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Der Fetisch-Bauernhof 04.1

Geschichte Info
Die Hochzeit des Jahres, Teil 1: Die Hochzeitsgäste
5.5k Wörter
4.7
15.6k
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Teil 4 der 12 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/28/2018
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Der Fetisch-Bauernhof 04 -- Die Hochzeit des Jahres

Teil 1: Die Hochzeitsgäste

Von Phiro Epsilon

Hallo,

Dies ist die vierte Episode einer Serie über einen Bauernhof in Oberbayern, der zu einem High-Tech-Fetischklub für Gutbetuchte umgebaut wurde.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten Personen sind laut deutschem Recht alt genug. Alle an explizit beschriebenen Sexszenen beteiligten Personen sind volljährig.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2019 Phiro Epsilon

Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

Leopold

Wenn das so weiterging, dann musste ich meinen Bischof um Unterstützung bitten. Annabrunn war so ein ruhiger Ort gewesen, und jetzt hatte ich hier dieses "Fetisch-Hotel", das eigentlich einen Vollzeit-Seelsorger für sich allein brauchte.

Ich erwog manchmal ernsthaft, mir dort wie Dorothea deVille ein Büro einzurichten oder gleich eine ganze Suite anzumieten, damit ich nicht mitten in der Nacht zurück in meine Pfarrei fahren musste.

Nicht, dass ich mit meinem Schicksal haderte. Es kommt in unserem Beruf selten vor, dass Menschen einen Pfarrer regelmäßig um Rat fragten. Und junge Menschen schon gleich gar nicht. Zugegeben, sie waren durchweg keine regelmäßigen Kirchgänger; wenn man ein Hotel zu leiten hat, dessen Gäste von Natur aus eine Menge persönlicher Betreuung wünschen, dann ist man fast rund um die Uhr eingespannt und angebunden ... Insider-Jokes in diesem Satz sind durchaus beabsichtigt.

Aber Maria war schon immer eine meiner treuesten Gottesdienstbesucher gewesen, hatte still in der hintersten Reihe gesessen, so weit weg von den anderen Gemeindemitgliedern, dass ich sie fast übersehen hätte. Man hatte mir auch gesagt, sie wäre "seltsam"; geistig behindert, zurückgeblieben und neige zu Wutausbrüchen, wenn man ihr zu nahekam.

Ich konnte damals auch selbst beobachten, dass sie auswich, wenn jemand auf sie zukam, sich an der Wand entlang drückte und Augenkontakt vermied. Auch meine gelegentlichen Versuche, sie in ein Gespräch zu verwickeln, waren gescheitert.

Gott, ich danke dir dafür, wie sehr sich das geändert hat.

Ich musste grinsen. Meine letzte theologische Diskussion mit ihr war mal wieder interessant gewesen — um es milde auszudrücken.

"Ich verstehe Glaube und Hoffnung", hatte sie gesagt. "Ich bin dabei Liebe in allen Varianten zu erleben. Ich verstehe die zehn Gebote und finde sie sehr logisch."

"Das ist gut", antwortete ich. "Den Glauben zu verstehen ist zwar nicht dasselbe wie zu glauben, aber viele Menschen machen sich heutzutage nicht mal die Mühe, darüber nachzudenken."

"Ja. Es gibt allerdings eines von den Geboten, das ich nicht verstehe."

"Oh, welches?"

"Das Neunte. Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes."

Ich runzelte die Stirn. Scheinbar lief jedes Gespräch mit einem der Bewohner des Huberhofs auf Sex hinaus. "Wo ist das Problem."

"Eins", sagte sie. "Wo ist der Unterschied zwischen dem sechsten 'Du sollst nicht ehebrechen' und diesem."

"Die Bibel will sagen, dass nicht nur ein vollzogenes Verbrechen schlecht ist, sondern auch schon die Planung."

"Aber dann ist das Sechste eigentlich überflüssig."

Ich dachte kurz nach. "Hmmm", meinte ich. "Ich werde noch einmal in meinen Kommentaren nachschauen, und dir dann Bescheid sagen."

