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Der Frachtkahn der Hoffnungslosen

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„Er stimmte schließlich zu und am nächsten Tag war er ein veränderter Mann. Danach war er wie alle anderen an der Reihe. Nachdem er ungefähr ein halbes Jahr bei uns war, bat er mich um ein paar Wochen Urlaub, um seine Familie zu besuchen. Er musste warten, bis wir ein Zeitfenster zwischen den Ladungen hatten, war aber geduldig. Ich war mir nicht sicher, ob er zurückkommen würde, denn es schien, als wäre er über alle Probleme hinweg, die ihn zu mir gebracht hatten. Aber zwei Wochen später tauchte er wieder auf."

„Drei Tage nach seiner Rückkehr dockten wir in Aussig an, und die Männer hatten einen freien Tag. Ich machte mich gerade bereit, in die Stadt zu fahren, als ich ein hübsches Mädchen vor dem Kahn auf- und abgehen sah."

„Bevor ich ebenfalls verschwinden wollte, begann ich meinen Kopf zu waschen. Ein paar Minuten später hörte ich Schreie. Ich eilte hinaus und sah mich um."

„Die Schreie kamen von der Kombüse. Das süße junge Ding rollte mit Senta auf dem Boden herum. Eine ihrer Hände zog an Sentas Haaren und die andere versuchte Sentas Gesicht zu zerkratzen. Es waren Sentas Schreie."

„Da habe ich die Frau von Senta heruntergezogen. Die war nicht so groß, aber sie hatte viel Energie und versuchte, sich von mir zu lösen, bis ich ihr eine kräftige Ohrfeige versetzte. Das brachte sie runter und beruhigte sie ein bisschen."

„Ich hielt sie auf meinem Schoß und legte meine Arme fest um sie. Senta stand auf und kam auf uns zu. Sie fragte die Frau, warum sie von ihr angegriffen wurde."

„Die Frau fing an, sie eine Hure, Schlampe, Fotze und viele andere Namen zu schimpfen, bis ich sie ein wenig drückte wodurch sie außer Atem kam."

„Senta hat sie gefragt, ob ihr Name Konstanze ist. Das brachte das Mädchen wieder zur Weißglut, bis ich sie stoppte."

„Senta gab mir zu verstehen, dass ich sie freilassen könne, sie müsse mit Konstanze in ihrer Kabine sprechen. Das lehnte ich natürlich sofort ab. Senta brachte ihr Gesicht ganz nahe an das Mädchen und sagte, wenn sie Willy wollte, müsste sie sich bei mir für den Ärger entschuldigen, den sie mir bereitet hatte und dann müsste sie in ihre Kabine kommen und ihr zuhören."

„Das Mädchen starrte sie an und sagte kein Wort. Senta fügte hinzu, wenn sie nicht einverstanden wäre, würde sie an Land gebracht und würde Willy nie wieder sehen."

„Das Mädchen fing an zu weinen, gab schließlich nach und beteuerte mir ihr Bedauern. Senta ließ das Mädchen bei Gott und allem was ihr heilig war schwören, dass sie für eine Stunde lang in ihre Kabine kommen würde. Sie waren zwei Stunden dort und als das Mädchen ging, umarmte sie Senta."

„Senta hat mir nie erzählt, was sie mit dem Mädchen gemacht hat. Sie rief Willy in dieser Nacht aus der Reihe. Am nächsten Morgen gab er mir seine Kündigung unter Einhaltung der Kündigungsfrist."

„Drei Jahre später habe ich herausgefunden, was damals in Aussig passierte, weil Willy, Konstanze und ihr Baby an unserem Kahn aufgetaucht waren. Die Crew und Senta spielten mit dem Baby, während ich mit dem Paar plauderte."

„Es stellte sich heraus, dass Willy an Bord kam, weil Konstanzes Vater ihr nicht erlaubte, ihn zu heiraten. Er drohte sogar, es an Willys Familie auszulassen, wenn er sich widersetzte. Willys Leute bekundeten ihm, es sei ihnen egal, wie reich ihr Vater sei oder was er ihnen antun könne. Aber Konstanze ging weg und nach einem Monat ohne ein Wort von ihr rannte Willy davon."

