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Der Frachtkahn der Hoffnungslosen

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Für immer an den Flüssen ohne Wiederkehr.
7.4k Wörter
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Wieder einmal hat der erstaunliche H.C. Waller Wunder vollbracht, indem er nicht nur die Geschichte von edrider73 übersetzt hat, sondern vor allem die Atmosphäre, die genauso wichtig ist wie die Handlung und die Charaktere. Mein bescheidener Dank reicht nicht aus, um meine Wertschätzung zu vermitteln.

Es nieselte und war kalt vor der alten Bar, direkt an der Reeperbahn, in der sich die Seemänner gerne trafen.

Nur wenige Stammgäste hatten dem Wetter getrotzt. Kapitän Daaland und ein Fremder saßen an einem Tisch in einer Ecke des Raumes, unterhielten sich leise und gossen sich gelegentlich ein Glas von dem billigen, starken Rum ein, den der Kapitän bestellt hatte.

Daaland sei nicht sein richtiger Name, erklärte er dem Fremden. Namen spielten für die Besatzung der Sirene keine Rolle. Sie transportierten die Fracht, die andere Frachter nicht übernehmen würden: rostige Maschinen, Dünger, alte Ziegel und Hölzer. Es war harte, schmutzige Arbeit. Solange die Mannschaft ihre Arbeit erledigte, war es ihm egal, wer sie waren oder wovor sie flüchteten.

Der Kapitän schüttelte den Kopf und brachte seinen zotteligen Bart zum Schwingen. Der Fremde hatte auch einen Bart, der aber dick, voll und dunkel war, im Gegensatz zu seinem Gegenüber mit den weißen Streifen.

Sein Glas stellte der Fremde auf dem Tisch ab und wollte eine weitere Frage stellen, aber bevor er seinen Mund wieder öffnen konnte, sprach der Kapitän.

„Sie haben sie also gekannt, als sie verheiratet war. Woher kommt sie?"

„Das würde ich lieber nicht sagen."

„Sie hat uns nie einen Anhaltspunkt gegeben. Ich weiß nicht einmal, wie sie herausgefunden hat, dass wir eine Köchin brauchen. Sie ist einfach in Geesthacht aufgetaucht, ist an Bord gegangen und hat gesagt, sie könnte den Job machen."

„So wie sie angezogen war, dachte ich, sie sei eine wahnsinnige Hausbesetzerin, aber als sie den Mund aufmachte, konnte ich erkennen, dass es ihr einmal besser gegangen war. Ich vermutete, dass sie eine Alkoholikerin war, die ihr ganzes Geld durchgebracht hatte und alles tun oder sagen würde, um genug für ihre nächste Flasche zu bekommen."

„Doch Sie haben sie engagiert."

„Ich weiß immer noch nicht warum. Als ich sie in ihre Kabine brachte, wies ich sie an, vor dem Abendessen aufzuräumen. Wir haben uns nach einer Stunde verabschiedet. Wenn sie nicht vorzeigbar aussehen oder das Essen schlecht sein würde, brächte ich sie beim nächsten Stopp an Land."

„Da muss sie ja zufriedenstellend gewesen sein."

„Seit über sechs Jahren arbeitet sie jetzt für mich. Als Sie sie heute bei Aldi gesehen haben, sah sie da so aus wie früher?"

„Ja, ich war überrascht, wie wenig sie sich verändert hat."

„Sie hat sich sehr verändert. Sie hätten sie sehen sollen, als sie zum ersten Mal an Bord kam. Haben Sie eine Art Glühen um sie herum bemerkt?"

„Nein, ich bin ihr nicht sehr nahe gekommen. Wissen Sie etwas über ihre Vergangenheit?"

„Hat sie herumgeschlafen?" Wollte der Kapitän wissen, nach dem er kurz nachdenklich mit seiner Hand über den Bart strich.

„Ja."

„Dann ist es Senta."

„Also tut sie es immer noch." Äußert der Fremde und es klang so, als ob Ärger in seiner Stimme mitschwingen würde.

