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Das Refugium - Kapitel 008

Geschichte Info
Ungute Pläne, und eine Station wird besichtigt - jugendfrei
3.8k Wörter
4.56
4.2k
1
Geschichte hat keine Tags

Teil 10 der 17 teiligen Serie

Aktualisiert 07/07/2023
Erstellt 08/24/2022
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Ein Plan nimmt Gestalt an, und eine Station wird besichtigt - jugendfrei

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Leise zog Marianne ihre Tür wieder ganz ins Schloss. Gerade war Manfred vorbeigehuscht und hatte sich von Lisa in ihr Zimmer bitten lassen. Versonnen lächelte sie in sich hinein.

"Männer sind im Grunde alle gleich.", dachte sie. Wenn Aussicht bestand, so etwas Knackiges wie Lisa zu vernaschen, setzte bei ihnen das Hirn zuverlässig aus.

Um Lisa machte sie sich keine Sorgen. Ein wenig mehr Erfahrung als die, welche sie mit ihren fantasielosen Millionärssöhnchen gemacht hatte, würde ihren Horizont erweitern. Sie wusste dass sie sich in dieser Hinsicht auf Manfred verlassen konnte. Er würde versuchen, sie nach allen Regeln der Kunst zu verführen, wenn es ihm gelang, kam sie sicher auch auf ihre Kosten. Wenn es ihm nicht gelang, würde er nicht verärgert sein oder sie gar mit Gewalt zwingen, sondern sich weiter bemühen und auf eine bessere Gelegenheit warten.

Jedenfalls war er jetzt für ein paar Stunden abgelenkt, so dass sie ihre eigenen Pläne weiter verfolgen konnte.

Als erstes stellte sie Kontakt mit Charles her, und ließ ihn Ritchie ans Terminal holen. „Es ist bald so weit,", ließ sie ihn wissen, „ich habe eine Waffe, und er hat nach wie vor keine Ahnung."

„Wie reden wir Klartext? So wie jetzt, das geht nicht." Das Computerdings nervte Ritchie, mit mehr als mit zwei Fingern schreiben hatte er nie gelernt.

„Komm an die Grenzmarke, und nimm einen Controller von einem der toten Wissenschaftler mit. Ich rufe Dich an."

Ritchie ließ sich sofort seinen Wagen bringen. Es handelte sich um einen alten, zerbeulten Jeep, aber es gab nicht mehr viele Autos, die fahrbereit waren, und noch weniger Treibstoff. Während der Fahrt zur Grenzmarkierung beäugte er misstrauisch die Zugangskarte, die er der Einfachheit halber gleich Charles abgenommen hatte. Auch andere Gefangene hatten solche Karten bei sich gehabt.

Anfangs hatten die Marauder ein paar Mal versucht, sich damit bis zum Tor durchzuschlagen, aber keiner seiner Testkaninchen, wie er sie spöttisch nannte bevor er sie über die Grenzmarkierung jagte, kam jemals annähernd so weit dass er die Karte an den Leser am Tor halten konnte. Offenbar waren die Karten aller Wissenschaftler, welche die Station verlassen hatten, für den Zugang zur Station gesperrt worden. Sie hätten wohl an der Grenzmarkierung warten sollen, bis ihnen jemand von innen grünes Licht gab. Dass man mit den Dingern auch irgendwie kommunizieren konnte war ihm neu.

Als er an der Grenzmarkierung ankam, verließ er seinen Wagen und setzte sich hinter einen der zerschossenen Hummer. Sollte die Station losballern, würde ihn das wenig nützen, aber er fühlte sich sicherer so. Außerdem würde jemand, der ihn vielleicht von der Station aus beobachtete, mit ein wenig Glück denken, dass er sich nur schnell im Gebüsch erleichtern wollte.

Dann wartete er.