Maria nickte. "Zwei: Warum 'Weib'? Warum nicht 'Ehepartner'? Ich erlebe, dass Frauen eine hohe Libido haben und den meisten hier gelüstet es oft nach Georg, Lukas oder Max. Alle drei haben große—"

"Du musst das nicht näher erläutern. Die Bibel hat einen sehr männlichen Standpunkt. Kennst du den Begriff 'Androzentrismus'?"

"Ja. Ich finde die Idee unlogisch, dass Männer wichtiger sind als Frauen. Jessica sagte 'Das sind doch nur Dildos, die alleine laufen können'. Ich verstehe, dass dies eine komische Hyperbole ist, aber in der Fortpflanzung spielen Frauen eine weitaus wichtigere Rolle als Männer."

Ich blickte sie erstaunt an. "Hast du das auch aus der Wikipedia?"

"Nein. Ich verstehe wissenschaftliche Vorgehensweise. Ich habe diese Hypothese selbst aufgestellt und Fakten gesucht, um sie zu widerlegen. Ich habe noch keine gefunden."

"Ich werde schauen, ob ich welche finde."

Sie zögerte einen Moment. "Danke", sagte sie dann. "Hilfe zu bekommen ist angenehm. Möchtest du zu meiner Privatsphäre gehören?"

Ich lachte auf. "Gerne, aber nur, wenn ich in Zukunft bei euch nicht auch nackt herumlaufen muss."

Maria nickte. "Das ist eine logische Einstellung. Ich verstehe soziale Interaktion und weiß, dass Respektspersonen zusätzlichen Restriktionen unterliegen. Ich werde meinen anderen Freunden diese Einschränkung mitteilen. Ich weiß auch, dass katholischen Geistlichen die körperliche Liebe untersagt ist, auch wenn ich das unlogisch finde."

"Wir können aber trotzdem Freunde sein."

"Ah! Ja, das ist richtig", sagte sie. "Freundschaft verbunden mit Nächstenliebe statt körperlicher Liebe?"

"Genau das."

Doch ich sollte mich auf meine bevorstehende Aufgabe konzentrieren. Nach den Taufen im November und Februar nun also zur Abwechslung mal wieder eine Hochzeit.

Diesmal waren die Gäste aus dem Rhein-Main-Gebiet und Erfurt schon am Karfreitag angereist, und ich hatte mir zwischen all den Osterveranstaltungen Zeit genommen, sie besser kennenzulernen als bei der Hochzeitsfeier der Huber-Brüder.

Vor allem die Mutter des Bräutigams war ein harter Brocken. Vanessa wusste ganz genau, was sie wollte, und hatte keine Probleme damit, ihre Meinung auch frei heraus zu sagen. Kannte man ihre Vergangenheit, war das nicht verwunderlich. Zwei Jahrzehnte lang hatte sie ihrem Mann und ihren Söhnen den Vorzug gegeben, hatte still gelitten, ohne je den Mund aufzumachen, außer um mit ihrem Mann zu streiten. Und hatte mit ihrem damaligen Verhalten beinahe die Familie zerstört.

Natürlich kam auch dieses Gespräch schnell auf das Thema Sex. Sie war der sicheren Überzeugung, dass der Partnertausch mit den deVilles — den Eltern — sie offener gemacht hatte, ihre eigenen Bedürfnisse laut auszusprechen. Was dann im Gegenzug den Rest ihrer Familie dazu gebracht hatte, das Gleiche zu tun.

Ehebruch — zumindest, wenn man an der Doktrin festhielt — als Heilmittel für eine kranke Familie?

Sollte ich sie verdammen?

Was ich nach den Ereignissen im letzten Sommer niemals erwartet hätte, war, dass auch auf der Seite der Braut sich die Familienmitglieder geradezu bei mir drängelten.

Auch diese Familie war schon so gut wie tot gewesen, bevor Johanna und Max ... Ich will nicht ins sowieso allgemein bekannte Detail gehen.

