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Zum Springen braucht man Mut 08

Geschichte Info
Der eine Schritt zu weit und schon erübrigt sich der Sprung.
3.4k Wörter
4.77
3.9k
2

Teil 8 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 06/12/2023
Erstellt 07/27/2022
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Eine gute Stunde später saß Jasmin frisch gebadet und nach Eukalyptus duftend in einem weichen Bademantel auf dem Sofa. Ihre Haare steckten unter einem Handtuch und ihre Hand kraulte versonnen Lukas' Kopf. Jasmins Partner war immer noch nackt, aber nicht mehr gefesselt. Eine Decke spendete ihm bitter nötige Wärme. Er saß, die Knie an die Brust gezogen, zu Jasmins Füßen auf dem Boden. Er fühlte sich wohl dort, geborgen. Irgendwie erschien ihm das auch angebracht nach allem, was geschehen war. Ein wenig ekelte ihn der Schweiß und die Körperflüssigkeiten, die auf ihm getrocknet waren. Während Jasmin das Bad genossen hatte, hatte er gefesselt daliegen müssen, mit pochenden Schmerzen in seinen Genitalien und zu allem Überfluss noch mit einem Plug in seinem Hintern. Genau, wie sie es ihm angedroht hatte, und noch dazu mit ihrem Höschen im Mund, welches seine diabolische Freundin geschwind mit mehreren Lagen Tape, die sie rücksichtslos und fest um seinen Kopf geschlungen hatte, fixiert hatte.

Lukas hatte geweint in dieser Zeit. Die Lust war völlig weg und der Druck in seinem abgebundenen, blau angelaufenen Schwanz war fast nicht auszuhalten gewesen. Ohne jedes Zeitgefühl hatte er dort gelegen und den Schmerz konsumiert. Nach wenigen Minuten allein mit der Pein hatte er alles bereut. Hatte Jasmin als unverantwortlich empfunden. Vielleicht würde er keine Kinder mehr kriegen können, hatte er gedacht. Er spürte weder Hände noch Eier. Kein gutes Zeichen. Und dann kamen sie: Die Gedanken, die ihn dazu gebracht hatten, sich in diesem Wäldchen völlig nackt auszuziehen. Sein Kopf rannte davon und machte sich selbstständig. Hatte er nicht genau so ein Schicksal verdient? War er, Lukas, der Student, nicht in der tiefsten Tiefe seiner Seele ein Wesen, das Versklavung und Schmerz verdient hatte? Sogar brauchte, um wirklich zu fühlen? War es nicht die höchste Erfüllung, einen solchen Dienst und ein solches Opfer zu bringen? Welcher Mensch konnte schon so etwas tun?

Jasmin hatte das schluchzende Bündel dann endlich losgebunden - beziehungsweise freigeschnitten. Die Knoten an den Eiern und auch an den Handgelenken hatten sich so fest gezogen, dass an Lösen nicht mehr zu denken war. Sie mühte sich, ihre eigene Panik und die Angst davor, Lukas etwas Unwiderrufliches angetan zu haben, zu verbergen, aber der war so tief in seinem Sklavendasein gefangen, dass er ihren sorgenvollen Gesichtsausdruck gar nicht erkannte. Er schrie jedoch in seinen Knebel, als die Fesseln absprangen und das Blut wieder an Orte konnte, von denen es allzu lange ferngehalten worden war. Jasmin nahm ihren Lukas in die Arme, so gut sie es eben konnte. Es dauerte lange Minuten, bis er sich beruhigte, und fast noch länger, bis seine Genitalien wieder eine gesunde Farbe annahmen.

An diesem Abend schwiegen die beiden. Beide beschäftigten sich gedanklich mit dem, was geschehen war, doch auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Lukas überließ sich dem Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit, die das Fehlen von Verantwortung und Entscheidungsgewalt ihm verlieh. Er war damit zufrieden, seiner Erschöpfung Platz einzuräumen und einfach nur zu sein. Die wunde Haut an seinen Handgelenken und das nun ferne, aber immer noch vorhandene Pochen seines Sklavengehänges hielten ihn unten.

