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Wahlverwandschaften Teil A

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Chris ist zielstrebig - Wer ist die Zögernde?
6.3k Wörter
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Siehe auch ‚Wahlverwandtschaften' Teil 1 -- die betrogene Betrügerin .

Weitere Folgen, auch mit anderen handelnden Personen, sind geplant.

Wahlverwandtschaften Teil A - Zielstrebig Zögernde

Abreise von Chris

Es war wieder soweit. Ich durfte wieder von Berlin im Osten westwärts an den Rhein zu meiner Mutter nach Köln fahren. Ich freute mich jedes Mal darauf. Die räumliche Trennung meiner Eltern war mir auch nach bald zwölf Jahren noch ein Graus, aber ich hatte mich mit der Situation abgefunden. Mit gut achtzehn Jahren sollte ich das wohl auch. Nächstes Jahr stand das Abitur ins Haus -- und mein Vater erwartete gute Zensuren. Ich mochte meinen Vater, aber meine Vorstellungen von meiner beruflichen Zukunft waren nicht gerade in Übereinstimmung mit denen von meinem Vater.

Nach meiner Prüfung für den Realschulabschluss hatte ich damals durchgesetzt, ein Praktikum in einem Kindergarten machen zu können, bevor ich mich für das Aufbaugymnasium anmeldete. Es hatte mir gut gefallen, aber mein Vater war von der ‚Schnaps-Idee' dieser schlecht bezahlten Kinderbetreuung alles andere als begeistert. Es hatte mehrere Male einen handfesten Streit gegeben, als ich damals Überlegungen geäußert hatte, später Erzieher zu werden. Der aktuelle Kompromiss bestand darin, dass ich nach dem Abi das Pädagogik-Studium aufnehmen sollte. Soweit waren wir uns halbwegs einig, aber mein Vater bekam Zustände, wenn ich von Grundschullehrer redete und ich selber fühlte mich genervt, wenn mein Vater vom Studienrat in der Oberstufe schwadronierte.

Der Karneval in Köln fiel meistens in die Ski-Freizeit der Schule, und so hatte ich schon seit Jahren einen meiner drei jährlichen Besuche bei meiner Mutter in diese Zeit gelegt. Die beiden anderen waren in den Sommer- und Herbstferien. Meine Eltern waren so grundsätzlich verschieden, dass es mir seltsam vorkam, wie sie auch nur sechs Jahre an denselben Orten leben konnten. Gut, mein Vater hatte zu dieser Zeit studiert; und danach seine Anstellung, zuerst als Referendar, in Berlin gefunden. Aber jedes Mal, wenn ich nach diesem Zeitpunkt des Umzugs fragte, wollte keiner der beiden mir Auskunft geben. Meine Erinnerungen an diese gesamte Zeit in Köln/Bonn waren ausgesprochen fragmentarisch. Es musste auch einen ziemlichen Streit gegeben haben, da sie seit zwölf Jahren ihren Kontakt so eingeschränkt hatten, dass es da noch etwas geben musste, sonst hätten sie sich wie zwei erwachsene Menschen miteinander unterhalten können.

Meine Mutter war eine chaotische Künstlerin und ein absoluter Freigeist. Mein Vater war ziemlich konservativ, konsequent und ein hochrangiger Beamter. Ihre Ideen über meine Erziehung waren immer kontrovers gewesen, solange ich mich erinnern konnte und sie blieben es auch im Hinblick auf meine Zukunft.

Chris kommt in Köln an

Mit dem ICE auf den Dom hinzu im Februar die Rheinbrücke zu überqueren löste seit Jahren immer wieder diese unbändige Vorfreude aus. Erstens konnte ich mit meiner Mutter über Dinge reden, die ich mit Paps erst gar nicht versuchte auch nur anzuschneiden und zweitens durfte ich im Karneval mich so anziehen, wie ich wollte. Nicht zuletzt hatte ich hier gute Freunde, bei denen ich mich nicht wie in Berlin verstellen musste. Der Zug rumpelte über die letzten Weichen und fuhr in den Bahnhof ein, nachdem kurz vorher für einen Moment der Blick auf den Kölner Dom frei war. Wie immer holte sie mich ab und umarmte mich herzlich schon auf dem Bahnsteig. Sie nahm schon wieder ein neues Parfum, was garantiert ein französisches war.

