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Anita und wir Episode 07.2

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* * *

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag", sagte Lisa und gab Kay einen Kuss auf die Stirn.

"Danke schön", meinte Kay. "Hast du denn auch ein Geschenk für mich?"

Lisa blickte an sich herunter. Sie trug wie immer den orangenen Bikini und hob wie so oft ihre Brüste an, um auf ihre Größe hinzuweisen. "Sieht das so aus, als könnte ich hier etwas verstecken?"

"Äh ..." Kay wurde mit einem Schlag hochrot. "Ich dachte ..." Sein Blick hing wie gebannt in ihrem Schritt.

Lisa blickte noch tiefer und holte Luft. Dann schaute sie sich um. "Ich glaube, ich muss dir auch noch mein letztes Geheimnis erzählen. Hoffentlich läufst du nicht schreiend davon."

"Hast du etwa einen Tumor?"

"Nein. Komm setzen wir uns."

Damit verschwand wenigstens die seltsame Schwellung aus seinem Sichtbereich und ihre Brüste, denn sie hatte die Arme darüber gekreuzt.

"Ich ... Es ist nicht leicht. Ich bin anders. Ich bin kein richtiges Mädchen."

Ihr Gesicht zeigte Verwirrung, Angst und Schmerz. Kay beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Was es auch ist. Du bist und bleibst meine Freundin."

Sie lächelte schwach. "Eigentlich bin ich dein Freund und nicht deine Freundin."

Kays Atem stockte. "Willst du sagen, du bist ein Junge?"

Sie senkte den Kopf und nickte langsam.

"Und das da unten ist ein ... Glied?"

"Du darfst auch gerne 'Schwanz' sagen."

Kay grinste. "Den Ausdruck behalte ich erst einmal für mich. Und deine ... deine Brüste?"

"Sind künstlich. Deswegen waren sie schon letztes Jahr so groß und bleiben es auch."

"Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht. Sie ... sie passen irgendwie zu dir."

"Danke schön. Ich hatte einen guten Arzt."

"Und du ... äh ... fühlst dich aber wie ein Mädchen? Das ist seltsam."

Lisa lachte humorlos auf. "Erzähl mir mal was Neues. Ich war schon im Waisenhaus 'seltsam'."

Kay griff nach ihrer Hand. "Nein, nicht du bist seltsam. Du bist mein Freund ... nein ... meine Freundin." Er grinste verlegen. "Okay. Doch ein bisschen seltsam."

* * *

"Siehst du", sagte Jessica. "Lief doch sehr gut."

"Viel besser als mein wahres Leben", warf Lisa über den Lautsprecher ein. "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir schon viel früher richtige Brüste besorgt."

"Du weißt", sagte Dorothea, "dass kein Arzt so etwas bei einem fünfzehnjährigen Mädchen gemacht hätte. Selbst wenn dich irgendjemand adoptiert hätte. Der Unterschied liegt auch nicht an den Brüsten, sondern an deiner Einstellung. Du hast dich inzwischen selbst akzeptiert."

Lisa antwortete nicht.

"Wie machen wir jetzt weiter?", fragte Jessica.

"Erstmal wie gehabt. Wir spielen ihm den Traum den Rest der Nacht ein. Dann ... warten wir erst einmal auf seinen Test von morgen früh. Also, Lisa, du kannst schlafen."

"Tut sie schon. Und träumt", sagte Jessica. "Wahrscheinlich von einem süßen Jungen in knapper Badehose. Auf jeden Fall lächelt sie zufrieden."

"Ich würde ja schon mal gerne bei ihr Mäuschen spielen", stellte Dorothea fest.

* * *

"Du bist ja wie ich", sagte Lisa erstaunt.

"Nicht ganz", widersprach die überwältigende Frau vor ihr, deren hautenge, schimmernde Kleidung sowohl ihre enormen Brüste als auch die Schwellung in ihrem Schritt hervorhob. "Ich bin deine Zukunft. Ich bin ganz Frau und ganz Mann. Ich kann Kinder kriegen und Kinder zeugen. Ich kann echten Sex mit Frauen und Männern haben."

