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Da Vincis Lustmaschine Teil 02

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Vor 9 Jahren, am 9. April 1476 wurde Da Vinci anonym, gemeinsam mit drei anderen jungen Männern, an seiner damaligen Wirkungsstätte Florenz der Sodomie an einem 17jährigen namens Jacopo Saltarelli angeklagt. Dank seiner bereits damals guten Kontakte zu gesellschaftlichen Größen wie den Medicis wurde die Anklage aber Gott sei Dank wieder fallengelassen.

Plötzlich kochte dieses für ihn traumatische Erlebnis wieder hoch. Erneut fühlte er sich wie damals wegen seiner -- aus seiner Sicht nicht unnatürlichen - sexuellen Orientierung auf der Anklagebank. Und dies bereits zum zweiten Male am heutigen Tage...

Das schlimmste aber war, dass die Herzogin von Mailand, seine gönnerhafte Fürstin mit größtem gesellschaftlichem Einfluss, davon wusste. Bei Gott, sie wusste es -- bis ins kleinste, schmutzige Detail!

Was sollte er bloß tun?

„Sodomie ist ein Begriff, der in der heutigen Zeit allgemein für alle Spielarten körperlicher Liebe gebraucht wird, die aus Sicht der Kirche nicht der von Gott gewollten Natur der Dinge entsprechen. Als Naturwissenschaftler bevorzuge ich aber den griechischen Begriff der damit am häufigsten gemeinten Variante, der gleichgeschlechtliche Liebe - Homosexualität." In seiner Stimme lag ein reservierter, ja bitterer Unterton.

Trotz seiner Abhängigkeit von ihrem Geld und Wohlwollen wurde ihm die Situation nun zunehmend unerträglich. Der Konflikt, sich nicht schuldig zu fühlen und trotzdem von aller Welt manchmal offen, manchmal verdeckt dennoch immer und immer wieder für seinen „alternativ" ausgeprägten Geschlechtstrieb angeklagt zu werden, machte ihn zornig. Er beschloss, in die Offensive zu gehen.

„Worauf zielt Ihr ab, Herrin? Was soll dieses Schauspiel, welches ihr mir bietet? Warum führt ihr mich trotz unserer bisher guten Beziehung in eine solch peinliche Situation? Macht es euch plötzlich Spaß, mich zu demütigen?" Er war den Zornestränen nahe.

„Beruhigt euch, Maestro. Mir scheint, ich bin zu weit gegangen. Bitte entschuldigt! Seid versichert, dass mir nichts ferner liegt, als euch zu demütigen oder anzuklagen. Trotz meiner katholischen Erziehung verurteile ich niemanden für seine Sexualität, so lange er anderen damit nicht bewusst schadet. Ich bin nicht eure Richterin, sondern immer noch eure gönnerhafte Fürstin -- nicht mehr und nicht weniger!"

Da Vinci atmete innerlich auf. Sein Zustand tiefster Verzweifelung besserte sich ein wenig. Trotzdem saß er immer noch zusammen gesunken vor ihr und blickte sie aus vertränten Augen an - fragend, aber nicht vorwurfsvoll.

„Nur eines noch. Auf dem Tisch befinden sich unter anderem auch anatomische Zeichnung des Innenlebens des menschlichen Körpers -- Arterien, Muskeln, Organe. Es ist mir klar, dass ihr zur Anfertigung solch präziser Zeichnungen Leichen vom Friedhof geraubt und seziert haben müsst."

Gerade als Leonardo anfing, sich wieder zu fangen, versetzte ihm seine Herrin erneut einen harten Schlag. Und der Zweite traf ihn noch unerwarteter und härter als der Erste. Denn er wusste, dass für ihn durch diesen neuen offenkundigen Sachverhalt der Leichenschändung im Zeitalter der Inquisition ein ungleich dramatischeres, ja geradezu tödliches Gefährdungspotential ausging. „Aber, Signora..."

