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Wahlverwandschaften Teil 01

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Die betrogene Betrügerin - Alex wird überrascht.
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Gesa
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Siehe auch ‚Wahlverwandtschaften' Teil A -- Zielstrebig Zögernde

Weitere Folgen, auch mit anderen handelnden Personen, sind geplant.

Wahlverwandtschaften - Teil 1 -- die betrogene Betrügerin

Alex hat Probleme

Ich bin doppelt frustriert. Im Moment läuft es weder privat noch im Job bei mir gut. Ich würde am liebsten alles hinschmeißen und einfach nur weit weg verreisen, alles hinter mir lassen. Privat habe ich ja schon damit gerechnet, dass meine Freundin Sylvia früher oder später meine dominante Art nicht mehr akzeptiert. Sie war ja auch nicht meine große Liebe. Es ist aber mehr als unglücklich, auf welche Art und Weise und zu welchem Zeitpunkt sie damit herausgekommen ist; und wie sie mir vorher kein Sterbenswörtchen gesagt hat, sondern mich einfach betrogen hat.

Und dann ist es jetzt schon das dritte Mal, dass ich bei einer Beförderung übergangen wurde. Und diesmal schmerzt es wirklich. Ich war mir bis Weihnachten so sicher gewesen, dass alles in meine Richtung lief, und nun bekam mein Kollege Hans zum 1. Februar den Job des Abteilungsleiters, obwohl ich ohne Zweifel mehr systematisch gearbeitet hatte und viel bessere Beziehungen zu meinen ausländischen Lieferanten hatte. Ich überlege mir ernsthaft, ob ich nicht doch noch kündigen und zu einer anderen Im- und Exportfirma wechseln sollt. Es gibt ja genügend von diesen Handelshäusern in Hamburg.

Jedes Jahr um diese Zeit nehme ich eigentlich sowieso Urlaub, um den rheinischen Karneval zu genießen. Karneval ist eines der wenigen Themen, die mich mit meiner Mutter in Köln verbinden. Allerdings bevorzuge ich es normalerweise in Düsseldorf zu feiern. Düsseldorf ist einfach eleganter, was ich natürlich meiner Mutter nicht sagen darf, die auf Köln eingeschworen ist. Aber dieses Jahr werde ich wohl nach Köln fahren und sie nach langer Zeit wieder einmal besuchen. Ersten kann ich mich ausquatschen und zweitens ist der mehr derbe Karneval in Köln bei meiner jetzigen Laune besser für mich. Heute fahre ich direkt nach der Arbeit mit dem neuen, komfortableren Dienstwagen, den es quasi als Entschädigung für die entgangene Beförderung gegeben hat. Meine Koffer werde ich schnell packen.

Die Erinnerung an das Gespräch mit meinem Chef lässt mich immer noch zusammenzucken. Seine Begründung hat mich komplett überrascht und ins Mark getroffen. Er hat gar nicht erst versucht, um den heißen Brei herumzureden. Vielleicht hat er von meinem Verhältnis mit Sylvia gewusst. Wir haben das zwar geheim gehalten, aber es ist schon erstaunlich, wie er anfängt. Er hat einfach erklärt, dass Hans Sylvia heiraten würde und es Firmenpolitik sei, Familienväter bei der Beförderung zu bevorzugen. Sein Schwafeln von Bindung an die Firma und Zukunftssicherheit lässt keinen Zweifel daran, dass diese Entscheidung nichts mit besserer Eignung zu tun hat, sondern eher mit der konservativen Einstellung der Firma. Ich bin so komplett geschockt gewesen, dass ich seine abmildernden Kommentare bezüglich meiner hervorragenden Arbeitsergebnisse und den dringenden Wunsch, dass ich doch bei der Firma bleiben solle, kaum wahrnehme.

Unmittelbar danach stelle ich Sylvia zur Rede. Sie wird zwar knallrot, aber bestätigt die erfolgte Verlobung mit Hans mit klaren Worten. Als ich sie fassungslos anstarre, erklärt sie mir verlegen aber durchaus mit fester Stimme, dass sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt hätte, nachdem sie ungeplant schwanger geworden wäre.

