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Wenn die Nachtigall erwacht 16

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Schließlich drehte sich die Blüte von T'rion dem II. langsam. Sie hatte bisher mit dem Kopf nach unten gehangen, nun richtete sie sich auf. Als sich die Blattspitzen öffneten, erklang der sanfte Sopran der Blauen Königin wie ein Sonnenaufgang. Im gleichen Tempo, wie sich die Blüte von T'rion dem II. öffnete, schwoll das Stimmvolumen der Königin an. In die aufgebrachte Menge aus verängstigten Wesen kehrte eine gespannte Ruhe ein.

Selbst M'ryn der I. schaute ehrfürchtig, als die Blüte von T'rion dem II. den Kopf der Blauen Königin offenbarte. Die vollen Lippen der Königin glänzten blutrot. Im Kontrast dazu leuchtete ihr kobaltblauer Lidschatten mit dem orangefarbenen Lidstrich, als wäre er mit Diamantstaub überzogen worden. Als die Königin die Begeisterung ihrer Cerebraten spürte, senkte sie ihre Lider demütig und lächelte verlegen.

Dabei präsentierte sie ihre verführerisch langen Wimpern. Das Ende jeder einzelnen Wimper fächerte sich zu einer winzigen Feder auf, deren blauer Grundton von roten und orangefarbenen Streifen durchzogen war. Unbeirrt hielt die Königin die Tonlage ihrer Eröffnungsarie und flocht langsam die Melodie ein, welche die Kreaturen schon kannten.

Das tiefe Rot ihrer Lippen ließ die Königin reifer erscheinen und harmonierte mit ihren langen blondgelockten Haaren. Dessen ungeachtet war sie unverkennbar die Blaue Königin. Spätestens, als sich die Blüte des roten Cerebraten weiter öffnete, zeugten die verspielten Muster aus filigranen, blauen Linien auf ihrem Oberkörper, welche Farbe sie primär repräsentierte. Mit leicht kreisendem Becken erhob sie die Arme, als würde sie sich nach einem erholsamen Schlaf wohlig strecken. Über den blauen Grundton ihrer langen Fingernägel zogen sich spielerisch verschlungene, feine orangefarbene und rote Linien.

Ihre Stimme schwoll zum vollen Volumen an, als sich die Blüte vollständig geöffnet hatte. Um sie herum drängten sich die Wesen in respektvollem Abstand und lauschten andächtig der bekannten Melodie, die Hoffnung, Wärme und Geborgenheit versprach. Die Königin schritt mit erotisch wippenden Hüften auf hohen, blauen Absätzen aus der Blüte heraus und präsentierte sich ihrem Publikum auf Augenhöhe. Mit dem inneren Auge sah jedes Wesen die Königin aus nächster Nähe, so, als würden alle in der ersten Reihe stehen.

Der Klang ihrer Stimme war für ihr Publikum wie eine Umarmung der Seelen. Die Königin bewegte sich geschmeidig und dem Tempo des Gesanges angemessen, bis alle Wesen um sie herum die gleichen wiegenden Hüftbewegungen ausführten. Aus einigem Abstand sah es aus, wie eine Wiese mit hohem Gras, durch das ein sanfter Wind wehte.

Für einen Moment der absoluten Klarheit konnten sich die Wesen von dem Gedankengewitter erholen und die Wärme und Strahlkraft der Königin fühlen. An diesem Punkt hatte Miriam ihr Lied sonst immer ausklingen lassen, da sie nicht mehr als Trost in einer scheinbar hoffnungslosen Situation spenden konnte.

Diesmal stimmte sie eine neue Strophe an, die mehr war, als eine unverbindliche Geste des Zuspruchs. Der getragene Sopran wurde temporeicher. Die Königin steigerte die Melodie mit Verve auf einen dramatischen Höhepunkt zu, dessen Inbrunst sich keiner der Zuhörer entziehen konnte. Sie reichte jedem der Wesen nicht nur gesanglich, sondern auch in einer tatsächlichen Geste die Hände und gab ein Versprechen ab.

