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Das Refugium Teil 2 - Kapitel 16

Geschichte Info
Überzeugungsarbeit wird geleistet
5.6k Wörter
4.6
3k
4
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Teil 17 der 20 teiligen Serie

Aktualisiert 01/04/2024
Erstellt 11/16/2022
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Kapitel 16: Überzeugungsarbeit wird geleistet

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Eine kleine Gruppe, frisch geduscht und in saubere weiße Overalls der Station gekleidet, hatte sich in Manfreds Apartment getroffen, und saß dort auf seiner Couch. Man hätte sie für Arbeitskollegen bei einem Feierabend-Bier halten können, wären da nicht die zahlreichen Pflaster und Verbände gewesen, und Walter trug seinen Arm ruhig gestellt in einer Schlinge.

Nach ihrer Landung und Manfreds kleiner Show mit der Sicherheitsschleuse hatte sich die Situation schnell entspannt. Zu verdanken war das in erster Linie Walter, der in seiner präzisen Art Manfred einen schnellen Abriss der Verhältnisse in der Berghütte gab, bis zu dem Zeitpunkt, als Sandy eingeflogen war. Manfred hatte auch nicht vergessen, wer ihm mit seinem präzisen Schuss in letzter Sekunde den Arsch gerettet hatte, als Nikolais handgesteuerte Rakete den Heli beinahe erwischt hatte.

Eva begrüßte er herzlich, fast väterlich, und zog sie als Willkommen kurz in seine Arme, wobei er freilich nicht umhinkam, ihren festen, schlanken Körper und den keck vorstehenden Busen zur Kenntnis zu nehmen, dessen Spitzen sich, von keinem BH behindert, von innen gegen den Stoff bohrten. Einen Augenblick lang stellte er sich vor, wie er ihn kneten und die Spitzen saugen würde, und sofort wurde er hart in seiner Hose. Er spürte es und nahm es zur Kenntnis, und sie spürte seine Härte unzweifelhaft auch. Irgendwie meinte Manfred einen Augenblick lang ein verräterisches Funkeln in Evas Augen zu sehen, bevor er sie einen Augenblick zu spät losließ.

Hans begrüßte er unverbindlich-freundlich mit einem festen Handschlag, Marianne musste sich mit einem knappen Nicken zufriedengeben. Danach sah Manfred sie eine Weile sinnend an, und Marianne starrte trotzig zurück. Er zögerte einen Augenblick, und sagte: "Du brauchst jetzt nichts zu sagen, aber wir haben da noch etwas offen. Wir sprechen uns später noch, im Moment müssen wir erst einmal die Menschheit retten." Marianne nickte zustimmend und knapp. Mal sehen was passierte, wenn sie ihre Schuldigkeit getan hatte, und der Kontakt zu Kalina und Radomir hergestellt war, also sobald Manfred sie nicht mehr brauchte.

Man diskutierte eine Weile die Fürs und Widers von Manfreds Plan, Radomir Gluschin um Hilfe zu bitten, aber niemand hatte einen Besseren anzubieten. Sandy nütze die Zeit sinnvoller, durch die geöffnete Trennwand zu Manfreds Steuerzentrale hindurch sah man sie auf Manfreds Chefsessel sitzen, während ihre Finger konzentriert über die Tasten flogen.

Sandy hatte sich bereits erneut in das Mobilfunknetz der Russen gehackt, und war, Mariannes Zustimmung vorwegnehmend, bereits dabei, Kalina Karajevas Handy zu lokalisieren.

"Ich hab sie." Sandy wies mit dem Finger auf ihren Bildschirm, auf dem in einer langen Liste rund um den Namen "Kalina Karajeva" ein grüner Balken erschienen war. "Sie flaniert gerade durch-- wer hätte das gedacht -- die noble Shopping-Meile von Sankt Petersburg." Und zu Marianne gewandt sagte sie: "Jetzt bist Du dran. Wirst Du uns helfen?" Marianne nickte und stand auf, Sandy machte Platz vor dem Bildschirm, und gab ihr Headset an Marianne weiter.

