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Das Ende aller Sorgen

Geschichte Info
(The End Of All Troubles)
17.3k Wörter
4.33
41.2k
8
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Vorwort: Hier nun meine dritte erotische Geschichte. Sie wurde innerhalb von 6 Tagen geschrieben. Hinweise auf Rechtschreibfehler nehme ich sehr gerne entgegen.

Danke für das Interesse und viel Spaß beim lesen - Peter Carsten

Das Ende aller Sorgen

0005

Kopfschmerzen. Dumpf pochende Kopfschmerzen im Hinterkopf, die einfach nur da waren. Seit wie lange schon? Wann auch immer sie angefangen hatten, sie wurden jedenfalls weder stärker, noch schwächer. Müde schloss Andy die Augen und horchte in sich hinein. Ihm fiel auf, dass auch die Augen wehtaten.

Er machte sich nicht die Mühe aufzustehen und im Medikamentenschränkchen nach einer Aspirin zu suchen. Er wusste, es war keine mehr da. Wenn die Kopfschmerzen wenigstens die Folge einer durchzechten Nacht gewesen wären, aber Alkohol kostete Geld - und das Geld war alle.

Andy saß an seinem Schreibtisch und betrachtete das ausgebreitete Schlachtfeld vor sich. Neben und vor dem alten 15"-Röhrenmonitor lagen seine Probleme, wild durcheinander, auf Papier - fein säuberlich nach DIN-Norm getippt und gedruckt. „Letzte Mahnung" war da zu lesen, oder „Inkasso-Unternehmen Soundso".

Während sein Blick über die vielen Briefe und Einschreiben schweifte, fing er an seine Schläfen zu massieren. Wieder war die letzte Woche des Monats angebrochen, wieder würden zum Monatswechsel die vielen Raten und monatlichen Kosten anfallen, die er längst nicht mehr bedienen konnte. Wie sollte es nur weitergehen?

Er hob den Kopf. Sein Blick schweifte über die leeren Regale, über den Platz hinweg, an dem vorher der Fernseher gestanden hatte. Wenigstens sah seine Wohnung nun relativ ordentlich aus. Alles was halbwegs Wert gehabt hatte, war inzwischen im Internet versteigert oder beim Pfandleiher untergebracht.

Dieses Mal war wirklich nichts mehr übrig.

In seinem Kopf wälzte Andy die üblichen Ideen. Zum Beispiel enge Freunde oder Verwandte aus der Familie anpumpen. Welche Freunde und welche Familie? Er war ein Einzelgänger. Früher, als er noch seine kleine Firma hatte, da war er noch unter die Leute gekommen, hatte manche Runde geschmissen. Wie war er gefeiert worden - ein weiterer junger Start-Up-Unternehmer mit einer verheißungsvollen Zukunft.

Aber nach der Pleite hatte er sich zurückgezogen, sich bei seinen Freunden mit Ausreden bewusst selbst ins Aus manövriert, alle Brücken hinter sich und zu ihm abgebrochen. Ja, auch er hatte seinen Stolz. Und offen zu zeigen, dass er sich nicht einmal mehr ein Bier in der Kneipe mehr leisten konnte, das kam nicht in Frage. Selbst wenn er inzwischen gewollt hätte, niemand mochte mehr mit ihm etwas zu tun haben, geschweige denn, ihm Geld leihen.

Harz IV - Natürlich hatte nie einer dieser Bürohengste oder Politiker versucht, mit so wenig Geld einen ganzen Monat auszukommen. Ein sarkastisches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Aber immerhin wurde ihm recht gut vorgeschrieben, wo er wann zu erscheinen hatte. Zu sinnlosen Maßnahmen oder auch nur, um im Amt solange stundenlang zu warten, bis er von einem, auf ihn herabblickenden Beamten aufgerufen wurde.

