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Das Lange Warten

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Ich schaute auf die Uhr. 11.03 Uhr. "Nein, ich bin bei diesem 'interessanten' Fernsehprogramm eingeschlafen, weil ich heute wie erschlagen war. Aber jetzt bin ich wieder klar. ... Ich freu' mich, daß du anrufst. Ich hatte, wenn ich ehrlich bin, nicht so schnell damit gerechnet."

"Ja, ich ..."

Ich fiel ihm ins Wort: "...Und ich finde es mutig von dir, daß du dich meldest."

"Das ist ja wohl das Mindeste, oder?"

"Naja", ich goß mir einen Schluck Wasser in mein Glas aus der Flasche, die auf dem Tisch stand, "nach meinen Aufführungen vor vier Tagen bei dir, da habe ich überlegt, ob du dich überhaupt noch einmal meldest."

Ich nahm einen großen Schluck.

"Wir müssen reden."

War da eine gewissen Härte in seiner Stimme zu hören? Ich überlegte fieberhaft, was ich nun sagen sollte.

"Sicher müssen wir reden. Aber willst du überhaupt reden?"

Ein überzeugtes "Ja" drang durch den Hörer in mein Ohr und löste eine Euphorie aus. Trotzdem versuchte ich meine Ruhe zu bewahren.

"Gut, ...gerne. Wie hast du dir das vorgestellt?"

"Nach der Eröffnung, die du mir gemacht hast, finde ich es einfach nur fair, wenn wir uns einmal intensiver unterhalten. Hast du morgen abend Zeit?"

Ich versuchte den Unterton zu deuten, der in seiner Stimme mitschwang. War es Angst, war es Entschlossenheit, die mich stutzen ließ? Krampfhaft versuchte ich eine Entscheidung aus seinen Worten zu lesen, aber ich konnte es nicht. Seine Stimme war gezwungen neutral. Aber was hatte ich erwartet? Hatte ich wirklich erwartet, daß er mich euphorisch anrief und mir ins Ohr sang, daß er mich liebt? Klang das nicht eher nun so, als wollte er mir möglichst schonend beibringen, daß ich zwar nett sein, aber daß von seiner Seite nicht mehr zu erwarten sei, als vielleicht Freundschaft?

Er begann wieder: "Weißt du, ich habe noch nie von irgend jemand so wunderschöne Worte gehört. du warst so offen, so ehrlich zu mir und das bewundere ich sehr. deine Wortwahl und deine Art mir zu sagen...", er stockte, "... mir das zu sagen, das war einmalig."

Mein Herz schlug ein paar Schläge schneller. Es war angekommen. Er hatte meine Gefühle verstanden. Konnte er sie denn auch akzeptieren? Brachte er mir die gleichen Gefühle entgegen oder hatte er zumindest festgestellt, daß bei ihm etwas war, was ausbaufähig war? Ich wußte es nicht und ich wollte es auch nicht am Telefon erfahren. Wollte ich es überhaupt wissen? Eigentlich hatte ich doch mit einer negativen Reaktion gerechnet. Wenn sie nun kam, dann war es auch gut.

"Ach Karsten, ich konnte nicht anders. Ich will zu dir ehrlich sein und mich nicht immer verstellen müssen. Was habe ich denn zu verlieren? Was hatte ich damals zu verlieren?"

Ich beantwortete mir selber im Stillen die Frage: 'Seine Liebe!'

Er ging nicht darauf ein und lenkte plötzlich vom Thema ab: "Das ist okay, kommst du also morgen vorbei?"

"Ja, gerne. Ich freue mich darauf. Ich freue mich sogar sehr darauf Dich wiederzusehen."

