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Das Refugium Teil 2 - Kapitel 12

Geschichte Info
Kontakte werden hergestellt.
3.8k Wörter
4.65
3.7k
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Teil 13 der 20 teiligen Serie

Aktualisiert 01/04/2024
Erstellt 11/16/2022
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Kapitel 12: Kontakte werden hergestellt

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Hans und Walter waren fleißig gewesen, während Marianne und Lisa ihr Widersehen gefeiert und sich stundenlang ihre Erlebnisse seit Marianne aus dem Refugium verwiesen worden war erzählt hatten. Eva schien im Hintergrund der kleinen Schlafhöhle zu schlafen, aber in Wirklichkeit hörte sie gespannt zu. Stück für Stück setzte sie die Geschichte um Marianne, Lisa, Sandy und die näheren Umstände um Sandys Befreiungsaktion zusammen. Sie hatte Marianne schon vorher widerwillig respektiert, vielleicht sogar bewundert. Als sie jetzt erfuhr, wie Marianne ohne zu zögern bereit war, ihr Leben für Sandy zu opfern, wuchs ihre Bewunderung ins Unendliche. Eva beschloss, dass Marianne zweifellos ein würdiger Boss für die kleine Gruppe war, und Eva sich ihr in Zukunft ohne Widerstand unterordnen würde.

Draußen auf der ehemaligen Terrasse der Berghütte bauten Hans und Walter Stück für Stück ein Fluggerät zusammen. Oben befand sich die mit Drahtgefleht und einigen Stöcken aufgespannte Hülle aus Fallschirmstoff, darunter hatte Hans eine Art Schachtel aus Metall befestigt, in der, in einer weiteren Metallbox eingeschlossen, die für den Auftrieb verantwortlichen Akkuzellen entzündet würden. Unten an der Schachtel hatte er das ausgebaute Funkgerät aus Lisas Copter und eine weitere Zelle angebracht, und darunter zwei von den abgewickelten Drähten aus dem Antrieb befestigt. Jeder war lang genug, um den improvisierten Ballon über die Berggipfel aufsteigen zu lassen, und auf einer Rolle mit Kurbel aufgespult.

Das Funkgerät hatte für Standardmeldungen eine Art Speicher für kurze Nachrichten, und Walter hatte eine Nachricht für Manfred aufgenommen. Darin versicherte er, dass Lisa zwar verletzt, aber nicht in Lebensgefahr war, und in der Obhut ihrer Mutter und eines fähigen Arztes. Dass sie, sobald es ihr besser ging, zur Station zurückkehren würde. Und er warnte Manfred, dass die Station bald von starken Armeekräften mit schwerer Artillerie unter dem Kommando von Ritchie und einem russischen General namens Nikolai angegriffen würde.

Eva programmierte das Funkgerät so, dass es die Nachricht endlos absendete, bis die Batterie des Funkgeräts nach etwa fünfzehn Minuten erschöpft sein würde. Spätestens dann würden sie den Ballon an seinen Drähten wieder herunterholen, und eventuell einen frischen Akku anklemmen, mit dem sie die Nachricht wieder eine Weile senden konnten. Lisa hatte allerdings beschrieben, dass die Überwachung der Station automatisch auf Funkverkehr reagierte, es würde vermutlich keine Wiederholung geben müssen. Aber sie wollten sicher gehen.

Hans Steuerung bestand aus einer Vorrichtung, mit der man durch ungleiches Anziehen der beiden Steuerdrähte eine Art Flosse bewegte, mit der man den Ballon in einen bestimmten Winkel zur Windrichtung bringen konnte. Wie genau der Wind in der Höhe wehte, war natürlich vom Boden nicht zu sehen, aber man konnte mit Hilfe von Lisas Fernglas beobachten, wie sich der Ballon oben in den Wind drehte, und dann durch Ziehen an den Drähten so lange korrigieren, bis die Antenne in Richtung des Refugiums zeigte.

