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Das Refugium Teil 2 - Kapitel 01

Geschichte Info
Ingenieursleistungen und Reiseplanungen
3.8k Wörter
4.7
5.4k
3
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Teil 2 der 20 teiligen Serie

Aktualisiert 01/04/2024
Erstellt 11/16/2022
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Kapitel 1: Ingenieursleistungen und Reiseplanungen

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Lisa lief wie oft wieder einmal in Gedanken versunken auf dem Laufband im Gym, als sich ihr Controller meldete. "Incoming Call", von Sandy. Lisa stellte das Laufband auf seine niedrigste Geschwindigkeit, und schaltete dann den Anruf auf eine nahe gelegene Wand, während sie gemütlich weiter vor sich hin trabte. Sandy erschien, wie immer in letzter Zeit im weißen Laborkittel, die Haare artig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und -- und das war das Wichtigste -- mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht.

"Du wirst es nicht glauben, was ich gefunden habe!", plapperte sie sofort los. "Komm sofort her, das ist der Wahnsinn."

Lisa hatte eigentlich keine Lust, ihr Training abzubrechen und sich irgendwelche abstrusen Sensationen anzusehen. Beim letzten Mal, als Sandy so aus dem Häuschen war, hatte Lisa minutenlang durch ein Mikroskop irgendwelche leuchtenden Bakterien bewundern und toll finden müssen. Wozu sie irgendwann einmal gut sein würden, wo doch längst die Taschenlampe erfunden worden war, erschloss sich Lisa nicht. Trotzdem machte sie gute Miene zum Spiel und bewunderte die kleinen Pünktchen ausgiebig, von denen tatsächlich ein schwach glimmendes Licht ausging.

Wie immer versuchte Lisa, Sandy nett, aber bestimmt abzuwimmeln, oft gelang ihr das auch, aber diesmal bestand Sandy so vehement auf ihr Kommen, dass Lisa schließlich nachgab und sich einen Transporter bestellte. So beendete sie ihr Training, ging noch kurz unter die Dusche, und dann sauste sie los durch die langen Gänge des Refugiums zu der Raumnummer, die ihr Sandy durchgegeben hatte.

Lisa dämmerte, dass es diesmal wohl wirklich um etwas Besonderes ging, als der TransportBot nicht wie sonst an den Laboren anhielt, sondern weiter fuhr in Richtung der Hangars. Dort hielt er vor einer unscheinbaren, recht großen Blechtüre, die Lisa bisher immer für irgendeinen Zugang zu irgendeinem Lagerraum gehalten und ignoriert hatte. Lisa stieg vom TransportBot und hielt ihren Controller an den Türsensor, und die Tür glitt fast lautlos zur Seite. Was Lisa drinnen stehen sah, verschlug ihr wirklich den Atem.

Auf einem der großen TransportBots aufgebockt stand da ein Fluggerät, offenbar ein Quadcopter, und er war von fast überirdisch schönem Design. Unter einer x-förmig angeordneten Trägerkonstruktion, an deren Enden sich vier Antriebsgondeln befanden, hing eine durchsichtige Blase aus Glas, in der sich unübersehbar ein Cockpit mit zwei Sitzen befand. Vorne herum verlief ein Armaturenbrett mit zahlreichen Displays, und ein mit bunten Knöpfen gespicktes Lenkrad diente offenbar zur Steuerung. Die Konstruktion würde sich, da war sich Lisa auf Anhieb sicher, wesentlich einfacher fliegen lassen als gewöhnliche Helikopter mit ihrer Stock- und Pedalsteuerung. Hinter den Sitzen befand sich ein undurchsichtiger Bereich mit zahlreichen seitlichen Klappen, offenbar war hier der Platz für die Technik und Stauraum für Ausrüstung und Gepäck.

Alles sah durchdacht und aufgeräumt aus, und wären da nicht noch zahlreiche Kabel eingesteckt gewesen, die zu den herumstehenden Werkbänken und Diagnosegeräten führten, hätte man meinen können, das Gerät könnte sofort abheben und losfliegen.

