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Zwei vom gleichem Schlag Teil 01

Geschichte Info
2 Männer, die sich erst streiten, dann SM-Spiele treiben...
8k Wörter
4.39
13.9k
0

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 10/22/2018
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Das 'Coeur du Nord' war das größte und luxuriöseste Hotel, das Jerome je gesehen hatte. Von innen wie von außen. Allein der Anblick der reich dekorierten Lobbyhalle erschien ihm wie das Erwachen aus einem Traum.

Einem guten Traum? Einem Albtraum? Er biss sich auf die Lippe und seine Stirn verfinsterte sich.

Die vergangenen Jahre hatte er ausschließlich im Militärinternat verbracht. Ein Internat tief im Süden, nahe dem Reich der ewigen Finsternis, ausschließlich für Vampire. Die Ausbildung war gründlich, aber äußert streng. Sie trimmten ihre Kadetten auf Gehorsam und Kaltblütigkeit. Er hatte sein ganzes bisheriges Leben, bis auf die allerersten sieben Jahre als Kind in dem Internat verbracht. Nun war er über 30. Über 30!

Fast sein ganzes Leben steckte in diesem Internat und seiner, glücklicherweise sehr problemlosen, militärischen Karriere. Er war bereits Major und durfte selbst Kadetten ausbilden.

Damals wie heute verbrachten die allermeisten zumindest zwei kurze Wochen zum vampirischen Blutmondfest bei ihren Familien, in dieser Zeit war das Internat immer wie leergefegt gewesen. Jerome jedoch hatte nie auch nur in einem einzigen Jahr nachhause gewollt.

Zu sagen er hätte ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, der ihn seinerzeit als Kind in das Internat gebracht hatte, wäre untertrieben. Er hatte gar kein Verhältnis zu seinem Vater. Nicht weil er ihn hasste, nicht weil sie sich gestritten hatten. Im Gegenteil, kaum jemand war so ruhig, geduldig und höflich wie sein Vater Gabryel Reißer, der Anführer des Reißer-Clans. Doch er war kein Vater. Er lebte hauptsächlich für seine Arbeit, die Politik und war weit entfernt davon den Wunsch nach Verantwortung für seine Kinder zu verspüren, obwohl es Jerome materiell nie an irgendetwas gefehlt hatte. Dafür sprach auch dieses Hotel. In dem blankgeputzten Marmorboden konnte man sich spiegeln. Gabryel wollte seinen Sohn in einigen Tagen in Äeireil treffen, nach all der langen Zeit und ihm seine eigenen aktuellen Pläne und Ziele erläutern - welche auch immer das sein mochten.

Luxushotel oder nicht, eigentlich hatte Jerome noch immer nicht das Bedürfnis seinen Vater wiederzusehen.

Jedoch blieben ihm noch ein paar Tage vor dem Treffen. Er hatte gerade eingecheckt und stand mit seinem Seesack unschlüssig mitten in der Halle. Was sollte er zuerst machen? Erst mal das Zimmer ansehen oder vielleicht doch gleich in die Innenstadt von Äeireil gehen? Andererseits war es schon ziemlich spät und die Reise war anstrengend gewesen ...

„Entschuldigen Sie? Ihr Gepäck?", fragte eine freundliche Stimme hinter ihm und er fuhr herum. Der Gepäckportier, Jerome überragte ihn um mehr als einen Kopf.

„Ja?"

„Sie haben gerade eingecheckt?"

„Äh, ja, Zimmer 426, im vierten Stock."

„Ist das Ihr ganzes Gepäck? Wir bringen alles für Sie rauf." Der Mann deutete auf den Seesack, Luxushotel in der Tat.

„Oh ... äh, ja das ist alles. Ich reise gerne mit leichtem Gepäck."

„Selbstverständlich."

Jerome setzte die Tasche ab: „Brauchen Sie meinen Zimmerschlüssel?"

„Nein, nur das Gepäckband, aber ich sehe schon, alles in Ordnung."