Hans hatte den eigentlichen Sender zeitgesteuert gebaut. Genau fünfzehn Minuten nach dem Start würde die Sendung beginnen, so lange hatten sie Zeit, den Ballon auf die richtige Höhe zu bringen und ihn auszurichten. Keinesfalls durfte er zu senden beginnen, wenn er in Richtung der Russen zeigte, sonst würden sie ihn zweifellos sofort entdecken und mit einer Drohne abschießen. Kurz darauf war damit zu rechnen, dass die Haubitzen das Tal unter Feuer nehmen würden. Das durfte auf keinen Fall passieren. Daher gab es eine zweite Vorrichtung, den Ballon im Notfall sofort zum Schweigen zu bringen, sie bestand aus Walter, der mit Lisas Sturmgewehr bewaffnet bereitstehen würde, Ballon und Funkgerät auf der Stelle vom Himmel zu schießen, sollten sie sich während der Sendung aus der gewünschten Richtung drehen.

Hans hatte das Problem, mit Hilfe von Akkus ein Feuer unter dem Ballon zu entzünden, so gelöst, dass er an einem Akku seitlich einen langen, rostigen Nagel anbrachte, den er mit einem entschlossenen Hammerschlag in den Akku treiben konnte. Der entstehende Kurzschluss würde mit etwas Glück den Akku sofort entzünden. Zuvor musste er allerdings geladen werden. Zu Lisas Überlebens-Ausrüstung gehörte auch eine zusammenklappbare Solarzelle. Sie hatte den Absturz unbeschädigt überstanden und stand nun an einen Stein gelehnt in der direkten Sonne und lieferte genügend Strom, um eine einzelne Akkuzelle innerhalb einiger Stunden voll aufzuladen.

Gegen Nachmittag war es so weit, alle Vorbereitungen abgeschlossen, und Walter und Hans waren sich einig, dass sie es nun versuchen konnten. Hans schlug hart auf den Nagel, und wie erwartet entzündete sich der Akku. Heiße Luft und Gase pfiffen aus der Stahlbox, in der Hans den Akku eingesperrt hatte, und es dauerte nicht lange, bis sich die improvisierte Ballonhülle spannte.

Langsam wie in Zeitlupe hob der Ballon von der Terrasse ab und schwebte nach oben, während Hans an den Seilrollen, welche die beiden Drähte hielten, stand, und langsam immer mehr Leine gab, um den Ballon auf Höhe zu bringen. Walter stand daneben, das entsicherte Sturmgewehr im Anschlag, und beobachtete den Aufstieg durch das Zielfernrohr.

Alles lief wie am Schnürchen, der Ballon kam lange vor der maximal veranschlagten Aufstiegszeit auf Höhe, und Hans gelang es, ihn mit Hilfe seiner Drahtsteuerung und dem oben stetig wehenden Wind in die Richtung zu drehen, in der die Station lag. Eva oblag inzwischen die Flugsicherung, sie hatte sich Walters mechanische Rolex geliehen, und achtete penibel darauf, dass die Flug- und die Funkzeiten eingehalten wurden. Dazu sagte sie laufend die Zeit an, die seit dem Start vergangen war.

Hans richtete den Ballon zur Station hin aus, und als Eva die Zeit "15 Minuten" ansagte, sah Walter bei maximaler Vergrößerung die Sendekontrollampe des Funkgerätes angehen.

"Es klappt, wir senden!", raunte er Hans zu. Der war inzwischen damit beschäftigt, den Ballon in der richtigen Ausrichtung zu halten. Der Wind in der Höhe war nicht sonderlich stark, aber unbeständig, und wechselte schnell dir Richtung, was den Ballon mal hier- und mal dahin aus der Richtung drehte, bis Hans gegensteuern konnte.

Eva sagte 25 Minuten an, und Walter wies Hans, der wegen auffrischendem Wind immer hektischer an den Drähten zerrte an, den Ballon herunterzuholen. Die Zeit hatte mit Sicherheit gereicht, die Meldung etwa fünf Mal zu senden, wenn die Station das nicht empfangen hatte, klappte der Plan nicht, und eine weitere Sendung wäre zwecklos.