Plötzlich flammte der Controller auf, „Incoming Call". Hektisch fummelte Ritchie mit seinen Fingern auf der Karte herum, aber sie reagierte nicht auf ihn. Dennoch wurde kurz danach, ohne dass er etwas tun musste, der Bildschirm hell. Mariannes Gesicht erschien. Sie hatte beim Studium der Anleitungen in der Wissensdatenbank eine selten gebrauchte Spezialfunktion entdeckt, mit deren Hilfe ein Anrufer das angerufene Telefon automatisch aktivieren konnte. Sie war wohl einst dazu gedacht, dass Eltern, die das Telefon als Babyfon zweckentfremdeten, ihre Kinder beruhigen konnten, wenn diese losplärrten, während sich die Eltern etwas weiter weg amüsierten.

„Hallo Ritchie,", begrüßte sie ihn, „schön dass Du Dich so schnell frei machen konntest. Wie gehts denn so, beim Morden, Plündern und Foltern? Hast Du Spaß?"

„Klaro,", antwortete er, „es ist ganz schön was los da draußen dieser Tage, die Welt hat sich sehr zu ihrem Vorteil geändert. Früher hat das Geld regiert, jetzt regiert die größere Kanone. Und ich habe hier nun mal die größte Kanone."

"Nach Manfred.", stellte Marianne trocken fest.

"Der ist in seiner Festung eingemauert, und Du arbeitest doch fleißig daran, uns hineinzubringen? Im Moment stehen Sandy's Überlebensschancen noch recht gut, aber langsam werde ich ungeduldig. Ich könnte sie auch jederzeit an den Pfahl bringen, oder sie Maddie zum Üben schenken, wenn ich wollte."

„Ist ja gut," antwortete Marianne, „lass uns jetzt über unser Geschäft reden. Es wird Zug um Zug laufen. Du bringst Sandy her, ich schalte die Stationsverteidigung ab. Du übergibst mir Sandy, und ich gebe Dir einen Controller der das Tor öffnen kann. Du hältst Dein Wort, wir hauen ab, und Du lässt uns nicht verfolgen."

„Gut, einverstanden,", antwortete Ritchie, „und wo ist der Haken?"

„Ich traue Dir nicht, das ist der Haken."

"Tja, Süße, das ist ein Problem. Was schlägst Du vor?"

"Ich programmiere eine Transportplattform so, dass sie den Austausch vollautomatisch durchzieht. Sie bringt mir Sandy, und Dir bringt sie einen Controller mit Vollzugriff."

"Und wer sollte das Steuerprogramm für den Transporter erstellen? Du etwa? Und dann wird es nicht versuchen, mich übers Ohr zu hauen? Halt mich nicht für blöd."

"Das Steuerprogramm ist quelloffen und unveränderbar in den Transportbot einprogrammiert. Wenn es gestartet wurde, kann man es nicht mehr aufhalten. Und der Transporter ist bewaffnet. Wenn einer zu schummeln versucht, wird der Bot denjenigen ohne zu zögern wegputzen. Charles kann das Programm kontrollieren wie und wo und so lange wie er will. Wenn er sagt, es ist ohne Hintertüren, wird es wohl so sein. Er ist der beste Programmierer den es noch gibt, wenn er keinen Betrug findet, gibt es auch keinen."

"Wie soll das Programm genau aussehen?"

"Ich hole den TransportBot wieder herein und stelle sicher, dass Charles nicht an ihm herumgefummelt hat. Dann bringst Du Sandy an die Grenzmarkierung, und ich lasse den Transportbot zu Dir fahren. Charles kann ihn dann nochmal checken, wenn er will. Auf seiner Ladefläche findet Du einen Controller, der auf Dich personalisiert ist. Du darfst ihn Dir nehmen, sobald Du Sandy auf den Transporter gestellt hast. Er kann aber erst nur lesend verwendet werden. Du kannst ihn Charles geben, der kann Dir bestätigen, dass er außer Schreiben alle Berechtigungen hat. Wenn, und nur wenn, Sandy gut bei mir ankommt, schaltet der Transportbot automatisch Deinen Controller voll funktionsfähig, und meinen und alle Anderen sperrt er gleichzeitig aus. Ab dann bist Du der Herr der Station, musst aber noch einen Kilometer bis zum Tor zurücklegen. Ich verschwinde in dieser Zeit mit meinen Töchtern, wie ich das mache wohin genau wir gehen wirst Du nie erfahren. Du siehst uns jedenfalls nie wieder.""

