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Geschichte Info
Unerwartetes Doppelgeständnis im Bett.
7.8k Wörter
4.71
8.2k
4

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/18/2024
Erstellt 06/04/2024
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„Aber sein Schwanz war doch geil? Oder findest Du nicht?"

Andrea sah Thomas irritiert an.

„Hab' ich mich jetzt verhört? Oder hast Du gesagt, dass Du seinen Schwanz geil findest?"

„Das habe ich gesagt. Und das meine ich auch so."

Thomas merkte, dass Andrea dieses Gespräch überforderte. Schließlich kannte er sie schon lange. Und gut. Thomas war Mitte, Andrea Anfang Fünfzig. Er arbeitete in der Rechtsabteilung eines Münchner Unternehmens, sie war Anwältin. Seit fast 30 Jahren waren beide ein Paar. Seit über 25 Jahren waren sie verheiratet. Sehr glücklich verheiratet.

Zusammen hatten sie drei Kinder großgezogen. Die beiden älteren waren im Studium. Die jüngste Tochter hatte gerade Abitur gemacht. Seit langem bewohnten sie ein Reihenhaus im Münchner Norden in der Nähe zu Isar und Englischem Garten auf der anderen Flussseite.

Die Gefühle von Thomas und Andrea füreinander waren immer noch stark. Auch der Sex war nach dreißig Jahren noch gut. Andrea freute sich, dass Tom immer noch Lust auf sie hatte. Dass er Lust hatte, war deutlich zu spüren, wenn sie im Bett zusammen waren. Toms Tom stand nach wie vor wie eine Eins, füllte sie komplett aus und brachte sie zu wunderschönen Höhepunkten. Sie konnte sich nichts besseres vorstellen.

Bei Tom war es ähnlich, aber auch anders. Nach den ersten Jahren ihrer Beziehung hatte er eine kleine Krise. Ihm wurde klar, dass Andys sexueller Appetit zwar so ausgeprägt war wie seiner. Er war aber auch limitiert. Ihn in den Mund zu nehmen, war für Andy keine Option. Auch die hintere Körperöffnung blieb ihm „vorenthalten". Auch „Doggy" war nichts, was Andrea Lust bereitete.

Innerhalb dieser Grenzen war der Sex aber so gut, dass Tom sich mit den Limitierungen abgefunden hatte. Was blieb, war der Unterschied in puncto sexueller Neugier. Tom war der Neugierigere von beiden. Und er war weder willens noch in der Lage, diesen menschlichen Urtrieb komplett zu unterdrücken.

Fremdgehen oder gar eine „Affäre" kamen nicht in Betracht. Es gab andere, weniger gefährliche Möglichkeiten. Es gab das Internet. Und einen weiteren Unterschied zwischen seiner Frau und ihm. Während Andy eine ausgesprochene Langschläferin war, gehörte er zur Kategorie der Frühaufsteher. Am Wochenende war er fast immer deutlich früher wach als sie.

Dann verließ er das gemeinsame Bett und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, um dort zu lesen. Meist war es die Wochenendzeitung oder ein gutes Buch. Manchmal griff er aber auch zum Tablet und landete im nicht jugendfreien Bereich. Das war nie ein Problem, weil für die Kinder das väterliche Arbeitszimmer ein Bereich war, der sie nicht interessierte. Solange Andy schlief, konnte sich Tom ungestört im Netz austoben. Bald hatte er entdeckt, was ihn besonders antörnte. Zunächst waren es „normale" Lesbenpornos mit gutaussehenden, schlanken, jungen Frauen mit in der Regel nicht besonders großer Oberweite. Ihnen beim Sex zuzusehen, erregte ihn immer.

Irgendwann stellte er fest, dass die Erregung stärker wurde, wenn sich die Frauen nicht miteinander beschäftigten, sondern nebeneinander liegend an sich selbst herumspielten und sich - oft zeitgleich - zum Höhepunkt streichelten. ‚Masturbate Together' wurde seine Standardeingabe in der Suchfunktion einschlägiger Plattformen.