Was machte ich denn nun? Wollte ich ihn doch zu einer Reaktion verleiten? Wenigstens wollte ich eine kleine Vorentscheidung haben. Den ganzen lieben langen Tag sah ich mich schon wie ein aufgescheuchtes Huhn oder wie eine Operndiva vor der Premiere herumlaufen und die Frage nicht aus den Kopf bekommend, was er mir sagen würde. Wenn ich doch nur seinen Unterton deuten könnte, dann hätte ich einen Tag Zeit mich darauf vorzubereiten. Ich ertappte mich dabei, wie sich in meinem Kopf eine Szene abspielte. Wir lagen uns in den Armen und hielten uns. Wir tanzten vor Freude, daß wir uns gefunden hatten in seinem Wohnzimmer herum und küßten uns leidenschaftlich. Wie eine Seifenblase zerplatzte dieses Bild und wurde durch ein anderes ersetzt. Ich saß auf dem Sofa und kämpfte mit den Tränen. Er hielt mich im Arm und sagte entschuldigend in meine Ohr: 'Aber ich kann doch nicht über meinen Schatten pringen...". Was davon würde Wirklichkeit? Ich war auf Beides gefaßt und war zu Beidem bereit. Ich mußte da durch, ich wollte es so. Ich mußte irgendwann Frieden haben. "Ich freue mich auch dich zu sehen, denn ich weiß immer noch nicht, wie.... Es kam einfach überraschend. Weißt du, ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit, daß du mir gestehst, daß...", er stockte wieder,

"So etwas hat mir noch niemand gesagt. Jedenfalls nicht so offen und voller Gefühl."

"Es war einfach nötig. Ich will nicht mit dir spielen..."

Er fiel mir ins Wort: "...Ich mit dir auch nicht..."

Ich setzte fort: "Danke! ...Ich will nicht mit dir spielen. Nur mit Ehrlichkeit kommt man weiter. Außerdem wollte ich die Sache..."

Ich stoppte. '..vom Tisch haben..' wollte ich sagen, aber das fand ich nicht angebracht. Anstatt dessen verbesserte ich mich: "Ich wollte, daß du es weißt."

"Ich habe das verstanden. Ich weiß doch, daß wenn man nicht auf Menschen zugeht, man nie jemanden finden wird. Ohne Reaktion keine Gegenreaktion."

"Eben. Und das habe ich mir dabei gedacht. So habe ich den Mut aufgebracht dich mir zu offenbaren."

Ich war auf einmal so glücklich. Ich hätte schreien können vor Glück, denn er hatte mich verstanden. War es nun nicht egal, wie er reagierte? Er hatte meine Gefühle verstanden und akzeptiert! Völlig zusammenhanglos sagte ich: "Ich bin so froh deine Stimme zu hören."

Er schwieg.

"Oh, habe ich dich nun wieder verlegen gemacht? Das wollte ich nicht!"

"Ach, das macht nichts. du bist so..."

"Ja?"

"...so gefühlvoll und das mag ich."

"Ja, das bin ich. Und ich mag dich auch."

Das war keine leere Floskel und das wußte er. Er antwortete darauf aber nicht. Statt dessen fragte er etwas nüchterner: "Wann hast du denn Zeit morgen abend?"

"Wenn du Zeit hast."

"Sagen wir so gegen Viertel vor Neun?"

"Hmmm, mußt du übermorgen nicht arbeiten?"

"Ja, muß ich. Meinst du, das wäre zu spät? Ich komme gegen 18.45 Uhr von der Arbeit. Dann muß ich noch duschen, was zu essen machen und mich ein wenig akklimatisieren."

"Wenn du willst? Ok..."

Er überlegte einen Augenblick. Dann kam spontan: "Oder willst du zum Essen kommen?"

Ich war erfreut. Das hatte ich nicht erwartet. Eine Sekunde lang überlegte ich. Warum sollte ich es ausschlagen, wenn er mir das anbot? "Ja gerne, das wäre unheimlich nett von dir. Wenn es dir nicht zuviel Mühe macht? Aber um Eines bitte ich dich: Laß das gute Silberbesteck in der Schublade und übertreibe es nicht. Nicht, daß Du nun auch noch auf die Idee kommst die Fenster zu putzen oder so ein Quatsch. Letztes Mal hast du dich auch 100 Mal entschuldigt, daß es bei dir so grauenhaft unordentlich ist. Bei mir sieht es auch nicht besser aus. Haben wir uns verstanden?"