"Du könntest versuchen, mich zu linken, sobald Du Sandy bei Dir hast."

"Lass Charles die Programmierung des Transporters prüfen. Ich werde die Software so machen dass sie, wenn sie feststellt dass jemand zu betrügen versucht, sofort entweder denjenigen oder Sandy tötet. So lange keiner eine linke Tour versucht, wird alles gut, und das wollen wir doch beide."

Ritchie ließ sich den Plan durch den Kopf gehen, wog die Risiken ab, und sagte dann: „Ok, ich erwarte dann Deinen Anruf wenn alles bereit ist."

"Ich sage Charles Bescheid, sobald der Bot fertig ist. Ich muss ihn noch irgendwie aus der Station schaffen ohne dass Manfred Verdacht schöpft. Ich lasse ihn die Straße hinunter fahren bis einige Kilometer vor Dein versifftes Clubheim, Du lässt ihn holen, und Charles kann die Steuersoftware untersuchen so lange er will. Ich werde sie allerdings signieren, wenn er versucht, auch nur ein Bit zu ändern, werde ich das merken."

"Gut, abgemacht. Aber warte nicht zu lange, Deine Sandy wartet schon ganz ungeduldig auf Dich. Sie findet das Leben im Camp einfach nur Scheiße. Ich habe ihr einen kleinen Job zugewiesen, den findet sie ebenfalls Scheiße."

„Was muss sie tun?", fragte Marianne voller Sorge.

„Ach, nix Schweres und nix Unanständiges, ich weiß ja dass Deine verwöhnten Gören zu kaum etwas zu gebrauchen sind, sie sind nicht einmal gut zu ficken. Ich schwöre Dir, sie ist sicher untergebracht, und niemand fasst sie an, nicht einmal ich. Im Prinzip muss sie nur hin und wieder ein wenig vor sich hin blubbern. Aber glaub mir, sogar das ist ihr fast zu viel, sie wird Dir echt dankbar sein, wenn sie es nicht mehr machen muss."

Ritchie lachte dreckig, tippte sich an seinen affigen Panamahut zum Abschied, und machte sich auf die Rückfahrt. Als er die unsichtbare 2,5 Kilometer Außengrenze passierte, beendeten alle Controller der Station den gelben Alarm automatisch.

Die nächsten Tage verbrachte Marianne damit, die Steuerprogramme für die Transportbots zu erforschen. Manfred erzählte sie, dass sie sich ins Programmieren einarbeiten wolle, sie hätte das immer schon einmal lernen wollen. Manfred hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, und gab ihr Zugriff auf die nötigen Werkzeuge. So lange sie nur leere Transportplattformen in der Gegend herumschicken wollte, sah er kein Problem.

Er sollte sich irren.

Manfred verbrachte inzwischen viel Zeit mit Lisa. Aus der desinteressierten Göre war eine sehr aufgeweckte junge Frau geworden, die sich lebhaft für die Station interessierte. Manfred führte sie gerne herum und zeigte ihr alles. Sie begannen ihren Rundgang bei den Fertigungs-Bots, Manfred hatte da ohnehin zu tun.

In der riesigen Kaverne standen unzählige dieser Maschinen in Reih und Glied, aber die Meisten standen still eingefroren wie die Armee der Terrakottakrieger. Hin und wieder erwachte wie von Geisterhand ein einzelner Bot zum Leben und begann, irgend etwas zu bauen. Es gab aber nicht mehr viel zu tun, seit die Station nur noch von drei Menschen bewohnt wurde.

Bewundernd sah Lisa zu, wie Manfred mit ruhiger Hand eine kompliziert aussehende Maschine öffnete, dicke Kabelstränge beiseite schob und einige winzige Teile gegen gleichartige austauschte, die bereits auf einer Transportplattform auf ihn warteten. Er machte dabei offenbar keinen Fehler, und er hatte die Hilfe-Funktion auf einer nahen Wand offen, aber er beachtete sie gar nicht. Nach all den Jahren wusste er auswendig, wo er hinfassen musste.

