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Wenn die Nachtigall erwacht 01

Geschichte Info
Alien. weiblich. ledig. jung. sucht: ...
7.6k Wörter
4.58
51k
17

Teil 1 der 19 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2023
Erstellt 04/04/2016
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Vorwort

Es gibt Charaktere, die bringt man irgendwann um, weil man ihrer überdrüssig wird. Andere schleichen langsam davon. Und dann gibt es noch solche, die einen nicht loslassen - denen man sich verpflichtet fühlt. Die Protagonistin dieser Geschichte ist vor langer Zeit aus einer Laune heraus entstanden und mit jedem Absatz stärker geworden.

Ich habe lange gerungen, und wem es langatmig, pathetisch oder zu verworren vorkommt, dem sei gesagt: Es liegt mehr unter dem Tisch als darauf.

Prolog

Die tief stehende Sonne warf eine verzerrte Silhouette des Transporthubschraubers auf den Boden der russischen Tundra, als dieser neben der Forschungsstation landete. Die Container der Forschungsstation standen auf Stelzen, denn seit einigen Jahren stiegen die Temperaturen im Sommer so weit an, dass sich der seit Jahrtausenden gefrorene Boden für einige Wochen in eine matschige Ödnis verwandelte. Ein kräftiger Russe half einer rothaarigen Frau aus dem Hubschrauber und begleitete sie über einen provisorischen Pfad zum Labor.

*

»Da ist es! Wir haben es bei Grabungen gefunden und die Geologen konnten damit nichts anfangen. Sie hielten es für ein versteinertes Ei. Als ich die ersten Bilder davon sah, habe ich ihre Organisation verständigt«, sagte die Männerstimme in gebrochenem Englisch, nachdem sie die Schutzanzüge angelegt hatten und den Sicherheitsbereich des Labors betraten. Auf einem Tisch lag ein schwarzes, faustgroßes Objekt, das von grellem Neonlicht angestrahlt wurde. Seine weit gereiste Besucherin schwieg. Durch das verspiegelte Visier des Schutzanzuges blieb ihm auch ihre Mimik verborgen. Er fragte: »Ist es das, was ich denke?«

»Es sieht zumindest so aus«, antwortete eine Frauenstimme in fließendem, amerikanischem Englisch und griff nach dem Objekt, um es sich näher zu betrachten.

»Haben sie einen CT--Scan gemacht?«

»Nein, wir haben keinen mobilen Scanner und ich wollte es nicht von hier wegbringen, bevor sie einen Blick darauf geworfen haben.«

»Haben sie eine UV--Lampe?«, fragte die Frau.

»UV--Lampe? Ja Moment!«, sagte der Russe.

»Dimmen sie die Beleuchtung«, sagte sie und richtete den Lichtkegel der UV-Lampe auf das Objekt. Da, wo das Objekt vom UV--Licht getroffen wurde, erschienen feine orangefarbene Linien.

»Unglaublich!«, hauchte die Frau und drehte das Objekt, um den Verlauf der ineinander verschlungenen Linien über den gesamten Umfang betrachten zu können.

»Also müssen wir es melden.«

»Nein, wir müssen das nicht melden«, korrigierte ihn die Frau, »das ist keine Datenkapsel der Roten Königin. Das hier ist viel älter -- wahrscheinlich ist es so alt, dass davon keine Gefahr mehr ausgeht.«

»Aus diesem Grund ist wohl auch der übliche Schnelltest negativ ausgefallen.«

»Vermutlich«, sagte die Amerikanerin, »Diese Datenkapsel ist vor sehr langer Zeit eingefroren und in einen Dornröschenschlaf gefallen, aus dem sie alleine nicht wieder herauskommt. Es gibt wahrscheinlich nur noch ein Wesen auf der Erde, dass diese Datenkapsel wachküssen kann.

»Wer?«

»Die Blaue Königin«, antwortete die Amerikanerin so gelassen, als wäre es Allgemeinwissen.