Ich kann immer noch nicht begreifen, warum sie mir nichts gesagt hat. Sie erklärt, sie hätte es mir heute sagen wollen, aber der Schwangerschaftstest war erst gestern eindeutig positiv gewesen und Hans hätte die Stelle nur bekommen, wenn er Familienvater wird. Das sah Hans ähnlich. Der Schleimer ist gut befreundet mit dem Chef und kennt dessen Einstellungen. Dem traue ich auch zu, dass er das bewusst ausgenutzt hat, um mich auszuschalten!

Aber warum hat Sylvia mich so hintergangen? Schön, mit jemand anders zu flirten kommt schon vor. Aber sie hat ja nicht mit einer anderen Frau geflirtet, sondern mit einem Mann, was ja schon mal nicht so nett ist. Und sie hat nicht nur mit ihm geflirtet. Vom Flirten allein wird man nicht schwanger. Sie muss meine Gedanken in meinem Gesicht gelesen haben.

„Alex, bist du jemals auf meine Andeutungen von einem Kinderwunsch von mir eingegangen? Nein, bist du nie. Und plötzlich gab es nach dem ungeplanten ‚Zwischenfall' auf der Weihnachtsfeier diese Chance für mich..."

Es ist trotzdem ein eklatanter Vertrauensbruch -- und das weiß sie auch. Sie sieht mich defensiv an und entschuldigt sich zwar, aber sie hat nicht wirklich ein schlechtes Gewissen:

„Alex, die biologische Uhr tickt bei mir sehr laut und vernehmlich. Es tut mir leid, damit will ich nicht entschuldigen, dass ich dir nichts gesagt habe, aber der Kinderwunsch ist so stark, dass ich auch deinen Zorn und Ärger in Kauf nehme. Wenn ich noch Kinder haben will, dann kann ich doch nicht ... Ich meine, wenn ich dir das gesagt hätte, was hättest du denn gesagt? Du brauchst nicht zu antworten - vielleicht können wir ja trotzdem Freundinnen bleiben?"

Also das geht nun wirklich über meine Geduld hinaus. Ich fühle wie die Wut in mir hochsteigt und meine Stimme leicht schrill wird. Es geht nicht um das Kind, es geht darum, dass sie mich mit meinem Konkurrenten betrogen hat und mir das verschwiegen hat, bis ich es ausgerechnet von meinem Chef erfahre.

„Sylvia, dir ist auf der Weihnachtsfeier doch schon klar gewesen, dass Hans mein Konkurrent für den Job als Abteilungsleiter war? Und dann lässt du dich auf der Feier ausgerechnet von ihm ficken, und das noch offensichtlich ungeschützt! Und du sagst mir kein Wort bis heute davon?? Und da hast du die Chuzpe mich zu fragen, ob wir Freunde bleiben können?!"

Sie schluckt kurz, aber sie versucht mit halbwegs sicherer Stimme zu antworten und erklärt, dass sie meine Wut verstehen könne und es ihr leid täte, dass unsere Beziehung mit so einem unguten Missklang enden würde, aber ihr Bedauern ist offensichtlich begrenzt. Ich bin fassungslos, als sie es einfach zugibt. Wir waren beide auf der Feier gewesen -- und sie hatte mich einfach mit ihm betrogen. Hans musste sich totgelacht haben -- oder hatte sie ihm noch nicht einmal erzählt, dass sie mit mir zusammen war?

Und jetzt habe ich die Schlüssel zum Mercedes in meiner Hand und werfe noch einen Blick auf das Bürogebäude, bevor ich mich in die Limousine setze.