"Er hat definitiv Nerven wie Stahl und sehr sensible, ruhige Hände,", dachte Lisa, "kein Wunder, dass er so gut mit meinem Körper umgehen kann."

Als Manfred nach kurzer Zeit die Abdeckungen wieder schloss und einen grünes Icon auf seinem Controller drückte, erwarte der Bot kurz zum Leben und räkelte seine zahlreichen Arme. Er drehte sie, die mit seltsam aussehenden Werkzeugen gespickt waren, in alle Richtungen, als wäre er gerade aus einem tiefen Schlaf aufgewacht und streckte nun seine steif gewordenen Glieder. Dann faltete er sich wieder zusammen in seine Ruhestellung, und schaltete sich auf Standby. Melancholisch stand er nun in der endlosen Reihe anderer wartender Bots, bis ihm vielleicht eines Tages wieder ein Auftrag, etwas zu fertigen, zugeteilt würde.

"Wie viele von denen stehen hier?", fragte Lisa, und blickte ehrfürchtig die lange Reihe ähnlicher Roboter entlang.

"Einige Dutzend," antwortete Manfred, "ich habe sie nie gezählt. Und das sind nur unsere machanischen Fertiger. Es gibt noch weitere Kavernen wie diese, für die 3D Drucker, das sind wesentlich mehr. Fast alles hier in der Station lässt sich inzwischen mit einem 3D Print-Verfahren herstellen, Zerspaner wie dieser sind eher selten in Gebrauch. Sie machen wesentlich mehr Abfall aus die Drucker, aber manche Teile lassen sich nicht gut drucken, dann müssen sie ran. Komm jetzt weiter, ich bin hier fertig, es gibt noch viel zu sehen in der Station."

Als nächstes besichtigten sie die Bio-Kavernen. Unter künstlichen Sonnen wuchsen lange Beete mit Pflanzen, einige davon kannte Lisa, aber viele waren ihr völlig fremd. Zwischendrin wuselten fleißige Roboter herum und gossen, harkten, säten und ernteten.

"Es ist niemand mehr hier, der das alles essen könnte.", sagte Manfred, und ein Ausdruck tiefer Trauer huschte einen Augenblick über sein Gesicht. "Das Meiste wird eine Weile eingelagert und geht dann direkt in das Bio-Recycling. Dort wird es wieder zu Kompost, und der wird zu neuen Beeten, und aus denen werden neue Pflanzen. Es ist ein ewiger Kreislauf, aber er hat natürlich längst jeden Sinn verloren".

"Diese Station könnte also noch viel mehr Menschen ernähren und beschützen als nur Dich und uns?", fragte Lisa.

"Theoretisch ja,", antwortete Manfred, "und ich weiß auch worauf Du hinaus willst. Aber ich habs Dir schon ganz am Anfang gesagt, ich kümmere mich nicht um die Belange anderer Menschen. Sie machen alles komplizierter und schlechter, das würde uns früher oder später in große Gefahr bringen. Außerdem, wen willst Du hier herein retten? Es gibt in der näheren Umgebung nur noch Marauder, ich bezweifle, dass Du mit denen unter einem Dach leben möchtest."

"Dann hat außer uns niemand überlebt?", fragte Lisa bekümmert.

"Es wird vermutlich schon noch einige geben, die sich irgendwo verkrochen haben, aber ich habe bis an die Reichweitengrenze meiner Drohnen geforscht und niemanden mehr gefunden. Ich dachte, ich wäre der Einzige, bis Du und Marianne an meiner Grenze aufgetaucht seid."

Lisa schwieg. Fast hätte sie Manfred gesagt, dass da noch jemand war der unbedingt gerettet werden musste. Aber Marianne hatte ihr eingeschärft, niemals zu erwähnen, dass es Sandy auch noch gab, wenn sie das Leben ihrer Schwester nicht gefährden wollte. Lisa verließ sich in solchen Dingen vollständig auf Marianne, und schwieg, so wie es ihr aufgetragen worden war. Marianne wusste schon immer am Besten, was in brenzligen Situationen zu tun war.

