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Der alte Leuchtturmwärter

Geschichte Info
So ein bisschen ein Märchen mit Sex gegen null.
5.7k Wörter
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"Nele, komm mal rein", winkte mich Bernd in sein Büro. Das bedeutete üblicherweise Anschiss oder Stress. Ich war mir keiner Schuld bewusst, also schrieb ich meinen Satz zu Ende und ging dann ins Büro des Chefredakteurs.

Er hockte hinter seinem Schreibtisch und schob sich einen Kaugummi in den Mund, als ich reinkam.

"Peter ist krank geworden", warf er in den Raum und blätterte in einer Mappe.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Und?"

Du musst das Interview machen."

Ich runzelte verwirrt die Brauen.

"Welches Interview?"

"Das mit dem Leuchtturm-Heini auf der Insel. Du erinnerst dich noch an die letzte Redaktionssitzung? Der einzige noch manuell besetzte Leuchtturm, soll demnächst auf automatisch umgestellt werden?"

Er schaute mich dabei nicht an, war ganz in die Mappe vertieft und blätterte durch die Seiten. Ich blies die Backen auf und stieß die Luft aus.

"Nee, das geht nicht", sagte ich im Brustton der Überzeugung. "Mein Beitrag ist so gut wie fertig. Außerdem ist das Peters Story. Also ist es auch sein Interview."

"Nele!" Bernds Blick wurde hart. "Peter ist gestern Abend mit Blaulicht in die Klinik, der fällt länger aus. Und das Interview soll in die nächste Sendung."

"Was?!?", japste ich. "Wie soll ..."

"Ganz ruhig, Nele. Peter hat das alles schon vorbereitet. Du musst einfach nur hinfahren, den Typen interviewen, wenn's geht ein bisschen Szenerie einfangen, wieder herkommen, das Material schneiden, fertig. Wenn du Glück hast, bist du morgen Mittag schon wieder hier und Sonntag zu Hause."

Ich wurde blass. "Du meinst: jetzt, dieses Wochenende?"

Bernds Augen wurden eng.

"Nein, zu Pflaumenpfingsten. Falls du da nicht auch schon was vorhast?"

Er war Meister darin, ansatzlos vor Sarkasmus zu triefen. Dann schob er mir die Mappe über den Tisch.

"Du solltest dich gleich losmachen, es soll stürmisch werden."

Na toll, dachte ich, während ich die Mappe durchging. Das Wochenende mit Sascha konnte ich mir also abschminken. Journalismus und Fernbeziehung, das war echt eine wacklige Kiste.

Allerdings hatte Bernd, wie üblich, Recht. Peter hatte gut vorgearbeitet. Sogar die Einverständniserklärung zum Interview lag schon vor.

Also fuhr ich meinen Rechner runter, packte die Ausrüstung zusammen und stieg ins Auto. "Der Gesprächspartner ist nicht erreichbar", kam mir entgegen, als ich versuchte Sascha anzurufen. Mist!

Während der Fahrt wurden die tief dahinjagenden Wolken zunehmend dunkler.

Ich legte an einem Rasthof eine kurze Pause ein, um Sascha zu erreichen und etwas zu essen und zu trinken. Sascha hatte sein Telefon wohl aus, also schickte ich ihm eine Sprachnachricht, in dem ich mich entschuldigte, dass aus unserem gemeinsamen Wochenende leider nichts würde, weil ... - na ja, die Arbeit halt. Ich musste mich echt zusammenreißen, danach nicht vor Frust loszuheulen.

Als ich bei der Adresse meiner vereinbarten Überfahrt zur Insel ankam, schaute mich der Schiffer skeptisch an und fragte mich, ob ich wirklich übersetzen wolle, es sei schwere See. Ich entgegnete ihm, dass ich leider müsse, solange es noch ginge. Er winkte ab. "Kein Ding, Deern. Bin schon bei anderem Wetter raus. Wird nur ein bisschen nass werden."