Tom reagierte aber nicht nur auf Bilder. Geschichten über Sex und Erotik zu lesen, hatte ihn schon immer fasziniert. Als Jugendlicher hatte er schnell die wenigen Bücher seiner Eltern entdeckt, die zumindest im Ansatz erotischen Charakter hatten. Als Student hatte er das eine oder andere Taschenbuch mit erotischen Geschichten erworben und sich daran erfreut. Nun hatte er, fast durch Zufall, eine Plattform, ausfindig gemacht, die erotischen „User-Generated-Content" in verschiedenen Sprachen, darunter auch in Deutsch, kostenlos anbot.

Auf ‚ErotIkon' fesselten ihn vor allem Geschichten über lesbische Liebe und Selbstbefriedigung, daneben aber auch die Spielarten Exhibitionismus und Gruppensex. Ihm gefielen Geschichten mit glaubwürdigem, nachvollziehbarem Inhalt, bei denen die sexuelle Interaktion mitunter „nur" das I-Tüpfelchen einer ansprechend geschriebenen Geschichte war. Angebote dieser Art wurden den Leserinnen und Lesern auf ErotIkon mehr als genug gemacht. Man musste sie nur finden.

Je mehr gute Geschichten er las, desto öfter stellte er sich die Frage, ob er auch selbst in der Lage sein könnte, ein solches Werk zu produzieren. Schon als Schüler und Student hatte er gerne geschrieben. Und im Beruf war nahezu täglich Textarbeit zu leisten, was ihm (fast) immer Spaß machte.

Gute Voraussetzungen also, wenn nur nicht der ständige Zeitdruck gewesen wäre. Zu Beginn des Jahres hatte das Unternehmen ihn zum stellvertretenden Leiter der Rechtsabteilung ernannt. Das war eine großartige Anerkennung. Sie hatte deutlich mehr Verantwortung und mehr Gehalt zur Folge, umgekehrt aber leider noch weniger freie Zeit zwischen all den Meetings, Telefonkonferenzen, Videocalls und Gesprächen.

Davon ließ sich Tom aber nicht abschrecken. Konsequent versuchte er, an jedem Arbeitstag ein Viertel- oder halbes Stündchen für seinen ersten Schreibversuch freizuschaufeln. Das funktionierte überraschend gut. Toms erste Geschichte auf ErotIkon drehte sich um zwei ungefähr gleich alte Pärchen, die sich im Urlaub kennengelernt hatten und zunächst noch spielerisch, dann aber immer ernsthafter die Frage diskutierten, ob sie nicht zu viert miteinander ins Bett gehen wollten. Tom baute daraus eine Fortsetzungsgeschichte. Dabei entwickelte er eine Technik, die er später immer weiterentwickelte: Er unterbrach die eigentliche Handlung für Rückblenden, in denen eine(r) der Beteiligten in der Regel sexuell interessantes aus der eigenen Vergangenheit zum Besten gab.

Die Kommentare und Bewertungen für seinen „Erstling" waren ermutigend. Für Tom war das Motivation genug, die Geschichte weiterzuspinnen. Das von Anfang an im Raum stehende Hauptthema, der „Vierer" zwischen den beiden Paaren, hob er sich als finale furioso für den letzten Teil auf. Er hatte zwar eine ungefähre Vorstellung davon, wie jede Teilgeschichte ablaufen sollte. Es gab aber kein vorher festgelegtes storyboard. Viel mehr Spaß machte es, sich von seiner eigenen Intuition treiben zu lassen.

Dabei machte er eine ebenso interessante wie überraschende Entdeckung. Schon in der zweiten der sieben Geschichten wurde klar, dass eine der beiden beteiligten Frauen nicht nur an Männern interessiert war. Für Tom stellte sich die Frage, welche Auswirkungen das für den finalen Vierer haben würde. Zwischen dem zweiten und dem dritten Teil hatte er die Frage für sich beantwortet: Bei diesem Pärchen musste auch der Mann Spaß an gleichgeschlechtlichen Kontakten haben, damit im Finale eine möglichst große Bandbreite an Aktivitäten denkbar war.