"Und weiter weg?", fragte sie schließlich. "Amerika? Afrika? Asien? Die Station hat doch sicher starke Funkgeräte?"

"Alle Demokratien sind untergegangen", sagte Manfred. "Bis die in ihren Diskutierclubs den Ernst der Lage erkannt und ihre Grabenkämpfe beendet hatten war längst alles gelaufen. Die Schnellen fressen bevorzugt die Langsamen. Und der Großteil der Verwöhnten hat sich, als die Kacke am Dampfen war, darauf verlassen, dass sich irgendwie irgend jemand anders finden würde, der hineinlangen würde. Die Marauder haben sie abgeschlachtet wie die Schafe bevor sie überhaupt dazu kamen, einen ernsthaften Widerstand zu organisieren."

"Die Diktaturen haben sich als robuster erwiesen, Russland und China sowie der Großteil Afrikas sind weitgehend intakt geblieben. Das lag sicher daran, dass sich dort ein Großteil der Typen, die es zu Maraudern hätten bringen können, nicht in den Gefängnissen, sondern im Staatsdienst befunden haben. Den gut organisierten Geheimdienst- und Polizeiapparaten gelang es, die aufflammenden Unruhen zu unterdrücken. Sie waren ja seit vielen Jahren geübt darin, Aufstände niederzuschlagen. Inzwischen haben sie so eine Art stillschweigende Übereinkunft mit den Maraudern, schließlich sind sie sich in ihren Ansichten, wie die Welt regiert werden sollte, weitgehend einig. Man lässt sich gegenseitig in Ruhe, sie machen sogar Geschäfte miteinander. Meistens geht es dabei um Waffen, welche die Marauder nicht selber herstellen können."

"Und was liefern die Marauder im Gegenzug?"

"Menschen", sagte Manfred. "Arbeitssklaven. Wen die Marauder nicht umbringen, verkaufen sie als Zwangsarbeiter. Die Männer für die schweren Arbeiten, die Frauen als Hilfskräfte oder, wenn sie dazu taugen, als Lustsklavinnen. Die Kinder kommen in staatliche Erzeihungsheime und werden dort zu willigen Soldaten und gehorsamen Staatsbürgern zweiter Klasse erzogen. Wer nicht spurt, wird zurück zu den Maraudern geschickt, als Material zum Üben für die Machetenkämpfe."

Lange schwiegen beide bedrückt. Wie dünn und löchrig doch die Decke der Zivilisation wurde, wenn man nur die Rahmenbedingungen ein wenig zum Schlechteren veränderte.

"Und jetzt lass uns weiter die Station besichtigen, es nützt ohnehin nichts, die Welt ist, wie die Welt eben ist.", sagte Manfred schließlich, und verscheuchte die trüben Gedanken.

Der nächste Bereich, den sie besichtigten, war das Kraftwerk. Es lag ein wenig abseits, weil die schweren Turbinen, obwohl sie schalldämmend gelagert waren, doch einigen Lärm erzeugten. Als sie das Tor zur Turbinenkaverne durchfuhren, begrüßte sie ein beruhigendes, monotones Summen, und im aufflammenden Licht erblickte Lisa zum ersten Mal das Lebenszentrum der Station. Nebeneinander standen 8 der riesigen Energieerzeuger, jede eine Kombination aus Turbine und Generator, verbunden durch eine glänzende, rotierende Welle. Den Hintergrund der Kaverne füllten Schaltschränke und riesige Transformatoren. Manfreds geübter Blick glitt routinemäßig über die Anzeigen und Kontrollampen, es wurde nirgends auch nur die geringste Störung angezeigt.

