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You and Me against the World Ch. 01

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„Wir werden noch das Vergnügen haben, uns *kennenzulernen*, Süßer", meinte er und sein Grinsen wurde breiter, ehe er sich abwandte. „See ya im Sportunterricht!"

Er hob die Hand zum Gruß und verschwand den Gang Richtung Schlafsäle hinab.

Fredrik an der Tür stieß einen tiefen Seufzer aus.

„Wo hast du uns da nur reinmanövriert?", meinte er kopfschüttelnd, fasste Jona an seiner schwarzen Lederjacke und zog ihn mit sich mit. „Komm, ich zeig dir, wo du Ruhe vor Ville hast."

„Was findest du so toll an diesem arroganten Einfaltspinsel?", schimpfte Jona auf dem ganzen Weg über unzählige Flure, Treppen und Gänge. Fredrik antwortete nicht, sondern ließ den Schwarzhaarigen fluchen.

„Er geht übrigens auch in unsere Klasse", sagte er nur knapp, als er endlich, nach einer langen, steilen, schier nie enden wollenden Katzentreppe, unter einer Falltür stehen blieb und Jona, völlig außer Atem, nach Luft schnappte.

„Was? Und das sagst du mir erst jetzt?! Oh, verfluchte Scheiße!" Er kannte noch allerhand mehr hübsche Flüche, die noch sehr viel *netter* klangen... Fredrik verzog das Gesicht, ließ den lamentierenden Jona die Strickleiter hochkraxeln, die wenige Zentimeter über seiner Nase baumelte, und folgte ihm dann hastig, ohne sich über das abrupt eingesetzte Schweigen zu wundern. Oh, diese Leitern waren nichts für ihn...

Jona indessen, der sich mit vor Staunen geöffnetem Mund umgesehen hatte, fand endlich seine Sprache wieder.

„Ist das geil hier!" Er machte ein paar Schritte, ohne die vielen Poster an den dunkelrot gestrichenen Wänden aus dem Blick zu lassen. Auch die tiefweinfarbenen Vorhänge vor den hohen vergitterten Fenstern fanden seine Bewunderung, ebenso wie die vielen schwarzen Kerzen, die in schlanken, schwarzen Haltern an der Wand oder kreuzquer auf dem Boden verstreut standen. Zu seiner Linken lag eine zum Kuscheln einladende, gemütlich anheimelnde Sofaecke und... an der Wand gegenüber gab es eine kleine, provisorische Bühne, auf der ein Schlagzeug und eine Gitarre in ihrer Halterung standen.

„Gefällt es dir hier?"

Erschrocken darüber, so abrupt aus den Gedanken gerissen zu werden, wirbelte Jona herum. In einer Ecke, vor einem Stapel Spielkarten und auf einem Kissen thronend, hockte ein brünetter Typ, der Jona mit seinen grünen Augen fixierte und dabei lächelte. „Ich vermute, Fredrik hat dich hergeschleift?"

Jona zuckte nur mit den Schultern. „Sieht wohl so aus."

„Ich dachte, ich könnte dem Neuen mal unser kleines Privatreich zeigen." Fredrik, der inzwischen die Falltür geschlossen hatte, nahm dem Brünetten gegenüber Platz und winkte Jona zu sich heran. „Darf ich vorstellen: Mein bester Kumpel Erik. Erik, das ist Jona."

„Freut mich", meinte Erik und bedeutete ihm, sich neben ihn zu setzen. „Kannst du Karten spielen? Dann könnten wir ein paar Runden zocken, wenn du Bock hast."

„Meinetwegen." Jona beobachtete, wie Erik die Karten geschickt mischte und verteilte. Er würde die beiden an die Wand spielen! Nicht umsonst war er schließlich der König der Kartenspiele.

Doch seine erste Runde Karten beendete Jona mit einer haushohen Niederlage. Was hatte er auch ahnen können, dass Erik ein Meister im Bluffen war? Aber das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen.

„Revenge?", grinste er und hatte schon den Kartenstapel in den Händen, um ihn zu mischen.

So vertrieben sich die drei die Zeit bis zu der Sportstunde, die noch zum Verhängnis des Schwarzhaarigen werden würde.