Dass Tom dazu beschreiben musste, wie Männer Sex miteinander haben, ohne selbst entsprechende Erfahrungen gesammelt zu haben, schreckte ihn nicht. Wenn er über sexuelle Aktivitäten zwischen Frauen schrieb, war er (mindestens) in der gleichen Situation. Irritierend war etwas anderes: Über Sex zwischen Männern zu schreiben, erregte ihn. Die Erektion, die er dabei jedes Mal bekam, ließ keinen Zweifel zu. Einmal musste er sogar eine Auszeit auf der Toilette nehmen, um den Druck abzubauen.

Diese für ihn neue Seite seiner Persönlichkeit beschäftigte ihn. War er am Anfang noch irritiert, beschloss er später, diesen Aspekt bewusst zuzulassen. Er wollte beobachten, was sich daraus entwickeln würde. Beim Schreiben sorgte er aber auch dafür, dass der Sex unter Männern in einer „geschützten Umgebung" zustande kam. Das heißt, zu solchen Szenen kam es nur, wenn auch Frauen dabei waren.

Auch in seine zweite, noch größere Fortsetzungsreihe, baute er eine Folge ein, in der Männer Spaß miteinander hatten. Mittlerweile schrieb sich das leicht. Und die Leserreaktionen waren keineswegs negativ. In der dritten Reihe ging er dann noch einen Schritt weiter. Diesmal beschrieb er Sex zwischen Männern, der dramaturgisch ganz ohne die Anwesenheit weiblicher Wesen auskam. Und die Beschreibungen fielen dieses Mal auch ausführlicher und detaillierter aus.

In der Zwischenzeit war auch einiges passiert. Tom hatte im Netz neben den üblichen Anbietern von Pornofilmen auch eine Plattform entdeckt, die „sexpositiv.net" hieß. Der Name war Programm. Ursprünglich als Kontaktbörse für Swinger gestartet, bot die Plattform inzwischen ein reiches Portfolio von Möglichkeiten. Man konnte Kontakte mit Gleichgesinnten suchen, sich in Gruppen und -foren zu allen möglichen Themen von FKK bis Intimbehaarung austauschen oder live mit anderen chatten.

Um unter den vielen Usern der Plattform wahrgenommen zu werden, musste man als erstes ein möglichst aussagekräftiges Profil von sich erstellen. Eine ausführliche Selbstbeschreibung einschließlich sexueller Vorlieben und Abneigungen wurde erwartet, Bilder waren erwünscht, selbst gedrehte Videos waren möglich.

Tom entschloss sich, auch hier mit dem Thema „Sex mit Männern" aktiv umzugehen. „Bi-neugierig" war die Kategorie, die, wie er fand, seine momentane Situation am besten beschrieb. Dass das für andere User als Einladung zur Kontaktaufnahme aufgefasst werden konnte, war ihm zunächst nicht bewusst.

Mit der Zeit lernte er, sich so zu fotografieren, dass das Gesicht auf den Aufnahmen nicht zu erkennen war. Zuerst begnügte er sich mit einem „Ganzkörperfoto" vom Kinn bis zur Gürtellinie (nackt), dann kam der durchaus noch knackige Po dran. Mutiger geworden, stellte er dann auch Bilder von seinem besten Stück ein, zuerst noch entspannt, danach aber auch eine Serie, die „ihn" erigiert zeigten. Als vorläufigen Höhepunkt dieser exhibitionistischen Aktionen ergänzte er das Profil mit einigen Videos, in denen er sich genüsslich und lautstark selbst verwöhnte.