Gerne erinnerte er sich noch an das Ereignis vor etwas mehr als einem Jahr, als eine der Turbinen Gefahr lief, auseinanderzufliegen. Die Überwachung erkannte allerdings rechtzeitig unübliche Vibrationen und stoppte sofort den Wasserzufluss, und die Turbine lief langsam und unwillig brummend aus, ohne Schaden anzurichten. Manfreds Aufgabe war es, das gewaltige Peltonrad freizulegen und den Schaden zu begutachten. Er hatte den riesigen Hallenkran über der Turbine in Stellung gebracht, ein Lastgeschirr heruntergefahren und mit dem gewaltigsten Schraubenschlüssel, den er jemals gesehen hatte, eine nach der anderen die Muttern am Turbinengehäuse geöffnet und schließlich den tonnenschweren Deckel abgehoben.

Der Schaden war nicht schwer zu finden, eine der Schaufeln war gebrochen, offenbar hatte man eine winzige Schadstelle im Guss übersehen, und im Lauf der Jahre hatte sich ein Riss gebildet, bis die Schaufel schließlich abbrach.

Eigentlich hätte die Station auch ohne diese eine Turbine weiter genug Energie bekommen, um sie in ihrem Dämmerzustand ausreichend zu versorgen, aber Manfreds Ehrgeiz war geweckt, diesen Schaden in den Griff zu bekommen. Er durchsuchte die Pläne in der Wissensdatenbank, und fand schnell die Bauzeichnungen für das Laufrad. Die Fertigung hätte allerdings große Anstrengungen erfordert, eine so gewaltige Gießerei, wie dazu notwendig war, war nie in der Station vorhanden gewesen. Statt dessen hatten die Wissenschaftler ein Konzept ausgekocht, wie man solche Bauteile aus Spezialglas im 3D Verfahren drucken lassen konnte. Es gab auch einen 3D Drucker für Glas, der groß genug dafür war.

Selbstverständlich konnte Manfred nicht widerstehen, und lud den Bauplan für die Glasversion sofort in die Fertigungs-Warteschlange. Da diese nichts zu tun hatte, schaltete die Anzeige für diesen Bauauftrag bereits nach wenigen Minuten von gelb "pending" auf grün "running". Das konnte sich Manfred natürlich nicht entgehen lassen, er nahm sich einen Transporter und flitze mit Höchstgeschwindigkeit zur Fertigungskaverne um das Schauspiel live zu sehen. Dort angekommen sah er sofort, dass in der Reihe der toten und kalten Maschinen eine aufgewacht war und orange glühend erstrahlte, offenbar wurde sie gerade aufgeheizt. Dann begann sie, Schicht auf Schicht, eine nach der anderen perfekte Lagen aus glühendem Glas aufeinander zu schichten.

Manfred sah mehrere Stunden lang fasziniert zu, wie sich langsam die Form eines neuen Turbinenrades, ganz aus Glas, aus dem Druckbett zu erheben begann. Dann musste die Maschine aber beginnen, Abkühlpausen einzulegen, damit das Gewicht der hinzukommenden Schichten die noch weichen Schichten darunter nicht verformte. Manfred fragte den Fertigungsstatus ab, der Druck würde insgesamt über einen Tag lang dauern. Ein weiterer Tag würde vergehen bis das neue Teil abgekühlt war. Er beschloss, dass er lange genug zugesehen hatte, und dass er in zwei Tagen wiederkommen würde, um bei der Endkontrolle des fertigen Bauteils dabei zu sein.

Tatsächlich bekam er zwei Tage später die Benachrichtigung, dass die Fertigung beendet war, und der Testprozess nun beginnen würde. Sofort fuhr er in die Fertigungshalle. Erst wurde das neue Laufrad optisch auf Unregelmäßigkeiten geprüft, und nun stellte sich wie es die Entwickler vorausgesagt hatten heraus, dass Glas ein idealer Baustoff war, um das Laufrad der Turbine zu verbessern. Man konnte mit Lasern durch das Material hindurch nach kleinsten Fehlern suchen, bei Stahl war das naturgemäß selbst mit den stärksten Röntgengeräten der Station nicht bis zu beliebigen Dicken möglich gewesen. Es wurde kein Fehler im Glas gefunden.

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