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Club der Feen Teil 01

Geschichte Info
Junger Mann aus Kleinstadt landet auf der Reeperbahn.
6.4k Wörter
4.54
14.1k
4

Teil 1 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 03/12/2021
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Die Personen und die Handlung dieser Geschichte sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, Etablissements oder lebenden bzw. verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Der Club der Feen - Teil 1

1.1 Abschied von Brunsbüttel

Ich war ganz zufrieden, als ich hörte, dass meine Cousine Claudine in einem Jahr auch in die Stadt gehen würde. Ich hatte das Meinige dazu getan, denn ich wusste, dass sie endlich raus aus dem Kaff wollte, in dem ihre Eltern lebten -- so wie ich auch. Ich hatte meine bretonisch-vietnamesische Mama per Brief wissen lassen, dass ich nach dem Abitur zur Ausbildung nach Harburg gehen würde, auch in die Nähe von Hamburg. Wir brauchten beide die Großstadtluft mit mehr Toleranz.

Mein deutscher Vater war da als ehemaliger Schiffsoffizier und heutiger Lotse durch den Nord-Ostsee-Kanal verständnisvoll. Sein Spruch war, dass junge Männer sich vor der Ehe die Hörner abstoßen sollten. Wie sollte ich mir aber in dem elenden Kaff Brunsbüttel die Hörner abstoßen, wo jedes - wirklich jedes! - Mädchen auf der Oberstufe im Gymnasium mindestens einen Daumenbreit größer als ich war -- und das ohne Absatz! Darum bekam ich keinen Fuß an Land, was Bekanntschaften mit Mädchen betraf.

Dazu kam noch etwas, was es mir nicht leichter machte. Bis vor zwei Jahren hatte mein Cousin Alfred noch in der Nähe gewohnt und war im Sport- und Schachverein der Schule freiwillig als Betreuer aktiv. Er war in gewisser Hinsicht bis zu diesem Zeitpunkt eine Art Beschützer für mich. Er war zwar nicht der sprichwörtliche große Bruder für mich, aber der Hinweis auf meinen großen, älteren Cousin verfehlte nicht seine Wirkung bei manchen der Rabauken, die mich ärgern wollten. Alfred hatte ich vertraut, solange ich denken konnte. Bis zur Pubertät hatte ich mir vertrauensvoll von seiner Hand helfen lassen, wenn es um Sportübungen ging, die nicht einfach waren. Manche hatten das mit hochgezogenen Augenbrauen gesehen, aber keiner hatte es kommentiert, solange Alfred in Sichtweite war.

Mein Vater hatte mit großer Zustimmung reagiert, als ich vor zwei Jahren meine Absicht geäußert hatte, Medizin zu studieren und vor dem Beginn des Studiums den Ersatzdienst als Krankenpfleger zu starten. Es mag sein, dass seine Scheidung von Mama seine Motivation erhöht hat. Meine Noten waren nicht gut genug, um den Numerus Clausus zu überwinden. Eine Ausbildung als Pfleger gab mir die Gelegenheit Geld zu verdienen und zusätzliche Punkte zu sammeln, sowie dem Wehrdienst aus dem Weg zu gehen.

Mein Dad gab mir zu verstehen, dass ein Mann sich in vielen Hinsichten erst einmal als Mann beweisen musste. Im Studium als jemand, der wusste, welche Fächer wichtig waren und welche nicht. In der Gruppe seiner Mitstudenten als jemand, der sich durchsetzen konnte und sich Respekt verschaffen konnte. Im Hinblick auf Frauen jemand, der wusste, wie man mit denen umging und wer die Hosen anhatte. Es käme dabei nicht auf die Körpergröße an, meinte er.

Er hatte gut reden. Er war gut 1,78 m groß. Ich erreichte gerade eben 1,58 m. Ich konnte schon verstehen, dass die meisten Mädchen noch nicht einmal beim Tanzkurs mit mir tanzen wollten. Es würde merkwürdig aussehen, hieß es. So musste ich das Tanzen von meiner Mutter lernen, aber die war seit gut zwei Jahren nach der Scheidung in die Bretagne zurückgekehrt. Ich hatte in Deutschland bleiben wollen.