Sie war jetzt 49 Jahre alt, sah aber immer noch genauso elegant und gepflegt aus, wie ich sie vom letzten Mal im Herbst her kannte, was ja immerhin schon ein halbes Jahr her war. Sie brachte mich mit ihrem alten französischen Auto zu ihrer großzügigen Wohnung in Rodenkirchen, im Süden von Köln. Es gab ein schönes Abendessen und einen langen Austausch über Neuigkeiten.

Dieses Mal drängte sie mich noch stärker als sonst, doch allmählich mal eine Entscheidung zu treffen. Ich könne doch nicht unbegrenzt die pubertätsaufschiebende Hormonbehandlung durchführen lassen, sondern ich müsse jetzt nach meinem 18. Geburtstag doch eine Entscheidung fällen oder zumindest eine Untersuchung durchführen lassen. Ich wollte aber noch nicht, da der Konflikt mit meinem Vater vorprogrammiert war -- und eine Untersuchung würde mich garantiert unter Zugzwang setzen. Ich war meiner Mutter ja dankbar, dass sie dies alles halblegal arrangiert hatte, aber den Druck mochte ich einfach nicht. Ich stellte einfach meine Ohren auf Durchzug. Sie seufzte, aber insistierte nicht weiter. Sie wechselte das Thema und berichtete über ihre letzte Gastvorlesung an der Uni. Zum Schluss gab es noch einen französischen Espresso und belgische Pralinen. Der pure Genuss!

Wie immer war auch mein Zimmer schon fertig. Mein Koffer stand schon wieder fertig gepackt auf dem Ständer. Bei meiner Abreise würde ich nur noch meine Kulturtasche einpacken müssen. Auf dem Bett lag schon das weiße Nachthemd mit dem Spitzenbesatz. Ich fühlte mich sofort heimisch, als ich es angezogen hatte. Erst jetzt war ich richtig in Köln angekommen. Ich betrachtete mich im Spiegel des Kleiderschrankes. Dies war die einzige Zeit des Jahres wo mein leichtes Übergewicht sich als Vorteil erwies. Auch ohne jedwede Hilfsmittel zeichneten sich im Spitzenansatz so etwas wie die Rundungen einer Brust ab und auch meine Hüften waren als rund erkennbar über einer angedeuteten Taille. Alles zusammen mit meiner geringen Körpergröße von knapp 1,65 m ergab einen feminin angehauchten Eindruck. Hier in Köln konnte ich das betonen, was ich in Berlin eher zu kaschieren versuchte. Zufrieden rollte ich mich in das Bett hinein und überließ mich meinen Träumen.

Chris bereitet sich auf Altweiberfastnacht vor

Wie jedes Jahr gab es dasselbe Ritual beim Frühstück, als ich im Bademantel in die Wohnküche kam. Mama hatte wie üblich Ermahnungen im Repertoire, die zwar ihren Inhalt mit den Jahren wechselten, aber immer zur Vorsicht im Karneval mahnten. Sie war dabei mir diesmal die Leviten zu lesen über den Umgang mit Alkohol. Ich sei zwar jetzt achtzehn Jahre alt, aber das sei ja kein Freibrief für sinnloses Besaufen. Ich konnte nur mit den Augen rollen. Als ob ich jemals in Punkto Alkohol wirklich über die Stränge geschlagen hätte!