Ich wollte ihm damit sagen, daß er sich um Himmels willen nicht beide Beine ausreißen sollte, damit er ein möglichst positives Bild hinterließ. Ich wußte, daß er das trotzdem tun würde, aber ich wollte es ihm einfach sagen.

Er lachte: "Ja okay, ich werde mir Mühe geben."

Ich lachte: "Genau das sollst du ja eben nicht! Was wolltest du denn kochen?"

"Ehrlich gesagt: Keine Ahnung!"

"Ach, mach dir keine Gedanken. Ich bin genügsam. Erasco deckt den Tisch. Mach einfach ein Büchse auf, wenn es nicht anders geht. Ich will nicht, daß du in Streß verfällst."

Er lachte herzlich: "Na gut, dann gibt es Serbische Bohnensuppe, die Gute, von Aldi."

"Igitt! Das wäßrige Zeug! Ich bestehe auf Erasco!"

Das Eis war gebrochen. Wieder ernst sagte er: "Ich denke, daß ich ein wenig Nudeln mit Kalbsgulasch mache. Ist das gut?"

"Na klar! Ich werde dann den ganzen Tag nichts essen, damit ich auch tüchtig Hunger habe, wenn ich zu dir komme. Soll ich eine Flasche Wein mitbringen?"

"Ja, das wäre nicht schlecht! Ich selber habe nicht mehr so viel da. Ehrlich gesagt habe ich nur noch eine halbe Flasche hier."

Aha, er hatte ich eine halbe Flasche Wein getrunken, bevor er den Mut besessen hatte mich anzurufen. Ich mußte innerlich lachen. Wie gut ich ihn schon kannte. Da hatte ich schon echt einen Vorteil, denn ich vermutete mal, daß er mich nicht so gut einschätzen konnte.

"Ok, dann bedanke ich mich nun recht herzlich für deinen Anruf. Du hast mir nun wieder ein unruhige Nacht beschert."

"Ich danke dir. Schlaf' trotzdem gut!"

"Du auch, bis morgen", sagte ich zärtlich in mein Telefon und legte auf. Einen Augenblick saß ich da wie vor den Kopf geschlagen. Dann sprang ich auf und warf das Telefon auf das Sofapolster. Ich war außer mir vor Freude. Er hatte sich gemeldet.

"Jaaaaahhh!", rief ich erleichtert. Ich tanzte ein wenig herum und kam mir dann lächerlich vor. Dann machte ich das Licht aus und ging ins Schlafzimmer. Ich zog mich aus und legte mich in mein kaltes Bett. Was würde sein, wenn er mir doch sagen würde... Ich schob diesen Gedanken weg und schlief zufrieden ein. Einer meiner letzten Gedanken war noch: 'Endlich hat das lange Warten ein Ende...' Aber welches Ende würde es haben? Morgen würde ich es erfahren. Dann schlief ich endgültig ein.

Wieder einmal stand ich vor seiner Haustüre und zögerte. Wenn ich diesen Klingelknopf jetzt drücken würde, dann würde unweigerlich eine Lawine von Geschehnissen in Gang gesetzt. Wollte ich das? Ich klingelte. Ein paar Sekunde später hörte ich durch die Sprechanlage ein Krächzen.

"Hallo? Ich bins..."

Karsten drückte auf. Schnell stob ich die Treppen hinauf und stand vor der angelehnten Türe. Ich drückte sie leicht auf und schon bemerkte ich den Geruch von gebratenem Fleisch. Ich klopfte an die Tür und trat ein. Er schaute aus der Küche und lächelte.

"Moment noch, ich rühre das mal eben um, sonst setzt es an."

Ich zog meine Jacke aus und hing sie an den Haken. Zögernd stand ich mit meiner Flasche Wein auf dem Flur und ging langsam in Richtung Küche.

"Hi! Ich habe eine Flasche Wein mitgebracht. Ich dachte, das würde passen."