In einer Großstadt gab es auch eine größere Vielfalt -- und damit auch Mädchen, die mehr in meiner Körpergröße lagen. Ich wusste von den italienisch- und türkischstämmigen Mädchen in Hamburg, die mehr als einen halben Kopf kleiner waren als meine Klassenkameradinnen.

Da war ich zuversichtlich, dass ich jemanden treffen würde. Es war nämlich frustrierend, dass die Hälfte meiner männlichen Altersgenossen auf dem Gymnasium nicht nur schon einmal eine Freundin gehabt hatten, sondern viele von ihnen bereits eine feste Freundin hatten.

Der große Schritt von Brunsbüttel nach Hamburg würde nicht einfach sein. Das war mir klar. Der Sprung von einer kleinen Gemeinde von nicht einmal 15.000 Einwohnern hin zu einer Millionenstadt war nicht zu unterschätzen. Es war aber auch nötig. Hier war ich als der ‚Mini-Löwe' ein Lachobjekt für alle, die mich kannten -- und das war mehr als die halbe Schule und die Freiwillige Feuerwehr sowie der Schützenverein. In Hamburg konnte ich erst einmal in der Anonymität untertauchen.

2 1.2 Start als Krankenpflegehelfer

Die Ausbildung als Krankenpflegehelfer dauerte ein Jahr und befreite mich im Jahr 1968 vom Wehrdienst, falls ich mich verpflichtete, für insgesamt zwei Jahre in diesem Bereich zu arbeiten. Lehrlingsgehalt gab es erst nach sechs Monaten. Ein Job in einem Supermarkt würde mich solange über Wasser halten.

Die Ausbildung fand in einem Krankenhaus von Harburg statt. Herr Metzger war der Kursleiter vom DRK, der die Ausbildung für die Pflegehelfer leitete. Sein Name war Programm -- er hatte die Sensibilität eines Schlachters. Er war einer von denen, die nie ein Blatt vorm Mund nahmen. Er benutzte nie die vornehmere Umschreibung ‚Bettpfanne benutzen', sondern nannte es ‚den Patienten scheißen lassen und seinen Arsch dann abwischen'. Auch in anderer Hinsicht war er derb, aber klar unterwegs:

„Ihr seid junge Männer. Natürlich werdet ihr Pfeifen alles versuchen, um Mädchen wie unsere Krankenschwesternschülerinnen zu küssen. Wer aber zu dumm ist und ohne klares Einverständnis ein Mädchen in unserem Krankenhaus zu vögeln versucht, der hat sie nicht alle. Bei einer Beschwerde fliegt der Pflegehelferschüler achtkantig aus dem Kurs. Man darf sich nicht erwischen lassen! Das gilt für den Besuch von Nachtbars wie bei Abenteuern mit Mädchen. Ist das klar?!"

Es war glasklar. Hände weg von den Mädchen am Hospital, wenn man sich nicht total sicher war, ob das betreffende Mädchen mitspielen wollte. Flirtversuche in Harburg waren eindeutig nur mit Vorsichtsmaßnahmen zu unternehmen. Die Schlussfolgerung daraus war auch klar. Wenn schon riskante Abenteuer angedacht wurden, dann bitte außerhalb der unmittelbaren Umgebung.

Manche Kursleiter vom DRK -- so wie der Pfeiffer -- wurden manchmal im kleineren Kreis von wenigen Schülern da noch deutlicher:

„Jungs, geht in Nachtclubs, wenn ihr Geld habt oder in die Bars auf der Reeperbahn. Den ‚leichten' Mädchen dort wird sowieso nicht geglaubt, wenn man von einem geraubten Kuss oder mehr spricht. Oder nehmt lieber verheiratete Hausfrauen zum Ficken, die halten garantiert aus eigenem Interesse den Mund, auch wenn sie schwanger werden. Manche Clubs haben beides dort."