Eifersucht durchfuhr Lisa. Diese Frau war im Verhältnis zu ihr eine Göttin, genau wie in dem ersten Traum. Moment Mal. Dann war das hier aber auch ein Traum. Kein Grund, eifersüchtig auf eine Traumgestalt zu sein.

"Dann bist du eine Futanari?"

Sie lachte auf. "So nennen die Japaner die Porno-Version von uns. Ich bin mehr für 'Pansexuell'."

"Also eine Art Idealbild, was Menschen in der Zukunft sein könnten."

"Sehr gut erkannt. Also: Auch, wenn du nicht vollkommen bist, hast du keinen Grund für Minderwertigkeitsgefühle. Du bist der Anfang der Zukunft für die Menschheit."

* * *

"Szene Sechzehn", sagte Dorothea ins Mikrophon. "Klassenfahrt."

"Szene Sechzehn", murmelte Kay aus dem Lautsprecher. "Die Hütte auf der Ehrwalder Alm. März. Letzter Abend der Klassenfahrt. Ich bin gerade siebzehn."

* * *

"Ihr Mädchen dürft doch keine Jungs auf ihrem Zimmer besuchen", sagte Kay grinsend. "Und umgekehrt."

Lisa blickte sich demonstrativ um. "Ach? Und wo sind all deine Zimmergenossen?"

"Ich will es gar nicht wissen."

"Gollo hat den Punsch mit Obstler aufgefüllt, den die Lehrer getrunken haben. Mayer und Konrad sollten eigentlich Wache sitzen, sind aber eingepennt."

"Ich weiß. Und die Jungs haben beschlossen, jeder ein Mädchen flachzulegen."

"Und die Mädchen haben Zettel mit Namen gezogen, um zu sehen, wer wen bekommt."

"Und du hast meinen?"

Lisa hob das Stück Papier wie eine Trophäe über ihren Kopf. "Petra, Cora und Lara haben versucht ihn zu kriegen, aber ich war schneller."

"Wow!" machte Kay. "Ich wusste nicht, dass ich so begehrt bin."

"Kay", sagte Lisa ernst. "Du siehst gut aus, und jeder sieht dir an, dass du regelmäßig trainierst. Du rauchst nicht, trinkst nicht und nimmst keine Drogen. Du bist beliebt. Jedes Mädchen würde mit dir schlafen wollen, selbst die mit einem festen Freund."

"Wow!", wiederholte Kay. "Wow!"

"Weißt du", sagte Lisa, während sie sich neben ihn aufs Bett legte, "was ich am meisten an dir liebe, ist deine Bescheidenheit."

Kay küsste sie auf den Mund. Es war ein langer, gefühlvoller Kuss. "Ich liebe alles an dir", sagte er danach.

"Und das, obwohl du noch nicht einmal meine Brüste gesehen hast, geschweige denn meinen ..."

Kay verschloss ihr den Mund mit einem weiteren Kuss. Zungen trafen sich und spielten miteinander. "Es ist eine ganz andere Art von Liebe", sagte er viel später. "Ich liebe deine Art, die Tatsache, dass du mich damals aus meiner Depression geholt hast, einfach, indem du für mich da warst. Ich muss deine Brüste nicht sehen, um dich zu lieben."

"Jetzt flunkerst du aber. Gib's zu."

Kay wurde ein kleines bisschen rot. "Äh ... ja?"

Im nächsten Moment hatte Lisa sich aufgesetzt und zog ihr T-Shirt über den Kopf. Sie trug nichts darunter.

Kay starrte. Ihre Brüste waren ... einfach schön. Nicht so perfekt wie die der Mädchen im Internet, über die Lisa und Kay sich immer wieder amüsiert hatten. Die Brustwarzen waren so klein wie seine eigenen, nicht so groß wie die der meisten Models. Der dunkelbraune Bereich darum war so groß wie ein Zwei-Euro-Stück. Die Brüste hingen ein wenig herunter, waren nicht hundertprozentig gleich groß, und die Warzen zeigten frech nach oben. Natürlich sahen sie aus, nicht künstlich.