Denn Jona sollte lernen, dass man Ville nicht so ohne Weiteres beleidigte...

* * *

Kapitel 2: Willkommen auf Station B6

Unheilvoll baute sich das Nebengebäude vor ihm auf. Sporthalle. Niedriges Bauwerk mit schmalen Fenstern. Nur eine Ein-/Ausgangstür. Fluchtmöglichkeiten also gleich null.

Jona besah sich den viereckigen Klotz mit Skepsis. Irgendwie... wurde er das Gefühl einfach nicht los, hier erst einmal für Längeres festzusitzen.

„Na los, nun komm schon! Ich will hier nicht ewig rumstehen."

Erik klopfte ihm fröhlich auf die Schulter, während er an ihm vorbei ging in den Vorschlund zur Hölle. Denn nichts anderes, da war Jona sich über alle Maßen sicher, konnte dieses Sporthallengebäude sein. Hölle, Fegefeuer und mehr! Huah, nichts wie weg hier!

Warum nur war Erik so gut gelaunt?

„Sport macht Spaß, glaub mir. Der einzige Unterricht an dieser Schule, in dem du wirklich was lernst."

Aha. Das klang ja echt... vielversprechend. Räumte Jonas Misstrauen ja auch auf einen Schlag fort. Warum glaubte er das ihm bloß nicht so wirklich...? Vielleicht, weil sich hier bisher alles, aber auch wirklich und restlos ALLES als öde, prüde, verklemmt und langweilig herausgestellt hatte?

Fassen wir mal kurz zusammen: Hier war kein Alkohol erlaubt, keine Bongs, nicht mal Zigaretten... geschweige denn härtere Drogen... Nachtruhe war ab viertel nach zehn... und Aufstehen dafür pünktlich um sechs, weil Frühstücken um sieben anstand. Davor gab es eine halbe Stunde Joggen im internatsinternen Freigelände -- wobei „frei" ein dehnbarer Begriff war: Es war eingezäunt war wie ein Knastgelände! Und wer danach immer noch nicht tot war, durfte sich am Frühsport erfreuen. Vermutlich war das sogar als gutgemeinte Maßnahme gedacht, um richtig wach zu werden.

Die Haus- und Schulordnung war noch viel meilenendloslänger gewesen, aber irgendwann hatte Jona keine Energie mehr dafür aufbringen können, wenigstens so zu tun, als hörte er der Direktorin dieser ehrwürdigen Lehranstalt mit höherem Bildungsziel zu. Die olle Schrulle verstand es prächtig, ihn mit ihrer Leierkastenstimme in den Schlaf zu hypnotisieren.

Jona seufzte und ließ sich von einem unverändert enthusiastischen, aber allmählich doch leicht von Jona angenervten Erik in die Eingangshalle schieben.

Mhm... es roch irgendwie muffig hier. Nach abgestandenem Blumenvasenwasser, in dem der Optimistengärtner vor der Hausmeisterloge bunte Blümchen verteilt hatte, nach altem Schweiß und alles versprechendem und nix haltendem Deodorant. Hatte was direkt Heimisches. Jona jedenfalls fühlte sich schlagartig wohler in seinem Gefangenenlager.

Nun doch ein wenig neugierig geworden, sah er sich genauer um.

An der Wand hingen unzählige Fotos von Fußball-, Tennis- und Rugbymannschaften, die ihn wie magisch anzogen. Zu seiner Linken erstreckte sich ein langer Flur, der höchstwahrscheinlich zu den Umkleiden führte, wie er vermutete.

„HÄ? Ist das nicht...?!"

Während Jona auf die Fotowand zugehalten und seinen Blick über die Bilder hatte streifen lassen, hatte er das besonders hervorstechende Bild mit dem Rugbyspieler zwar registriert, aber erst, als Ville wortlos an ihm vorbeigerauscht war, nahm er die darauf abgebildete Person richtig wahr.

„Das ist er doch! ...oder?" Überrascht starrte er die Person an, fixierte mit seinem Blick den des jungen Manns auf dem Fotopapier.