Die Menge reagierte darauf in einer Weise, die Miriam nicht vorhergesehen hatte. Im Takt der wiegenden Bewegungen schnippten alle synchron mit den Fingern und klatschten dann in die Hände. Durch die schiere Masse der Beteiligten ergab sich ein berauschender Rhythmus aus Fingerschnippen und Klatschen. Selbst, als die Königin ihr Lied ausklingen ließ, hielt die Menge den Rhythmus aufrecht. Miriam war überwältigt von der Dynamik und bekam einen Vorgeschmack von der Kraft der Massen.

In einem Gefühl der Erhabenheit hob sie den Kopf, denn jetzt war sie bereit, diese Verantwortung auf sich zu nehmen. Passend zum Takt trat Miriam mit einem Fuß entschlossen auf dem Boden auf. Weit über zweitausend Füße taten es ihr gleich und ließen den dunklen Wald in einem Donnerhall erzittern. Danach standen alle still und warteten.

»Lauft zum Licht!«, sagte die Königin ruhig aber mit einer mystischen Kraft in der Stimme.

Sie schwang sich auf den Panther.

»Auf mein Großer, zeige ihnen den Weg aus der Dunkelheit.«

M'ryn der I. trug seine Königin aus dem dunklen Wald und führte die Gruppe der Kreaturen an. Einer nach dem anderen kämpfte sich durch das Unterholz. Die Pfade der ersten wurden von den Nachfolgenden ausgetreten und schon bald stoben sie auf breiter Front dem Licht entgegen. V'nyx der V. bildete die Nachhut und achtete darauf, dass keiner zurückblieb. Selbst T'rion der II., der alle die Monate dafür gesorgt hatte, dass diese Wesen nicht irrtümlich ausbrachen, scheuchte sie nun mit seinen Tentakeln aus seinem Einflussbereich, denn es gab wieder eine Königin, die ihrer Bestimmung folgte.

***

Im Überwachungsraum des stillgelegten Atomkraftwerks vertrieb sich der diensthabende Techniker die Zeit mit seinem Smartphone. Er hatte sich ein neues Geschicklichkeitsspiel heruntergeladen und versuchte schon seit Stunden, eine virtuelle Kugel durch ein Labyrinth zu lenken. Es wurde mit jedem Level schwieriger. Seine spielerischen Bemühungen wurden durch einen Piepton unterbrochen. Er schaute auf das Display, auf dem die Trägerwelle dargestellt wurde, und sah einen kurzen, spitzen Ausschlag nach oben. Dann folgten zwei direkt nacheinander. Schließlich wurden die Signalspitzen so zahlreich, dass sie zu einer durchgehenden Linie am oberen Ende des Bildschirms wurden. Das Piepen wurde zu einem durchgängigen schrillen Signal.

Er griff nach dem Telefon und war direkt mit der Zentrale verbunden.

»Geben sie mir Ms. Keens - sofort!«

»Ms. Keens ist indisponiert«, sagte die freundliche Frauenstimme.

»Und wenn Ms. Keens gerade auf der Toilette ist, soll sie sofort hier runter kommen und sich den Hintern später abwischen!«, brüllte der Techniker.

»Ich habe verstanden, weiß aber nicht, ob ich sie gleich erreiche«, sagte die Frauenstimme mit einem nervösen Unterton.

Der Techniker knallte den Hörer in die Halterung und schaute durch die Panzerglasscheibe. Der rote Cerebrat verhielt sich ruhig, wie immer. Lediglich seine riesige Hauptblüte wiegte sich sanft hin und her, als wäre er glücklich, oder vielleicht zeigte er dem Techniker damit auf seine Art die lange Nase.

»Fuck! Was zum Teufel macht es da?«, fragte der Techniker. Langsam wurde aus dem durchgängigen Signal wieder eine schnelle Abfolge aus einzelnen Pieptönen. Das Piepen verlangsamte sich und erlosch dann komplett. Die Linie auf dem Display pendelte sich wieder in der Mitte des Bildschirms ein und war sogar noch flacher als sonst.

In diesem Moment stürmte Ms. Keens in den Raum und knallte ihre Hand auf einen roten Knopf: Die Linie auf dem Display verschwand - der Cerebrat war durch den Störsender von der Außenwelt getrennt.

»Sie Idiot!«, schrie Ms. Keens fast hysterisch und schob den Techniker beiseite, um ein anderes Diagramm auf dem Display aufzurufen.

