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Das Refugium - Kapitel 006

Geschichte Info
Die fast gänzlich unerotischen Geschichten von Verrätern.
3.6k Wörter
4.49
6k
1
Geschichte hat keine Tags

Teil 7 der 17 teiligen Serie

Aktualisiert 07/07/2023
Erstellt 08/24/2022
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Marauder und ihre Geheimnisse

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Charles war einst ein gefeierter Mathematiker gewesen, der auch beim Aufbau der Station, die jetzt „Refugium" genannt wurde, und auf deren Plateau sich der Ritchie-Clan seit Monaten blutige Köpfe holte, maßgeblich mitgearbeitet hatte.

Er war ein kleiner, drahtiger Mann Mitte Vierzig, mit deutlich fortgeschrittener Stirnglatze und dicker Brille, genau so wie man es sich bei einen Nerd seines Standes vorstellte. Auf sein Äußeres hatte er nie viel Wert gelegt, lediglich eine IWC Pilot Uhr hatte er sich einmal gegönnt. Die hatten ihm die Marauder natürlich längst weggenommen, und ihm stattdessen -- wie sie höhnisch angemerkt hatten -- ein „Fußkettchen" als Ersatz-Schmuck geschenkt. Die Kette war mit einer eisernen Manschette um seinen Knöchel geschlossen, einige Meter lang und unmittelbar neben seinem Computer im Betonboden eines kleinen Raums befestigt, der auch gleichzeitig sein Büro und sein Schlafraum war.

Es war ein Fehler gewesen, dass er versucht hatte, beim Ausbruch der Unruhen seine Familie zu holen und in den Stützpunkt zu bringen. Bereits vor dem Talausgang war er mit seinem Jeep in einen Hinterhalt der dort wartenden Marauder gefahren, sie hatten ihm die Reifen zerschossen und ihn aus dem Wagen gezerrt. Zum Aufwärmen hatten sie ihn erst einmal brutal zusammengeschlagen, Spaß muss sein, und ihn dann in ihr Camp verschleppt. Den Jeep hatte sich Ritchie unter den Nagel gerissen und er benützte ihn hin und wieder als sein Bossmobil.

Die nächsten Monate verbrachte Charles in einem improvisierten Gefängnis in einem alten Armee-Lagerhaus, zusammen mit wenigen anderen Überlebenden. Meistens hatten die Marauder keine Gefangenen gemacht, und von denen die sie gemacht hatten waren immer weniger am Leben. Immer wenn sie wieder einen wegschleppten machten sie den selben Witz, er sei als Komparse für eine Filmproduktion ausgewählt worden. Wenig später kamen dann die Schreie, und keiner wurde jemals wieder zurückgebracht.

Charles hatte Glück gehabt. Eines Tages hatte Bossman Ritchie seine damalige Assistentin an den Haaren hereingezerrt, und sie vor dem Käfig auf die Knie gezwungen.

„Sie behauptet, Du bist der beste Mathematiker den sie hatten, und kannst mit Computern umgehen?", fragte Ritchie.

„Sie übertreibt,", antwortete Charles bescheiden, „aber ich war nicht schlecht."

„Ich lüge nicht, er war der Beste!", rief die Frau, die verzweifelt versuchte, aus Ritchies schmerzendem Griff zu entkommen. „Ich glaube Dir.", sagte Ritchie, und schlug ihr beiläufig mit einem pfeifenden Machetenhieb den Kopf ab.

„Wir brauchen so wie es aussieht einen neuen Administrator für unser kleines Rechenzentrum.", sagte er, und deutete auf den leblosen Körper zu seinen Füßen, „Der war fachlich überfordert und wurde gerade gekündigt. Du scheinst mir geeignet und bist hiermit eingestellt. Außer natürlich, Du hast Besseres zu tun. Wir hätten da noch Bedarf an Nebenrollen in unserer neuesten Filmproduktion."

