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Dies Irae

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Eine einsame Regennacht in der Taiga.
1.1k Wörter
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Regennacht.

Hell, fast gleißend bricht die Neonsonne die Dunkelheit in der finsteren Werkshalle. Licht scheint anbetungswürdig für den, der im Schatten haust. Wo einst ein Strahlen war, herrscht nun Düsternis, wo einst Lächeln auf den Lippen lag, grinsen nun verzerrt die Gesichter.

Ein kleines Elmsfeuer durchzuckt also den Schatten. Ein Flackern im Dickicht des Nichts. Glühend, fast flammend eine Lampe, ein Scheinwerfer sogar, gehalten von zittrigen, faltigen Händen. Augen, alt und doch wach, blitzen durch den Nebel aus schwerer Nacht, der sich auf alles hier gelegt hat.

War da ein Schrei? Vor Minuten. Die Stille ist wiedergekehrt, Hölle des Schweigens, des Fegefeuers Silentium im Dunkeln. Etwas ist! Das schleifende Stapfen nackter Füße: Trippedi-trappenden Schrittes durch das Zwielicht, das jenes machtlose Leuchten der Dunkelheit entgegenzusetzten vermag. Staunen. Ungläubigkeit: Wer? Warum? Wie?

Ein Hüsteln, dann erhebt er die Stimme: "Wer da?"

Keine Antwort, nur das hämische Prasseln des Sommeregens, der in Schnüren den zersprungenen Boden benetzt.

Wimmern? ...Wimmern! Tier oder Mensch, qualvoll. Dunkle Schlieren frischen Blutes. Seines erstarrt in den Adern. Nochmal, schon verzeifelt: "Hallo? Ist da jemand?" Leiser Wiederhall von den Wänden.

Lächerlich, hier draußen in der endlosen Weite! Der Wald kann einem nicht antworten. Aber doch, etwas krabbelt wie ein jagendes Tier aus den Eingeweiden herauf, ein ungewohntes Gefühl, hilflose Angst - .

Atem, leiser Atem. Gepresster Atem, Röcheln dringt an seine Ohren. Das Gewehr liegt in der Hütte, nutzlos zwischen den Fellen am Boden.

Einst, ja einst, wäre das kein Problem gewesen, ein Mann der sich wehren konnte! Aber jetzt -? Gebannt blickt er ins Schwarz.

Das Bett war warm gewesen, niemand geht hier Nachts hinaus, schon wegen der Wölfe nicht!

"Alter Dummkopf! Aus purem Leichtsinn wirst du sterben - ".

Eine namenlose Stimme formt ein Wort, plötzlich klingt ein kraftlos gezischtes "Hilfe!" in der Dunkelheit. Ein Mensch! Oder etwas ähnliches. Die müden Augen erkennen Umrisse. Eine verbogene, kauernde Gestalt, qualvoll zusammengesackt vor der eingestürzten Wand. Haare, die herabhängen in verfilzten Quasten, ein zerbrochenes Antlitz nassen Schmerzes, malträtiert von wem oder was auch immer.

Er eilt mit der Elektrofackel zu ihm, (nein, er erkennt) zu ihr und kniet wie ein Sünder vor der regungslosen Silouette. Seine grauen, schwachen Hände streichen über Stellen versengter, hässlicher Haut, finden dann aber rosige Enklaven, traurige Souvenirs wohl einst makelloser Oberfläche.

Stumm, mit offenen Augen gleitet der schwere Kopf in seine Arme, die er öffnet und schließt. Hin und her wiegend treffen sich ihre Blicke, die sich beide, gleich sterbend, gleich verzweifelt, im Nichts verlieren. Was war geschehen? Wichtiger noch, was würde geschehen?

Hastig rannte er stolpernd zur Hütte zurück. Nackte Angst war in seinem Herzen. Der Emerit holte nach einer Decke, voll der Befürchtung bei seiner Rückkehr auf den leeren, kalten Boden zu blicken, zu suchen, nichts zu finden!