Nach dem ausführlichen Duschen und dem kaum nötigen Rasieren meiner Beine half mir meine Mutter bei den Vorbereitungen. Auch das war wieder das seit mehreren Jahren übliche Ritual. Als ich aus der Dusche kam, lag die Unterwäsche schon bereit. Das weiße BH-Hemd mit dem hübsch eingearbeiteten Push-up kannte ich schon vom letzten Jahr, ebenso wie das weiße Höschen mit dem Elasthan-Anteil, das meine wenigen männlichen Attribute sicher kaschierte. Sie klopfte an und holte mich ab. Ich setzte mich auf den Hocker in ihrem Schlafzimmer vor den Spiegel und ließ mir zunächst von ihr alle Nägel mit dezent rosa Nagellack machen. Es tat mir jetzt schon leid, dass ich am nächsten Donnerstag das alles wieder entfernen musste, wenn ich nach Berlin zurück fuhr. Dann machte sie sich ans Make-up für mich. Inzwischen hätte ich zwar schon einen Großteil selber machen können, aber ich genoss auch die Fürsorge. Und ich hatte auch den Eindruck, dass es meiner Mutter Spaß bereitete mich auszustaffieren.

Augenbrauen zupfen und Augen Make-up überließ ich auch nur zu gerne ihr. Wenn ich selber an meinen Augen zugange war, war ich immer leicht nervös wegen der Sorge, doch einmal etwas auszurutschen. Das war wohl die mangelnde Routine. Dann setzte sie an strategischen Punkten Lichtakzente und trug mit einem Pinsel einen Highlighter um die Augen und um die Mundpartie herum auf. Sie verlängerte mein rundes Gesicht optisch, indem sie ihm mit einem Blush eine Ovalform verlieh: Sie brachte direkt unter den Wangenknochen und etwas über den Augenbrauen leicht diagonale Schattenzone auf. Dann trug sie etwas rötliches Gloss auf, um dem Make-up noch mehr Weiblichkeit zu verleihen.

Lächelnd hielt sie mir zum Schluss den apricotfarbenen Lippenstift hin, der wie üblich den Abschluss signalisierte: „Ich habe dir zwei Kostüme zur Wahl ausgesucht. Schau' es dir an, ob es dir gefällt, oder ob du lieber wieder das Nonnenkostüm vom letzten Jahr anziehen möchtest?" Auch in dieser Hinsicht hatte sie meistens einen sicheren Geschmack. Letztes Jahr war das Nonnenkostüm der sichere Anker gewesen, nachdem mir ein ‚Scherz' meiner Mitschüler mir eine Irokesenbürste beschert hatte. Die konnte ich nur unter einer Kutte mit Haube verbergen. Sie holte aus dem Schrank zwei Kleiderbügel und zwei kleine Kartons. An dem einen Kleiderbügel hing ein entzückender weiter Rockabilly-Rock in Schwarz mit weißen Punkten und ein dazu passender weißer Petticoat. Darüber befand sich eine hübsch verzierte weiße Bluse im Western Style, die allerdings nicht ganz blickfest war. An dem zweiten Bügel hing eine süß mit Blümchen verzierte Denim-Bluse, die dazu noch zwei mit Spitzen verzierte Brusttaschen aufwies. Unter ihr befand sich ein wadenlanger Jeans-Rock, der rustikal aussah.

„Oh danke! Du bist ein Schatz, Mama! Das sieht ja wirklich toll aus. Und was ist in den Kartons?" Ich war aufgeregt. Sie lachte nur und forderte mich auf, sie zu öffnen.

In dem einen Karton befand sich ein Paar schwarzer Western Stiefeletten zum Schnüren, die mit einem mittelhohen Absatz versehen waren und an den Seiten mit weißlichen Rosenapplikationen verziert waren. In dem anderen Karton befand sich ein weißer push-up BH. Darunter befand sich eine Packung mit einer sanft schimmernden Strumpfhose im nude-Look .

„Wenn du mutig bist, Chris, dann ziehst du den knielangen Petticoat-Rock und die Bluse an. Aber auf jeden Fall solltest du die Stiefeletten ausprobieren, damit du auch mal höhere Absätze ausprobierst. Aber auch das Jeans-Outfit ist durchaus niedlich. Du hast die Qual der Wahl."

