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Ein unerwarteter Segeltörn Teil 01

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»Ihr braucht es nicht so schön einzupacken. Wir nehmen es nach der Schleuse gleich wieder hoch. -- Macht doch schon die Fender bereit!«

In diesem Moment kam Klaus-Peter wieder an Deck und bemerkte: »Das läuft doch prima! Ihr könnt das alles auch ohne mich.«

Sie näherten sich der Schleuse und sahen, dass die anderen Boote vor ihnen sich gerade aufmachten, in die Schleuse zu fahren.

»Da haben wir ja Glück. Wir können sofort einfahren.«

Helena steuerte langsam hinter den Anderen in die Schleuse und gab die erforderlichen Kommandos zum Festmachen an der Schleusenwand. Hierbei achtete sie darauf, dass sie in die Nähe einer Leiter festmachten, über die man hinauf ans Festland gelangen konnte.

»So ihr lieben«, meinte Klaus-Peter, »jetzt ist der Moment gekommen, schon wieder Abschied voneinander zu nehmen.«

Er drückte seine beiden Töchter fest und verabschiedete sich von Thomas mit einem kräftigen Händedruck, nahm seinen kleinen Rucksack und kletterte die Leiter hinauf. Oben angekommen rief er ihnen hinuter: »Wenn ihr in England angekommen seid, ruft bitte an! Dann weiß ich, dass die Überfahrt gut verlaufen ist.«

»Machen wir Papa«, sagte Helena, »und tschüüüß!«

»Und wünsch Opa alles Gute von uns!«, rief Melanie.

»Mache ich. Und euch Mast und Schotbruch!« Er wartete so lange, bis sie das Schleusenmanöver beendet hatten. Sie winkten sich gegenseitig zum Abschied zu. Als sie Kurs West, in Richtung Den Helder genommen hatten, machte er sich zu Fuß auf die Suche nach einem Taxi, welches ihn zu seinem Auto nach Lemmer zurückbringen sollte.

Nachdem sie die vorgelagerte Insel passiert und Den Helder querab gelassen hatten, meinte Helena: »Jetzt sind wir aus dem dicksten Wuling raus. Ihr könnt die Segel wieder setzen.«

Nachdem Melanie und Thomas ihrem Wunsch nachgekommen waren, stellte sie den Motor ab. Die Kassiopeia nahm Fahrt auf und durchschnitt in sanfter Bewegung die Grunddünung der Nordsee.

»Wer von euch will jetzt mal Ruder gehen?«, fragte Helena ihre Mitreisenden. »Ich muss an den Kartentisch und den Kurs nach England bestimmen«.

»Willst du, Thomas?«, fragte Melanie.

»Klar gerne!«

»Der Kurs ist derzeit 270°«, sagte Helena.

Er übernahm das Ruder und sie verschwand unter Deck. Sie setzte sich an den Navigationsplatz und berechnete aus der augenblicklichen Position, die sie vom GPS Gerät ablas, der momentanen Strömung in der Nordsee gemäß Gezeitenkalender und dem Ziel an der englischen Küste den Kurs. Nach einer Weile kam sie wieder an Deck und gab die Anweisung: »Gehe bitte auf 240°.«

»Gut, ich luve etwas an. Könnt ihr Groß und Fock dichter holen?«

Sie trimmten die Segel und lehnten sich anschließend zurück. Nach einer Weile bemerkte Thomas: »Wenn der Wind so bleibt, wird das eine ruhige Überfahrt.«

»Warte erst einmal ab«, gab Helena zu bedenken. »Wir sind gerade erst auf die offene See gekommen. Wir brauchen zwei Tage für die Überfahrt. In dieser Zeit kann sich das Wetter noch ändern. -- Gut, der Wetterbericht hat keinen Sturm oder Flaute vorhergesagt, aber wir haben es öfters schon erlebt, dass er ein wenig auffrischt.«

»Du sprichst aus Erfahrung?«, fragte er.