Alex reist gen Süden -- Sie hadert mit sich und der Welt

Auf der Autobahn dauert es noch Stunden, bis ich halbwegs ruhig bin. So ruhig jedenfalls, dass mich die normalen Dinge des Alltags wieder erreichen. Ich bin Reisen gewohnt, aber manche Sachen nerven doch immer wieder. Darunter in erster Linie die Staus auf der A1 von Hamburg nach Düsseldorf. Schön, der neue Wagen macht die Probleme im Stop-und-go-Verkehr etwas erträglicher, aber bei den Warteschlangen vor der Damentoilette in den Raststätten hilft er nicht wirklich. Im Gegenteil, das bringt mich noch mehr in Rage, weil es diese Warteschleife vor den Männertoiletten nicht gibt.

Gelangweilt in der Reihe wartend betrachte ich mich im Spiegel. Das bringt Erinnerungen zurück. Mich im Hosenanzug zu sehen, hat Sylvia immer gefreut - es steht mir gut und ich finde es bequem in Hosen. Meine bisherigen Freundinnen mochten das auch immer und auch meine eher kurzen, schwarzen Haare fanden sie chic. Natürlich trage ich zu festlichen Anlässen auch lange Kleider, aber privat bin ich grundsätzlich in Hosen und Shorts unterwegs. Ich habe immer Freundinnen mit üppigen Hüften und hübsch weiblich gekleidete bevorzugt, irgendwie war das mein Schema. Sylvia war zwar in einer Hinsicht eine Ausnahme, weil sie mit Anfang vierzig deutlich älter war als meine bisherigen Geliebten, aber in meinem bisherigen ‚Jagdrevier' Büro waren es eher die Frauen um die dreißig, die mich ansprachen und die andererseits mich attraktiv fanden. Und sie waren auch diskret, was von den jüngeren unter fünfundzwanzig nicht gesagt werden konnte -- jedenfalls hatte ich da schon einmal eine unschöne Erfahrung gemacht. Und egal was offiziell gesagt wird, sich im Büro zu lesbischen Beziehungen zu bekennen, ist alles andere als karriereförderlich!

Mit Männern kann ich wenig anfangen, aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich sie auch als Wettbewerb ansehe - bei bestimmten bisexuellen Frauen und im Job. Ich habe auch mit ihnen ‚experimentiert', aber es ist für mich viel erregender, eine Frau in den Armen zu halten als einen Mann.

Wenn es mir nützt, kann ich durchaus mit Männern flirten, aber das ist eher anstrengend als eine Freude. So habe ich vor ein paar Wochen mit meinem Chef heftiger geflirtet als weise war, um ihn geneigter zu stimmen. Aber das war eher kontraproduktiv gewesen, denn genau damals bei der Weihnachtsfeier hat er betrunken über Frauen gelästert, die sich auf der Herrentoilette ihr Kleid hochschieben lassen. Damals habe ich seine Anspielung auf Sylvia noch nicht verstanden, aber jetzt macht die Erinnerung an diese Anspielung mich wieder böse.

Ich brauche mir nichts vorzumachen, bei dem Chef werde ich nie etwas werden, selbst wenn ich mit ihm ins Bett gehe, wobei mir allein der Gedanke daran so unangenehm ist, dass es mir einen Schauder über den Rücken sendet.

Es macht mich wütend, dass mein Chef und mein Kollege Hans mich um den Lohn meiner Anstrengungen auf der Arbeit bringen können, einfach weil sie Männer sind. Diese Ungerechtigkeit stinkt mir. Warum bin ich nicht als Mann geboren, dann hätte auch meine Freundin Sylvia...? Aber das ist albern, ich wollte Sylvia ja nicht heiraten, aber ich wollte den Job und Sylvia als Freundin -- und nun hat Hans beides.

Sofort habe ich das Bild vor Augen, wie Hans Sylvias Kleid genüsslich langsam bis auf ihre fleischigen, runden Hüften hochzieht und sie es mit sich machen lässt, ihn anlächelt. Natürlich habe ich sie auch gerne ausgezogen und sie hat mich auch angelächelt, aber das jetzt vorbei. Ich fühle mich betrogen. Immerhin hatte sie jedes Wochenende -- bis auf die beiden letzten - seit Weihnachten bei mir verbracht und in all diesen vielen Stunden hat sie keine einzige Andeutung über Hans gemacht. Im Nachhinein hätte ich mir natürlich etwas denken sollen, als Hans Sylvia auf der Arbeit für ein Projekt angefordert hatte, aber auf diese Idee war ich einfach nicht gekommen.