Nachdem er mich in einen XXL-Südwester gesteckt hatte, hätte ich mich nicht mal mehr selber erkannt. Schnell noch ein Kussmund-Selfie vorm Spiegel, das ich Sascha schickte, zusammen mit einem "Hab dich lieb!".

Der Schiffer war nett und half mir beim Verladen der Ausrüstung. Zur Überfahrt möchte ich lieber nichts sagen. Die halbe Stunde kam mir wie ein ganzes Leben vor. Blaue Flecke und danke für die Kotztüten.

Gott sei Dank hielten wir an der Südseite, da waren die Wellen nicht ganz so schlimm. Der Schiffer schaffte erst die Ausrüstung rüber, dann half er mir auf den Steg und legte wieder ab. In der Zeit hatte der Leuchtturmwärter schon all mein Zeug hoch zu seinem Haus gebracht. Sturm und Regen machten es unmöglich, draußen zu reden; ich hatte genug damit zu tun, nicht umgeweht zu werden.

Als ich dann endlich in der Wohnküche seines Häuschens die Kapuze runterstreifte um mich vorzustellen, stolperte er rückwärts und sackte gegen die Tür.

"Nein!"

Ich war völlig konsterniert angesichts seines entsetzten Aufschreis. Wow, so hatte ich bisher noch keinen Kerl umgehauen. Er war filmreif gegen die Wand und auf den Hintern gerutscht, hatte abwehrend eine Hand in meine Richtung gehoben und das Gesicht weggedreht. Sah ich wirklich so schlimm aus? Hastig sah ich mich nach einem Spiegel um, fand aber auf die Schnelle keinen.

Aber abseits davon, trotz dieser eher unvorteilhaften Pose gerade wirkte er wahnsinnig attraktiv. Fast wie ein Hollywood-Schauspieler.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu, um zu fragen, ob es ihm gut ginge oder er Hilfe bräuchte. Im selben Moment wurde mir warm. Es war, als strahle er eine alles durchdringende Hitze aus, in deren Einflussbereich ich gerade trat. Und die fuhr mir schlagartig in den Körper und direkt zwischen die Beine.

Ich fahre normalerweise nicht im Geringsten auf Männer ab, die mein Vater sein könnten. Alles mehr als zehn Jahre älter als ich ist einfach nicht mein Ding. Allerdings änderte sich das gerade von einem Moment auf den anderen.

Kurzgeschnittenes silbergraues Haar? Check! Stahlblaue Augen und männlicher Fünftagebart? Check! Markante Gesichtszüge mit Furchen, Falten und Charakter? Großgewachsen, breite Schultern? Ich spürte geradezu, wie es in meinem Höschen warm und klebrig wurde. Und ich stand hier vor ihm wie ein begossener Pudel!

Verzweifelt begann ich, mich aus dem Südwester zu winden und nach etwas zum Abtrocknen zu suchen, bis mir einfiel, dass ich ihn noch gar nicht gegrüßt oder mich vorgestellt hatte. Ich kniete neben ihm nieder. "Guten Tag, Herr Hinrichs! Ich hoffe, mit ihnen ist alles in Ordnung? Ich heiße Nele Behrend, arbeite für den NDR und bin hier, um das Interview mit ihnen zu machen. Wo geht es bitte ins Bad? Ich muss dringend aus den nassen Sachen."

Der verlorene Blick, den er mir schenkte, brannte sich einen Weg in mein Innerstes. Er rappelte sich wortlos wieder auf und wies mit der Hand auf eine Tür. Ich weiß nicht wieso, aber ich griff nach seiner Hand, die überraschend warm war, ließ mir von ihm hochhelfen, drückte seine Finger gegen meine Wange und bedankte mich errötend wie ein Schulmädchen, bevor ich meinen Handkoffer schnappte und in das kleine Badezimmer huschte.