Am Beeindruckendsten fand Lisa aber die Farben, in denen sich alle Teile der Außenhülle, die nicht aus Glas waren, präsentierten. Ein so strahlendes Weiß in Kombination mit irsierenden, dunkelblauen Akzenten hatte Lisa noch nie gesehen.

Lisa pfiff anerkennend durch die Zähne, diesmal hatte Sandy recht gehabt. Mit diesem Fahrzeug würde Lisa ihre neu erlernten Flugfähigkeiten voll ausleben können. Prüfend umrundete Lisa den Helikopter, und begann mehr auf die Details zu achten.

"Die Propeller fehlen noch?", fragte sie Sandy, als sie bemerkte, dass sie durch die Antriebsgondeln hindurchsehen konnte.

"Nein, das ist ja eine der Sensationen!", erwiderte Sandy. "Das ganze Fluggerät funktioniert elektrisch. In den Antriebsgondeln wird Luft ionisiert und dann von starken Magneten ausgestoßen, das sorgt für den Rückstoß, mit dem es fliegt. Dieser Heli muss praktisch lautlos sein, im schlimmsten Fall hört man vielleicht ein leises Rauschen von der ausgestoßenen Luft."

"Und was kann er noch?", Lisas Neugier war geweckt.

"Diese seltsame Farbe, welche die Außenhülle so makellos strahlen lässt, hat es in sich! Sie kann Licht sowohl absorbieren als auch aussenden. Das funktioniert schon, Ich zeigs Dir!" Sandy betätigte ein Icon auf ihrem Controller.

Da wo gerade noch der Helikopter gestanden hatte, befand sich nun plötzlich ein tiefschwarzes Loch in Form eines Helikopters.

"Jetzt absorbiert er alles Licht, genau genommen jede Art von Strahlung, aus der Luft. Deswegen siehst du ihn als schwarzes Loch, und er macht Strom daraus", erklärte Sandy. "So gewinnt er ständig Energie, zum Fliegen reicht es natürlich nicht, aber er kann damit seinen Akku nachladen. Je nach Wetterlage vergrößert sich damit seine Reichweite enorm."

"Wie weit kommt er denn?", fragte Lisa.

"Das wurde noch nie ausprobiert, aber man hat berechnet, dass er mit einer Akkuladung mehr als 200km weit kommen müsste, bei Sonnenschein natürlich auch noch wesentlich weiter. Aber diese Beschichtung der Hülle kann noch viel mehr, schau!" Sandy berührte ein anderes Icon.

Da wo gerade noch das schwarze Loch des energietankenden Helikopters zu sehen gewesen war, war plötzlich ... nichts mehr. Man konnte die gegenüberliegende Wand des Raumes sehen, der Helikopter war weg.

"Wo ist er den jetzt hin? Wie macht er das?" Lisa war verblüfft, und Sandy kicherte vor Vergnügen.

"Er ist noch genau da, wo er immer war. Die Hülle nimmt jetzt auf der hinteren Seite ein Bild vom Hintergrund auf, und vorne sendet sie das Bild wieder aus. Damit verschmilzt der Helikopter perfekt mit dem Hintergrund, und wird praktisch unsichtbar."

Jetzt war Lisa nicht mehr zu halten. Vorsichtig streckte sie die Hand aus, und tatsächlich berührte sie schließlich die Hülle des Helikopters, ohne freilich mit den Augen irgendetwas anderes wahrnehmen zu können als die graue Betonwand von hinter ihm.

"Das ist Wahnsinn, den muss ich fliegen. Damit kann ich mich unauffällig und relativ gefahrlos in der Welt umsehen, ohne dass mir die Marauder viel anhaben können. Ist er bewaffnet?" Lisa hatte bereits bemerkt, dass auf der Unterseite verschiedene Befestigungspunkte aus der Hülle ragten, die aber alle noch unbestückt waren.