»Es gibt noch eine Königin?«, fragte der Russe. Er wusste von der Roten Königin, deren Existenz über ihren Tod hinaus öffentlich dementiert wurde. Journalisten und Wissenschaftler, die allzu offenherzig darüber berichteten, erlebten oftmals schmerzhafte Einschnitte in ihren Lebensläufen.

»Ja, es gibt noch eine Königin«, bestätigte die Amerikanerin, »ihre Geschichte ist eng mit der Roten Königin verknüpft, und ich könnte ihnen den ganzen Abend davon erzählen, aber ich versuche, mich auf das Wesentliche zu beschränken.«

Während sie die Datenkapsel für den Transport vorbereitete, begann sie zu erzählen: »Die Blaue Königin war einst eine Drohne der Roten Königin und davor war sie ein ganz normales Mädchen. Miriam war gerade 18 Jahre alt, als die Rote Königin auf sie aufmerksam wurde.«

»Woher wissen sie das?«

»Miriam, also die Blaue Königin, hat es mir erzählt«, antwortete die Amerikanerin, während sie die Datenkapsel in einem luftdichten Glaszylinder verstaute und ihre Erzählung fortsetzte: »Sie war eine Drohne der Roten Königin geworden. Das Besondere, das Einzigartige an Miriam, war ihre Fähigkeit der Rückverwandlung. Der Roten Königin war es gelungen eine Drohne zu erschaffen, die ihr ursprüngliches, menschliches Aussehen annehmen konnte. Alle Drohnen vor ihr waren an ihre außerirdische Erscheinung gebunden. Und so prächtig und verlockend sie auch aussahen, in einer Welt voller Menschen ist es vorteilhaft, wie ein Mensch aussehen zu können. Auf ihrer Flucht aus Europa opferte die Königin Miriam, um sich und ihr restliches Kollektiv zu retten. Miriam überlebte, geriet in Gefangenschaft und versuchte über die Anderswelt Kontakt zu ihrer Königin aufzunehmen.«

»Was ist die Anderswelt?«, fragte er.

»Die Anderswelt ist ein visionärer Ort, der nur im kollektiven Geist der Aliens existiert. Sie können diesen Ort nicht mit ihren Körpern, aber mit dem Bewusstsein besuchen, um sich mit den anderen ihrer Art auszutauschen. Miriam besuchte diesen Ort oft während ihrer Gefangenschaft, aber sie fand niemanden ihrer Art. Als sich die Gelegenheit bot, floh sie aus dem Labor, um die Rote Königin zu suchen. Um ihre Chancen zu erhöhen, übertrug sie ihre außerirdischen Gene auf andere Menschen - schuf weitere Drohnen, damit sie es als Gruppe zurück zur Königin schaffen könnten. Miriam glaubte, im Willen der Roten Königin zu handeln, aber bei einem Besuch in der Anderswelt nahm die Rote Königin dann doch Kontakt mit Miriam auf.

»Und?«, fragte der Wissenschaftler gespannt.

»Die Königin wollte nicht von Miriam gefunden werden. Denn Miriam wurde von den Menschen verfolgt und würde sie direkt zur Roten Königin führen. Die Königin konnte Miriam in der Anderswelt nicht töten, aber sie strafte ihre Drohne mit Blindheit. Von nun an war es Miriam nicht mehr möglich, die Anderswelt zu sehen. Ihr kontemplativer Cortex -- ihr inneres Auge -- war zerstört. Miriam war zwar von der Anderswelt ausgeschlossen, aber sie konnte die Gedanken der anderen Drohnen, die sie um sich geschart hatte, hören. Erst war es nur ein Flüstern im Chaos der Gedanken: ‚Miriam könnte unsere Königin werden.' So absurd Miriam die Idee auch fand, es war weniger Furcht einflößend, als zu sterben. Und so stimmte sie dem Wunsch der anderen Drohnen zu. Gemeinsam schufen sie einen Cerebrat, durch den Miriams Weiterentwicklung zur Königin möglich wurde.«