Mit dem letzten Satz hatte sie den Punkt getroffen. Es war tatsächlich eine Qual. In der Öffentlichkeit war ich noch nie mit einem Rock unterwegs gewesen, der kürzer als wadenlang war. Es war eine Versuchung, aber auch ein Gefühl der Angst, denn ich fürchtete Kommentare.

„Schatz, du hast um 09:00 einen Termin beim Friseur. Also entscheide dich bald!" So chaotisch sie auch sonst war, in der Vorbereitung war auf sie Verlass.

Ich ergriff mutig den Karton mit der Strumpfhose und dem Büstenhalter, während ich den Bügel mit dem Rock und der weißen Bluse auch an mich brachte.

Sie sah mich liebevoll an und erklärte mir mit sicherer Stimme: „Das ist das erste Mal, dass du volljährig in den Karneval gehst. Ich weiß irgendwie, dass es etwas ganz Besonderes sein wird und du wirst jemanden kennenlernen. Genieße es! Diesmal hast du keine Beschränkung der Ausgehzeit, du darfst auch spät noch unterwegs sein, aber du darfst nur im Taxi nach Hause zu mir fahren, hörst du?"

Es gab Tage, da hatte ich das Gefühl, dass sie so etwas wie das zweite Gesicht hat. Na ja, nicht im absoluten Sinne, aber an solchen Tagen bewahrheiteten sich ihre Ahnungen. Es lief mir ein Schauer über den Rücken herunter, der beides beinhaltete -- Angst vor dem Unbekannten und die Vorfreude auf etwas Erregendes. Aber vielleicht war es ja auch nur die Aufregung über die Aufhebung der Ausgehzeit.

Alleine in den Stiefeletten loszugehen, war schon ein Erlebnis. Es veränderte meinen Gang, wie mir bewusst wurde. Bei der Friseuse ließ ich mir die Haare kastanienbraun tönen und mit Locken versehen. Sie kannte mich schon. Es war nicht nötig mehr zu sagen.

Chris geht zum Neumarkt und in die Altstadt

Ulrike kannte ich bald schon vom Sandkasten. Es war schon Tradition geworden, dass wir an Weiberfastnacht die Stadt unsicher machten. Auch Cynthia und Ernst kannte ich schon vom letzten Jahr. Ernst war so in Cynthia verschossen, dass er alles mitmachte was sie wollte. Und sie war fordernd. Schon letztes Jahr hatte sie ihn als Mädchen ausstaffiert, als er zu Weiberfastnacht mit uns mitgehen wollte. Ich glaube er nahm an, dass Ulrike dasselbe von mir forderte. Es war mir egal, nur Ulrike kannte mich lang genug, um meine Konflikte zu kennen. Cynthia und Ernst kannten mich als Christian, der mit Ulrike befreundet war. Was Ulrike von mir dachte, wusste ich nicht. Aber ich mochte sie -- und sie mochte mich. Wir waren gute Freunde, sonst nichts, aber eben wirklich gute Freunde. Inzwischen waren wir schon in der dritten Kneipe. Die Stimmung war gut. Ich tanzte neben Ulrike und wir amüsierten uns prächtig. Sie hatte sich über mein Kostüm lustig gemacht, aber gleichzeitig klar gemacht, dass sie jeden Karnevalsspaß mitmachte.

Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Etwas unwillig drehte ich mich herum. Ich war bei dem Anblick überrascht, bisher hatte mich noch nie jemand außerhalb meiner Altersgruppe angesprochen. Aber der Mann, der mich anschaute, war eindeutig zumindest zehn Jahre älter als ich. Seine kurzen, schwarzen Haare umrahmten ein kluges Gesicht mit dunkelbraunen, intensiven Augen mit einer leicht betonten Winkelstellung, die dem Antlitz einen exotischen, asiatisch angehauchten Ausdruck verliehen. Das wurde durch eine olivfarbene Schminke noch unterstrichen, die sämtliche Ansätze von Barthaaren bedeckte. Vor mir stand ein formvollendeter Inder in einem leuchtend bunten Anzug, wobei die schlanke Nasenform trotzdem die europäische Herkunft verriet. Oder war er tatsächlich ein echter Nachkomme europäischer und indischer Eltern?