"Leider nein," antwortete Sandy, "vom Zubehör existiert noch so gut wie nichts. Es wäre auch kontraproduktiv, außen angehängte Waffen würden die Tarnung zunichtemachen, und für innen angebrachte Waffen ist dieses Modell zu klein. Das Nachfolgemodell, das aber erst im Computer existiert, wäre dann die richtige Kampfsau geworden, der hier ist eher ein Aufklärer und Transporter, und in erster Linie sowieso nur ein Prototyp und eine Testplattform."

"Auch gut,", antwortete Lisa, "ich hatte sowieso nicht vor, einen Weltkrieg anzufangen. Wann kann er fliegen?" Lisa deutete auf die zahlreichen Kabel, die den Helikopter scheinbar auf der Transportplattform festzurrten.

"Ich denke, ich kann ihn in einer Woche fertigbekommen.", antwortete Sandy. "Alles Wichtige ist bereits vorhanden, es fehlt nur noch das Gestell zum Landen, und der richtige Akku ist noch im 3D-Druck, das was jetzt drinnen ist, ist nur eine leistungsschwache Test-Version. Und natürlich muss auch noch ein ausführlicher Check, ob auch alles so funktioniert wie geplant, gemacht werden. Wenn keine Probleme auftauchen, kannst du am nächsten Wochenende los. Sofern du natürlich -- und das ist meine Bedingung -- bis dahin die Handbücher durchgeackert hast. Dieses Ding kann noch weit mehr, du wirst einige Zeit brauchen, bis du ihn voll nützen kannst. Ich lade Dir die Anleitungen gleich auf die Bildwand in Deinem Zimmer."

"Sis, du bist die Beste!", rief Lisa voll ehrlicher Vorfreude, und drückte ihrer Schwester einen dicken Schmatz auf die Wange. Dann lief sie aus dem Raum zu ihrem TransportBot, sie musste jetzt sofort mit Manfred reden.

Dieser war gerade damit beschäftigt, von Sandy verbesserte Druckdüsen in einige 3D Drucker einzusetzen, und überhaupt nicht begeistert, als Lisa mit der Neuigkeit ankam.

"Ich finde, es ist noch ein wenig früh, du bist in Deiner Ausbildung noch kaum weiter als eine blutige Anfängerin, und wer weiß, ob dieser Helikopter nicht noch irgendwelche Kinderkrankheiten hat. Ich mache mir Sorgen um dich", wandte er ein.

"Ach komm,", bettelte Lisa, "diese Welt ist immer gefährlich, und was soll groß passieren. Er hat Funk, und wenn ich in Schwierigkeiten gerate, kann ich immer die Kavallerie zu Hilfe rufen. Dann kommst du mit Deiner Kampfmaschine angeknattert und haust mich raus, so wie wir damals Sandy rausgehauen haben." Dass Marianne dabei ums Leben gekommen war, erwähnte sie lieber nicht, aber sie sah an Manfreds Gesichtsausdruck, dass auch er gerade an ihre Mutter dachte.

"Na gut, ich überlegs mir,", sagte Manfred, "und du musst ja am Anfang nicht gleich um die Welt fliegen damit. Wie viel Reichweite hat er denn?"

"Nicht viel mehr als 50 Kilometer", schwindelte Lisa ohne mit der Wimper zu zucken, den stärkeren Akku und die Möglichkeit zum Nachladen aus der Sonne erwähnte sie nicht. So dachte Manfred, dass Lisa kaum mehr als einen schnellen Hüpfer über die Berge machen konnte, bevor sie sowieso umkehren musste, um Strom nachzutanken.

"Ich rede mit Sandy, und wenn die meint, das Gerät ist sicher, dann kannst du meinetwegen einen Probeflug draußen machen."

Lisa fiel Manfred überglücklich um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Wie immer ließ diese Berührung die Funken zischen ihnen fliegen, und wenn Lisa nicht so aufgedreht gewesen wäre, dass sie gleich wieder losstürmte, hätten sie sich vermutlich eine diskrete Ecke für einen Quickie gesucht.