"Immer schön geradeaus schauen und lächeln, die Kamera ist im Bildschirm integriert," gab sie Marianne noch eine letzte Anweisung. Diese setzte sich in Manfreds Drehstuhl, atmete einmal tief durch, und drückte dann den "Call" Button neben Kalinas Namen.

Bereits einige Sekunden später flammte das Bild auf dem Bildschirm auf, und das hübsche Gesicht der Karajeva erschien. Sie sah allem Anschein nach verärgert auf ihr Telefon und konnte sich keinen Reim darauf machen, wer ihre geheime Nummer kannte und anonym anrufen konnte. "Da? Ja? Wer ist da?", fragte sie, und hatte den Finger wohl schon auf dem "Auflegen" Knopf in der Erwartung, einen aufdringlichen Reporter wegdrücken zu müssen.

"Marianne", sagte Marianne einfach, und schaltete ihre Kamera an. "Hallo Lina. Lange nichts mehr von Dir gehört."

Kalina Karajeva erstarrte, als sie ihren Kosenamen von früher hörte, wie vom Donner gerührt, und blickte ungläubig auf ihr Telefon. "Anni? Bist Du das?"

"Ja Lina, und es freut mich zu sehen, dass es Dir gut geht. Wie ist das Wetter in Moskau?"

"Kalt, wie immer," gab Lina zurück. Jetzt war sie endgültig überzeugt. Die Phrase "wie ist das Wetter in Moskau?" war früher eine ihrer Geheimbotschaften gewesen, damit war die Stimmung von Kalinas Trainerin gemeint. War das Wetter schlecht, und das war es meistens, war sie schlecht gelaunt, und man ging ihr besser aus dem Weg.

"Ich würde gerne mit Dir über alte Zeiten plaudern, wenn Du Zeit hast," begann Marianne vorsichtig.

"Das würde ich auch, ehrlich, aber ich kann Dich schlecht verstehen, irgendwer hat Radio Moskau an." Das hieß, dass sehr wahrscheinlich eins der langen Ohren der russischen Regierung in der Nähe war und zuhörte.

"Heute ist das egal, vielleicht ist es sogar gut so," ließ Marianne ihre vorsichtiges Vorgeplänkel beiseite, "es gibt da eine Sache, bei der ich Deine Hilfe brauche. Ich habe nie etwas von Dir verlangt, aber heute tue ich es. Ich brauche eine Viertelstunde Deiner Zeit, und ich werde Dir eine Geschichte erzählen, die so unglaublich ist, dass Du sie erst einmal schwer wirst glauben können. Lina, Du kennst mich, ich spiele keine kindischen Spielchen, und ich habe Dich nie belogen. Wenn ich Dir sage, das ist vielleicht das Wichtigste, was wir jemals miteinander zu besprechen hatten, dann weißt Du, dass Du mir glauben kannst. Also, was sagst Du? Fünfzehn Minuten, in denen Du mir zuhörst, und danach kannst Du entscheiden, ob Du jemals wieder von mir hören möchtest oder nicht."

Kalina brauchte nicht lang nachzudenken, es war Jahre her, aber nun drängten sich endlose Serien von Bildern aus ihrem Unterbewusstsein an die Oberfläche. Wie oft sie sich hatte von "Anni" trösten lassen, wenn ihre Trainerin sie buchstäblich bis aufs Blut gequält hatte, oder wenn sie von älteren Funktionären "zum Spielen" in ihre luxuriösen Hotelräume gebeten wurde, stets mit dem Zusatz, dass ihr der Sport doch Spaß mache, und sie ihn doch sicher weiter ausüben und es bis ganz nach oben schaffen wollte.

Jedes Mal hatte Marianne sie beschützt, und Alinas Karriere konnte weitergehen, obwohl sie natürlich nie in eins der besagten Hotelzimmer ging. Sie hörte aber ab und zu von anderen Sportlerinnen, stets hinter vorgehaltener Hand, dass dort Dinge mit ihnen gemacht wurden, die sie anekelten, und die sie nicht wollten. Nicht wenigen nützte ihr Mitmachen überhaupt nichts, sie wurden trotzdem aus dem Kader aussortiert. Wenn allerdings Marianne die Sache in die Hand nahm, bekamen die Hotelzimmer in der Regel bald danach neue Mieter. Die meisten älteren Herren waren dann vorsichtiger als ihre Vorgänger, zumindest bei den Mädchen, von denen bekannt war, dass sie Verbindungen zu Marianne hatten.

