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Verhext 01

Geschichte Info
Frau in heiklen Situationen, weil verfehlte Magie da ist.
17.9k Wörter
4.21
28.5k
3
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Dies ist eine Geschichte über eine Frau, die unabsichtlich in heikle Situationen gerät, weil sie sich jeweils in schwierigen Momenten an magischen Kräften versucht, die sie nicht beherrscht.

Und es ist ein Bericht über einen Mann, der die Augen vor schwer zu übersehenden Hinweisen verschließt, weil sie ihm zu unwahrscheinlich vorkommen. Gleichzeitig ist er durch die antiquierte katholische Erziehung eines bigotten Priesters so verbogen und verklemmt, dass er ohne magische Hilfe nicht zu einer normalen Partnerschaft finden kann.

An manchen Stellen tauchen in dieser Geschichte Sätze in Englisch auf, die absichtlich eingefügt wurden, um eine bestimmte Stimmung widerspiegeln zu können.

Verhext - Teil 1

Elisabeth weiß keinen Ausweg mehr

Elisabeth fühlte sich in einer Zwangslage. Sie war immer noch geschockt, dass sie vor einer Woche in einem Keller in Hamburg-Harburg aufgewacht war mit einer Platzwunde am Kopf und diversen Kratz- und Schürfwunden an ihren Armen. Sie musste eine starke Amnesie haben. Es gab nur wenig, das sich richtig anfühlte. Sie hatte nur eine Konfirmationsurkunde auf den Namen Maria Elisabeth Krone in einer ihr fremden Handtasche bei sich gehabt, die nach ihrem Gefühl auf einen falschen Namen lautete - und sie hatte keinen eigenen Ausweis. Elisabeth fühlte sich richtig an -- und ihr Alter von zweiunddreißig Jahren. Alles andere war irgendwie nicht richtig. Sie war sich auch sicher, dass sie noch nie in Deutschland von einem Bundeskanzler und schon gar nicht mit dem Namen Adenauer gehört hatte und konnte sich einen Sozialdemokraten als Kanzlerkandidaten erst recht nicht vorstellen.

Sie hatte kein Geld und sie hatte ihres Wissens noch nie einen Beruf ausgeübt. Bisher war sie im Krankenhaus wegen Amnesie und einer Gehirnerschütterung versorgt gewesen, aber nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus wurde sie an die Sozialhilfe verwiesen. Sie war niedergeschlagen. Sozialhilfeempfängerin zu werden, kam ihr als eine grässliche Schande vor. Ihre Eltern würden sich im Grabe herumdrehen! Irgendwie glaubte sie, dass sie verheiratet gewesen war. Auf dem Sozialamt wurde sie aber mit Fräulein Krone angesprochen und darüber informiert, dass ihr vorheriger Wohnort Berlin gewesen war. Sie hätte sich aber am Tag vor ihrem Unfall hier in Hamburg neu angemeldet mit einem möblierten Zimmer als erster Adresse. Sie hätte keine Eltern oder Verwandte in Hamburg, aber durch ihre vorherige Tätigkeit als Haushälterin Anspruch auf Arbeitslosengeld. Gut, wenigsten für die nächste Zeit war sie nicht auf die Sozialhilfe angewiesen.

Kurzfristig sah sie nur den Ausweg, sich möglichst schnell einen Job zu suchen oder sich zwecks Versorgung bald zu verheiraten. Hoffentlich fand sie in dem möblierten Zimmer Hinweise auf das, was sie in Hamburg gesucht haben musste. Sie verfluchte diese Amnesie. Sie konnte sich ums Verrecken nicht daran erinnern, als Haushälterin gearbeitet zu haben. Im Gegenteil, sie hatte nach ihrer Erinnerung eine eigene Haushälterin gehabt und war verheiratet gewesen. Aber das konnte nicht sein, sie war nach ihren Papieren nie verheiratet gewesen und sie hätte sonst auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Irgendwas musste mit ihrem Gehirn arg schief gelaufen sein. Andererseits war sie sich sicher, dass sie hier keine Angst um ihr Leben haben musste, was sich gut anfühlte.