Tja, auf eine Dusche - noch dazu eine warme - zu hoffen, war auf dieser gottverlassenen Insel offensichtlich ein Wunschtraum. Ich war schon dankbar, dass ich neben einem kleinen Waschbecken und einem Klo ein Tischchen mit einem Stapel Handtücher entdeckte. Mit klappernden Zähnen pellte ich mich aus meinen klammen Sachen und rubbelte mich den erschreckend kratzigen Handtüchern trocken, bevor ich mich in den schwarzen langen Bademantel wickelte, der an einem Haken an der Tür hing. Dank der Schrubbelmassage wurde mir allmählich etwas wärmer und ich putzte mir an dem kleinen Waschbecken die Zähne, um endlich den Geschmack nach Erbrochenem aus dem Mund zu kriegen. Schnell zog ich BH und Höschen aus und schlüpfte in das hübscheste Ensemble, dass ich in meinem Notkoffer fand.

Mein Haar war eine einzige Katastrophe, aber ich suchte vergeblich nach einer Steckdose für den Föhn. Also rubbelte ich mir mit den brettharten Handtüchern so viel wie möglich salzige Nässe und Sand aus den Haaren und brachte sie notdürftig mit Kamm und Bürste in Form.

Da mir noch immer kalt war, zog ich mich warm an. Allerdings nagte es an mir, dass ich nichts wirklich Heißes dabei hatte, denn irgendetwas reizte mich sehr, mich möglichst fraulich zu präsentieren. Kurzentschlossen legte ich etwas Make-Up, Lippenstift und Lidschatten auf, bevor ich das Bad wieder freigab.

Als ich wieder in die kleine, aufgeräumte Wohnküche kam, knisterte es heimelig aus dem Herd und es stand ein großer, dampfender Pott Tee auf dem Tisch. Ole Hinrichs war nicht zu sehen, was sich im ersten Moment wie ein Tritt in den Bauch anfühlte. Aber wahrscheinlich zog er sich auch gerade um, tröstete ich mich. Ich wärmte meine Hände an dem Tee und schlürfte vorsichtig einen Schluck.

Puh, was war das, Rattengift? Es schmeckte gleichzeitig bitter, scharf und zitronig. Ich war wohl an einen Gesundheitsfanatiker geraten. Interessant! Mit genügend Zucker ließ es sich aber zumindest einigermaßen ertragen und es wärmte vor allem schön durch.

So konnte ich mich zum ersten Mal seit der Ankunft auf den Zweck meines Hierseins konzentrieren. Ich huschte einmal durch den Raum, testete im Geist verschiedene Perspektiven und begann, meine Ausrüstung auszupacken und aufzustellen. Zwischendurch knabberte ich ein paar Zwieback, die ich in einer Schale gefunden hatte und schlürfte Schluck für Schluck aus der Tasse, bis mir wohlig warm war.

Allmählich wurde ich aber unruhig. Wo blieb der Mann? Hatte er vielleicht doch vorhin so was wie einen Anfall gehabt und lag jetzt irgendwo hilflos auf dem Boden, während ich hier die Zeit vertat? Ich verfiel augenblicklich in den Panikmodus und begann, laut nach ihm rufend, die Wohnung zu durchsuchen.

Dass ich ihn trotz mehrfachen Absuchens der drei Räume nicht fand, trug nicht dazu bei mich zu beruhigen. Wenn er sich also nicht hier drin befand, musste er ... Ich blicke entsetzt zum Fenster, hinter dem es noch unvermindert heulte, blitzdonnerte und schüttete wie aus Eimern.

Unfähig, mich zu irgendeiner Entscheidung durchzuringen, setzte ich mich an den Tisch, tippelte mit den Füßen, nippte am Tee, der kalt zu werden begann und schaute immer wieder zum Fenster an der Tür.

Ich erschrak zu Tode, als unvermittelt die Tür aufschlug und eine große Gestalt aus dem Dunkel hereintappte. Ole drückte ohne hinzusehen die Tür hinter sich zu und sah mich kopfschüttelnd an.

"Was machst du hier?"