„Selbst wenn ihr den Vorwurf der Sodomie zum zweiten Mal vor Gericht entkräften könntet, der Tatbestand der Leichenschändung würde in Kombination mit eurer Homosexualität ein sicheres Todesurteil für euch bedeuten. Niemand, auch mein Mann Ludovico nicht, könnte euch dann noch helfen. Bitte seid euch dieser Tatsache bewusst, und handelt von nun ab danach."

Er hatte verstanden. Der Maestro wusste aus vielen Jahren der Erfahrung im Umgang mit Adeligen, dass in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen Informationen die Grundlage des politischen Überlebens darstellen -- und nicht selten sogar des Überlebens im eigentlichen Sinn.

Dies bedeutete gleichzeitig, dass Verschwiegenheit unabdinglich ist, um kritische Informationen vor den Personen zu verbergen, die dem eigenen Hause oder der eigenen Person feindlich gesonnen sind.

Ihre hohe gesellschaftliche Position bot Beatrice d'Este daher keinen persönlichen Schutz, ganz im Gegenteil -- sie schwebte in ständiger Gefahr, einer politischen Intrige, einem Giftmord oder einem anderen Anschlag auf ihr Leben zum Opfer zu fallen.

Ihr eigener Mann, Ludovico Sforza, war durch den Auftragsmord an seinem Neffen Gian Galeazzo Sforza erst ein halbes Jahr zuvor an die Macht gekommen -- nachdem er bereits neun Jahre vorher in einem ersten Putschversuch den damaligen Mailänder Herzog, seinen eigenen Bruder Galeazzo Maria Sforza und somit Vater Gian Galeazzos, auf ähnliche Weise gewaltsam vom Mailänder Fürstenamt „entfernen" ließ.

Scheiterte der erste Versuch der erzwungenen Machtübernahme Ludovicos noch am Widerstand des Mailänder Hochadels und des damaligen Papstes, so hatte er in den darauf folgenden Jahren genügend Zeit so viele gesellschaftliche Allianzen zu schließen, dass er den Mord am Sohn seines beseitigten Bruders in Ruhe planen und ausführen konnte, ohne ihn großartig vertuschen zu müssen.

Sein Einfluss reichte inzwischen sogar bis an die Spitze der mächtigsten Organisation seiner Zeit, des Vatikans -- der aktuelle Papst Alexander VI aus dem Hause Borgia, ein ebensolcher Machtmensch wie er selbst, verdankte sein Amt einem Kuhhandel mit der Sippe der Sforza, den Ludovico eingefädelt hatte.

Zum Zeitpunkt der Machtübernahme in Mailand war Sforzas Position daher bereits so gefestigt, dass er den eigentlichen Nachfolger auf dem Herzogthron, Gians vierjährigen Sohn Francesco, einfach übergehen konnte.

Nicht, dass Adel oder Klerus keinen vierjährigen Knaben als Herzog nicht akzeptiert hätte -- es hätten sich aus diesen hohen Kreisen sicherlich genügend „Berater" gefunden, die sich bis zum Erreichen des vierzehnten oder sechzehnten Lebensjahres des Kindes gerne an der stellvertretenden Führung der Regierungsgeschäfte eine goldene Nase verdient hätten.

Aber Ludovico Sforza hatte es inzwischen verstanden, durch die Ausführungen zahlreicher kleiner, nicht selten schmutziger „Gefälligkeiten" sich im Laufe der Zeit die Loyalität der wichtigsten Mailänder Familien nachhaltig zu sichern.

Der Volksmund nannte Ludovico Sforza daher auch „Il Moro", was „der Dunkle" oder „der Maure" (Araber/Türke) bedeutet. Einerseits besaß er eine dunklere Hautfarbe als der Durchschnitt, was diese Namensgebung nach außen hin politisch unbedenklich „verkaufbar", ja sogar für Sforza selbst akzeptabel machte.

Dennoch war niemandem, auch dem einfachen Volke nicht, verborgen geblieben, dass Ludovicos Ehrgeiz offenbar so groß war, dass er auch vor Mord in der eigenen Familie nicht zurück schreckte.