Kay merkte, dass Lisas nachdenklicher Blick auf ihm ruhte, und mit einem Moment war ihm klar, was sie wollte. Er öffnete den Gürtel seiner Jeans.

"Du musst das nicht tun", sagte Lisa leise. "Das wollte ich nicht."

"Aber du würdest ihn gerne sehen, nicht?"

Sie nickte wortlos, und Kay zog Jeans und Unterhose mit einem Ruck herunter. Er fühlte seinen Schwanz ins Freie springen. Natürlich war er schon hart geworden, als Lisas Brüste noch hinter dem T-Shirt-Stoff versteckt waren. Allein der Gedanke hatte ihn heiß gemacht.

Er blickte nicht nach unten, sondern nur in Lisas Gesicht. Sie lächelte, und dann leckte sie sich über die Lippen.

"Nein", sagte er grinsend. "So weit gehen wir nicht. Noch nicht."

"Aber", sagte sie mit einem halben Lächeln, "du hättest nichts dagegen, auch wenn du weißt, dass ich ein Junge bin. Ein intersexueller Transvestit."

"Lisa", sagte er. "Mir ist es schießegal, welches Schild man dir umhängt. Für mich zählt nur, dass du mein Freund bist. Wenn du meinen Schwanz in deinem Mund haben willst, werde ich dich nicht daran hindern. Ich liebe dich."

* * *

"Verdammt, verdammt, verdammt", brach es aus Dorothea heraus. Sie hieb mit der Faust auf einen roten Knopf. "Er ist wach, schon seit drei Minuten. Jetzt haben wir es echt verbockt."

"Na und?", meinte Jessica. "Er weiß doch, dass wir ihm künstliche Träume zuspielen."

"Er wird sich an sie erinnern. Und das nicht mehr als 'das Mädchen, das meine Freundin war' sondern als Lisa, von der er sogar genau weiß, wie ihre Brüste aussehen."

"Schadet doch auch nichts", meinte Lisa. "Ich bin nach der Fallstudie weg, habe einen Allerweltsnamen, und er weiß nicht, wo ich wohne. Außerdem denkt er doch sowieso, dass ich eine animierte Figur bin. Ihr habt ja schließlich lange genug darüber diskutiert."

"Ich bin ziemlich sicher, dass er den Unterschied zwischen einer Kunstfigur und einem eingescannten Modell erkennen kann, wenn er drei Minuten Zeit hatte, dich so intensiv zu mustern wie er das gerade getan hat."

"Aber er hat doch keine echten Vergleichsmöglichkeiten."

"Wir beenden die Aktion. Wir hätten sowieso nur noch zwei Szenen gehabt, und ich denke nicht, dass er noch viel erwachsener reagieren kann als gerade eben."

Sie blickte auf den Monitor. "Er schläft wieder. Wir spielen ihm heute Nacht die vorletzte Szene noch ein paarmal vor, dann denkt er vielleicht, dass er nur geträumt hat wach zu sein."

* * *

Freitag. Kay stand auf Bahngleis 11, die Tasche am langen Arm, bereit, seinen Eltern entgegenzutreten. Die letzten Tage nach Abschluss der Studie waren fast wie in Trance an ihm vorbeigeflogen.

Das Gleis war derzeit noch von einem Nahverkehrszug blockiert. Seiner hätte eigentlich schon kommen sollen, stand aber momentan mit dreißig Minuten Verspätung auf dem Plan. Für Freitagnachmittag war das noch nicht einmal viel.

Er hätte ja den Reader in die Jackentasche stecken sollen, aber — wie gesagt wie in Trance — er hatte alles in die Sporttasche gestopft. Und hier auf dem Bahnsteig würde er nicht anfangen, darin herumzuwühlen.

Also ließ sie er Blick in die Ferne schweifen, genauer gesagt, auf die Oberfläche des Zuges vor ihm und darüber hinaus, dort, wo in seiner Vorstellung Lisa stand, mit ausgebreiteten Armen und "Kay, Kay", murmelte.