„Ich würde es nicht so ausdrücken." Versuchte der Kapitän nun mit einem versöhnlich brummenden Ton.

„Entweder sie tut es oder sie tut es nicht. Wie würden Sie es anders ausdrücken?"

„Sie hat zur Religion gefunden."

„Wie ist das möglich, wenn sie gleichzeitig herumhurt?"

Der Kapitän sah für einen Moment so aus, als wenn er sich nicht wohlfühlte und ging dann zum Angriff über.

„Sind Sie ein Privatdetektiv?"

„Was?"

„Niemand kommt geschäftlich nach Hamburg und sieht zufällig eine Frau, die er zu Hause kannte. Wer hat Sie geschickt?"

Der Fremde dachte über seine Antwort nach, bevor er sprach.

„Ihr Bruder und ihre Schwester haben einen Fachmann eingestellt, um sie zu finden. So wusste ich, wohin ich sollte. Ich bin deren Freund und bin hier, um ihnen weitere Informationen zu verschaffen."

„Von ihrer Familie sind alle tot."

„Das hat sie Ihnen gesagt? Es ist sozusagen wahr, aber ist eher umgekehrt. Sie war für ihre Familie für lange Zeit gestorben. Jetzt wollen sie wissen, wie es ihr geht. Ich habe einige Fotos der Drei, zusammen mit Fotos ihres Bruders und ihrer Schwester mitgebracht, die kürzlich aufgenommen wurden. Wenn Sie wollen, kann ich sie holen."

„Ich glaube Ihnen. Also vergeben sie ihr und wollen, dass sie nach Hause kommt?"

„Sie wollen wissen, was sie tut. Ich denke, sie hatten auf eine Veränderung gehofft. Sie, Herr Kapitän, haben mir gesagt, dass sie immer noch promiskuitiv ist. Ich werde den Beiden meinen meinen Bericht übermitteln. Danach liegt es an ihnen."

Der Kapitän sah den Mann fast eine Minute lang schweigend an. Er holte tief Luft, bevor er sich äußerte.

„Ihr Bruder und ihre Schwester haben es nicht verdient, sie zurück zu bekommen."

Der Fremde erschrak.

„Wie können Sie das sagen? Sie haben diese Leute noch nie getroffen."

„Sie haben recht. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Sie haben sie nicht verdient und wir auch nicht. Ich denke, das meine ich."

„Warum haben Sie gesagt, wir? Sie kennen mich doch überhaupt nicht."

„Ich habe nicht Sie gemeint. Wir, das sind meine Crew und ich. Wir haben Senta nicht verdient und ihr Bruder und ihre Schwester haben sie auch nicht verdient. Niemand tut das."

Der Kapitän hielt inne. Der Fremde wartete eine Weile, bevor er die Geduld verlor.

„Bitte, machen sie weiter!"

Der Kapitän zuckte mit den Schultern.

„Gut. Ich erzähle Ihnen von Senta. Sie geben es dann an ihren Bruder und ihre Schwester weiter. Ich hoffe, sie beschließen, sie zur Hölle zu verdammen. Wenn ja, kümmern wir uns um sie und sind dankbar für jeden Tag, an dem sie bei uns bleibt."

„Was Sie sagen hat keinen Sinn."

„Schon gut. Hören Sie einfach zu. Ich werde Ihnen den ganzen Dreck geben, für den Sie gekommen sind."

„Ich habe Ihnen erzählt, wie Senta zu uns gekommen ist. Es stellte sich heraus, dass sie eine bessere Köchin war als die vor ihr, aber die Jungs machten es ihr trotzdem schwer. Das machen sie mit allen Köchen. Wenn die Köche sie anschreien bricht die Langeweile aus."

„Senta hat noch nie jemanden angeschrieen. Als sie sich beschwerten, erwiderte sie leise, sie würde sich mehr anstrengen. Nach einer Weile hörten sie auf zu versuchen, sie zum herumzicken zu bringen, zumal die Mahlzeiten immer besser wurden. Wir konnten nicht glauben, wie gut es uns schmeckte."