Eigentlich hätte ich angepisst sein müssen. Er wusste doch genau, weshalb ich hier war. Immerhin hatte er sein Einverständnis zum Interview gegeben. Aber seine Stimme! Die ging mir durch und durch. Es war, als würde man Kakaokrem mit flüssigem Honig umhüllen und sich in die Ohren gießen.

Ehe ich mich versah, stand ich vor ihm und tupfte ihm mit dem Ärmel meiner Bluse Regentropfen vom Gesicht. Vorsichtig aber bestimmt löste er sich von mir. Ich war über mich selbst erschrocken, entschuldigte mich kleinlaut und stellte mich nochmals vor.

Er hängte seinen nassen Ostfriesennerz an die Tür, stieg aus den Gummistiefeln und stand dann in einem Strickpullover und langen Unterhosen mit Wollsocken vor mir. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass er nicht die Spur kleingebaut war.

"Ja-ja, das weiß ich ja alles. Das hast du ja vorhin schon gesagt. Aber ich hatte mit einem Mann gesprochen. Von einer Frau war nie die Rede. Wieso bist du hier und nicht er?"

Ich hatte echt Mühe, mich auf den Inhalt seine Worte zu konzentrieren. Noch nie zuvor hatte mich ein Bariton so angemacht. Ich musste ich mich regelrecht zusammenreißen, um ihm nicht gleich um den Hals zu fallen und ihm die Zunge in den Mund zu stecken.

"Herr Hengstenberg ist kurzfristig schwer erkrankt und ich wurde als seine Vertretung geschickt", stammelte ich, unfähig, meinen Blick von ihm zu lösen. "Ist das ein Problem?" Ich wimmerte fast.

Der Leuchtturmwärter winkte müde ab. "Ist eh schon zu spät." Dann schaute er auf meinen Pott. "Hast du ausgetrunken?"

Ich schwöre, ich spürte richtig, wie seine Worte wie warmer Honig meine Brüste und das Rückgrat herabflossen und sich direkt in mein Höschen ergossen. Wozu nochmal hatte ich eigentlich ein frisches angezogen? Trotzdem nickte ich ihm glücklich lächelnd zu.

"Wir sollten das möglichst schnell hinter uns bringen", meinte er resigniert. "Aber vorher musst du noch eine Tasse trinken, sonst wird das nichts."

Ich wusste nicht wieso, aber der Klang seiner Stimme ließ mich an sehr unanständige Dinge denken, die er mit mir anstellen dürfte und zu denen ich ihn notfalls sogar ermutigen würde. Ich himmelte ihn an wie ein verliebter Teenager, der darauf brannte seine Unschuld zu verlieren. Und wenn ich dafür lediglich eklig schmeckenden Tee trinken musste, würde ich das nur zu gern tun.

Erst als ich mir die Finger am heißen Teepott verbrannte, kam ich wieder einigermaßen zu mir.

"Los, austrinken! Und diesmal ohne Zucker, dann wirkt er besser."

Als ob seine Stimme allein nicht genug wäre, verlor ich mich hemmungslos im Strahlen seiner blauen Augen, während ich am Tee nippte. Und dann wurde mir schwarz vor Augen.

Ich wurde wach, als etwas Kühles, Nasses auf meiner Stirn klatschte.

Schluck für Schluck flößte mir der Leuchtturmwärter die nächste Ladung Tee ein, nachdem er mich auf die alte, durchgesessene, abgeschabte, dunkelbraune Samtcouch neben dem Herd verfrachtet hatte und langsam kam ich wieder zu mir. Ich war ohnmächtig vom Stuhl gerutscht. Wie überaus passend!

Der Tee schmeckte ungesüßt ebenso widerwärtig wie beim ersten Schluck, aber vielleicht half mir gerade das, wieder ein Stück ich selbst zu werden.