Der Zug setzte sich in Bewegung, doch Kay bekam das gar nicht mit. Schade, dass die Frau nur im Computer existierte.

Der letzte Wagen fuhr vorbei, und Kay konnte die Menschen sehen, die auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig standen und auf ihren Zug warteten.

* * *

Lisa stand auf Bahngleis 12. Der Zug zurück nach Erfurt würde bald einlaufen. Die drei Wochen in Frankfurt waren die seltsamsten ihres Lebens gewesen.

Und das hieß etwas, nach allem, was sie schon mitgemacht hatte.

"Lisa?"

Sie kannte diese Stimme. Sie kannte auch das Gesicht, das auf dem anderen Bahnsteig stand. Scheiße! Das ist doch echt zu viel Zufall. Am besten tue ich so als hätte ich ihn nicht gehört.

Sie wandte ihren Kopf nach links, wo der Zug bald einfahren sollte. Aus den Augenwinkeln sah sie Kay winken, hörte ihn noch zweimal "Lisa" rufen.

Dann lief er los.

Lisa hatte fast zehn Minuten gebraucht, um auf dem langen Gleis bis zu der Stelle zu kommen, wo die Waggons der ersten Klasse hielten. Und da Frankfurt ein Kopfbahnhof war, würde es einige Zeit dauern, bis Kay hier sein konnte. Länger als der Zug, der jetzt am Horizont auftauchte.

Umso mehr war sie erstaunt, als der Student schon nach nur zwei Minuten ankam. Da gab es wohl auch eine kürzere Verbindung.

"Lisa?"

"Bitte? Kennen wir uns?"

"Natürlich. Ich dachte du wärst nur eine virtuelle Figur. Aber sie brauchten ja schließlich eine Vorlage. Du bist echt! Darf ich ... darf ich dich berühren?"

"Kay", sagte Lisa und bemerkte im selben Moment ihren Fehler. Doch jetzt war das Kind schon im Brunnen. Sie holte Luft. "Ja", sagte sie. "Ich bin Lisa. Wir sollten uns nicht sehen. Du solltest eigentlich überhaupt nicht wissen, was du geträumt hast."

"Aber du bist echt. Alles an dir?"

Lisa holte tief Luft. Sie wusste ganz genau, was er meinte. "Meine Klamotten waren virtuell, die Räume. Alles virtuell."

"Aber du." Er blickte sich um. Sie hatten schon das Interesse der umstehenden Leute erregt. "Alles an dir?"

Der Zug hielt mit quietschenden Bremsen.

"Ich muss auf meinen Zug." Doch das half nichts. Kay stand vor ihr wie ein kleiner Welpe, dem man den Knochen weggenommen hatte. "Ich wohne nicht hier, wir werden uns nie wiedersehen. Was nutzt es dir, wenn du es weißt?"

"Ich ... Ich ..."

"Dachte ich mir. Du hast dich in eine virtuelle Figur verliebt. Sie existiert nicht. Hat noch nie existiert. Vergiss sie. Vergiss mich."

"Bitte!"

Lisa stieg auf die erste Treppenstufe. Kay stand immer noch da mit demselben flehenden Blick.

Sie konnte nichts sagen, sondern rannte in ihr Abteil und warf sich auf den Sitz. Dann begannen ihre Tränen zu strömen.

Teil 4: Nachwehen

Ein halbes Jahr später hatte Kay endlich alles zusammen, was er brauchte. Nach dem Debakel mit Lisa auf dem Frankfurter Bahnhof hatte er eine Entscheidung getroffen. Er würde sich ändern. Er würde sich anstrengen.

Entweder, um Lisa wiederzusehen und sie davon zu überzeugen, dass er es wert war, ein Freund zu sein ... und hoffentlich mehr.

Oder, um eine so perfekte Imitation von ihr in seinem Computer zu haben, dass er das Original nicht brauchte.

Der erste Schritt zu beidem war derselbe: Er setzte sich mit AniTekCo in Verbindung, deren Firmenlogo auf dem Tablet geprangt hatte, das er während der Fallstudie benutzt hatte. Er zeigte sich interessiert an deren Entwicklungen und bat um die Betreuung bei seiner Masterarbeit.