Der russische Wissenschaftler hatte den Glaskolben, in dem sich die Datenkapsel befand, in einem Edelstahlgefäß verstaut und den Deckel darauf geschraubt. Jetzt unterbrach er die Amerikanerin: »Was ist ein Cerebrat?«

»Das ist ein Kapitel für sich«, sagte sie lapidar und setzte ihre Erzählung fort: »Miriams wurde zur Blauen Königin. Trotz dieser Reifung auf die höchste Existenzstufe ihrer Art, blieb ihr inneres Auge blind für die Anderswelt. Sie war eine blinde Königin, aber als Königin war ihr Wille frei, es gab keine Stimme mehr, die über ihr stand. Sie entschloss sich, die Rote Königin zu suchen, in der Hoffnung auf Antworten. Miriam fand das Versteck der Roten Königin im Dschungel Südamerikas. Dort erkannte Miriam, dass die Rote Königin nicht weniger als die ganze Welt wollte. Ihre Art sollte die Menschen von der Erde verdrängen und deren Platz einnehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte die Rote Königin Datenkapseln auf der Welt verteilt. Die eiförmigen, faustgroßen Gebilde waren vollgepackt mit den genetischen Besonderheiten ihrer Art. Sobald ein Mensch damit in Kontakt kam, würde er dieser fremden Macht erliegen und in deren Willen handeln.«

»Und?«, fragte der Russe, »hat die Blaue Königin der Roten geholfen?«

Die Amerikanerin schüttelte vehement mit dem Kopf: »Nein. Der Fanatismus der Roten Königin widerstrebte ihr. Miriam entschied sich gegen ihre eigene Art und kämpfte gegen die Rote Königin. Während dieses Kampfes erfolgte auch ein Angriff der Menschen auf das Versteck der Roten Königin. Diesen Angriff überlebten nur die beiden Königinnen und eine von Miriams männlichen Drohnen. Geschwächt, aber nicht besiegt, stellte sich Miriam der Roten Königin erneut im Kampf und tötete sie. Die Blaue Königin und eine ihrer Drohne waren nach dieser Schlacht die einzigen überlebenden ihrer Art.

»Was für eine fantastische Geschichte«, sagte der russische Wissenschaftler und nahm den Helm seines Schutzanzugs ab. Das Objekt war sicher in dem Metallzylinder verstaut und es drohte keine Gefahr mehr.

»Was ist mit ihr - wo ist sie jetzt?«, fragte er.

»Oh, die Geschichte geht noch weiter: Weiterhin von den Menschen gejagt, entschloss sich Miriam, den Kampf gegen die Brut der Roten Königin aufzunehmen. Denn obwohl die Roten Königin tot war, lagen deren Datenkapseln überall auf der Welt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein neugieriger Mensch danach griff und deren Macht verfiel. Bei diesem Kampf starb Miriams einzige verbliebene Drohne. Die Menschen erkannten, dass Miriam oft in Erscheinung trat, wenn ein Mensch in Kontakt mit einer Datenkapsel der Roten Königin gekommen war. Ihnen wurde bewusst, dass diese Blaue Königin den betroffenen Menschen half. Miriam konnte die Mutation unter gewissen Umständen umkehren. Miriam war Anfang zwanzig, als sie zum Mitglied einer Spezialeinheit wurde, die auftauchte, wenn irgendwo auf der Welt etwas Ungewöhnliches passierte. Die Menschen und Baue Königin bekämpften das Erbe der Roten Königin gemeinsam. Miriam war 25 Jahre alt, als die Meldungen über Alienaktivitäten stetig abnahmen. Es schien, als sei die Brut der Roten Königin besiegt.«

»Durch ihre Mitarbeit bei der Rettung der Menschheit bekam Miriam die Chance, ein neues Leben zu beginnen, sofern sie sich wie ein Mensch verhalten würde.«

»Aber sie wird uns bei der Erforschung dieser Datenkapsel sicher helfen, oder?«

»UNS wird sie schon einmal gar nicht helfen«, stellte die Amerikanerin klar und verstaute den Edelstahlbehälter in einem Aluminiumkoffer.