„Darf ich mit dir tanzen, lecker' Mädje? Ich bin der Alex aus Hamburg."

Bevor ich noch richtig reagieren konnte, zog er mich in eine Paartanzhaltung und lachte mich einfach an. Der war garantiert über dreißig! Das war ein erwachsener Mann mit einem Beruf und eigener Wohnung, der mich hier in den Armen hielt. So etwas war mir noch nicht passiert. Gut, bisher war ich auch immer in Hotels oder Kneipen für die junge Generation gewesen und hatte praktisch immer solo getanzt. Und das auch immer mit der Clique, die mich natürlich kannten. Etwas hilflos blickte ich zu Ulrike hin, die neben mir tanzte, aber sie war gerade in eine Unterhaltung vertieft.

Er zog mich nach dem nächsten Tanz in den kleineren, ruhigeren Raum nebenan und ich war auf einmal von den Leuten meiner Clique getrennt. Das machte mich unruhig. Er begann mir von seiner Heimatstadt Hamburg zu erzählen und das lenkte mich von der ungewohnten Situation ab. Seine Stimme war relativ hell. Das war vielleicht dem für einen Mann relativ zierlichen Körperbau geschuldet war, was wiederum für die Hypothese sprach, dass er tatsächlich asiatische Wurzeln hatte. Beim Tanzen erzählte er mir immer mehr von seinen Reisen, die aber belegten, dass er ständig in Europa lebte. Langsam begann ich mich zu entspannen und von meiner Weltstadt Berlin zu berichten. Das kam ganz von allein, weil er ein guter Zuhörer war.

Es war ein ausgesprochenes Vergnügen sich von ihm beim Tanzen führen zu lassen. Ich begriff zum ersten Mal, was gute Führung beim Tanzen ausmacht. Ich hatte das in dem einen Tanzkurs, den ich jemals mitgemacht hatte, zwar ab und zu vom Tanzlehrer gehört, aber das immer mehr für einen Spruch gehalten. Bei ihm war es anders: Ich konnte Figuren tanzen, die ich noch nie gelernt hatte, weil er es verstand mich in die korrekte Richtung zu lenken. So langsam begann mir das Tanzen im Paar so richtig Spaß zu machen! Nach einer Weile setzten wir uns hin, aber das Gespräch ging weiter.

Als mit einmal rockige Karnevalsmusik erklang, forderte er mich mit einem Lächeln wieder zum Tanzen auf. Er erklärte, dass dies für mich mit meinem Kostüm eine Pflicht sein würde. Es dauerte einen Moment bis ich die Verbindung zwischen Rockmusik und meinem Kostüm begriffen hatte, aber dann lächelte ich belustigt zurück. Es war erstaunlich, was er an Erinnerungsfetzen von meinem länger zurück liegenden Tanzkurs aktivieren konnte. Ich hatte plötzlich die Schrittfolgen von Jive und Rock'n'roll wieder drauf. Es fetzte richtig und ich amüsierte mich prächtig.

Das nächste Stück war etwas langsamer. Ich schreckte leise auf, als jemand in meiner Nähe laut zu klatschten begann und mich auffordernd ansah. Ein junger Mann mit einer Augenklappe und einem verwegenen Hut wollte mit mir tanzen! Das war schon überraschend. Noch überraschender war es, als Alex dies freundlich aber bestimmt abwies, ohne mich auch nur zu fragen oder anzublicken. Spontan ärgerte ich mich etwas darüber, aber dann begann ich es auch als Kompliment zu sehen. Ich konnte nicht anders als lächeln, als mir auf einmal der Satz ‚Alex wollte unbedingt mit seinem Mädchen weitertanzen' im Gehirn geschrieben stand, wie aus einem dieser Kitschromane. Es war idiotisch, aber es hatte seine Wirkung. Und es musste wohl etwas dran sein, denn er zog mich enger an sich und seine Hand begann auf meinem Rücken tiefer zu rutschen. Im ersten Moment verfiel ich in eine leichte Panik, aber er sah mich aus seinen Augen so erwartungsvoll an, dass ich es nicht übers Herz brachte ihm zu signalisieren, dass ich irritiert war. Und dann war seine Hand auch auf so eine angenehme Weise warm und lebendig, dass ich es durchaus als angenehm empfand. Ich lächelte ihn einfach an.