Ein fernes Leuchten durchzuckte dann die Nacht. In den Angeln einer nicht vorhandenen Tür, dem zahnlosen Maul, dem Eingang zur kahlen Industriehöhle, blickte er in die schwarzbleiche Teiga hinaus. Ein irrlichterner Blitz russischer Sommergewitter? Autos? Taschenlampen? Das Unwissen, die Angst vor einer neuen Überraschung quälten ihn. Doch vorerst war anderes zu tun!

Regungslos, unbeweglich fand er die zusammengesackte Kontur, die grausam entstellte Parodie eines weiblichen Körpers wieder. Schnell und behände wickelte er sie in die Decke ein. Blut pochte in seinen Kopf, Adrenalin schoß in die Muskeln. Er hob sie auf und schwankte in die Regenacht hinaus. Irgendwo heulte ein aufgeschreckter Wolf. Zitternd knipste er die Gaslaterne vor seinem Heim an und trug den schlaffen Körper hinein.

Was er dann sah, was er dann auf sein Bett legte, löste in ihm zweierlei Gefühle aus. Er sah: Eine Frau. Er sah: Eine hübsche Frau. Er sah: Eine hübsche junge Frau. Er sah. Eine hübsche junge nackte Frau.

Aber: Er sah ebenfalls: Eine blutüberströmte, verbrannte Frau. Die mit halbgeöffneten Lippen murmelnd, stöhnend, das Wort "Wasser" hervorbrachte. Er goß ihr ein Glas ein. Frisch von der Quelle geholt. Heute Morgen.

Mit einer Mischung aus Abscheu und suchender Nähe flößte er es ihr ein. Behutsam strich er ihr dabei über die Wangen. Der Kopf sackte plötzlich zu Seite. Gepresstes Atmen, eine Art Ohnmacht wohl!

Eingedenk ihrer Verletzungen begann er sie abzutasten. Er kam nicht umhin ihren wunderschönen Körper dabei genauer in Augenschein zu nehmen. Kurz striff sein Blick über ihre runden, festen Brüste, musterte die hellen Knöpfe, immer das Blut und Schwarze, das Wunde in der Fantasie tilgend.

Da rief er sich zurecht. Niemals konnte er so eine Situation ausnützen. Irgendwie musste er Hilfe holen. Nur wie? Das nächste Dorf war Hunderte von Kilometern entfernt. Der Pickup war kaputt und bedurfte einer langen Reperatur.

Sein Blick fiel in ihren Schritt. Wie lange schon hatte er so etwas nicht mehr gesehen? Die aufkeimende Knospe herer Weiblichkeit, der blassrosa Mund aller Begehrlichkeiten. Welch Schwindel, welch schreckliche Gefühle weckte jener gefallen Engel in seinem einsamen Gemüt?

Seine Finger wanderten, wie zwei verräterische Spinnen, zwischen ihre Schenkel, seine vermaledeite Fingerkuppe drang zwischen das Jungferntor.

"Verflucht sei der alte Mann!"

Nur ein Gedanke, der ihm durch seinen verwirrten Kopf schoß. Das Mädchen stöhnte, als er Druck und Geschwindigkeit erhöhte. War er nicht der Leibhaftige persönlich? Was nur, was machte der Trieb aus einem rechtschaffenden, alten Herren? Einen Sklaven der eigenen Lust etwa?

Seine Finger drangen immer tiefer, immer schrecklichere Wunden schienen sie zu reißen. Einem Wilden gleich, regte sich nun auch der Verrat in seiner Hose. Er schob den hinderlichen Stoff nach unten, der zynischte aller Dämonen war wohl in ihn gefahren und forderte sein Opfer. Heiß und kalt war ihm, strömender Schweiß bildete Bäche auf seinem nunmehr nackten Körper, vereinigten sich und flossen, wie die unheilige Styx den Hades, zu Boden hinab.