Er lächelte - etwas sehr, sehr Seltenes, wie Jona schlagartig eine leise Ahnung hegte - und sah dabei so verdammt zuckerschocksüß aus, dass Jonas Knie sehr zu seinem Ärger plötzlich buttercremepuddingweich wurden.

„Wer? Wen meinst du?" Erik, die Stirn gerunzelt, blickte über Jonas Schulter, sah, wen Jona so fasziniert anstarrte, und schluckte.

„Urks... mach da bloß keinen Fehler...", murmelte er.

„Was meinst du?" Jona wirbelte herum, blickte sein Gegenüber fragend an. Erik schluckte hart. „Ich meine, dass du nicht der erste Typ wärst, dem er das Herz bricht... Ville liegt nämlich nicht nur die gesamte weibliche Besatzung des VÄRLD zu Füßen."

Ville.

Bingo, das hatte Jona doch wissen wollen.

Der Rugbyspieler, vielleicht vierzehn, fünfzehn Jahre alt auf dem Bild, war dieser arrogante Rastatyp, den Jona irgendwie verdammt noch mal faszinierend fand.

Erik wollte gerade den Mund aufmachen, um den Verdacht kundzutun, der sich in ihm regte, wenn er in Jonas blitzenden Augen blickte. Aber Jona, der wusste, dass das für ihn kein gutes Ende nehmen würde, ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Mit der rechten Hand umklammerte er Eriks linkes Armgelenk und zog ihn kompromisslos mit sich mit. „Wo ziehen wir uns eigentlich um?"

Ausgezeichnetes Ablenkmanöver, das jedes Mal aufs Neue zu funktionieren schien. Jona ließ sich von Erik genau erklären, wo er sich umziehen und anschließend duschen konnte, wo er die Handtücher zum Abtrocknen fand und wie die doch etwas eigensinnigen Föns funktionierten.

„Die Umkleiden sind nach Stationen sortiert, nicht nach Klassen. Das hat was mit dem seltsamen System zu tun, das unsere Schulleiterin so begeistert fabriziert und etabliert hat. Frag mich nicht, wie genau das aussieht, das weiß ich nämlich nicht. Auf welcher Station bist du?"

Ähm... ja, gute Frage. Jona runzelte die Stirn. Was hatte diese Leierkastentussi noch gleich verlauten lassen? Irgendwas mit B und einer Zahl... sechs, wenn er sich nicht irrte...

„Ach du Sch- ... ... ...ande", murmelte Erik nur und zog zischend die Luft ein, als Jona ihm seine Vermutung mitteilte.

B6 war berühmt und berüchtigt und gefürchtet und verschrien auf dem VÄRLD - und das wollte was heißen, immerhin befanden wir uns hier auf einem Internat für schwer Erziehbare, nicht in einem Kaffeeklatschheim für Senioren aller Eigen-Art.

„Was soll das heißen, ach du Schande?", hakte Jona nach und durchbohrte Erik mit seinem stechend-fragenden Blick. Er wollte die Wahrheit, das machten ihm Jonas Augen unmissverständlich klar, und wenn er die nicht bekäme - und Jona konnte Lügen riechen - dann... oh nein, darüber dachte Erik besser nicht nach.

Der Blonde schluckte. Okay... hinein in den Löwenkäfig!

„B6 ist die Station für vorbestrafte Jugendliche" - darunter fiel Jona - „Gewalttätige" - dito - „und...", noch ein Schlucken, „für potentielle Mörder."

Hiyah!

Jetzt war es Jona, der nach Luft schnappen musste. Okay. Potentielle Mörder. Die trieben sich hier herum? In seiner unmittelbaren Nähe? Womöglich gar auf seinem Zimmer?!

Kalte Gänsehaut kroch Jona den Rücken hinauf, focht sich ihren Weg über seine Schultern und breitete sich auf seiner Brust aus. Lähmendes Entsetzen nahm ihn gefangen. Schon erwähnt? Er wollte hier weg!!!

„B6 ist Villes Revier." Klang irgendwie... nicht gut? Ein wenig unheilvoll vielleicht gar? In Jona stieg plötzlich dämmernd eine dunkle Ahnung hoch. „Ich muss mich also in einer Umkleide mit dem Linkswichser umziehen, das willst du mir doch verklickern, was?"