Viele Firmen taten das, und auch AniTekCo zeigte sich nicht abgeneigt. Einen Monat später hatte er eine Praktikumsstelle, vorerst für drei Monate.

Natürlich konnte Kay nicht direkt Zugriff auf die sensitiven Bereiche bekommen, wo die Programme gespeichert waren, die für die Fallstudie benutzt worden waren. Natürlich dauerte es seine Zeit, bis er soweit in der Firma bekannt war, dass er dem Systemadministrator auf die Finger schauen konnte, als der sein Passwort eingab.

Doch danach war alles einfach. Die Verzeichnisse waren — nach ein paar Optimierungen seinerseits — gut organisiert, und auch wenn personenbezogene Daten anonymisiert waren; er erinnerte sich gut genug an seine "Träume", um von der Kleidung, die Lisa getragen hatte, auf deren Verwendung zu kommen und von dort auf die Dateien, in der sie selbst gespeichert war.

* * *

"Wie macht er sich?", fragte Jessica.

"Wie du vermutet hast", antwortete Bryan Dante grinsend. "Er ist gut. Er hat bei Tony social engineering benutzt, um an sein Passwort zu kommen. Tony weiß schon, dass er unsere nächste Firmenfeier ausrichten muss. Das sollte ihm eine Lehre sein."

Jessica lachte auf. "Kay ist erwachsen geworden."

"Er hat einen Crawler geschrieben, der all unsere Bilder und Videoschnipsel selbstständig indiziert hat, und dann hat er mit ein paar Stichworten zielstrebig Lisas Modell gefunden."

"Wir haben uns das Programm und den Index kopiert", warf Thora Jorgenson ein, "bevor er ihn wieder gelöscht hat. Das Ding ist wirklich gut strukturiert und viel schneller als unser alter Katalog."

"Wie lange sollen wir ihn denn noch machen lassen?", fragte Bryan.

"Ich will wissen, was er mit der virtuellen Lisa vorhat. Wenn es ihm nur um virtuellen Porno geht, wäre ich enttäuscht. Vielleicht will er irgendwie rauskriegen, wo sie wohnt. Das wäre schon eine Leistung."

"Erfurt ist doch nicht so groß."

"Er weiß nur, dass sie in den Zug in Richtung Leipzig gestiegen ist. Erfurt ist nur ein Zwischenhalt.

Andererseits wäre es Dorothea am liebsten, er würde irgendwann sein Versagen eingestehen. Das würde wirklich beweisen, dass er erwachsen geworden ist."

* * *

Kay steckte in einer Sackgasse. Er hatte den Beweis, dass er am Bahnhof nicht geträumt hatte. Lisas Modell war viel detaillierter, als es für die Traumsequenzen nötig gewesen wäre. Sie hatten sie nicht gebaut, sondern von der lebenden Lisa gescannt. Inklusive des Penis. Es gab sogar eine hochaufgelöste Videosequenz, wie er sich aufrichtete.

Kay hatte ein kleines Programm geschrieben, das die Sequenz vor- und rückwärts in einer Schleife laufen ließ, aber das war nun wirklich nicht befriedigend. Seine ursprüngliche Idee, sich eine virtuelle Freundin zu bauen, erschien ihm inzwischen genauso fad.

Er könnte natürlich Dorothea aufsuchen und sie versuchen zu überzeugen, ihm Lisas Adresse zu geben. Vielleicht sollte er ihr einfach die Wahrheit sagen ...

* * *

"Ich habe schon wieder geschummelt", eröffnet Kay das Gespräch.

Diesmal saß ihm neben Dorothea eine andere, wohl etwas jüngere, Frau gegenüber. Wenn er hätte raten müssen, handelte es sich wohl um ihre Ehefrau Jessica. Doch sie hatte sich ihm nicht vorgestellt, und blickte ihn nur an, ohne eine positive Emotion zu zeigen.

"Und wobei diesmal?", fragte Dorothea.