Daher spiegelte Ludovicos Spitzname für den Mailänder Pöbel stets auch den dunklen, sinistren Charakter Ihres Herrschers wieder. Denn Europa hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Jahrhunderte des permanenten Kampfes mit seinen Erzfeinden, den Mauren, hinter sich.

Besonders in den von den Arabern und Türken permanent bedrohten südlichen Europäischen Ländern, allen voran Spanien und dem Balkan, aber auch in Italien, war die Titulierungen einer Person als „Moro" (oder „Feind") daher alles andere als ein Zeichen von Respekt und Anerkennung...

Beatrice riss Leonardo aus seinen Gedanken.

„Ich sage dies nur, um zu verdeutlichen, welche Verantwortung die heute zwischen uns besprochenen Dinge für euch bedeuten -- und für mich. Nur einer einzigen Person gegenüber entbinde ich euch von eurer Schweigepflicht: Evangelina. Mit ihr, meiner treuen Zofe, dürft ihr über alles sprechen. Sie wird euch auch bei der Ausführung meines nächsten Auftrags an euch in allen Fragen zu den Details zur Seite stehen."

„Ausführung des nächsten Auftrags, Herrin? Soll ich nun etwa auch ein Spion in euren Diensten sein -- und mich wie Evangelina im Notfall meinen Widersachern hingeben?" Ihm schauderte bei dem Gedanken....

Die Ducissa schaute ihn zunächst verdutzt an. Dann formte sich in ihrem Kopf das Bild des bärtigen Mittvierzigers Leonardo, wie er verzweifelt versuchte, den Grapschereien von mehreren notgeilen Hofschranzen an seinen Po und sein Gemächt zu entgehen -- köstlich. Sie konnte nicht anders und musste -- wenig herzoglich - plötzlich lauthals lachen.

„Bei Gott, nein, Meister, habt keine Angst! Ich werde von euch nichts verlangen, dem ihr euch nicht gewachsen fühlt..." Sie grinste ihn breit an.

Ihr Gespräch hatte wieder die lockere Freundschaftlichkeit, die Leonardo aus den bisherigen Unterhaltungen mit ihr kannte -- endlich. Er fühlte sich wieder auf heimischem Terrain und richtete sich auf.

„Ich will nun eure Frage vom Anfang beantworten, was ihr für mich tun könnt."

Sie schob die anatomischen Zeichnungen bei Seite und griff zu einem Stapel technischer Skizzen.

„Bevor ihr mich als „Dame mit dem Hermelin" gemalt habt, wurde erzählt, dass ihr euch ursprünglich bei Hof als Ingenieur und Architekt, aber nicht als der Künstler und Zeremonienmeister beworben habt, den Ludovico heute in euch sieht.

Daraufhin habe ich in eurem Haus nach Werken suchen lassen, die eventuell belegen könnten, wie gut ihr in diesen anderen Professionen wirklich seid. Bei uns am Hofe hat mein Mann Ludovico ja fast alle Vorschläge von euch, die in diese Richtung gingen, bislang abgelehnt..."

„Ihr habt bei mir einbrechen lassen? Signora, bitte, das geht zu weit!" entrüstete sich Leonardo.

„Bereits meine Mutter brachte mir bei, dass das Leben am Hofe ein Spiel ist - allerdings eins ohne Regeln. Manchmal kennt man seine Mitspieler, manchmal aber auch nicht. Nur eins ist dabei gewiss: Die Konsequenzen für den Verlierer sind IMMER gravierend. So leid es mir selbst auch tut - manchmal muss auch ich unorthodoxe Methoden anwenden, um an die essentiellen Informationen zu gelangen, die es mir ermöglichen, meine nächsten Züge in dem Spiel bestmöglich vorbereiten zu können."