Ich empfand es als Verrat, was sie mir angetan hatte. Schön, schon seit einiger Zeit hatte sie sich dagegen gesperrt sich von mir übers Knie legen zu lassen, aber ihre Begründung, dass sie nun einmal älter als ich war und sie dies demütigend fand, konnte ich halb nach vollziehen. In den letzten fünf Jahren seit Beendigung meines Studiums war ich mit zwei Geliebten so eng befreundet gewesen, dass wir zumindest zeitweise zusammen gelebt hatten. Beide hatte ich eigentlich auf der Arbeit kennen gelernt. Wenn es geendet hatte, dann waren wir als Freunde auseinander gegangen. Beide hatten dann zwar später sich wieder Männer genommen, aber das nahm ich ihnen nicht übel. So allmählich gab es mir allerdings zu denken. Suchte ich mir unwillkürlich nur diejenigen Frauen aus, die zwar bisexuell waren, aber eher an Männern interessiert waren? Zweimal ist vielleicht noch Zufall, aber dreimal ist irgendwie schon beunruhigend.

In diesem Moment rückt die Reihe vor und ich kann in die Toilette eintreten und meine Gedanken nicht in Ruhe weiterverfolgen.

Alex bereitet sich auf Weiberfastnacht vor

Wie üblich, habe ich mir ein Apartment in der Nähe von Düsseldorf genommen. Ich gehe am Mittwochabend früh ins Bett, um mich richtig auszuschlafen, denn die nächsten Tage werde ich feiern und alles vergessen wollen.

Zum Nachmittag bereite ich mich sorgfältig vor und dusche ausführlich. Ich will tanzen, mit jeder Frau die tanzen mag, ob sie nun hetero oder lesbisch ist. Ich will mich voll amüsieren. Diesmal werde ich in die vollen gehen. Wenn ich als Mann verkleidet gehe, würde ich mit mehr Frauen tanzen können, als wenn ich deutlich als Lesbe erkennbar wäre. Der Gedanke bereitet mir eine diebische Freude, die aber zum Karneval dazugehört -- ist es doch gerade das Ziel der Verkleidung nicht erkannt zu werden und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Ich kann ja mit meiner Alt-Stimme auf beiden Seiten spielen. Und vielleicht spielt ja auch das Gefühl einer fälligen Rache mit hinein Irgendwie möchte ich Frauen wie Sylvia dafür bestrafen, dass sie solche dummen Typen wie Hans meiner Person vorziehen.

Also hole ich den strap-on-Slip heraus, der mir die ‚nötigen' Konturen in der Anzugshose verleihen wird. Es ist schon ein freches Exemplar, aber Sylvia hatte es geliebt, die Konturen von Hoden und Penis unter meinem Hosenanzug zu ahnen, wenn sie mich am Wochenende besuchte. Natürlich hatte ich das kecke Teil nie zur Arbeit getragen! Na ja, zum Ende ist sie ja jetzt auf das Teil von Hans gewechselt, denke ich etwas säuerlich. Meine kleinen, aber festen Busen binde ich mit mehreren Bandagen so fest und ‚platt', dass ich keinerlei Bemerkungen zu fürchten habe. Ich ziehe noch das passende Jackett an, schnappe mir die passenden weißen Schuhe zum Anzug, die das eigentlich schwer zu findende gewesen waren. Ich bin 1,75 m groß und habe Schuhgröße 38 bis 39 -- da ist die Auswahl weder bei Damenschuhen sehr groß noch bei Herrenschuhen. Sie sind nicht gerade einfach zu finden gewesen. Ich kaufe Schuhe nur selten im Versandhandel, aber hier mache ich eine Ausnahme und habe im Versandhandel ein weißes Damenpaar und ein schwarzes Herrenpaar bestellt. Amüsiert betrachte ich mich im Spiegel, nachdem ich die gestreifte Anzugshose eines weißen Mafia-Kostüms angezogen habe, genauso wie das weiße Oberhemd und den hübsch kontrastierenden schwarzen Schlips. Es sieht überzeugend aus, mit Ausnahme meines immer noch zu glatten Gesichtes.