Jerome blickte nach unten und nickte dann, daher also das farbige Bändchen mit der Zimmernummer, das er für sein Gepäck bekommen hatte. Zur Zuordnung. Er kannte sich in solchen Dingen gar nicht aus.

„Klar. Vielen Dank, äh ... geht es dahinten zur Hotelbar?"

„Ganz recht, die Treppe runter und direkt links. Sie können es nicht verfehlen!"

„Großartig."

Mit einer kurzen Kopfbewegung verabschiedete Jerome sich und ging auf die Tür zum Treppenhaus zu.

Erstmal was trinken, dachte er. Vielleicht haben sie ja hier gute Blutschnäpse. Wenn ich mich so umschaue, scheine ich längst nicht der einzige vampirische Gast zu sein ...

„Was soll das heißen?!", schrie plötzlich eine aufgeregte Stimme in einiger Entfernung hinter ihm, er sah, wie einige ihren Kopf Richtung Rezeption drehten und sich ebenso wunderten wie Jerome. Auch er blickte sich um.

An der Rezeption stand ein Mann in einem dunklen, fast bodenlangen Mantel mit smaragdfarbenen Knöpfen, vermutlich etwa so alt wie er selbst, mit unübersehbar feuerroten Haaren, die er zu einem langen Pferdeschwanz gebunden trug. Sein Gesicht konnte Jerome von seinem Standpunkt aus nicht gut erkennen, glaubte aber, dass der Mann Brillenträger war. Er stand vor dem Mitarbeiter, bei dem Jerome vorhin eingecheckt hatte, zwei Koffer und eine Aktentasche neben sich, und schimpfte wie ein Rohrspatz.

„Es ... tut uns furchtbar Leid, Ihr Zimmer wurde irrtümlich doppelt vergeben und wir sind völlig ausgebucht!"

„Für mich wurde reserviert!"

„Ja, bitte beruhigen Sie sich. Es ist unser Fehler!"

„Wunderbar, dann überlegen Sie sich etwas! Am besten etwas zackig!"

Jerome lächelte und zuckte die Achseln. Selbst in so einem großen, bedeutenden Hotel passierten Fehler. Kein Wunder, dass der Gast wütend war ... Während er hinter sich noch Gemecker und Gezeter hörte, steckte er den Schlüssel zu seinem Zimmer tief in die Hosentasche und trat den Weg zur Hotelbar an.

„Und was soll ich jetzt machen?!"

Seine Stimme überschlug sich fast, einige Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht und er streifte sie mit einer schnellen Bewegung hinters Ohr. Sein Gesicht war vor Wut fast so rot wie seine Haare. Der Hotelrezeptionist wedelte beschwichtigend mit den Händen: „Ich versichere Ihnen, wir tun alles, was in unserer Macht steht. Lassen Sie Ihr Gepäck hier und warten ..."

„Warten? Warten auf was?"

„Wir finden sicher eine Lösung. Bitte beruhigen Sie sich, wir schreiben Ihnen einen Gutschein für Essen und Getränke in der Hotelbar!"

Der junge Vampir schnaubte verächtlich durch die Nase und schüttelte den Kopf: „Hotelbar! Ich bin in einer fremden Stadt und habe nicht mal ein Bett! Vielleicht saufe ich mich besser unter den Tisch, damit ich wenigstens ein Dach über dem Kopf habe?"

„Bitte, bewahren Sie die Ruhe. Wir klären das. Ähm, eine Unterschrift noch hier bitte."

„Was, da? Mein Name ist falsch geschrieben, es heißt 'Raferel' nicht 'Rafael'. Herrgott, was funktioniert in Ihrem Hotel eigentlich?!"

„Pardon, das werde ich umgehend korrigieren. Bitte Ihre Unterschrift ..."

„Da!"

„Vielen Dank. Ich versichere Ihnen, wir finden eine Lösung."

Tief seufzend griff der Mann nach seiner Aktentasche und blickte dem Gepäckportier neben seinen Koffern skeptisch in die Augen: „Nur die zwei Koffer, von meiner Tasche trenne ich mich nicht."

„Ganz wie der Herr wünschen."