Doch durch Johannas Rückkehr und den denkwürdigen Auftritt Klaras bei den Eröffnungsfeierlichkeiten des Hotels — Anonymität schön und gut, aber wenn man Menschen jahrzehntelang kennt, ist eine Maske bei so einem Auftritt sinnlos — hatte sich auch in dieser Familie einiges verändert.

Da Klara regelmäßig und Vinzenz hin und wieder zur Beichte kamen, hatte ich die Veränderungen ziemlich hautnah mitbekommen. Schon zwei Tage nach der "Party" waren sie bei mir aufgetaucht. Gemeinsam, denn sie hätten keine Geheimnisse mehr voreinander. Anfang fünfzig, dreißig Jahre verheiratet und die beiden blickten sich an wie frisch verliebt. Was sie wohl auch waren.

Auf jeden Fall musste ich beiden während der Beichte mehrfach erklären, dass ich das Maß an Detailtreue wirklich nicht benötigte, das aus ihnen heraussprudelte.

Auch Klaras Befürchtung, es wäre eine Sünde gewesen, ihren Mann im Schlafzimmer — und diversen anderen Orten, die ich nicht im Einzelnen wissen wollte — deutlich zu sagen und zu zeigen, was sie von ihm erwartete, konnte ich zerstreuen. Die Rollenverteilung beim Sex war Privatsache; in der Bibel gab es dazu keine Aussagen.

Merken Sie, worauf ich hinauswill? Jede Beichte bei diesen Familien dauerte viel länger, als ich gewohnt war, und in jeder einzelnen Beichte ging es um Sex.

Auf jeden Fall hatte Vinzenz sich in den Wochen danach mit seinen anderen Kindern in Verbindung gesetzt und um Aussprachen gebeten, was dort ziemlichen Wirbel verursacht haben muss, aber zum gewünschten Ziel führte. Ferdinand und Fritz waren mit ihren jeweiligen Familien zur Hochzeit gekommen und auch die älteste Tochter Elisabeth, allerdings ohne Anhang. Das Hotel Aumann war voll bis unters Dach mit Hotelgästen, nur das berüchtigte Zimmer Zwölf war frei.

Ich musste schmunzeln, wenn ich daran dachte, wie wohl die Reaktion gewesen wäre, hätte man sie alle im Huberhof untergebracht, wo es in jedem Zimmer einen Schrank voller "Spielzeug" gab. Doch wegen der Enkelkinder der Aumanns — von denen sie manche noch nie vorher gesehen hatten — hatte man davon abgesehen. Auch wenn Johanna schon ein paar Bemerkungen fallengelassen hatte, wie gut es ihrer Schwester tun würde, auch mal ordentlich übers Knie gelegt zu werden.

Elisabeth, so hatte ich gehört, war auf gutem Weg in den Vorstand einer recht großen Bank, und gab sich nach meiner unmaßgeblichen Meinung schon ziemlich arrogant gegenüber mir und dem Rest ihrer Familie. Eine Tracht Prügel? Nach allem, was im letzten Jahr passiert war, und welche Folgen es gehabt hatte — Vielleicht noch nicht einmal die schlechteste Lösung.

Und dann war da noch Sebastian Huber ...

Sebastian

Ich hatte weitestgehend aus der Ferne verfolgt, was mit meinen Brüdern im letzten Jahr geschehen war. Ich wäre ja gerne zur Doppelhochzeit gekommen, doch das Internat in der Schweiz, auf das ich dank meines Vaters Vorsehung gehen konnte, hatte eine strikte Politik. Wer außerhalb der Ferien Urlaub wollte, konnte den kriegen, brauchte aber danach nicht mehr zurückzukommen. Punkt.

Wichtige Familienereignisse? Sterbefälle? Die zukünftigen Führer der Wirtschaft hatten ihren Job in den Vordergrund zu stellen. Für unnötige emotionale Verstrickungen war da kein Platz.

Der Weg ging vom Sankt-Blasius-Jungengymnasium nach bestandenem Abitur stracks zu einer beliebigen Ivy-League-Eliteuniversität. Garantiert. Mit Ausnahme derer, die eine Karriere in der katholischen Kirche anstrebten. Eine Vielzahl Alumni waren Bischöfe, einer sogar ein Kardinal.