Ich klebe mir einen schwarzen Schnurrbart an und punkte mit meinem Augenbrauenstift ein paar Bartstoppeln um mein Kinn herum und mache meine Augenbrauen dicker. Also nee, das sieht im Spiegel gar nicht überzeugend aus! So wird das nichts! Ich überlege einen Moment, dann fällt mir das indische Kostüm ein, das ich eigentlich wegen seiner Eleganz eher für Düsseldorf vorgesehen habe und ich steige aus dem Anzug heraus und ziehe auch das Oberhemd aus.

Es gibt eine Reihe von asiatischen Männern, die haben weniger oder keine Barthaare. Das kann ich doch ausnutzen. Weg mit den dummen aufgemalten Bartstoppeln! Ich schminke mein Gesicht mit olivenfarbener Theaterschminke und deute leicht schlitzförmige Augen an. Meine Hände und Unterarme behandele ich genauso wie meinen Hals und Nacken. Ich warte, bevor ich das naturfarbene Oberhemd aus Baumwolle überziehe. Dann schlüpfe ich in den festlichen Anzug aus einem blaugoldenen Oberteil und einer weißen Hose mit beigen Stiefeln. Den Umhang mit der goldenen Schärpe werfe ich mir auch noch über. Ja, das sieht im Spiegel überzeugend aus!

Abends in den Bars und Kneipen werde ich als Mann durchgehen, selbst im Sonnenschein auf der Straße aus der Nähe wird es schwer sein, mich als Frau zu identifizieren. Aber ich will ja auch in den Bars tanzen und nicht auf der Straße. Ich fühle mich abenteuerlustig. Genauso kann ich all den Ärger in Hamburg vergessen und mich ablenken.

Für einen Moment denke ich noch daran, wie es wohl in der Firma für mich weitergehen soll, dann schüttle ich diesen Gedanken ab.

Alex stürzt sich ins Getümmel

Ich machte mich auf den Weg zur S-Bahn nach Köln. Natürlich war ich nicht die einzige im Kostüm. Und ebenso natürlich kam ich mit einer kleinen Gruppe ins Gespräch, die auch nach Köln wollten. Es waren zwei Männer und drei Frauen, die sich anscheinend von einem Sportclub kannten. Ihr Alter schätzte ich durchschnittlich auf etwas über fünfundzwanzig Jahre ein. Die Mädels neckten die Männer, dass sie heute gar nichts zu sagen hätten, selbst wenn sie sie einfach fortschicken würden. Ich wollte schon gerade einstimmen, als mir noch rechtzeitig meine Rolle einfiel. Es war zumindest ein Paar als solches klar erkennbar und das zweite war wohl noch nicht formiert. Es waren zwei Freundinnen und ein Mann, die sich offensichtlich zum Ausgehen verabredet hatten.

Eine dieser beiden Freundinnen, die im Kostüm einer Krankenschwester, schaute mich ab und zu etwas zweifelnd an. Beim Einsteigen in die S-Bahn tat ich, als ob ich hinter sie geschubst wurde und drängte mich dann von hinten leicht ans sie, gerade genügend, dass sie meine ‚Konturen' spüren konnte. Natürlich entschuldigte ich mich brav mit absichtlich tieferer Stimme. Sie sah mich überrascht an und der Zweifel war aus ihren Augen verschwunden. Menschen sehen das, was sie sehen wollen und ich genoss die Camouflage in vollen Zügen!