„Der Herr wünscht aktuell am liebsten ein Zimmer", grummelte er, zog sich den Trageriemen seiner Aktentasche über die Schulter und stapfte davon. Ein paar Meter weiter blieb er stehen, las die Schilder eines Wegweisers an der Marmorsäule direkt vor ihm und ging dann in Richtung der Hotelbar.

„Ungeheuerlich", murmelte er dabei zu sich selbst. Noch immer war er stocksauer, eigentlich hatte er sich auf ein heißes Bad und ein weiches Bett gefreut, nun war all das ungewiss. Trotz Reservierung. Trotz Edelhotel.

Pah!

Nach all den Jahren im Militärinternat musste Jerome ernüchtert feststellen, dass es ihm nicht leicht fiel plötzlich seine Freizeit alleine planen zu müssen. Bisher hatte er sich stets an einen exakt vorgegebenen Zeitplan halten müssen. Andere trafen für ihn die Entscheidung was und wie lange er tat. Und jetzt? Musste er selbst überlegen, wie er die Zeit hier in Äeireil bis zu dem Treffen mit seinem Vater verbrachte.

Er seufzte, trank seinen Schnaps in einem Zug leer und drehte sich dann von der Theke weg. Vielleicht sollte er sich doch zunächst einmal sein Zimmer ansehen und auspacken, bevor er etwas anderes plante. Die Hotelbar war groß, schön eingerichtet und bot ein reichhaltiges Angebot an Speisen und Getränken, doch einfach so und ganz alleine wollte er sich hier nicht so recht wohlfühlen.

Sein Blick schweifte zur Seite und fuhr gedankenverloren über die Tische und Stühle der Bar, da fühlte er plötzlich eine Berührung an seinem Stiefel und hörte eine Stimme. Er riss seinen Kopf wieder zur Seite, doch es war schon zu spät, eine Person neben ihm fiel auf den Boden, sie war über ihn gestolpert.

„Au!"

Jerome trat einen Schritt zurück und ging dann in die Hocke, um dem rothaarigen Mann hoch zu helfen.

„Entschuldigen Sie."

„Haben Sie keine Augen im Kopf?!", fauchte der Mann und stieß Jeromes helfende Hand weg, dann rappelte er sich mühsam auf. „Dahinten ist direkt die Treppe, Sie müssen doch gesehen haben, dass ich Ihnen entgegen komme!"

Nun konnte Jerome ihm direkt ins Gesicht schauen und sah, dass es ein vampirischer Gast war. Er hatte scharfe Eckzähne und die typischen spitzen Ohren, wie Jerome selbst. Neben seinen feuerroten Haaren hatte er auffällige grüne Augen und eine spitze, markante Nase, auf der seine Brille saß.

Jerome runzelte die Stirn und schaute dem Mann, der beinahe so groß war wie er selbst, wenn auch deutlich schmächtiger, fest in die Augen: „Ich hab mich doch schon entschuldigt."

„Mit Ihrer Erscheinung sind Sie es wohl nicht gewohnt auf andere zu achten. Sie rennt sicherlich keiner um, was?"

„Passen Sie doch demnächst selber auf."

„Von hinter der Ecke? Oder wie hätte ich Sie sehen sollen?"

„Na, eine Brille haben Sie ja schon", kommentierte Jerome und lächelte spöttisch, der rothaarige Vampir kniff die Augen zusammen und klopfte sich den Staub von seinem dunklen Mantel. Da erkannte Jerome ihn endlich: „Sekunde, Sie sind doch der, der vorhin die ganze Lobby zusammengeschrien hat, weil Ihr Zimmer storniert wurde."

„Es ist nicht storniert", gab Raferel trotzig zurück. „Ich muss warten und bekomme später ein Ersatzzimmer."

„Ach wirklich?", fragte Jerome höhnisch, den die provozierende Wut des Rothaarigen herausforderte. „In einem vollen Hotel, spät am Abend? Das will ich sehen, wie die das fertig bringen."