»Ja, wir haben schon öfters eine Fahrt zu den West- oder Ostfriesischen Inseln unternommen.«

»Es ist echt schade, dass Papa zurückmusste«, warf Melanie ein. »Zum Ende meines Studiums bin ich nur selten zu Hause gewesen und jetzt im praktischen Jahr habe ich noch weniger Zeit, nach Hause zu kommen.«

»Was studierst du denn?«, fragte Thomas.

»Medizin und ich mache gerade mein praktisches Jahr auf der Inneren.«

»Und, gefällt es dir?«

»Auf jeden Fall!«

»Und dir hat das ewige Auswendiglernen nichts ausgemacht?«

»Das ist kein Problem für mich. Das habe ich schon in der Schule gekonnt. Vokabeln habe ich mir einfach so gemerkt. Nur Grammatik zum Beispiel, hat bei mir etwas länger gedauert.«

»Das ist bei mir genau umgekehrt«, entgegnete Thomas. »Vokabeln Pauken ist für mich immer ein Kampf gewesen. Strukturelle Dinge wie Grammatik oder Mathematik habe ich beim ersten Mal bereits verstanden. Deswegen studiere ich auch Maschinenbau und nicht Medizin oder eine Sprache. -- Und du Helena?«

»Ich studiere derzeit Sport und Mathe auf Lehramt.«

»Und wie läuft es?«

»Gut, würde ich sagen.«

»Und wie sind die Chancen, eine Stelle zu bekommen?«

»Mit Mathe ist das derzeit überhaupt kein Problem. Mathelehrer werden händeringend überall gesucht.«

»Das klingt ja gut«, bemerkte er.

»Und wie ist das bei dir, Thomas«, fragte Helena.

»Ich kann mich auch nicht beklagen. Sorgen um eine Stelle muss ich mir später nicht machen. Ich habe gerade meinen Bachelor abgeschlossen und fange im Herbst mit dem Master an.«

»Und in welche Richtung möchtest du später einmal gehen?«

»Weiß ich noch nicht genau. Umwelt- oder Energietechnik sind im Moment meine Favoriten.«

»Das klingt gut aus meiner Sicht. Es sind auf jeden Fall Gebiete, die zukunftsweisend sind«, meinte Helena.

»Das sehe ich ebenfalls! -- Jetzt sind wir aber von deinem ursprünglichen Gedanken abgekommen, Melanie, dass euer Vater nicht mehr dabei ist.«

Melanie war freudig überrascht, dass er den ursprünglichen Faden nicht komplett aus den Augen verloren, sondern ihren Ausgangpunkt der Überlegungen wieder aufgegriffen hatte. Wenn er dieses Maß an Reife auch sonst zeigen würde, dachte sie sich, würden die kommenden zwei Wochen interessant werden. Im selben Moment wurde ihr bewusst, wie zweideutig man ihre Gedanken hätte auffassen können und sie war heil froh, dass sie sie nicht laut ausgesprochen hatte. Trotzdem stieg ihr die Schamröte ins Gesicht und sie hoffte, dass dies niemandem auffiel. Sie wunderte sich: Woher kam diese schlüpfrige Sichtweise auf einmal? Seit einiger Zeit war sie zwar solo, aber deswegen wollte sie kein schnelles Abenteuer mit einem drei Jahre jüngeren Mann.

Sie konzentrierte ihren Blick auf den Horizont, die Schiffe voraus und versuchte so, von dem für sie im Moment merkwürdigen Gedanken loszukommen. Keiner der beiden anderen hatte ihre geistige Abwesenheit mitbekommen. Stattdessen hatten sie den ursprünglichen Faden wieder aufgegriffen und Helena meinte: »Ja, es ist schade, dass unser Papa nicht mit von der Partie ist. Aber wir können es auch von der positiven Seite sehen. Wir haben jetzt zwei Wochen sturmfreie Bude.«

»Stimmt, es gibt keinen Erwachsenen, der uns sagt, was wir zu tun hätten. -- Aber wäre das bei eurem Papa zu einem Problem geworden?«

»Nein!«, sagte Helena.