So wurde Charles zum Administrator einer klapprigen Workstation, die Ritchie vermutlich aus einem Technikmuseum organisiert hatte. Immerhin lief der Kasten schnell und stabil genug für die wenigen Internetseiten, die der Clan ins Internet zu stellen hatte. Es blieb sogar noch etwas Rechenleistung übrig. Nebenher konnte Charles auch hin und wieder eine Runde Pacman zocken, wenn er sicher war, dass ihm niemand über die Schulter schauen konnte.

Das Internet war seit Jahren größtenteils down, aber einzelne Inseln hielten sich irgendwie. Gut gesicherte staatliche Einrichtungen und Archive waren immer noch online. Auch Wikipedia hatte es irgendwie geschafft, online zu bleiben, wenn auch kaum neue Beiträge dazu kamen. Es wusste aber niemand, ob da noch Menschen an den Tastaturen saßen, oder ob nur sehr gut und redundant gebaute Anlagen auch ohne Administratoren weiter funktionierten.

Die meisten anderen Server standen unter der Kontrolle eines Marauder-Clans, wohl weil sie auch einen fähigen Administrator wie Charles aufgegriffen und „eingestellt" hatten. Sie setzen die Maschinen ein, um eine Image-Seite zu pflegen, und um gelegentlich Geschäfte untereinander anzubahnen.

Zentrale Verzeichnisdienste gab es schon lange nicht mehr, daher programmierte sich jeder Administrator einen eigenen „Crawler", ein Programm, das andere Server nach brauchbaren Inhalten durchsuchte. Indem er die Zugriffs-Logs seiner Anlage auf Zugriffe durch fremde Crawler durchsah, verschaffte sich Charles täglich einen Überblick über die noch aktiven anderen Server.

Auch heute flog sein Blick über die Spalte mit den Internetadressen, die auf seinen Webserver zugegriffen hatten. Plötzlich stutzte er bei einer Zeile, die für jeden Anderen wie jeder andere Zugriff auf die Startseite seines Servers ausgesehen hätte. Nicht so für Charles. Sein phänomenales Zahlengedächtnis sagte ihm sofort: es handelte sich um eine Adresse, die er noch nie gesehen hatte.

Da war jemand neu online gegangen, das alleine war schon eine kleine Sensation. Und der unbekannte neue Teilnehmer griff mehrmals kurz hintereinander auf das in der Seite eingebettete Video zu, ohne es aber jemals abzuspielen. Sein Blick fiel auf die Timestamps. Die eingebauten Zahlenfilter und Mustererkenner in seinem Gehirn entdeckten sofort, dass die Zeiträume zwischen den Zugriffen alles Andere als zufällig waren und ein regelmäßiges Muster bildeten.

Charles erkannte als ehemaliger Funkoffizier sofort die alten Morsezeichen. Jemand morste über Seitenzugriffe den zweitbekanntesten Morse-Kürzel nach „SOS".

Lang-kurz-lang-kurz, lang-lang-kurz-lang. „CQ" -- „Ich rufe alle".

Jemand wollte ihn also sprechen? Charles Finger flogen über die Tasten, und programmierten in Windeseile eine eigene Webseite die nur ausgeliefert wurde, wenn diese Adresse wieder einen Zugriffsversuch machte. Sie enthielt nur eine Eingabezeile und ein „?" als Führungstext. Mal sehen was der oder die Unbekannte von ihm wollte.

Obwohl die Seite in den nächsten Stunden öfters in schneller Folge abgerufen wurde, kam nie ein Text zurück. Charles vermutete sofort einen aktiven Webfilter, und überlegte, wie er dem Teilnehmer auf der anderen Seite helfen konnte. Die meisten Webfilter waren dumm wie Bohnenstroh und funktionierten nur, weil die Anwender noch dümmer waren, dachte er herablassend. Der oder die Unbekannte auf der anderen Seite konnte offenbar nur Links klicken, aber nicht schreiben. Damit ließ sich trotzdem arbeiten.