Rafer schnaubte durch die Nase und reckte das Kinn: „Vielleicht werfen sie ja dafür einen anderen Gast hinaus -- Sie zum Beispiel!"

Impulsartig packte Jerome den Kerl an seinem Mantelkragen und zog ihn zu sich: „Vielleicht schlafen Sie lieber freiwillig in der Besenkammer und lassen die anderen Gäste in Ruhe!"

„Ha, denken Sie, ich hätte Angst?!", rief Rafer und legte seine Hände auf die von Jerome, um sich aus dem Griff zu befreien.

„Sie sind ein Schwächling", spottete Jerome. „Nicht eine Minute halten Sie gegen mich durch."

„Länger als eine Minute würde ich für Sie auch gar nicht brauchen!"

„Ha, ha!" Jerome lachte, ließ den Mann los und stieß ihn dabei ein Stück zurück. „Na los doch, los doch!"

Vom Stoß des blonden Vampirs vor ihm taumelte Rafer einige Schritte zurück, fing sich aber wieder und legte seine schwarze Aktentasche und seinen Mantel neben sich ab. Der Mann vor ihm war nur wenig größer als ihr selbst, aber deutlich kräftiger und breiter gebaut und noch dazu muskulös. Sein Gesicht war gleichmäßig aber scharf geschnitten, am Kinn trug er einen kurz geschnittenen Bart, so strohblond wie auch seine mittellangen Haare.

Mit Kraft kann ich hier nichts reißen, wurde Rafer klar, aber vielleicht mit Schnelligkeit.

„Plötzlich keine große Klappe mehr?", höhnte der Blonde. Rafer presste die Lippen zusammen, stützte sich mit den Händen auf einen Tisch neben ihm und trat mit den gestreckten Beinen voraus dem Vampir mit den Stiefeln in die Magengrube. Dieser ächzte leise, ging jedoch nicht zu Boden, sondern stürmte vorwärts und holte mit der Faust aus. Rafer wich dem ersten Schlag aus, doch der zweite kam so schnell, dass er seine Schulter traf und er fiel nach hinten auf einen der Stühle.

Sofort sprang er wieder auf die Füße und wich dem nächsten Hieb aus. Mist, der Fremde war nicht nur stark, er war unerwartet schnell!

Rafer trat mit zwei Schritten hinter ihn und winkelte sein Knie an, um es ihm in die Seite zu rammen. Jerome wich geschickt aus und schlug mit der Rechten zu, er streifte Rafers Gesicht und dieser schlug seinerseits zu, traf jedoch nicht so hart, wie er selbst getroffen wurde. Seine Wange kribbelte wie taub, als er sich hinter einen Tisch vor den nächsten Schlägen seines Gegners flüchtete.

„Ha, schon Angst?", fragte dieser grinsend.

Rafer schluckte, blickte neben sich und packte den Stuhl an den Stuhlbeinen, Jerome war direkt vor ihm und er schlug die Lehne in Richtung seines Kopfes. Doch dieser fing sie mühelos ab und stieß sie von sich. Rafer ließ den Stuhl, der mit Schwung zur Seite kippte, eine Sekunde zu spät los und Jerome rammte ihm die Faust in die Magengrube. Die andere Faust traf erneut sein Gesicht und er taumelte gegen einen weiteren Tisch.

„Für das Ding brauchen Sie aber einen Waffenschein", knurrte er, schnappte nach Luft und rieb sich das schmerzende Kinn, der Schmerz strahlte bis in die Zähne aus. Jerome grinste nur schief und ging wieder auf ihn zu.

„Bitte, meine Herren!", schrie plötzlich eine Stimme von hinten, ein Mann im Anzug, vermutlich einer der Hotelmanager.

„Wir machen schon nichts kaputt. Außer ich den großen Typen da. Und wenn doch, wir kommen für den Schaden auf", beschwichtigte Rafer.

„Aber, aber, Sie können doch nicht ..."