Am Hauptbahnhof stiegen wir alle aus und machten uns auf den Weg in die Altstadt. Natürlich war es schon jetzt alles andere als leer -- und dabei war es nicht einmal Dämmerung. Auf dem großen Platz standen Menschen in Gruppen und Grüppchen. Wir machten einen kleinen Rundgang durch die verwinkelten Gassen um den Marktplatz herum und wählten dann eine der größeren Kneipen zum Tanzen. Die ‚Krankenschwester' blickte mich so an, dass ich prompt reagierte und sie zum Tanzen aufforderte. Ja, so hatte ich mir den Abend vorgestellt. Tanzen, Amüsieren, Flirten und alles vergessen außer der Gegenwart. Nach und nach wurde es gemischter -- und auch andere tanzten mit.

Plötzlich wurde ich von einem breitschultrigen Indianer abgeklatscht. Die ‚Krankenschwester' winkte mir noch zu, aber sie entschwand mit ihm in den Nebenraum ein paar Schritte weiter. Ich war etwas konsterniert, als ich plötzlich allein auf der Tanzfläche stand, aber ich schaute mich einfach um. Mein Blick fiel auf eine von mir abgewandte Gestalt, die sich alleine aber voller Hingabe zu den Rhythmen der Musik bewegte. Sie trug einen weiten Rockabilly-Rock in Schwarz mit weißen Punkten und eine hübsch verzierte weiße Bluse. Ihre nackenlangen, kastanienroten und gelockten Haare tanzten im Takt der Musik. Spontan tippte ich sie auf die Schulter und forderte sie zum Tanzen auf.

Als sie sich überrascht von meinem Schultertippen umdrehte, war ich zunächst genauso verblüfft. Das Kostüm, ihre eher drallen Formen und die gelockten Haare hatten mich automatisch an eine reifere Frau so wie Sylvia denken lassen, aber nun blickte mir ein junges, rundes Mädchengesicht entgegen. Die Kleine konnte nicht älter als zwanzig Jahre sein, eher jünger. Angesicht meiner Erfahrung mit unter fünfundzwanzigjährigen bereute ich schon beinahe meine Aktion, aber einmal Tanzen war ja nun auch kein längeres Engagement. Dann strahlten ihre grünen Augen mich mit einer Lebensfreude an, die mich umhaute. Irgendetwas an diesem Gesicht war mir vertraut, auch wenn ich mir sicher war, sie noch nie gesehen zu haben. Bevor sie mein Zögern als merkwürdig ansah, zog ich sie in eine Paartanzhaltung und stellte mich als der Alex aus Hamburg vor. Ich musste innerlich lachen, als sie mich musterte und dann nickte.

Sie lächelte mich strahlend an und erzählte, dass sie aus Berlin komme und ihr Name Chris sei. Und irgendetwas an diesem Lächeln zog mich magisch an. So etwas war mir noch nicht passiert. Sie war gut einen halben Kopf kleiner als ich, aber sie hatte eine Ausstrahlung, die mich berührte. Zuerst bewegten wir uns noch auf sicherer Distanz, aber schon nach ein paar Minuten schmolz diese Distanz dahin -- und das lag sicher nicht an den beiden Gläsern Kölsch, die ich konsumiert hatte. Es war leicht sie zu führen, sie folgte intuitiv und willig dem leichtesten Druck meiner Hände. So etwas hatte ich auch noch nie beim Tanzen erlebt.

Ich zog sie in den kleineren, ruhigeren Raum nebenan. Beim Tanzen erzählte sie mir von Berlin und ich ihr von Hamburg. Das kam ganz von allein. Es war genauso mühelos sich mit ihr zu unterhalten, so wie es mit dem Tanzen war. Ihre frische, unbefangene Art zog mich an. Nach einer Weile setzten wir uns hin, aber das Gespräch ging weiter. Ich bestellte schnell eine Karaffe Wein. Sie konnte sich über viele Themen leicht unterhalten. Das überraschte mich angenehm. Meine Vorurteile gegenüber solchen ‚jungen Dingern' schmolzen dahin wie Schnee in der Sonne.

Gesa
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