"Warte einen Moment, gleich kommt ein kleiner Park, ich setze mich auf eine Bank, und dann höre ich Dir zu. Solange Du willst, und nicht nur eine Viertelstunde." Auf dem von Kalinas Handy übertragenen Kamerabild konnte man sehen, dass Kalina ohne besondere Eile die Fassaden einer endlosen Häuserzeile entlang ging, und dann ein hohes, schmiedeeisernes Tor passierte. Darüber wölbte sich das grüne Dach großer, alter Bäume, und Kalina nahm unter einem davon Platz, offenbar hatte sie ihr Ziel erreicht.

"Schieß los, Anni, und denk an Radio Moskau."

Marianne brauchte keine Viertelstunde, es reichten zehn Minuten, um Kalina die Geschichte vom Refugium und ihren Problemen mit Nikolai zu erzählen.

"Ich kenne Nikolai Saitzew," sagte Kalina, "unangenehmer Typ, arroganter alter russischer Adel, wo man traditionell die Reitpferde besser behandelt als die Frauen. Radomir hat ihn nach einer Bestechungsgeschichte, wo man ihm aber nichts wirklich nachweisen konnte, in irgendeine gottverlassene Ecke im ehemaligen Polen verbannt. Er hätte ihn wohl lieber nach Sibirien in Dauerurlaub geschickt, aber das ging nicht, seine Familie war zu gut vernetzt."

Dann fasste sie zusammen. "Du sitzt also im Moment in den Tiefen eines Gebirges auf einer Atombombe, die ein gewisser Manfred, Ex-BND, zünden muss, wenn er meinen Mann nicht sprechen kann, der ihm Nikolai vom Pelz schaffen muss, damit dieser nicht die High-Tech Waffen, die da versteckt sind, nehmen und meinen Mann damit aus dem Amt jagen kann. Habe ich das so ungefähr richtig zusammenbekommen?"

"Ziemlich präzise, Lina. Ich weiß, es hört sich alles ungeheuer unwahrscheinlich an, aber glaub mir, wenn Du diese Station besichtigen könntest, Du würdest so wie ich aus dem Staunen nicht herauskommen. Hier gibt es Dinge, die sind unglaublich, und für so ziemlich jedes Problem der Menschheit eine wirklich gute Lösung statt einer Verschlimmbesserung. Das alles zu vernichten, das wäre die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte, und sie würde vermutlich nicht einmal davon erfahren. Kalina, ich beschwöre Dich, bring Manfred und Radomir zusammen. Alles weitere liegt dann in deren Hand."

Kalina hatte ihre Entscheidung längst gefällt. "Ich helfe Dir, ich weiß aber noch nicht wie, ich muss Radomir erst fragen, wie Manfred ihn kontaktieren kann. Wie kann er euch erreichen, ohne Nikolai aufzuscheuchen?"

"Er soll einfach ein normales militärisches Handy, wie Du eins hast, mit eurer normalen Verschlüsselung verwenden, dann wird Sandy ihn finden. Sie klinkt sich dann ins System, und kann ihn mit Manfred verbinden."

"Gut, so machen wir es, ich fliege noch heute Nachmittag zurück nach Moskau, und treffe ihn hoffentlich am Abend. Er ist auch für mich nicht beliebig erreichbar. Wenn er zu mir kommt, bitte ich ihn, das Gespräch mit Manfred möglich zu machen. Hat Manfred noch irgendeine Nachricht für ihn?"

"Ja," sagte Marianne, und dankte im Stillen Manfred, der diese Frage erwartet und sie bereits gebrieft hatte. "Manfred sagt, Du sollst ihm Grüße bestellen vom "Geist" an die "Graue Meise". Ich vermute, das ist so ein Geheimcode zwischen großen Jungs."

Bevor die Frauen ihre Verbindung trennten, fragte Lina noch: "Werden wir uns jemals wiedersehen, ich möchte gerne mehr Zeit mit Dir verbringen."