„Als er nach Hause kehrte, um seine Eltern zu besuchen, fand Konstanze heraus, dass er in der Stadt war und kam zu ihm nach Hause. Sie erzählte ihm, dass sie von ihrer Familie entführt und ständig überwacht worden war, sodass sie keinen Weg fand, ihm zu schreiben. Als sie zurückkam, war er verschwunden. Jetzt, nach seiner Rückkehr, war sie bereit, sofort mit ihm wegzulaufen und musste auch nicht für irgendetwas bei ihrem Haus anhalten."

„Er sagte ihr, dass es ihm leid tue, weil er jemand anderen gefunden habe. Sie war geschockt und fragte ihn, wie er sie so schnell hätte vergessen können. Er erklärte geduldig, dass er die Frau seiner Träume getroffen hatte und wenn er zum Lastkahn zurückkehrte, würde er ihr einen Antrag machen."

„Konstanze hat ihn dazu gebracht, ihr alles zu erzählen. Sie konnte nicht glauben, dass er ihr eine Hure vorzog und verlor die Beherrschung. Nachdem sie ihn angeschrieen hatte, rannte sie zurück zu ihren Eltern."

„Ein paar Tage später entschied sie, dass sie nicht kampflos aufgeben würde. Sie wartete, bis er ging und konnte von seinen Eltern erfahren, wo er arbeitete."

„Sie erzählte mir, dass sie in Sentas Kabine einen ausführlichen Vortrag über Willys sexuelle und Essgewohnheiten erhielt und wie man sich um einen Ehemann kümmert ... sexuell, emotional und auch kulinarisch. Senta ermunterte Konstanze sich darum zu bemühen, Willy so gut es ihr möglich war und aus vollstem Herzen zu beglücken. Im Gegenzug würde er sie zur glücklichsten Frau der Welt machen. Sie selbst habe das zu spät gelernt."

„Willy erklärte mir, als sie ihn in dieser Nacht in ihre Kabine zog, ließ Senta ihn hinsetzen und sagte, es würde keinen Sex für ihn geben. Dann unterrichtete sie ihn darin, wie man einer Frau gefällt."

„Sie teilte ihm mit, wenn er Konstanze gehen lassen würde, dann würde er es für den Rest seines Lebens bereuen. Abschließend bekundete sie, dass er unabhängig davon, ob er zu Konstanze ging oder nicht, nichts mehr von ihr bekommen würde. Dumme Männer mochte sie keine, egal wie gut sie aussehen."

„Also, Sie sagen mir, dass Senta das gelernte so verwendet hat. Und es gab keinen anderen Mann?"

„Nur einen. Jesus."

„Das ist gut. Sie ist jetzt religiös. Geht sie in die Kirche?"

„Wenn wir an einem Sonntag angedockt sind, geht sie zu jeder Kirche, in die sie gelangen kann, aber sie ist nicht darauf angewiesen. Sie ist eine Heilige."

„Natürlich, weil sie jeden Abend einen von Ihnen heiratet und Sie die Flitterwochen genießen."

„Das ist nicht der Grund. Wenn Sie sie später sehen, werden Sie verstehen. Als sie an Bord kam, war sie das reine Chaos. Ich habe keine genaue Untersuchung durchgeführt, aber sie war pummelig und aufgebläht. Sie sah fleckig aus ... wie Alkoholiker halt aussehen. Zur Hölle, wie ich früher ausgesehen habe."

„Je glücklicher sie uns gemacht hat, desto glücklicher wurde sie und umso besser sah sie aus. Sie war nie hässlich, nur gewöhnlich und umso schlimmer. Jetzt sieht sie aus wie ein Model. Und ihr Körper ist Dynamit. Sie bedeckt es mit einfachen Kleidern, aber sie sieht zwanzig Jahre jünger aus als früher. Ich vermute, sie ist ungefähr achtundzwanzig."

„Dreiunddreißig."