Ihr möbliertes Zimmer war spärlich ausgerüstet -- ihre Vermieterin war für längere Zeit verreist. Weitere Ausweise oder andere Dokumente fanden sich nicht an, mit der Ausnahme eines Zeugnisses für Maria Krone als Haushälterin in Berlin für einen Haushalt eines wohlhabenden Ehepaares. Sie hatte keinerlei Erinnerungen daran. Einen Zettel mit einem telefonisch vereinbarten Termin für das Arbeitsamt gab es noch. Ihre Kleidung war mit einer Ausnahme nicht gerade opulent und sie fand ihre Schuhpaare auch reichlich knapp sitzend. Nur einfache Hauskleider gab es in mehrfacher Ausführung. Sie wünschte sich mit aller Macht zu erinnern, aber es gab nur Fragmente von Lebenserinnerungen, die einfach nicht zusammen passten mit der aktuellen Situation. Ihre einfachen Hauskleider und das Gefühl von ehemaligem Wohlstand kollidierten heftig in ihren Gedanken.

Jakob fühlt sich leer

Er hatte erfolgreich seine erste Reise nach Chile abgewickelt. Eigentlich sollte er sich in einem Stimmungshoch befinden, aber das war nicht der Fall. Er war allein in seiner kleinen Wohnung, die Teil des Pfarrhauses war, nachdem er sich bei seinem Auftrag in halb Chile für seine Recherchen herumgetrieben hatte. Das ungute Gefühl kam durch das Alleinsein in der Wohnung. Er musste sich eingestehen, dass er sich mit zunehmendem Alter mehr und mehr einsam fühlte. Er hatte nur wenige Freunde aus der Kriegsgefangenenzeit -- und davon lebten praktisch alle in Spanien.

Er verfluchte seine katholische Erziehung. Er war mit 14 Jahren zur Halbwaise und mit 15 zur Vollwaise geworden. Seine Eltern und insbesondere sein streng katholischer Vater hatten ihm bis dahin jeden Kontakt zum anderen Geschlecht vor seiner Hochzeit als eine gefahrvolle Sache dargestellt. Erst spät hatte er herausgefunden, dass dieses ein Trauma seiner Eltern war. Seine Mutter hatte ihn beinahe zur Adoption freigeben müssen, weil sie damals von ihren Eltern zunächst keine Erlaubnis zur Heirat mit ihrem späteren Mann - seinem Vater - bekommen hatte. Seine Eltern hatten dies immer geheim gehalten, weil sein Vater einer katholischen Sekte angehört hatte. Damals kam bei dieser Sekte eine Schwangerschaft vor der Ehe einer Todsünde gleich. Jakob hatte davon erst spät durch Zufall erfahren, als er schon bald dreißig Jahre alt war.

Ein spanischer Pater hatte ihn im Krieg adoptiert, als dessen Haushälterin Maria ihn im Krieg vor dem Verhungern bewahrt hatte. Er hatte sich bis dahin in abenteuerlichen Verstecken vor dem Einzug in den Volkssturm bzw. dem Dienst als Flakhelfer schützen können. Bis zum Ende des Krieges hatte er sich im Pfarrhaushalt des Priesters versteckt, der zunächst spanische Freiwillige und später dann freiwillig die spanischen Kriegsgefangen in der sowjetischen Zone und schließlich in einem Lager weit hinter dem Ural seelsorgerisch betreut hatte. Dieser Pater war aber noch strenger katholisch als sein Vater. Er hatte ihn zwar durch das Verstecken beschützt und danach vor den Hunger in den Jahren nach dem Krieg bewahrt, aber STRENG katholisch war wörtlich zu verstehen. Als Erziehung hatte er dabei eine Ausbildung als Diakon erhalten, damit er seinem Pflegevater helfen konnte. Wie oft er seine Hosen hatte herablassen müssen, um eine Abreibung auf den nackten Arsch zu bekommen, war nicht mehr zählbar. Schon ein verstohlener Blick auf Maria genügte, um seinen Pflegevater ausrasten zu lassen. Nur zu oft ließ er sogar Maria diesen Züchtigungen beiwohnen, wenn er der Meinung war, dass Jakob sündige Gedanken gehabt hatte.

