können, dass sie gerade aus einer geschäftlichen Sitzung gekommen sei, in der ein mittelständiges Unternehmen seinen Besitzer gewechselt hatte. Die Lehrerin war zweifelsohne formeller gekleidet als Irene, die zwar ein nettes Kleid trug, aber keines, das sie zur Arbeit anziehen würde. Sie wollte vielmehr elegant aber dennoch leger wirken.

„Kommen Sie doch herein!" sagte Irene freudig, gab der Lehrerin die Hand und zog sie fast in das Haus.

„Es freut mich, Sie zu sehen!" fuhr sie fort.

„Vielen Dank für die Einladung", antwortete die Lehrerin knapp und trat ein.

Irene war etwas verlegen.

„Das ist also mein Haus. Es gehört natürlich auch meinem Mann irgendwie, aber wir leben in Scheidung und er hat schon angekündigt, es nicht haben zu wollen. So lebe ich hier mit Julia alleine. Ein großes Haus für zwei Personen, das können Sie mir glauben. Ich habe zwar eine Haushaltshilfe, aber die kommt auch nur zweimal die Woche."

Aus Nervosität plapperte Irene vor sich hin und führte die junge Frau, die sich ausdruckslos umsah in die Küche, um den Kaffee zu holen.

„So, setzen wir uns doch ins Wohnzimmer, ich hole nur noch Kaffee und Kuchen.

Irene nahm den Kuchen aus dem Kühlschrank und den Kaffee aus der Maschine.

„Frisch gebrüht! Ich war noch im Feinkostgeschäft, um die gute Mischung zu bekommen." Sie versuchte zu lächeln.

„Ich hoffe, sie trinken Kaffee, sonst könnte ich Ihnen auch einen Tee machen."

„Nein Danke, Ich trinke schon Kaffee. Ich benutze allerdings eine Espressomaschine, die filtert die Bitterstoffe effizienter heraus und brüht einen bekömmlicheren Kaffee. "

„Oh, das wusste ich nicht. Ich hoffe, dieser wird Ihnen dennoch schmecken, es ist eine vorzügliche Mischung."

„Natürlich. Es wird schon gehen."

Irene war erstaunt über die Antwort der jungen Frau, lies sich aber nichts anmerken.

Mit Kaffee in der einen und dem Kuchen in der anderen Hand balancierte sie etwas ungeschickt ins Wohnzimmer.

Frau Wantia folgte ihr.

Für einen Moment dachte Irene daran, dass die junge Frau ihr ja auch etwas abnehmen könnte, anstatt sie hier so herumwerkeln zu lassen mit beiden Händen, aber schließlich war sie ja die Gastgeberin, da gehörte es sich nicht, dass der Gast Sachen tragen musste.

Umständlich stellte sie Kaffee und Kuchen auf dem Tisch ab und bot ihrem Gast einen Platz an. Nachdem sich diese gesetzt hatte, goss ihr Irene Kaffee ein und tat ihr bestes, die Lehrerin zu bewirten. Es war ihr peinlich, dass der Kaffee nicht ihren Ansprüchen entsprach und sie versuchte dieses Manko durch besondere Gastlichkeit zu kompensieren.

Schließlich tranken die beiden Kaffee und Irene war bemüht, das Eis zu brechen, in dem sie die Lehrerin in ein wenig Smalltalk verwickelte. So erfuhr sie, dass Frau Wantia gerade die Schule gewechselt hatte und an Julias Schule nunmehr eine Festanstellung hatte, dass sie somit in der Stadt sesshaft würde. Sie berichtete, dass sie sich soweit eingelebt hätte und mit der Schule zufrieden sei.

All das musste Irene recht mühsam herausfinden, denn die Antworten der Lehrerin blieben knapp und etwas kalt. Irene begann zu schwitzen, zumal sie das Gefühl hatte, dass sie Frau Wantia langweilte und fast kam es ihr vor, als würde die Lehrerin daran gefallen finden, das Gespräch so zäh zu gestalten und Irene in ihrer unangenehmen Lage zu belassen.