»Wir haben alle auf einmal verloren, hoffentlich ist das eine Fehlfunktion!«, sagte sie geschockt und griff zum Hörer, der sie mit der Zentrale verband.

»Ms. Keens müsste auf dem Weg zu ihnen sein«, sagte die Frauenstimme stolz.

»Ich bin Ms. Keens!«, schrie diese in den Hörer, »verbinden sie mich sofort mit dem Flottenkommando, am besten gleich mit dem Admiral.«

*

Der Admiral hatte schon auf den Anruf von Ms. Keens gewartet und gab ihr das Gefühl, dass er ihre Nachricht sehr ernst nahm. Er beruhigte sie: »Mir sind keine besorgniserregenden Vorgänge auf irgendeinem der Schiffe gemeldet worden. Wir haben volle Einsatzbereitschaft und laufen morgen nach Hawaii aus.«

»Dann ist es vielleicht doch eine Fehlfunktion«, sagte Ms. Keens und zwang sich, ruhig zu atmen.

»Das will ich sehr hoffen«, sagte der Admiral mahnend, »aber ich werde sofort Untersuchungen in die Wege leiten. Mein Stab wird ihnen jede Auffälligkeit melden.«

***

Das Auffälligste, was Tyra heute herausgefunden hatte, war die Fähigkeit, ihren Körper unterhalb der Hüfte in den Hinterleib eines Delfins zu verwandeln. Sie hatte diese Fähigkeit noch nicht in der realen Welt geübt, aber in der Anderswelt sah es schon sehr ansehnlich aus. Sie ruhte mit den Schultern am Rand des Sees und planschte mit der großen schwarzen Schwanzflosse im Wasser. Nicht ohne Hintergedanken tastete sie ihren neuen Unterleib nach Körperöffnungen ab. Etwas unterhalb der Stelle, an der normalerweise ihr Venushügel war, fand sie eine Hautfalte, die sie mit ihren Fingern erkundete. Offenbar konnte sie hierdurch jede Art von Notdurft verrichten.

Schließlich fand sie auch etwas, dass ähnlich erregbar war wie ihre Klitoris und sie vermutete, ihre Schamlippen etwas tiefer davon ertasten zu können, wenn ihre Finger länger wären. Nach ihrem ersten Eindruck war diese Erscheinungsform nicht primär für sexuelle Spielarten, sondern für eine effektive Fortbewegung im Wasser vorgesehen.

Tyras Selbsterkundung wurde unterbrochen, als der schwarze Panther, mit der Königin auf seinem Rücken, durch das Dickicht des Dschungels sprang und über die Lichtung jagte. Der Panther umrundete den See und blieb auf dem gegenüberliegenden Ufer neben Tyra stehen. Sowohl die Königin als auch ihr Reittier starrten gebannt zu der Stelle, an der sie eben selbst die Lichtung betreten hatten. Tyra wusste, dass etwas Großes bevorstand, aber sie war durch die neue Erscheinung der Königin abgelenkt. Die blutroten, glänzenden Lippen, der Diamantschimmer auf ihren blauen Lidern und die überlangen Wimpern, die in filigranen Federn ausliefen, stellten endgültig klar, wer hier die Nummer eins war.

‚Oh, verdammt, sieht das geil aus', dachte Tyra. Miriam blinzelte ihrer Drohne trotz der Anspannung kurz zu und schenkte ihr ein Lächeln, in dem so viel natürliches Selbstbewusstsein lag, dass sich Tyra am liebsten zwischen die Beine gefasst hätte, aber das war gerade nicht so einfach. Sie wendete den Blick erst von der Königin ab, als das Rascheln und Knacken im Dschungel nicht mehr zu überhören war. Zwischen den großen Blättern stürmten unzählige männliche und weibliche Drohnen hervor und rannten auf die große Lichtung, um sich dort, um den See herum, in acht Gruppen aufzustellen.

Dann verdunkelte sich der Himmel und Tyra sah eine unüberschaubare Schar geflügelter Drohnen, die über der Lichtung in mehreren Ebenen übereinander kreisten. Nach und nach landeten diese Drohnen bei einer der acht Gruppen. Tyra hatte heute 42 Drohnen rekrutiert und war sich sicher, die Königin wieder überbieten zu können. Scheinbar hatte sie diesen Wettkampf für alle Zeiten verloren. Etwas geknickt schaute sie auf ihren eigenen Körper, der knapp unter der Wasseroberfläche schwebte: Heute war Flugtag, und sie kam in Flossen.