Noch aber sendete das Funkgerät, und Hans drehte hastig an seinen Rollen um den Draht einzuholen. Da packte eine starke Bö den immer noch sendenden Ballon und drehte ihn langsam aber unaufhaltsam in die Richtung der Marauder. Hans versuchte, dagegen zu halten, aber es war absehbar, dass er zu langsam war, der Wind war zu stark. Zu allem Überfluss schlugen die beiden Drähte über und verhedderten sich. "Schieß ihn ab, er ist außer Kontrolle", wies Hans Walter hektisch an, und der drückte entschlossen den Abzug durch. Der Knall des Schusses peitschte durch das Tal, und die Kugel durchschlug wie geplant das Funkgerät und brachte es zum Schweigen, bevor es den Standort der kleinen Gruppe verraten konnte.

Als Hans einige Zeit später den Ballon endlich eingeholt hatte sahen sie, dass die Kugel ihn nicht sonderlich beschädigt hatte, sie war einfach durch die Hülle durch und hatte nur ein kleines Loch hinterlassen. Weniger gut war es freilich dem Funkgerät ergangen, Walter hatte es exakt getroffen und es war nur noch ein Haufen Elektronik- und Blechschrott, durchsetzt mit Plastiktrümmern, übrig. Man konnte nur hoffen, dass die Station die Sendung empfangen hatte, einen weiteren Versuch, sie zu warnen, würde es nicht geben.

Im Refugium war Manfred gerade bei der Arbeit, an einem 3D Drucker Wartungsarbeiten auszuführen. Die gesamte Halle erglühte in rotem Licht, Manfred erinnerte sich kaum noch an die Zeiten als dies vor Jahren das letzte Mal der Fall gewesen war. Für den Bau der neuen Drohne wurden alles verfügbaren Ressourcen eingesetzt, und so liefen alle Drucker gleichzeitig mit höchstmöglichem Tempo, ohne wie sonst üblich auf Energieeffizienz zu achten.

Plötzlich flammte sein Controller auf. Die automatische Funküberwachung hatte eine Nachricht aufgefangen. Sie war verschlüsselt, und stammte laut Kennung unzweifelhaft aus dem Funkgerät in Lisas Copter. Manfred war gleichzeitig erschrocken und erleichtert, als er las, dass Lisa verletzt, aber in guten Händen war. Dass Marianne dort lebte, gab ihm einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend, und sein alter Zorn flammte für einen Augenblick auf, aber er hatte ihr verziehen und schob die Tatsache ihres Wiederauftauchens beiseite auf die geräumige Halde von Erinnerungen, die im Moment nicht nützlich waren.

Weitaus beunruhigender fand er den Teil, der von der nahenden Gefahr durch eine offenbar exzellent ausgerüstete Militäreinheit warnte. Manfred wusste um Ritchies Kontakte zu Einheiten der russischen Streitkräfte und zweifelte keinen Augenblick daran, dass er sie genützt hatte, um Verstärkung zur Eroberung des Refugiums zu organisieren. Schwere Waffen in kundiger Hand, das war eine ernstzunehmende Bedrohung für das Refugium.

Sofort rief er Sandy an. Er brauchte die Aufklärungsdrohne, die sie als Muster für ihre Eigenentwicklung verwendet hatte, und das sofort. Gottseidank hatte Sandy, ordentlich wie sie war, die teilzerlegte Drohne wieder zusammengebaut, sie war aufgeladen und einsatzbereit. Als Sandy Manfreds Bericht zu Lisas Funkspruch hörte, ließ sie sofort alle Arbeit stehen und liegen, und eilte in seine Kommandozentrale. Manfred informierte Sandy nur so weit wie unbedingt nötig, er informierte Sandy, dass Lisa einen Unfall hatte, dass der Copter verloren war, und dass sie verletzt aber in guter Obhut war. Marianne erwähnte er erst einmal nicht.