Die nächste Webseite, die er programmierte, beinhaltete statt einer Eingabezeile ein Foto einer Tastatur, das er mit einem Raster aus Links hinterlegte. Je nachdem wo der unbekannte Aufrufer auf das Foto klickte, wurde ein anderer Link adressiert. Jeder Link stand für einen bestimmten Buchstaben. Damit ließ sich eine einfache Textübermittlung realisieren, ohne dass der andere Teilnehmer mehr können musste als auf harmlos aussehende Links zu klicken. Charles war gespannt, ob der Webfilter schlau genug war, den Zusammenhang zwischen dem Bild einer Tastatur und den Links zu erkennen. Er war es natürlich nicht.

Charles selbst konnte seine Antworten direkt über seine Tastatur in die Antwortseite eingeben.

„Wer bist Du?", schrieb er in die Webseite, und wartete auf den nächsten Aufruf, der einige Minuten später prompt kam.

„Marianne und Lisa", kam es Buchstabe für Buchstabe zurück.

„Verdammt," dachte Charles, „die Beiden haben es also geschafft, rein zu kommen, ohne getötet zu werden." Das hatte vorher noch niemand zuwege gebracht.

„Sag Ritchie, ich schaffe es in Kürze. Der Verteidiger vertraut mir immer mehr. Paar Tage noch, vielleicht eine Woche.".

„Ich werde es ausrichten", antwortete Charles.

„Wie geht es ihr?", kam die nächste Frage, genau wie Charles es erwartet hatte.

„Sie lebt noch, Du hast aber nicht mehr viel Zeit." antwortete Charles.

„Werde beobachtet, melde mich wieder.", kam noch durch, und dann hörten die Zugriffe ebenso plötzlich auf wie sie begonnen hatten.

Charles lief, so weit es seine Fußkette erlaubte, in Richtung der Tür, und rief lauthals nach Bossman Ritchie. Als dieser mit mürrischem Gesicht und Maddie wie immer an seine Fersen geheftet endlich auftauchte, stotterte Charles sofort los:

„Marianne ist drinnen. Sie kann nur schlecht kommunizieren, sie sagt sie wird beobachtet. Sie braucht noch einige Tage, vielleicht eine Woche, aber sie meint, sie schafft es."

„Das sind doch einmal gute Nachrichten!" Ritchie lachte dröhnend, und schlug Charles gönnerhaft mit seiner behaarten Pranke auf den Rücken, so dass dieser in sich zusammensackte. „Sehr gut, weitermachen. Du hast Dir gerade einen Monat weiterleben dürfen verdient. Wenn Du so weiter machst, schaffst Du es vielleicht doch bis zur Rente."

Gut gelaunt lief Ritchie zum Rand des improvisierten Lagers, das um eine alte Lagerhalle der Armee herum aus allerlei Schrott zusammengepuzzlet worden war, und das Hauptquartier der Marauder vom Ritchie-Clan bildete. Dort befanden sich die Latrinen, eigentlich waren es offene Gruben mit einigen Brettern darüber, und über der Größten hing ein Käfig an einem Seil, in dem ein mehr totes als lebendiges menschliches Wesen vegetierte.

„Hey Sandy,", rief Ritchie, und trat gegen das Halteseil damit der Käfig zu schwingen begann, woraufhin die Gefangene ängstlich zusammenzuckte, „es gibt Nachrichten von Deiner Mutter. Sie hat es tatsächlich geschafft, und ist drinnen. Jetzt muss sie nur noch die Wummen abschalten und uns die Türe aufmachen, und wir können unser neues Hauptquartier beziehen."

Die bedauernswerte Kreatur in dem Käfig reagierte nicht mehr sichtlich auf die Nachricht, aber Ritchie war es sowieso egal ob sie ihn verstand oder ob sie in den letzten Tagen endgültig in den Wahnsinn hinübergeglitten war. „Spritzt sie ein wenig sauber, und gebt ihr was zu fressen!", befahl er den Umstehenden, „Nicht dass sie uns jetzt auf der Zielgeraden noch abkratzt, wir brauchen sie noch. Aber vorher taucht ihr sie noch einmal unter, ich sehe sie so gerne blubbern während ich pisse." Und sein dröhnendes Gelächter schallte durch das ganze Lager.