„Die Lebensmittelrechnungen waren die gleichen, also fragte ich sie, wie das möglich sei. Sie erzählte mir, dass sie einige Kochbücher studierte, damit sie einen besseren Job machen konnte. Als ich ihr sagte, dass ich kein Geld hätte, um sie besser zu bezahlen, sagte sie nur, es mache keinen Unterschied."

„Wir fingen an, über ihre Mahlzeiten zu sprechen und ihr Fragen zu stellen. Sie beantwortete alles, außer Fragen die sie selbst betrafen. Wenn einer von uns eine persönliche Frage stellen wollte, wurde sie nicht wütend. In solchem Fall wurde sie traurig und ging in ihre Kabine. So um diese Zeit erwähnte Johann zum ersten Mal das Leuchten. Als sie den Raum verließ, schien es dunkler zu werden."

„Eines Abends, nach dem Abendessen, sprachen wir übers Essen. Georg begann damit, sie zu loben, was für eine wundervolle Köchin sie sei, und dann stimmte der Rest von uns ein. Sie saß da, sah jeden von uns an und fing an zu weinen. Es war das erste Mal, dass sie auf etwas reagierte, was wir sagten. Wie Idioten schaukelten wir es weiter auf. Wir haben aber nicht sehr übertrieben."

„Sie rannte zu ihrer Kabine und wir sahen sie erst am nächsten Morgen wieder. In dieser Nacht bereitete sie ein unglaubliches Festmahl. Wir sind ja nicht dumm. Bei jeder Gelegenheit legten wir dick auf und die Mahlzeiten waren weiterhin hervorragend. Dann verpasste sie uns eines Nachts einen Schock der uns sprachlos machte."

„Nach dem Aufräumen kam sie aus der Kombüse und räusperte sich. Wir waren mitten in einer Pokerrund, aber wir drehten uns alle zu ihr um."

„Ich erinnere mich genau, was sie gesagt hat:" „Ihr habt mich alle so glücklich gemacht, dass ich heute Abend einen von euch glücklich machen muss oder zumindest versuchen werde es zu tun. Wer möchte, dass ich ihn heute Abend glücklich mache?"

„Wir sahen sie an, bis sie sagte": „Will sich niemand freiwillig melden?"

Der alte Georg hob seine Hand und sie bedeutete ihm, zu ihr zu kommen. Als er neben ihr, und somit uns gegenüber stand, bat sie: „Würde der Kapitän bitte nach vorne kommen?"

„Nachdem ich aufgestanden war beorderte sie mich hinter sie zu treten. Georg drehte sie herum, so dass mich beide ansahen. Sie sprach: „Wir können solange nicht glücklich sein, bis wir verheiratet sind, also wird Kapitän Daaland uns verheiraten."

„Sie beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr, ich solle es kurz machen und gab mir zwei Namen."

„Ich wies sie an mir nachzusprechen: Ich, Karolina, fordere die anwesenden Personen auf zu bezeugen, dass ich dich, Goddard, als meinen rechtmäßig verheirateten Ehemann annehme."

„Georg sah mich an, als ich ‚Ich, Goddard' sagte und wiederholte den Spruch nicht, bis sie ihn in die Rippen stieß."

„Nachdem er seinen Teil beendet hatte, fuhr ich fort": „Es ist mir eine Freude, euch mitzuteilen, dass Ihr jetzt Ehemann und Ehefrau seid."

„Als ich zurücktrat deutete sie allen, still zu sein. Dann sprach sie": „Jetzt, wo wir verheiratet sind, können wir unsere Flitterwochen verbringen."

Sie nahm Georgs Hand, zog ihn in ihre Kabine und schloss die Tür. Jeder war fassungslos. Der Rest von uns wartete. Nach ungefähr zwanzig Minuten habe ich versucht, das Spiel wieder in Gang zu bringen, aber die Anderen waren nicht interessiert.

„Wir saßen über eine Stunde dort, bevor der erste Mann ins Bett ging. Mecki sagte mir, er habe mehr als drei Stunden gewartet, bevor er aufgegeben habe."