"Oh schön! Sicher paßt das. Ich habe uns ein wenig Rindfleisch mit Gemüse gebraten und dazu gibt es grüne Nudeln."

"Riecht aber gut."

"Ich hoffe das magst du?"

"Ja sicher!"

"So, nun stelle ich das noch ein paar Minuten auf kleine Flamme und dann sind auch schon die Nudeln gar."

Er trat aus der Küche und stand zögerlich vor mir. Wollte er mich umarmen? Er machte einen Schritt auf mich zu, nahm mir die Flasche ab und trat näher. Ich breitete die Arme aus und er trat mir unsicher entgegen. Wir schlossen uns kurz in die Arme und drückten uns. Es war ihm irgendwie unangenehm.

"Schön, daß du gekommen bist. du siehst irgendwie verstört aus."

"Haha, ich fühle mich auch total verkrampft."

"Meinst du mir geht es besser?"

Er grinste unsicher. Dann bat er mich ins Wohnzimmer und ich nahm wieder in dem großen Sessel Platz, auf dem ich vor einiger Zeit schon einmal gesessen habe.

"Sollte wir nicht versuchen ein wenig lockerer miteinander umzugehen?"

Ich war erfreut, denn genau das hatte ich auch gerade gedacht.

"Ok, ich schlage vor, daß wir einfach mal die Mauern senken und uns völlig unvoreingenommen entgegentreten. Warum sollten wir es uns schwieriger machen, als es nötig wäre?"

Er schien erleichtert.

"Ich muß mal kurz in die Küche. Die Nudeln müßten fertig sein. du kannst ja schon mal den Tisch abräumen. Ich bringe alles herüber."

Er sauste hinaus und kam wenige Minuten später mit einem vollbepackten großen Tablett wieder. Sorgsam stellte er die Teller und die Schüsseln ab. Ich rückte an den Tisch und sortierte das Geschirr und das Besteck. Er setzte sich ebenfalls.

"Soll ich die Flasche öffnen?"

Er brachte einen Öffner und ich hantierte daran herum.

"Ach, ich bin immer noch so nervös. Ich habe es aber gleich geschafft."

Mit einem leisen Plopp bekam ich den Korken heraus. Er stellte zwei Gläser auf den Tisch und ich goß ein.

"Na, dann erhebe ich das Glas auf dieses Essen."

Ich griff nach meinem Glas und erhob es ebenfalls.

"Ja und darauf, daß wir ein wenig entkrampfen. Prost!"

"Hmm, der ist aber gut. Ich hoffe, daß du noch fahren muß, denn dann kann ich nämlich mehr trinken."

Ich grinste: "Da hast du Glück, denn ich muß wirklich noch fahren. Zum Wohl!"

Wir bedienten uns mit dem Essen und wünschten uns guten Appetit. Es schmeckte vorzüglich, obwohl ich befürchtet hatte, daß ich wegen der Aufregung keinen Bissen runter bekäme. Während des Essens unterhielten wir uns über belanglose Dinge. Die Zeit flog dahin und die Spannung baute sich ab. Schließlich waren wir fertig und er räumte die Teller und die Schüsseln wieder in die Küche. Er goß mir noch einmal Wein nach.

"He, ich muß noch fahren. Nicht soviel! Außerdem bin ich schon ganz locker. Ein Glas reicht."

"Ach sorry, ... na dann werde ich den Rest wohl trinken müssen, denn ich bin nicht so locker."

Ich schaute ihn prüfend an. Er lächelte und setzte sich mir gegenüber gemütlich auf das Sofa.

"Wie fangen wir an?"

"Mit dem Anfang?"

Ich machte diesen dämlichen, gezwungenen Scherz, aber er bewirkte, daß sich seine Gesichtszüge entspannten. Er atmete tief durch: "Ok, ich denke, daß wir nun mal Klartext reden sollten. du hast mir eröffnet, daß du dich in mich verliebt hast. Ich war total überrascht."

"Warum?"

"Weil du niemals vorher sowas von dir gegeben hast."