Jasmin allerdings ließ die Ereignisse nüchtern vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Sie analysierte das Geschehene, vermerkte Lukas' Verhalten in ihrem mentalen Tagebuch und gönnte sich irgendwann den Luxus, über die Konsequenzen dieses Abends nachzudenken. Dieser Abend hatte ein Buch aufgeschlagen, das so spannend war, dass sie es nicht wieder zuzuschlagen vermochte. "Zuschlagen" war auch genau das Stichwort, das sie nun beschäftigte: Was sie Lukas heute angetan hatte, war jenseits jeder Norm, die sie kannte. Überhaupt, was er getan hatte, spottete allem, was sie über Anstand und Normalität gelernt hatte. Gewiss hatte der Umstand, dass er sie verraten hatte und ihr Vertrauen missbraucht hatte zu der Härte beigetragen, die sie heute gezeigt hatte?

Nein, das war nicht so. Jasmin erkannte plötzlich, dass sie Lukas tatsächlich keinen Vorwurf daraus machte, dass er hinter ihrem Rücken seiner Neigung nachgegangen war. In demselben Atemzug wurde ihr klar, dass sie ihm die Schmerzen zugefügt hatte, weil es ihr Spaß gemacht hatte. Sie hatte die Macht genossen, die Lukas' Unterwerfung ihr gegeben hatte, und mit Hilfe dieser neuen Macht seine Zerstörung eingeleitet. Wie weit hätte sie noch gehen können?

Unwillkürlich fiel ihr Blick auf den verwuschelten Haarschopf zwischen ihren Beinen. Sie musste grinsen. Von ihrer Sofaperspektive aus konnte sie einen Knubbel sehen, der vollständig von einer Decke umhüllt war und aus dem ein hübsches Köpfchen ragte. Ihr Freund war wortwörtlich zu einer Art Ding degradiert worden, über das sie verfügen konnte. Oder nicht? Prüfend ließ sie ihre Finger das Kraulen beenden und packte stattdessen sanft, aber bestimmt zu. Sofort spürte sie, wie sich der Körper unter ihr versteifte - aber sich nicht widersetzte. Ohne Kraft aufzuwenden, drehte sie ihre Hand und Lukas drehte sich schweigend mit. Die Decke verrutschte und sie registrierte die Gänsehaut, die die Zimmerluft auf seinem Rücken hinterließ. Sanft dirigierte sie seinen Mund an ihre Scham.

"Nur küssen, mein Liebster. Küssen und ganz sanft außen lecken. Ich will mich wohlfühlen, keinen Höhepunkt."

Lukas folgte einfach. Er gab keine Widerworte. Von sich aus nahm er die Arme auf den Rücken und legte seine gepflegten Hände an die Ellenbogen, machte seine knieende Haltung von ganz allein zu einer unbequemen. Jasmin nahm das sehr wohl zur Kenntnis, aber sie reagierte nicht darauf. Sie überließ sich nun ihrerseits dem wohligen Gefühl, das eine weiche und warme, kundige Zunge auf bereits sensiblen Schamlippen auslöste. Die kurzen Unterbrechungen, die Lukas benötigte, um sein Gewicht hin und wieder zu verlagern und seine Lage halbwegs erträglich zu gestalten, gönnte sie ihm. Nach einer Viertelstunde ausgiebigen Verwöhnens kam ihr eine Idee.

Sie angelte ihr Handy vom Wohnzimmertisch, dann lehnte sie sich zurück und sagte: "Lächeln, Liebling. Wir machen ein Erinnerungsvideo."

Die Grimasse, die Lukas daraufhin zog, war alles, aber kein Lächeln. Doch ihr war das gleich. Sein von Schamesröte überzogenes Gesicht war ihr Belohnung genug. Vier, fünf Sekunden zwang sie Lukas ohne Worte, in die Kamera zu schauen, dann scheuchte sie ihn zurück zu ihrem Schambereich. Nun waren nur noch seine Haare zu sehen, und natürlich sein nackter Rücken mit der devoten Handhaltung. Sie fing alles ein. Dann drückte sie Lukas mit ihrem Fuß zurück. Er kniete nun vor ihr, die Hände auf dem Rücken, leicht im Holzkreuz. Sie konnte seinen traurigen, geschundenen, schlaffen Schwanz genau sehen und filmte unbeeindruckt weiter.