Maddie dagegen schäumte vor Wut und Eifersucht. Marianne hatte also wirklich das Unmögliche möglich gemacht, und sie blamiert. Dabei hatte alles gut ausgesehen als sie damals das verlassene Depot mit der intakten Haubitze gefunden hatten. Blöderweise war es ein Modell der US-Army, und die Anleitung war auf Englisch geschrieben. Keiner konnte so einen Dreck noch lesen, nachdem Google Translate down gegangen war. Sie hatten es trotzdem probiert, erst hatten sie Löcher in die Luft und dann in einen Hügel geballert. Nur ein spontaner Harndrang, der sie hinter einen großen Stein abseits der Feuerstellung getrieben hatte, rettete Maddie das Leben. Plötzlich stieß eine Drohne aus den Wolken auf sie herunter und machte mit zwei Raketen die gesamte Feuerstellung samt Haubitze, Munition und Bedienungspersonal dem Erdboden gleich.

Maddie hatte ohne einen Kratzer abbekommen zu haben überlebt, aber der Fehlschlag mit der Haubitze hatte ihrem Image als unbesiegbare Kriegerin und Ritchies rechter Hand schwer geschadet. Dass ausgerechnet Marianne jetzt die Scharte auswetzte war undenkbar.

Maddie wollte Marianne und ihre beiden hübschen Töchter schon damals ganz am Anfang auf dem Boot schön langsam zu Tode quälen, aber Ritchie, der Trottel, musste die Weiber unbedingt stolz als Trophäen herumzeigen. Diese Ehre würde eigentlich ihrer Meinung nach alleine Maddie zustehenden. Überhaupt war Maddie, zumindest ihrer eigenen Einschätzung nach, ein weitaus würdigerer Bossman als Ritchie, aber als Frau hatte man damals, als sich die Clans um die besonders erfolgreichen Verbrecher herum herausbildeten, wenig Chancen, die Akzeptanz der Marauder zu bekommen.

Maddie war immerhin Nummer zwei und für Ritchie das Wichtigste auf der Welt, jedenfalls flüsterte er ihr das manchmal ins Ohr, wenn sie es in unbeobachteten Augenblicken trieben, und er eine romantische Anwandlung bekam. Dann war nämlich Maddie der Bossman, der Ritchie vor sich in Schach hielt, während sie ihm von hinten ihren Ständer in den Arsch rammelte. Maddie hatte nämlich ein kleines Geheimnis in der Hose, das sie sorgsam vor den anderen Clanmitgliedern verbergen musste. Dass Maddie in Wirklichkeit ein Matthias war, dem ein Chirurg ein paar durchaus beachtenswerte Silikontitten angeflanscht hatte, damit er sich fraulicher fühlen konnte als es ihm die Natur zugestanden hatte, durfte von den Maraudern keiner wissen.

Wäre das Geheimnis aufgeflogen, wäre das fatal für Ritchie gewesen. Ein Bossman, der sich am Liebsten von einer Transe rammeln ließ ging eigentlich gar nicht. Eine solche Neigung disqualifizierte Bossman Ritchie zu hundert Prozent für einen Job als Bossman. Maddie hatte längst beschlossen, ihn bei der nächsten günstigen Gelegenheit zu liquidieren, und seinen Platz als erste Bosswoman der Geschichte einzunehmen. Da sie inzwischen so ziemlich jeden anderen Marauder des Clans mindestens einmal übel verdroschen hatte war sie sich der Akzeptanz sicher.

Sobald der schießwütge Wichser in der Station ausgeschaltet und die Anlage endlich in ihren Besitz wäre, würde sie nichts und niemand davon abhalten können, Ritchie auszuschalten und die nutzlosen Weiber genussvoll abzustechen. Jahrelang hatte sie die beiden Töchter als Angestellte bedienen und vor allem Lisas ewigen Zickereien und divenhaften Launen ertragen müssen, bis der große Zusammenbruch die Rollen vertauscht hatte.