Gier, ja blinde Gier war es, die ihn vorantrieb. Der alter Affen Angst, unbefriedigt zu verleben, ohne Dyonisos noch ein einziges Mal besucht zu haben. Er legte sich auf sie, suhlte sich, wie das niederste Schwein auf ihrem geschundenen Leib, suchte Einlass, fand ihn, rieb sich wie ein Berserker an ihr.

Doch nur kurz. In der Ferne hörte er plötzlich ein Motorengeräusch, das sich zart zu seiner Hütte tastete. Mit einem Schlag, als träfe ihn die Hand Gottes im Gesicht, erwachte er aus seinem unseeligen Rausch. Angst, Panik, Scham jagten in seinem Körper umher, käpften wie junge Wölfe um die Oberhand.

Erst als er eine Autotür schlagen hörte, erst als sich sorgende Stimmen näherten, floh er zur Hintertür. Wie ein verwundetes Raubtier zog er sich in die Büsche zurück, blieb dort ausharrend versteckt.

Nach einigen Minuten war es plötzlich wieder still. Vorsichtig kehrte er zu seiner Hütte zurück, diesmal von der Vorderseite. Die Tür stand offen. Das Bett war leer. Der sündige Greis war wieder allein.

Er setzte sich hin, überlegte, begann sich von Minute zu Minute mehr zu hassen, holte sein Jagdgewehr, setzt es an seine Schläfe, bereit sich zu bestrafen.

Aber dann. Ein Poltern, fern und doch nah. Irrte er sich oder waren da Schritte. Er lies den Kolben fallen, öffnete die Tür, nahm seine Taschenlampe und ging hinaus zum Ausgangspunkt alles Unheils.

Regenacht.

Hell, fast gleißend bricht die Neonsonne die Dunkelheit in der finsteren Werkshalle. Licht scheint anbetungswürdig für den, der im Schatten haust. Wo einst ein Strahlen war, herrscht nun Düsternis, wo einst Lächeln auf den Lippen lag, grinsen nun verzerrt die Gesichter...

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17 Kommentare
Hans58Hans58vor 12 Monaten

Dies Irae ist genauso undurchsichtig wie das mittelalterliche Original.

rosettenfreakrosettenfreakvor etwa 10 Jahren
"esterhazy" is great!

Egal, was sie schreibt-- Sie ist großartig!

lg

LIT-RANICKI "Rosi" (Johannes)

Atlantis01Atlantis01vor etwa 10 Jahren
Zu Pinky1956 (Sprache)

Das ist Latein und bedeutet meines Wissens "Tage des Zorns".

Pinky1956Pinky1956vor etwa 10 Jahren
Dies Irae

Welche Sprache ist das ?

needyoutoturntoneedyoutoturntovor fast 12 Jahren
Beeindruckend

Hier wird mit wenigen Worten viel gesagt.

esterhazyesterhazyvor fast 12 JahrenAutor
Danke für die....

zahlreichen Kommentare voller konstruktiver Kritik.

@Auden James: Eines Tages könnte ich es mir durchaus vorstellen den obigen Text generalzuüberholen...

_Faith__Faith_vor fast 12 Jahren
Ich glaube zu erkennen...

... das diese Geschichte direkt aus dem Fegefeuer oder der Hölle kommt, in der man seine Sünden immer und immer wieder erlebt ... ja, ich bin mir aus dem Blickwinkel meiner katholischen Erziehung sicher.

Mit den altmodischen Formulierungen habe ich keine Probleme. Das muss so alt sein, dass es für mich innovativ klingt.

Allerdings läuft der Kopfprozessor auf Hochtouren um die Daten in flüssige Bilder umzuwandeln, ein längerer Text in diesem Stil wäre keinesfalls entspannend.

Lg

Faith

KojoteKojotevor fast 12 Jahren
Ich kann...

