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Bums die Braut 01

Geschichte Info
Eine unerwartete Hochzeitseinladung nach 15 .
5.6k Wörter
4.53
27.6k
16

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 06/13/2023
Erstellt 02/22/2023
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Vorschau: Mike erhält ganz unerwartet eine Hochzeitseinladung von seiner früheren Mitstudentin Caro. Während er sich darüber freut, kommt seiner Freundin die Sache seltsam vor. Schließlich hat Mike seit einem Jahrzehnt nichts mehr von Caro gehört. Außerdem verbindet die beiden mehr, als nur das gemeinsame Studium.

Achtung: Wie bei meinen Geschichten üblich dauert es etwas, bis es zur Sache geht. Wer also eine reine Wichsgeschichte sucht, muss sich hier etwas in Geduld üben.

**********

Kapitel 1

Das Vibrieren meines Handys weckte mich.

Schlaftrunken tastete ich danach und schaltete es ein. Halb zwei in der Früh, zeigte der Systembalken an und eine neue WhatsApp. Verwirrt überflog ich den Namen des Absenders.

Caro? Welche Caro?

Mein Gehirn befand sich noch im Tiefschlafmodus und brauchte ein paar Augenblicke, bis die Zahnrädchen anliefen. Schließlich machte es Klick! Caro war eine meiner Kommilitoninnen an der Uni gewesen, und für ein Semester hatte sie sogar bei mir in der WG gewohnt. Bei dem Gedanken an die quirlige, lebensfrohe Physikstudentin musste ich lächeln. Wie lange war das jetzt her? 15 Jahre? Und wann hatten wir uns das letzte Mal gesehen? Musste auch schon wieder zehn Jahre her sein. Wie schnell die Zeit verging. Neugierig öffnete ich die Nachricht.

»Hi Mike! Wie geht's? Ich hoffe, du/ihr habt am ersten Samstag im September noch nichts vor. Da findet nämlich unsere Hochzeit statt. Magst du mir eure Adresse schicken, dann kommt in den nächsten Tagen die Einladung mit der Post. Liebe Grüße Caro 😘«

Verwundert blickte ich auf den Text und rechnete kurz nach. Der Termin war bereits in zwei Wochen. Das schien mir etwas knapp für eine Hochzeitseinladung. Andererseits war ich auch kein Fan von diesem ewig im Voraus Planen. Eine Bekannte hatte mir einmal eine Save-The-Date-Karte zwei Jahre vor der Hochzeit überreicht. Die Trauung fand dann aber nie statt, da sie am geplanten Tag ihr erstes Kind zur Welt brachte - allerdings von einem anderen Mann, nachdem sie sich vom ursprünglichen Bräutigam bereits ein Jahr davor getrennt hatte. Da war mir eine spontane Einladung doch deutlich lieber.

Ich überlegte, ob Tamara und ich für das erste Septemberwochenende schon etwas geplant hatten, war mir aber nicht sicher. Bei uns waren Tamara und ihr unberechenbarer Terminkalender für die Koordination der Wochenenden zuständig. Ich blickte auf den blonden Haarschopf, der neben mir unter der Bettdecke hervorlugte und kaum hörbar schnarchte. Ich würde sie morgen fragen.

Ich schaltete das Smartphone aus und legte es wieder auf den Nachttisch.

Wie Caro wohl jetzt aussah mit Ende dreißig? An der Uni war sie ein kleines, zierliches Mädchen mit schokobraunen Haaren gewesen; unscheinbar auf den ersten Blick, aber mit einer frechen, heiteren Art, wenn man sie einmal besser kannte. Für Make-up und Mode hatte sie sich nie interessiert. Ihre Welt waren Bücher, Formeln und Gleichungen gewesen. Das lebende Klischee einer Bibliothekarin. In den Vorlesungen hatte sie immer ganz vorne gesessen. Außerdem hatte sie alle Übungen selbst gerechnet, während die meisten unseres Jahrgangs - mich eingeschlossen - eher auf die Lösungen vom Vorjahr und den Kopierer gesetzt hatten. Sie hatte alle Klausuren beim ersten Antritt geschafft und ihren gesamten Alltag in Checklisten organisiert. Und sie war eine der wenigen gewesen, die das Physikstudium in der Mindestdauer abgeschlossen hatte.