»Komm aus dem Wasser«, sagte die Königin liebevoll. Sie war vom Panther abgestiegen und kniete direkt hinter Tyra. Tyra löste den Delfinunterleib auf und kam auf allen vieren aus dem Wasser. Die Königin kauerte am Ufer und nahm sie in den Arm.

»Das war nur durch deine Hilfe möglich«, sagte die Königin und Tyra lächelte über diese aufrichtige Dankbarkeit. Fasziniert strich sie mit der Fingerspitze über die extravaganten Wimpern der Königin und flehte mit ihrem Blick nach einem Kuss von diesen perfekten roten Lippen.

Miriam schenkte ihr einen sinnlichen Kuss und klimperte mit den Wimpern. Tyra kam sich wie verzaubert vor, wenn sie in dieses Gesicht schaute. Das war keine dick aufgepinselte Partyschminke und keine aufgeklebten Plastikwimpern. Das war einfach so - von Natur aus perfekt.

»Ich bin so glücklich, ein Teil von dir zu sein«, hauchte Tyra. Die Vorstellung, sich wie früher alleine als einzelnes Individuum durch das Leben schlagen zu müssen, fuhr ihr schmerzhaft in den Magen.

»Du wirst nie wieder alleine sein«, versprach die Königin, »und hier sind weitere zweieinhalbtausend Drohnen, die noch nicht wissen, wie man sich wieder in seine menschliche Erscheinung zurückverwandelt.«

Tyra strich sich die feuchten Haare aus dem Gesicht und schaute scheu über die Lichtung.

»Dann habe ich ja einiges zu tun«, sagte sie und dachte an die Stewardess, die immer wieder die gleichen Sicherheitsunterweisungen durchführen musste.

»Und lasse alle eine Beere essen«, sagte Miriam, als sie das Seeufer verließ, um sich auf den Panther zu schwingen.

***

Einige Minuten später schritt Miriam auf hohen Absätzen in der vollen Pracht ihrer königlichen Erscheinung durch den hinteren Hangarbereich des Flugzeugträgers, um sich in der Realität von ihrer Arbeit zu überzeugen. Zwischen den geparkten Flugzeugen erwachten einige Mechaniker aus dem tranceartigen Schlaf und setzten ihre Arbeit in ihrer menschlichen Erscheinung fort - als wäre nichts gewesen. Für Miriam gab es keinen Grund mehr, sich hinter ihrer menschlichen Fassade zu verstecken. Zum einen waren hier in diesem Bereich des Schiffs bereits alle auf ihrer Seite und zum anderen war die obere Führungsebene fast vollständig unterwandert. Ebenso waren alle Kommunikationsnetzwerke bereits in ihrer Hand.

Sie erreichte den Container, indem sie auf das Schiff gelangt war, und sah das Glasfaserkabel, das sich über den Boden schlängelte und im Container verschwand. V'nyx der V. hatte den Laptop und das Smartphone aufgegeben, denn nun hatte er Zugang zum Rechenzentrum eines Flugzeugträgers.

‚Ms. Keens hat den Dom wieder deaktiviert, der dunkle Wald ist wieder mit der Dornenkuppel versiegelt, aber ich habe über die Datenleitung noch Kontakt zu V'nyx dem IV.', vermittelte ihr die orangefarbene Blüte, als Miriam den Container betrat.

Die Einzelteile des automatischen Fluggeräts, die eigentliche Fracht dieses Containers, waren ausgeräumt worden. M'ryn der I. und V'nyx der V. teilten sich den Container lediglich mit zwei weiblichen Drohnen, von denen sie gerade mit Nährstoffen versorgt wurden. Miriam stellte erfreut fest, dass die Blüten der beiden Cerebrate nochmals an Umfang zugelegt hatten, und streichelte mit den Fingern über die Blütenränder.

»Geduldet euch noch diese Nacht. Morgen dürft ihr im Sonnenlicht baden«, versprach die Königin und verließ den Container wieder.