Erik wich seinem Blick aus, nickte aber zögerlich und kaum merklich. Seine Stimme war nur noch ein leises Flüstern, als er ihm antwortete, kurz und knapp. „Ja."

„Super. Ganz toll." Jona wandte sich ab von dem Blonden, lehnte sich an die Mauer. „Dann sag mir aber vorher bitte noch, weswegen Ville hier einsitzt. Ich will wissen, mit welcher Gefahr ich hier unweigerlich konfrontiert werde."

„Nein, das willst du lieber nicht, ganz ehrlich!" Erik klang fast beschwörend. Jona sah auf, verfinsterte seinen Blick. „Sag es mir, oder..."

Er beendete den Satz nicht. Das brauchte er auch gar nicht. Er war auch so drohend genug.

Erik senkte die Lider, atmete tief durch. Es fiel ihm wahrlich nicht leicht, sich Jona zu widersetzen. Einerseits, weil er die zarten Bande von Freundschaft, die sich zwischen ihnen zu bilden begannen, nicht zerstören wollte. Und andererseits, weil er ganz ehrlich ein wenig Angst vor Jonas Rachsucht und Vergeltungsdrang hatte.

Seine Augen, die so ausdrucksstark waren, sagten ihm, dass Jona nicht zimperlich war. Wenn es drauf ankam, würde er auch zuschlagen. Notfalls, bis er sein Opfer komareif geprügelt hatte.

„Nein, Jona, das kann ich dir nicht sagen. Du würdest ihn verachten, und das ist gefährlich für dich, glaub mir. Der letzte Schüler, der sich ernsthaft mit Ville angelegt hat..." Seine Stimme zitterte, brach ab. Er konnte nicht weitersprechen, vermochte es einfach nicht über seine weißen Lippen zu bringen.

Jona indessen war die Mauer hinabgerutscht, zog nun die Knie an und schlang die in schwarzen Stulpen steckenden Arme darum. Seine vielen Kettchen und Nietenarmbänder ließen ihr weiches Klingeln ertönen, wie jedes Mal, wenn er sich bewegte. Seine beringten Finger strichen über die nackten Oberarme. Dünne Härchen zeichneten sich über die bleiche Haut, und die auslaufenden Striche eines Tattoos am linken Unterarm malten sich sichtbar bis über die Armbeuge.

Es war warm geworden. Jona hatte vor einiger Zeit seine Lederjacke ausgezogen und locker über eine Schulter geschlungen. Er sah auf verwegene Weise fast ein wenig verrucht aus, im Halbschatten des Flurs.

War das der Grund, dass Erik ihn nicht gefährden wollte? Weil es Schmetterlinge in seinem Bauch verursachte, diesen rebellischen jungen Mann anzusehen?

Er wusste, dass Jonas Anwesenheit eine Bedrohung für den Schwarzhaarigen himself war. Er konnte nicht sagen, warum. Er wusste es einfach, seit dem Moment, wo Jona und Ville sich begegnet waren und Jona ihm so frech den Respekt verweigert hatte.

Es war nicht gut, Ville zu vergöttern. Aber schlimmer noch war es, ihn zu verachten oder ihn zu begehren oder gar beides zusammen. Es war schlichtweg lebensgefährlich. Den Beweis hatte es gegeben, es war noch gar nicht lange her...

Erik seufzte und nahm neben Jona Platz. Ein Fehler, wie ihm wenig später bewusst gemacht wurde. Jetzt hatte Jona ihn in der Falle. „Bitte, sag mir, warum Ville auf dem VÄRLD ist. Oder willst du mich ins offene Messer laufen lassen und es mich selbst herausfinden lassen?"

Daran hatte Erik noch gar nicht gedacht, das konnte Jona aus dessen dunklen Augen herauslesen. Er sah, wie es in Eriks Kopf arbeitete, wie er mit sich selbst rang. Konnte er es verantworten, Jona ins Verderben rennen zu lassen? Konnte er es mit seinem Gewissen und seinen Gefühlen vereinbaren, Jona die finstere, verdorbene Wahrheit zu sagen? Er seufzte leise und Jona wurde damit klar, dass er gewonnen hatte. Erik war mürbe gemacht.