Andy ballte die Fäuste. Auto-Konzerne wurden mit Abwrackprämien gestützt und die Schulden anderer Staaten mit Schwindel erregenden Milliardenpaketen aufgefangen. Sein kleines Unternehmen dagegen, hatte man natürlich nicht gerettet. Nicht, dass er ernsthaft Hilfe erwartet hätte, aber er empfand es einfach als ihm gegenüber ungerecht.

Sein Magen knurrte. Er hatte noch etwas Brot, allerdings seit Tagen keinen Aufstrich mehr. Der Kühlschrank war leer und daher nicht einmal an der Steckdose angeschlossen. Das sparte Strom.

Nein, jetzt lieber nichts essen. Morgen war auch noch ein Tag. Wieder streifte Andys Blick über die vielen Briefe. Dieses Mal steckte er endgültig in einer Sackgasse. Am liebsten hätte er laut geschrieen -- so laut wie möglich. Den Frust und die Wut aus sich heraus gebrüllt. Aber dann riss er sich zusammen.

„Am besten gar nicht mehr darüber nachdenken", sagte er sich. Sein Blick fiel wieder auf den alten Computer-Monitor. Zur Ablenkung einen Film gucken, das wäre doch eine Möglichkeit.

Andy beugte sich unter den Tisch und schaltete den Computer ein. Der Monitor sprang mit einem vertrauten Knallgeräusch an. Dann wurde der Ladebildschirm des Betriebssystems sichtbar. Er grinste in sich hinein, als ihn das Windows 98 Logo auf blauem Grund anleuchtete. Wenigstens Computer-Viren brauchte er nicht fürchten, denn die konnten mit seinem betagten Betriebssystem nichts anfangen.

Leider wollte der Pfandleiher partout den alten Rechner nicht in Zahlung nehmen. Aber eigentlich war Andy froh darüber. Immerhin hatte er dadurch wenigstens die Möglichkeit im Internet zu surfen, und zwar über das WLAN-Netz seines Nachbarn. Eigentlich war abgemacht, dass er sich dafür mit zehn Euro monatlich an den Providerkosten beteiligte, aber das Geld hatte er schon über ein halbes Jahr nicht mehr übrig gehabt - und sein Nachbar fragte zum Glück auch nicht nach.

Ziellos scrollte sich Andy durch den Download-Ordner. Er lud sich regelmäßig mit einem Filesharing-Programm die aktuellsten, aber auch ältere Filme herunter. Das war natürlich illegal. Der Titel „Inside Man" fiel ihm ins Auge. Der Name sagte ihm überhaupt nichts. Er zuckte die Achseln und öffnete die Datei.

Andy hatte Glück. Tatsächlich konnte er wenigstens für knappe zwei Stunden die reale Welt mit ihren Sorgen hinter sich lassen, denn die Handlung war spannend. Clive Owen spielte einen charismatischen Bankräuber, der mit einem genialen Coup den perfekten Banküberfall durchführte. Und das mit Spielzeuggewehren!

Andy schmunzelte. Im wahren Leben würden diese maßgeschneiderten Pläne, erdacht von irgendwelchen Hollywoodautoren, natürlich niemals funktionieren. Aber wenn, das hätte schon was. Reich sein... Mit einem Schlag. Ja, wenn er soviel Geld hätte. Als erstes würde er, quasi mit einem Fingerschnipsen, alle seine Ausstände bezahlen und das völlig überzogene Konto ausgleichen.

Und dann... endlich mal wieder richtig fein essen gehen. Cool und lässig „mal eben" ein Auto kaufen -- natürlich einen Sportwagen. Und eine Luxusvilla mit Swimmingpool wollte er auch. Am liebsten in Kalifornien, denn da gab es Dauersommer und Strand. Er könnte auf Reisen gehen und in der Weltgeschichte herumgondeln. Natürlich würden auch die Frauen wieder auf ihn aufmerksam werden...

Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte Andy. Überrascht bemerkte er, dass die Kopfschmerzen verschwunden waren.