...irgendwie nicht viel hiermit anfangen. Aber ich glaube zu erkennen, dass da eine Geschichte dahinter steckt, die sich mir nur nicht erschließt. Der Titel und die Wahl der Kategorie scheinen Hinweise auf Dinge zu sein, die mir entgangen sind.

Stilistisch scheinst du ziemlich sattelfest zu sein. Und ich werde mir mal andere Geschichten von dir ansehen, die vielleicht für mich verständlicher sind. Das hier ist eher etwas für AJ - dachte ich zumindest, aber du hast ja nur zwei Sterne von ihm bekommen, weswegen du wohl seinen erlesenen Geschmack auch nicht getroffen hast (aber ganz unter uns: Man muss von mindestens drei anerkannten Literaturwissenschaftlern in einem zweihundertseitigen Essay Talent bescheinigt bekommen, um für AJ als Kandidat für 4 Sterne in Betracht zu kommen, also ärgere dich nicht.

Immerhin kannst du eines: Mit Worten spielen und damit Bilder zeichnen. Das allein ist schon eine Menge wert. Auch wenn die Bilder in ihrer Abfolge für mich keinen rechten Sinn ergeben wollen... ;-)

rosettenfreakrosettenfreakvor fast 12 Jahren
Ein LIT-Lichtblick

Ich kann es kurz machen, da "Auden" das Wesentliche ueber die Story bereits gesagt hat.

In der Tat: Denkt man sich gewisse mittelalterliche Formulierungen weg, die laengst nicht mehr gebraeuchlich sind, dann hat man ne LIT-Perle.

Aber auch so ist sie ueberdurchschnittlich.

Dass viele LIT-Leser/innen damit nix anfagen koennen (Bsp: "Scheiss - Geschichte", "Ergibt keinen Sinn" ("Anonym")) wundert mich hingegen nicht.

lg

LIT-RANICKI "Rosi" (Johannes)

Auden JamesAuden Jamesvor fast 12 Jahren
∴ { ◊ ◊ 2 STERNE ◊ ◊ }

.

Auden JamesAuden Jamesvor fast 12 Jahren
Pathos an der Oberfläche. Sinn/Erotik darunter?

Ein Text, der sich im deutschen LIT offenkundig bislang nicht gerade Freunde gemacht hat. Das ist angesichts des üblichen hiesigen Publikums (vulgo: männliche Einhandleser) sowie der im Lit-Kontext besehen falschen Kategorisierung (ich weiß, der Text behandelt eine Art Tabu, dazu unten mehr, aber die von der Autorin gewählte Kategorie mag zwar Tabu im Namen tragen, es geht in ihr jedoch ausschließlich um Inzest, der im Text nirgends, es sei denn unter Zuhilfenahme exzessiver Exegese, stattfindet) auch nicht verwunderlich. Diesem extrem negativen Ungleichgewicht werde ich im Folgenden gegensteuern, was jedoch, das vorweg, nicht bedeutet, dass ich im Gegensatz zu meinem anonymen Vorrednern Lobesarien anstimmen werde, denn zu diesen gibt der vorliegende Text (noch) keinen Anlass. Und zwar aus einem einfachen Grund: Er enthält mehr als eine Spur zu viel P a t h o s.

Ich meine, pardon, aber aus welchem literarischen Jahrhundert ist die Autorin gefallen, die Sätze wie diese formuliert und allem Anschein nach ernst meint: „Die Stille ist wiedergekehrt, Hölle des Schweigens, des Fegefeuers Silentium im Dunkeln. Etwas ist!“ Spätestens ab der Hölle ist Ende im ohne Bauchmuskelzucken lesbaren Gelände. Und derlei unfreiwillig komisches Pathos durchzieht leider den gesamten Text, was ihn Stelle um Stelle um Stelle als Parodie erscheinen lässt, die er doch nicht sein will.

