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Das Refugium Teil 2 - Kapitel 03

Geschichte Info
Der Flug der Pocket-Rocket.
4k Wörter
4.65
5.2k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 4 der 20 teiligen Serie

Aktualisiert 01/04/2024
Erstellt 11/16/2022
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Kapitel 3: Der Flug der Pocket-Rocket

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Zeitig in der Früh wachte Lisa auf, da das ihr großer Tag würde brauchte sie keinen Wecker. Neben sich vernahm sie Sandys ruhige Atemzüge, und sie wand sich vorsichtig aus ihren Armen, um sie nicht zu wecken.

Lisa hauchte ihrer schlafenden Schwester einen schnellen Kuss auf die Wange, dann brachte sie ihre Morgentoilette hinter sich, stieg in einen weißen Flugoverall mit dem Logo der Station, und schon brauste sie mit Höchstgeschwindigkeit zu den Hangars.

Zu ihrem großen Erstaunen sah sie Manfred auf dem Rand des Transporters, auf dem ihr Heli auf seinen ersten richtigen Einsatz wartete, sitzen. Shit, er würde sie doch nicht im letzten Augenblick erwischen und ihr den Flug verbieten? Neben sich auf dem Boden hatte er ein größeres, graues Paket stehen, aus dem einige dicke Kabel herausragten. Autsch. Der neue Akku. Das war gar nicht gut. Lisa war aufgeflogen.

Sie versuchte in seinen Augen zu lesen, wie groß der Ärger werden würde. War da etwa Spott zu sehen?

"Wie hast du es herausgefunden?", fragte Lisa vorsichtig.

"Ich wusste es vom ersten Augenblick an", antwortete er. "Dieses Projekt war ein ganz Besonderes. Ich selbst habe viel daran mitgearbeitet, ich war ja der einzige in der Station mit Flugerfahrung in Helikoptern. Ich wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis Sandy den Prototypen finden würde."

"Dann gibst du mir den Akku und lässt du mich fliegen?", fragte Lisa hoffnungsvoll.

"Nur wenn du mich überzeugst, dass du draußen überleben kannst, und mir vorher noch einen bläst", antwortete er augenzwinkernd.

"Du machst einen Witz, oder nicht?", Lisa wusste nicht, was sie von dem Vorschlag halten sollte.

"Natürlich ist das ein Witz, oder auch nicht. Es geht um das hier". Und Manfred zeigte auf ein neues Kabel am Boden, das in den großen Hangar hinausführte. "Das führt zum anderen Simulator. Da habe ich meinen alten Kampfhubschrauber reingeladen. Du wirst jetzt gegen mich fliegen. Ich gebe den Wolf, du das Schaf, du musst mir einfach nur entkommen. Wenn du es schaffst, einen Angriff 10 Minuten lang heil zu überstehen, bist du bereit. Dann baue ich dir den Akku ein, und du kannst abheben, und solange du willst herumfliegen."

Lisa dachte kurz nach, und lächelte dann siegessicher. "Bist du bereit, eine Enttäuschung wegzustecken? Ich bin mit diesem Heli weg wie nichts. Er ist weitaus moderner und wendiger als deine alte Mühle."

"Wir werden sehen", antwortete Manfred.

"Nur für den Fall, der nicht eintreten wird, also rein hypothetisch ... was passiert, wenn ich scheitere?"

"Dann kannst du meinetwegen mit dem Test-Akku einmal über die Berge hüpfen und wieder zurück. Selbstverständlich mit deaktivierter Nachlade-Funktion, und ich schalte meinen Controller auf die Steuerung auf damit ich dich jederzeit fernsteuern kann."

Das waren keine vergnüglichen Aussichten, aber Lisa war sich ihrer Sache sicher. "Einverstanden!", rief sie, und kletterte schon die Leiter ins Cockpit ihres Simulators hoch. "Worauf wartest du noch, alter Mann? Ich müsste danach gleich mal los!"

Manfred schlenderte gemütlich hinüber zum alten Simulator, und machte sogar gewohnheitsmäßig seine Pre-Flight Checks durch. Dann startete er, und die beiden Simulatoren synchronisierten sich.