Schon bald zeigte sich ein echter Vorteil der Plattform. Jahrzehntelang hatte Thomas sich, oder besser „ihn", als zu klein empfunden. 14,5 x 4,5 cm waren nicht winzig, aber doch nur „unterer Durchschnitt". Andrea hatte lange versucht, ihm diesen Komplex auszureden. Für sie war „er" genau richtig. Er füllte sie komplett aus. Sie liebte es, ihn in sich zu spüren und konnte sich nichts schöneres vorstellen. Ihr war nicht erklärlich, warum Thomas sich immer wieder Gedanken über dieses aus ihrer Sicht unwichtige Thema machte. Irgendwann gab sie es auf.

Was Andrea nicht schaffte, gelang ‚sexpositiv.net'. Denn auch hier gab es, wie bei seinen Schreibversuchen, Reaktionen von anderen Usern. Reaktionen, die sich im Detail mit seinem Geschlechtsteil befassten: ‚Superschön', ‚lecker' oder ‚megageil, waren Kommentare, die er für die Bilder seines besten Stücks erhielt. Diese Reaktionen machten ihn stolz und sorgten für ein neues Körpergefühl. Jetzt machte es noch mehr Spaß, sich selbst anzufassen und lange und gefühlvoll zu verwöhnen.

Natürlich war ihm klar, dass hier eine der ältesten psychologischen Regeln der Welt zuschlug. Der Mensch lebt nicht alleine und versucht stets, sich mit anderen in Beziehung zu setzen. Werturteile anderer sind ihm wichtig. Auf besonders positive Werturteile reagieren Menschen daher auch außergewöhnlich stark. Aber das nahm er hin. Die Freude darüber, sich endlich so akzeptieren zu können, wie er war, überwog bei Weitem.

Einigen Betrachtern seiner Bilder hatte es vor allem seine Eichel angetan. Über deren optisch-ästhetische Qualitäten hatte Thomas noch nie reflektiert. Auch das änderte sich jetzt. Fast täglich streifte er jetzt morgens die Vorhaut zurück und war den ganzen Tag „blank" unterwegs.

In der ersten Zeit nutzte Thomas die Plattform nur als Spielzeug. Er freute sich über positive Kommentare zu seinen Bildern und bewertete und kommentierte Bilder von anderen. Und zwar von Frauen und Männern. Er merkte deutlich, dass er zunehmend Gefallen an Bildern seiner Geschlechtsgenossen in voller Pracht und Schönheit fand. Ein Störgefühl hatte er dabei nicht mehr, warum auch. Umgekehrt kamen die Reaktionen auf seine Bilder ausschließlich von Männern.

Danach nutzte er das eine oder andere Mal die Chat-Funktion, in der man sich themenbezogen mit anderen austauschen konnte. Im Chat der Gruppe „Selbstbefriedigung", der Thomas beigetreten war, tauschte man sich gerne darüber aus, ob und wie man es sich gerade machte. Interessant wurde es immer, wenn man aus dem Gruppenchat heraus von einem der anderen User eine „Privatnachricht" bekam. Das deutete darauf hin, dass derjenige entweder an dem Gefallen fand, was man in die Gruppe geschrieben hatte. Oder er hatte einen Blick in Thomas Profil gefunden und mochte, was er dort lesen oder sehen konnte. Beides war für Thomas ausgesprochen prickelnd.

Der richtige Kick kam dann ausgerechnet mit Corona. Das Management der Plattform hatte sich überlegt, wie man die User in einer Zeit bei Laune halten konnte, in der Kontakte mit anderen Menschen nicht erwünscht waren. Das Ergebnis dieser Überlegungen konnte sich sehen lassen. Es hieß „Livestream". Die User (oder Mitglieder) bekamen die Möglichkeit, mit Hilfe einer Kamera „live" zu gehen und von allen anderen gesehen zu werden. Auch wenn das nicht vorgegeben wurde: Die meisten User zeigten sich dabei nackt und während sie an sich herumspielten. Jedenfalls diejenigen, die alleine auf Sendung gingen. Männer allen Alters, die ihr Prachtexemplar vor der Kamera verwöhnten, waren deutlich häufiger zu sehen als Frauen. Ab und an gingen aber auch Paare vor die Kamera, denen es Freude bereitete, andere an ihrem Liebesspiel teilhaben zu lassen.