„Am nächsten Morgen schlief Georg in seinem Bett und musste einige Male geschüttelt werden, bis er aufwachte. Senta sagte kein Wort über die Nacht zuvor und auch sonst sprach niemand darüber."

„In dieser Nacht passierte das Gleiche Wort für Wort, außer dass diesmal Mecki in ihre Kabine gezogen wurde. So ist es seitdem, nur dass sie nicht mehr nach Freiwilligen fragt. Wir wechseln uns ab."

„Also hat sie jede Nacht einen anderen Mann?" erkundigte sich der Fremde.

„Außer wenn ihre Zeit im Monat gekommen ist und auch einmal im Jahr."

„Was macht sie mit Ihnen?"

„Niemand spricht darüber. Es ist bekannt, weil es jeder weiß, aber die Details sind privat."

„Würden Sie mir so viel erzählen? Spricht sie jemals, während sie mit Ihnen beisammen ist?"

„Sie stellt Fragen. Ich dachte, ich hätte alles gehört, aber sie fragte mich nach Dingen, über die ich mich nur schwer austauschen konnte. Es war ihr nicht im geringsten peinlich, aber sie musste mir ein paar Drinks geben, um mich erst etwas aufzulockern."

„Ich verstehe Sie nicht."

„Sie hat an mir gearbeitet, bis sie herausgefunden hat, was ich mochte und was nicht. Sie probierte etwas aus um mich dann zu fragen, wie es mir gefallen hat. Dann probierte sie etwas anderes und fragte mich erneut. Das passierte die ersten Male als ich bei ihr war. Danach wusste sie alles über mich und tat die Dinge, die ich mochte. Sie probiert immer noch ab und zu Neues aus, um zu sehen, ob sie mir gefällt."

„Und das macht sie mit euch allen?"

„Ich weiß es nicht, weil wir nie darüber reden, aber ich vermute, dass es so ist."

„Ist das alles, worüber sie jemals spricht, wenn ihr allein seid?"

„Auf meine Frage, was sie mag, hat sie mir gesagt, dass es nicht wichtig ist, denn das einzige, was zählt ist, mich glücklich zu machen. Ein paar Dinge habe ich herausgefunden, die sie gern mag, und das tue ich so oft ich kann. Was sie wirklich in Schwung bringt, macht mich verrückt. Dann lässt sie los und ... das ist alles was ich sagen werde."

„Also haben Sie nie gefragt, warum sie jede Nacht zur heißen Schlampe wird?"

Verachtung und Ekel sprach aus der Stimme des Fremden.

Der Kapitän schnellte hoch und verlor das Gleichgewicht. Um sich zu stabilisieren hielt er sich am Tisch fest und setzte sich langsam wieder. Seine Augen blitzten.

„Wenn Sie noch mehr hören wollen, müssen Sie sich sofort entschuldigen. Was gibt Ihnen das Recht, so etwas zu sagen? Teilen Sie ihrer Familie mit was Sie wollen, aber ich werde nicht zuhören, wie Sie Senta beleidigen."

„In Ordnung", beschwichtigte der Fremde mit ruhigerer Stimme. „Ich entschuldige mich dafür, dass ich das gesagt habe. Es wird nicht wieder vorkommen." Und nach einer kurzen Pause: „Hat sie Ihnen noch etwas über sich gesagt?"

„Tja. Eines Nachts haben wir in Prag angedockt, und ich nahm sie zum Abendessen mit. Wir hatten beide zu viel getrunken, und ich blieb bei ihr. Da erzählte sie mir ein paar Dinge."

„Wie, was?"

„Sie erzählte, ihr Name sei Karolina gewesen, und Goddard, der ihres Ex-Mannes. Gemäß ihrer Aussage war er der erstaunlichste Mann der Welt. Sie sagte, sie sei schön, eingebildet und grausam gewesen und hatte eine Auswahl von Burschen, wählte aber ihn aus, weil er am besten aussah."

„Um jemanden wirklich zu lieben sei sie zu egoistisch, meinte Sie. Sie gab ihm zu verstehen was für ein Glück er hätte, dass sie ihn geheiratet hatte. Nach der Hochzeit überging sie ihn fortwährend. Um zu beweisen, dass sie immer noch alle Männer um ihren kleinen Finger wickeln konnte, hatte sie etliche Affären."