Bedauernd fügte Beatrice nach einer kurzen Pause hinzu:

"Bitte entschuldigt, aber ich vertrete inzwischen die Ansicht, dass der Zweck die Mittel heiligt -- besonders in einer solchen Schlangengrube wie dem Mailänder Hof!"

Da Vinci verstand erneut. Wahrscheinlich würde er an ihrer Stelle genau so handeln, um zu überleben -- wahrscheinlich, aber wirklich sicher war er sich dabei nicht...

„Ah, da ist sie ja!" Beatrice zog ein Blatt mit einer Skizze hervor, die eine Art Belagerungsmaschine zeigt -- einen übergroßen Rammbock, montiert in einem massiven Holzgerüst. Über dem Rammbock war eine Kanone angebracht. Die äußere Form des Konstrukts erinnerte zunächst an eine gepanzerte, längliche Schildkröte mit zwei über einander liegenden kurzen Hälsen.

Im Querschnitt sah man jedoch, wie im Inneren winzige Männlein eine massive Mechanik bedienten, die offensichtlich die Kanone nachladen und gleichzeitig die Durchschlagskraft des Rammbocks vervielfältigen sollte.

Obwohl Leonardo eigentlich für Kriege nichts übrig hatte, so war ihm doch bereits in Florenz bewusst geworden, dass seine adeligen Auftraggeber in solch unruhigen Zeiten wie diesen stets ein vitales Interesse an allem haben mussten, was mit verbesserter Kriegführung zu tun hatte.

Auch bei Ludovico Sforza selbst kündigte sich zu Beginn des Jahres 1495 wieder einmal in einer militärischen Auseinandersetzung an, diesmal mit den Franzosen, die er zuvor eigentlich selbst ins Land geholt hatte.

Denn nicht überall in Italien akzeptierte man seine politischen Morde ohne weiteres -- Gians Mutter Bona von Savoyen trachtete ihm aus Rache am Mord ihres Sohnes sogar so nach dem Leben, dass er bereits vor einiger Zeit einem durch sie beauftragten Mordkomplott nur auf Grund seines inzwischen bei Hofe installierten Spitzelapparates entgehen konnte.

Pragmatisch, wie er nun einmal war, entwarf Da Vinci also auch Kriegsmaschinen, immer in der Hoffnung, mit den Entwürfen und deren Umsetzung ein wenig Geld verdienen zu können. Bislang leider gänzlich ohne Erfolg, weder in Florenz noch hier in Mailand.

„Meister Da Vinci, könnt ihr mir diese Maschine bauen - in verkleinerter und modifizierter Ausführung?"

Leonardo war plötzlich außer sich vor Freude. Wenn schon ihr von Ehrgeiz zerfressener Gatte nicht sein wahres Talent einschätzen konnte und ihn nur als Zeremonienmeister bei Hofe einsetzen wollte, so war seine Fürstin offensichtlich aus einem anderen Holz geschnitzt.

Nun gut, er musste sich selbst gegenüber einräumen, dass er an Ludovicos Ignoranz wahrscheinlich nicht ganz schuldlos war...

Zum Einen war er an Hofe Il Moros durch eine selbst verfasste Initiativbewerbung gelangt - und dies zu einer Zeit, da höfische Künstler, die etwas auf sich hielten, sich ausschließlich durch Berufung seitens der Potentaten aktiv anwerben ließen. Ludovico hatte daher wahrscheinlich ganz zu Recht den Eindruck, als ob er, Leonardo, Florenz um jeden Preis verlassen wollte. Dieser Fluchtaspekt war seinem Ansehen bei Il Moro trotz des Rufes, der ihm vorauseilte, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gerade zuträglich.

Zu allem Überfluss bestand seine Bewerbung in einem Brief, in dem er fast ausschließlich auf seine Fähigkeiten als Ingenieur und Baumeister von Kriegsmaschinen einging. Lediglich im Abschlusssatz erwähnte er noch beiläufig seine Zusatztalente als Künstler.