Irene meinte von Zeit zu Zeit einen ganz zarten Hauch eines spöttischen Lächelns auf den Lippen der jungen Frau zu erkennen, wenn Irene mal wieder krampfhaft nach einer weiteren Frage suchte.

Es kam Irene zwar unsinnig vor, aber auf eine seltsame Art fand sie Gefallen daran, diesen Hauch von Spott auszulösen, bedeutete das doch, dass sie der Frau zumindest irgendeine Art von Vergnügen bereitete, selbst wenn dieses Vergnügen auf ihre Kosten ging. Es war immerhin besser als zu langweilen.

Die Anwältin suchte zunehmend krampfhaft nach Gesprächsstoff. es konnte doch nicht sein, dass sie, eine erfolgreiche Frau, es nicht schaffte, ein Gesprächsthema anzuschneiden, welches die jüngere interessierte oder zum Auftauen brachte.

So nutzte sie die Pause, in der sie an ihrem Kaffee nippte und betrachtete sich die junge Frau, die etwas zurückgelehnt in ihrem Sessel saß.

Sie war wirklich attraktiv, dachte die Anwältin, und trotz ihrer Spröde hat sie etwas sehr interessantes und ... erotisches. Sie stockte bei dem Wort erotisch, denn so dachte man nicht über die Lehrerin seiner Stieftochter, allenfalls Männer taten so etwas.

Während sie die andere Frau betrachtete, trafen sich für einen Moment ihre Blicke und obwohl Irene vor hatte, ihrem Blick standzuhalten, musste sie nach nur einem Augenblick die Augen senken. Sie konnte diesen durchdringenden blauen Augen nichts entgegensetzen.

Als sie wieder aufsah, entdeckte sie wieder und nun ganz deutlich das spöttische Lächeln ihres Gegenübers.

Es bestand kein Zweifel, dass sie Gefallen daran fand, der Anwältin zu zeigen, wer in diesem kleinen Spielchen gewonnen hatte.

Irene wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte und so wechselte sie das Thema.

„Ihr Kostüm steht ihnen richtig gut. Kenne ich den Designer?"

„Es ist aus einer kleinen Boutique, kein großer Designer steht dahinter, ich verdiene zwar nicht schlecht, aber nicht gut genug, um mir Kleidung von Designern leisten zu können."

Irene war schon wieder ins Fettnäpfchen getreten. Was machte sie nur falsch?

„Ich bin nicht der Ansicht, dass Geschmack viel mit Geld zu tun hat. Man kann sich auch mit wenig Geld anständig kleiden. Nehmen Sie ihr Kleid. Das mag von Dior order Yves Saint Laurent oder sonst wem sein, aber es passt nicht zu Ihnen, wenn ich das sagen darf!"

Irene konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie war so perplex, dass sie nicht wusste, wie sie diese Kritik zurückweisen sollte. Aber es ging noch weiter.

„Sie werden meine Offenheit entschuldigen, aber dieses Muster kaschiert ihre Figur. Warum verstecken Sie sich so hinter diesem Paisley Muster. Sie sind doch eine gut aussehende Frau, warum kleiden Sie sich wie 50? Warum tragen Sie das Kleid so hochgeschlossen? Öffnen Sie den obersten Knopf, zeigen sie etwas von ihrem Dekollete, das müssen Sie doch nicht verstecken."

Irene griff unwillkürlich an den obersten Knopf des Kleides, verharrte dann aber.

„Ja, öffnen Sie die Knopf!"

Es klang fast wie ein Befehl, dem Irene widerwillig folgte.

„Lassen Sie sich ansehen! Sehr schön, so ist es besser. Und jetzt machen Sie noch einen Knopf auf."

„Noch einen?"

„Machen Sie schon, sie werden sehen."

Irene zögerte erneut. Ein weiterer Knopf würde die Ansätze ihrer Brüste offen legen, vielleicht sogar die Spitzen ihres BHs zum Vorschein bringen. Das ging nun wirklich zu weit.