Die älteren Schüler, die bereits das erste Vierteljahr der Ausbildung absolviert hatten, lächelten wissend. Meine Kumpels und ich spitzten überrascht die Ohren. Nach einem Quartal zusammen schienen die Ausbilder ihnen zu vertrauen. Es fühlte sich gut an, die Kameradschaft zu spüren.

Jeder von uns hatte schon von dem Sündenviertel in Hamburg gehört. Das Lied ‚Auf der Reeperbahn nachts um halb eins' war wohl jedem bekannt. Die romantische Verbrämung von Sankt Pauli entsprach natürlich nicht den Tatsachen, aber das kümmerte junge Männer selbstverständlich nicht. Die hohe Kriminalität kümmerte keinen von uns. Es gab nur einen anderen Ersatzdienstleistenden mit Abitur unter den Schülern, alle anderen hatten keinen weiterführenden Schulabschluss.

Meine Kumpel hatten es eilig, mehr darüber wissen zu wollen. Der Kursleiter war sehr hilfreich. Er grinste breit und kritzelte die Adresse von einem Club auf ein Blatt Papier:

„Hier, Jungs -- das kann ich empfehlen. Die Diskothek ‚Red Heart' in dem Hafenviertel. Mit einem schönen Gruß von mir. Der Besitzer ist ein ehemaliger, verkrachter Medizinstudent."

Jeder schrieb sich die Adresse auf. Natürlich machte ich das auch. Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich da einließ. Ich kam eben vom Land. Eine Großstadt war eben ein ganz anderes Pflaster als eine Kleinstadt, die den Namen so gerade eben verdiente.

1.33 Das erste Mal auf Sankt Pauli

Freitagabend machte ich mich zusammen mit meinem Zimmerkollegen Nick als Erster auf in die Nähe der Herbertstraße. Es ging in eine Art kleiner Sackgasse, die exotisch aussah. Hier gab es vier verschiedene Eingänge. Der mit der Neonreklame zeigte ein tiefrotes Herz und die Inschrift ‚Red Heart'.

Beim Einlass sagte ich mein Sprüchlein auf mit dem Gruß vom Max Pfeiffer. Schon gab es keine Kontrolle mit dem Altersnachweis im Hinblick auf Alkoholkonsum, obwohl mir der Türsteher einen zweifelnden Blick zuwarf. Ich war verblüfft, denn trotz allem hatte ich es nicht erwartet. Noch mehr baff war ich allerdings im Inneren des Etablissements. Das war eine ganz andere Art von Bar, als ich sie von der meiner Heimatstadt kannte. Wir gingen zunächst in die erste, die eine Art von Diskothek war, die ich so nicht kannte.

Mir fielen bald die Augen aus dem Kopf, als ich im Hauptsaal die beiden tanzenden Mädchen rechts und links von der Tanzfläche erblickte. In der Gegend meines Heimatortes war es undenkbar, dass es GoGo-Girls in einer Diskothek gab, noch dazu barbusige! Insbesondere die dunkelhäutige, stattliche und kurvige Beauty mit dem goldfarbenen Slip, der ihren fantastischen Arsch betonte, und mit den großen, tanzenden Titten hatte es Nick angetan! Das konnte ich verstehen. Der Kontrast zwischen dem hellen, goldgelben Slip und der dunklen, schokoladenfarbenen Haut war ein echter Knaller.

Ich war fasziniert. Schon jetzt wusste ich, dass dieser Besuch nicht mein letzter sein würde. Zudem gab es hier noch einen wichtigen Unterschied zu den Diskotheken in meiner Heimat. Dort hatte es nur hellhäutige Besucher der Diskothek gegeben. Hier gab es sowohl beim Personal der Diskothek als auch bei den Besuchern eine ziemliche Mischung, die ich absolut nicht gewohnt war. An diesem Abend waren Nick und ich dabei, uns einzugewöhnen. Beide hatten wir uns ein Holsten bestellt. Wir beobachteten die Leute.