Vater war über die Maßen stolz gewesen, seinem jüngsten Sohn solch eine strahlende Zukunft finanzieren zu können. Auch wenn er dafür einen Teil seiner Weiden als Bauland hatte verkaufen müssen.

Dann war er gestorben, und ich durfte nicht zu seiner Beerdigung. Damals war ich dreizehn, und ich akzeptierte es, weil die Schule es so wollte. Pater Tauber, der Schulseelsorger, hatte einen Gottesdienst für ihn gehalten.

Als ich sechzehn war, starb Mama, und ich durfte auch nicht zu ihrer Beerdigung. Und Pater Tauber hielt keinen Gottesdienst für ihre Seele ab, weil sie ja Protestantin — mit viel Ekel in der Stimme ausgesprochen — gewesen war, der der Eintritt ins scheinbar exklusiv katholische Himmelreich sowieso verwehrt blieb.

Auf jeden Fall hatte Pater Heinrich, der Vertrauenslehrer, mir angeboten, mich in einem privaten Treffen zu trösten, und in unserer Schule war es ein offenes Geheimnis, was er unter "trösten" verstand.

*

"Wirklich?", sagte Pater Leopold betroffen. "Das geht doch nicht. Hat sich denn noch nie einer der Jungen beschwert?"

Ich grinste frech. "Ich denke nicht. Doch es war auch nicht das, was Sie denken."

Er runzelte die Stirn. "Und was denke ich gerade."

"Oh", meinte ich. "Ein privates Treffen mit Pater Heinrich ist schon etwas Körperliches. Er macht Triathlon und war schon zweimal zum Ironman auf Hawaii. Er ist der Meinung, dass man seine Sorgen am besten ausspricht, wenn man gerade ein paar Kilometer mit dem Rad gefahren oder zehn Bahnen im geschwommen ist. Wenn man dann keuchend am Straßenrand oder am Becken sitzt, nimmt er einen in die Arme und man fängt schon fast von alleine an zu reden."

"Hmmm."

"Zur Belohnung gibt es dann noch ein 'richtiges Männeressen' mit T-Bone-Steaks und Bier."

"Aber wieso hast du gerade gemeint, ich würde an etwas anderes denken?"

"Sie haben doch bestimmt von dem Skandal gehört? Letztes Jahr kurz nach den Sommerferien ..."

*

Ich kam mit Laurent und Julio vom Duschen zurück in unser Zimmer, und fanden den Neuen in einer Ecke.

Die warfen immer möglichst unterschiedliche Typen in ein Zimmer. Als George aus Irland abging, wurde ich Stubenältester. Laurent, ein freundlicher, etwas fülliger Franzose, war zwei Jahre jünger als ich und Julio, der quirlige Partyhengst aus Nordspanien, war zwölf. Also hatten wir als Ersatz für George einen Neuzugang bekommen. Lars kam aus Holland, war zehn und sah aus wie ein Engel. Schulterlanges, blondes Haar, Wimpern, zarte Hände. Noch ziemlich still nach zwei Wochen, redete er nur, wenn man ihn ansprach. Aber diesmal saß er heulend auf dem Boden.

Julio und Laurent blickten natürlich beide auf mich, also ging ich zu Lars und hockte mich neben ihn. "Was ist los?", fragte ich. "Heimweh?"

Er schüttelte nur den Kopf und flennte weiter.

"Hier", sagte Laurent und drückte mir eine Rolle Küchenpapier in die Hand.

Ich riss ein Blatt ab und hielt es Lars hin. "Also", sagte ich leise. "Was ist passiert?"

"Pa-Pa-Pa ...", stotterte er.

"Dein Vater?"

"N-nein." Er schnäuzte laut. "Pater Tauber." Und dann heulte er wieder.

"Hat er dich angeraunzt? Stör dich nicht dran, das macht er mit allen."

"N-nein. Er ... er ... hat sich ... die Hose ... ausge—"

"Stopp!", sagte ich. "Red nicht weiter."