„Sie machen Witze! Wie auch immer, Sie werden etwas anderes an ihr bemerken. Zuerst dachte ich, nur die Crew und ich könnten es sehen, aber andere Leute, die sie noch nie getroffen haben, fragen mich danach. Es ist, als würde Güte von ihr ausstrahlen. Wenn Sie nur wenige Meter von ihr entfernt sind, können Sie nicht anders, als sich gut zu fühlen. Und wenn man von ihr angelächelt wird, ist man so glücklich, dass man es kaum ertragen kann."

„Wie wurde sie religiös?"

„Niemand wusste, dass Johann Pfarrer war, bis er eines Nachts auf die Knie ging und betete, bevor er Sentas Zimmer verließ. Sie fragte, was er tue, aber er eilte hinaus."

„Sie hat ihn am nächsten Tag etwas in die Enge getrieben. Nicht lange danach gingen sie in ihr Zimmer, um die Bibel zu studieren, wenn es eine Pause gab, während der Rest von uns Karten spielte. Wir alle wurden ein wenig eifersüchtig auf seine zusätzliche Zeit mit ihr und verlangten, beteiligt zu werden."

„Seither gibt es kein Poker mehr für uns. Wir sitzen am Tisch, lesen Martin Luthers Bibel und streiten darüber, was jeder Satz bedeutet. Senta ist die Klügste und wenn wir die offiziellen Antworten nachschlagen, hat sie normalerweise Recht."

„Manchmal denke ich, mein Lastkahn ist ein Nussschale. Wie sonst könnte ich erklären, wie wir unsere Freizeit verbringen?"

„Sie hat uns sogar wohltätig gemacht. Es begann mit dem Lesen eines Verses über Huren. Georg kündigte an, dass er ab sofort nicht mehr ins Freudenhaus gehen werde. Alle außer Mecki stimmten zu, dass sie seit Monaten nicht mehr in einem gewesen waren. Mecki versicherte, dass er zu seinem letzten gegangen war."

„Senta gratulierte uns allen und fragte, ob jeder von uns sie wissen lassen würde, wenn wir sechs Monate durchhalten konnten. Es war einfach. Nachdem wir alle sechs Monate hinter uns hatten, bat sie jeden von uns, sich von einem Arzt auf Geschlechtskrankheiten untersuchen zu lassen und ihr die Ergebnisse zu bringen."

„Wir haben einen Besuch in der Klinik für alle geplant und ihr stolz die Berichte beim Abendessen gegeben. Ein paar Wochen später, nach der nächtlichen Hochzeit, sagte sie, sie hätte ein Hochzeitsgeschenk für Goddard und gab Boris eine leere Tablettenpackung."

„Er erzählte uns am nächsten Morgen, dass sie seit einem Monat die Pille nahm und erlaubte ihm, dass er nichts tragen musste, bis er das Bedürfnis hatte, jemanden anderen zu sehen. Keiner von uns hat seitdem das Schutztütchen verwendet. Wer braucht noch jemanden, wenn man Senta haben kann?"

„Was hat das alles mit Wohltätigkeit zu tun?"

„Eines Abends beim Abendessen fragte Senta, ob wir Frauen in der Stadt kannten, in der wir am nächsten Tag anlegen würden. Mackie war der einzige, der es zugab. Sie fragte, wann er sie das letzte Mal gesehen habe, und er erwiderte, es seien mehr als neun Monate vergangen."

„Sie überlegte, die Frau hätte wahrscheinlich ein hartes Leben und rechnete mit Meckis zwanziger, wenn er in der Stadt war. Es war nicht fair, dass sie ohne eigenes Verschulden ihr Einkommen verlor."

„Am nächsten Tag mussten wir alle unsere Freundinnen besuchen, so wie wir es früher getan haben. Aber anstatt ihnen einen Zwanziger für eine Stunde zu geben, gaben wir ihnen zehn, segneten sie und verabschiedeten uns."

„Das machen wir jetzt in jeder Stadt, in der einer der Männer eine Frau kennt. Es ist so regelmäßig wie das Einkaufen für Lebensmittel. Und jetzt kennt sie die Mädels auch alle."

„Tut sie das?"