Den Rest hörte Rafer nicht mehr, sein Gegner rannte auf ihn zu und er wich mit einem Hechtsprung und einer Rolle unter den nächsten Tisch aus. Jerome war mit seinem Satz bei ihm und warf den Tisch um, Rafer sprang zur Seite und hieb dem Blonden die eine Faust direkt in den Magen. Mit der anderen zielte er auf sein Gesicht, doch Jerome blockte den Schlag mit dem Unterarm und schubste ihn von sich nach hinten. Er ruderte mit den Armen und fiel hart gegen einen der Paravents, der mit ihm zusammen nach hinten kippte und dabei eine kleine Tischgruppe umriss. Während Rafer sich hoch rappelte, spürte er wie der Blonde ihn am Hemd packte und zu sich zog. Er wehrte den ersten Schlag ab, riss sich los, tauchte unter Jeromes Beinen durch und trat hart gegen seine Achillessehne.

Jerome gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich und fuhr herum, als Rafer sich erneut auf ihn stürzte. Er blockte seine beiden Hiebe und verpasste Rafer in einem unachtsamen Moment, in dem dieser seine Deckung vernachlässigte einen kräftigen Schlag ins Gesicht, direkt neben die Nase, so dass dieser laut aufschrie und zu Boden ging. Er hörte den Blonden triumphierend leise lachen und rollte sich zur Seite, um einen Gegenangriff zu starten.

So stark, dachte er beeindruckt, ich bin zwar kein großartiger Kämpfer, aber der da ... meine Schläge scheinen ihm nichts das Geringste auszumachen. Und schnell ist er auch noch! Ich kann das definitiv nicht gewinnen!

„Sie hören jetzt sofort auf damit!", schrie plötzlich die gleiche hysterische Stimme wie vorhin und auch der Blonde drehte seinen Kopf. Aufgeregt wedelnd kam der Hotelmanager auf Sie zu und stellte sich (vorsichtig) zwischen die beiden: „Aufhören! Schluss, auf der Stelle!!"

Da fühlte Rafer auch schon, wie ihn mehrere Hände von hinten packten, instinktartig versuchte er sich zu wehren, doch da sah er, dass auch sein Gegner von zwei Sicherheitskräften gepackt wurde und es, wenn auch sichtlich widerwillig zuließ.

Der Hotelmanager wies seine Mitarbeiter an die beiden zu trennen und aus der Hotelbar zu schaffen, dann wandte er sich ein letztes Mal an Rafer und den Blonden, bevor sie weggebracht wurden.

„Und wenn Sie damit noch einmal anfangen sollten, lasse ich Sie beide aus dem Hotel werfen!"

„Ich hab nicht einmal ein Zimmer!!!"

Später, schon weit nach Mitternacht, saß Jerome allein in seinem Zimmer und fand keinen Schlaf. Der Rothaarige hatte ihm bis auf einen blauen Fleck keinen Schaden zugefügt. Kein Wunder, er hatte nicht wissen können, dass er es mit jemandem zu tun hatte, der sogar im angetrunkenen Zustand mehr als nur in der Lage war sich zu verteidigen. Bewaffnet oder unbewaffnet, im Zuge seiner Ausbildung hatte man ihm viele Angriffs- und Verteidigungsstrategien beigebracht. So leicht besiegte ihn kein dahergelaufener Schreihals, der noch nicht mal ein Hotelzimmer hatte. Bei dem Gedanken an den Streit lachte er kurz auf und schüttelte den Kopf.

Nachdenklich stand er auf und ging ans Fenster. Sein Raum war mehr als doppelt so geräumig, wie seine Unterkunft im Internat, als er noch einfacher Gefreiter gewesen war, die jedoch für sechs Kadetten insgesamt reichen musste. So viel Platz wie hier zu haben, fühlte sich ungewöhnlich an, auch wenn er als Major mittlerweile ein größeres Offiziersquartier besaß.

Er hatte seine Sachen ausgepackt, geduscht und frische Kleider angezogen. Nun war er noch immer hellwach und ebenso unschlüssig, was er mit dem Rest der Nacht tun sollte wie vorhin. Schlafen konnte er nicht. In der Hotelbar war er sicherlich gerade nicht mehr gern gesehen und etwas anderes kam ihm auch nicht in den Sinn. Dann seufzte er tief, nahm seine Jacke mit den Silberknöpfen vom Haken und steckte seinen Schlüssel ein.