"Wer weiß," orakelte Marianne, "wenn alles so läuft wie wir es uns wünschen kann das durchaus passieren, eines Tages, wenn diese Welt wieder ein normaler, zivilisierter Planet mit normalen, zivilisierten Problemchen geworden ist."

"Ich wünsche es mir, und ich möchte auch Deine Töchter und Deinen Hans kennen lernen, Manfred natürlich auch, und sag Deiner Hacker-Tochter, dass sie ab jetzt bitte ihre neugierige Nase aus meinem Handy heraushalten soll."

"Mach ich," versprach Marianne, und trennte schweren Herzens die Verbindung, obwohl sie ebenso gerne, wie Kalina, noch stundenlang weitergeplaudert hätte.

Erwartungsvoll drehte sich Marianne im Sessel um, und musterte die anderen Bewohner des Refugiums. Walter klatschte langsamen Beifall in die Hände, alle anderen machten mit, und wie auf Kommando fielen Sandy und Lisa Marianne um den Hals. "Das war einsame Spitze, Mama, Du hast sie überzeugt."

"Scheint eine nette Frau zu sein, und sehr attraktiv obendrein," warf Eva ein.

"Täusche Dich da nicht," gab Marianne zurück. "Ehemalige Spitzensportler haben stets viele Gesichter, und einen eisenharten Kern, sonst könnten sie das strapaziöse Training niemals durchhalten. Wenn sie entschlossen sind, etwas durchzusetzen, dann tun sie es auch, und zwar mit allen Mitteln. Es ist besser, sie nicht zum Feind zu haben, also Sandy, ab sofort Finger weg von ihrem Handy."

"Versprochen, Mama", gab Sandy einen Augenblick zu bereitwillig nach. Natürlich würde sie weiter ihre Nase in Kalinas Nachrichten haben, wann sonst bekam man denn schon Gelegenheit der Kommunikation einer Präsidentengattin einer Supermacht zu folgen.

Gegen Abend war Sandy noch damit beschäftigt, einen Nachbau eines russischen Militärhandys mit der Technologie eines Stationscontrollers zu vereinigen, da schlug plötzlich ihr "Kalina Karajeva" Filter an. Überrascht las Sandy, dass die Nachricht für sie bestimmt war. "Ruft Radomir Punkt 10 an, anbei seine Nummer, und jetzt verzieh Dich auf der Stelle aus meinem Handy, oder es setzt was.". Dahinter folgen ein Smiley und eine russische Mobilfunk-Telefonnummer.

Sandy grinste in sich hinein, die Frau hatte offenbar Hirn und Stil. Sandy speicherte die Nummer des Handys, das laut den Informationen auf ihrem Bildschirm gerade erst registriert worden war, und löschte dann tatsächlich den "Kalina Karajeva" Filter. Notfalls war er schnell wieder eingerichtet. Dann rief sie Manfred an und teilte ihm mit, dass er um zehn Uhr die vermutlich wichtigste Verabredung seines Lebens hatte.

Kurzerhand lud der alle anderen ein, als Zuhörer dabei zu sein, und als moralische Stütze bereit zu stehen, sollte er eine brauchen. Außerdem ersparte ihm das, später stundenlang lästige Fragen zum genauen Gesprächsverlauf beantworten zu müssen.

Als es Zeit war, fühlte sich zum ersten Mal seit Langen wirklich nervös. Immerhin ging es um nichts Geringeres als die Zukunft der menschlichen Zivilisation. Er hatte sich in Schale geworfen, sprich, er hatte sich gekämmt und rasiert, und einen frisch gebügelten Arbeitsanzug angezogen, und nun wartete er auf den Zeitpunkt, seinen Anruf bei Radomir zu machen.

Punkt zehn Uhr Moskauer Zeit drückte er die Wähltaste des nachgebauten Handys, und initialisierte einen Videocall. Gleichzeitig duplizierte er den Bildschirminhalt des Controllers an die Wand seiner Kommandozentrale, damit alle mitschauen konnten.