"Kriegst du keinen mehr hoch, Schatz?", spottete sie, während sie aufstand und um ihr Opfer herum ging. Von jeder Seite aus filmte sie den Studentenkörper, ließ nichts aus. Sie führte das Handy sogar von unten zwischen seine Beine, um den Fuß des Buttplugs zu filmen. Wie zufällig strich sie mit der kalten Kunststoffhülle an den Sklaveneiern entlang. Dann baute sie sich breitbeinig vor Lukas auf. Ihre Brüste und ihre Scham waren kaum vom offenen Bademantel verhüllt. Jasmin drehte das Handy zu sich selbst, jedoch ohne ihr eigenes Gesicht zu filmen, und ließ die Linse an ihrem Körper herab wandern.

"Da hast du so ein heißes Stück direkt vor dir, Liebling, und dein Schwanz da unten regt sich überhaupt nicht. Aber sag doch der Kamera, warum du nicht mehr kannst, hm?"

Die übertriebene Fürsorge in ihrer Stimme war klar als die Lüge erkennbar, die sie darstellte. Jasmin spürte schon wieder den Rausch der Macht über ihren Freund. Zielsicher traf ihre Handfläche die Wange des Sklaven.

"Sag es, Miststück", zischte sie, plötzlich aggressiv. "Sag der Kamera, was mit dir geschehen ist."

Und Lukas begann zu reden. Erst langsam kamen die Worte. Stockend. Aber sie kamen. Er beschrieb genau, was Jasmin mit ihm getan hatte. Dass er es genossen hatte. Dass er das wollte.

"Und jetzt, mein Liebling", säuselte seine Freundin ihm ins Ohr, nachdem die Geschichte abgeschlossen war, "verrate der Kamera, wie es weitergehen soll." Ihre Fingerspitzen glitten über Lukas' Rücken, hin zu seinem Po, und drückten sanft auf den Plug. "Sag mir, was für ein versautes Miststück du bist. Du willst leiden, oder? Du willst geschlagen und gedemütigt werden, richtig?"

"Ja", hauchte Lukas. "Das ... das will ich alles."

Es war so einfach, fand Jasmin. Sogar der Schwanz regte sich wieder. Sie wollte fortfahren, aber Lukas war noch nicht fertig.

"Ich will dein Sklave sein. Ich will dienen und leiden und -" ein Schluchzen mischte sich in die Worte. "- und gefickt werden. Von dir. Von Männern. Von allen. Ich will keine Grenzen mehr kennen, ich ... ich ... ich will mich völlig unterwerfen, bitte!"

Sein Atem ging nun stoßweise und Lukas spürte, dass er zitterte. Panik stieg in ihm auf. Pure Überforderung angesichts der Situation, der Schmerzen und der Erschöpfung. Er war am Ende und sein Körper signalisierte ihm das sehr, sehr deutlich. Aber er kam aus diesem verfluchten Loch einfach nicht mehr raus! Seine Gliedmaßen gehorchten ihm nicht! Seine Zunge sagte selbstzerstörerische Sachen, die er gar nicht sagen wollte! Da war dieser Widerstreit in ihm, dieser Zwang, diesen Weg weiterzugehen, obwohl er weder wollte und konnte! Was geschah hier nur mit ihm?!

Jasmin erkannte den Nervenzusammenbruch fiel zu spät. Woher hätte sie auch wissen sollen, was da gerade geschah? Sie hatte überhaupt keine Erfahrung auf diesem Gebiet und ihre sadistische Ader hatte die völlige Kontrolle über sie gewonnen. Auf ihre Art war sie nun ebenso Opfer ihrer Lust wie Lukas. Als sie endlich verstand, dass Lukas nicht mehr von selbst Herr der Situation werden konnte, als sie sein Hyperventilieren endlich als das erkannte, was es war, beendete sie die Aufnahme. Achtlos warf sie das Handy beiseite und umfing ihren Freund mit beiden Armen. Sie mühte sich, ihn zu beruhigen, legte ihn auf den Boden, zog seine Hände nach vorne und seinen Kopf in ihre Arme. Als würde sie ein Kind umsorgen, wisperte sie ihm sanfte Liebkosungen zu, dass alles in Ordnung sei. Kurz ließ sie ihn alleine, um ein Glas Wasser zu besorgen. Sie benetzte seine Stirn und seine Wangen mit dem kühlen Nass und endlich, endlich kam Lukas wirklich zur Ruhe.