Das Problem dabei war, dass die Empfehlungen, die er aus Florenz von der dortigen Obrigkeit erhalten hatte, sich aber auf eben diese außerordentliche künstlerische Begabung bezogen, die er im Bewerbungsschreiben quasi verleugnete. Schließlich hatte sein malerisches Talent dazu geführt, dass sein eigener Lehrmeister Verrocchio den Pinsel für immer niederlegte, weil er von seinem Schüler Leonardo offensichtlich überflügelt worden war.

Ludovico konnte also vor dem Hintergrund des nicht Eindeutigen Profils von Da Vinci gar nicht wissen, wie er diesen seltsamen, aber immerhin inzwischen berühmten Zeitgenossen aus einem kleinen Dorf nahe Florenz hätte einordnen, geschweige denn beschäftigen sollen. Vor diesem Hintergrund war es sogar für Leonardo selbst einsichtig, dass sein Herr ihn weder als Künstler noch als Ingenieur beschäftigte - von einigen Ausnahmen einmal abgesehen.

Dass er, Leonardo, auf Grund seines stark ausgeprägten Perfektionismus nicht dazu in der Lage war, die erste wirklich große künstlerische Auftragsarbeit seines Herrn Ludovico -- das Reiterdenkmal für den Condottiere im Kampf Mailands gegen Venedig, Ludovicos Vater Francesco Sforza -- rechtzeitig fertigzustellen und Il Moro dann entnervt die dafür vorgesehene Bronze lieber für den Guss von Kanonen verwendete, war offensichtlich der letzte Beweis für seinen Herrn, dass er, Da Vinci, alles war, aber eines sicherlich nicht -- zu etwas zu gebrauchen.

Aber Beatrice, ja, sie war offensichtlich weitsichtiger als ihr desorientierter Mann. Seine nun einsetzende Euphorie machte dem Maestro die Angst und Demütigung der letzten halben Stunde augenblicklich vergessen.

„Gern meine Fürstin, aber wie klein, und mit welchen Modifikationen? Wollt ihr euren Gatten im Kampf gegen die Franzosen unterstützen?"

Plötzlich wurde die Fürstin verlegen.

„Nun, nicht direkt -- um genau zu sein, es soll keine Kriegsmaschine werden. Die Kanone wird nicht gebraucht werden, und zur Bedienung sollen ein bis zwei Mann ausreichen. Eigentlich möchte ich sogar einen Mechanismus, der keinerlei Mannschaft benötigt. Und der Rammbock soll in etwa die Form und Größe einer... ääähhh... Gurke, ja, einer schön gerade gewachsenen Schlangengurke haben."

Da Vinci war verwirrt. Da er aber die Situation nicht einschätzen konnte, beschloss er, nicht weiter direkt zu fragen, sondern sich zunächst auf eine ingenieurstechnische Weise an die Details heranzutasten. Also griff er in die Tasche seiner Jacke und zog sein Skizzenbüchlein heraus. Er begann zu zeichnen.

„Sicherlich, Herrin, das sollte problemlos möglich sein. Ich nehme an, der Schutzpanzer wird ebenfalls nicht benötigt?"

„Nein, den brauchen wir nicht."

Er zeichnete einen Entwurf, der der Kriegsmaschine nicht unähnlich war. Den von Hand betriebenen Mechanismus ersetzte er aber durch einen, bei dem schwere metallene Pendel -- wie bei einer Turmuhr -- die kleine Ramme über Seilzüge antrieben. Den massiven Rammbock ersetzte er durch eine lange Stange, auf deren Ende er eine zur Hälfte abgeschnittene Gurke montierte. Sie war durch einen Zahnradmechanismus mit dem Antrieb verbunden.

„So etwa?"

„Perfekt! Ich bin zwar in technischen Dingen nicht bewandert, aber ich denke, so sollte es funktionieren."

„Wunderbar. Bis wann benötigt ihr die Maschine?"

„Es soll ein Geburtstagsgeschenk für meinen Mann Ludovico sein."

Da Vinci wusste nun, dass die Maschine in drei Monaten fertig sein musste: Der Geburtstag von Il Moro war am 27. Juli.