»Aber der Fund ist Eigentum der Russischen Föderation«, warf der Russe ein.

»Nein, die Datenkapsel ist Eigentum des Konzerns, der die Schürfrechte in diesem Gebiet erworben hat, und dieser Konzern möchte so wenig Aufsehen wie möglich um die Sache machen. Sie und ihre Kollegen haben die Grabungen lange genug aufgehalten. Und die kurzen Sommer sind in dieser Gegend kostbar, wenn man Bodenschätze sucht.«

»Aber ...«, sagte der Wissenschaftler und wurde barsch unterbrochen.

»Ich habe die Datenkapsel gekauft, schon bevor ich mich von der Echtheit überzeugen konnte, und ihnen rate ich, sich nicht weiter mit diesem Vorfall zu beschäftigen!«

Willkommen

Miriam stand am Tresen im Kundenzentrum des Rathauses und beobachtete den Kommunalbeamten, wie er den Computer in Zeitlupe bediente. Die Klimaanlage war so kalt eingestellt, dass sich ihre Brustwarzen gegen das bauchfreie Top drückten, was sie im Anbetracht der Situation nicht wirklich erheiterte. Sie verschränkte die Arme und versuchte, sich in Geduld zu üben. Auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. Sie machte sich um ihre Nieren Sorgen. Noch mehr Sorgen machte sie sich aber über die Aushändigung ihres Personalausweises und des Reisepasses. Die Dokumente waren angeblich fertig und könnten abgeholt werden, aber der Sachbearbeiter zögerte die Sache dermaßen in die Länge, dass Miriam ungeduldig wurde.

»Ey, ich bin jetzt auch deutsch, weisdu!«, rief ein südländischer Typ am Schalter nebenan in sein Handy und wedelte mit einem Reisepass. Der für Miriam zuständige Beamte lächelte gequält und schenkte ihr einen vertrauensvollen Blick, der signalisierte, dass er sie als Eingeborene einstufte, was auch richtig war. Miriam war in Deutschland geboren, ihre alten Dokumente waren lediglich durch einen dummen Zwischenfall abhandengekommen. Als indirekte Konsequenz daraus war sie in den letzten Jahren überall auf der Welt zu Hause und sammelte auch ohne Reisepass mehr Flugmeilen als mancher Außenminister.

»So, Sie müssen dann bitte hier und hier den Empfang bestätigen«, sagte der Beamte und schob die Dokumente über den Tresen.

»Ey, ich bin jetzt auch deutsch!«, flüsterte Miriam als Persiflage auf den Freudentaumel am Nachbarschalter. Sie lachte den Mann so herzlich an, dass er sich der Heiterkeit nicht erwehren konnte und das Lächeln erwiderte.

Während Miriam das Gebäude verließ, steckte sie ihre Dokumente in die Handtasche und fragte sich, ob das alles gewesen sein sollte. Dafür, dass sie vor einigen Jahren gejagt wurde, wie ein Topterrorist, um anschließend die Schlüsselfigur bei der Rettung der Menschheit zu sein, hätte man das feierlicher gestalten können.

*

Auf dem Rathausplatz wallte Miriam sommerliche Hitze entgegen, das war ihr angenehmer, als die unterkühlten Räume des Rathauses. Die Luft flimmerte über den Straßen der Innenstadt. Sie schlenderte über die Gehsteige und wendete sich der Sonne zu. Das Licht war trotz der übergroßen Gläser ihrer Sonnenbrille unangenehm grell.

Ein mehrmals aufheulender Motor erregte ihre Aufmerksamkeit: die schwarze Dodge Viper, tief, breit, mit getönter Heckscheibe, stand vor einer roten Ampel und wurde von ihrem Fahrer im Leerlauf auf hohen Drehzahlen gehalten. Sie ging zwei Schritte auf ihren hohen Riemchensandalen, neigte den Oberkörper vor und schaute den Fahrer durch die Scheibe der Beifahrertür an. Der zarte weiße Stoff des bauchfreien Tops schmiegte sich an die Konturen ihrer Brüste, die durch ihre Körperhaltung einladend auf Höhe des Wagenfensters prangten. Der Fahrer bemerkte sie und ließ das Gaspedal in Ruhe.