„Das fing an, als eine der Frauen Boris nach dem Zehner ohne Gegenleistung fragte. Die Dame bestand darauf, Senta zu treffen, und es machte Senta nichts aus. Seither kommt die Dame zu uns in die Kirche, wenn wir an einem Sonntag dort sind. Sie bringt auch ihre Freunde dazu zu kommen. Jetzt nennen sie sich die Frauengruppe und trinken nach der Kirche Tee. Manchmal schließt sich ihnen der Pfarrer an. Das gleiche ist in vier anderen Städten passiert."

„Beim Tee reden sie nie über ihr Leben, nur über die Heilige Schrift. Aber manchmal konsultieren sie Senta privat. Eine von ihnen sagte mir, dass sie bereits wissen, was sie sagen wird, weil sie ihnen immer dasselbe sagt. Es ist egal, was sie tun, sie müssen es mit Liebe tun, auch wenn die Liebe nicht zurückgegeben wird.

„Eine von ihnen wollte den Beruf verlassen, und Senta bat den Pfarrer, der Frau beizustehen. Unser aller Lieblingsgeschichte ist die von Maysoon. Sie kam mit den anderen Frauen nicht klar und machte sich über sie lustig, weil sie in die Kirche gingen. Die wunderschöne Paki hatte keine Stammgäste, weil sie jeden Mann verscheuchte, den sie jemals getroffen hatte. Aufgrund ihres Äußeren und ihrer Herkunft hat sie immer Fremde angezogen. Nachdem Maysoon von Senta gehört hatte, wollte sie diese kennen lernen."

„Weil Senta nicht versuchte, sie zu beschämen oder nieder zu reden, sammelte Maysoons ihren Mut zusammen und berichtete ihre Lebens- und Leidensgeschichte. Als Teenager war sie missbraucht worden, und hasste deshalb alle Männer. Sie verachtete sogar den einzigen Stammgast den sie hatte, welcher ein junger Witwer mit zwei kleinen Kindern war."

„Einmal hatte sie ihn gefragt, warum er immer wieder zu ihr kam, obwohl sie ihn mit solcher Verachtung behandelte. Er sagte ihr, er habe ihre Demütigungen verdient, weil er sie einmal im Monat benutzt habe, um sich um seine Bedürfnisse zu kümmern, anstatt mit seinen Kindern zusammen zu sein."

„Senta sagte ihr, dass sie trotz alldem, was Männer ihr angetan hatten und was sie von ihr wollten, glücklicher wäre, wenn sie jedem Kunden so viel Liebe wie möglich schenken würde."

„Als Maysoon den Witwer zum ersten Mal liebevoll behandelte, war er verwirrt. Beim zweiten Mal fragte er, warum sie sich so verhalte. Sie nahm ihn mit, um Senta bei einem der Tees zu treffen, und Senta bat ihn, mit Maysoon zur Sirene zu kommen. Mit jedem von ihnen verbrachte sie eine Stunde allein."

„Mittlerweile sind die Beiden verheiratet und jedes Mal, wenn wir in dieser Stadt sind, verbringt Senta den ganzen Tag mit deren Kindern. Maysoon sagte, Senta habe ihr mitgeteilt zu hoffen, dass es ihr nichts ausmacht, wenn sie so vernarrt in ihre Kinder sei, denn das wäre fast so, als würde sie eigene Kinder haben."

„Das ist eine Geschichte. Gibt es noch etwas, was Sie mir nicht erzählt haben?"

„Nein. Oh ja! Morgen singt sie."

„Also ist sie jetzt eine Sängerin? Hat sie eine gute Stimme?"

„Nein. Hatte sie jemals eine?"

„Nein. Erzählen Sie mir von ihrem Gesang."

„Erinnern Sie sich, als ich sagte, dass eine Nacht anders ist?"

„Nein, haben Sie mir das gesagt? Also singt sie in dieser Nacht statt - "

„Sie macht das nur an einer Nacht im Jahr. Das ist Morgen. Morgen ist der 28. April und das ist die Nacht, in der sie singt, aber es macht keinen Spaß, ihr zuzuhören."