"Es tut mir so leid", hauchte sie in sein Ohr, aber er antwortete nicht. Stattdessen spürte sie, wie seine Hand um ihren Oberarm leicht drückte, wie zur Bestätigung.

Es war drei Uhr morgens, als die beiden Liebenden, der eine körperlich und geistig völlig zerschlagen, die andere von Reue und Angst, aber auch Neugierde erfüllt, endlich den Weg in das große Bett schafften. Aneinandergekuschelt schliefen sie ein, und sie erwachten erst weit nach Mittag.

Kapitel 3 - Arne

Sein Handy vibrierte. Die große Männerhand fuhr in die Innentasche des modischen Jacketts, zog ein modernes Smartphone heraus und wischte über den Bildschirm. Ein kurzer Blick auf das Display, dann steckte Arne das Handy wieder weg.

"War er das?", fragte eine Frauenstimme.

"Nein", antwortete Arne kurz angebunden. Er griff zu dem Weißweinglas, das vor ihm auf dem dunkel gebeizten, geschwungenen Thekenblatt lag, und führte es an seine Lippen.

Arne befand sich in einer gediegenen Lokalität im Herzen der Großstadt. Eine Mischung aus gehobenem Restaurant, das sogar einen Michelin-Sternekoch beschäftigte, und einer Art Lounge, die durchaus exklusive Aktivitäten zu bieten hatte. Wer gutes Geld verdiente und dem Mief von Stripclubs und billigen Bordellen nichts abgewinnen konnte, aber dennoch Wert auf eine aufregende, erregende oder schlicht verruchte Abendgestaltung legte, konnte in diesem Club diese Leidenschaften ausleben.

Auch heute Abend gab es Programm. Die Lounge war in sanftem, mattem Licht beschienen und diskret verbaute Nebelmaschinen leisteten ganze Arbeit. Die Schwaden umwaberten die Gestalt einer splitternackten Frau. Juteseile schlangen sich um ihre Arme und Beine wie auch um ihren Oberkörper und ihre Hüfte. Die Fesselung war fest und gleichzeitig sicher. Das musste sie auch sein, schließlich schwang die schlanke Frau langsam durch die Schwaden: Sie hing in der Luft. Die Seile verschwanden weit über ihr an der in Dunkelheit getauchten Decke.

"Hübsch, nicht wahr?", erklang wieder die Frauenstimme. Sie gehörte der Bardame. Lucy war eine Frau mittleren Alters (wobei sie selbst völlig offen ließ, was "mittleres Alter" in ihrem Fall bedeutete). Böse Zungen oder Kostverächter hätten sie vielleicht dick genannt, aber es war offensichtlich, dass ihre drallen Kurven gewisse Vorzüge mit sich brachten, die diese "jungen, dürren Gestelle", wie Lucy junge, zu stark geschminkte Damen gern nannte, einfach nicht hatten.

"Ja, wirklich hübsch", stimmte Arne zu. Seine Stimme verriet, dass er gedanklich jedoch nicht ganz bei der Sache war. Was Lucy nicht störte - sie liebte es, sich mit den Gästen zu unterhalten, und ihr war nicht so wichtig, ob man ihr wirklich zuhörte.

"Ihr Name ist Mako Mei. Sie kommt aus Japan und ihr Rigger ist Masako Mei. Es ist ihr einziger Auftritt dieses Jahr. Seit der Covid-Pandemie sind sie nicht mehr außer Landes gewesen. Huch, sieh mal, was macht er denn jetzt?!"