»Natürlich nicht. Er ist schon ziemlich in Ordnung. Ich habe das eher im Scherz gemeint.«

Nach einer Weile fragte Helena: »Wie wollen wir das mit der Wache die nächsten Tage machen? Wären wir zu viert, wäre es sehr einfach gewesen, zwei und zwei fahren immer zusammen. Jetzt sind wir aber nur zu dritt. Da du, Melanie, zwar viel Erfahrung im Surfen, aber weniger Zeit auf dieser Yacht verbracht hast und du, Thomas, wenigstens etwas Erfahrung auf einem solchen Boot mitbringst, schlage ich vor, dass ich die erste Wache bis Mitternacht fahre. Und ihr mich dann beide ablöst und die nächsten vier Stunden zusammen fahrt. So wärt ihr während der eigentlichen Tiefschlafphase nicht alleine an Deck. Was meint ihr?«

Melanie und Thomas schauten sich an und nickten. »Okay«, sagte Thomas. »Wir haben auch nicht viele Alternativen.«

»Gut«, meinte Melanie. »Dann schlage ich vor, ich mache schon einmal etwas zu essen, damit wir uns dann gleich aufs Ohr legen können.«

»Gute Idee!«, sagte Helena. »Was gibt es denn heute?«

»Ich weiß nicht. Ich muss mir erst einen Überblick verschaffen, was Papa alles an Vorräten eingepackt hat«, sagte sie und verschwand unter Deck. Nach einer Weile rief sie nach oben: »Wie wäre es mit Spaghetti und einer Gemüsesauce?«

»Geht denn Kochen, wenn wir unterwegs sind?«, fragte Thomas.

»Das ist kein Problem«, erklärte Melanie, »wir haben derzeit ja kaum Seegang.«

»Wenn das so ist. Für Pasta bin ich immer zu haben!«, stimmte er ihr zu.

»Klingt prima!«, bestätigte Helena. »Ich helfe dir beim Schnibbeln«, sagte Helena. Und zu Thomas gewandt ergänzte sie: »Du kommst klar hier? Immer auf die großen Schiffe achten. Wir kommen bald in die Nähe des Fahrwassers. So ein Containerriese wird uns nicht ausweichen.«

»Ja, schon klar!«

Helena ging zu ihrer Schwester hinunter und zusammen bereiteten sie das Essen zu. Kurze Zeit später strömte der Duft angebratener Zwiebeln den Niedergang hinauf.

»Das riecht schon lecker! Ich hoffe, es dauert nicht mehr so lange. Ich bekomme langsam Hunger«, rief Thomas den Niedergang hinab.

»Nur da rumstehen, nicht mithelfen und dann noch drängeln«, rief Helena ihm hinauf. »Solche Leute haben wir besonders gerne. Nicht wahr, Melanie?«

»Ja, das sind uns die Allerliebsten!«, antwortete sie lachend. Kurze Zeit später kamen die Geschwister mit drei großen Tellern, gefüllt mit Spaghetti, einer köstlich duftenden Gemüsesauce und geriebenem Parmesan nach oben und alle begannen zu essen.

Thomas hatte unten einen Fuß in das Steuerrad gestellt und versuchte, während des Essens den Kurs zu halten. Nach einer Weile bemerkte er: »Das ist die beste Sauce, die ich seit langem gegessen habe. Was ist da alles drin?«

»Wird nicht verraten. Das ist unsere geheime Familiengewürzmischung«, antwortete Melanie und dachte sich erneut, dass seine Einstellung ihr gefiel. Er hatte sie wegen des Essens gelobt. Damit war er eindeutig anders, als viele, die sie in den letzten Jahren kennengelernt hatte. Bei den allermeisten hatte sie immer nachfragen müssen, ob es ihnen geschmeckt hatte.

Helena war als Erste mit dem Essen fertig und sagte zu Thomas: »Komm, ich übernehme das Ruder! Dann kannst du in Ruhe fertig essen.«

Er nahm seinen Teller und setzte sich neben Melanie.

»Haben wir auch etwas zu trinken dabei?«, fragte er.