„Ville hat..." Ein letztes Zögern, bevor er sich überwinden konnte, es auszusprechen: „Ville ist vor einigen Wochen auf Station B6 umgezogen, weil er angeblich einen Mord begangen hat. Die Beerdigung, von der Fredrik dir vermutlich schon erzählt hat..."

„Nein!", keuchte Jona, der verstanden hatte, und seine Augen spiegelten blankes Entsetzen wider. „Nein, das glaub ich dir nicht!"

„Doch", flüsterte Erik. „Der Schüler hieß Paul Degenhardt. Er hat Ville auf 'ne verdammt ungesunde Art gehasst. Nur um Ville eins auszuwischen, hat Paul sich an Mona herangemacht. Mona gehörte Villes Herz, das war ein offenes Geheimnis. Also hat Paul sie verführt und anschließend dafür gesorgt, dass Ville davon erfährt. Paul und Ville waren sozusagen die stärksten Krieger des VÄRLD, aber letztendlich hat Ville über Paul triumphiert. Ville war so wütend über Pauls Nacht mit Mona... er hat getobt, er hat geschrien, er ist völlig ausgerastet."

Erik hielt kurz inne, um einmal tief durchzuatmen. Es fiel ihm schwer, über das Geschehene zu reden. Aber Jona dachte nicht daran, ihn zu unterbrechen.

„Am darauffolgenden Tag, nach der Verführungsnacht, war Paul plötzlich unauffindbar", fuhr Erik leise fort. „Die Internatsleitung hat ihn schließlich als vermisst gemeldet, und die Polizei hat natürlich das gesamte Umfeld des Internats abgesucht, weil man dachte, Paul sei die Flucht gelungen... Aber dann", er stockte, schluckte hart, „dann hat Mona seine entsetzlich zugerichtete Leiche am See gefunden."

Jona stieß die Luft aus.

„Sein Mörder hat Paul am See aufgelauert und ihm hinterrücks die Kehle aufgeschlitzt, um ihm anschließend, während er verblutend im Gras lag, bei lebendigem Leib das noch schlagende Herz herauszuschneiden. Seine Leiche war blutüberströmt, der Brustkorb offen, eine klaffende Wunde am Hals. Das ist zumindest das, was von den Ermittlungen zu uns Schülern hindurchgesickert ist... Die Mordwaffe wurde nie gefunden, genauso wie Pauls Herz. Man vermutet, dass es irgendein scharfer Dolch war, oder eventuell irgendein Ritualmesser. Ville hat Paul umgebracht, da sind sich selbst die Lehrer sicher. Aber da man es ihm nicht beweisen kann..."

Eriks Stimme verebbte. Schweigend überließ er Jona seinen entsetzt herumwirbelnden Gedanken.

Er hatte sich also einen Mörder zum Feind gemacht, und gleichzeitig...

...gleichzeitig hatte er sich in ihn verliebt, Schlag auf Schlag, auf die erste Begegnung.

„Lass uns umziehen gehen", seufzte Jona matt und bereit, sich dem unausweichlichen Schicksal zu beugen, sich widerstandslos seinen gemischten Gefühlen zu untergeben.

Er wartete gar nicht erst auf Erik und darauf, dass der sich bemühte, sich aufzurichten. Unsportlich blieb eben unsportlich, wie Erik es zum x-ten Male verfluchte.

Jona atmete tief durch und machte sich dann schnurstracks auf den Weg zu seiner Umkleide.

Hell yeah, B6. Also ganz am Ende des Flurs. Und dieser Flur war kein 3-Meter-Spaziergang, nein; dieser Flur war LANG.

Während Jona also einsam wie ein Wolf den verflixten Sporthallenflur hinuntertaperte, gefolgt von Eriks sorgenvollem Blick, sollte das Schicksal seinen endgültigen Lauf einschlagen.

Denn kaum hatte der Schwarzhaarige das ersehnte Ende des Flures erreicht , die Klinke der Tür mit dem Schild „UMKLEIDE JUNGEN, STATION B6" heruntergedrückt und den Raum betreten, nahm sich Ville seiner an.