„Das kann ich nicht machen", widersprach sie unsicher.

„Natürlich können Sie, Sie wollen nur nicht! Warum leben Sie so konservativ und verstecken sich derart? Das haben Sie nun wirklich nicht nötig. Sie sollten etwas figurbetontere Kleidung tragen und weniger Schnickschnack. Eine nüchterne Eleganz steht Ihnen und nicht diese Kleider im Tapetenmuster der 70er Jahre."

Irene merkte, wie sie errötete. Diese Kritik war nicht nur inhaltlich falsch, vor allem war der Ton vollkommen unangebracht.

„Sehen Sie sich nur einmal in ihrem Wohnzimmer um."

„Was ist damit?" Irene spürte nun ein wenig Wut hochkommen, denn auf ihr Wohnzimmer mit den Antiken Möbeln und den Gemälden war sie besonders stolz.

„Es ist das Wohnzimmer eines Altersheimes. Viel zu dunkel, diese ganzen alten Reproduktionen aus der Barockzeit an der Wand. In dreißig Jahren passt das vielleicht zu Ihnen, aber doch nicht jetzt.

Irene platzte der Kragen.

„Jetzt hören Sie mal zu."

Doch sie kam nicht weit.

„Nein, Sie hören mir jetzt zu."

Die junge Lehrerin war nun sichtlich genervt und legte an Schärfe zu.

„Sie verschwenden meine Zeit. Sie wollen etwas von mir, stehlen aber meine Zeit mit ihrem belanglosen Gewäsch. Warum sagen Sie nicht deutlich, was Sie von mir wollen, dann sparen wir ihre und meine Zeit. Und kommen Sie mir nicht mit einem weiteren Vorwand. Ich habe Einsicht genommen in Julias Schulakte. Sie wurde im 5. Schuljahr einem Test unterzogen, bei dem sich herausstellte, dass sie nicht an Legasthenie leidet und auf dem Formular habe ich Ihre Unterschrift gesehen. Sie wussten das alles also ganz genau. Warum diese Vorwände?"

Irene war ratlos und wusste nicht, was sie erwidern sollte. Eine solche Unverschämtheit hatte sie lange nicht erlebt und mangels eigener Worte schwieg sie. Doch die Lehrerin lies nicht locker.

„Nun? Warum haben Sie mich eingeladen?"

Schweigen.

„Reden Sie schon!"

Schweigen. Irene kam sich wie ein Schulmädchen vor, das beim Rauchen im Mädchenklo erwischt worden war und nun ihrer Lehrerin Rede und Antwort stehen musste, obwohl es nichts zu sagen gab, als die Schuld einzugestehen. All ihre Kraft, die sie mühsam gegen die jüngere Frau aufgerafft hatte, war verflogen.

„Ich ... ich .. ich weiß es nicht."

„Sie wissen es nicht! Dann machen Sie sich mal Gedanken darüber und wenn Sie mich das nächste Mal einladen, dann sollten Sie wissen, was Sie wollen!"

„Na ... türlich."

„Ich gehe jetzt. Bemühen Sie sich nicht, ich finde allein raus. Guten Tag."

Mit diesen Worten stand Frau Wantia auf und verlies das Haus, und Irene blieb perplex und allein im Wohnzimmer stehen, fühlte sich überrannt und sprachlos.

Sie nahm nur undeutlich wahr, dass die Tür ins Schloss fiel als Zeichen dafür, dass die Lehrerin das Haus verlassen hatte.

Irene wurde erst wieder aus ihrer Starre gerissen, als sie eine Bewegung wahrnahm. In der Küchentür stand reglos Julia.

„Was machst du hier?"

Sie riss sich zusammen.

„Du hast einen Anschiss von meiner Lehrerin bekommen. Cool!"

„Wie lange hast du gelauscht?"

Julia lächelte nur und verschwand, ohne auf die Frage zu antworten.

„Julia, antworte mir!"