Erst vor fünf Jahren war sie alle drei wieder mit den letzten spanischen Kriegsgefangenen nach Spanien zurückgekehrt. Damals war er siebenundzwanzig Jahre alt gewesen und hatte zum ersten Mal Frauen gesehen, mit denen er auf Spanisch hätte sprechen können. Im Kriegsgefangenenlager gab es nur Männer -- und nur sehr selten waren russische Frauen zu sehen. In der Folge dieses verkorksten Lebenslaufes war er zu einem verklemmten Einzelgänger geworden, der mit den Frauen seines Alters so gar nicht in ein Gespräch und noch weniger zu weiteren Kontakten kam. Nicht zuletzt auch deswegen, weil er in einem erzkatholischen Dorf gelebt hatte, wo er als Diakon von den ledigen Mädchen ferngehalten wurde, weil sein Adoptivvater ja der Priester in der Dorfkirche war. Er hatte sich nämlich überreden lassen, sich offiziell um ein theologisches Studium zu bewerben.

Nachdem sein Pflegevater auf ein Ersuchen, die spanischen Gastarbeiter in Hamburg zu betreuen, positiv reagiert hatte, waren sie nach Deutschland gegangen. Hier hatte er zum ersten Mal begriffen, dass er nicht zum Priester berufen war. Die zahlreichen deutschen Mädchen und Frauen waren ein eindeutiger Magnet für seine Gedanken. Maria hatte das auch erkannt und seinen Adoptivvater davon überzeugt, dass Jakob einen anderen Weg einschlagen sollte.

Arnold Hitzstein ist genervt

Einen Tag vor der ersten Runde hatte der Vermittler vom Arbeitsamt Arnold Hitzstein eine Ansammlung von Kandidatinnen, die nicht der Anfrage entsprach. Wie zum Teufel sollte er allerdings bis morgen eine katholische Haushälterin finden, die bereit war, sich zu verpflichten für zwei Jahre abwechselnd in West-Deutschland und in Chile als spanisch-sprachige Haushälterin für einen Marine-Offizier zu agieren? Das war schon nicht einfach -- normale Haushälterinnen sprachen kein Spanisch. Die ideale Kandidatin sollte dazu noch hübsch und einundzwanzig bis dreißig Jahre alt sein. Sie hat ledig oder verwitwet zu sein. Er war doch kein Heiratsmakler! Was bildete sich dieser Schnösel von Grafenrausen bloß ein?

Arbeitskräfte waren knapp, da konnte der feine Herr nicht so wählerisch sein. Er konnte froh sein, dass er ihm zwei spanisch sprechende unter den vier Kandidatinnen bieten konnte. Und er sollte bloß nicht wagen darüber zu mucken, dass er nicht nach der Religionszugehörigkeit, Ehestand oder gar dem Alter selektiert hatte.

Jakob fühlt sich überfordert

Genau das traf ein, was er so gar nicht mochte. Er musste in der ersten Bewerbungsrunde mit allen Bewerberinnen reden und seine Schüchternheit bei Frauen versuchen zu überwinden. Dabei hatte er nur zugestimmt, weil er so eine Geliebte auf ‚einfachem' Wege bekommen konnte. Er verfluchte seine eigene Leichtgläubigkeit. Maria versuchte, ihm bei seinen Problemen mit seinen Hemmungen zu helfen. Maria hatte ihm die Sache schmackhaft gemacht und hatte ihm den organisierten Auftrag an das Arbeitsamt als eine Art Belohnung für seine Loyalität gegenüber seinem Priester verkauft. Sich eine junge, ledige oder verwitwete Haushälterin zu nehmen, die bei ihm wohnen sollte, müsste bei seiner Schüchternheit die richtige Kur sein, um eine Frau ins Bett zu bekommen, hatte Maria lächelnd argumentiert. Und das war wohl so, denn er hatte immer mehr den Verdacht bekommen, dass Maria schon in jüngeren Jahren in seinen Pflegevater vernarrt gewesen war...