Das war wohl ein Fehler! In der nächsten Sekunde beugte er sich etwas herunter und gab mir einen Kuss auf die Lippen. Oh mein Gott! Ich sah mich erschreckt um, ob vielleicht jemand aus meiner Clique das mitbekommen hätte oder einer der anderen Leute im Raum, aber keiner schien auch nur die geringste Aufmerksamkeit auf uns zu verschwenden. Dabei war ich doch richtig perplex -- ein Mann hatte mich in aller Öffentlichkeit geküsst! Meine Güte -- ich fühlte mein Gesicht heiß werden! Er sah mich beobachtend an und plötzlich erkannte ich es. Er hatte mich komplett als Mädchen akzeptiert -- und auch geküsst, als ob es ganz normal wäre. Mir wurde ganz anders. Plötzlich erfüllte mich eine Dankbarkeit und ich lächelte ihn an -- den ersten Fremden, der mich so akzeptiert hatte. Ich war verwirrt.

Und meine Verwirrung nahm noch zu, als Ulrike ankam und mich fragte - nach einer kurzen Entschuldigung bei ihm -, ob ich nicht in einer Viertelstunde mit ihnen das Taxi teilen wollte. Natürlich konnte ich nicht sagen, was gerade passiert war oder es auch nur andeuten, also akzeptierte ich das einfach. Wir würden uns in fünfzehn Minuten am Ausgang treffen.

Alex wartete einen Moment, dann überrumpelte er mich zum zweiten Mal. Er fragte mich einfach, ob wir uns am Samstag genau hier wieder um 17:30 zum Sonnenuntergang treffen könnten. Darauf war ich nicht gefasst. Ich wollte eigentlich erst einmal in Ruhe überlegen, aber mir fiel keine passende Ausrede ein, so nickte ich einfach. Er wiederholte noch einmal Zeit und Ort in anderen Worten, so als ob ich nicht ganz zurechnungsfähig wäre. Na ja, vielleicht hatte ich ja tatsächlich etwas verdattert ausgesehen.

Und dann war ich richtig verdattert, als er mich plötzlich in die Arme nahm und seine Lippen auf meine presste mit einem fordernden Druck. Ich wusste nicht wie mir geschah. Und weil ich so verdutzt war, öffnete ich unwillkürlich meine Lippen auf den fordernden Druck hin. Und plötzlich rauschte mein Blut, als seine Zunge eindrang. Er schmeckte exotisch nach intensiver Vanille und dem zarten alkoholischen Weinaroma, als er mich an sich presste. Seine Hand rutschte auf meinen Po und mein Herz in meine Hose. Meine Gedankenwelt schnurrte zusammen und ich war wie aus mir herausgetreten. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, als Alex mich auch noch sanft am Po streichelte. Es war ein angenehmes Gefühl, aber gerade das steigerte meine Panik noch. Ich hatte Angst, dass Ulrike, Cynthia oder Ernst mich so sehen würden und konnte mich doch gleichzeitig nicht rühren. Und dann fühlte ich auch noch seine Männlichkeit -- ich war schockiert! Und ich war noch mehr schockiert, als ich seinen Kuss trotz allem genoss.

Ich war erleichtert und gleichzeitig enttäuscht, als er mich losließ und mich an der Hand haltend zum Ausgang begleitete. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Ich wusste nicht was ich denken sollte. Ich wusste nicht wer oder was ich war.

Gesa
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