Kaum war Lisa mit ihrer Plattform außer Manfreds Sicht, diktierte sie eine schnelle Nachricht an Sandy, in der sie ihre Schwester genau instruierte, was sie Manfred über den Helikopter erzählen durfte und was nicht. Kein Wort über Tarnmöglichkeiten und Nachtanken aus der Sonnenstrahlung, und nur die geringe Reichweite des Test-Akkus zugeben, schärfte Lisa ihr ein.

Als das so weit erledigt war, ließ sich Lisa zum Simulator bringen. Schnell war das Simulationsprogramm für den neuen Prototypen geladen, aber es gab Probleme: die neuartige Lenkrad- Steuerung wurde von diesem Simulator nicht unterstützt.

Wieder musste Sandy helfen, und nach einiger Knobelei und Recherchen in den Lagerbeständen bekamen sie tatsächlich genügend Teile zusammen für einen einfachen, improvisierten Simulator, der aber ausreichen würde für ein Flugtraining. Ihn auch noch zu bauen, dazu fehlte Sandy die Zeit, das musste Lisa selber erledigen.

Kurz erwog Lisa, Manfred um Hilfe zu bitten, aber dann gewann ihr Stolz, es alleine zu schaffen, die Oberhand, und außerdem fand sie es sicherer, wenn Manfred seine Nase nicht zu tief in dieses Projekt steckte. Wenn er herausfand, dass sie ihn angelogen hatte, würde er es sich vielleicht anders überlegen und sie überhaupt nicht fliegen lassen.

Lisa erinnerte sich, dass in dem Raum, in dem Sandy den Helikopter gefunden hatte, noch sehr viel Platz übrig war, und so bestellte sie die zahlreichen Transporter mit den Teilen des Simulators dort hin.

Als Lisa selber dann etwas später dort ankam sah sie schon von Weitem, wie Sandy entgeistert auf die endlose Kette von aufgestauten Lieferungen vor der Türe schaute. Auch Lisa musste weit entfernt von ihrem Transporter steigen und den letzten Weg zu Fuß zurücklegen, weil da kein Durchkommen mehr war.

"Lisa,", Sandy tadelte ihre Schwester mit einem liebevollen Blick, "du hast wohl noch nie etwas von durchdachter Logistik und "Just in Time" Lieferungen gehört?"

"Mehr als du denkst", gab Lisa schnippisch zurück, und zeigte triumphierend auf den vordersten Bot in der Kette. Auf seiner Ladefläche befand sich eins jeder Exoskelette, aus denen später die ErotiSuits abgeleitet wurden. Dieses war noch in seiner ursprünglichen Form und für schwere Arbeiten ausgerüstet. Lisa zwängte sich hinein, klappte ein halbdurchsichtiges Display vor ihr rechtes Auge, und schob Sandy mit einer leichten Wischbewegung ihrer motorverstärkten Arme beiseite. "Das ganze Zeug hier ist "just in time", und jetzt schau zu, und staune!"

Die nächste Stunde kam Sandy tatsächlich nicht mehr aus dem Staunen heraus. Lisa hatte sich in die hintere Hälfte der kleinen Halle zurückgezogen, und unverzüglich zu bauen begonnen. Unermüdlich surrten die Werkzeugwechsler, die an ihren verstärkten Händen angebracht waren.

Sandy sah ehrfürchtig zu, wie ihre ansonsten so zerbrechlich wirkende Schwester plötzlich Bauteile, die mehrere hundert Kilo oder noch mehr wogen, mit Leichtigkeit von den Transportern holte, zur Baustelle balancierte und dort an den richtigen Stellen einbaute. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit machte der Bau Fortschritte, und bald ragte das unverkennbare Gestänge eines Flugsimulators vom Hallenboden aus nach oben.

Sandy widmete sich wieder ihren eigenen Arbeiten, aber ab und zu konnte sie es sich nicht verkneifen, zu der Baustelle ihrer Schwester hinüberzuschauen. Diese behielt ihr atemberaubendes Bautempo bei, und bald war die Simulator-Plattform auf den Stelzen montiert. Im gleichen Maß wie der Bau in die Höhe wuchs nahm die Länge der Transporter-Warteschlange vor der Türe ab.