Die nächste halbe Stunde wurde die Frustrierendste in Lisas kurzer Fliegerkarriere. Obwohl sie flog wie der Teufel und alles aus dem neuen Quadcopter herausholte, war ihr Manfred stets um eine Rotorbreite voraus. Mal pustete er sie mit der Bordkanone weg, als er ihr hinter einer Talbiegung auflauerte, dann wich sie einer seiner Raketen aus und flog geradewegs in die Flugbahn der Zweiten, die er hellseherischer weise genau dahin geschossen hatte wohin sie ausgewichen war. Sie versuchte sich zehn Minuten lang in einer Bodensenke zu verstecken, es schien zu klappen, aber er hatte es vorausgesehen und bei 9:45 Minuten zündete er manuell eine Sprengladung, die er schon vorher dort am Boden deponiert hatte. Flog sie hoch oben, kam er an irgendeiner Wolke um die Ecke gebogen, flog sie am Boden, wartete er schon hinter der nächsten Bodenwelle. Stets war ihre Überlebenschance gleich null, egal was sie an Tricks versuchte. So spielte er Katz und Maus mit ihr, und stets gewann die Katze.

Lisa wurde immer nervöser, dann verlor wie zunehmend die Beherrschung. Sie sah kaum noch etwas durch einen Schleier von Zornestränen, und blind vor Wut trat sie schließlich die Lenkung ihres Quadcopters ins Armaturenbrett. Sie hieb auf den Not-Aus Schalter, stieg aus und setzte sich trotzig vor sich hin weinend und fluchend neben ihre Flugmaschine.

Manfred kam seelenruhig angeschlendert, und setzte sich neben sie. Lisa erwartete, dass er sie schulmeistern oder auslachen würde, aber nichts davon passierte. Er wartete einfach, bis sie sich beruhigt hatte.

"Es ist nicht so, dass du schlecht fliegst. Du agierst zu vorhersehbar. Denk immer daran, dass dein Feind mindestens dieselbe Ausbildung hat wie du. Wenn du dir eine Gegenmaßnahme überlegst, sieht er das voraus, und wenn er gut ist, verwendet er deine Ausweichmanöver gegen dich. Solange du unbewaffnet bist, hast du nur zwei Chancen.

"Welche?", fragte Liesa und schniefte einige Tränen weg.

"Überrasche ihn mit den neuen Möglichkeiten dieses Quadcopters. Das ging in unserem Fall nicht, weil ich sie ebenso gut wenn nicht besser kenne wie du."

"Und die andere?"

"Sei schlauer als er. Trickse ihn aus. Sei unberechenbar. Wenn es eine klar beste Antwort auf eins seiner Manöver gibt, wird er sie voraussehen, also wähle die zweitbeste. Oder noch besser eine völlig andere. Rechne damit, dass er deine Absichten durchschaut, und ändere sie rechtzeitig. Wenn es dir gelingt, ihn zu überraschen, kannst du dich vielleicht so weit absetzen dass du dich erfolgreich verstecken kannst. Dann hast du gewonnen, diesen kleinen Hüpfer findet man nicht so leicht, wenn er im Tarnmodus irgendwo verdeckt am Boden parkt."

"Wann bekomme ich eine zweite Chance?" Lisa war etwas beruhigt, aber auch traurig, sie hatte gedacht, sie wäre wesentlich weiter in ihren Fähigkeiten. Manfred hatte ihr gezeigt, dass sie nicht viel mehr als eine blutige Anfängerin mit ein paar Kunstflugkenntnissen war.

"Jetzt sofort, wenn du willst. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung."

Lisa war baff. Manfred überraschte sie immer wieder. "Alter Klugscheißer. Du versuchst mich gar nicht aufzuhalten, stimmts?"