„Sie hatte sich nicht bemüht zu verbergen was sie tat, aber er vertraute ihr vollkommen und fand es lange nicht heraus. Die meisten ihrer Bekannten wussten, dass sie betrog. Also nahm sie an, dass er es gewusst haben musste, hatte aber Angst, etwas zu sagen, wodurch sie es noch verschärfte.

„Als er es endlich herausfand, konfrontierte er sie nicht. Eines Nachts, als sie mit einem anderen Mann zusammen war, räumte er seine Kleidung und persönlichen Gegenstände aus ihrem Haus. Auf den Scheidungspapieren ließ er seinen Ring und eine unterschriebene Notiz mit der Aufschrift ‚Ich liebe dich immer noch' zurück."

„Damals erzählte sie mir, dass er ihr das Haus und alles gelassen hat, was sie gemeinsam besaßen. Vor Gericht ist er noch nie erschienen. Als bekannt wurde, dass sie sich getrennt hatten, wurde sie die beliebteste geschiedene Frau der Stadt. Ihre Auswahl an jungen Burschen gefiel ihr und sie liebte es, Macht über diese auszuüben."

„Es war ihr ein Genuss, sie zu quälen und sie durch Reifen springen zu lassen, bevor sie ihre Gunst gewährte. Was ihr ein wirkliches Gefühl vermittelte etwas Besonderes zu sein, war, einen Mann einer anderen Frau wegzunehmen. Ihre Eltern und Geschwister schämten sich für ihren Lebenswandel und hielten sich von ihr fern. Weniger Vorsicht hätte sie nicht walten lassen können, bis sie einer ehemaligen Klassenkameradin begegnete."

„Der Freund der Frau war einer ihrer gelegentlichen Liebhaber, und sie wusste, dass diese Frau gläubig war. Senta sagte, sie habe ihre Herablassung nicht verborgen, als sie miteinander redeten."

„Die Frau überraschte sie, indem sie mitteilte, für Sentas Seele zu beten und dass Gott sie liebte. Als Senta sie fragte, warum sie so etwas sagen würde, gestand die Frau, dass sie Senta immer hasste, bis sie ein Gespräch mit ihrem Pfarrer hatte. Er schlug vor, dass sie Senta lieben und für sie beten solle, weil sie sonst auf einem zerstörerischen Weg geraten würde."

„Senta lachte und sagte, wenn es sie beträfe, würde sie den Freund der Frau mitnehmen. Die Frau zuckte bei der Beleidigung nicht einmal zusammen. Stattdessen erzählte sie ihr, der Pfarrer habe ihr gesagt, dass es in der Bibel viele Huren gäbe und, dass Gott sie aus einem bestimmten Grund erschaffen habe."

„Der Pfarrer hatte mit ihrem Freund und einigen anderen jungen Männern in der Kirche gesprochen, die mit Senta geschlafen hatten. Sie alle versicherten ihm, dass sie Senta nur zur Erleichterung benutzten, damit sie ihre Freundinnen nicht unter Druck setzen würden, bevor sie verheiratet wären."

„Auch dass es in anderen Ländern Tradition sei, dass Burschen Prostituierte besuchen und, dass dies oft von ihren eigenen Vätern arrangiert würde, teilte der Pfarrer ihr mit. Auf diese Weise würde der Junge in der Hochzeitsnacht wissen, was zu tun sei."

„Ihrer ehemaligen Klassenkameradin empfahl der Pfarrer, wenn sie jemals mit Senta über ihren Verlobten sprechen würde - den sie gebeten hatte, ihn in dieser Woche zu heiraten - sollte sie sich bei ihr für die Ausbildung ihres zukünftigen Mannes bedanken, da dies zum Eheglück führen würde. Sie ergänzte auch, der Pfarrer habe ihr aufgetragen Senta mitzuteilen, dass er sie gerne beraten würde, wenn es ihr jemals zu schwer werden sollte."