»Ja, haben wir«, antwortete Helena. »Wir haben einige Flaschen Wein an Bord. Ich fände es aber besser, wenn wir auf Alkohol während der Überfahrt verzichten würden.«

»Klar, kein Problem«, sagte Thomas, »ich bin mit einem Wasser zufrieden. Wenn ihr mir sagt, wo es ist, hole ich es mir selbst.«

»Die Flasche liegt im Spülbecken. Da kann sie nicht herunterrollen«, antwortete Melanie. »Komm, ich halte deinen Teller, während du runtergehst.«

»Danke!«, sagte er, gab ihr diesen und lief die Stufen des Niedergangs hinunter.

Sie folgte ihm mit ihren Blicken und ertappte sich, wie sie seinen knackigen Hintern beäugte, der sich durch seine Hose abzeichnete.

Von unten fragte er: »Soll ich noch jemand einen Becher mitbringen?«

»Ja bitte!«, kam es von beiden.

Kurz darauf kam er mit drei Bechern und einer Wasserflasche an Deck. Er füllte die Becher, teilte sie aus und hob seinen zu einem Toast an: »Auf einen unvergesslichen Törn!«

»Ja genau! Auf einen unvergesslichen Törn!«, stimmten sie ihm zu.

Sie stießen mit den Bechern an und prosteten sich zu. Thomas aß seine Portion auf und sammelte die Teller der beiden anderen mit den Worten ein: »Wer gekocht hat, braucht nicht abzuspülen!«

»Oh, Danke, Thomas«, meinte Melanie und verbuchte innerlich einen weiteren Pluspunkt auf seinem Konto.

Er ging mit dem schmutzigen Geschirr unter Deck. Kurze Zeit später fragte er: »Wie bekomme ich den Herd an? Ich will Wasser zum Spülen erhitzen.«

»Ich komme!«, rief Melanie.

Unten erklärte sie ihm, wie der Spiritusherd funktionierte. Er setzte einen Kessel mit Wasser auf und räumte die restlichen, nicht benötigten Zutaten weg. Melanie war währenddessen ins Vorschiff gegangen und bereitete ihre Koje vor. Nachdem das Wasser gekocht hatte und er einen Teil in die Spüle gegossen hatte, fragte er: »Will einer von euch einen Kaffee oder Tee, ich habe noch heißes Wasser?«

»Für mich nicht!«, antwortete Melanie und wunderte sich erneut, wie es einen Mann geben konnte, der so mit- und an andere dachte.

Helena rief vom Steuerstand: »Für mich einen Tee, schwarz bitte!«

Er ging zu ihr hinauf und fragte: »Soll ich den gleichen Becher noch einmal nehmen oder möchtest du einen frischen?«

»Natürlich geht der noch. Geschirr immer mehrfach nutzen, dann müssen wir weniger spülen«, sagte sie und reichte ihm den Becher.

Er goss den Tee auf und gab ihn ihr. Bei der Übergabe berührten sich ihre Finger kurz und ihm fiel auf, dass sie trotz ihrer Größe sehr zierliche Finger besaß. Sie bemerkte seinen Blick, konnte ihn jedoch nicht so schnell deuten, da ihre Gedanken von der Hitze des Bechers abgelenkt wurden. Sie stellte ihn schnell in einen Halter, der an der Steuersäule angebracht war.

Er ging wieder unter Deck und wusch das Geschirr ab. Melanie kam zu ihm und sagte: »Komm, ich helfe dir beim Abtrocknen!«

In kurzer Zeit hatten sie Pantry aufgeklart und machten sich zu ihrer kurzen Nachtruhe fertig. Melanie schloss hinter sich die Tür und Thomas überlegte, wo er sich umziehen sollte -- in dem kleinen Bad oder mitten im Salon, vor seiner Koje. Er entschied sich für Letzteres mit dem Argument, was denn schon dabei wäre, wenn Helena ihn in Boxershorts sehen würde. Er schlüpfte in seinen Schlafsack und schaute an die Decke. Seine Gedanken wanderten hin und her und blieben an dem Umstand hängen, dass er mit zwei sehr hübschen Frauen zwei Wochen alleine auf einem Boot verbringen würde. Melanie gefiel ihm gut. Meistens trug sie ihre langen, kastanienbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und wirkte so jünger als siebenundzwanzig. Sie kam mehr nach ihrem Vater, denn sie hatte seine Gesichtszüge und dieselben kräftigen Augenbrauen.