Aber es hatte noch eine zweite Seite an Caro gegeben, von der niemand aus unserem Jahrgang hatte wissen dürfen. Ich musste an die gemeinsame WG-Zeit denken. Es war nur für ein Sommersemester gewesen. Eine spontane Notlösung, da mein eigentlicher Mitbewohner Hannes kurzfristig einen Platz an einer schottischen Uni für ein Auslandssemester ergattert hatte. Zur gleichen Zeit hatte Caros Vermieter überraschend Eigenbedarf angemeldet. So war es naheliegend gewesen, dass Caro vorübergehen bei mir untergekommen war.

Nur eine Notlösung? Ich spürte, wie sich ein Lächeln in mein Gesicht schlich und immer breiter wurde, bis es von einem Ohr zum anderen reichte. Ich hoffte wirklich, dass meine Freundin und ich noch nichts geplant hatten. Ich würde mich ehrlich freuen, Caro nach all den Jahren wiederzusehen.

Kapitel 2

»Welche Caro?«, fragte mich meine Freundin am nächsten Morgen, nachdem ich ihr von der nächtlichen WhatsApp berichtet hatte.

Tamara hatte gerade ihre hellbraune Handtasche für die Arbeit gepackt und durchsuchte nun hektisch - wie jeden Tag - die halbe Wohnung nach ihrem Schlüsselbund. Ein Blick auf die Wanduhr verriet mir, dass sie außerdem zu spät dran war - wie jeden Tag. Plötzlich hielt sie in der Suche inne und riss ungläubig die Augen auf.

»Warte, reden wir hier von DER Caro?«

Ich nickte.

»Deiner prüden Mitbewohnerin aus der Studienzeit?«

Noch ein Nicken.

»Der Blow Job Caro?«

Ein weiteres Nicken.

»Und sie hat uns zu ihrer Hochzeit eingeladen?«

Langsam fühlte ich mich wie ein Wackeldackel, als ich zum vierten Mal nickte.

»Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«

»Keine Ahnung, muss ein Jahrzehnt her sein«, antwortete ich und zog ihren Schlüsselbund aus der kleinen Box neben der Eingangstür, in der wir unsere Schlüssel aufbewahrten.

Mit vorwurfsvollem Blick, fast so als hätte ich ihn dort vor ihr versteckt, riss sie mir den Bund aus der Hand und warf ihn in ihrer Handtasche.

»Ein Jahrzehnt«, wiederholte Tamara nachdenklich, »also kurz bevor wir uns kennengelernt haben.«

Sie schlüpfte in ihre olivgrünen Sneakers und angelte sich die dünne Sommerjacke vom Haken.

»Und jetzt schickt dir diese Caro einfach so aus heiterem Himmel mitten in der Nacht eine Nachricht und lädt uns zu ihrer Hochzeit ein«, fasste sie noch einmal das Offensichtliche zusammen. Dabei betrachtete sie mich mit hochgezogener Augenbraue. »Bist du dir sicher, dass du nicht hinter meinem Rücken regelmäßig mit ihr schreibst?«

»Jetzt hast du mich erwischt«, antwortete ich betont ernst. »Sie ist meine heimliche WhatsApp-Geliebte. Manchmal tauschen wir sogar schmutzige Emojis und Sonderzeichen aus.«

»Also nicht«, sagte meine Freundin ohne meinen, wie ich fand, durchaus cleveren Kommentar ausreichend zu würdigen. Stattdessen murmelte sie: »Das ist seltsam.«

»Tamara, das hier ist kein Kriminalfall und du bist kein Fernsehdetektiv mit der Lizenz mich stundenlang zu verhören. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob wir an diesem Wochenende Zeit haben, und ob ich Caro zusagen soll oder nicht.«