Die Uhr unten rechts in der Monitorecke zeigte an, dass es bereits kurz vor 23 Uhr war. Am Computer schien die Zeit immer viel schneller zu vergehen. Er beschloss zu Bett zu gehen. Obwohl er müde war, konnte Andy nicht einschlafen. Immerzu musste er an den Film denken. Er hatte ihm wirklich gut gefallen. Aber nicht das beschäftigte ihn so sehr, dass es ihm den Schlaf raubte, sondern der Gedanke, wie es wäre reich zu sein. Was, wenn er anstelle von Owen die Bank ausgeraubt hätte.

Andy schüttelte den Kopf. „Mann Andy, mach dich nicht lächerlich. Eine Bank ausrauben. So etwas geht nur im Film. Du würdest schneller im Knast landen, als du gucken kannst." Andy runzelte die Stirn: „Jetzt führe ich schon Selbstgespräche. So ein Unsinn!".

Bis spät in die Nacht wälzte Andy die Gedanken. Dann schlief er endlich ein. Er betrat das Gebäude. Zielstrebig näherte er sich dem Schalter. Der Bankangestellte schaute ihn desinteressiert an. Dann zog Andy seine Waffe, eine schwarze Pistole. Lässig zog er den Abzugschlitten durch und richtete sie auf sein Gegenüber. Der Angestellte erstarrte.

„Kein Mucks! Ich will, dass du alle Scheine aus deiner Kasse rüberreichst. Los jetzt und keine Dummheiten! Sonst..." Andy hob eiskalt die Waffe ein Stückchen höher. „Ja - ja, bitte nicht schießen!", flüsterte der Angestellte entsetzt und schob sofort ein dickes Geldbündel nach dem anderem über den Tisch.

Andy packte alles seelenruhig in einen mitgebrachten Aktenkoffer, bis schließlich keine Geldscheine mehr hineinpassten. Er schloss ihn und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Noch hatte niemand bemerkt, was hier vor sich ging. Andy nickte dem Bankangestellten zu: „Wenn du etwas sagst oder den Alarm auslöst, bevor ich draußen bin, komme ich zurück und lege dich als ersten um -- egal was danach passiert!" Als hätte er nur „Guten Tag" gewünscht, drehte er sich seelenruhig um und verließ die Bank.

Kurz darauf ertönte lautes Sirenengeheul, aber Andy saß schon längst hinter dem Steuer seines klapprigen Kleinwagens. Auf dem Beifahrersitz lag der Aktenkoffer mit dem Geld und Andy streichelte immer wieder über das Kunstleder. Aber dann merkte er, dass seine Hand nur über ein Bettlaken strich. Er öffnete die Augen. Tageslicht blendete ihn. Und ihm wurde klar, dass er geträumt hatte. Wie ein Film hatte es gewirkt -- und er war der Hauptdarsteller gewesen.

Nach dem spärlichen Frühstück überlegte Andy, was er mit dem heutigen Tag anfangen wollte. Eigentlich hätte er Bewerbungen schreiben müssen -- eine Vorgabe "der ARGE", wie sich das Sozialamt neuerdings nannte. Aber noch war nicht der letzte Tag des Monats und Andy beschloss, diese sinnlose Arbeit auf morgen zu verschieben.

Lieber ein wenig durch die Stadt laufen, raus aus der Wohnung und frische Luft schnappen. Er mochte es, die Mitmenschen zu beobachten, Teil des allgemeinen Treibens zu werden und durch die Geschäftsstrassen zu bummeln. Leider war die Innenstadt ein gehöriges Stück entfernt und seinen alten Kleinwagen zu benutzen stand angesichts der hohen Benzinpreise und der Parkgebühren außer Frage. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel waren zu teuer. Also blieb nur Schusters Rappen.

Das Wetter war ausgesprochen gut und die Sonne stand strahlend am Himmel. In der Innenstadt war allerhand los. Viele Schüler schienen den Unterricht zu schwänzen, um lieber Eis essend an Denkmälern und Brunnen kleine Gruppen zu bilden und sich lachend zu unterhalten.