"Nein,", sagte Manfred, "mir war von Anfang an klar, sobald du dieses Gerät entdeckst, wirst du damit loslegen, mit meinem Segen oder ohne ihn. Ich kann und will dich nicht rund um die Uhr bewachen. Ich hielt es daher für klug, dich so weit auszubilden, dass du eine reelle Chance hast, und dich dann ziehen zu lassen, so schwer es mir auch fällt."

Manfred wäre allerdings nicht Manfred gewesen, wenn er nicht auch weniger edle Hintergedanken gehabt hätte. Wenn Lisa einige Zeit unterwegs war, könnte er sich ungestört mit Sandy beschäftigen. Es wäre doch gelacht, wenn er nicht auch die zweite Schwester für sich gewinnen konnte. Bevor ihm das Alter seine letzte Manneskraft raubte, einmal einen flotten Dreier mit zwei jungen, attraktiven Frauen feiern, das wäre schon was.

Übertriebene Sorgen um Lisa machte sich Manfred eigentlich nicht. So lange Lisa nicht bis Russland flog, das wäre die nächstgelegene überlebende Großmacht mit intakten Fliegerstaffeln und Flugabwehr, war es praktisch ausgeschlossen, dass sie in der Luft einem Gegner begegnete.

Gegen Beschuss vom Boden war der Quadcopter einigermaßen gefeit, er verfügte über umfangreiche Sensorik, Frühwarneinrichtungen und sowohl Nebel- als auch Täuschkörperanlagen. Aber wenn sie doch in Gefahr geriet, und Angesichts der Tatsache, dass man diesen Prototypen tatsächlich nicht angemessen bewaffnen konnte, musste sie zumindest so viel von taktischen Basics verstehen, dass sie eine Chance hatte, zu entkommen.

Mehr als einige Tage, maximal eine Woche, würde Lisa es sowieso nicht ohne Sandy aushalten, und für Manfred würde das reichen, Sandy entweder zur Frau zu machen, oder sich von ihrer Abfuhr zu erholen.

"Alter Nimmersatt. Wenn Yannick noch am Leben wäre, hättest Du dann versucht, die ganze Familie zu vögeln?", meldete sich sein Schulterengel.

"Warum nicht?", antwortete prompt der Schulterteufel, "im Notfall bumst der Teufel Fliegen, und ich bin der Teufel, ich weiß genau, wovon ich rede."

Manfred war entschlossen, die Dinge für Lisas Ausflug so weit anzuschieben wie es ging. Der Anblick von Sandys wilden Zuckungen auf seinem Monitor, als sie unter den Zärtlichkeiten ihrer Schwester kam, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, und sein kleiner Freund freute sich auch schon spürbar darauf, in Sandys Unberührtheit einzutauchen.

Kurz hatte Manfred darüber nachgedacht, Lisa ins Vertrauen zu ziehen und ihr vorzuschlagen, Sandy gemeinsam zur Frau zu machen, aber er war sich nicht sicher, wie sie auf so einen Vorschlag reagieren würde.

"Wenn du willst, versuchen wir es wie gesagt jetzt gleich noch einmal,", schlug er scheinheilig vor. "aber vorher musst du wahrscheinlich noch ein paar Kleinigkeiten reparieren. So wie ich dich kenne hast du deine Wut an der Technik ausgelassen. Nur gut, dass es in Hubschraubern keine Spiegel gibt."

Zerknirscht stieg Lisa in ihr Cockpit, um den Schaden zu begutachten, den sie angerichtet hatte. Es war nicht so schlimm, ein paar gebrochene Displays wären leicht zu ersetzen. Schwerer wog da, dass sie die Steuerung zertreten hatte, es würde mindestens zwei Tage dauern, eine neue anfertigen zu lassen. Scheiße.

Da tauchte plötzlich ein Arm im Einstieg auf. Sandys Arm. Er hielt Lisa ein nagelneues Steuerrad unter die staunende Stupsnase. "Ich kenne dich, Sis,", grinste Sandy ihr ins Gesicht, "als mir Manfred vorgestern erzählt hat, was er vorhat, dachte ich mir gleich, dass ich so eins auf Lager legen sollte. Bau es vorsichtig ein, es ist noch warm vom Druck."