»Jetzt stress nicht«, schnaubte meine Freundin unwirsch, zog aber ihren kleinen, pinken Kalender aus der Handtasche und schlug ihn auf. »Das kommende Wochenende sind wir Wandern in Kärnten und in drei Wochen sind wir bei deinen Eltern. Aber am ersten September-Wochenende haben wir noch nichts vor.«

Ich wusste weder, dass wir ein Wanderwochenende noch einen Besuch bei meinen Eltern geplant hatten. Aber was war schon meine Erinnerung gegen den allmächtigen Kalender meiner Freundin. Deshalb sagte ich nur: »Gut, dann sag ich Caro also zu.«

Tamara notierte den Termin in ihrem Kalender und verstaute ihn wieder in ihrer Handtasche. Dabei streifte ihr Blick die Wanduhr und sie fluchte. Schnell drückte sie mir einen Abschiedskuss auf die Lippen und dann war sie auch schon aus der Wohnung.

Ich schaute meiner Freundin grübelnd nach. War sie jetzt eifersüchtig, weil uns meine ehemalige Studienkollegin zu ihrer Hochzeit eingeladen hatte?

Ich zuckte mit den Schultern und ging in die Küche. Ich hatte noch etwas Zeit, um mein begonnenes Frühstück in Ruhe zu beenden, bevor auch ich ins Büro musste - also ein Zimmer weiter. Es lebe das Home Office!

Kapitel 3

Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee und verzog das Gesicht. Tamaras endloses Verhör hatte dazu geführt, dass dieser nun kalt war und abgestanden schmeckte. Meine Freundin und ihre Paranoia. Angewidert schüttete ich den Kaffee weg und holte stattdessen mein Handy heraus. Ich öffnete WhatsApp und gab Caro Bescheid, dass wir kämen und ich mich schon freue, sie einmal wiederzusehen. Die Antwort meiner ehemaligen Mitbewohnerin kam umgehend in Form eines schlichten Kuss-Emojis. Oh la la, dachte ich grinsend, was wohl Tamara in dieses knappe Emoji alles hinein interpretieren würde. Auf jeden Fall neues Futter für ihre Verschwörungstheorien.

Gerade als ich WhatsApp wieder schließen wollte, fiel mein Blick auf das kleine Profilfoto links oben im Chatverlauf. Ich vergrößerte es. Das Foto zeigte Caro, ihren zukünftigen Ehegatten und drei kleine Mädchen. Alle fünf standen vor einem großen Bauernhof, trugen Tracht und strahlten um die Wette in die Kamera. Eine Vorzeigefamilie wie aus dem Beispielkatalog eines Fotostudios. Die älteste Tochter schätzte ich auf sechs und die jüngste auf vielleicht zwei. Von ihrem Vater hatten sie das volle, runde Gesicht und von der Mutter die freche Stupsnase geerbt.

Ich betrachtete Caro genauer. Abgesehen von einigen Fältchen um die Augen hatte sie sich praktisch nicht verändert. Fast hatte ich den Eindruck, dass mich auf dem Foto nicht die stolze Mama von drei Töchtern anlächelte, sondern die quirlige Studentin mit den schokobraunen Haaren aus der ersten Reihe, von der alle die Mitschriften kopiert hatten, wenn eine Klausur angestanden war.

Caro trug auf dem Foto sogar noch das Piercing, das sie sich stechen hatte lassen, kurz nachdem sie in die WG gezogen war. Auf dem bäuerlichen Familienfoto stach es heraus wie ein roter Farbklecks auf einem Schwarz-Weiß-Foto. Ich konnte mich noch gut erinnern, als sie eines Abends mit dem silbergrauen Metallstecker in der Unterlippe in die Wohnung kam. Sie habe einmal etwas Wildes und Spontanes machen wollen, hatte sie mir damals voller Stolz erklärt. Diese rebellische Ader war allerdings nur von kurzer Dauer gewesen, von sehr kurzer Dauer. Schon am nächsten Tag hatte sie ihre überstürzte Entscheidung bereut. Aus Angst vor der Reaktion ihrer Eltern und dem möglichen Gerede im Heimatdorf hatte sie sogar einige Tage überlegt, das Piercing wieder entfernen zu lassen. Am Ende hatte sie es doch behalten. Dafür hatte sie sich einen ganzen Monat lang nicht getraut, ihre Eltern zu besuchen.