Und das setzt sich zum eigentlichen Unglück des Texts auch oder vor allem in den mehr oder minder erotischen Passagen fort, wenn es z.B. heißt: „Sein Blick fiel in ihren Schritt. Wie lange schon hatte er so etwas nicht mehr gesehen? Die aufkeimende Knospe herer Weiblichkeit, der blassrosa Mund aller Begehrlichkeiten.“ Ja, und wie lange schon habe ich nicht mehr solche unnötigen Euphemismen gelesen: „aufkeimende Knospe herer Weiblichkeit“, „blassrosa Mund aller Begehrlichkeit“ – hallo, wer hat da bitteschön die rosaroten Scheuklappen aufgesetzt? Ich meine, wenn die Autorin es unschicklich findet, den menschlichen Körper (oder Teile desselben) beim Namen zu nennen, dann sollte sie es entweder lassen, über ihn zu schreiben, oder sich zumindest nicht in solch gotterbärmliche Euphemismen flüchten, sondern kreativere Umgehungswege finden. Ich hoffe für die Autorin, dass sie ihre augenscheinlich katholischen Erziehung (s. Titel der Geschichte etc.) mittlerweile zumindest soweit überwunden hat, dass sie nicht mehr in Begriffen wie „aufkeimende Knospe herer Weiblichkeit“ oder „blassrosa Mund aller Begehrlichkeit“ von ihrem eigenen Körper d e n k t.

Allerdings, das muss ich gestehen, führt die Autorin mit ihrem Text einen weiteren Beweis, dass katholische Schreiber im Speziellen anscheinend ein glückliches Händchen für die düsteren Ausprägungen des Erotismus (wenn ich diesen hochgestochenen Begriff für den Moment strapazieren darf) besitzen. Ähnlich wie Bataille scheint auch die Autorin des vorliegenden Texts sich des Wegs der Erotik über alle Grenzen bis in den Tod bewusst zu sein. Und so etwas liest – erst Recht im dt. Lit! – sich ausgesprochen selten.

Und in der Tat, was mich an „Dies Irae“ – im Gegensatz zu Pathos und euphemistischer Körperflucht – sogar zu einem gewissen Grad beeindruckt, ist das düstere Bild, das der Autorin zu zeichnen gelingt, wenn ich das unnötige und unschöne aufgesetzte pathetische Drumherum für den Moment überlese: Ein einsamer alter, asketischer, frommer Mann im sibirischen (?) Niemandsland, der nahe seiner Hütte in einer Industrieruine auf ein verbranntes, nacktes Mädchen stößt – und sie mit in seine Hütte nimmt und vergewaltigt, bis er von Unbekannten kommen hört und in die Wildnis flüchtet. Das liest sich in dieser von allem unnötigen Überhang befreiten Kurzfassung wirklich nicht schlecht, das liest sich wie so gut wie nichts, mit dem es im dt. Lit vergleichbar wäre (und selbst aus dem englischsprachigen Raum fallen mir nicht mehr als eine Handvoll Beispiele ein). Ich gehe so weit und sage: Die Idee bzw. das B i l d, die/das im vorliegenden Text steckt, ist e i n z i g a r t i g. Das in angemessener, moderner Form ausgeschrieben: großartig, verstörend, vielleicht gar genial oder bataillesk. Davor würde ich aller Wahrscheinlichkeit nach den Hut ziehen.

Aber das ist nicht, leider.

Und das liegt an dem unfreiwillig komischen Überhang, der die oben skizzierte Kurzfassung immerzu mit gewollt poetischen, aber ein ums andere Mal bloß pathetisch übertriebenen bis sinnlosen Wortfüllseln zukleistert. Und auf diese Weise kann dem vorliegenden Text auch nur mit viel gutem Willen und ebensolcher Phantasie die Eigenschaft zugesprochen werden, in irgendeinem Sinn des Wortes erotisch zu sein (Lektüreerfahrung mit Nucleus‘ Texten hilft mir in diesem Fall, das ist sicher).