"Du hast also auch Bescheid gewusst, und mitgespielt?"

"Natürlich,", antwortete Sandy lächelnd, "ich kenne doch meine große, ungeduldige Schwester. Du hättest sonst das Ding einfach geklaut und wärst blindlings losgeflogen, und vermutlich nicht weit gekommen. Und jetzt hol Werkzeug, ich helfe dir beim Einbau."

Eine gute halbe Stunde später war die Reparatur abgeschlossen. Bevor sie loslegten, besprachen sich Sandy, Manfred und Lisa noch einmal ausführlich, wie man sich mit dem unbewaffneten Quadcopter möglichst effizient aus der Affäre ziehen konnte, wenn man von einem überlegenen Gegner gestellt wurde. Diesmal startete Lisa wesentlich bedachter, und Manfred musste sich von Anfang an wesentlich mehr anstrengen, um sie zu erwischen.

Schließlich lieferten sie sich wieder eine wilde Verfolgungsjagt, erst am Himmel, dann nützte Lisa die überlegene Manövrierbarkeit, um Manfred knapp über dem Boden, wo die Suchköpfe von radar- und infrarotgesteuerten Raketen nicht mehr gut auf Ziele aufschalten konnten, Haken schlagend immer wieder knapp zu entwischen.

Es war allerdings im freien Feld nur eine Frage der Zeit, bis er sie mehr oder weniger zufällig erwischte, viele Hunde sind des Hasen Tod. Vorhersehbarerweise flüchtete Lisa deshalb auf ein enges Tal zu, das sich vor ihnen tief in eine Gebirgskette gegraben hatte. Schon verschwand sie darin, und Manfred jagte mit zusammengebissenen Zähnen hinterher, seines Sieges gewiss. Das Tal war eine Sackgasse, und sobald sie am Ende anlangte, gab es für sie nur noch eine Richtung, nämlich geradeaus nach oben. Keine Chance, da noch Haken zu schlagen, und genau da würde er sie erwischen.

Da Raketen in dem engen Tal wegen der scharfen Kurven der vielen Echos nutzlos waren, schaltete Manfred gleich auf die Bordkanone, um Lisa von Hand wegzuputzen. Da war sie auch schon, das Tal endete in einer Steilwand, Lisa schwebte unmittelbar davor, und er ballerte sofort los, um ihr keine Möglichkeit zu geben, einen schnellen Haken zu schlagen. Dennoch verfehlte er Lisa, die ihr Fluggerät gedankenschnell aus der Schusslinie nach unten hatte fallen lassen, während er in Erwartung einer Flucht nach oben eher drüber gehalten hatte.

Als er das charakteristische "Plopp-Plopp-Plopp" einschlagender Kugeln in seiner Frontscheibe hörte, wusste er, Teufel, sie hatte ihn ausgetrickst. Sie hatte ihn vor die Felswand gelockt, und die Abpraller seiner eigenen Geschoßgarbe kamen jetzt unerbittlich zu ihm zurück. Laut Simulation hatte das Panzerglas der Frontscheibe gehalten, er hätte nichts abbekommen, aber der Antrieb seines Helikopters war hinüber. Mit größter Mühe und unter Aufbietung aller Flugkünste schaffte es Manfred gerade noch, seinen schwer beschädigten Heli halbwegs in einem Stück am Talboden notzulanden.

Lisa dagegen hatte längst die Flucht über die Bergkette angetreten, ein gemütliches Bergwäldchen gesucht, sich unter einige große Tannen geparkt und außer der Tarnung alle Systeme heruntergefahren. Ihre Wärmesignatur war damit gleich null, und sie war ebenso unsichtbar für Radar und Infrarot wie für optische Systeme. So saß sie seelenruhig die verbleibende Zeit aus.

Als die zehn Minuten um waren, meldete sich Manfred über Funk. "Gratuliere, du hast es geschafft. Ich halte mein Versprechen, Sandy baut gleich den Akku um, und dann kannst du los. Vorher bekommst du aber noch einige nützliche Geschenke von mir mit."