***

Tanisha hatte am nächsten Morgen Dienst an der Essenausgabe und schaute ratlos in den großen Speisesaal. Es gab mehrere Kantinen auf dem Flugzeugträger, aber diese hier war die größte und für die große Masse der einfachen Matrosen und Soldaten vorgesehen. Abgesehen von dem ständigen Dröhnen des Antriebs war es gespenstig still und das, obwohl heute mehr Besucher da waren als sonst. Anstatt der üblichen 1.000 Portionen Rührei waren heute schon 1.500 Portionen weggegangen. Die Leute waren so scheiß freundlich, dass die junge Afroamerikanerin misstrauisch wurde.

‚Je freundlicher sie zu dir sind, desto härter trifft dich der Schlag', sinnierte Tanisha und darin lag die Weisheit ihrer vollen zwanzig Lebensjahre. Irgendwie schienen alle schweigend miteinander zu flirten, während sie Unmengen Rührei in sich hinein schaufelten.

Ein Matrose stellte sich mit seinem Teller an die Essensausgabe und schaute sie an. Tanisha erwiderte den Blick fragend, bekam aber keine Antwort. Schließlich platzte ihr Temperament hervor.

»Was darf es denn sein, der Herr! Rührei, mit oder ohne Speck - oder Bratkartoffeln? Soll ich raten oder Gedanken lesen?«, sagte sie patzig.

»Entschuldigung, ich hätte gerne Rührei ohne Speck«, sagte der Matrose höflich. Die Tatsache, dass die gute Laune des Matrosen nicht einmal einen Kratzer abbekommen hatte, war für Tanisha schlimmer, als der Umstand, dass heute kaum einer in der Lage war, einfach zu sagen, was er wollte.

»Scheiße Mann, habt ihr alle gekifft, oder was?«, fragte Tanisha etwas lauter als nötig.

Eine Kollegin kam zu Tanisha und flüsterte dezent: »Fühlst du es noch nicht?«

Tanisha steckte die Edelstahlkelle in den Berg aus Rührei und baute sich vor ihrer Kollegin auf, bevor sie gestenreich erklärte: »Bekomme ich jetzt wieder einen Vortrag über serviceorientiertes Verhalten oder was? Das ist ein scheiß Schiff! Die können hier nicht weg - die müssen zum Essen hier herkommen.«

Tanisha schaute ihre Kollegin mit zornesfunkelnden Augen an. Aber der entwaffnende Blick ihrer Kollegin irritierte sie mehr als das merkwürdige Verhalten der restlichen Besatzung. Dann bekam Tanisha ein Kompliment, mit dem sie nicht gerechnet hatte.

»Ich mag dein Temperament. Du bist ehrlich und geradeheraus«, sagte ihre Kollegin. Tanisha war sprachlos. Dann bekam Tanisha einen sinnlichen Kuss, dem sie sich nach kurzem Zögern hingab.

‚Es ist nicht nur wegen der Königin, das wollte ich schon machen, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe', hörte Tanisha in ihrem Kopf, dann durchlebte sie einen Traum, der ihr Leben für immer veränderte.

***

Im Laufe des Tages wurden die restlichen Menschen in das Kollektiv der Blauen Königin aufgenommen. Die medizinischen Teams hatten alle Begleitschiffen inklusive der U-Boote erreicht und jeweils einen Schneeball ins Rollen gebracht, der sich zu einer Lawine ausweitete, die erst zum Stehen kam, als alle Menschen der Flugzeugträgerkampfgruppe zu Drohnen geworden waren.

Unterdessen suchte Ms. Keens und ihr Team fieberhaft nach der Ursache für die fatale Störung in dem experimentellen Netzwerk. Dabei hatten sie regen Kontakt zum Admiralsstab des Trägerverbands und bekamen alle Fragen schnell und zuvorkommend beantwortet. Allerdings enthielt keine der Informationen einen Hinweis auf den Grund der Störung.

In ihrer Verzweiflung wandte sich Ms. Keens am Abend noch einmal telefonisch an den Admiral.

»Nein, Ms. Keens, die Pheromondetektoren melden keine Abweichungen vom Standard«, versicherte der Admiral erneut. Dabei schaute er auf einen Karton, der neben seinem Schreibtisch stand und mit den ausgebauten Detektoren gefüllt war.