„Wegen ihrer Stimme?"

„Nein, weil sie dabei enorme Schmerzen zeigt. Sonst trinkt sie nie, außer am 28. April. Nach dem Frühstück verbringt sie den ganzen Tag mit Trinken. Wir müssen dann unser Abendessen selbst machen."

„Irgendwann am Abend sagt sie immer": „Ich werde jetzt mein Lied singen, weil es unser Jubiläum ist." „Dann fängt sie an."

Der Fremde rutschte auf seinem Stuhl herum, als Kapitän Daaland mit seiner rauen Stimme leise zu singen begann:

Ich werde dich lieben

Werd' dich lieben bis zum Tod

Werd' dich lieben bis ans Ende der Welt

Die Menschen werden sich lieben

Vergessen und lieben

Doch ich werde dich lieben bis zum Tod

Er hörte auf zu singen und sagte: „Ich kannte die Melodie. Es wurde von Marlene Dietrich geschrieben und Nena sang es auch. Wir alle haben es gelernt. Jetzt lässt Senta uns mitmachen, beginnend mit dem zweiten Vers, und dann hören wir auf, wenn sie die letzten beiden Zeilen singt:

Glaube, glaube mir

Glaube, glaube mir

„Danach pustet sie uns Küsse zu und verschwindet in ihrer Kabine."

„Am nächsten Morgen reden wir nicht darüber, weil wir herausgefunden haben, dass sie das runter holt. Und wir singen das Lied nicht, wenn sie da ist. Nur morgen. Nur am 28. April."

Für einen Moment war der Kapitän in Gedanken versunken, während der Fremde eine Weile zur Decke hoch sah. Dann unterbrach der die Träumerei des Kapitäns.

„Danke, Kapitän Daaland. Ich möchte mich noch einmal dafür entschuldigen, dass ich unangekündigt gekommen bin. Sie waren sehr großzügig mit Ihrer Zeit und haben mir mehr gegeben, als ich erwartet hatte. Jetzt habe ich ein paar Dinge, die ich Ihnen sagen möchte, und dann möchte ich Sie um einen Gefallen bitten."

„Schießen sie los!" Verfügte der Kapitän.

***************

„Ich habe heute Abend eine Überraschung für Senta. Sie hat noch nie die lange Version des Eheversprechens von mir gehört."

Senta und Boris standen dem Kapitän gegenüber und sahen beide wie immer nach unten. Senta hob ihr Gesicht und sah den Kapitän fragend an.

„Halte deinen Kopf gesenkt, bis ich fertig bin oder es ist nicht offiziell", ermahnte er sie.

Sie lächelte und sah wieder auf den Boden, als er anfing.

„Wir sind hier zusammengekommen um die feierliche Eheschließung, Kraft des Amtes, das mir vom Seefahrtsamt des Deutschen Staates verliehen wurde, die hier anwesenden Karolina und Goddard in der Ehe zu vereinen. Sie alle sind hier, um die Eheschließung von Karolina und Goddard mitzuerleben und zu bezeugen. Wenn jemand von einem rechtmäßigen Hindernis für diese Ehe wissen sollte, möge er diese jetzt vorbringen oder für immer darüber schweigen."

„Ich werde Sie nacheinander bitten, zu erklären, dass Sie keinen rechtlichen Grund kennen, warum Sie möglicherweise nicht verheiratet sein können. Karolina, sprich mir nach: Ich erkläre feierlich, dass ich kein rechtmäßiges Hindernis kenne, weswegen ich nicht mit Goddard verheiratet sein darf."

Senta wiederholte den Text.

„Goddard, sprich mir nach: Ich erkläre feierlich, dass ich kein rechtmäßiges Hindernis kenne, weswegen ich nicht mit Senta verheiratet sein darf."

Während Boris sprach, öffnete sich leise die Tür im hinteren Teil des Raumes. Der Fremde, der den Nachmittag in der Kapitänskajüte verbracht hatte, trat ein. Die anderen, welche vom Kapitän über ihn informiert worden waren, drehten sich um, um ihn zu begutachten. Der Kapitän bemerkte, dass er sich den Bart rasiert hatte.