Jubelnd sprang Lisa von ihrem Pilotensitz ins Freie, und fiel der draußen wartenden Sandy um den Hals. Wenig später kam Manfred mit der ihm eigenen stoischen Ruhe hereingeschlendert, auf seinen Fersen folgte ihm ein TransportBot, auf dem mehrere Alukisten gestapelt waren.

Diesmal würde er ihr wohl kaum Rasierer, Sexspielzeug oder Duftwässerchen schenken, hoffte Lisa, und sie sollte Recht behalten.

Sandy hatte die Idee gehabt, die beiden Sitze noch zehn Zentimeter nach vorne zu versetzen für einen zusätzlichen Stauraum. Piloten mit einer Körpergröße von über zwei Metern würden es jetzt unbequem haben, aber selbst Manfred kam über einsneunzig nicht hinaus. Manfred behielt sich vor, den zusätzlichen Stauraum zu belegen, um Lisa, wenn sie so weit war, dass sie losfliegen konnte, einige letzte nützliche Gerätschaften mitzugeben.

So nahm er nun die größte Box vom Stapel, Lisa erkannte sofort einen Waffenkoffer, allerdings war er von beachtlicher Übergröße. Manfred klappte ihn auf, und darin sah Lisa das gewaltigste Scharfschützengewehr, das sie je gesehen hatte.

"Einen schönen Gruß aus deiner alten Heimat, das ist eins der letzten Steyr HS .50 M1. Das Ding schießt auf einen Kilometer glatt durch einen Schützenpanzer durch, und trifft auf dieselbe Entfernung einen Fußball. Auf zwei Kilometer erwischst du damit noch einen Marauder. Wenn Du auf einen groben Klotz triffst, dann ist das der richtige Keil um mit ihm fertig zu werden, bevor er dir zu nahe kommt".

Ehrfürchtig wuchtete Lisa die Waffe aus dem Koffer, und wog sie in der Hand. Was für ein brachiales Gewehr, es wog ungeladen fast 15 Kilo und musste liegend und abgestützt bedient werden.

Der nächste Koffer enthielt ein SIG 550 Sturmgewehr. Mit seinen knapp 4 Kilogramm Gewicht war es ein ziemliches Leichtgewicht, dennoch robust und präzise, und für besondere Special-Effects konnte man einen 40mm Granatwerfer mit etwa 100m Reichweite anbauen.

Für schnellere Reaktionen gab ihr Manfred noch eine Glock 27, auch "Baby-Glock" oder "Pocket-Rocket" genannt, mit. Lisa zog angesichts dieser "Frauenwaffe" leicht die Mundwinkel nach unten.

"Hast Du nichts Größeres mit mehr Power für mich übrig?"

Manfred lächelte, und meinte dann: "Lass Dich von der Größe nicht täuschen, an Power fehlt es dem Ding keineswegs, sie ist dir ziemlich ähnlich. Relativ klein, aber nicht zu unterschätzen. Auf kurze Distanz ist sie leicht, schnell und absolut tödlich. Gucci-Handtaschen, in denen man die Waffe standesgemäß herumtragen kann, sind im Moment aber leider vergriffen."

Der Rest des Stauraums ging an diverses Zubehör wie ein Fernglas mit Nachtsicht, die unvermeidliche Machete und natürlich Munition. Manfred überreichte ihr auch eins der neuen Kampfmesser "mit Rückkehrfunktion". Man warf es auf ein Ziel, wenn man es verfehlte, sorgten kleine Streifen aus Bimetall und eine Energiequelle im Griff auf Pfiff dafür, dass es sich von selbst zu seinem Besitzer zurückbewegte.

Am Ende übergab Manfred noch zwei längliche, schwarze Etuis. Das eine enthielt eine zusammengeklappte Armbrust, das andere ein Bündel Pfeile dafür.

"Für leise Arbeiten", erklärte Manfred augenzwinkernd, und zeigte Lisa wie man das Gerät zusammenbauen und spannen musste. Testweise schoss Lisa einen Pfeil durch die kleine Halle auf eine leere Holzkiste, die da herumstand. Sie traf die angepeilte Stelle, ein Logo der Station, auf Anhieb in der Mitte. Sandy applaudierte begeistert, und selbst Manfred rang sich ein "gut gemacht" ab.