Die bisher ruhige Musik im Hintergrund drängte sich mit einem Paukenschlag in den Vordergrund. Das orchestrale Stück entwickelte nun seine ganze Pracht, als die Violinen lauter und lauter wurden. Ganz im Fluss der Musik begann die nun von einem einzelnen Spot beschienene Männergestalt, mit einer langen Lederpeitsche, an dessen dünnem Ende eine flache Lederzunge schimmerte, fester und fester auf die gefesselte Frau einzuschlagen. Erst drang nur ein Stöhnen, dann ein Seufzen, und dann immer wieder ein kurzer, spitzer Schrei an die Theke. Arne konnte nicht anders als hinzuschauen. Lucy hatte Recht, das war schon ein Anblick. Es war nicht seine erste Bondage-Show, es würde auch nicht seine letzte sein, aber das Werk von Mako und Masako zu beobachten war schon eine ganz eigene Erfahrung. Er bereute nicht, den horrenden Eintrittspreis gezahlt zu haben.

Nachdem Gast und Bardame einige Minuten schweigend die Show genossen hatten, tat Arne ihr endlich den Gefallen und ließ sich auf ihren Smalltalk ein. Als sein Handy erneut vibrierte, zog er so wie vorhin auch mit einer raschen Bewegung das Smartphone hervor - und dann machte sich erneut Enttäuschung auf seinem Gesicht breit.

"Entschuldige", sagte er zu Lucy. "Ich wollte nicht unhöflich sein."

Sie lächelte ihn an.

"Keine Sorge, Schätzchen." Lucy nannte immer alle Schätzchen, ob man es wollte oder nicht. "Nach allem, was du mir erzählst hast, hast du ja echt den Jackpot gezogen. Da würd ich auch immer wieder schauen, ob er sich mal meldet."

Arne seufzte.

"Tja. Ja, er war wirklich der Jackpot. Ich meine, versteh mich nicht falsch. Ich hab schon eine Menge Kerle gefickt. Und Frauen. Da waren einige unterwürfige Personen bei - aber ich hab noch nie wen getroffen, der es so braucht. Die meisten Kerle, die dir im Busch einen blasen, sind alt und schwanzgeil. Manche halten sich für devot, aber wenn sie gekommen sind, dann war's das halt auch für die. Aber der? Den hätte ich einfach mitnehmen können."

Lucy lachte.

"Und dann? Im Keller einsperren?", neckte sie ihren Gast.

"Nee - also, ja! Mit dem wär das gegangen!"

"Ach komm, der muss auch mal arbeiten."

"Ja, mag sein. Es ist ja nur Kopfkino."

"Hoch illegales Kopfkino, Schätzchen."

"Und geil."

"Das ist es doch immer, hm?"

Nun war es an Arne, zu grinsen. Er trank sein Weinglas leer und bestellte noch eines.

"Langweilt es dich eigentlich nie, Lucy?", fragte er dann.

"Was meinst du, Schätzchen?"

"Du arbeitest jetzt wie lange hier? Zwanzig Jahre?"

"So alt bin ich nun wirklich nicht."

Er überging ihren entrüsteten Einwurf.

"Du gehörst seit so vielen Jahren zur Szene. Geht dir der ganze Sex-Talk nicht irgendwann auf die Nerven? Wirst du nicht müde?"

Lucy legte die Stirn in nachdenkliche Falten und legte einen Finger an ihre Nase.

"Na, selbst wenn, würd ich's ja nicht gerade dem auf die Nase binden, der mir gerade eine weitere Geschichte erzählt hat, oder?" Ihr gekonntes Pokerface verriet - nichts. Dann brach ein Lachen aus ihr heraus.

"Ach du ... ehrlich gesagt sind die meisten Gäste erstaunlich normal, wenn man mal von ihren Neigungen absieht. Paare mit Kindern kommen hierhin, um zumindest an einem Abend mal was zu erleben, was nichts mit Windeln oder dem Kindergarten zu tun hat. Ich hab gerade Achtzehnjährige erlebt, die die Hosen voll hatten, weil sie mal die berüchtigte SM-Szene kennenlernen wollen, und Achtzigjährige, die die Hosen voll hatten, weil sie sich die eine Faust zuviel im Arsch gegönnt haben."