Es waren auch viele hübsche junge Frauen unterwegs, den sommerlichen Temperaturen entsprechend luftig und manchmal recht knapp bekleidet. Andy kam nicht umhin, sie heimlich zu beobachten und zu mustern.

Seine Freundin hatte ihn damals kurz nach der Pleite seiner kleinen Firma verlassen. So wie alles in dieser Zeit den Bach runter gegangen war. Eins kam zum anderem. Seitdem war er Single und hatte leider auch keine anderen weiblichen Bekanntschaften gemacht. Es hatte sich einfach nichts ergeben. Was hatte er auch schon zu bieten?

Gerade schaute er einem jungen Mädchen in kurzen, engen Jeans-Hot-Pants nach, dessen endlos lange Beine ihn wie magisch in seinen Bann gezogen hatten, da sah er sie: Die Bank aus seinem Traum!

Auf jeden Fall sahen sich die Gebäude sehr ähnlich. Vorher war es ihm nie aufgefallen. Die Vorderfront bestand hauptsächlich aus mehreren großen Fenstern mit klassischen Rundbögen. In dem einen warb ein Breitbildfernseher für das Bausparen. In einem anderen Fenster waren auf einer Tafel Informationsblätter zu Immobilien, die zum Verkauf standen, ausgestellt.

Jalousien verhinderten, dass man ungehindert in das Innere der Bank hineinschauen konnte. Zwischen den Fensterreihen gab es mittig eine große bronzene Doppeltür mit vergoldeten Griffen. Über der Tür sorgte ein kleines Oberlicht in Form eines Halbkreises dafür, dass wenigstens etwas natürliches Tageslicht in die Bank hinein scheinen konnte.

Das Oberlicht trennte auch den aus goldfarbenen Buchstaben bestehenden Schriftzug, der an der Fassade angebracht war: „Goldmeier" und „Privatbank". Auf Andy wirkte das Gebäude durch das Spitzdach, die cremeweiße Farbe und die Steinverzierungen an den Gebäudekanten klassisch und elegant. Links und rechts neben dem Gebäude waren Geschäfte in deutlich kleineren Häusern, aber in ähnlichem Baustil untergebracht: eine Fahrschule und eine Änderungsschneiderei.

Neugierig änderte Andy die Richtung, überquerte die Straße und trat durch die große Doppeltür. Von innen wirkte die Bank noch eleganter. Er staunte über die unvermutet große Eingangshalle mit den vielen kleinen Säulen aus Marmor, die in gleichmäßigen Abständen die Decke stützten. Offenkundig wurde nur das Erdgeschoss geschäftlich genutzt.

Der Schalterbereich war mit schwer gedrehten roten Seilen an vergoldeten Ständern abgegrenzt. Es gab drei Schalter, von denen momentan nur zwei besetzt waren. Weiter hinten waren ebenso abgegrenzte Bereiche mit Tischen und Stühlen, die für Beratungsgespräche genutzt wurden.

Nur ein Kunde war anwesend. Ein offensichtlich gut betuchter Geschäftsmann im Anzug stand am Schalter und wurde von einem älteren Angestellten bedient. Plötzlich wurde Andy bewusst, dass auch er gemustert wurde. Und zwar von einer freundlich wirkenden Angestellten am anderem Schalter. Die Frau lächelte ihm zu. „Kann ich Ihnen behilflich sein?"

Andy war für einen Augenblick verwirrt und ein Anflug von Panik kam in ihm auf. Doch dafür bestand kein Grund, er tat schließlich nichts Verbotenes. Er räusperte sich und trat einen Schritt auf den Schalter zu: „Ich... Entschuldigung, aber ich suche eine Toilette...?" Sie nickte verständnisvoll. „Kein Problem, dort in der Eingangshalle zu Ihrer Linken, sehen Sie?", dabei wies sie in eine Richtung. Andy wandte den Kopf und tatsächlich, dort waren deutlich sichtbar die üblichen Toilettenschilder auf zwei nebeneinander liegenden Türen zu sehen. „Oh, das hatte ich glatt übersehen, Entschuldigung. Danke sehr!" Hastig wandte sich Andy um, ging hinüber und betrat die Herrentoilette.