4

Die Qual der Stille

Wenn Sie mich das nächste Mal einladen, dann sollten Sie wissen, was Sie wollen!

Als Juristin ist man darin geschult, genau zu hören und zu lesen und manchmal auch Haare zu spalten.

Wenn Sie mich das nächste Mal einladen kann temporal verstanden werden: zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie mich wieder einladen; es kann aber auch ein verkappter Konjunktiv sein: sollten Sie mich jemals wieder anrufen. Der Bedeutungsunterschied war immens. Der zweite Satz implizierte, dass die Lehrerin nie wieder von Irene hören wollte. Der erste Satz hingegen bedeutete, dass sie sogar erwartete wieder angerufen zu werden, dass sie aber zu diesem Zeitpunkt wissen sollte, was sie wollte.

Die genaue Analyse solcher Formulierungen hatte schon so manchen Prozess entschieden. Hier war es wichtig zu wissen, was die Lehrerin gemeint hatte und auch Irene musste sich darüber im Klaren sein, welchen Sinn sie selbst bevorzugte.

Solcherlei Gedanken beschäftigten sie Tage später noch.

Wie viel hatte sie von dem Gespräch mitbekommen?

Was hatte Frau Wantia mit der Frage gemeint: Warum haben Sie mich eingeladen? Da steckte mehr hinter als die Verärgerung über die Zeitverschwendung. Es schien eine echte Frage zu sein, eine Frage, die sich Irene stellen und selbst beantworten sollte.

Warum hatte Irene die Lehrerin eigentlich eingeladen?

Diese Frage war die schwerste, denn sie lag offen auf der Hand, aber das, was da so offen lag, das machte ihr Angst.

Sie war fasziniert von der Macht, die diese junge Frau ausströmte, sie war angezogen von der Kompromisslosigkeit, von der Überlegenheit und der Kontrolle, die die Frau ausübte. Aber all das konnte Irene nicht verstehen. Warum sollte ein Mensch Interesse haben, in der Nähe eines anderen zu sein, der ihn beleidigte? Warum sollte man sich zu so einem Menschen hingezogen fühlen?

Sicherlich gab es Frauen, die solche Männer suchten. Männer, die stark waren und die Kontrolle hatten. Es gab auch Frauen, die geradezu eine perverse Lust darin empfanden, sich beleidigen, vielleicht sogar misshandeln zu lassen.

Aber Irene hatte dergleichen noch nie verspürt und ihr Mann hatte keinerlei solcher Eigenschaften jemals gezeigt. Ihr Mann hatte Wert darauf gelegt, dass alles immer demokratisch ausdiskutiert wurde und wenn es mal Konflikte gab, so war er immer so kompromissbereit gewesen, dass diese schnell aus der Welt geschafft waren.

Irene war ratlos, aber Ratlosigkeit, war ohnehin das vorherrschende Gefühl seit einigen Tagen.

Immerhin hatte sei mittlerweile einen Entschluss gefasst. Sie griff zum Telefonhörer.

„Ich möchte Sie gerne wiedersehen."

Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.

„Ich kann Ihnen nicht sagen, was es ist, aber Sie faszinieren mich und ich würde Sie gerne wiedersehen. Ohne einen Vorwand. Sie wollen wissen warum, ich kann es Ihnen nicht sagen. Alles, was ich Ihnen sagen kann ist, dass Sie einen tiefen Einfluss auf mich hinterlassen haben, dass ich ständig an Sie denken muss. Ich habe Ihre Vorschläge zu meiner Bekleidung beherzigt und bin seit einigen Tagen damit beschäftigt, mein Haus umzugestalten. Ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie recht haben und dass ich Sie wiedersehen möchte.

Am anderen Ende der Leitung herrschte immer noch Stille.

Irene fragte sich, was Sie noch sagen sollte. Sie hörte leichte Atemgeräusche am anderen Ende der Leitung.

„Ich bitte Sie", fügte Sie noch hinzu.

„Ich werde es mir überlegen und mich bei Ihnen melden."