Ihr plötzlich derber Tonfall überraschte Arne, aber er hörte weiter zu.

"Früher war der Schuppen hier nicht so edel. War einfach eine Art Partyraum. Irgendwann kamen Leute, die das Ganze für exotische Parties gemietet haben und es hingen plötzlich Haken da oben."

Sie deutete an die Decke, wo das Seil, an dem die gefesselte Japanerin hing, verschwand.

"Als die Leute sich das noch leisten konnten, heißt das. Gab auch mal SM-Stammtische, wo die Leute einfach zum Austausch herkamen. Heute reden die Gäste gar nicht mehr so häufig. Du bist da die rühmliche Ausnahme. Ich mein, Schwulensex ist jetzt nicht so mein Ding - also, nichts gegen dich - macht mich halt gar nicht an. Aber man hört dir an, wie begeistert du von dem kleinen Stricher bist."

"Stricher?"

"Ja komm, was denkst du denn? Ich hab mal so jemanden kennengelernt. Wollte die ganze Zeit Frauenkleidung angezogen bekommen und irgendwelche Schwänze lutschen. War nicht meins, also hab ich ihm den Laufpass gegeben. Ich hab selbst lieber 'ne harte Hand auf meinem Hintern, wenn du verstehst, was ich meine."

Sie drehte sich einmal um sich selbst und ließ ihre Hüften schwingen.

"Es gibt nicht gerade wenig von mir und wenn ich einen ranlasse, dann muss der mit soviel Freude halt auch umzugehen wissen."

Ihre Lippen formten sich zu einem verführerischen Kussmund. Arne schüttelte amüsiert den Kopf.

"Du bist unverbesserlich."

"Richtig, Schätzchen. Mich kann man nicht verbessern", kam es selbstbewusst zurück.

"Naja, jedenfalls - ich habe später erfahren, dass der junge Bursche es wohl durchgezogen hat. Hat sich Damenwäsche angezogen, einen langen Mantel, und ist dann auf den Straßenstrich gegangen. Hab gehört, dass er einen Zuhälter gefunden hat - oder der Zuhälter ihn gefunden hat. Ist nicht gut geendet, als die Fantasie dann auf die Realität getroffen ist."

Lucy sah plötzlich traurig drein.

"Er hat seinen Job verloren, als alles rauskam. Seine Freunde wollten nichts mehr von ihm wissen. Und zu allem Überfluss hatte der Zuhälter wohl eindeutige Videos von der kleinen Transe im Einsatz gemacht, die im Internet einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben."

"Uff, das ist heftig."

"Nein, heftig ist das Ende der Geschichte. Der Bursche hatte alles verloren. Was hat er also gemacht?"

Arne zog fragend die Augenbrauen hoch.

"Er ist zurück zum Zuhälter. Hat sich wieder anstellen lassen und ist anschaffen gegangen. Seine Fantasie wurde Realität, aber eben nur, weil er nicht mehr weiterwusste. Irgendwann hatte er sich wohl genug zusammengespart, um abzuhauen. Keine Ahnung, was aus ihm geworden ist."

Arne ließ das Gehörte erstmal sacken. Ihm war klar, warum Lucy ihm das erzählt hatte: Auf ihre Art hatte sie ihm mitgeteilt, dass man auch Opfer der eigenen Lust, des eigenen Verlangens werden konnte. Arne kannte das: Manche seiner Spielpartner, Frauen wie Männer, konnten nicht kontrollieren, wann ihre Grenze erreicht war. Das war der Punkt, an dem das Spiel einerseits aufregend und andererseits brutal gefährlich wurde. Zwischen dem höchsten Gipfel der Lust und dem tiefen Loch eines Traumas lagen oft nur Zentimeter. Aber das war genau der Teil der Menschlichkeit, der ihn interessierte. Diese Höllenabgründe aus Schmerz und Unterwerfung und Demut. Purer Masochismus, absolute Unterwerfung - Begriffe, die in der modernen Welt keinen Platz hatten. Und doch war dieser Student für Arne die Verkörperung dieses Begehrens gewesen.

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