"Klar! Die Umstände waren nicht so gut. Außerdem... war ich schüchtern."

Er grinste: "Das kann ich nicht glauben. Aber zurück zum Thema. Ich war geschmeichelt und ich war schockiert. Schockiert, weil..."

Er stockte und nahm sein Glas. Ich war gespannt und sagte nichts. Ich nahm ebenso mein Glas.

"Ich war schockiert, weil mir sowas noch nie jemand so offen gesagt hat. Jedenfalls nicht auf diese Art. Ich war und bin beeindruckt."

"Hmmm...."

Ich wollte ihn sprechen lassen. Er atmete noch einmal tief durch: "Ich fühle mich geehrt, weil ich dich mag und dich sehr schätze. Ich habe dich in den letzen Wochen kennengelernt und weiß, was du für ein Mensch bist. Nun werde nicht verlegen, aber wenn die meisten wüßten, wie du wirklich bist, dann würden sie sich um dich reißen."

"Ich will aber nicht, daß sie sich um mich reißen."

"Siehst du? Das ist es. du Weißt was du willst... Ich nicht."

"Was soll das heißen?"

"Das soll heißen, daß ich nicht weiß was ich will. Ich habe zu viele Enttäuschungen durchgemacht und mich total in mich zurückgezogen. Ich bin es nicht mehr gewohnt ... Es war für mich irgendwie komisch. Aber ich habe mir in den letzten Tagen Gedanken gemacht, ... um mich... und um dich."

Mein Herz klopfte. Ich war gespannt. Schnell zündete ich mir eine Zigarette an. Ich schaute ihn erwartungsvoll an.

"Ja, ... ich habe mir Gedanken gemacht und ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Da sitzt ein Mensch, den ich sehr schätze und den ich mag."

"Danke!"

Nun wußte ich was kommen mußte. Ich würde einen Korb kriegen. Kalt lief es mir den Rücken runter und das Blut wich mir aus dem Gesicht. Ich versuchte mich zu fassen. Da war er mein Traumprinz. Er war alles, was ich wollte. Für ihn würde ich durchs Feuer gehen und ihm würde ich die Sterne vom Himmel holen...

"Du bist der Mensch, den ich mir immer als Partner vorgestellt habe. Du bist selbstbewußt, hast Charme und Erfahrung. du bist bestimmt zärtlich und liebevoll. du würdest mich auf Händen tragen. Wie lange habe ich mich nach so einem Partner gesehnt?"

Er stockte. Ich hielt die Luft an. Nach einem guten Schluck aus seinem Glas setzte er fort.

"Weißt du, was ich früher dafür gegeben hätte dich zu finden? Ich war so einsam und bin es immer noch. du würdest mir das Leben zeigen. Doch wie das Leben so ist.... es hat nicht gefunkt."

Er senkte den Kopf und ich kämpfte mit den Tränen. Ich schluckte meine Traurigkeit herunter und sog erneut an meiner Zigarette. Gedankenverloren murmelte er noch einmal: "... es hat nicht gefunkt."

Ich hätte ihn nun zu gerne in den Arm genommen und getröstet, obwohl ich sicher derjenige von uns beiden war, der den Trost gebraucht hätte. Ich stieß die Luft aus und schluckte meine Tränen herunter. Gefaßt sagte ich: "Das habe ich befürchtet. Ich hatte so gehofft. ... Ich liebe dich trotzdem."

Er blickte irritiert auf.

"Trotzdem noch?"

"Ja, meinst du, nun wäre das alles vorbei? Ich kann doch meine Gefühle nicht so einfach ausschalten."

"Genau das ist es. Ich kann meine Gefühle nicht so einfach anschalten. Ich mag dich sehr und ich schätze dich. Das ist der Grund warum ich dir nichts vormachen will. Ich würde nie eine Partnerschaft beginnen, alleine deshalb, weil ich einsam bin."

"Danke! Ich weiß es zu würdigen, denn schon so oft wurde mir was vorgemacht. Ich denke so ist es ehrlicher und besser für uns beide."