Thomas fand bei seinen Besuchen auf der Plattform eigentlich immer jemandem, dem er gerne zusah. Man konnte seiner Begeisterung mit Hilfe von Likes oder Herzchen Ausdruck verleihen, aber auch anfeuernde und bewundernde Kommentare zum Besten geben. Von beiden Möglichkeiten machte Thomas gerne Gebrauch, wenn ihm ein Streamer oder eine Streamerin besonders gut gefiel.

Ähnlich wie bei ‚ErotIkon' stellte sich Thomas irgendwann die Frage, ob er bei den Livestreams dauerhaft nur Konsument sein wollte oder den Mut fand, sich auch selbst zu zeigen. Das ging natürlich nicht in den frühen Morgenstunden am Wochenende. Zu groß war das Risiko, dass auch Andrea einmal früher wach wurde, auf die Suche nach ihm ging und dann eine für beide Seiten peinliche Entdeckung machte. Aber mitunter war er am Abend auch Strohwitwer für einen gut planbaren Zeitraum: Nachdem die schlimmste Episode der Pandemie vorbei war, hatte Andrea aus Frust über die lange Couch-Potatoe-Phase ihre alte Leidenschaft für den Basketball wieder ausgegraben und ging nun zweimal in der Woche ins Training der „Ü-40"-Damenmannschaft.

Als Thomas das erste Mal an einem solchen Abend allein zuhause nahm er allen Mut zusammen, fuhr den Rechner hoch und platzierte sich und vor allem sein bestes Stück gut sichtbar vor der eingebauten Webcam, voller Spannung, was passieren würde. Dass nur einige wenige Besucher seinen Auftritt mitverfolgen würden, hatte er schon eingepreist. Immerhin fanden doch rund zehn Zuschauer (alle männlich) in seinen Stream, die dann auch mit anerkennenden Kommentare nicht geizten. Thomas merkte sofort, wie ihn das antörnte. Er freute sich enorm über die Anerkennung. Sein bestes Stück, das von Beginn des Streams an seinen Mann stand, wurde bei solchen Kommentaren noch härter und er revanchierte sich bei den Besuchern mit lautem Stöhnen und am Ende mit einem sehr kraftvollen, im wahrsten Sinn des Wortes „spritzigen" Abgang.

Als er sich aus der Live-Schaltung zurückgezogen hatte, war er richtig stolz auf sich. Der Höhepunkt, den er sich selbst bereitet hatte, klang noch eine ganze Weile nach. Natürlich war er entschlossen, dieses Experiment bei nächster Gelegenheit zu wiederholen. Weil die abendlichen Strohwitwersituationen, schon aufgrund seiner eigenen beruflichen Belastung, eher selten waren, kam es nicht allzu oft zu solchen Auftritten. Die waren dann aber meist genussvoll und befriedigend. Vor allem, wenn die Zuschauer richtig mitgingen, ihm Komplimente über sein bestes Stück machten, eigene Bilder oder die ihrer Partnerin schickten oder beschrieben, dass und wie sie es sich auch gerade selbst machten.

Nach diesen virtuellen Erlebnissen war klar: Thomas hatte großen Spaß daran, sich mit Männern über (Bi-) Sex auszutauschen. Es machte ihn geil, erigierte Schwänze anzusehen und sich selbst in diesem Zustand zu zeigen. Immer öfter fragte er sich, wie es wohl wäre, über das Sehen und Zeigen hinauszugehen und einen richtig schönen Kolben mal selber in die Hand (oder in den Mund) zu nehmen und zu verwöhnen. Oder von einem anderen Mann verwöhnt zu werden.