Gerade sauste Lisa wieder hinaus, um die nächsten Bauteile zu holen. Sie kam zurück mit einer weißen Schachtel in ihren Greifarmen, ließ diesmal aber das Exoskelett Sandys Arbeitsplatz ansteuern.

Fragend sah Sandy zu Lisa auf.

"Es ist Mittag! Pizza-Time!", rief diese fröhlich. Und mit einer fließenden Bewegung die man diesen klobig wirkenden Exoskeletten gar nicht zugetraut hätte, legte sie die Schachtel direkt vor Sandy auf den Tisch. Ein Greifer klappte die Pizzabox auf, klickend wechselten die Werkzeuge an Lisas linkem Arm durch, bis ein Rollenmesser aktiviert war, und mit vier schnellen Schnitten teile Lisa die dampfende Pizza in acht exakt gleich große Spalten auf.

Bevor sich Sandy von ihrem Staunen erholt hatte, klickte Lisa auch schon eine kleine Schaufel in ihren Werkzeugarm, angelte sich eine Schnitte, und führte sie mit einer präzisen Bewegung an den Mund, und biss herzhaft hinein.

"Magst du heute keine Pizza?", fragte sie kauend, und amüsierte sich köstlich über den verdatterten Blick ihrer Schwester, die sich jetzt endlich auch kopfschüttelnd ein Stück von der Pizza nahm und vorsichtig ein Stückchen abbiss. Sie schmeckte ausgezeichnet, und endlich griff Sandy, die störende Gefühle wie Hunger während der Arbeit meistens ignorierte, zu.

"Diese Skelette sind unglaublich präzise und gelenkig,", erzählte Lisa nebenbei, "und das hier ist übrigens mein Persönliches, es ist genau auf meine Körpermaße abgestimmt. Ich habe es "Alfred" genannt. Nachher zupfe ich mir noch damit -- und klickend rastete eine grob aussehende Beißzange in ihrem Arm ein -- die Augenbrauen." Und Lisas helles Gelächter schalte durch die kleine Halle, als sie Sandys verdutztes Gesicht sah.

Nach ihrer kleinen Zwischenmalzeit ging Lisa wieder mit Feuereifer daran, ihren Simulator fertig zu stellen, und es dauerte nicht mehr lange bis Sandy die typischen Geräusche eines Flugsimulators vernahm, der im Selbsttest seine Antriebe durchprüfte.

Lisa jubelte auf, parkte "Alfred" neben dem Simulator, sprang die Leiter hinauf und setzte sich in den einladend herumgeschwenkten Pilotensitz. Fast zärtlich nahm sie das eigenwillige Steuerrad, das sie eher in einem Sportwagen vermutet hätte, in beide Hände, und bewegte es einige Male ein wenig hin und her, um zu sehen, wie das Fluggerät reagierte.

Wie erwartet war das Fliegen mit dieser Steuerung fast so einfach wie Auto fahren. Die einzige richtige Neuerung war das Unterstützen der dritten Dimension, man steuerte den Helikopter nach oben oder unten, indem man am Lenkrad zog oder es von sich wegdrückte. Dank ihres Helikoptertrainings mit Manfred hatte Lisa bereits ein ausgezeichnetes Raumgefühl entwickelt, und bald sah Sandy an den wilden Bocksprüngen des Simulators, dass sich Lisa an immer gewagteren Flugmanövern versuchte.

Plötzlich blieb der Simulator wie angewurzelt in der Horizontalen stehen, und Lisas Kopf, auf dem ein Kopfhörer thronte, erschien in der Eingangstür.

"Komm auch rein, Sis!", rief Lisa übermütig, "Hier ist Platz für zwei, du wirst sehen, es ist atemberaubend."