Manfred hatte die Drohne bereits gestartet und flog das schmale Tal hinunter zum Lager der Marauder.

Dort hatte sich in der Tat einiges verändert, und Manfred verfluchte seine Leichfertigkeit, die Marauder zu unterschätzen und nicht ständig zu überwachen. Im Lager war geschäftiges Treiben zu beobachten. Wie fleißige Ameisen wuselten Marauder herum, die meisten hatten irgendwelche Bauwerkzeuge oder Baumaterialien bei sich. Die auffälligste Veränderung aber war die Straße ins Tal hinunter. Früher war sie kaum mehr als ein zugewachsener Trampelpfad gewesen, jetzt war sie vom Gestrüpp befreit und mit Schotter ausgebessert worden.

Manfred verfolgte den Lauf der Straße mit der Drohne ein Stück ins Tal, um zu sehen, wie weit die Arbeiten schon fortgeschritten waren. An jeder Biegung hoffte er, das Ende der Ausbaustrecke zu sehen, aber immer lief die Straße zwar notdürftig, aber offensichtlich ausreichend repariert weiter ins Tal hinunter. Immer mehr mischten sich auch Uniformen unter die mit Marauder-Klamotten bekleideten Arbeiter, und auch die ersten Militärmotorräder und sogar ein Geländewagen kamen ins Bild. Wenn die Straße bereits für leichte Einheiten befahrbar war, würden die Schweren bald folgen.

Tatsächlich, etwas weiter die Straße hinunter sah er eine lange Reihe von großen Lastwagen, durchsetzt mit einzelnen Panzern, und dazwischen die beiden gewaltigen KRAB Haubitzen. Jeder, der jemals beim Militär gedient hatte kannte diese Geräte und wusste, was sie anrichten konnten. Im Moment waren sie allerdings noch zur Untätigkeit verdammt. Es war eine Sache, eine Bergstraße für leichte Fahrzeuge herzurichten, und eine andere, sie für 60 Tonnen schwere Monster sicher befahrbar zu machen. Auch die Tunnels mussten vollständig geräumt und neu abgesichert werden, wenn diese Dinger da durchfahren wollten.

Manfred blickte gerade auf die Kapazitätsanzeige der Drohne, es wurde Zeit, sie heimzuholen. Er war nur einen Augenblick abgelenkt, aber es war ein Augenblick zu viel. Er sah noch das Mündungsfeuer an den typischen Konturen eines schweren Flugabwehrpanzers aufblitzen, dann wurde sein Bildschirm dunkel. Die Drohne war abgeschossen worden, und Manfred musste sich eingestehen, dass er auch mit seinem Kampfhubschrauber nicht gegen diese mörderische Revolverkanone auf Ketten antreten konnte. Vielleicht könnte er noch eine Rakete starten, um sie zu zerstören, aber bevor diese ihr Werk vollendet hätte, würden die Geschosse des automatisch gesteuerten Geschützes ihn vom Himmel fegen.

Immerhin, gegen das schwere Eingangstor der Station würde auch dieses Geschütz nichts ausrichten können. Aber den beiden KRABs hatte die Station auf Dauer nichts entgegenzusetzen, und die Zeit würde nicht reichen, noch irgendetwas zu bauen. Überhaupt waren die Produktionskapazitäten der Station nicht darauf ausgelegt, Waffen in nennenswerter Anzahl zu produzieren, dazu fehlten schon die erforderlichen großen Mengen an Rohstoffen.

Manfred teilte Sandy nach kurzer Bedenkzeit mit Bedauern mit, dass dieser Gegner die Station tatsächlich einnehmen konnte. Man würde ihn eine Weile ärgern und seinen Vormarsch verzögern können, etwa durch Sabotage der Tunnels und einzelner Brücken, die durch das Tal zum Refugium führten, aber das würden nur Nadelstiche sein, die den Gegner nicht dauerhaft aufhalten konnten.