Damit war der zusätzliche Stauraum aber ebenfalls aufgebraucht, doch Lisa fühlte sich noch einmal sicherer auf ihrer Reise. Wer sie angriff, musste sich auf eine böse Überraschung gefasst machen.

Sandy fuhr inzwischen eine kleine Hebevorrichtung unter den Quadcopter, öffnete eine Bodenklappe und hievte den Testakku heraus. Wenige Minuten später fuhr sie den großen Akku heran, montierte ihn mit wenigen Handgriffen und schloss die Klappe wieder. Ein schneller Durchlauf aller Selbsttest zeigte keinerlei Auffälligkeiten.

"Fertig, Sis", rief sie Lisa zu, "alles bereit. Meine Segen hast du, du kannst los."

Lisa wollte nicht länger warten, sie holte Manfred und Sandy mit einer ausladenden Umarmung zu sich heran und drückte beide. Eine Weile standen die drei so beisammen, dann machte sie sich los, und setzte sich ins Cockpit. Die Pre-Flight Checks ging Lisa routiniert durch, und sie programmierte den TransportBot, auf dem der Heli stand, auf eine langsame Fahrt zum Ausgang des großen Hangars. Manfred und Sandy liefen daneben her, sie wollten das erste Abheben des Quadcopters im Freien auf jeden Fall miterleben.

Als das Trio die große Hangarhalle passiert hatte, war das große Ausgangstor bereits aufgefahren, und der Transporter fuhr Lisas Helikopter hinaus ins Freie. Es war ein wunderschöner Nachmittag, rundherum war alles still und friedlich, und Lisa ließ zum ersten Mal die Antriebe des Quadcopters an. Sandy hatte Recht gehabt, außer einem Rauschen, das an Wind in Baumwipfeln erinnerte, war nichts zu hören.

Lisa warf Manfred und Sandy noch eine Kusshand zu, dann hob sie ab, und schickte sich an, dem Tal in Richtung seines Ausgangs zu folgen. Manfred und Sandy winkten noch hinterher, bevor sie durch das sich langsam schließende Hangartor in die Station zurück gingen.

Lisa hatte sich bereits ihrer Flugroute überlegt. Der erste Wegpunkt würde sie zum alten Camp der Marauder führen, dort wollte sie sich unauffällig umsehen. Seit ihrer Niederlage im Kampf um die Station hatte es keinerlei Lebenszeichen mehr von den Maraudern gegeben. Lisa würde aus sicherer Entfernung beobachten, und Manfred und Sandy einen Videobericht senden. Ritchie war damals entkommen, und Manfred war sich ziemlich sicher, dass er wieder neues Gesindel um sich scharen würde.

Danach war es Lisa überlassen, wohin sie fliegen wollte. Sie würde sich aber immer wieder eine sichere Bleibe suchen müssen und dort einen Tag verbringen, damit die Sonne die Akkus wieder voll laden konnte. Der Wetterbericht der Station sagte allerdings großräumig schönes Wetter voraus, sie würde also immer wieder längere Etappen fliegen und dann aus der Sonne nachladen können.

Bereits nach kurzer Zeit erschien das Camp der Marauder unter ihr. Lisa hielt sich mit aktivierter Tarnung in größerer Höhe versteckt, und beobachtete das Geschehen durch ihre hochauflösende Kamera. Viel war allerdings nicht los, die Marauder gingen ihrem Alltagsgeschäft nach, das heißt sie hingen größtenteils herum und taten nichts, lediglich einige Unermüdliche übten sich im Machetenkampf. Ritchie war nirgends zu sehen. Lisa filmte etwa eine Viertelstunde das Szenario, dann übermittelte sie den Film per Funk an Manfred. Sie war sehr beruhigt zu sehen, dass die Marauder offenbar im Moment keine Gefahr mehr für die Station waren.

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