Er wusch sich lediglich die Hände und während er sich im Spiegel anschaute, wurde ihm klar, dass er tatsächlich darüber nachdachte, dass es zwischen Schalter und Kunde kein Sicherheitsglas gab.

Andy hatte genug vom Stadtbummel. In Gedanken versunken kehrte er zurück zu seiner Wohnung. Nach einem kargen Mittagessen setzte er sich an seinen Schreibtisch. Lange saß er einfach nur da. Schließlich schaltete Andy seinen Computer an. Natürlich würde er nicht ernsthaft eine Bank überfallen. Aber das Gedankenspiel reizte ihn. Zum Handwerkzeug eines jeden Bankräubers gehört in erster Linie eine Waffe. Und er besaß keine, er wusste nicht einmal, wie man so eine Pistole bedient.

Endlich war sein Computer fertig mit Laden. Er öffnete den Browser und gab in der Suchmaschine die Suchbegriffe „Pistole" und „kaufen" ein. Neben all den kommerziellen Angeboten von diversen Waffenhändlershops fand er schließlich eine Auktionsplattform, auf der Waffen von Privat an Privat verkauft wurden. Von Luftgewehren bis hin zu großkalibrigen Kurzwaffen.

Andy staunte, die Preisspanne reichte von 30 Euro bis hoch zu 3000 Euro und mehr. Das Angebot beinhaltete bekannte Namen, wie Sig Sauer, Smith & Wesson und Walther PPK bis hin zu weniger bekannten Herstellern und Sondermarken. Dann fiel Andy der Zusatz „EWB" auf, der hinter jeder Pistole vermerkt war. Schließlich fand er die Erklärung für das Kürzel. Für den Kauf einer Pistole war bei jeder einzelnen Auktion eine „Erwerbsberechtigung" erforderlich. Also ein Nachweis, dass er einen Waffenschein besaß.

Andy wollte schon die Seite schließen, als ihm eine Werbung für eine „Softair-Variante" einer Heckler & Koch Pistole ins Auge fiel: „Der Spaß für jung und alt! Bis zu 0,5 Joule und ab 14+! Detailgetreue Nachbildung des Orginalmodelles!".

Von Softair hatte Andy schon gehört. Mit diesem Spielzeug konnte man kleine Plastikkugeln verschießen. Auf dem Bild sah die Pistole tatsächlich wie eine richtige Waffe aus. Andy lehnte sich zurück und überlegte. In dem Film von gestern hatte Clive Owen lediglich echt wirkende Spielzeuggewehre benutzt, damit niemand ernsthaft verletzt werden konnte.

Andy schaltete den Computer aus. Mit einem Ruck stand er auf und ging zu seiner kleinen Kochnische. In der leeren Kaffeedose bewahrte er seinen allerletzten Notgroschen auf, einen Fünfzig-Euro-Schein, den er eisern aufgespart hatte. Er nahm das Geld an sich und machte sich erneut auf den Weg in die Stadt.

Es gab mehrere Spielwarenläden. Der nächstgelegene gehörte zu einer riesigen bekannten Ladenkette. Dort war die Auswahl sicherlich am größten. Andy betrat das Geschäft. Hier war was los! Kinder plärrten, zogen ihre Eltern an der Hand zu den verschiedensten Spielzeugen oder rannten spielend durch die Gänge. Nach kurzer Zeit hatte er das Regal mit den Spielzeugpistolen gefunden. Cowboypistolen, Piratenpistolen, kindlich gemachte Polizeipistolen, alles war vorhanden. Nur keine Softair-Waffen.

Enttäuscht ging Andy weiter, als ihm ein Mitarbeiter entgegen kam. „Entschuldigung. Mein Neffe wünscht sich zum Geburtstag eine Softair Pistole. Wo finde ich so etwas?" Der junge Mann blieb stehen: „Wir führen Federdruck und AEG betriebene Softairs, die sind im nächsten Gang auf der rechten Seite." Andy runzelte die Stirn. „AEG? Waschmaschinen?" Der junge Mann lachte. „Softair ist ein Hobby von mir. Kommen Sie mit, ich zeig' Ihnen das Regal. Mit AEG sind elektrisch betriebene Softairs gemeint."