Helena war etwas kleiner als ihre Schwester, ihr Gesicht schmaler und ihre Wangenknochen stärker ausgeprägt. Thomas vermutete, dass sie mehr nach ihrer Mutter kam. An diese konnte er sich nicht mehr erinnern, denn vor mehr als zehn Jahren hatte sie sich von Klaus-Peter scheiden lassen. Thomas fand, dass Helena die relativ kurzen blonden Haare gut standen, die sie mit einem Scheitel auf der rechten Seite trug. Melanies Figur war schlank und seiner Meinung nach, mit schönen Kurven an den richtigen Stellen. Helena hingegen wirkte etwas zierlicher, was ihn jedoch umso mehr anzog. Er hoffte, dass es in den nächsten Tagen die Möglichkeit ergeben würde, sie beide einmal in einem Badeanzug oder Bikini zu sehen. Hier stoppte er seine Überlegung, da ihm klar wurde, dass diese Reise auf engem Raum sehr unangenehm werden würde, wenn er Helena zeigen würde, dass er sie besser kennenlernen wollte, sie aber kein Interesse an ihm hätte. Er wälzte sich auf die Seite, schloss die Augen, versuchte, diesen Gedanken abzuschütteln und stattdessen einzuschlafen.

Im Vorschiff lag Melanie ebenfalls in ihrem Schlafsack und verschiedene Gedanken bewegten sie. Da war die Sorge um ihren Opa und der Wunsch, dass es ihm möglichst schnell wieder besser gehen würde. Auch ein anderer Gedanke kehrte zurück: Thomas. Sie fragte sich, was sie eigentlich wollte. War da mehr bei ihr, als nur die Erkenntnis, dass er sehr gute Manieren hatte, mitdachte und auch sonst eine attraktive Erscheinung war? Zu weiteren Gedanken kam sie nicht, da das stetige Schaukeln sie schnell in den Schlaf wiegte.

Kurz vor Mitternacht vergewisserte sich Helena, dass keine anderen Wasserfahrzeuge in der Nähe waren, fierte Groß- und Fockschot -- nahm damit etwas Fahrt aus dem Boot -- und belegte das Ruder. Kurz ging sie unter Deck, weckte ihre Mitsegler und nahm ihren Platz wieder am Steuer ein. Wenig Zeit später kamen die zwei anderen angezogen und gähnend an Deck.

»Zieht euch was Warmes über und legt eure Sicherheitswesten an!«, ermahnte Helena die beiden. »Wenn nachts einer über Bord geht, ist er oder sie weg. Wiederfinden ist trotz der Mann-Über-Bord Funktion des GPS keine leichte Sache!«

Sie folgten ihrer Anweisung und kamen etwas später entsprechend ausgerüstet wieder an Deck. Helena übergab das Steuer mit den Worten: »Der Kurs ist immer noch 240°, der Wind ist gleich geblieben und auf See gibt es derzeit nichts Außergewöhnliches. Noch eins: Auch wenn wir derzeit keine große Welle haben, wenn einer von euch in der Nacht aufs Vorschiff geht, leint ihr euch bitte immer an! Es gibt keine Ausnahme wie ›ich will nur kurz was machen‹! Alles klar?«

Beide nickten und Melanie übernahm das Ruder, während Thomas sich in Luv, die dem Wind zugewandte Seite, in die Plicht setzte. Beim Hinuntergehen fragte Helena: »Soll ich euch noch einen heißen Tee machen?«

»Brauchst du nicht.«, sagte er. »Das mache ich gleich. Leg dich nur hin.«

»Okay. Danke dir!«

Er ging hinter ihr ins Boot und wünschte ihr: »Schlaf gut, auch wenn es nur kurz ist.«

»Danke. Euch eine ruhige Wache!«

Er bereitete den Tee zu. Ein paar Minuten später kam er mit zwei dampfenden Bechern wieder an Deck und gab Melanie einen. Sie wärmten sich beide schweigend ihre Hände an der Tasse und schlürften das heiße Getränk.