Das mit dem Aussuchen einer Haushälterin war jedoch Schwachsinn gewesen, wie er jetzt erkannte! Er konnte mit Männern vernünftig umgehen, aber beim schwachen Geschlecht wurde er zum Schwächling. Es hatte schon schlecht angefangen. Die erste, die sich bei ihm vorstellen musste, war auch noch die attraktivste. Sie war mit achtzehn Jahren sehr jung, langbeinig und blond mit einem strahlenden Lächeln. Er hatte mühsam seinen eigenen Namen und sein Stellenangebot hervorstammeln können. Als erstes ließ sie verlauten, dass sie verlobt war. Gut, die Art von Haushälterin hätte ihm auch nur die Sorge bereitet, dass er sie schnell an einen attraktiveren Mann verloren hätte. Aber gleichzeitig hatte es ihn stumm gemacht. Fräulein Sass -- ‚nennen sie mich doch Fräulein Silvia' - hatte hingegen lange alles über sich selber erzählt, was ihn nur noch mehr einschüchterte. Sie gab zwar viel von sich preis, aber das Wort spanisch kam kein einziges Mal vor.

Bei Frau Sonnenschein war es einfacher gewesen. Sie war alles andere als ein Sonnenschein, sondern eher von der Sonne verbrannt und sehr nüchtern. Sie war in seinen Augen nicht sehr attraktiv und auch nicht sehr weiblich, zudem musste sie Ende vierzig sein. Sie sah aus wie eine dieser extrem schlanken, durchtrainierten Marathonläuferinnen mit dem dazu passenden Durchhaltewillen. Er hatte sich sachlich mit ihr unterhalten können, ohne sich in Fantasien über ihre Figur zu verlieren. Er mochte dieses Mannweib einfach nicht, auch wenn sie klar formulierte und sicherlich nicht auf den Kopf gefallen war und ein exzellentes Spanisch sprach. Sie würde keine Flausen im Kopf haben, sondern als Haushälterin nüchtern und gut arbeiten. Eine glaubhafte Kandidatin als potentielle Ehefrau oder Geliebte für ihn war sie nicht -- und er wollte beides. Ihr schwarzes Haar war schlicht in einem Bubikopf frisiert. Die dritte namens Fräulein Pillinger hatte er zunächst allein schon wegen ihrer anfänglichen Einsilbigkeit und zurückhaltenden Art gemocht. Sie war keine von denen, die man auf dem Laufsteg einer Modeschau sehen würde. Sie hatte einige Pfunde zu viel an Bord. Sie wirkte trotzdem auf ihn sehr anziehend mit ihrem Lächeln unter dem kurzen Haarschnitt, aber leider konnte auch sie kein Spanisch.

Die zweiunddreißigjährige, stattlich elegante Frau, die sich nach Frau Sonnenschein ruhig als Fräulein Maria Elisabeth Krone vorstellte, fand er genauso bewundernswert wie einst seine Mutter. Sie hatte ein simples graues Kleid an, dessen Schnitt aber elegant war. Sie sah mit ihren blonden, streng gebundenen Haaren auch ziemlich ähnlich wie seine Mutter aus, als er ein Teenager gewesen war. Es war inzwischen schon 18 Jahre her, aber ihr damaliges Bild konnte er einfach nicht vergessen, weil sie in 1944 bei einem der letzten Bombenangriffe in Hamburg-Harburg gestorben war.