Einmal auf dem Plateau vor der Station angekommen würde er früher oder später die Verteidigungsgeschütze der Station aufklären, und sie mit Hilfe der Haubitzen ausschalten. Danach würden sie sich unaufhaltsam entweder durch das große Tor oder durch den Felsen daneben einen Weg in die Station bahnen. Es würde ein harter und verlustreicher Kampf für die Angreifer werden, aber gegen mehrere Hundert gut ausgerüstete Soldaten würde sich die kleine Besatzung der Station auf Dauer nicht halten können.

Sandy sah Manfred mit einer Mischung aus Angst und fast kindlichem Vertrauen, dass er die Situation schon irgendwie meistern konnte, an, aber er zuckte nur hilflos mit den Schultern. "Ich fürchte", sagte er und wirkte plötzlich sehr alt und müde, "gegen die können wir nur wenig ausrichten. Wir müssen uns mit der Möglichkeit anfreunden, dass wir die Station aufgeben müssen."

"Und was dann? Diese ganzen Technologien in der Hand eines russischen Warlords und eines Haufens von mordenden Strauchdieben? Das dürfen wir nicht zulassen." Sandy war den Tränen nahe.

"Das wird nicht passieren. Die Erbauer der Station haben für diesen Fall vorgesorgt."

"Und wie?" Sandy war sich bereits sicher, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde.

"Nun,", sagte Manfred langsam, "wir lebten hier von Anfang an unmittelbar über einer Atombombe. Alle wussten davon, aber ich war vermutlich einer der Wenigen die sie live gesehen haben. Es gibt sie tatsächlich in einer Kaverne unter uns. Wenn sie gezündet wird, bleibt von all dem hier nur ein Haufen radioaktiv verseuchte Asche übrig."

Sandy schluckte schwer.

"Noch ist nicht aller Tage Abend", versuchte Manfred, sie zu trösten. "Die Marauder sind noch nicht vor dem Tor, sie werden noch ein paar Tage brauchen, vielleicht auch eine Woche. Und die Station wird es ihnen nicht leicht machen, es wird sie noch weitere Tage kosten, bis sie den Eingang geknackt haben. Im Inneren sind ihre schweren Waffen wertlos und sie müssen sich mühsam durch die Tunnels bis zum Kern vorarbeiten. So lange haben wir noch Zeit, uns etwas einfallen zu lassen."

"Aber," und Manfred sah wieder so ernst und entschlossen aus wie es Sandy von ihm gewohnt war, "wir müssen uns vorbereiten auf den schlimmsten Fall. Lass uns überlegen, wie wir am besten unauffällig von hier wegkommen, wenn es hart auf hart kommt. Wir werden vermutlich über die Berge entkommen müssen, und der Feind wird das vermutlich voraussehen. Er hat wohl keine schlagkräftige Luftwaffe dabei, aber ich sehen einen LKW, der für den Transport von Drohnen verwendet wird. Militärische Drohnen sind immer bewaffnet. Die können uns sehr gefährlich werden. Eigentlich sollten wir jetzt aufbrechen, solange noch Zeit ist, und uns einen ordentlichen Vorsprung verschaffen."

"Ich gehe hier nicht weg." Sandy hatte sich gefasst und gedanklich klar sortiert. "Das hier ist es wert, bis zum Letzten verteidigt zu werden. Ohne die Ressourcen der Station wird sich die Menschheit erst in hundert Jahren aus den Klauen der Marauder befreien können. Die Station muss überleben. Sobald sich wieder eine neue Menschheit organisiert hat, die diese Bezeichnung verdient, müssen wir ihr das Wissen, das hier lagert, zur Verfügung stellen."