Ich holte mein Handy raus und rief Pater Heinrich an. Zwei Minuten später war er da. "Laurent und Julio, zieht euch was an und verschwindet hier. Geht eine Runde Schach spielen. Ihr redet mit niemandem. Verstanden?"

"Ja, Pater", sagten sie im Chor und verschwanden.

"Sebastian, du bleibst hier. Als Zeuge." Ich nickte nur.

*

"Du warst direkt daran beteiligt?"

"Lars war nur die Spitze vom Eisberg. Und sein Name kam nie heraus. Pater Heinrich hat viele von den jüngeren Schülern befragt. Aber beinahe hätten sie ihn an den Polarkreis verfrachtet statt Pater Tauber."

"Wieso das?"

"Pater Tauber hatte einen direkten Draht nach Rom; sein Bruder ist Kardinal. Beschwerden stießen da auf taube Ohren, wie der Name schon sagt."

"Du bist reichlich sarkastisch für dein Alter."

Ich runzelte die Stirn. Solch einen Satz hätte ich von einem katholischen Gemeindepfarrer nicht erwartet. "Das muss man lernen, wenn man an unserer Schule überleben will. Nach außen hin sind wir das renommierteste Institut der Schweiz, die Lehrmethoden sind die modernsten, die es gibt, unsere Leistungen weit über dem Durchschnitt und die Prüfungen die härtesten des Universums." Ich grinste ihn an. "Steht genauso auf unserer Webseite. Schließlich bin ich derjenige, der sie in seiner knapp bemessenen Freizeit betreut."

Pater Leopold lachte auf. "Junge, Junge! Gut, dass du deinen Humor noch nicht ganz verloren hast."

Ich zuckte die Schultern. "Das ist das Einzige, was mir geblieben ist."

Er wurde ernst. "Willst du dort weg? Ich könnte den Erzbischof von München ansprechen, und wenn der mit dem Erzbischof von Lausanne redet ..."

"Pater, ich habe fünf Jahre überlebt, ohne in Schwermut zu verfallen, ich stehe das eine Jahr auch noch durch."

"Und dann? Ivy-League oder Kirchenkarriere?"

"Eher das Erstere. Meinen Glauben an Mutter Kirche habe ich so ziemlich verloren — Anwesende ausgeschlossen."

"Ich bin kein typisches Mitglied der Kirche."

"Das habe ich auch schon gerüchteweise mitbekommen."

"Ich habe aber noch eine andere Frage."

"Nur zu."

"So, wie du über deine Klassenkameraden gesprochen hast ..."

Ich schluckte. Mist, das hätte ich wohl weniger detailliert erzählen sollen. "Wieso?", fragte ich harmlos, aber innerlich zitternd.

"Du hast mir noch etwas zu erzählen", sagte er. "Etwas, das dich ganz tief bewegt."

"Ich ..." Ich zuckte die Schultern.

"Vertraust du mir nicht? Ich unterliege dem Beichtgeheimnis. Mein Mund ist verschlossen."

"Es ist eigentlich gar nichts ..."

"Doch." Er blickte mir tief in die Augen, genau wie Pater Heinrich es auch immer tat.

"Nach ... nach dem Skandal ... kam der Prior des Ordens in die Schule. Er ... er hielt eine Predigt. Er nannte es eine Todsünde, wenn ... wenn zwei ..." Ich schloss die Augen. "Wenn Männer Sex haben."

"Ist es nicht."

Es war wie am Ende eines Heavy-Metal-Konzerts, wenn der letzte Ton verhallt, und es scheint, als gäbe es keine Geräusche auf der Welt, oder als wäre ich plötzlich taub geworden.

"Sebastian", fuhr er sanft fort. "Die Lehrmeinung des Ordens, der deine Schule führt, interessiert mich ehrlich gesagt einen feuchten Kehricht."

Ich konnte nicht anders, ich fing an zu kichern. Es klang in seinen Ohren wohl, als wäre ich plötzlich dement geworden.