Dass der Autorin, wie ich glaube, durchaus andere und auch gelungene poetische Formulierungen gelingen können, zeigt z.B. die folgende Textstelle: „‚Wer da?‘ Keine Antwort, nur das hämische Prasseln des Sommeregens (sic!), der in Schnüren den zersprungenen Boden benetzt.“ Ich bin ob des Adjektivs „hämisch“ zwar nicht sicher, ich denke, darauf könnte die Autorin getrost verzichten, aber insbesondere das Bild am Ende des Satzes beweist, dass die Autorin auch wunderbar pathosfrei und trotzdem sprachlich kreativ und eindringlich formulieren kann. Überarbeitet könnte die Stelle vielleicht lauten:

„Wer da?“

Keine Antwort, bis auf das Prasseln des Sommerregens, der in Schnüren den zersprungenen Betonboden benetzt.

Das überflüssige Adjektiv fliegt raus, ebenso das Lieblingsfüllwort der Autorin „nur“ (ein Check im Schreiblabor hat noch keinem Text geschadet), und die Anlautfolge Be-Bo-Be am Ende klingt für mich atmosphärischer in Anlehnung an das Prasseln des Regens, zudem der Beton im Boden die Umgebung anschaulicher und unmenschlicher macht – im Interesse des oben bloßgelegten Kerns der Erzählung.

Und komplett überarbeitet, d.h. zu 80-90 % neugeschrieben, könnte aus dem vorliegenden Text etwas ganz Großes werden, glaube ich.

In diesem Sinne: Als Beispiel, wie sich das Pathos, wenn man nicht darauf verzichten will, wohldosierter wie gewinnbringender einsetzen lässt, sei der Autorin meine Übersetzung (bzw. das Original derselben) „Eisen und Eis“ anempfohlen. Thematisch zwar bestenfalls bedingt verwandt (jene Geschichte spielt ebenfalls in einer gewissermaßen trostlosen Umgebung: einem verfallenden Ballet- und Operntheater in St. Petersburg zur Sowjetzeit), aber das Problem des vorliegenden Texts ist ja auch nicht sein Thema, sondern seine stilistische Umsetzung. Und in puncto Stil kann die Autorin des vorliegenden Texts, denke ich, sicher so einiges lernen von MlledeLaPlumeBleu, die das englische Original von „Eisen und Eis“ (Iron & Ice) schrieb. Und das ist nicht im Geringsten böse gemeint, sondern der beste Rat, den ich Mlle esterhazy im Moment zu geben weiß.

Es wäre einfach schade um diesen Text, in dem ein so ungemein vielversprechender Kern steckt!

Ich hoffe, auf eine komplette Überarbeitung. Und falls die Autorin sich zu diesem Schritt entscheiden sollte, so erkläre ich mich an dieser Stelle unumwunden bereit dazu, ihr dabei zu helfen, sofern sie das möchte.

Bei Fragen: einfach über meinen Autorenkontakt mich anschreiben. Ich würde mich sehr freuen, von Mlle esterhazy zu hören!

Liebe Grüße,

Auden James

PS: Und vielen Dank für diesen Text, der selbst in seiner vorliegenden Form eine Bereicherung für das dt. Lit darstellt. Das mag nach der vorhergehenden Kritik seltsam klingen, ist aber so. Mir ist letzten Endes einfach die eigentümliche Ansicht eigen, dass man selbst am ehesten mit seiner Schreibe vorankommt, wenn ein unvoreingenommener Dritter, also nicht gerade der Partner oder die beste Freundin, einen Blick darauf wirft und mögliche Schwachstellen herausstellt, an denen man dann arbeiten kann.

AnonymousAnonymvor fast 12 Jahren

wenn du das mit dem Gewehr bist ,dann drück bitte ab und schreibe bitte hier nicht wieder.

AnonymousAnonymvor fast 12 Jahren

Was ist das nur für ne scheiss Geschichte. Die macht überhaupt keinen Sinn. Das ist der allerletzte scheiss.

AnonymousAnonymvor fast 12 Jahren
hmpf!!

Kann das wer mal Übersetzen?

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