Es hatte kaum zwei Mal geklingelt, da wurde der Anruf angenommen. Auf dem Bild erschien Radomir Gruschin, wie immer korrekt gekleidet in Anzug und Krawatte, und an einem absurd riesigen weißen Tisch sitzend. Stocksteif wie immer, aber mit wachen Augen, saß er auf einem vergoldeten Stuhl. Er hielt seine Hände vor dem Körper verschränkt, und hatte einige Blätter auf dem Tisch bereitgelegt.

"Guten Abend, Herr Präsident," begann Manfred das Gespräch mit allem gebotenen Respekt, immerhin sprach er direkt zu einem der drei mächtigsten Männer der Welt. "Ich danke Ihnen, dass Sie uns anhören, und versichere Ihnen, Ihre Zeit nicht unnütz zu verschwenden."

"Ich bin der Präsident, ich habe so viel Zeit wie ich will," kam es wenig freundlich zurück. Und wie nicht anders zu erwarten war, zog Gruschin sofort das Gespräch an sich, ohne sich mit langen Floskeln aufzuhalten.

"Sie sind also der, den wir als "Geist" in den Akten hatten, und dessen Identität wir nie klären konnten?"

"Ja, Herr Präsident," antwortete Manfred wahrheitsgemäß.

"Dann wird Ihnen ein kleiner Test sicher keine Mühe machen, ich möchte wissen, ob Sie der sind für den Sie sich ausgeben." Gruschin zog eins der vorbereiteten Blätter zu sich, und hielt es in die Kamera.

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"Was soll denn das sein? Ein Code?" Sandy meldete sich ratlos zu Wort. Manfred lächelte bereits, und speicherte mit einer lässigen Fingerbewegung einen Screenshot der Zeichenfolge in ein Standbild.

"Wer hört uns außer Ihnen noch zu?" Gruschin war sofort hellhörig geworden.

"Alle," bekannte Manfred offen. "Wir haben hier keine Geheimnisse voreinander. Und wie schaut es auf Ihrer Seite aus? Ich nehme an, es ist genau gleich, nur dass Sie vorgeben müssen, nichts davon zu wissen?"

Gruschin sah einen Moment lang irritiert in die Kamera, offenbar war er es nicht gewohnt, dass ihm jemand Paroli bot, ohne zu kuschen. Dann zuckte er kaum wahrnehmbar mit seinen Schultern, und wendete das nächste Blatt in die Kamera.

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Er hielt es einige Sekunden, dann legte er es hin. "Sie haben 10 Minuten."

"Bitte Herr Präsident," antwortete Manfred lässig, "geben Sie mir nur fünf Minuten, sonst ist es zu einfach."

"Lassen Sie uns sehen," antwortete Gruschin, und lehnte sich mit gefalteten Händen zurück wie ein Schachspieler, dem gerade ein besonders gefinkelter Zug gelungen war, und der nun auf die Reaktion seines Gegners wartete.

Im Refugium hatte Manfred bereits über seinen Controller angewiesen, ihm etwas Bestimmtes aus dem Lager zu liefern. "Es ist ein Code für eine Enigma I, wir haben noch eine im Lager, ich lasse sie gerade bringen." kommentierte er. Kaum eine Minute später öffnete sich die Tür zu seinem Apartment, und ein altertümlicher, einer Schreibmaschine ähnlicher Apparat wurde auf einer Transportplattform hereingefahren. Daneben auf der Plattform lag eine Holzkiste, Manfred öffnete sie, und entnahm dem Inneren drei runde Metallscheiben und ein Bündel kurze Elektrokabel mit kleinen Steckern an den Enden.

"Umkehrwalze B, Rotor VI Position A Ringstellung W, Rotor I Position Q Ringstellung I, und Rotor III Position L Ringstellung J.", murmelte er, und setzte die Metallscheiben in die Maschine ein. "Steckbrett bq cr di ej kw mt os px uz gh.". Und er steckte die Drahtbrücken in ein Steckerfeld auf der Vorderseite der Maschine.

Dann gab er Gruschins Text über die Tastatur ein, Lämpchen leuchteten auf, und Manfred notierte sich die zugehörigen Buchstaben per Notizfunktion auf seinem Controller.