"Vielleicht bin ich auch der einzige katholische Theologe im ganzen Universum, der das so sieht, aber ich finde überhaupt nichts Schlimmes an einvernehmlichen Sex, ganz gleich, welches Geschlecht dein Partner hat. Viele Theologen, auch katholische, sehen das ähnlich, wenngleich der offizielle Standpunkt immer noch besagt, dass jeglicher Sex außerhalb der Ehe eine Sünde ist. Eine lässliche jedoch, keine Todsünde, mit Ausnahme von Ehebruch oder Vergewaltigung."

Ich starrte ihn an. Sprachlos.

"Ihr habt Sex untereinander", stellte er sachlich fest.

Ich zuckte die Schultern. Wenn von vier Zimmergenossen drei miteinander rummachen, kriegt das auch der dümmste vierte irgendwann mit. "Ich weiß nicht, ob es nur unser Zimmer ist."

Er schüttelte den Kopf. "Wenn so etwas an einer Stelle anfängt ..."

Es hörte sich fast so an, als hätte er da Erfahrungen. Ich musste kichern.

"Hast du jemals jemanden gezwungen, mit dir Sex zu haben."

Mein Kichern versiegte. "Um Gottes willen nein! Ich ... Nein."

"Was wolltest du gerade sagen?"

Ich holte tief Luft. "Dass ich eher der passive Typ bin. Ein ..."

"Bottom? Sub? Pet?"

Ich zuckte zusammen. "Hochwürden, woher kennen Sie diese Worte?"

Er lachte herzlich. "Ich kann doch nicht eine Horde von Kindern betreuen, die ein Fetisch-Hotel leiten, ohne über die Materie Bescheid zu wissen. Ich glaube nicht, dass mir noch irgendetwas am BSDM-Lifestyle fremd ist. Theoretisch, das möchte ich mich beeilen hinzuzufügen."

Ich musste grinsen. "Ich kann mir Sie schlecht in Lederklamotten vorstellen."

"Ich konnte mir bis letztes Jahr eine ganze Menge Leute nicht in Lederklamotten vorstellen, und doch habe ich sie gesehen."

Ich runzelte die Stirn. "Wen denn?"

"Beichtgeheimnis", sagte er grinsend. "Auch wenn das halbe Dorf es weiß. Lass es dir von deiner Familie erzählen. Janina ist immer noch stinkig, dass sie es nicht live gesehen hat, weil Paul Koliken bekam."

Es schien, als ob der Dorfpfarrer von Annabrunn mehr über meine Familie wusste als ich. "Ich ... Sie haben keine Vorbehalte wegen meiner Veranlagung?"

"Ist es denn eine Veranlagung? Meinst du, du bist schwul? Auf Männer fixiert?"

Okay, das war um einiges direkter, als ich gedacht hatte. "Wenn Sie es so direkt sagen: Ich weiß es nicht. Ich hatte noch keine Gelegenheit für etwas anderes."

"Du bist siebzehn. Du darfst nach deutschem Recht mit anderen Menschen in deinem Alter Sex haben, soviel du willst, doch mit Erwachsenen ist es komplizierter."

"Wollen Sie mir sagen, ich sollte mir ein Mädchen in meinem Alter suchen und ausprobieren, ob ich auf beiden Seiten der Schaukel Spaß haben kann?"

Er grinste immer noch. "Nennt man das jetzt so? Ich kenne nur 'bisexuell'. Als Pfarrer darf ich dir das natürlich nicht empfehlen. Du solltest bis zu deiner Heirat — mit einer Frau — enthaltsam leben."

"Aha!"

"Mäßige deinen Sarkasmus", sagte er ernst. "Damit könntest du manche Menschen verletzen."

Ich zuckte fast zusammen. "Ja, Hochwürden. Das werde ich mir merken."

"Wie kommst du denn mit deiner neuen Familie aus? Die ist ja um einiges gewachsen im letzten Jahr."

Ich lehnte mich zurück. Was wollte er von mir hören? "Janina kenne ich ja schon länger", sagte ich vorsichtig. "Sie ist nicht viel älter als ich, und ich mochte sie schon, als sie noch eher zurückhaltend war."

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