Sandy konnte nicht widerstehen, gesellte sich zu Lisa in die Kanzel und nahm den zweiten Sitz. Kaum war sie angeschnallt, ging der Tanz auch schon los, auf den Bildschirmen erschien eine zerklüftete Berglandschaft und Sandy bereute ihre schnelle Entscheidung bereits nach wenigen Flugmanövern.

Lisa reizte die Möglichkeiten des neuen Quadcopters voll aus, ließ ihn horizontal denkbar knapp über dem Boden wild nach links und rechts schwenkend durch ein enges Tal rasen, um ihn am Ende fast übergangslos senkrecht einer Felswand entlang nach oben in den Himmel schießen zu lassen. Mit einer eleganten Rolle seitwärts übersprangen sie den schneebedeckten Gipfelgrat, und Lisa ließ ihn auf den anderen Bergseite ebenso steil wieder in die Tiefe fallen. Sandy konnte nicht anders, die Angst und die plötzliche Schwerelosigkeit ließen sie einen gellenden Schrei ausstoßen, was Lisa mit herzlichem Gelächter quittierte.

Knapp über einer bewaldeten Geländestufe fing Lisa den stürzenden Helikopter wieder ab, und zog ihn wieder nach oben, als plötzlich die Umgebung in einer milchigen Brühe verschwand. "Nebel! Sicht Null! Instrumentenflug!" jubelte Lisa, und auf den Displays vor ihr flammte eine stilisierte 3D Karte der Umgebung auf. Ohne die Geschwindigkeit im Mindesten zu verringern, flog Lisa nun mit derselben haarsträubenden Geschwindigkeit, nur von ihren Instrumenten geleitet, durch die in der Nebelsuppe verborgenen Bergschluchten. Als am Talende die Bogen einer bröckelnden alten Steinbrücke auftauchten, konnte sie es sich nicht verkneifen, unter der Brücke durch den mittleren Bogen hindurch zu steuern, obwohl dieser kaum breiter war als der Helikopter.

Während der ganzen Zeit klammerte sich Sandy mit kreidebleichem Gesicht an die Armlehnen ihres Sessels, während ihr Körper in den Sicherheitsgurten herumgeworfen wurde wie eine Gliederpuppe. Gerade als sie sich sicher war, dass sie gleich über die nagelneuen Displays kotzen würde, kam der Simulator mit einem Ruck zum Stehen.

"Was ...", rief Lisa erstaunt, "ist etwas kaputt?" Auf ihrem Display war zu sehen, dass der Not-Stopp betätigt worden war.

Von draußen drang Manfreds Stimme herein, und er klang nicht gerade erfreut. Er hatte den größten Teil von Lisas wildem Ritt von außen beobachtet, und eine vage Idee, was das mit einem untrainierten Fluggast wie Sandy machen würde. Darüber hinaus hatte er in seinen langen Jahren als Kampfpilot viel zu viele leichtsinnige Draufgänger sterben sehen.

"Lisa, du musst lernen, ernsthafter zu fliegen, selbst hier im Simulator. Du bist brillant geflogen, das gebe ich zu, aber du hattest auch keinerlei Reserven mehr. Ein Vogelschlag, oder eine überraschende Windbö, und du wärst erledigt gewesen."

"Ja, ja,", maulte Lisa, "alter Spielverderber."

Natürlich würde sie in der Realität nie so fliegen, aber es zu üben bevor der Ernstfall eintrat konnte doch nicht schaden. Von Manfreds Philosophie, Ernstfällen im Zweifelsfall lieber auszuweichen, statt sich ihnen mutig zu stellen, hielt sie wenig. "Die Pioniere sind immer die, welche am Ende mit den Pfeilen im Rücken in der Prärie liegen", pflegte er zu sagen, wenn man ihn auf das Thema Heldenmut ansprach.

"Komm rein," lud Lisa Manfred jetzt in den Simulator ein, "das Ding ist phänomenal. Probiere es doch auch mal aus."

Manfred lehnte dankend ab. Er bevorzugte die alten, mechanischen Helikopter, mit denen er verwachsen war. Der neumodische Kram, in dem Computer das meiste erledigten, war ihm unheimlich.

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