Sie war ihm einerseits sympathisch und andererseits zu selbstbewusst. Sie erschien ihm zu groß und zu walkürenhaft, um für viele Männer attraktiv zu sein und sie strahlte auch ein solches Selbstbewusstsein aus, das viele Männer -- und auch ihn selber -- automatisch einschüchterte. Kleiner gewachsene Männer würden sich ihr nicht nähern und viele der großen autoritären Männer würden sie links liegen lassen, weil ihnen selbstbewusste Frauen nicht lagen. Sie war gleichzeitig geduldig und beharrlich genug, um ihn geschickt zu Sprechen zu bringen. Diese Frau war alles andere als die typische Haushälterin. Aber gerade deswegen faszinierte sie ihn sehr stark, bis ihm plötzlich der schockierende Gedanke kam, dass ihre Ähnlichkeit mit seiner Mutter daher stammen könnte, dass sie tatsächlich seine Mutter sein könnte, obwohl er wusste, dass sie im Keller des ausgebombten Hauses verbrannt war. Für einen Moment glaubte er, dass sie entgegen allem Anschein doch irgendwie überlebt hatte, dann begriff er, dass sie ja jetzt schon fünfzig Jahre alt sein müsste und Elisabeth von Hettlingen heißen müsste -- es konnte also trotz ihrer frappierenden Ähnlichkeit nicht sein.

Elisabeth ist erleichtert

Elisabeth war befreit, dass sie ihren ersten potentiellen Arbeitgeber nicht mehr für eine zweite Runde aufsuchen musste. Der ältliche Mann, der wohl gut zwanzig Jahre älter als sie selber war, ließ sie schon daran zweifeln, wie gut das Arbeitsamt war. Dieser beleibte Trottel konnte noch nicht einmal erklären, was er als Gehalt zahlen wollte. Er fand Kost und Logis zu bieten, sei ausreichend. Das ging gar nicht. Das ließ sie schon daran zweifeln, wie die Auswahl der Kandidaten erfolgt war. Sie war nach der ersten Runde desillusioniert. Der nächste Besuch war nicht besser gewesen. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass dieser junge, schlaksige und grenzenlos verwöhnte Dandy aus einem reichen Elternhaus kam. Es war nur zu ersichtlich, dass er keine Haushälterin suchte, sondern eher eine naive Hure. Was für Knalltüten würde sie noch bei ihren Bewerbungen treffen? Bei ihrer nächsten Bewerbung war sie mehr angetan. Der rund dreißigjährige Mann war zwar ziemlich schüchtern und zurückhaltend, aber er wusste, was er wollte. Sie musste Antworten bald aus dem Herrn von Grafenrausen herauskitzeln. Aber wenn diese Antworten dann kamen, waren sie sehr gut formuliert und sachlich fundiert. Der Name von Grafenrausen pochte an ihrer Erinnerung und ein Stückchen von ihrem Gedächtnisschwund wurde geheilt. Das musste ein ihr bekannter Name sein, aber warum konnte es dann nicht ihr eigener sein, wenn sie doch unverheiratet war? Nach einigen Rückfragen hatte sie ein klares Bild von seinen Anforderungen. Schon nach wenigen Minuten wurde es ihr klar, dass Herr von Grafenrausen zwar ihre Spanisch-Erfahrung schätzte, aber eher nach einer jüngeren Dame Ausschau hielt. Das war schade, denn er sah in seiner Uniform als Kapitänleutnant der Marine sogar gut aus. Er war zwar eher klein geraten, aber er war durchtrainiert und braun gebrannt. Er war höflich und gebildet und kannte sich mit dem katholischen Glauben gut aus, so wie sie ihn einschätzte. Mit einem Wort er war attraktiv - schien sich dessen aber noch nicht einmal bewusst zu sein. Sie wünschte sich eine nochmalige Unterhaltung und lächelte ihn freundlich an. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie Leute hypnotisieren konnte. Aber hier half es nichts, da er sich freundlich von ihr verabschiedete, ohne eine zweite Unterhaltung in Aussicht zu stellen. Knut Hansen als nächster in der Reihe der Interviews war dagegen bestimmt nicht schüchtern. Schon nach wenigen Sätzen war es ihr klar, dass dieser Mann ein Schürzenjäger war. Das war nämlich der Typ Mann, der nicht treu sein konnte, aber auch der Typ, der sich nicht aufdrängte, wenn sein Charme nicht wirkte. Er bat sie um ein zweites Treffen, ohne dass sie es sich wünschte. Abschlagen wollte sie es ihm aber auch nicht. Es war nie verkehrt, noch einen Pfeil im Köcher zu haben.