Marianne hatte sie eigentlich, das musste sie zugeben, immer korrekt behandelt, aber genau das machte Maddie erst richtig eifersüchtig. Marianne hatte damals alles was Maddie gerne gehabt hätte: einen Millionär als Mann, grandios geformte Titten, und eine echte, orgasmusfähige Muschi zwischen den Beinen.

Maddie dagegen musste sich mit diesem lachhaften Affen Ritchie abgeben. Außer hemmungsloser Brutalität hatte er eigentlich nichts vorzuweisen, abgesehen davon dass er Maddies sexuelle Vorlieben teilte, und auch nicht ganz schlecht bestückt war. Er machte aber nichts aus dieser Anlage, während er sich gerne befriedigen ließ, gab er seinerseits nur selten etwas zurück. Meistens musste es sich Maddie selber besorgen, sobald Ritchie nach dem Sex zufrieden grunzend neben ihr eingeschlafen war.

Marianne und ihre beiden Töchter hatten für Ritchie nur eine Aufgabe: sie lebten nur noch, um Ritchies Image, er sei ein frauenverzehrender Stecher, zu stützen. Immerhin konnte er sich zu offiziellen Anlässen mit vier attraktiven Frauen sehen lassen. Dass er nur mit einer davon schlief, und das mit vertauschten Rollen, musste ja keiner wissen. Ritchie liebte es besonders, wenn ihm Maddie ein Würgehalsband umlegte und ihm auf dem Höhepunkt der Lust die Luft abschnürte, während sie ihn mit der Hand von hinten wichste. Bei nächster Gelegenheit, das hatte sich Maddie fest vorgenommen, würde sie den Würger eine Kleinigkeit zu spät lösen.

Sie musste aber sehr vorsichtig sein, Ritchie war auch für Maddie ein gefährlicher Gegner. Er war schnell und genau mit der Waffe, und wo seine riesigen Fäuste zuschlugen, wuchs buchstäblich kein Gras mehr. Maddie hatte öfters mit ansehen müssen, wie er Gegnern mit einem einzigen Fausthieb das Gesicht zerschmetterte. Nein, wenn sie ihn ohne eigenes Risiko ausschalten wollte, durfte er bis zuletzt keinen Verdacht schöpfen. So ein kleines Würgespiel war die ideale Gelegenheit, wenn er wider aller Wahrscheinlichkeit doch irgendwie überlebte, konnte sie immer noch behaupten, sie habe einen Krampf im Arm bekommen.

Aber noch brauchte Maddie Ritchie lebendig, um mit Marianne fertig zu werden. Maddie machte sich keine Illusionen, Ritchie hatte es geschafft, Marianne zu überzeugen dass er auch fair spielen konnte. Maddie würde Marianne so eine Geschichte niemals abkaufen. Spätestens wenn Maddie das Sagen im Clan hatte, wäre die Zusage von Ritchie an Marianne, sie könne mit ihren beiden Blagen unbehelligt abziehen sobald die Station in den Händen des Clans war, hinfällig. Marianne wusste das genau, und sie würde Maddie niemals in die Station lassen, ganz egal was sie ihr versprach.

Es war Ritchies Idee gewesen, Marianne zur Eroberung der Station einzusetzen. Der Typ der sie besetzt hielt war, so Ritchies Theorie, auch nur ein Mann, und von jahrelanger Abstinenz musste er so notgeil sein wie ein Legionär im Zentralafrika knapp vor dem ersten Heimaturlaub. Ritchie war sich wohl bewusst, was Marianne für Talente hatte. Wenn es jemand schaffte, in die Station zu kommen und den Verteidiger zu unvorsichtigen Handlungen zu verleiten war es Marianne. Lisa hatte er mitgeschickt, um die ständig missgelaunte Nervensäge irgendwie los zu werden.