"Ich ... ich habe mich bei der Softwarefirma beworben, die die Animationen für eure Traumsequenzen produziert hat."

"AniTekCo?", warf die andere Frau ein.

"Ja, ich wollte, dass sie meine Masterarbeit betreuen."

"Und wie läuft es damit?"

"Letzte Woche fertig geworden. Thora ... Frau Jorgenson, die Chefin, hatte mir vorgeschlagen, etwas in Richtung 'Effiziente Katalogisierung von Bildern und Videoclips' zu machen. Ich vermute, sie hat mitgekriegt, dass ich mich vorher in ihre Sammlung gehackt hatte."

"Um Clips zu klauen?", kam die kalte Anschuldigung.

"Nein ... ja. Aber nur einen ganz bestimmten."

"Aha?"

"Den von Lisa. Ich wollte wissen, ob sie wirklich existiert."

Dorothea runzelte die Stirn. "Hast du sie nicht angeblich am Bahnhof getroffen?"

Kay zuckte die Schultern. "In den Tagen nach dem Ende meiner ... äh ... Sonderbehandlung stand ich etwas neben mir. Ich hatte plötzlich zwei verschiedene Erinnerungen in meinem Kopf. Eine mit und eine ohne Lisa."

Dorothea öffnete den Mund.

"Ihr könnt nichts dafür", blockierte Kay ihren Protest. Er grinste verlegen. "Es ist alles meine Schuld. Ich habe etwas genommen vor dem letzten Versuch, das mich mittendrin aufgeweckt hat."

"Scheiße", murmelte Dorothea. "Und ich dachte die ganze Zeit ..."

Jessica blickte ihn wütend an. "Warum hast du das nicht früher gebeichtet? Wir haben uns echt Sorgen gemacht."

Kay lachte auf. "Weil ich ein Idiot war? Ich hätte ja auch das Angebot annehmen können, nochmal mit Anita zu reden."

"Und jetzt kommst du zu uns, weil ..."

"Ich ... ich erinnere mich immer noch an Lisa. Ihr Lächeln, ihre ganze Art. Ich habe immer noch die zwei Erinnerungen an meinen ersten Schultag nach Kays Tod. Einmal die, wo alle mich nur wie einen Zombie angestarrt haben, und die andere, wo mich plötzlich dieses fröhliche Mädchen angrinst, das keine Eltern hat und alleine in einer Wohnung leben muss."

Er grinste verlegen. "Außerdem steht immer noch ihr Angebot aus, mir ihren Penis zu zeigen."

"Den kennst du doch inzwischen", stellte Jessica fest. "In 3-D und Farbe."

"Ich ... ihr ..."

"Wir haben auch geschummelt", sagte Jessica, plötzlich lächelnd. "Wir haben dich die ganze Zeit beobachtet."

"Du wolltest ja nach der Studie nichts mehr von uns wissen", fuhr Dorothea fort. "Und das war alles so experimentell. Wir hatten Angst, wir hätten irgendwas verschlimmert."

"Deswegen war ich ja so froh, dass du dich direkt an meine Firma gewandt hast."

"Du ... du bist Jessica deVille, ja? Dir gehört die Firma?"

"Nur ein Anteil. Aber ich arbeite hier, und wir sind dann ja Kollegen."

"Kollegen? Wollen die ... wollt ihr mich einstellen?"

"Bryan und Thora wollten dich von Anfang an haben. Ich habe in Personaldingen keine Stimme."

Kay nickte langsam. So viele Dinge machten jetzt Sinn, die er nicht verstanden hatte. "Tony ..."

"Der hat seine Strafe verdient. Er hätte dich niemals auf seine Tastatur schauen lassen dürfen. Mach dir wegen ihm keinen Kopf. Geh einfach mit zum nächsten Lasertag-Event und lass dich von ihm ein paarmal abknallen."

"Und Lisa?"

"Wir sagen ihr, dass du endlich zu Kreuze gekrochen bist, und geben ihr deine Handynummer. Sie will dich schon die ganze Zeit einmal anrufen. Sie vermisst dich nämlich auch."