Nicht, dass es auf der Plattform keine Angebote gegeben hätte. Im Gegenteil: Immer wieder kamen Mails, die nach der Möglichkeit eines Treffens fragten. Aber so sehr ihn das reizte, so wenig konnte er über seinen Schatten springen. Denn das hätte bedeutet, Andrea untreu zu werden. Seine virtuellen Aktivitäten waren für ihn keine Verletzung der ehelichen Treuepflicht. Eher kleine Spielereien. Echte Treffen mit anderen Männern fielen in eine andere Kategorie. Auch wenn sie die Liebe zu Andrea in keiner Weise berühren würden. Sie würde er immer lieben und definitiv nicht für einen Mann aufgeben. Dennoch: Ohne Andreas Wissen und Einverständnis mit anderen „herumzumachen", kam für ihn nicht in Frage.

Folgerichtig wäre es gewesen, Andrea mit seinem Wunsch vertraut zu machen. Wenn ihr das Probleme verursachen würde, würde er den Weg definitiv nicht weitergehen. Er war aber eigentlich ganz zuversichtlich, dass Andrea zwar überrascht reagieren, aber ihm das „Okay" nicht verweigern würde. Dazu war sie ein viel zu verständnisvoller und großzügiger Mensch, der dem geliebten Ehemann keinen Wunsch abschlagen konnte. Wenn man den Wunsch klug, unaufdringlich und in der passenden Situation formulierte. Und genau das war Thomas Problem. Eine solche Situation kam nicht einfach so von selbst. Er konnte ja schlecht morgens beim Kaffeetrinken sagen „Du Schatz, ich würde gerne mal einen Mann blasen. Du hast doch kein Problem damit?"

Zum Glück kam ihm der Zufall zur Hilfe.

An einem wunderschönen Frühsommermorgen beschlossen Andrea und Thomas, mit den Rädern in die benachbarte Domstadt Freising zu fahren, dort ein neu eröffnetes Museum zu besuchen und in einem Biergarten einzukehren. Da sie selbst ganz in der Nähe der Isar lebten, verlief die Radtour fast die ganze Zeit direkt am Fluss. Es lag also nahe, Handtücher und Badesachen mitzunehmen und auf der Rückkehr zumindest kurz in die noch recht kalte Isar zu springen.

Der erste Teil der Tour verlief wie geplant. Das Museum gefiel ihnen gut, das Wetter blieb die ganze Zeit freundlich und die Biergartenbrotzeit entsprach ihren Vorstellungen. Als sie allerdings auf der Hälfte des Rückwegs eine passende Badestelle im Fluss identifiziert hatten, entkam Andrea nach kurzem Suchen in ihrem Rucksack ein kurzer, aber satter Fluch.

„Was ist denn los? Hast Du Dir wehgetan", fragte Tom besorgt.

„Schlimmer. Ich Depp hab' zwar das Handtuch eingepackt, aber den Bikini zu Hause liegen lassen."

„Oh schade!"

„Wir könnten natürlich schnell heimradeln und dann bei uns um die Ecke in die Isar. Aber wenn wir erst mal daheim sind, raffen wir uns wahrscheinlich gar nicht mehr auf. Und außerdem würde ich schon lieber jetzt gerne ins Wasser."

„Dann gehen wir eben ohne Bikini und Badehose!"

„Ganz nackt? Echt? In unserem Alter?

„Wieso nicht. Haben wir doch früher auch gemacht. Und was heißt hier Alter? So knackig wie Du bist, freuen sich da einige über den Hingucker."

In der Tat hatten die beiden in ihren ersten Münchner Jahren alles ausgekostet, was die Stadt so zu bieten hatte. Dazu gehörte auch das hüllenlose Sonnen im Englischen Garten, an der Isar oder an einem der Badesee, an denen FKK toleriert wurde. Als dann die Kinder kamen, war es mit dem Nacktbaden schnell vorbei. Ohne dass Andrea und Thomas jemals darüber geredet hatten, warum das eigentlich so war. Ganz offensichtlich war das Thema ihnen einfach nie wichtig genug gewesen.