Ich konnte kaum glauben, dass dies mittlerweile 15 Jahre her war. Wie schnell doch die Zeit verging, wenn man älter wurde, dachte ich wehmütig. Meine Gedanken glitten weiter zurück auf dem Faden der Erinnerung, zurück zu der einen speziellen Nacht, die unser WG-Leben auf den Kopf gestellt hatte.

Kapitel 4

Es war der 14. Februar 2007 gewesen, Valentinstag. Ein Datum, das man sich leicht merkte. Damals war Caros beste Freundin Chrisi zu Besuch bei uns in der WG gewesen. Beide Mädchen waren im gleichen Dorf aufgewachsen und hatten bereits im Sandkasten zusammen gespielt. Während der Schulzeit waren sie ein unzertrennliches Duo gewesen; erst danach hatten sich ihre Wege getrennt. Caro hatte es für das Studium in die große Stadt gezogen. Chrisi hingegen war im Heimatdorf geblieben und arbeitete bei der örtlichen Bank am Schalter.

Äußerlich war Chrisi das genaue Gegenteil zu meiner zierlichen Mitbewohnerin: groß, schlank, mit burschikoser Kurzhaarfrisur und einem Gesicht, das mich an eine Katze erinnerte. Während Caro von Mutter Natur mit üppigen weiblichen Rundungen ausgestattet worden war, ließ sich Chrisi in dieser Hinsicht am besten als langer, dünner Strich beschreiben.

Gemeinsam mit einigen weiteren Schulfreunden aus der Heimat wollten die Mädchen an diesem Abend das exotische Nachtleben der Großstadt austesten. Caro bestand darauf, dass ich mich ebenfalls der Gruppe anschließe, auch wenn ich niemanden der anderen kannte. Aber jeder Widerstand war zwecklos, wenn sich Caro einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte.

Systematisch arbeiteten wir uns durch die Cocktailbars und Pubs der Innenstadt und endeten zu später Stunde in einer heruntergekommenen Schlagerbar. Irgendwer bestellte für alle eine Runde Tequila und dann noch eine und noch eine dritte. Eines führte zum anderen und am Ende tanzten wir alle ausgelassen auf den Tischen zu ›The Summer of 69‹ und der Rosi aus dem Sperrbezirk. Irgendwann rief der Wirt die letzte Runde aus - noch einmal Tequila für alle - und setzte uns anschließend vor die Tür. Nachdem wir uns von den anderen verabschiedet hatten, bestiegen Chrisi, Caro und ich das nächste Taxi und ließen uns zurück zur Wohnung bringen. Während der gesamten Fahrt tuschelten die Mädchen, die es sich auf der Rückbank gemütlich gemacht hatten, miteinander. Ich beachtete sie nicht weiter, da mein Magen, der mit dem letzten Schnaps nicht einverstanden gewesen war, gerade nach meiner vollen Aufmerksamkeit verlangte.

Zu Hause machte ich mich schnell bettfertig und überließ dann den Damen das Badezimmer. Auf dem Weg zu meinem Zimmer hielt mich Caro zurück und meinte beiläufig, dass sie heute bei mir schlafen müsse.

»Warum?«, fragte ich sie verwirrt.

»Chrisi ist unser Gast«, antwortete meine Mitbewohnerin betont langsam, so als würde sie einem Kind etwas Offensichtliches erklären. »Es ist selbstverständlich, dass ich ihr mein Bett überlasse. Das gehört sich einfach so.«

Nüchtern hätte ich vielleicht eingeworfen, dass Caros Bett mit einer Breite von bestimmt zwei Metern ein gutes Stück breiter war, als mein eigenes. Aber mein von Tequila vernebeltes Gehirn begnügte sich mit dieser Erklärung und bohrte nicht weiter nach.

*********

»Es ist kalt in deinem Zimmer«, bemerkte Caro später, als wir beide in meinem Bett lagen.