***

Am Freitagabend, acht Tage nachdem Miriam ihren Kopf aus dem Wasser gestreckt und zum ersten Mal die Bucht von San Francisco gesehen hatte, schlugen über 8.000 Herzen unter dem Banner der Blauen Königin.

Barfuß, aber auf hohen tiefblauen Absätzen, schritt sie über das Flugdeck des Flugzeugträgers. Ihren Drohnen war die Anwesenheit der Königin bewusst, und sie koordinierten den hektischen und teilweise lebensgefährlichen Flugbetrieb so, dass die Königin ihr Ziel unbeirrt erreichte.

Mit der ihr innewohnenden Anmut schritt die Königin bis zum vorderen Ende des Flugdecks und schaute in die tief stehende rote Abendsonne. Der Feuerball schwebte nur noch knapp über dem Ozean und die Silhouette der Königin hob sich scharf vor diesem Hintergrund ab. Sie schloss die Augen und genoss die letzten wärmenden Sonnenstrahlen. Der Wind wehte ihr entgegen und ließ ihr die Haare um den Kopf wallen. In ihrem Blick waren weder Wut noch Hass zu erkennen, aber eine eiserne Entschlossenheit, der man sich besser nicht in den Weg stellen sollte. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und verlagerte ihr Gewicht auf das linke Bein.

Die Intensität, mit der sie ihr linkes Bein belastete, wurde von M'ryn dem I. an den diensthabenden Steuermann weitergeleitet. Dieser gab das Signal entsprechend seiner Stärke in den Kurskontrollcomputer des Schiffes ein. Wenige Sekunden später neigte sich das Flugdeck leicht nach Backbord.

Nahezu hunderttausend Tonnen Stahl, angetrieben von zwei Atomreaktoren, änderten ihren Kurs bei voller Fahrt. Die untergehende Sonne schwebte nach rechts aus dem Blickfeld der Königin. Die kleineren Schiffe der Flotte folgten dem Kurswechsel des Flaggschiffs in perfekter Harmonie.

Vielleicht würde diese Flotte eines Tages nach Hawaii auslaufen. Aber nicht heute, denn heute musste die Königin ein Versprechen einlösen. Hinter ihr erstreckte sich das über dreihundert Meter lange Flugdeck, auf dem in den letzten Minuten die erste Staffel des Carrier Air Wing Geschwaders Aufstellung genommen hatte. Die Kampfjets warteten aufgetankt und voll bewaffnet mit fauchenden Treibwerken auf den Startbefehl.

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Anonymous
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10 Kommentare
AnonymousAnonymvor 6 Monaten

Solange ich mich schon auf Lit herum treibe und sooft ich diese Geschichte schon gelesen habe, diese Geschichte ist nach wie vor meine Lieblingsgeschichte!

Deshalb ein herzliches Danke für die schöne Zeit die du _Faith_ mir damit gestohlen hast!

AnonymousAnonymvor fast 2 Jahren

Liebe/Lieber Fairh!

Ich bin total begeistert von dieser Geschichte.

Aber ganz besonders von Deiner Phantasie und Kreativität, mit der Du so viele wunderbare Details erfindest und beschreibst.

Vielen vielen Dank dafür.

Ich freue mich sehr auf die verbliebenen 4 Teile. 😃

Schade, dass diese wunderbare und erregende Geschichte wohl nie verfilmt wird.

AnonymousAnonymvor mehr als 7 Jahren
Das Ende ließt sich wie im Film.

Eine lackglänzende Gestalt auf der Startkante eines Flugzeugträgers vor der untergehenden Sonne.

Aber das ist sicher reiner Zufall.

Die damit aufgebaute Spannung für den nächsten Teil ist kaum zu toppen.

Klasse!!!

Hans858Hans858vor mehr als 7 Jahren

"Selbst fliegender_Amboss, Mr. Unfein und Hans858 lasen ehrfürchtig, wie die Blüte von T'rion dem II. den Kopf der Blauen Königin offenbarte. Sie senkten ihre Lider demütig und lächelten verlegen."

Ich denke, das trifft es einigermaßen :-)

Gruss

Hans

AnonymousAnonymvor mehr als 7 Jahren
Grandios

Mehr Worte bedarf es dafür nicht.

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