"Aber..."

"Was?"

"Aber wie kannst du damit umgehen?"

Ich überlegte und antwortete erst nach einiger Zeit: "Schwer, aber ich muß halt. Außerdem bist du ja nicht verloren. du bist als Mensch noch da."

"Siehst du, genau das ist es, was ich an dir schätze und bewundere. Du bist anders als die Anderen. Ein Anderer hätte mich womöglich beschimpft oder mich nun links liegenlassen."

"Das werde ich nicht. dir kann ich doch nicht weh tun! Ich liebe dich immer noch und werde dich immer lieben. Das kann mir keiner nehmen."

Oh, es tat so weh. Ich hätte schreien können. Aber ich beherrschte mich. Es tat ihm genauso weh. Ich spürte das.

"Weißt du, was das Allerschlimmste an der ganzen Sache ist?"

Ich schaute ihn an. Ich wußte es nicht.

"Was denn, Karsten?"

"Das Allerschlimmste ist, daß wir nun nie wieder so miteinander umgehen können wie vorher. Immer wird das hier zwischen uns sein."

"Nein! Das stimmt doch gar nicht! Wie kann das zwischen uns sein? Es verbindet uns."

"Nie wieder kann ich dich berühren ohne dir weh zu tun. Alles was ich sage oder tue wird Hoffnungen in dir wecken."

"Vielleicht ist das so, vielleicht auch nicht, aber ist das nicht mein Problem?"

"Ich werde dich nicht noch näher kennenlernen können, ohne daß ich denken muß, daß ich dir weh tue."

"Wer von uns beiden ist denn nun der gefühlvollere Mensch? Genau aus diesem Grunde liebe ich dich. du machst dir Sorgen um mich. Das brauchst du aber nicht. Laß mich dich nur lieben. Auch wenn du mich nicht liebst. Laß es zu, daß ich dich liebe. Nimm einfach meine Liebe an. Mehr will ich jetzt nicht. Mehr habe ich nie gewollt. Sicher habe ich geträumt, daß es anders sein könnte. Laß mich dir sagen können, daß du der Mensch bist..."

Ich konnte nicht mehr weitersprechen, weil meine Stimme versagte. Dicke Tränen rangen mir die Wangen herunter. Es drängte aus mir hervor und er saß erschrocken und hilflos da, doch nach ein paar Atemzügen fing ich mich wieder.

"Ist schon gut, es geht wieder."

"Hier hast du ein Taschentuch. Bitte weine nicht. Bitte, es tut mir weh dich weinen zu sehen.... vor allem wenn ich der Grund bin."

Ich schnäuzte mich in mein Taschentuch. Bitter lächelnd schaute ich ihn mit verweinten Augen an. Wir waren uns noch nie so nah gewesen. Ach, wenn es doch immer so sein könnte.

"Ok, ich denke, ich habe verstanden. Es soll nichts zwischen uns stehen."

Ich war erleichtert als er das sagte und schnäuzte mich erneut.

"Aber...."

Ich schaute auf: "Was aber...?"

"Aber wenn es doch mal einen Funken geben sollte, dann habe ICH ein Problem. Dann wird es mir wohl genauso gehen wie dir jetzt."

Ich war verwundert: "Hast du nicht zugehört? Nein, dir geht es dann nicht so. Ich werde dich immer lieben. Ich weiß, daß meine Liebe echt ist. sie bedarf keiner Gegenliebe. Verstehst du das?"

Karsten machte eine lange Pause und dachte nach.

"Ich glaube schon. Ich verstehe dich. Ach, alleine dafür könnte ich Dich lieben."

Ich wurde wieder traurig und schaute auf den Boden. "...ja, könntest Du das nur...."

"Was kann ich denn für dich tun. Ich habe das nun alles angerichtet und habe ein ganz schlechtes Gewissen. Wenn du gehen willst..."

Ich überlegte einen Augenblick. Es war besser, wenn ich ging, denn ich wollte ihn nicht weiter belasten und mir nicht weiter weh tun.