„Senta berichtete, so getan zu haben, als würde sie sich nicht darum kümmern, was die Frau sagte, konnte aber nicht aufhören, darüber nachzudenken. Allmählich beendete sie all die Beziehungen mit den Männern, die ihren Weg gekreuzt hatten, und verbrachte den größten Teil des Tages allein in ihrem leeren Zuhause mit trinken."

„Einige Male hatte Sie ihren ehemaligen Ehemann getroffen, normalerweise in einem Geschäft oder Restaurant. Jedes Mal, wenn er sie sah, fiel ihm sein Kinn herunter. Das hatte sie zuerst gefreut, weil es ihr zeigte, dass er immer noch nicht über sie hinweggekommen war. In ihren Gedanken kontrollierte sie ihn immer noch."

„Im betrunkenen Zustand, sah sie sein Gesicht vor sich. Dabei wurde sie von seiner Traurigkeit bedrückt. Als sie ihn das nächste Mal beim Lebensmittelhändler traf, sah sie ihn an, rannte aus dem Laden und fuhr mit ihrem Wagen so schnell nach Hause, dass sie fast von der Straße abgekommen wäre."

„So schmerzhaft ihre betrunkenen Wahnvorstellungen auch waren, es war viel schlimmer, ihn persönlich zu sehen. Besessen von dem Gedanken, zu verhindern, dass es wieder passiert, schloss sie sich in ihrem Haus ein, aber jemand kam, um nach ihr zu sehen. Sie erkannte, wenn sie so weitermachte, würde ihre Familie sie in eine Anstalt bringen. Sie musste irgendwo hingehen, wo niemand sie kannte und auch keiner Fragen stellen würde. Das brachte sie dann zu meinem Kahn. Davon wissen sie wahrscheinlich das meiste"

„Manches schon", bekannte der Fremde nachdenklich und streichelte seinen Bart. „Hat sie Ihnen sonst noch etwas erzählt?"

„Nein, abgesehen davon, dass ich sie fragte, warum sie darauf bestand, jeden Abend mit 'Goddard' verheiratet zu werden, bevor sie einen von uns in ihre Kabine holte."

„Sie erklärte, sie würde es schätzen, wenn ich es keinem der anderen erzähle, aber nach jeder Hochzeit kümmerte sie sich nicht mehr darum, mit welchem von uns sie zusammen war. Sie stellte sich vor, sie sei bei Goddard und tat ihr Möglichstes, um ihm auf jede erdenkliche Weise zu gefallen."

„Es war eine Übung für den Tag, an dem sie ihn zum glücklichsten Mann der Welt machen würde - besonders im Bett und am Esstisch. Ihre Fantasie war es, ihm alles zu geben, was sein Herz begehrte. Sie sagte, sie sei mir und der Crew dankbar, weil wir ihr Leben glücklicher machten, obwohl sie niemals die Chance haben würde, die Dinge zu nutzen, die sie lernte. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie sich geirrt hatte."

„Also hat sie jemand anderen gefunden. Was ist mit ihm passiert? Hat er etwas über sie erfahren und sie verlassen?"

„Nein, es ist viel seltsamer als das. Für eine Weile hatte ich einen jungen Mann, Willy, in der Crew. Er hatte keine Erfahrung, aber er war stark und konnte die Arbeit von zwei Männern erledigen. Er sah gut aus und immer wenn wir eine Stadt verließen, fragte mindestens ein Mädchen nach ihm."

„Er ist weder Frauen nachgelaufen noch zu Huren gegangen. Wenn er nicht arbeitete, trank er zuerst Kaffee und grübelte entweder auf dem Lastkahn oder in einem Kaffeehaus."

„Als ich ihn anstellte, erzählte ich ihm, was jede Nacht passiert. Trotzdem konnte ich feststellen, dass er schockiert war, als er zum ersten Mal Zeuge bei der Hochzeit war. Zuerst nahm er nicht teil und sprach nie mit Senta. Aber als die Jungs ihn kennen lernten und ihn mochten, drängten sie ihn, einmal zu heiraten, nur um zu sehen, wie es war."