Danach erkundeten wir die drei anderen Eingänge im Innenhof der Sackgasse. Die Striptease-Bar ‚Ohne Höschen' reizte uns zwar schon, aber die Preise für die Getränke überzeugten uns davon, dass es heute keine gute Idee war. Es gab nebenan noch eine Art von Bühne mit Sängerinnen, aber da war es proppenvoll. Das Ding hieß ‚Die Kokette Lola' und zeigte eine Leuchtreklame mit einer vollbusigen Sängerin, die auf dem hinterleuchteten Bild oben ohne sang.

Wir landeten in einer kleinen Schankstube, die eine grüne Überschrift und eine violette darunter hatte. Die grüne lautete ‚Haus der Elfen' während die violette darunter einen darin enthaltenen „Club der Feen / Club of Fairies" deklarierte. Es war mehr so wie ein irischer Pub, der um diese Uhrzeit noch nicht so voll war. Wir schauten auch kurz in den Club der Feen hinein, als sich die Tür dorthin öffnete. Hier fiel mir auf, dass die Gäste ausnahmslos männlich waren. Das war sonst weder in der ‚Koketten Lola' noch in dem Club ‚Ohne Höschen' der Fall, wo es eine Reihe von Paaren gab, die dort auftauchten -- und in der Diskothek gab es auch Mädchen und Frauen ohne Begleitung. Die Preise waren heftig -- fünf DM für ein Bier! Das konnte ich mir nicht leisten.

Im ‚Haus der Elfen' faszinierte mich eine Bedienung, die so exotisch und gleichzeitig so vertraut aussah. Bedienung traf es nur halb. Sie kam aus der Küche und brachte in Küchenkleidung Gerichte an den Tisch. Es war eine kleinwüchsige Asiatin, wohl japanischer Abstammung. Sie war sehr blass mit einem leicht gelblichen Hauch ihres Hauttones und tiefdunklem, langen Haar und mit dunkelbraunen Mandelaugen. Ich hätte mir sie am liebsten näher angeschaut, aber vor Nick wollte ich meine Vorliebe nicht demonstrieren. Ich wusste nicht, wie der das kommentieren würde. Nick mochte die Kneipe nicht so.

Ich beschloss, in zwei bis drei Wochen alleine hierhin zu gehen. Unbeobachtet von meinen Kameraden konnte ich mich anders geben. Dazu gab es noch interessante Türen mit jeweils der Aufschrift Privat-Club, hinter der die Küchenhilfe verschwand.

1.4 Das zweite Mal im HdE

Zwei Wochen später trat ich an einem Samstagabend erneut in das Haus der Elfen ein, direkt nach der Öffnung, die um 17 Uhr stattfand. Es war noch ziemlich leer. Diesmal setzte ich mich an die Bar und inspizierte nach der Bestellung eines Bieres das Innere gründlicher. Es gab drei Türen an den drei Wänden, die in weitere Räumlichkeiten führten. Zwei davon hatten die Markierung ‚Privat-Club -- Nur für Mitglieder', eine davon war der ‚Club der Feen'. Der zweite ‚Club' hatte die Aufschrift ‚Club Tanga' mit einer Grafik, die eindeutig war. Der dritte war markiert mit ‚Toiletten / Übergang Hotel / Notausgang'. Es machte mich neugierig. Das fiel wohl auf.

Jedenfalls kam ein Mann an, der einen Anzug trug, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Es war eine enge, schwarze Lederhose samt einem Jackett aus mattem, schwarzem Leder sowie einem strahlend weißen Hemd und einer violetten Krawatte. Er musterte mich ebenso wie ich ihn:

„Mein Name ist Thomas Kranz und ich bin hier der Barchef. Du siehst aus, als ob du hier noch nie gewesen bist. Ist das so?"

„Ich heiße Bernd Loewe. Ich war nur einmal kurz hier. Da meine Großmutter aus Vietnam ist, haben mich die asiatische Bedienung bzw. Küchenhilfe und die Chansons als Hintergrundmusik hier gefreut."