Von den Federdruckpistolen war Andy enttäuscht. Diese waren zwar günstig, aber sie hatten entweder ein futuristisches Design, oder man sah ihnen die Herstellung aus Kunststoff an. Die elektrischen Pistolen waren deutlich teurer und sahen auch besser aus. Der junge Mitarbeiter musterte mit ihm zusammen die Auswahl. „Hat Ihr Neffe Ihnen vielleicht in etwa gesagt, was für eine Pistole er möchte?", wandte er sich schließlich an Andy. „Hm... er wollte eine Pistole, die aussieht, wie eine echte Waffe. Um bei seinen Kumpels anzugeben. Sie wissen ja, wie Kinder sind. Aber mehr als 30 Euro wollte ich eigentlich nicht ausgeben."

Der Mitarbeiter lächelte und bückte sich, um unten rechts aus dem Regal eine kleine Schachtel hervorzuziehen. „Sie haben Glück. Da habe ich tatsächlich etwas." Er öffnete die Verpackung und reichte ihm eine gefährlich aussehende schwarze Pistole. Sie lag gut in der Hand und war schwerer als erwartet. „Das ist die Beretta Mod. 92 mit Blow-Back System. Ein Schmuckstück. Ihr Neffe wäre bestimmt begeistert! Es sind außerdem 1000 Plastikkügelchen inklusive. Und 39,90 Euro ist ein unschlagbarer Preis, das garantiere ich Ihnen!" Stolz und durchaus enthusiastisch sah er Andy an.

Andy saß auf seinem Bett. Was zum Teufel hatte ihn geritten? Vierzig Euro für so einen Blödsinn vertändelt. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein! Um die zwanzig Brote hätte er davon kaufen können. Oder Kartoffeln. Ob er morgen den Kauf rückgängig machen konnte? Aber die Verpackung war beschädigt, er hatte beim Aufmachen der Schachtel aus Versehen die falsche Seite geöffnet.

Andy ärgerte sich über sich selbst. Unentschlossen spielte er mit der Pistole herum. Sie fühlte sich wirklich gut an in seiner Hand. Er zielte auf ein imaginäres Ziel, zögerte kurz und drückte ab. Der Schlitten der Waffe schob sich mit einem schnalzenden Geräusch automatisch vor und zurück. Echt cool. Für jeden kleinen Jungen ein Traum.

Ja. Er könnte es schaffen. Man musste nur selbstsicher und überzeugend auftreten. Schnell rein und schnell wieder raus. Und dann weg, raus aus der Stadt. Wenn er unerkannt blieb, wie sollten sie ihn dann fassen? Wie viel war auf diesem Wege zu erbeuten? Zehn-, zwanzigtausend oder vielleicht sogar fünfzigtausend? Für eine Bank immer noch ein Bagatellbetrag! Außerdem sind die doch alle versichert, bestimmt würde die Polizei nicht einmal ernsthaft nach ihm suchen.

Nein, die vierzig Euro durften nicht vergeudet gewesen sein. Wer A sagt, muss auch B sagen. Andy stand auf. Seine Hände waren verschwitzt und das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Sein Entschluss stand fest.

Er brauchte seine alte Skimütze. Wo hatte er die zuletzt gesehen? Während er sich versuchte zu erinnern, warf er seine beiden Reisekoffer auf das Bett und fing an zu packen. Er suchte nur die wichtigsten Habseligkeiten zusammen. Das war nicht weiter schwer, denn seine Wohnung war bereits so gut wie leer. Er packte die Fotos ein, diverse Erinnerungsstücke aus besseren Zeiten, die Papiere und Akten. In dem anderen Koffer verstaute er seine Anziehsachen.