Nur in schwarzen, hautengen Boxershorts und mit einem unanständig bösen Grinsen auf den Lippen, lehnte Ville locker gegen die Wand, die Arme vor seiner nackten Brust verschränkt. Sein Blick verfing sich in Jonas skeptisch verengten Augen und einen Moment lang schien die Welt ehrfurchtsvoll innezuhalten in ihrer Rotation, nur um sich anschließend doppelt so schnell weiterzudrehen. So kam es Jona jedenfalls vor.

Ville stieß sich von der Wand ab, nickte zwei seiner Freunde knapp zu und sagte dann die verhängnisvollen Worte: „Willkommen auf Internat VÄRLD!" - das Startsignal für seine Bande.

Zwei der Typen, die Jona später „Villes Bodyguards" nennen würde, umklammerten seine Handgelenke, während der Rest einen Kreis um sie und Ville zog, der sich ihm langsam näherte.

Jona versuchte, sich halbherzig zu wehren. Zwecklos. Die beiden finsteren Typen waren stärker.

„Frischfleisch auf unserer Station." Villes Augen glänzten unheilverkündend. Er leckte sich über die Lippen, streifte dabei mit der sicherlich nicht mehr jungfräulichen Zunge das Piercing an seiner Unterlippe. Sein Blick verfinsterte sich auf irgendwie verdammt anziehende Art und Weise, das Grinsen wurde breiter. „Ich würde sagen, lasst den Spaß beginnen. Fangen wir an mit dem Begrüßungsriten für unseren schnuckeligen *Neuzugang*..."

---

Wie war das? Sportunterricht macht Spaß? Jona sollte sich merken, dass er mit Erik noch ein Hühnchen zu rupfen hatte.

Nachmittagsunterricht.

Postmoderne Folter.

Die Sonne brannte mehr als erbarmungslos vom Junihimmel, im Schatten waren es bestimmt 35°C und höher und, Jona keuchte, Leichtathletik war sowieso noch NIE seine Stärke gewesen... Hilfe.

Verfolgt von Villes hungrigen Blicken quälte er sich mit dem verf-...luchten Hürdenlauf ab, fest entschlossen, sich nicht noch einmal vor ihm so dermaßen erniedrigen zu müssen wie vorhin in der Umkleide. Niemand war da gewesen, um ihm zu helfen: Er allein gegen ein Dutzend Muskelprotze und Hünen. Das würde er Ville NIEMALS verzeihen, never never ever!!!

Und - das hatte er sich geschworen - er würde blutige Rache üben, auf dass Ville ihn nie wieder vergessen und in Zukunft vor ihm Respekt haben würde!

...to be continued!

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Anonymous
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5 Kommentare
AnonymousAnonymvor etwa 10 Jahren
Awwww.... richtig gut

Wirklich gut. Ich mag besonders die frechen Gedanken *hihihihi*

Freue mich die Fortsetzung.

galdranorngaldranornvor mehr als 10 JahrenAutor
lieben dank...

...für die kommentare! ich freu mich sehr darüber :)

verzeiht, dass ich euch so lange hab warten lassen. teil zwei lauert inzwischen auf freischaltung ;)

liebe grüße!

galdranorn

AnonymousAnonymvor mehr als 10 Jahren
Wann gehst weiter ??

Der anfang hat mich total süchtig gemacht... ich hoffe bald erscheint der nächste teil... :)

rosettenfreakrosettenfreakvor mehr als 10 Jahren
Glänzend geschrieben...

...für eine "Jugendsünde."

Normalerweise lese und kommentiere ich Stories aus dieser Rubrik nicht.

Das hat nen einfachen Grund: Die Kategorie interessiert mich nicht.

Aber wenn "galdranorn" in dieser Kategorie schreibt, wird natürlich ne Ausnahme gemacht.

Ne Ausnahme, die sich gelohnt hat.

Mal schauen, was in diesem "Höllenkerker" (dem Internat) noch so passieren wird???

lg

LIT-RANICKI "Rosi" (Johannes)

LittleHollyLittleHollyvor mehr als 10 Jahren
Wann ...

... kommt der nächste Teil =) ????

Der Anfang macht gierig auf mehr!

LG LittleHolly

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