Ich weiß nicht, wie ich es schaffte, aber innerhalb einer Stunde brachten wir das Interview unter Dach und Fach. Bei den letzten Fragen merkte ich aber schon wieder, dass Oles Wirkung auf mich zunahm. Es waren nicht nur seine Stimme und sein Blick. Er strahlte die ganze Zeit diese seltsame Glut aus, was etwas war, was ich in dieser Form noch nie erlebt hatte. Es war wie die Wärme eines Osterfeuers, die mich durchdrang, mein Innerstes kribbeln ließ und dafür sorgte, dass ich mich am liebsten wie eine schnurrendes Kätzchen auf seinem Schoß zusammengerollt hätte, um dort ... Puh, mir wurde augenblicklich noch heißer. Alles in mir schien zu schreien: "Dieser Mann! Ja, DIESER da! Ich will Sex mit ihm. Jetzt, sofort!"

Wir mussten eine Pause einlegen und es gab frischen Tee. Ich musste mittlerweile gefühlte Liter davon konsumiert haben, denn ich musste zwischendurch zweimal nach nebenan.

Es war ganz sicher das unprofessionellste Interview, das ich je gemacht habe. Ich stotterte, blieb im Satz stecken und musste den größten Teil der Fragen vom Blatt ablesen. Ole beantwortete jede Frage aufrichtig und gewissenhaft, war aber offensichtlich kein Mann großer Worte. Trotzdem saugte ich jeden seiner Sätze von seinen Lippen, als wäre ich der Papst und er würde mir die Neufassung der zehn Gebote diktieren und dabei wie Fred Astaire mit seinem Heiligenschein jonglierend "Singing In The Rain" steppen.

Ganz sicher würde Bernd mich meinen Part nachsynchronisieren lassen, aber das war mir im Augenblick egal.

Ich war mehr als glücklich, als das Interview im Kasten war und Ole mir half, die Ausrüstung abzubauen und wieder einzupacken. Ich konnte mich nur in Bruchstücken daran erinnern, was ich ihn an Peters statt alles gefragt hatte, denn das Einzige, woran ich während des Interviews denken wollte war, wie ich ihn dazu kriegen könnte mit mir ins Bett zu gehen, damit er endlich all die wunderschön schmutzigen Sachen, die mir die ganze Zeit im Kopf herumgeisterten, mit mir machen würde.

Ich dachte tatsächlich nicht eine Sekunde an Sascha, mit dem ich seit einem Jahr ernsthaft versuchte, eine dauerhafte Beziehung aufzubauen. Es war fast so, als wäre ich fremdgesteuert. Aber soweit ich noch mit einem Restfunken Objektivität konstatieren konnte, war Ole sehr bemüht, mich in keinster Weise zu ermutigen, wenn ich von seinem unverschämt guten Aussehen, seiner sexy Stimme und seinen unglaublich eleganten, effektiven Bewegungen absah. Es wirkte fast, als hätte er jede Bewegung tausende Male geübt, bis es nichts mehr zu verbessern gab. Aber sogar dann, als er nichts sagte (was nach dem Interview die meiste Zeit der Fall war) und den Blickkontakt mied, fand ich ihn umwerfend und begehrenswert. Wie zum Teufel stellte dieser Mann das an?

Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass Ole mich tatsächlich gleich nach dem Interview postwendend wieder zurückschicken wollte. Glücklicherweise für mich hatte jedoch die Stärke des Sturms zugenommen, und der Schiffer weigerte sich, nachts bei diesem Wetter Taxi zu spielen.

Ich setzte nun alles auf eine Karte. Ich machte ihm schöne Augen, drängte mich an ihn und versuchte völlig ungehemmt, mit ihm zu flirten. Wann immer er mich geduldig und rücksichtsvoll wieder von sich schob, ich schwöre es bei meiner Seele, mir knickten fast die Beine ein und ich bekam kleine Höhepunkte. Sascha war völlig vergessen, wichtig war nur noch, dass ich endlich mit diesem Mann rummachen konnte. Ich hatte nur diese Nacht, also musste ich in die Offensive gehen. Ich MUSSTE Ole einfach auf und in mir spüren.