»Die Heizung ist auf die niedrigste Stufe gestellt«, erwiderte ich. »Ich finde es so angenehmer, aber ich kann sie gerne hochdrehen.«

»Nein, das musst du nicht. Aber vielleicht könntest du mich kurz festhalten, bis mir wärmer wird?«

Ich drehte mich im Bett um. Im neongelben Licht der Straßenlaterne erkannte ich meine Mitbewohnerin, die mit dem Rücken zu mir lag und leicht zitterte. Mir fiel auf, dass ich ganz vergessen hatte, die Jalousien zu schließen. Ich wusste, ich würde es in ein paar Stunden, wenn die Sonne aufging, bereuen. Trotzdem blieb ich in meinem warmen, gemütlichen Bett liegen. Stattdessen legte ich meinen Arm um Caro und zog sie zu mir.

»Danke«, sagte sie und schmiegte sich an meine Brust. »So ist es viel besser.«

Dabei pressten sich auch ihre weichen, runden Pobacken gegen meinen Schritt. Ohne das ich es verhindern konnte, folgte mein Schwanz seiner natürlichen Programmierung und füllte sich mit Blut. Falls Caro es spürte, war sie so taktvoll und ließ es sich nicht anmerken. Sie wich auch nicht zurück. Ein angenehmer Hauch von Kokosnuss stieg in meine Nase. Das musste ihr Haarshampoo sein. Mir wurde bewusst, dass ich meiner Mitbewohnerin und Kommilitonin noch nie so nahe gewesen war wie in diesem Moment. Aber der kleine, zierliche Körper in meinen Armen fühlte sich gut an.

»Weißt du, was ich mir überlegt habe?«, flüsterte Caro nach einer Weile. »Eigentlich ist eine WG schon etwas Tolles. Es fühlt sich an wie eine kleine Familie. In dem Studentenheim, in dem ich im ersten Semester gewohnt habe, gab es jeden Tag auf einem anderen Stock eine Party, und wer lieber lernt als feiert, war sofort ein Außenseiter, ein Streber, ein Nerd. Deshalb bin ich wieder ausgezogen und habe mir ein kleines Ein-Zimmer-Appartement gesucht. Dort habe ich gerne gewohnt, aber es ist doch schöner, abends nicht ganz alleine zu sein.«

Ich nickte verstehend.

»Außerdem gibt es am nächsten Tag nicht gleich blödes Gerede, wenn ich in deinem Bett schlafe«, fuhr Caro fort. »Im Studentenheim hätte sowas bereits vor Sonnenaufgang die Runde gemacht, auch wenn überhaupt nichts passiert wäre. Was Klatsch und Tratsch betrifft, war es dort noch schlimmer, als in dem kleinen Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Und das will etwas heißen.«

Wir schwiegen eine Weile und hingen unseren Gedanken nach. Schließlich ergriff Caro wieder das Wort. »Eigentlich könnte man in einer WG alles Mögliche machen, ohne das jemand davon erfährt, weder die Eltern noch die Mitstudenten oder die Freunde.«

»Was würdest du denn zum Beispiel gerne machen?«, fragte ich.

»Kann ich dir ein Geheimnis erzählen?«, erwiderte Caro. »Aber du musst versprechen, es für dich zu behalten.«

»Versprochen. Großes Indianerehrenwort!«

Caro sagte nicht sofort etwas darauf, also schwieg auch ich. Eine Minute verstrich und dann noch eine.

Gerade als ich dachte, sie sei eingeschlafen, flüsterte sie: »Seit dem Tag, an dem ich eingezogen bin, stelle ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn wir«, sie zögerte, schluckte, holte hörbar Luft und sprach dann stockend weiter, »wenn wir eine geheime Sexbeziehung hätten.«

Während mein Gehirn versuchte, den letzten Satz zu verarbeiten, stammelte ich etwas, das wie eine Zustimmung klang. Hatte meine Mitbewohnerin, die Vorzeigestudentin aus der ersten Reihe, das gerade wirklich gesagt?