Er blickte mich länger an, so als ob er in meinem Gesicht meine Herkunft und Geschichte verifizieren könnte. Dann lächelte er eigenartig:

„Ich nehme an, dass du mit asiatischer Bedienung unsere japanische Haruka Fatumi meinst. Rothaarige Besucher mit keltischer Herkunft und Ahnung über Chansons bekommen beim ersten Besuch immer eine Sonderführung. Ich werde Haruka rufen lassen -- und keine Sorge, die Führung ist kostenlos!"

Es war schwer zu definieren, aber der Mann sah ungewöhnlich aus. Er war muskulös und sah doch nicht so aus, als ob er körperlich arbeiten würde. Seine Hände sahen sogar manikürt aus. Er bewegte sich wie ein Panther. Er machte einen gefährlichen Eindruck. Na klar, wir waren im Rotlichtmilieu...

Andererseits hatte ich das Bauchgefühl, dass er es nett meinte mit seiner Offerte -- und es nicht nur eine Tour war, um mir das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das Mädchen mit den japanischen Gesichtszügen erschien in einem schwarzen Minidress samt ausgestelltem Rockteil mit einer Netzstrumpfhose. Er stellte mich vor -- und erklärte dann:

„Haruka hat nur einen sehr begrenzten Wortschatz in Deutsch und Englisch, den sie verstehen kann. Dazu ist sie praktisch stumm, weil es ... Probleme gab."

Er drückte ihr etwas in die Hand, was sie in ihrer Handtasche verschwinden ließ. Sie trug diesmal Absätze und ein kurzes, goldgelbes Kleid mit Seitenschlitz. Sie war trotzdem nicht größer als ich. Das gefiel mir schon mal. Sie gestikulierte, dass ich ihr folgen sollte. Wir verschwanden hinter der Schwingtür mit der Aufschrift ‚Club der Feen'. Es war ein kleiner Raum, der in der Mitte von einer kleinen Bühne mit einem festgeschraubten Stuhl dominiert wurde. Haruka demonstrierte rasch die Bestimmung des Stuhles, indem sie sich auf die Bühne schwang. Dort tanzte sie mit geschmeidigen Bewegungen um und auf dem Stuhl. Sie war zierlich und sehr beweglich. Der Abschluss des kurzen Tanzes bestand in einem Spagat auf der Bühne, der mich stark beeindruckte. Ich wusste ganz genau, wie schwer das war, weil meiner Cousine es nur selten gut gelang -- und die war gelenkig!

Dann grinste sie plötzlich frech und zog mich auf die Bühne hoch. Sie schob mich so hin, dass ich mich auf den Stuhl setzen musste. Ich war konfus. Was sollte das? Dann kicherte sie und setzte sich auf meinen Schoß. Ich wurde sofort rot, als mein Schwanz prompt reagierte. Sie lächelte mich an und streichelte kurz mein Haar.

Sie deutete auf das Mikrofon am rechten Rand und drückte mir den Text für ‚La vie en rose' von Edit Piaf in die Hand, den sie aus ihrer Handtasche zog. Sie sah mich bittend an. Da konnte ich nicht widerstehen. Es war einer der wenigen Vorzüge meiner Kleinwüchsigkeit. Ich war nicht stark gewachsen in der Pubertät und das betraf auch meine Stimmbänder. Ich konnte gut singen und bei den Musiklehrern war ich beliebt gewesen, weil meine Stimme nicht so vom Stimmbruch betroffen gewesen war. Herr Mutesius bezeichnete meine Stimmlage als ausgeprägten Kontratenor - manche Altsängerin würde neidisch sein.

Als ich mit dem Lied durch war, da klatschte sie und kam näher, um mir drei neue Texte in die Hand zu drücken. Der erste war von Mireille Mathieu ‚Une femme amoureuse' und der zweite von France Gall ‚Poupée de cire, poupée de son' sowie der dritte von Bernice Bouton ‚Garcon secret'. Alle vier Sängerinnen waren unter 1,60 m groß, das fiel mir auf. Mireille Mathieu betonte ihre brave Ausstrahlung als Mädchen von nebenan, während Bernice Bouton besonders mit männlicher Kleidung und tiefer Stimme spielte.