Geh ich halt im Hotelpark noch ein paar Schritte spazieren ...

Draußen war die Luft sehr kalt, aber auch erfrischend. Jerome sog sie mit mehreren Zügen tief ein und schlenderte über den gepflasterten Weg an zierlichen Blumenbeeten vorbei zu einem niedrigen Heckenlabyrinth mit zahlreichen, steinernen Statuen. Die Nacht war klar und hell, dadurch dass sie Vollmond hatten.

Eine wunderschöne Nacht, dachte Jerome zufrieden.

Plötzlich stutzte er und blieb überrascht stehen.

Nein, er hatte sich nicht verguckt.

Auf einer Steinbank, etwa 200 Meter von ihm entfernt, saß der rothaarige Vampir von vorhin. In seinem Mantel und neben sich die Aktentasche. Er hielt etwas gegen sein Auge -- eventuell einen Eisbeutel. Das musste die Stelle sein, wo Jerome ihn im Gesicht zuletzt erwischt hatte. Er lächelte.

Tja, hast dich mit dem Falschen angelegt, dachte er.

Dann beobachtete er, wie der Mann die Hand wieder sinken ließ und sich anschließend die Stelle mit irgendetwas einrieb. Erst jetzt fiel Jerome auf, wie verloren der Mann aussah, allein auf der Bank im dunklen Park des Hotels, damit beschäftigt seine Wunden von dem Kampf zu versorgen.

Sein kurzer Anflug von einem Lächeln erstarb.

Na ja, andererseits war er es, der mich provoziert hat. Er hat das gestartet, nicht ich. Selbst schuld.

Trotzdem, etwas wie eine Art Reue stieg in Jerome auf und er überlegte sogar, ob er zu ihm gehen sollte. Etwas Besseres vor hatte er gerade ohnehin nicht. Andererseits würden sie vielleicht dann den nächsten Streit anfangen ... aber nun ja. Allemal besser, als sich die ganze Nacht zu langweilen. Und schließlich war es eher der Rothaarige, der auf sich Acht geben sollte. Wer weiß, vielleicht rannte er ja auch schreiend weg, wenn er Jerome wiedersah?

Schon als er die Schritte auf dem Steinweg hörte, drehte der Rothaarige den Kopf in Jeromes Richtung, setzte die abgenommene Brille wieder auf und seine Gesichtszüge verhärteten sich, als er ihn erkannte. Jerome sagte nichts, kam langsam näher und betrachtete eingehend sein Gesicht. Die Haut unter dem rechten Auge war großflächig dunkelviolett angelaufen und angeschwollen, jedoch konnte er die Lider noch normal öffnen. Dennoch war es ein schauriger Anblick.

„Ganz hübsches Veilchen", sagte Jerome leise und nicht ohne eine gewisse Häme in der Stimme, als er direkt vor der Bank stehengeblieben war.

„Ja", gab Rafer zu und in seinen Augen funkelte es wütend. „schon eher ein ganzer Veilchenstrauß."

„Tut es sehr weh?"

„Ja, natürlich tut es sehr weh ... und ein paar andere Blessuren auch."

„Tja, wenn ich zulange, lange ich zu."

Der Rothaarige verdrehte nur stumm die Augen und massierte die Creme auf seiner Haut noch tiefer ein. Die Dose damit stand neben ihm auf der Bank, sie war aus Glas und völlig ohne Etikett.

„Eine heilende Salbe?", fragte Jerome.

Der Mann nickte.

„Gegen die Schwellung. Und sie kühlt gleichmäßiger als die Eispackung ... hab ich selbst gemacht."

„Was, die Salbe?"

„Jap."

„Hm. Was sind Sie, so eine Art Hexenmeister?"

Rafer zog die Brauen zusammen und schaute Jerome mit seinen grünen Augen einen Moment lang fragend an: „Hexenmeister? Na ja. So was in der Art vielleicht, ja."