„Sprich mir nach: Ich, Karolina, fordere die anwesenden Personen auf zu bezeugen, dass ich dich, Goddard, als meinen rechtmäßig verheirateten Ehemann annehme."

Senta war fertig und Boris begann seinen Teil dem Kapitän nach zu sprechen. Dabei trat er zur Seite und der Fremde begab sich an seine Stelle.

Kurz bevor Boris fertig war, eilte der Kapitän mit dem Text ans Ende.

„Es ist mir eine Freude, euch mitzuteilen, dass Ihr jetzt Ehemann und Ehefrau seid. Sie dürfen die Braut jetzt küssen."

Senta hob den Kopf und sah den Kapitän an, als sie starke Arme spürte, die sie umschlossen. Mit einem beginnenden Protest sah zu dem Fremden auf, der sie hielt und seinen Kopf näher an ihren heranführte. Da schrie sie kurz auf und fiel in dann in Ohnmacht.

Ein paar Minuten später kam sie zu sich und blinzelte ein Dutzend Mal, während der Fremde sanft ein feuchtes Taschentuch über ihre Stirn wischte.

„Geht es dir gut?" Fragte er.

„Ja." Drang es zaghaft durch ihre Lippen.

Sie war kaum in der Lage zu Flüstern.

Er beugte sich vor, legte seine Arme unter sie und hob sie hoch, bis ihre Beine sie wieder trugen. Dann, mit einem Ruck, hob er sie hoch und sie, um nicht zu fallen, umschlang mit ihren Armen seinen Nacken. Er drehte sich zur Seite, um sie durch die schmale Tür zu bringen, als ein wahrer Schauer von Konfetti auf sie herunter regnete. Die Männer jubelten herzlich. Als er es geschafft hatte, sie in ihre Kabine zu bringen und sie auf das Bett zu legen, ließ er sich auf ihren Stuhl nieder.

Starr blickte sie ihm ins Gesicht und begann leise zu weinen.

„Es tut mir leid", versuchte er sie zu beruhigen. „Ich habe dich dazu gebracht, mich wieder zu heiraten. Du kannst die Hochzeit morgen annullieren lassen, wenn Du möchtest. Niemand außer dem Kapitän und seiner Besatzung weiß etwas davon."

Ihr Versuch etwas zu sagen mündete aber nur in leisem Gemurmel. Das einzig vernehmbare war „Flitterwochen".

„Heute Abend wird es keine Flitterwochen geben", bekundete er. „Ich bleibe nur lange genug, um sicherzustellen, dass es dir gut geht. Dann gehe ich zurück zum Gasthaus. Aber ich werde zum Frühstück hier sein."

Das Leben kam in ihre Augen zurück und sie setzte sich auf. Ihre Stimme hatte sich vollständig erholt und sie sprach.

„Du gehst nirgendwo hin, Goddard. Ich werde die Flitterwochen um eine Nacht verschieben, damit Du dich nicht entkleiden musst. Aber ich werde heute Nacht in deinen Armen schlafen, und ich werde die Crew abwechselnd vor meiner Tür Wache halten lassen, um dich davon abzuhalten, zu entkommen."

Sie sprachen ein paar Stunden, bevor sie zusammen einschliefen, aber es ging nicht um Vergangenheit oder Gegenwart, sondern nur um die Zukunft.

Die Nacht war still, nur das leise Knarren alter Hölzer, als der Lastkahn sanft am Liegeplatz schaukelte. Das Mondlicht schimmerte auf den Decks und sammelte sich, um langsam durch das Bullauge der Kabine zu sickern. Langsam kroch es über den Boden, flüssiges Silber und Gold, bis es die schlummernden Gestalten auf dem Bett berührte. Goddard spürte, wie eine leichte Liebkosung seine Wange streifte und sich in unruhige Erregung wandelte. Seine Augen öffneten sich, um zu sehen, dass sich das Mondfeuer in Karolinas Haar gewunden hatte und einen weichen Heiligenschein bildete. Er seufzte und schlief wieder ein.