Von den beiden Töchtern war Sandy, die Jüngere, Bravere und Wissbegierigere, noch halbwegs erträglich gewesen, aber mit Lisa zu leben war die Hölle. Lisa war der Prototyp der verwöhnten Teenie-Göre und Papas erklärter Liebling, sie durfte sich herausnehmen was immer sie wollte. Dazu gehörte auch, Maddie nach Lust und Laune zu schikanieren wo sie nur konnte. Zu ihren Lieblingsspielchen gehörte es, irgendwelche Gegenstände auf den Boden zu werfen und Maddie danach zu beschuldigen, sie hätte nicht ordentlich aufgeräumt. Mehrmals hatte Lisa Allergien erfunden und behauptet, das läge daran, dass Maddie die spiegelblanken Böden nicht ordentlich geputzt habe. Dass sie Maddie im Zorn, der bei Lisa eigentlich der Normalzustand war, mit allen möglichen Gegenständen bewarf und mit übelsten Schimpfworten belegte hielt Lisa für ihr natürliches Recht als Tochter eines Millionärs.

Schließlich überreizte sie allerdings ihr Blatt, als sie sich selbst harmlose Schnittwunden an den Händen beibrachte und behauptete, Maddie habe sie mit einer Schere angegriffen. Offenbar hatte sie es sich diesmal zum Spaß als Ziel erkoren, Maddies Entlassung durchzusetzen. Einfach um zu beweisen, dass sie es konnte. An dem Tag hatte Lisa allerdings Pech, Maddie, die auch keine Heilige war, war von der Polizei wegen Fahren unter Alkohol aufgehalten worden. Nachdem sie sich mit den Polizisten überraschend professionell eine heftige Prügelei geliefert hatte, wurde sie schließlich überwältigt und verbrachte den Tag und die darauffolgende Nacht im Polizeigewahrsam in einer Zelle. Ein besseres Alibi konnte man nicht haben, und Lisa kam schließlich nicht umhin, Yannick ihre letzte und viele der vorangegangenen fiesen Aktionen zu gestehen.

Yannick öffnete endlich die Augen und erkannte, dass sein süßes, blond bezopftes Lieschen, wie er sie als Kind immer genannt hatte, auf dem besten Weg war, entweder in der Klapsmühle oder in einem Gefängnis zu enden. Als er auch noch draufkam, dass sie ihn seit Jahren planmäßig mit gefälschten Schulrechungen beklaute, war das Maß für ihn voll. Er sah ein, dass er mit Lisa nicht fertig werden konnte, und holte sich professionelle Hilfe, die ihm riet, Lisa noch professionellere Hilfe angedeihen zu lassen. Die Ordnung und die Strukturen in einer angesehenen, gut geführten Schule würden ihr Halt geben, und dann würde sie ihre Einstellung von selbst ändern, so die professionelle Theorie.

Es war eine Erlösung für Maddie gewesen, als Yannick Lisa in die Schweiz ins Internat geschickt hatte. Lisa war von Anfang an aufsässig und stinkend faul, und ausschließlich darauf aus, größtmöglichen Schaden anzurichten. Etliche Vandalenakte gingen auf ihr Konto, und sie sammelte Verweise ein wie Andere Strafzettel wegen Falschparkens. Nach unzähligen Verwarnungen und einigen Schulverweisen, die zu bereinigen Yannick jedes Mal eine hübsche Stange Geld kostete, gab er Lisa schließlich in ein speziell für schwer erziehbare reiche Teenie-Töchter eingerichtetes Internat in den USA.

Vorher musste er unterschreiben, dass er jedwede erzieherische Maßnahme, welche die Internatsleitung für angebracht hielt, gutheißen würde. Die Internatsbürokratie war aber auch unter Anwendung härtester Strafen wie tagelanger Dunkelhaft und Schlägen mit dem Rohrstock nicht in der Lage, Lisa zu irgendeiner Form von konstruktiver Mitarbeit zu bringen. Statt dessen riss Lisa immer wieder aus, und legte dabei ein erstaunliches Maß an Kreativität an den Tag. Gewöhnlich schlug sie sich dann zu irgendwelchen Millionärsjungs, die sie als die Söhne von Geschäftsfreunden ihres Vaters kennen gelernt hatte, durch, und ließ sich von diesen aushalten.

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