"Das sehe ich genauso", sagte Manfred. "Und jetzt lass uns die Optionen prüfen. Alleine schaffen wir es wohl nicht. Aber ich habe eine vage Idee, wer uns in dieser Situation helfen könnte. Es gibt da einen losen Kontakt aus der Zeit, als ich beim Geheimdienst war. Wir haben uns nie persönlich getroffen, aber ich bin sicher, er hat von mir gehört. Wenn es mir gelingt, mit ihm zu reden, kann ich ihn vielleicht davon überzeugen, uns zu helfen."

"Und was mache ich dabei?" Sandy war wie immer nicht bereit, nur tatenlos zuzusehen. "Habe ich auch eine Rolle in dem Spiel?"

"Du hast sogar die wichtigste Rolle. Du musst Dich in das militärische Kommunikationsnetz seines Landes hacken, damit ich ihn von hier anrufen kann. Sie betreiben noch einige Satelliten, es sollte möglich sein, einen mit unserer Anlage zu koppeln."

"Das bekomme ich hin, wenn es technisch möglich ist. Und was macht er in dieser Regierung? Welche ist es überhaupt? Wie kommst Du darauf, dass ausgerechnet er uns helfen wird?"

"So viele Fragen, so wenig Zeit." Manfred lächelte. "Es sind die Russen. Wir kennen uns aus meiner aktiven Zeit beim Geheimdienst, allerdings nur aus Berichten, wir waren nicht auf der gleichen Seite. Er war auch mehr in der Verwaltung, und ich eher im Außendienst. Entsprechend sind unsere Karrieren verlaufen. Er ist aufgestiegen bis ganz oben, und ich bin Hausmeister geworden."

"Und wie heißt er?" Sandy hatte schon eine vage Ahnung.

"Du kennst ihn als Radomir Gluschin, den Präsidenten der Russischen Föderation. Ich kannte ihn als "Graue Meise", und er kannte mich als "Der Geist". Getroffen haben wir uns allerdings nie."

"Und warum sollte er uns helfen, gegen seine eigenen Truppen?"

"Nun, ich denke, der Anführer dieser Truppen, dieser Nikolai, hat sich nicht ordnungsgemäß beim Chef abgemeldet, bevor er losgezogen ist. Er hätte sonst mit einer Luftladetruppe innerhalb weniger Stunden hier einfallen können und bräuchte keine Straßen zu flicken. Nikolai verfolgt also seine eigene Agenda, und welchen Posten könnte ein Armeegeneral, dem plötzlich ein Haufen High-Tech Waffen in den Schoß fällt, wohl anstreben?"

"Du meinst, er will den Präsidenten stürzten?"

"Es wäre logisch. Ich würde es vermutlich so machen, wenn ich an seiner Stelle wäre. Und der Feind meines Feindes ist mein Freund. Es wäre in Radomirs Interesse, Nikolai von der Station fernzuhalten."

"Aber dann würde Radomir die Station haben wollen".

"Er ist aus anderem Holz geschnitzt als Nikolai. Er ist ein brillanter Taktiker, manche halten ihn sogar für ein Schach-Genie. Ich glaube ich weiß, wie ich ihn überzeugen kann, dass unser Überleben auch in seinem Interesse ist, und dass es für ihn besser ist, wenn er uns die Station lässt. Aber dazu muss ich ihn persönlich sprechen. Und jetzt leg los, wir haben keine Zeit zu verschenken. Hack Dich in diese Satelliten."

Sandy legte sofort mit Feuereifer los. In den Archiven fand sie Informationen zu Flugbahnen von Kommunikationssatelliten und Baupläne der verbauten Technik. Ironischerweise lagerten die Pläne der russischen Anlagen sicher in amerikanischen Archiven unter Bergmassiven eingegraben, während die Russen selber gar nicht mehr über die Originale der Pläne verfügten. Die Verschlüsselungs- und Kommunikationstechnik war sowieso amerikanisch, daher fiel es Sandy nicht schwer, Kontakt zu einem der noch funktionsfähigen Satelliten aufzunehmen. Es fehlten ihr allerdings die richtigen digitalen Schlüssel, und diese zu brechen, würde Jahrmillionen dauern.

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