»Und was gab es noch zum Geburtstag?«, fragte Miriam nach dem Öffnen der Beifahrertür. Sie führte das erste ihrer langen Beine in den Fußraum und nahm neben ihm Platz. Die schwarze Lackhose im Stil einer Jeans spannte sich eng und glänzend über ihren Po und die Oberschenkel. Unterhalb der Knie ging das Material in einen Bootcut über.

»Oh, Ledersitze«, stellte sie fest, zog das zweite Bein nach, schloss die Beifahrertür und schob ihre Sonnenbrille über die hohe Stirn in die leicht gewellten Haare.

Tiefgrüne Augen, wach und intelligent, umrandet von schwarz getuschten Wimpern, blickten den Fahrer an, der die Szene bisher wie ein teilnahmsloser Zuschauer beobachtet hatte. Ihr Blick zog ihn ins Geschehen, signalisierte: „Ich sehe dich!"

In einer ersten langsamen Bewegung richtete er sich aus seiner bequemen Sitzhaltung auf und bemühte sich um Lässigkeit. Er starrte auf ihren flachen Bauch: Der handbreite Streifen nackte Haut, zwischen Hose und Top, wellte sich leicht -- Speckrollen sahen anders aus. Er hob den Kopf, um sich Miriams Blick zu stellen.

»Grün«, sagte sie zu ihm. Er nickte verträumt. Sie schüttelte den Kopf.

»Ich meine die Ampel, die ist grün.«

Die 335 Pferde unter der Motorhaube ließen sich nicht abwürgen, kamen aber ins Stolpern. Auf der Kreuzung quietschten die Reifen, als der Wagen eine scharfe Rechtskurve machte, um in eine schmale Seitenstraße abzubiegen. Nach einigen Metern lenkte er das Auto in eine freie Parklücke, in den Schatten einer großen Platane.

*

Als sich der blonde Haarschopf in seinen Schoß gesenkt hatte, atmete er tief ein und rollte mit den Augen. Diese heiße Biene hatte sein Hose mit einem geradezu gierigen Blick geöffnet. Alleine dieser Blick verschaffte ihm eine Blitzerektion, wie es ihm schon lange nicht mehr passiert war. Er hatte in seinem Leben schon einiges erlebt, da kam man nicht mehr so schnell aus der Ruhe. Aber bei dieser ... Fremden, fühlte er sich wie ein Junge, der zum ersten Mal Papas Pornohefte durchblätterte.

Ihre Zunge war flink wie der Flügelschlag eines Kolibris, dabei gelang es ihr gleichzeitig an seiner pumpenden Eichel zu saugen, als müsse sie ein Eis kurz vor dem Schmelzen weglutschen. Er rang um einen gefassten Gesichtsausdruck, die Sonnenbrille half ihm dabei. Es war immerhin heller Tag und obwohl er in einer Seitenstraße parkte waren überall Menschen. Das schien den Blondschopf zwischen seinen Beinen überhaupt nicht zu stören. Kurz bevor es ihm kam, begann sie zu stöhnen, als könne sie seine Empfindungen erahnen. Ihre Lippen schlossen sich fest um den Schaft und sie schluckte den heißen Saft Schub um Schub, bis die Quelle versiegte.

»Woa! Scheiße, bist du gut.«

Miriam richtete den Oberkörper auf und setzte sich ordentlich auf den Beifahrersitz. Sie frischte ihren dezenten Lipgloss auf, schielte frech zur offenen Hose des Fahrers und sagte: »Danke.«

»So geil bin ich schon lange nicht mehr gekommen.«

»Du bist generell schon lange nicht mehr gekommen.«

»Woher weißt du das?«

Sie hielt sich ihre nach oben gereckten Zeigefinger an die Stirn und winkte damit in seine Richtung.