„Das schaffe ich, keine Sorge. Wie viel darf sie denn kosten?"

„Es soll das Beste vom Besten sein. Verwendet bitte nur edelste Materialien, die belastbar und gleichzeitig repräsentativ sind. Stellt eure Rechnung nach eurem Gutdünken. Ich bin mir sicher, dass ihr mich nicht übervorteilen werdet."

„Ich werde mit verschiedenen Prototypen experimentieren müssen. Wäre es vermessen, für deren Bau um einen Vorschuss zu bitten?"

Die Herzogin griff in einen Korb, der unter ihrem weiten Rock verborgen war, und holte einen schweren Beutel mit Münzen heraus.

„Ich hatte bereits damit gerechnet, dass ihr für den Bau Geld benötigen würdet. Dies sollte ausreichen, denke ich."

Er warf einen Blick hinein, und seine Augen weiteten sich vor Freude.

„Zu gütig, Herrin! Dies ist mehr als ausreichend."

„Wohlan denn, Maestro! Alles Weitere erfahrt ihr von Evangelina. Ihr dürft euch nun entfernen."

Da Vinci stecke sein Skizzenbuch wieder ein, erhob und verbeugte sich. Langsam ging rückwärts auf die Geheimtür zu, seinen Oberkörper in leicht gebeugter Haltung stets der Herzogin zugewandt.

„Herrin, was passiert mit meinen... äähh, ich meine, mit den Zeichnungen?"

„Ihr erhaltet Sie nach der Ausführung meines Auftrages zurück. Bis dahin behalte ich sie als Pfand für eure Verschwiegenheit. Ich hoffe, euch ist dies Recht?"

„Gewiss, Ducissa, gewiss."

Welche Aussicht auf Erfolg hätte ein Protest in seiner Situation wohl auch gehabt? Er verbeugte sich noch ein letztes Mal, ohne sich seinen Unmut anmerken zu lassen.

"Herrin, wie finde ich wieder meinen Weg in dem dunklen Geheimgang?"

„Schaut in die erste Biegung des Gangs außerhalb der Tür. Dort findet ihr eine Fackel sowie Zunder zum Anzünden. Arrividerci, Maestro, und viel Erfolg!"

Wenige Augenblicke später sah Herzogin Beatrice das Licht von Da Vincis Fackel. Da es langsam verblasste, musste er sich offensichtlich im Geheimgang endfernen. Endlich konnte sie sich erheben.

Sie tat dies sehr langsam und bedächtig. Mit einer Hand stützte sie sich auf den Tisch, mit der anderen drückte sie den Schemel, auf den sie die ganze Zeit gesessen hatte, nach unten. Die Sitzfläche war vom süßen Saft ihres weiblichen Geschlechts durchtränkt, genau so wie der schwarze Phallus aus Glattleder mit innen liegender Naht, den sie noch kurz vor dem Eintreffen der beiden auf dem Hockersitz mit zwei rechtwinklig zu einander angebrachten Gürteln festgezurrt und in ihr Geschlecht eingeführt hatte.

„Gut, dass ich seit zwei Wochen auf Anraten Evas immer meinen Freudenspender dabei habe, wenn ich nicht weiß, wie lange ich bei Geheimtreffen warten muss... Was für ein böses Mädchen ich doch schon nach so kurzer Zeit geworden bin!" Sie lachte in sich hinein.

Was für ein skurriles Bild muss sie abgeliefert haben, als sie -- bereits auf dem Hocker durch den Lederpenis aufgespießt -- von der Ankunft der beiden überrascht zur Geheimtür getippelt war, sie öffnete und dann wieder an den Tisch zurücktippelte... Hätte Eva Leonardo nicht noch in ein Gespräch verwickelt, es wäre für sie unmöglich gewesen, es an den Tisch zurückzuschaffen, ohne ihr „kleines Geheimnis" Preis zu geben. Das war knapp, sehr knapp sogar...