"wiehi essot tomit nachn amen"

Alle konnten über die Projektion die Buchstabenkette sehen. "Was ist das für ein Gesabbel?" meldete sich Lisa. "Nachn Amen. Das muss etwas mit Religion zu tun haben."

Manfred grinste nur, und las vor: "Wie hieß Otto mit Nachnamen. Du musst über die Lücken drüber lesen."

"Waalkes?" Lisa war immer noch ratlos.

Manfred lächelte, und gab etwas in die Maschine ein, und wieder notierte er sich Buchstaben:

"wdklx mzjk"

Manfred projizierte seine Notiz, und wartete. Während Gruschin ein drittes Blatt heranzog, und die Buchstabenreihe verglich, erklärte Manfred halblaut: "Die Lösung ist Scherbius. Von Otto Scherbius. Das war der Erfinder der Enigma I."

Gruschin hob den Kopf, und blickte etwas freundlicher. "Das ist richtig. Und jetzt sagen Sie mir noch, was war sein größter Fehler?"

"Er hat mindestens zwei begangen. Der eine war die Umkehrwalze, also letztendlich Bequemlichkeit, und das Steckbrett, das eher das Gegenteil von dem bewirkt hat, wozu es gedacht war, kann man ebenfalls kritisch sehen."

"War das nicht die Verantwortung eines seiner Angestellten?" Gruschin schätzte es offenbar nicht, wenn man eins seiner Idole anschwärzte.

"Er hat ja dazu gesagt, und er war der Chef."

"Auch das ist richtig," bemerkte Gruschin. "Ich will für den Moment annehmen, dass Sie der sind, der Sie zu sein vorgeben. Gefährden Sie diesen kleinen Vertrauensvorschuss nicht leichtfertig."

"Ich werde mich bemühen, Herr Präsident," antwortete Manfred ernst, "und übrigens, wie geht es der grauen Meise?"

"Die ist lange tot," kam es von der anderen Seite, "und jetzt kommen Sie bitte zur Sache."

"Als weiteren Beweis, dass Sie uns vertrauen können, wird Ihnen die Mitarbeiterin, die das Handy Ihrer Frau gehackt hat, erklären, wie sie es gemacht hat, und was Sie ändern müssen, damit das in Zukunft nicht mehr möglich ist."

"Das interessiert mich nicht," wischte Gruschin das Angebot unwirsch vom Tisch, "da wird ohnehin fast nur Blödsinn gequatscht. Wir lesen längst mit, und zwar den Klartext direkt auf den Handys, vor und nach der Entschlüsselung. Aber ich respektiere Ihr Angebot, sie kann die Informationen gerne im Anschluss an unser Gespräch an das zuständige Postministerium senden, ich übermittle Ihnen die E-Mail-Adresse des Leiters. Kommen Sie nun bitte zum Punkt."

"Haben Sie jemals von der JETI gehört, und sagt Ihnen Station SG-17 etwas?"

"Nein, was soll das sein, sollte mich das interessieren?" Aber Manfred war das kurze überraschte Zucken einer Augenbraue nicht entgangen. Jedem im Geheimdienst waren diese beiden Abkürzungen bekannt. Dennoch erklärte Manfred sie, teils um das Gespräch mit Gruschin besser in Schwung zu bringen, und teilweise damit die anderen Zuhörer ihnen weiter folgen konnten.

"JETI", die "Joint European Technology Initiative", war der Name des Teams, das an zukunftsträchtigen Technologien geforscht und gearbeitet hat. Es war eine multinationale Gruppe von Genies aus allen europäischen Ländern, leider unter Ausschluss von "Schurkenstaaten", zu denen auch Russland gezählt wurde. Das war, möchte ich betonen, nicht meine Entscheidung. Ich würde sagen, dass einige andere europäischen Staaten, die nach außen hin immer so honorig auftraten, weitaus schlimmer waren, wenn es darum ging, sich durch illegale Machenschaften Vorteile zu verschaffen. Nur trieben sie ihr Unwesen sehr gut versteckt, während Russland sich nie große Mühe gab, seine dunklen Aktivitäten zu kaschieren."

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