»Ich habe Antennen für so was.«

In einer schwerfälligen Bewegung zog er sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche.

»Handwerk hat goldenen Boden, sag ich immer ... das Schlucken kostet bestimmt extra ...«

»Ich will dein Geld nicht, du hast mir bereits gegeben, was ich wollte«, sagte Miriam mit einem mitfühlenden Lächeln.

Der Knall der zuschlagenden Autotür ließ ihn erschrocken aufblicken. Da saß er mit seinem Geld und verstand die Welt nicht mehr.

***

Eine Straßenecke weiter eilte Miriam die Treppen zum naturkundlichen Museum empor und löste eine Tageskarte. Ihre Absätze hallten auf dem Steinboden des Saals und wurden als Echo von der gewölbten Decke reflektiert. Sie blieb vor einem Dinosaurierskelett stehen, steckte ihre Sonnenbrille in die Haare und ließ den Raum auf sich wirken. Mit wuchtiger Gelassenheit trotzten die Sandsteinmauern der Großstadthektik und der Hitze des Sommers. Sie nahm die Ruhe der Umgebung in sich auf und folgte mit ihrem Blick der Wirbelsäule einer Riesenechse.

»So sieht das aus, wenn man im Ruhestand ist«, sprach sie zu sich selbst.

Sie ging mit bedächtigen Schritten in den westlichen Gebäudeflügel und durchlief die fast menschenleeren Räume, ohne den zahlreichen Exponaten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Miriam fand den großen Raum, der Charles Darwin gewidmet war, trat ein, und schaute sich um. An der gegenüberliegenden Wand war er: „Der Baum der Evolution", ein übergroßes Wandgemälde mit einem stilisierten Baum. Miriam nahm auf einem Podest aus schwarzen Spanplatten in der Mitte des Raums im Schneidersitz Platz und ließ das Bild auf sich wirken.

Bei den ersten Einzellern beginnend, rankte sich der Stamm empor und gabelte sich mehrfach. Sie folgte den Wirbeltieren, den Warmblütern, den Säugetieren und schließlich, auf einem kleinen Ästchen, saßen die Primaten. Homo sapiens war übertrieben groß dargestellt, als wäre er das Oberhaupt dieser Gruppe. Miriam schaute sich im Raum um: Ja, wahrscheinlich war Homo sapiens so etwas wie ein Oberhaupt. Schimpansen stellten ihre Vorfahren zumindest nicht in Glasvitrinen aus. Mit einem erleichterten Seufzen ließ Miriam den Blick zurück zum Gemälde schweifen. ‚Eigentlich kommt man mit ihnen ja ganz gut aus', dachte sie, als sie hinter sich eine Bewegung erahnte.

»Ganz schön blöd«, sagte eine Männerstimme. Sie schaute über ihre Schulter und sah einen jungen Mann in Jeans, T-Shirt und mit liebevoll verstrubbelten Haaren. ‚Hat er mich überhaupt gemeint?', fragte sich Miriam.

»Ganz schön blöd«, wiederholte er, »so ein großes Museum, und dann nur ein Bild in der letzten Ecke.«

Miriam konnte sich ihre schüchterne Ratlosigkeit nicht erklären, ihr fiel einfach keine sinnvolle Antwort ein. Sie lächelte verlegen. Er nahm, eine Armlänge von ihr entfernt, auf dem Podest Platz.

»Kaffee oder Tee?«, fragte er.

Miriam neigte den Kopf fragend zur Seite und schwieg grinsend, bis er den Kopf drehte und ihren Blick erwiderte.

»Oh, mein Gott!«, sagte er und schluckte sichtbar, »habe ich dich angesprochen?«

»Ja.«

»Ich dachte, ich stehe noch dort hinten an der Säule und denke über einen lockeren Spruch nach.«

»Du dachtest, dass du denkst?«, fragte sie mit leiser Mädchenstimme.

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