Ich hatte kaum die Hälfte des Chansons abgearbeitet, als dieser Herr Kranz im Raum erschien. Er gestikulierte, dass ich weitersingen solle. Jetzt war ich etwas gehemmt. Es klappte nicht mehr ganz so gut wie am Anfang. Er klatschte trotzdem, als er sich zu Haruka gesellte:

„Das ist echt ausbaufähig, Bernd. Hat Haruka dir eine gute Tour gegeben? Wir haben viele Stammkunden, weil unser Lokal eines von den wenigen ist, welches selten Ärger mit den Bullen hat."

Ich kam von der Bühne herunter zu ihnen hin. Er flüsterte Haruka etwas ins Ohr, die langsam mit dem Kopf nickte und ihm dann Zeichen mit der Hand gab. Später lernte ich, dass es ihre Gebärdensprache war. Er sah mich forschend an, bevor er seine Frage stellte:

„Haruka meint, dass du zurückhaltend und ausgesprochen nett bist. Möchtest du Haruka küssen?"

Das schlug bei mir wie eine Bombe ein. Ich spürte, wie ich knallrot wurde. Ich hatte noch nie ein Mädchen richtig geküsst. Sie kam heran und bot mir ihre roten Lippen an. Ich versuchte sie zu küssen, aber ich war natürlich mangels Erfahrung etwas ungeschickt. Thomas Kranz räusperte sich:

„Soll ich das einmal demonstrieren, Bernd? Haruka kann es nicht so gut erklären."

Ich wurde verlegen. Andererseits würde es nützlich sein. Ich erwartete, dass er mir zeigen würde, wie er Haruka küsst. Es kam ganz anders!

Abrupt nahm er mich in seine Arme, beugte sich herab und presste seine Lippen auf meine. Ich war entgeistert! Noch mehr durcheinander fühlte ich mich, als seine rechte Hand meinen Hintern ergriff, während seine freche Zunge sich zwischen meine Lippen presste. Ohne zu überlegen, öffneten sich meine Lippen wie von selbst. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich von dem plötzlichen Überfall all dieser Empfindungen überrumpelt wurde. Ich wusste nicht wie mir geschah, aber ich spürte mich hart werden. Er lächelte und ließ mich dann los.

„So wird es gemacht! Jetzt kannst du es noch einmal mit Haruka wiederholen, Bernd."

Mir schwamm der Kopf, als er Haruka in meine Arme schob. Sie legte ihre Arme um meinen Hals und ich küsste sie, versuchte es so wie ER zu machen. So schlecht kann es nicht gewesen sein, weil sie meinen Nacken sanft streichelte und sich in meine Arme schmiegte. Ich war begeistert. Dann sprach er:

„Hör mal, ich mache dir ein Angebot. Wenn du sechs Chansons auswendig draufhast, kannst du zu einer Probe kommen. Wenn es klappt, dann kriegst du für einen Abend mit zwei Aufführungen 40 DM bar auf die Hand, wenn du bei der Bedienung mithilfst. Künstlername wird Bernice Bouton sein. Deine Kleidung bestimme ich, ein Auftritt in Jeans kommt nicht infrage. Nach dem zweiten Auftritt darfst du dich zu Haruka setzen, wenn sie frei hat. Na, ist das ein Angebot?"

Mir schwamm der Kopf noch heftiger. Ich sollte den weiblichen Künstlernamen Bernice annehmen?? Das Honorar war jedoch mehr als ein Viertel dessen, was ich als Lehrling in einem Monat verdienen würde, sobald ich die erste Prüfung bestanden hatte -- und das an nur einem Abend! Dazu noch die Aussicht auf Haruka, die mich lieb anlächelte. Ich zögerte keine Sekunde. Danach zog Haruka mich wieder zurück in die Bar.

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