Ich fragte ihn zum gefühlt hundertsten Mal, ob er es nicht sehr einsam auf der Insel fände, die ganze Zeit so allein. Er sah mich traurig an, schlug die Augen nieder und erwiderte, dass er sich in sein Schicksal gefügt hätte und ich mich vor ihm hüten solle. Ich lachte hysterisch auf. "Die Warnung hätte ich dann wohl früher gebraucht." Dann fragte ich ihn, ob es normal sei, dass es nur eines Fingerschnippens von ihm bedürfe, damit ich mir und ihm die Sachen vom Leib reißen und ihn gleich hier in der Küche vernaschen würde. Ja, ich war verzweifelt. So verzweifelt. Speziell, als er zur Antwort nickte. Mir kamen die Tränen und ich heulte frustriert los. "Wieso nimmst du mich nicht einfach?", jammerte ich, als ich spürte, dass die Hitze trotz des Tees sich immer stärker auf meine empfindlichsten Zonen auswirkte. "Was muss ich noch tun, dass du mich als Frau wahrnimmst und mir endlich das Hirn rausvögelst?"

Puh, das waren schwere Geschütze, aber ich war an dem Punkt wo ich mich zurückhalten musste, ihm nicht selber an die Wäsche zu gehen. Und ich war durchaus dazu bereit.

"Trink! Deinen! TEE!", knurrte er im Gegenzug mit unerwarteter Wildheit und seine Augen blitzten drohend auf. Ich spürte, wie es mir bei seinem Ausbruch wie aus dem Nichts heftig kam und wieder gingen mir die Lichter aus.

Diesmal wachte ich in einem Bett auf. Na endlich, dachte ich. Dann merkte ich, dass ich noch angezogen war. Was sollte das denn jetzt? Und ich schämte mich kein bisschen für diesen Gedanken. Meine einzige Sorge war, wieso Ole nicht auf mir lag und mir zeigte, wie sehr ich es brauchte, seinen Schwanz in mir zu spüren und ein ums andere Mal mein Bewusstsein zu Staub zu zermahlen zu bekommen, um dieser helllodernden Lust und Gier zu entfliehen. Das war ungelogen der allerschlimmste Anfall von Geilheit meines Lebens und ich tat das Einzige, was in solchen Situationen Linderung verschafft.

Nicht jedoch diesmal. Ich heulte frustriert auf, nachdem ich mir so oft über die Kante geholfen hatte, dass ich kaum noch krächzen konnte und mir alles wehtat. Wie konnte mir dieser Mistkerl das nur antun? Ich stand auf, bemerkte beschämt den großen, feuchten Fleck in der Mitte des zerwühlten Lakens, sammelte zügig meine Sachen auf und schlüpfte hinein, weil es in der Schlafkammer ohne Heizungsmöglichkeit empfindlich kühl war.

Angefressen und noch immer spitz wie eine Tanzmaus ging ich auf die Suche nach Ole. Zehn endlose Minuten später musste ich mir eingestehen, dass er nicht in der Wohnung war, nachdem ich jedes Zimmer einschließlich des WCs mehrfach durchsucht hatte. Was ebenfalls fehlte, war mein gelber Südwester und die Gummistiefel, so dass ich wegen des immer noch tobenden Unwetters nicht mal nach draußen konnte, um ihm dort zu suchen. Wenn ich gewusst hätte wie es funktioniert, hätte ich den Schiffer per Notruf mit dem Funkgerät herangeholt, damit er mir suchen half. Aber ich hatte keine Ahnung, was man da machen musste und zu viel Angst, irgendwas zu beschädigen. Außerdem hatte ich immer noch die stille Hoffnung, dass Ole jeden Moment wieder durch die Tür käme und dann endlich alles gut würde. Aber aus den Minuten wurden Viertelstunden und ich musste schon zum zweiten Mal Holz nachlegen, damit das Feuer nicht ausging. Da ich nichts anderes tun konnte und mir eh alles wehtat, besann ich mich auf meine journalistischen und fraulichen Tugenden und begann herumzuschnüffeln.

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