Natürlich hatte ich mir schon etwas Ähnliches hin und wieder vorgestellt, wenn ich mir abends vor dem Einschlafen einen runtergeholt hatte. Aber es war nur eine Wichsphantasie gewesen, wie sie bestimmt die meisten Männer hatten, wenn sie sich mit einer hübschen Mitbewohnerin die Wohnung teilten und diese immer wieder in Unterwäsche sahen.

Caro sprach weiter: »Es dürfte allerdings niemand davon erfahren. Es wäre unser kleines Geheimnis. Dafür könnten wir dann auch experimentieren und neue Dinge ausprobieren.«

Den letzten Satz hatte sie kaum hörbar in ihr Kissen genuschelt. Trotzdem hatte er auf mein bestes Teil die gleiche Wirkung wie eine Großpackung Viagra. Innerhalb eines Herzschlags richtete sich mein Schwanz zu ganzer Größe auf. Er fühlte sich so prall und hart an, als hätte man ihn mit einem Hochdruckkompressor aufgepumpt. Selbst wenn Caro in diesem Moment einen zentimeterdicken Raumanzug und nicht ihren dünnen Pyjama getragen hätte, hätte sie nun meine Erektion zwischen ihren Pobacken gespürt.

Caro schwieg ein paar Augenblicke. Dann stellte sie die entscheidende Frage: »Was sagst du dazu? Wollen wir das machen?«

Ohne zu überlegen, antwortete ich: »Ja!« Meine Stimme klang piepsig und überschlug sich beinahe. Ich verfluchte mich innerlich, sammelte mich kurz und sagte noch einmal mit normaler Tonlage: »Ja.«

»Aber es gibt zwei Bedingungen«, sagte Caro, die sich die ganze Sache anscheinend schon gut überlegt hatte. »Erstens, du darfst es wirklich niemandem erzählen. Nicht Hannes, wenn er wieder aus Schottland zurückkommt, nicht deinen Kumpels und auf keinen Fall jemandem aus unserem Studiengang.«

»Okay!«, antwortete ich. Dann fügte ich aus einer Gewohnheit, die ich wohl unbewusst von meinem Vater, einem Anwalt, übernommen hatte, hinzu: »Wie lange gilt die Schweigepflicht?«

»Für immer natürlich!«

»Zehn Jahre«, sagte ich und wunderte mich im nächsten Moment über mich selbst. Warum verhandelte ich überhaupt und akzeptierte nicht einfach Caros Bedingungen?

Caro überlegte einen Moment. Dann meinte sie: »Du darfst es in zehn Jahren einem einzigen Menschen erzählen. Aber nur, wenn er mich nicht kennt, und ich ihn nicht kenne.«

»Abgemacht!«, erwiderte ich und konnte gerade noch den Reflex unterdrücken, ihr die Hand zum Handschlag hinzustrecken. Das wäre doch irgendwie unpassend gewesen. Stattdessen fragte ich: »Was ist die zweite Bedingung?«

»Die zweite Bedingung ist, dass wir keinen Sex haben.«

Kapitel 5

Mein Mund klappte auf und zu, ohne das ich ein Wort hervorbrachte. Ich fühlte mich wie ein Kind, dem man Schokopudding versprochen hatte und dann ein Gemüseteller mit Brokkoli, Spargel und Rosenkohl vorsetzte.

»Eine Sexbeziehung ohne Sex?«, hakte ich nach, bemüht um einen neutralen Ton. Dennoch hörte man die Enttäuschung in meiner Stimme.

»Ja, also keinen Vaginalsex.«

»Warum nicht?«

»Ist einfach so«, antwortete Caro unwirsch. »Das sind nun einmal die Bedingungen.«

Ich spürte, dass es einen tieferen Grund gab, aber welchen? Dass sie sich bis zur Ehe aufsparen wollte, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie keine Jungfrau mehr war. Zu Beginn des Studiums hatte sie einen fixen Freund gehabt, mit dem sie bereits seit der Schule zusammen gewesen war und von dem sie sich erst im dritten oder vierten Semester getrennt hatte.

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