Helena schloss die Tür ihrer Kajüte, zog sich schnell ihre Kleidung bis auf ein T-Shirt und Unterwäsche aus und schlüpfte in ihren Schlafsack. Sie wusste, dass sie nur wenige Stunden schlafen konnte, und konzentrierte sich darauf, schnell zur Ruhe zu kommen.

An Deck brach Thomas nach einer Weile das Schweigen: »Und du surfst mehr, als dass du segelst?«

»Ja, die Begeisterung des Segelns ist von unserem Papa mehr auf Helena übergesprungen als auf mich. Helena ist da ganz in ihrem Element. Wusstest du, dass sie auch Regatten fährt?«

»Mit solchen Yachten hier wohl kaum.«

»Nein. In der Regel fährt sie 470er. -- Und du, machst du dir etwas aus Wettfahrten?«, fragte sie.

»Eigentlich nicht. Mein Papa und ich sind früher einfach so auf unserem Katamaran gefahren. Wir wollten nur Spaß haben. Der Wettstreit mit anderen hat nie eine Rolle gespielt.«

»Das geht mit genauso. Ich liebe es, im Flachwasser mit einem kleinen Board einfach nur so dahin zu fliegen. -- Die letzten zwei, drei Jahre ist das aber weniger geworden.«

»Ist der Grund ein Freund?«, fragte er.

»Ein Freund? Wie kommst du da drauf?«

»Nun, ich habe einmal gehört, wenn ein Partner andere Interessen hat, dann passen sich die eigenen öfters an.«

»Ach, so meinst du das. -- Nein. Ich habe wegen des Studiums weniger Zeit. -- Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich derzeit keinen Freund habe.«

»Oh, so persönlich wollte ich gar nicht werden. -- Aber mich wundert das schon ...«

»Was wundert dich?«

»Dass ..., dass ...«, sagte er zögernd und überlegte, wie er ihr antworten konnte, ohne dass es zu offensichtlich war, dass er sie sehr hübsch fand.

»... dass jemand wie du solo ist.«

Sie wandte ihren Blick von dem gedachten Ziel am Horizont auf ihn und fragte: »Was meinst du mit ›jemand wie du‹?«

»Kannst du dir nicht denken, was ich meine?«

»Nee, weiß ich nicht.« Als er weiter zögerte, hakte sie nach: »Komm sag schon!«

»Nun ... eine junge, ... gut ... gut aussehende Frau, wie du eine bist, die kann sich doch bestimmt nicht vor Verehrern retten. -- Sagt man das nicht so?«

»Danke für das ›gut aussehende‹! -- ja, immer wieder versuchen es welche bei mir. Aber im Moment lass ich sie alle links liegen, denn ich will so schnell wie möglich durchs Studium kommen, da ich möglichst bald in die Klinik möchte. Ich habe so viel Lust, mit Menschen zu arbeiten, ihnen zu helfen, dass ich alles andere ignoriere.«

»Hmm, verstehe.«

Thomas schwieg, da er nicht wusste, wie er das Gespräch fortsetzen sollte. Er ließ seinen Blick über das Meer schweifen und entdeckte in der Ferne eine Reihe anderer Schiffe. Anhand der Positionslaternen las er, dass einige in dieselbe Richtung fuhren wie sie und andere ihnen entgegenkamen.

Nach einer Weile unterbrach Melanie die Stille: »Und wie ist das bei dir?«

»Was meinst du?«

»Hast du eine Freundin, die zu Hause auf dich wartet. Gibt es ein Mädchen, für das dein Herz schlägt?«

Hätte ich doch meinen Mund gehalten, verfluchte er sich innerlich und gab zögernd zu: »Nein -- und ...«

»Was meinst du mit ›nein -- und‹?«

»Nein es gibt kein Mädchen.«

»Und das ›und‹?«

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