Arnold Hitzstein ist verärgert

Herr Hitzstein stöhnte beinahe laut auf, als sein Kunde Jakob von Grafenrausen ihn noch kurz vor Feierabend anrief.

„Herr Hitzstein, also das kann doch nicht die ganze Auswahl gewesen sein?! Von den vier Vorschlägen sprachen nur zwei Kandidatinnen Spanisch. Und beide davon waren über dreißig Jahre alt. Haben Sie meine Kriterien nicht schriftlich erhalten? Denen, die nicht Spanisch konnten, können Sie gleich absagen. Es muss doch welche geben, die jünger und spanischsprachig sind?"

Herr Hitzstein knurrte ungehalten. Er hatte nach den Papieren der Kandidatinnen unter dem Strich die gewünschten Kriterien insgesamt eingehalten, was wollte der Typ? Alles in einer finden?? Da konnte er lange träumen.

„Herr von Grafenrausen! Vielleicht haben Sie ja schon mitbekommen, dass der Arbeitsmarkt angespannt ist... Sie müssen schon Prioritäten setzen. Sie können nicht erwarten, dass Sie ihre Wünsche zu hundert Prozent erfüllt bekommen. Was wollen Sie denn? Alle sind als Haushälterinnen qualifiziert. Zudem ist Fräulein Sass z.B. hübsch, ledig und unter dreißig. Frau Sonnenschein ist Witwe, kompetent und spricht gut Spanisch und ist bereit im Haushalt in Chile zu leben. Fräulein Pillinger ist unter dreißig, katholisch und bereit sich auf zwei Jahre zu verpflichten. Fräulein Krone spricht spanisch, ist katholisch und ist bereit nach Südamerika zu reisen. Das ist schon die beste Auswahl, die ich Ihnen bieten kann. Natürlich gibt es Fremdsprachenkorrespondentinnen mit Spanisch, aber die liegen in einer anderen, höheren Gehaltsklasse - und sind wohl auch kaum bereit Essen zu kochen und zu putzen und noch dazu mit einem Mann unter einem Dach zu wohnen!"

„Herr Hitzstein, ich brauche unbedingt ungebundene Kandidatinnen, die Spanisch sprechen und die mit katholischen Angestellten umgehen können. In der Gegend in Chile, wo ich den Anteil an einer großen Hazienda habe, ist beides stark erwünscht. Es muss doch noch welche geben, die jünger und spanischsprachig sind, auch wenn sie vielleicht nicht so kompetent in der Haushaltsführung sind. Eine gut aussehende Haushälterin ist auch eine Art Aushängeschild für mich dort und sie sollte kleiner sein als ich..."

„Herr von Grafenrausen! Damit das klar ist -- weder ist das Arbeitsamt für die Auswahl von ‚Miss Chile' zuständig noch für eine Art Heiratsvermittlung. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"

Jakob verstand den Beamten gut genug, auch wenn er zuvor eine solche Hoffnung gehabt hatte. Die grandiose Idee von Maria war nicht wirklich praktikabel. Es gab zwar viele hübsche und jüngere Frauen, die einen Freund suchten, aber auf dem Arbeitsmarkt waren willige Haushälterinnen selten in dieser Altersgruppe zu finden, jedenfalls solche mit Spanischkenntnissen. Es wäre für ihn als künftigen Arbeitgeber bei seiner Schüchternheit gegenüber Frauen einfach gewesen, Bewerberinnen zu treffen, die er dann auch näher kennenlernen konnte, als sich normal mit Mädchen oder Frauen zu treffen, wo bereits das Wort ‚Beziehung' in seinem Hinterkopf spukte und ihn grässlich erröten ließ.